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PHZH EUROPAALLEE - Standortevaluation / Standortentwicklung

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PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE ZÜRICH<br />

<strong>Standortevaluation</strong> I <strong>Standortentwicklung</strong><br />

sozioökonomische auswirkungen<br />

4<br />

In diesem Kapitel sollen verschiedenen in Interviews,<br />

Zeitungsartikel und im politischen Prozess diskutierten<br />

[möglichen] Auswirkungen der Planung «Europaallle»<br />

betrachtet werden. Die folgenden Zitate wurden entweder<br />

im Rahmen unserer kurzen Strassenbefragung<br />

im Dezember 2013 erfasst oder wurden auf der Homepage<br />

des Tages-Anzeigers der Leserkommentarseite<br />

entnommen. Nicht zuletzt sollen auch Autoren von<br />

verschiedenen Tageszeitungen zu Wort kommen.<br />

4.1 Verdrängungsprozess<br />

Befragt man Frau Blatter vom Amt für Städtebau der<br />

Stadt Zürich zu Auswirkungen des Europaallee Projektes<br />

auf das Umfeld meint sie dass ein Projekt dieser<br />

Dimension immer positive und negative Seiten habe.<br />

Im Moment befänden sich viele der Gebäude an der<br />

Lagerstrasse in einer Art Abwärtspirale, was auch die<br />

Stadt wieder vor Probleme wie hohe Kriminalität, grossen<br />

Anteil an Sozialfällen, Strassenprostitution usw.<br />

stellt. Darum sei es für die Stadt auch erforderlich,<br />

dass die Europaallee einen positiven Impuls gibt, der<br />

Veränderungen mit sich bringt. Dies wird sicherlich<br />

zur Folge haben, dass es zukünftig weniger günstigen<br />

Wohnraum gibt, da Investoren auf die Gebäude an der<br />

Lagerstrasse aufmerksam werden.<br />

Die Angst vor Verdrängung durch den eben erwähnten<br />

Impuls sind im Quartier vorhanden. Dies belegt folgender<br />

Auszug aus der Sonderbeilage «Europaallee»<br />

des Tagesanzeigers: «Das Grundgefühl, dass die Entstehung<br />

der Europaallee bei den meisten Anwohnern<br />

hervorruft, ist derzeit ein mulmiges, ungutes. Sie alle,<br />

die hier seit 30 Jahren wohnen, seit 10 Jahren in einem<br />

Keller-Studio Tanzunterricht geben oder in einem<br />

Estrich-Atelier Bilder malen, seit 20 Jahren einen Spunten<br />

oder einen Plattenladen betreiben, sie alle, die mit<br />

einer Gemütslage zwischen gesundem Fatalismus und<br />

ungesunder Hoffnung die bisherigen Veränderungen<br />

er- und mitgetragen haben (auch wenn es seinen Preis<br />

hatte, pekuniär wie emotional), fühlen sich eingeschüchtert<br />

– und bisweilen auch einfach «hässig!». [1]<br />

Es sind die existenziellen Fragen, welche die Leute bewegen.<br />

Die Angst vor der Veränderung, der Anpassung<br />

der eigenen Person, des Umzugs in ein anderes,<br />

für sie wirtschaftlich attraktiveres Viertel in der Stadt.<br />

Bis jetzt schien der Widerstand der Bevölkerung nicht<br />

gross zu sein, dies liegt vielleicht auch daran dass, wie<br />

Vesna Tomse, Soziologin mit Spezialgebiet Gentrifizierung<br />

sagt: «Zürich ist eine calvinistische Stadt. Wer hier<br />

verdrängt wird, sieht es als das eigene Verschulden an,<br />

die Mieten nicht bezahlen zu können, wie dies die neu<br />

eingewanderte Global Class mit Leichtigkeit tut». [2]<br />

Abb. 16ff: Leserkommentare zum Artikel «Zürich gehört uns allen!»<br />

im Tages-Anzeiger vom 28. Oktober 2013<br />

1 Europaallee - Eine Sonderbeilage des Tages-Anzeigers<br />

2 «Die Leere glitzert golden»; Süddeutsche Zeitung<br />

31

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