PHZH EUROPAALLEE - Standortevaluation / Standortentwicklung
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INTERVIEW STADT ZÜRICH<br />
Interview mit Mireille Blatter | 21. November 2013<br />
Amt für Städtebau Stadt Zürich | Gebietsmanagerin Europaallee<br />
THEMA STANDORTWAHL/KONZENTRATIONSPROZESS<br />
1] Wie ist der Prozess, dass man die PH konzentrieren will, aus<br />
Sicht der Stadt abgelaufen? Inwiefern hat eine Koordination mit<br />
dem Kanton stattgefunden?<br />
Die Stadt hatte keinen Einfluss gehabt darüber. Das waren strategische<br />
Überlegungen vom Kanton, wo oder wie sie ihre Schulstandorte<br />
konzentrieren oder zusammenführen. Aber es gibt natürlich<br />
auch Austausch zwischen Stadt und Kanton. Und wenn an so einer<br />
zentralen Lage ein solches Quartier entwickelt wird, dann wird der<br />
Kanton oder andere auch aufmerksam darauf. Und weil es einen<br />
Austausch gibt zwischen Kanton und Stadt zu strategischen Fragen<br />
kommen diese Sachen zur Sprache und man nimmt es auf und verfolgt<br />
es auf dieser Ebene, ob es Möglichkeiten gibt oder nicht.<br />
Hier muss man sagen, dass es sehr spät erkannt wurde als Möglichkeit<br />
vom Kanton, sonst hätte es vielleicht noch andere Lösungen als<br />
die Miete gegeben. Vielleicht hätte die SBB und der Kanton noch<br />
eine andere Lösungen angestrebt.<br />
Also sprechen sie da denn den Kauf eines Teils des Grundstücks<br />
an?<br />
Ja genau. Denn das kam Ganze kam zu einem Zeitpunkt, als für<br />
die SBB nur die Miete für sie infrage gekommen ist. Für uns war es<br />
wichtig, das Gebiet so zu entwickeln, weil es ja auch ein Standort ist<br />
an der Lagerstrasse von anderen Schulen, dass man hier Synergien<br />
sieht und man möchte eine Durchmischung, die nicht nur kommerziell<br />
oder Dienstleistung beinhaltet, sondern auch noch Bildung. Das<br />
konnten wir uns immer schon so vorstellen, auch schon im Gestaltungsplan.<br />
(Der Gestaltungsplan regelt die Nutzungsplanung.)<br />
THEMA ENTWICKLUNG STANDORT <strong>EUROPAALLEE</strong><br />
2] Wann ist der erste Kontakt mit der SBB über Entwicklung des<br />
Standorts Europaallee entstanden?<br />
Zwischen Stadt und der SBB hat der eigentliche Prozess für die Europaallee,<br />
oder am Anfang Stadtraum HB genannt, so im Jahre 2000<br />
angefangen. Aber das ist mit der Beerdigung mit Eurogate und HB<br />
Südwest verbunden. Nach langem Planen und Widerstand hat man<br />
dann schliesslich den GP bewilligt, aber das hat sich überschnitten<br />
mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Büroflächen waren nicht mehr<br />
gefragt, d.h. die ganze Gleisüberdeckung wäre eine extreme und<br />
teure Investition gewesen. Man hat dann dieses Projekt beerdigt und<br />
das war die Chance für diesen Neuanfang der Zusammenarbeit. SBB<br />
hat nun nicht mehr für sich entwickelt, sondern mit der Stadt.<br />
Und das war vorher weniger der Fall?<br />
Vorher waren es meines Wissens mehr Planungsgeschichten, die die<br />
SBB betrieben hat. Wobei sie hatten sicher für so grosse Areale auch<br />
die Stadt einbezogen. Aber diese kooperative Planung hat mit dem<br />
Projekt Stadtraum HB im Jahr 2000 gestartet. Dazu weiss eventuell<br />
Herr Steiger noch mehr. Auch der Vergleich zum vorherigen Vorgehen/Projekt.<br />
3] Gab es ein Interesse seitens der Stadt das Areal selber zu mieten<br />
und dort eine städtische Nutzung (z.B. Kongresshaus, Verwaltung<br />
o.ä.) anzusiedeln?<br />
Dazu bin auch ein bisschen überfragt. Ich denke zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht, sonst hätte man es in die Testplanung miteingebracht. Die<br />
Testplanung ist angelaufen, ohne dass die Stadt so ein Bedürfnis<br />
angemeldet hat. Als dann aber die Testplanung oder auch der Gestaltungsplan<br />
in Bearbeitung waren, 2005-2006, hatte man auch<br />
Standorte für das Kongresshaus geprüft. Wobei man hatte den Plan,<br />
das alte Kongresshaus abzureissen und hatte einen Wettbewerb<br />
gestartet. Also die Koordination... Die Bedürfnisse der Stadt waren<br />
schlecht synchronisiert. Nicht bewusst, sondern sie waren zu spät<br />
zur Sprache gekommen.<br />
4] Nochmals zurück zur PH hier an der Europaallee: Wurde der<br />
Stadt mitgeteilt, der Kanton plane jetzt hier die PH zu konzentrieren<br />
oder wie ist das abgelaufen?<br />
Also wir haben mit dem Kanton einen engen Austausch. Auch z.b.<br />
mit dem Masterplan Hochschulgebiet ist man mit dem Kanton in<br />
Zusammenarbeit. Insofern hat man sicher in den entsprechenden<br />
Gremien einen Austausch gegeben. Aber z.b. der Standort Verwaltungszentrum<br />
für die Stadt war zu diesem Zeitpunkt kein Thema.<br />
Später wäre das ein Thema gewesen, aber dann war das Ganze von<br />
der SBB schon zu fest aufgegleist.<br />
Also die Stadt selber hatte keine Perspektive für das Areal als es<br />
zur Diskussion stand?<br />
Die Stadt hatte damals kein eigenes Bedürfnis, dass dermassen<br />
standortgebunden war und sie politisch legitimieren konnten wir<br />
zahlen einen Preis, der es wert ist. Wir können ja nicht irgendwelche<br />
soziale Räume an dieser Lage..(?)<br />
Also der Kanton hat der Stadt nichts weggeschnappt?<br />
Nein. Das mit dem Kongresshaus wäre eine Idee gewesen, welche<br />
aber zu spät kam.<br />
5] Ist die Europaallee der richtige Standort für die PH?<br />
Ja, meiner Meinung nach ist es der richtige Standort. Vor allem die<br />
verkehrliche Anbindung. Der ganze Kanton ist Einzugsgebiet für<br />
diese Studenten. Es ist sinnvoll heutzutage, dass sie mit dem ÖV<br />
anreisen können.<br />
6] Ist die PH richtige Nutzung für den Standort?<br />
Es macht Sinn in der Nähe der Bahnhofsstrasse junge Leute und Studenten<br />
reinzubringen, die eine andere Belebung in diesem Raum<br />
bringen.<br />
THEMA STEUERUNG DER ENTWICKLUNG<br />
7] Wie hat die Stadt ihre Anliegen bezüglich städtebaulichen Aspekten<br />
[öffentliche Freiräume/Plätze, Achsen, Öffentlichkeit/<br />
Halböffentlichkeit] eingebracht und umgesetzt?<br />
Wir haben das in der kooperativen Testplanung von Anfang an miteingebracht,<br />
indem man das Pflichtenheft mit gewissen Eckwerte<br />
und Rahmenbedingungen (Nutzung, Freiraum, Etappierung, Erschliessung)<br />
für diese Testplanung geschrieben hat. Und nachher<br />
mit der SBB zusammen partnerschaftlich und gleichberechtigt das<br />
beurteilt hat und noch Experten beigezogen. Insofern hat man die<br />
Anliegen der Stadt eingebracht und versucht mit diesen drei Teams<br />
auf zielführende Lösung hinzuarbeiten. Also einen übergeordneten<br />
Masterplan zu erarbeiten.<br />
Also die Stadt ist nicht zur SBB gekommen und hat gesagt wir<br />
wünschten uns gewisse Nutzungen?<br />
Nein, wir haben uns mehr übergeordnete Überlegungen gemacht:<br />
Was macht die Stadt lebendig? Was braucht die Stadt an diesem<br />
Ort? Das hat sich mehr niedergeschlagen im Nutzungsmix, den wir<br />
von Anfang an eingebracht haben. Da ist man gestartet mit relativ<br />
wenig Wohnnutzung, weil man das Gefühl hatte es ist ein Raum,<br />
der nahe am Gleisfeld ist, wo marktwirtschaftlich relativ teures Land<br />
ist, man hatte ein Wohnanteil ab der Kanonengasse von 20%. Erst<br />
als es auch politische Diskussionen mit dem Gemeinderat gab, wurde<br />
dieser Anteil auf 40% erhöht. Und man sieht, Wohnen an diesem<br />
Ort ist natürlich sehr gehobenes Wohnen. Das ist vielleicht ein<br />
Vorwurf heute: Ich denke, wenn man diese Planung heute machen<br />
würde, würde man mehr Druck machen bezüglich gemeinnütziger<br />
Wohnungsbau wie bei der Zollstrasse.