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Starke Leistungen & leistbare Stärken

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VOLKSKULTUR. LEBEN MIT TRADITION 17<br />

tragen“ ist in …<br />

gut - sommerfrischelnde Oberschicht<br />

aus der Stadt, die ab den 1870er Jahren<br />

die beschürzten Arbeitsgewänder<br />

ihrer Dienstmädchen zur eigenen<br />

ländlichen Freizeitbekleidung uminterpretierte<br />

und sich auf diesem<br />

Wege - zumindest für ein paar kurze<br />

Sommerwochen - selbst von Korsett<br />

und Fischbein befreite.<br />

Aus den einfachen Gewandformen<br />

entwickelten sich im 18. Jahrhundert<br />

landschaftlich gebundene<br />

Bauerntrachten. In der Zeit des<br />

Nationalsozialismus wurde die<br />

Tracht ideologisiert, um die nationalsozialis<br />

tische Gesinnung zu<br />

bekräftigen, und es war für die<br />

von der NS-Propaganda ausgegrenzten<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

verboten, Trachten zu tragen.<br />

Froh darüber, dass diese Zeiten<br />

vorbei sind, sind Trachten heute<br />

Ausdruck der Wertschätzung von<br />

Tradition und natürlichem Lebensstil,<br />

ein Zeichen schöpferischen<br />

Tuns, das edle Naturstoffe oft in<br />

sorgfältiger Handarbeit zu etwas<br />

Besonderem macht. Und wie die<br />

Landschaft die Menschen prägt,<br />

so gibt sie auch Auskunft über<br />

Lebens- und Eigenart in der Kleidung.<br />

Der Jugend muss man die<br />

Freiheit lassen zu entdecken, sich<br />

einen Gusto auf Dirndl und Co zu<br />

holen. Ob betont modisch oder<br />

traditionell echt, in jedem Fall ist<br />

die Tracht ein Dokument für die<br />

eigene Verbundenheit zur Heimat.<br />

DAS GUTE, ALTE SONNTAGS-G`WAND<br />

Was war ich stolz auf meine weiße<br />

„Sonntags-Strumpfhose“, aus einem<br />

schweißtreibenden Polyestergemisch,<br />

gemeinsam getragen mit einem dunkelblauen<br />

Faltenrock: Mein Sonntagsgewand<br />

der 60-iger Jahre. Vorsicht<br />

war angesagt, damit sie ja keinen<br />

schwarzen Fleck oder noch<br />

schlimmer, ein Loch im Knie davontrug,<br />

wenn ich ungeschickt stolperte.<br />

Für meinen Sonntagsstaat tauschte<br />

ich gerne meine bequemen Hosen.<br />

Vorzeigen, was man hat. Das war die Sonntagsdevise<br />

und galt in erster Linie für die<br />

Bekleidung zum sonntäglichen Kirchgang<br />

und den nachmittäglichen Spaziergang<br />

durch die Grazer Innenstadt. Wer heute<br />

sonntags durch die Fußgängerzone bummelt,<br />

kommt ins Grübeln. Schön war es sicher<br />

nicht, das Kleiderdiktat früher, das dem Herrn<br />

am Sonntag „den guten Anzug“ vorschrieb<br />

und der Dame das kleine Schwarze. Aber<br />

schön ist es auch nicht, wenn anno 2013 die<br />

Freizeitgesellschaft in der ewig gleichen<br />

Funktionskleidung, in Jogginghosen und verwaschenen,<br />

meist bauchfreien, viel zu knappen<br />

T-Shirts daherkommt.<br />

Wo ist er geblieben, der Sonntagsstaat? Seit<br />

der Industrialisierung war es so: Der Bauer<br />

legte seine Arbeitskleidung ab, der Arbeiter<br />

trug „sauberen Kragen“. Jede Gruppe orientiert<br />

sich nach oben, imitiert den Stil der<br />

nächsthöheren. Das ist zwar heute noch so<br />

und hält die Gesellschaft in Schwung. In Kleiderfragen<br />

gerät beim modernen Menschen<br />

alles durcheinander: Durch die 68er-Bewegung<br />

mit ihrer Ablehnung jeder Bürgerlichkeit.<br />

Die Uniformierung der Kleiderstile und<br />

die Bedeutungslosigkeit des Sonntags.<br />

Aber in allen drei Bereichen gibt es Bewegung.<br />

Die Bürgerlichkeit kehrt gerade wieder<br />

zurück. Man wohnt wieder gerne und setzt<br />

auf regionale, bürgerliche Küche. Die Gleichmacherei<br />

der Kleiderfragen – sie hat längst<br />

dazu geführt, dass es andere Unterscheidungsmerkmale<br />

gibt: Autos, das neueste<br />

iPhone, ausgefallene Sportarten.<br />

Und der Sonntag an sich? Der hat es zwar<br />

schwer in einer Zeit, die uns zu einer 24 Stunden,<br />

Non-Stop-Konsumgesellschaft gemacht<br />

hat. Für alle Konsumjunkies ist der Sonntag<br />

damit zum „Horrortag“ motiert. Aber doch<br />

eines bleibt auch ihnen sonntags: die Freiheit<br />

von Nadelstreif, Krawatte und kleinem<br />

Schwarzen. So haben heute viele den umgekehrten<br />

Sonntagsstaat: Jeans und T-Shirt<br />

statt Anzug und Kostüm.<br />

Kleider machen Leute und gut angezogen zu<br />

sein ist wichtig für das persönliche Wohlbefinden.<br />

Kleidung sollte weder eine Uniform<br />

sein, noch eine Kostümierung, sondern die<br />

Persönlichkeit eines Menschen unterstreichen.<br />

Egal in welcher Kleidung auch immer:<br />

Hauptsache wir merken, dass Sonntag ein<br />

anderer Tag ist. Die Seele braucht einen Rhythmus.<br />

Ohne Sonntag gäbe es nur Werktage<br />

und ohne Sonntagsstaat nur Alltagskleider.<br />

Und das wäre doch wirklich schade. Oder?<br />

B E S U C H E N S I E U N S A M M A R K T I N L E B R I N G !<br />

REICH MOBILITÄT & LANDTECHNIK HIGHLIGHT AM SAMSTAG –<br />

JOSEF SIEGL, LANDWIRT AUS RATSCHENDORF:<br />

“Als Landwirt in der dritten Generation<br />

ist der Gady-Markt ein fixer Termin als<br />

neue Informations- und Innovationsquelle<br />

sowie abwechslungsreicher<br />

Freizeitspaß für meine ganze Familie.”

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