gwf Gas/Erdgas Gasbeschaffenheit (Vorschau)
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10/2014<br />
Jahrgang 155<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
ISSN 0016-4909<br />
B 5398<br />
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<strong>Gas</strong>qualitäten im veränderten Energiemarkt<br />
Herausforderungen und Chancen für die häusliche,<br />
gewerbliche und industrielle Anwendung<br />
<strong>Erdgas</strong> hat sich in Deutschland und in Europa in den letzten Jahrzehnten als<br />
vielseitiger, effizienter und umweltschonender Energieträger in Haushalt,<br />
Gewerbe und Industrie etabliert. Doch der <strong>Erdgas</strong>markt befindet sich im Wandel:<br />
traditionelle <strong>Erdgas</strong>quellen versiegen, während neue Quellen, insbesondere<br />
im außereuropäischen Ausland, an Bedeutung gewinnen. Im Rahmen der<br />
deutschen Energiewende spielt zudem die Nutzung regenerativer Quellen<br />
(Biogas oder auch Wasserstoff und Methan mittels „Power-to-<strong>Gas</strong>“) eine<br />
immer größere Rolle, während auf EU-Ebene Handelshemmnisse zunehmend<br />
abgebaut werden. Diese Veränderungen bieten große Chancen für die <strong>Gas</strong>versorgung<br />
und -anwendung.<br />
Hrsg.: Jörg Leicher, Anne Giese, Norbert Burger<br />
1. Auflage 2014<br />
596 Seiten, vierfarbig<br />
165 x 230 mm, Broschur<br />
ISBN: 978-3-8356-7122-5<br />
Preis: € 80,–<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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___Ex.<br />
<strong>Gas</strong>qualitäten im veränderten Energiemarkt<br />
1. Auflage 2014 – ISBN: 978-3-8356-7122-5<br />
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| STANDPUNKT |<br />
Erneuerbare in der Energiewende<br />
Die EEG-Novelle zielt auf eine Begrenzung<br />
der EEG-Umlagehöhe. Das ist ein<br />
Ansatz, der beim Wähler ankommt,<br />
aber leider nur begrenzte Wirkung entfaltet.<br />
Denn bei Haushaltskunden bilden die Umlagekosten,<br />
Steuern und Abgaben rund die Hälfte des<br />
Strompreises ab. So ist die Entlastung von rund 9 €<br />
im Jahr, die ein durchschnittlicher Strom-Haushaltskunde<br />
(3.500 kWh/a) bei einer derzeitigen<br />
EEG-Umlage von 6,24 ct/kWh durch eine prognostizierte<br />
Absenkung auf 6,0 ct/kWh in 2015 erfährt,<br />
zwar spürbar, aber gemessen am Anteil der staatlich<br />
beeinflussten Kosten recht gering.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit<br />
der Bevölkerung einen weiteren deutlichen Anstieg<br />
der EEG-Umlage nicht mehr mitträgt. Dieser<br />
Herausforderung muss sich auch die Biogasbranche<br />
stellen.<br />
Der Korridor für den zukünftigen Ausbau<br />
der erneuerbaren Energien wird schon heute<br />
über die EEG-Novelle klar definiert (und damit<br />
der Bedarf an gesicherter Leistung ermittelbar).<br />
Bei Offshore-Wind sind beispielsweise<br />
bis 2020 rund 6.500 MW geplant. Bei Onshore-<br />
Wind und Photovoltaik ist ein Ausbaukorridor<br />
von bis zu 2.500 MW pro Jahr vorgesehen.<br />
Der Ausbaupfad der Stromerzeugung aus<br />
Biomasse fällt leider deutlich geringer aus: Hier<br />
sind 100 MW el pro Jahr vorgesehen. Würden<br />
dafür ausschließlich Biogas-Einspeiseanlagen<br />
gebaut, entspräche das grob 25 neuen Großanlagen.<br />
Zum Vergleich: Aktuell sind rund 151<br />
Bio-<strong>Erdgas</strong>anlagen mit einer Einspeisekapazität<br />
von etwa 9 TWh und einer Leistung von cirka<br />
1.000 MW an das <strong>Erdgas</strong>netz angeschlossen.<br />
Die Reduzierung der Förderhöhe in einer Größenordnung<br />
von über 40 %, der Wegfall von<br />
Einsatzstoffvergütungsklassen und den <strong>Gas</strong>aufbereitungsboni<br />
führen dazu, dass der Bau<br />
von Biogas-Einspeiseanlagen wirtschaftlich<br />
kaum mehr darstellbar ist.<br />
Das neue EEG soll den verstärkten Einsatz<br />
von Rest- und Abfallstoffen fördern. Die Anreize<br />
für den Bau neuer Anlagen auf Reststoffoder<br />
Abfallbasis erscheinen aber ebenfalls<br />
nicht ausreichend, so dass auch hier nicht mit<br />
einem signifikanten Neubau von Biogas-Einspeiseanlagen<br />
zu rechnen sein wird.<br />
Die Biogasbranche steht also vor großen Herausforderungen.<br />
Aus meiner Sicht am Wichtigsten<br />
ist es, die Nachhaltigkeit der Biogaseinspeisung<br />
zu sichern, herauszustellen und öffentlich<br />
zu verankern. Dabei geht es nicht nur darum,<br />
die Vorteile der Biogas-Erzeugung herauszuheben,<br />
sondern auch um ganz konkrete Verbesserungen<br />
der Umweltfreundlichkeit beim Betrieb<br />
der Anlagen. So kann der aktuell bei rund 60 %<br />
liegende Maisanteil deutlich reduziert und die<br />
Fruchtfolgeplanung optimiert werden durch<br />
den Einsatz von alternativen Energiepflanzen,<br />
wie z. B. der altbekannten „Silphie“.<br />
Beim Vergleich der direkten und indirekten<br />
Kosten der Erneuerbaren für die Erzeugung von<br />
Elektrizität ist Bio-<strong>Erdgas</strong> unter Berücksichtigung<br />
seines Alleinstellungsmerkmals zur Sicherung<br />
der Systemstabilität durchaus konkurrenzfähig<br />
mit den anderen Erneuerbaren. Zudem<br />
bleibt ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung<br />
in der Region erhalten und eine inländische,<br />
strategische Reserve kann Bioerdgas in Zusammenhang<br />
mit der sich reduzierenden eigenen<br />
<strong>Gas</strong>förderung allemal sein. Auch kann die Einspeisung<br />
mit dezentraler Nutzung – im Vergleich<br />
zu reinen Biogasverstromungsanlagen –<br />
mit einer deutlich höheren Effizienz aufwarten.<br />
Die Reform des EEG zeigt, dass die Probleme<br />
bei der Umsetzung der Energiewende erkannt<br />
sind. Nun kommt es darauf an, über diese<br />
Reform hinaus konsequent an besseren Rahmenbedingungen<br />
für den Einsatz erneuerbarer<br />
und konventioneller Energien zu arbeiten.<br />
Hierbei bringt es auf beiden Seiten nichts, bestimmte<br />
Anlagen zu bevorzugen. Wir müssen<br />
vielmehr sicherstellen, dass ein neues Marktmodell<br />
den Wettbewerb von Konzepten und<br />
Technologien ermöglicht, die Endkundenpreise<br />
möglichst wenig beeinflusst und das Angebot<br />
von Erzeugungs-, Speicher- oder Vermeidungsleistung<br />
angemessen honoriert.<br />
Bei der Novellierung des KWKG in 2015,<br />
des EEWärmeG in 2016 und des EEG in 2017<br />
geht es für Biogas als einzige einfach speicherbare<br />
erneuerbare Energie um seinen Wert als<br />
Systemdienstleister in einer zunehmend fluktuierenden<br />
Energieerzeugung.<br />
Nur so werden wir eine nachhaltige Energiewende<br />
mit einer zunehmenden Wettbewerbsfähigkeit<br />
von effizienten erneuerbaren<br />
Energien bei immer weniger Subventionen<br />
und mehr Markt erreichen.<br />
Dipl.-Ing. (SFI) Uwe Bauer,<br />
Geschäftsführer E.ON Bioerdgas GmbH<br />
Obmann des GTK „Biogas“ des Deutschen<br />
Vereins des <strong>Gas</strong>- und Wasserfaches e. V.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 693
| INHALT<br />
|<br />
Größte Biogasanlage von MT-Energie offiziell eingeweiht.<br />
S. 698<br />
Veranstaltungen: Chancen und Risiken von Fracking.<br />
S. 712<br />
Fachberichte<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
716 St. Dietzmann<br />
Umstellung von Markträumen von<br />
L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong><br />
Conversion of service from L-<strong>Gas</strong> to H-<strong>Gas</strong><br />
722 S. Roemer, A. Mozgovoy, B. Naendorf und R. Albus<br />
Marktraumumstellung –<br />
L-H-<strong>Gas</strong>geräteanpassung<br />
Market spaces switch – L-H-gas device adjustment<br />
730 I. Gitzbrecht<br />
Rechtliche Grundlagen und wirtschaftliche<br />
Konsequenzen der<br />
Marktraumumstellung von L- auf<br />
H-<strong>Gas</strong> in Deutschland<br />
Legal basis and economic consequences of<br />
changing gas qualities from low-calorific gas to<br />
high-calorific gas in Germany<br />
736 A. Hielscher, Chr. Fiebig, P. Schley, R. Span<br />
und J. Schenk<br />
Brennwertverfolgung mit SmartSim<br />
– ein neuer Rechenkern zur<br />
Strömungssimulation<br />
<strong>Gas</strong> quality tracking with SmartSim –<br />
a new kernel for flow calculations<br />
744 Bundesnetzagentur für Elektrizität, <strong>Gas</strong>,<br />
Telekommunikation, Post und Eisenbahn<br />
Wasserstoff und Synthesegas in<br />
<strong>Erdgas</strong>netzen<br />
Nachrichten<br />
Märkte und Unternehmen<br />
698 Größte Biogasanlage von MT-Energie<br />
offiziell eingeweiht<br />
699 Wintershall erwirbt Beteiligungen an<br />
Öl- und <strong>Gas</strong>feldern von Statoil<br />
700 Endress+Hauser eröffnet neues<br />
Kundenzentrum<br />
702 Landis +Gyr beteiligt an größtem<br />
Smart-Meter-Roll-out weltweit<br />
Kamstrup verkauft <strong>Gas</strong> Division an QAT<br />
706 Virtuelles Kraftwerk der Thüga-Gruppe<br />
erfolgreich im Markt etabliert<br />
707 Open Grid Europe führt neue Netzentgeltsystematik<br />
ein<br />
708 Erste Ergebnisse der E.ON Power-to-<strong>Gas</strong>-<br />
Pilotanlage in Falkenhagen<br />
Oktober 2014<br />
694 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
| INHALT |<br />
Umstellung von Markträumen von L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong>.<br />
Ab S. 716<br />
Der Lehrstuhl für Thermodynamik der Ruhr-<br />
Universität Bochum im Profil. Ab S. 752<br />
Forschung und Entwicklung<br />
709 Erzeugung aktueller Daten<br />
zu Biomasse-Potenzialen<br />
Veranstaltungen<br />
710 Berechnung und Optimierung<br />
von <strong>Gas</strong>verteilungsnetzen<br />
712 Chancen und Risiken von Fracking<br />
Verbände und Vereine<br />
714 dena Studie empfiehlt Markteinführung<br />
von LNG-Lastwagen<br />
715 EWI sieht Versorgungsprobleme<br />
bei mehrmonatigem Lieferstopp<br />
für <strong>Gas</strong> aus Russland<br />
Im Profil<br />
752 Der Lehrstuhl für Thermodynamik der Ruhr-<br />
Universität Bochum<br />
Technik Aktuell<br />
762 <strong>Gas</strong>analysesystem für den Biogasmarkt<br />
Abgassysteme speziell für<br />
Blockheizkraftwerke<br />
763 Regelwerk<br />
Firmenporträt<br />
765 E.ON Bioerdgas GmbH<br />
693 Standpunkt<br />
696 Faszination <strong>Gas</strong><br />
764 Termine<br />
766 Impressum<br />
Aus der Praxis<br />
760 Errichtung einer Soletransportleitung von<br />
Dähre nach Gieseritz<br />
Recht und Steuern<br />
33-40 Recht und Steuern im <strong>Gas</strong>- und Wasserfach,<br />
Ausgabe 9-10/2014<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 695
FASZINATION GAS
Die Biogas-Aufbereitungsanlage<br />
Wüsting in Ostfriesland verarbeitet<br />
seit 2009 NaWaRo-Eingangsmaterial<br />
(Getreide, Mais) zu Bio-<strong>Erdgas</strong>.<br />
© EWE AG
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Märkte und Unternehmen<br />
CFC führend in der Vermarktung von<br />
Brennstoffzellen in Europa<br />
Ceramic Fuel Cells (CFC), einer der<br />
führenden Entwickler und Hersteller<br />
von Mikrokraftwerken auf<br />
Brennstoffzellenbasis, hat einen<br />
wichtigen technischen und kommerziellen<br />
Meilenstein erreicht. Mit<br />
der Inbetriebnahme eines Mikrokraftwerks<br />
der Marke BlueGEN am<br />
11. September durch Eneco, Servicepartner<br />
des Unternehmens in den<br />
Niederlanden, wurde das nunmehr<br />
fünfhundertste Mikrokraftwerk des<br />
Herstellers angefahren. Die gesamte<br />
Geräteflotte basiert auf der Brennstoffzellentechnologie<br />
des Unternehmens,<br />
die mit einem elektrischen<br />
Wirkungsgrad von bis zu 60 %<br />
weltweit führend ist. Praktisch zeitgleich<br />
wurde mit dem Erreichen von<br />
kumuliert 5 Mio. Betriebsstunden<br />
der Geräteflotte die hohe Zuverlässigkeit<br />
der Brennstoffzellensysteme<br />
bestätigt.<br />
Das fünfhundertste Gerät ist eines<br />
von 45 Mikrokraftwerken der<br />
Marke BlueGEN, die Teil eines virtuellen<br />
Kraftwerks (VPP) auf der<br />
Insel Ameland in den Niederlanden<br />
werden. Auf Ameland entsteht<br />
so das gegenwärtig größte virtuelle<br />
Brennstoffzellenkraftwerk in Europa.<br />
Neben weiteren namhaften<br />
Projektpartnern ist auch das führende<br />
niederländische <strong>Gas</strong>unternehmen<br />
<strong>Gas</strong>terra daran beteiligt.<br />
Brancheninformationen zufolge<br />
ist CFC damit der erste Hersteller<br />
von Mikro-KWK Anlagen auf Brennstoffzellenbasis<br />
außerhalb Japans,<br />
der diese Anzahl an Installationen<br />
und Betriebsstunden vorweisen<br />
kann. Das Unternehmen ist damit<br />
der führende Anbieter von Brennstoffzellen<br />
für die Hausenergieversorgung<br />
in Europa.<br />
Größte Biogasanlage von MT-Energie<br />
offiziell eingeweiht<br />
Vier Feststoffeinträge, vier Fermenter,<br />
zwei Nachgärer, fünf<br />
Gärproduktlager und eine <strong>Gas</strong>aufbereitung<br />
mit einer Leistung von<br />
1 400 m³ in der Stunde – das sind<br />
die Eckwerte der größten Biogasanlage,<br />
die MT-Energie jemals errichtet<br />
hat. Auftraggeber ist die Südzucker<br />
AG Mannheim/Ochsenfurt, die<br />
mit der Anlage nicht nur Energie<br />
aus erneuerbaren Quellen produziert,<br />
sondern auch einen Beitrag<br />
zum weiteren Nährstoffrecycling<br />
des Konzerns leistet. In Betrieb genommen<br />
wurde die Biogasanlage,<br />
die ihren Standort in der nördlich<br />
von Leipzig gelegenen Gemeinde<br />
Rackwitz hat, bereits im September<br />
2013. Den Abschluss der Arbeiten<br />
an der Peripherie nahm Südzucker<br />
jetzt zum Anlass, die Anlage mit einem<br />
offiziellen Festakt ihrer Bestimmung<br />
zu übergeben.<br />
Am Standort Rackwitz erfolgt die<br />
Erzeugung des Biogases in zwei komplett<br />
voneinander getrennten Linien.<br />
Die insgesamt vier Fermenter werden<br />
jeweils über eigene Feststoffeinträge<br />
versorgt. Die Dosierung der Feststoffe<br />
erfolgt vollautomatisiert in Kombination<br />
mit dem Eintrags- und Separationssystem<br />
MT-MixBox in den Flüssigkeitsstrom<br />
der Fermenter. Nach der<br />
Entnahme aus der Biogasanlage wird<br />
das <strong>Gas</strong> direkt in die benachbarte <strong>Gas</strong>aufbereitungsanlage<br />
geleitet. Über<br />
das Verfahren der Drucklosen Aminwäsche<br />
wird dort das Kohlendioxid<br />
aus dem Biogas entfernt. Die Einspeisung<br />
erfolgt durch den <strong>Gas</strong>netzbetreiber,<br />
der Mitteldeutschen Netzgesellschaft<br />
<strong>Gas</strong> mbH.<br />
Insgesamt werden in der neuen Biogasanlage<br />
Rackwitz rund 12,2 Mio. m 3<br />
Biogas pro Jahr produziert. Die Aufbereitungsanlage<br />
kann pro Stunde etwa<br />
700 m 3 hochreines Biomethan in <strong>Erdgas</strong>qualität<br />
erstellen. Die erzeugte<br />
Energie reicht aus, um ca. 6 000 Haushalte<br />
mit Strom und ca. 2 000 Haushalte<br />
mit Wärme zu versorgen.<br />
Oktober 2014<br />
698 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Märkte und Unternehmen | NACHRICHTEN | Versorger fragen,<br />
ein Experte antwortet<br />
Wintershall erwirbt<br />
Betei ligungen an Öl- und<br />
<strong>Gas</strong>feldern von Statoil<br />
D<br />
ie BASF-Gruppengesellschaft Wintershall baut ihre Förderung<br />
von Öl und <strong>Gas</strong> und ihre Reserven in der Nordsee<br />
weiter aus. Wintershall erwirbt von dem norwegischen Unternehmen<br />
Statoil ASA Anteile an den zwei produzierenden Feldern<br />
Gjøa (5 %) und Vega (24,5 %), am Entwicklungsprojekt<br />
Aasta Hansteen (24 %), dem Fund Asterix (19 %), an dem Pipeline-Projekt<br />
Polarled (13,2 %) sowie Anteile an vier Explorationslizenzen<br />
in der Nähe von Aasta Hansteen. Die Anteile an den<br />
Assets umfassen Reserven und Ressourcen (2P/2C) von rund<br />
170 Mio. Barrel Öläquivalent (boe). Zudem haben die Unternehmen<br />
vereinbart, dass Wintershall beim produzierenden Feld Vega<br />
die Betriebsführerschaft übernehmen soll, vorbehaltlich der<br />
Zustimmung von Behörden und Konsortialpartnern.<br />
Die Transaktion soll gegen Zahlung eines Kaufpreises<br />
von 1,25 Mrd. US $ finanziell rückwirkend zum 1. Januar 2014<br />
vollzogen werden. Darüber hinaus wird eine zusätzliche Zahlung<br />
von bis zu 50 Mio. US $ geleistet, wenn das Aasta-Hansteen-Feld<br />
gemäß dem aktuellen Projektplan entwickelt wird.<br />
Eine entsprechende Vereinbarung haben Statoil und Wintershall<br />
in Stavanger unterzeichnet.<br />
Der Abschluss der Transaktion wird vorbehaltlich der<br />
Zustimmung der zuständigen Behörden bis Ende 2014 erwartet.<br />
Wintershall wird dadurch die tägliche Produktion in<br />
Norwegen weiter ausbauen – von derzeit 40 000 boe auf<br />
künftig 60 000 boe. Zusätzlich vereinbarten Wintershall und<br />
Statoil künftig bei der Erschließung des Explorationspotenzials<br />
im Vøring-Becken zusammenzuarbeiten.<br />
Im Herbst 2013 hat Wintershall bereits die Betriebsführerschaft<br />
bei dem produzierenden Feld Brage in der nördlichen<br />
Nordsee übernommen und war damit das erste Unternehmen,<br />
das eine produzierende Plattform von Statoil in<br />
Norwegen übernommen hat.<br />
Niederdruckanschlussverordnung<br />
(NDAV)<br />
<strong>Gas</strong>grundversorgungsverordnung<br />
(<strong>Gas</strong>GVV)<br />
Kommentar<br />
Von Klaus-Dieter Morell, Rechtsanwalt in Köln<br />
Loseblattwerk, 592 Seiten, € (D) 64,–, ca. 1 Ergänzungslieferung<br />
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Dieser ergänzbare Kommentar zur NDAV und zur <strong>Gas</strong>GVV<br />
dient verantwortlichen Praktikern als hilfreiche Informationsquelle.<br />
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gut verständliche Ausführungen und viele wertvolle Entscheidungshilfen<br />
bei der Anwendung dieser Verordnungen,<br />
die sowohl vertriebs- als auch netzseitig zu beachten sind.<br />
Außerdem berücksichtigt Klaus-Dieter Morell die bereits<br />
vorhandene, einschlägige Rechtsprechung und Literatur<br />
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Oktober<br />
· ESV@ESVmedien.de<br />
2014<br />
· www.ESV.info<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 699
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Märkte und Unternehmen<br />
Endress+Hauser eröffnet neues US-Kundenzentrum<br />
Mehr als 7 000 m 2 Nutzfläche für<br />
Schulungen und Seminare umfasst<br />
das neu eröffnete Kundenzentrum<br />
von Endress+Hauser in Greenwood<br />
(US-Bundesstaat Indiana). Die<br />
Investition von rund 16 Mio. US-Dollar<br />
unterstreicht die Bedeutung des<br />
amerikanischen Marktes für die weltweit<br />
tätige Firmengruppe.<br />
In den vergangenen Jahren hat<br />
Endress+Hauser in den USA wie<br />
auch weltweit den Marktanteil beständig<br />
ausgebaut. Dieses Wachstum<br />
gründet nicht zuletzt auf dem<br />
Vertrauen, das die Kunden dem<br />
Messtechnik-Spezialisten entgegenbringen,<br />
wenn es darum geht,<br />
verfahrenstechnische Prozesse zuverlässig<br />
und umweltfreundlich zu<br />
gestalten.<br />
In den vergangenen fünf Jahren<br />
hat Endress+Hauser insgesamt rund<br />
150 Mio. US-Dollar in den Vereinigten<br />
Staaten investiert. Die Produktion<br />
von Durchfluss-, Füllstand-, Druck-,<br />
Analyse- und Temperaturmesstechnik<br />
wurde ausgebaut, die vertrieblichen<br />
Strukturen wurden gestärkt.<br />
Nicht eingerechnet in diese Summe<br />
sind die jüngsten Akquisitionen von<br />
SpectraSensors und Kaiser Optical<br />
Systems, zwei US-Firmen, die auf optische<br />
Analyseverfahren spezialisiert<br />
sind. Der Ruf nach höherer Produktivität<br />
in der verfahrenstechnischen<br />
Industrie ist ungebrochen. Zugleich<br />
stehen immer mehr Kunden vor der<br />
Herausforderung, dass in den nächsten<br />
Jahren viele Beschäftigte vor der<br />
Pensionierung stehen. Damit kein<br />
Fachwissen verloren geht, muss eine<br />
neue Generation von Mitarbeitenden<br />
ausgebildet werden. Mit dem<br />
landesweiten Aufbau von Schulungszentren,<br />
so genannten Process Training<br />
Units, nimmt Endress+Hauser<br />
diese Entwicklung auf. Die nach dem<br />
Stand der Technik konzipierte und<br />
zertifizierte Trainingsumgebung in<br />
Greenwood ermöglicht es, selbst<br />
komplexe Prozesse unter Realbedingungen<br />
zu simulieren. Mit über 120<br />
Messpunkten und vier Tanks handelt<br />
es sich um die bislang größte Anlage<br />
dieser Art.<br />
Das neue Endress+Hauser Kundenzentrum in Greenwood (US-Bundesstaat<br />
Indiana).<br />
Biogasanlage von Greenline setzt auf<br />
landwirtschaftliche Reststoffe<br />
Die Vergärung von Abfall- und<br />
Reststoffen wird in Zukunft innerhalb<br />
der Biogasbranche eine immer<br />
größere Rolle spielen. Nach dieser<br />
Maßgabe hat das Planungsbüro<br />
Greenline aus Flensburg eine landwirtschaftliche<br />
Biogasanlage in Lindenberg<br />
im Landkreis Oder-Spree,<br />
Brandenburg, geplant und errichtet.<br />
Die 800-KW-Anlage, die zur Zeit im<br />
Probebetrieb läuft, verarbeitet fast<br />
ausschließlich Gülle, Festmist und<br />
Futterreste.<br />
Betrieben wird die 800-Kilowatt-<br />
Anlage vom Lohnunternehmen Osters<br />
& Voss aus Groß Gottschow im<br />
Landkreis Prignitz. Insgesamt werden<br />
am Standort jährlich rund 70 000 t<br />
Gülle, 7 000 t Festmist und Futterreste<br />
sowie 7 000 t Mais vergoren. Durch<br />
qualitätsorientierte Materialauswahl<br />
und optimierte Anlagenfunktionen<br />
gewährleistet die landwirtschaftliche<br />
Biogasanlage im Industriestandard<br />
eine hohe Produktivität bei niedrigen<br />
Investitions- und Betriebskosten.<br />
Etwa drei Millionen Normkubikmeter<br />
Biogas pro Jahr werden in der Lindenberger<br />
Biogasanlage über ein BHKW<br />
in das regionale Stromnetz eingespeist.<br />
In einem Erweiterungsschritt<br />
ist bereits jetzt geplant, am Standort<br />
zusätzlich Biomethan ins <strong>Gas</strong>netz einzuspeisen.<br />
Die anfallende Wärme im<br />
Blockheizkraftwerk kann dann vollständig<br />
für die Wärmeversorgung der<br />
<strong>Gas</strong>aufbereitung genutzt werden.<br />
Oktober 2014<br />
700 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
INFORMATION & KOMMUNIKATION<br />
GASFACHLICHE<br />
AUSSPRACHETAGUNG<br />
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| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Märkte und Unternehmen<br />
Landis+Gyr beteiligt an größtem Smart-Meter-<br />
Roll-out weltweit<br />
Landis+Gyr und der französische<br />
Stromnetzbetreiber ERDF (Électricité<br />
Réseau Distribution France) haben<br />
eine Liefervereinbarung für intelligente<br />
Stromzählern des Typs „Linky“ mit<br />
einem Auftragswert von knapp<br />
60 Mio. € unterschrieben. Landis+Gyr<br />
ist damit einer der führenden Lieferanten<br />
für das strategische Smart Meter-<br />
Programm von ERDF. Der Stromzähler<br />
„Linky“ wurde von Landis+Gyr den<br />
technischen Vorgaben von ERDF entsprechend<br />
und in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Energieversorger designt<br />
und getestet. Der Stromzähler ist für<br />
die PLC (Power Line Communication)-<br />
Technologie ausgelegt.<br />
ERDF verwaltet 95 % des öffentlichen<br />
Stromnetzes auf dem französischen<br />
Festland. Das Unternehmen<br />
sichert den Betrieb, den Ausbau<br />
sowie die Instandhaltung eines<br />
Stromnetzes von 1 265 500 km Länge.<br />
35 Mio. Kunden werden von<br />
ERDF mit Strom versorgt. 2010 hatte<br />
ERDF erstmals den Smart Meter<br />
„Linky“ in einem Pilotprojekt getestet.<br />
300 000 der Stromzähler sowie<br />
7 000 Datenkonzentratoren und<br />
ein Zentralsystem mit einer Skalierbarkeit<br />
für bis zu 35 Mio. Endpunkte<br />
kamen zum Einsatz. Landis+Gyr<br />
war bei diesem Projekt einer der<br />
drei Gerätelieferanten und führte<br />
das Projekt zu einem erfolgreichen<br />
Abschluss. Die französische Regierung<br />
und die französische Regulierungsbehörde<br />
(CRE) erteilten daraufhin<br />
grünes Licht für die landesweite<br />
Einführung der intelligenten<br />
Stromzähler.<br />
Mitte 2013 schrieb ERDF die erste<br />
Phase für die Einführung von Smart<br />
Metern aus; mit einem geplanten Rollout<br />
zwischen 2015 und 2016. Der Umfang<br />
dieser Ausschreibung umfasst<br />
drei Millionen Stromzähler des Modells<br />
„Linky“ und 80 000 Datenkonzentratoren<br />
für die G1-Technologie<br />
(PLAN und PLC) und für die G3-Technologie<br />
(PLC mit OFDM-Technologie).<br />
Kamstrup verkauft <strong>Gas</strong> Division an QAT<br />
Kamstrup, Anbieter von Energieund<br />
Wasserzählerlösungen, hat<br />
eine Vereinbarung über den Verkauf<br />
seiner <strong>Gas</strong> Division an QAT III Investments<br />
Coöperatief UA (QAT), eine<br />
Investmentgesellschaft, die in kleine<br />
und mittlere Unternehmen im<br />
Bereich Business-to-Business investiert,<br />
getroffen.<br />
Die <strong>Gas</strong> Division bietet Industrieprodukte<br />
für die <strong>Erdgas</strong>verteilung,<br />
sie wird vollständig von der<br />
niederländischen Tochtergesellschaft<br />
Kamstrup b.v. mit Sitz in<br />
Doesburg geleitet. Mit 23 Beschäftigten<br />
wurde in 2013 ein Umsatz<br />
von € 6 Mio. erzielt. Der Verkauf<br />
schließt sämtliche mit der <strong>Gas</strong> Division<br />
in Zusammenhang stehendes<br />
Anlagevermögen ein. Die <strong>Gas</strong> Division<br />
entwickelt, produziert und verkauft<br />
Mengenumwerter, Inspektionssysteme<br />
und <strong>Gas</strong>druckregler, die<br />
seit mehr als zwei Jahrzehnten unter<br />
dem Namen Kamstrup verkauft<br />
und vermarktet wurden.<br />
Das Zurückziehen aus dem Geschäft<br />
der Industriegasprodukte unterstützt<br />
die Kamstrup-Strategie, sich<br />
auf Zählerlösungen zu Haushaltsund<br />
professionellen Zwecken als das<br />
Kerngeschäft zu konzentrieren.<br />
QAT ist eine prominente Investmentgesellschaft,<br />
die in nachweislich<br />
gesunde Unternehmen mit<br />
Wachstumspotenzial investiert. Mit<br />
QAT Investments als neuem Eigentümer<br />
wird die <strong>Gas</strong> Division Mehrwerte<br />
für existierende und neue<br />
Kunden herbeiführen.<br />
Die <strong>Gas</strong> Division firmiert weiterhin<br />
unter derselben juristischen Person,<br />
jedoch jetzt als eine selbstständige<br />
Gesellschaft und unter dem<br />
neuen Namen Wigersma & Sikkema<br />
B.V. Unter diesem Namen wurde das<br />
Unternehmen in 1921 gegründet.<br />
Wigersma & Sikkema B.V. wird von<br />
Piotr Skotnicki geleitet.<br />
Die Umstellung wird voraussichtlich<br />
im dritten Quartal des Jahres<br />
2014 vollzogen. Der verbleibende<br />
Geschäftsbereich von Kamstrup<br />
in den Niederlanden wird unter<br />
dem Namen Kamstrup B.V. als Teil<br />
der Kamstrup-Gruppe und als neue<br />
juristische Person bestehen.<br />
Oktober 2014<br />
702 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Märkte und Unternehmen | NACHRICHTEN |<br />
ENERTRAG, GESY und Trianel gehen Kooperation ein<br />
Das<br />
Windenergieunternehmen<br />
ENERTRAG entwickelt jetzt gemeinsam<br />
mit dem Direktvermarkter<br />
GESY Green Energy Systems (GESY)<br />
und der Stadtwerke-Kooperation Trianel<br />
ein neues Verfahren, um mit der<br />
Windenergie am Sekundär- und Minutenreservemarkt<br />
teilzunehmen.<br />
Das technische Verfahren zur Einbindung<br />
von Windenergieanlagen wird<br />
derzeit an unterschiedlichen Windenergieanlagen<br />
von ENERTRAG getestet und<br />
geht über das herkömmliche Zusammenschalten<br />
von Windenergieanlagen<br />
über ein virtuelles Kraftwerk hinaus.<br />
ENERTRAG ist hier der führende Technologieentwickler.<br />
Das Unternehmen verfügt<br />
über große Windparks mit direktem<br />
Anschluss an das europäische Verbundnetz,<br />
eigene Umspannwerke, eine zentrale<br />
Leitwarte und die innovative Steuerungssoftware<br />
„PowerSystem“.<br />
Ein gemeinsames Projektteam<br />
von ENERTRAG, GESY und Trianel<br />
steht derzeit in engem Austausch<br />
mit dem zuständigen Netzbetreiber<br />
50 Hertz Transmission, der die ostdeutsche<br />
Regelzone verantwortet.<br />
Trianel bündelt schon heute dezentrale<br />
Anlagen wie Biogasanlagen<br />
oder Blockheizkraftwerke in<br />
virtuellen Kraftwerken, um sie gemeinsam<br />
zu steuern und deren<br />
Leistung im Rahmen der Direktvermarktung<br />
an den Sekundärregelmärkten<br />
anzubieten. Nun wird der<br />
Nachweis erbracht, dass auch die<br />
fluktuierende Leistung von Windenergieanlagen<br />
so gesteuert werden<br />
kann, das sie ein verlässlicher<br />
Partner für die Übertragungsnetztreiber<br />
ist.<br />
Schmack Carbotech erhält Auftrag zur<br />
<strong>Gas</strong>aufbereitung in Stockholm<br />
Schmack Carbotech erhält in Sofielund<br />
Huddinge, Stockholm<br />
den Auftrag für den Bau einer Anlage<br />
mit einer Aufbereitungskapazität<br />
von 2 000 Nm³/h Rohbiogas.<br />
Das gewonnene <strong>Gas</strong> hat nach der<br />
Reinigung einen Methananteil von<br />
97 % und wird als Biokraftstoff in<br />
<strong>Erdgas</strong>fahrzeugen eingesetzt. In<br />
Schweden sind Akzeptanz und<br />
Nachfrage von umweltfreundlichen<br />
Technologien sehr hoch:<br />
40 % der neu zugelassenen Autos<br />
werden entweder mit Biogas oder<br />
Strom betrieben. Der Biokraftstoff<br />
ist erneuerbar und hat eine ausgeglichene<br />
CO 2 -Bilanz.<br />
Eingesetzt wird eine Aufbereitungsanlage<br />
nach dem Prinzip der<br />
Druckwechseladsorption (Pressure<br />
Swing Adsorption, kurz PSA). Dieses<br />
führende Verfahren zeichnet sich<br />
durch einen geringen Energieverbrauch,<br />
eine effiziente Wärmeauskopplung,<br />
sowie eine hohe Methanausbeute<br />
aus. Parallel dazu erfolgt<br />
die effektive Entfernung von typischerweise<br />
in Biogasen aus org.<br />
Reststoffen und Abwässern vorkommenden<br />
Spurengasen.<br />
Nach Fertigstellung wird die Anlage<br />
jährlich knapp 100 Mio KWh<br />
Bioerdgas produzieren. Damit kann<br />
sie jährlich ca. 5 000 Fahrzeuge mit<br />
einer durchschnittlichen Fahrleistung<br />
von 20 000 km versorgen. Ab<br />
2015 kann Stockholm somit den<br />
Biomethananteil der Stadt auf 50 %<br />
steigern. Die Einsatzstoffe der Anlage<br />
stammen aus organischen Abfällen<br />
und Fritierfetten aus der Region.<br />
Einspeisekapazität: bis zu 1410<br />
Nm³/h Biomethan. Fertigstellung<br />
und Inbetriebnahme der Anlage sind<br />
im ersten Quartal 2015 geplant.<br />
Vollständige Funktionalität unter<br />
WINDOWS, Projektverwaltung,<br />
Hintergrundbilder (DXF, BMP, TIF, etc.),<br />
Datenübernahme (ODBC, SQL), Online-<br />
Hilfe, umfangreiche GIS-/CAD-<br />
Schnittstellen, Online-Karten aus Internet.<br />
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Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 703
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Märkte und Unternehmen<br />
Enovos und NPG energy weihen eine Biogasanlage<br />
im Hafen von Antwerpen ein<br />
NPG energy, eine Tochtergesellschaft<br />
von Enovos Luxembourg,<br />
hat seine Biogasanlage NPG BIO II<br />
auf dem Deurganckdok im Hafen<br />
von Antwerpen eingeweiht. Die Einweihung<br />
der Biogasanlage in Antwerpen<br />
ist die erste von drei Inbetriebnahmen,<br />
die für die kommenden<br />
zwölf Monate geplant sind. So<br />
zielt Enovos in Zusammenarbeit mit<br />
NPG energy darauf ab, den Risiken<br />
eines Energieengpasses zu begegnen<br />
und die Energieerzeugung in<br />
Belgien nachhaltiger zu gestalten.<br />
Die Anlage wurde in einer Rekordzeit<br />
von zehn Monaten errichtet.<br />
André Jurres, CEO und Mitbegründer<br />
von NPG energy, erklärt, wie die Anlage<br />
funktioniert. Die Anlage hat eine<br />
Leistung von 3 MW und wird 21 GWh<br />
erzeugen. Dies entspricht in etwa<br />
dem Verbrauch von 6 000 Haushalten.<br />
Der Großteil der so erzeugten<br />
Energie wird von der Nachbargesellschaft<br />
Antwerp Gateway genutzt<br />
werden; der Rest wird ins Netz eingespeist.<br />
Die Abwärme wiederum wird<br />
für die Vor- und Nachbehandlung der<br />
Abwässer verwendet und ermöglicht<br />
den Betrieb der verschiedenen Installationen<br />
der Biogasanlage.<br />
Mit der Inbetriebnahme von drei<br />
Biogasanlagen im Laufe der kommenden<br />
zwölf Monate schwimmt<br />
NPG energy gegen den Strom des in<br />
Belgien vorherrschenden Trends. Die<br />
Situation der Erzeuger nachhaltiger<br />
Energie ist dort aktuell wesentlich<br />
ungünstiger als noch vor 2013. Bis<br />
zum 1. Januar 2013 erhielten Biogaserzeuger<br />
Zertifikate für grüne<br />
Energie, die solange gültig waren,<br />
wie die Anlage in Betrieb war. Seitdem<br />
jedoch wurden die Subventionen<br />
drastisch nach unten korrigiert<br />
und ihre Gültigkeit auf eine Dauer<br />
von zehn Jahren beschränkt. Es kann<br />
zwar eine anschließende Verlängerung<br />
um fünf Jahre beantragt werden,<br />
doch gibt es keine Gewissheit<br />
dafür, dass diese auch bewilligt wird.<br />
Energieversorger erwarten digitalen Wettbewerb<br />
Die Digitalisierung bringt neue<br />
Chancen für klassische Energieversorger,<br />
aber auch neuen Wettbewerb.<br />
Wie in anderen Branchen wird<br />
die Digitalisierung die Wertschöpfungskette<br />
der Energieversorgung aufbrechen<br />
und digitalen Dienstleistern<br />
den Zugang öffnen. Datenverarbeitung<br />
wird somit zur Kernkompetenz.<br />
Das sind Ergebnisse des „Branchenkompass<br />
2014 Energieversorger“ von<br />
Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit<br />
mit dem F.A.Z.-Institut.<br />
Vor allem Telekommunikationsanbieter<br />
sowie neue, spezialisierte<br />
Messdienstleister können nach Ansicht<br />
der Energieversorger künftig<br />
Marktanteile gewinnen. Hier sehen<br />
über zwei Drittel der Befragten eine<br />
starke Konkurrenz für ihr Geschäft.<br />
Betreiber von Anlagen für erneuerbare<br />
Energien - neben privaten<br />
Haushalten vor allem institutionelle<br />
Anleger - stellen nach Ansicht von<br />
56 % der Befragten eine Marktbedrohung<br />
dar. Ebenfalls 56 % erwarten<br />
mehr Wettbewerb durch Industrieunternehmen,<br />
die selbst Strom<br />
erzeugen und ins Netz leiten. Infrastrukturdienstleister<br />
dringen ebenfalls<br />
verstärkt in den Energiemarkt;<br />
46 % der Versorger befürchten dadurch<br />
Einbußen, denn gerade in<br />
diesem Bereich wollen viele Versorger<br />
künftig expandieren.<br />
„Zwar ist sich die Mehrheit der<br />
Versorger über die zukünftigen<br />
Wettbewerber im Klaren. Aber nicht<br />
alle besitzen die Ressourcen, um dagegen<br />
steuern zu können“, so Norbert<br />
Neumann, Senior Executive<br />
Manager bei Steria Mummert Consulting.<br />
So will nur die Hälfte der<br />
Unternehmen in Energiedatenmanagement<br />
investieren. Ein weiteres<br />
Indiz für die Ressourcenknappheit<br />
ist die Erwartung von 85 % der Versorger,<br />
dass die arbeitsteilige Kooperation<br />
zwischen den Unternehmen<br />
zunehmen wird.<br />
Nach einer aktuellen Verbraucherumfrage<br />
informieren sich 80 %<br />
der Energiekunden online über Tarife<br />
und Angebote, und 60 % wechseln<br />
online. Dagegen plant laut<br />
Branchenkompass nur ein Drittel<br />
der Versorger Investitionen in die<br />
Social-Media-Nutzung im Kundenmanagement.<br />
Dieser Trend hilft hingegen<br />
Internetunternehmen.<br />
Google oder Amazon könnten<br />
Energieversorgern künftig den direkten<br />
Kundenkontakt streitig machen.<br />
Insbesondere über die Beherrschung<br />
der Datenflüsse im<br />
Smart Grid und durch Preisvergleiche<br />
können digitale Spezialisten<br />
den Kunden einen Mehrwert anbieten.<br />
Google hat dafür Anfang<br />
2014 den Thermostathersteller<br />
Nest übernommen, und Apple<br />
plant den Markteintritt im Bereich<br />
Smart Home. Internetunternehmen<br />
stellen für 43 % der befragten<br />
Entscheider in Zukunft einen ernsthaften<br />
Wettbewerb dar und über<br />
ein Drittel befürchtet dies bei IT-<br />
Unternehmen.<br />
Oktober 2014<br />
704 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
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| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Märkte und Unternehmen<br />
Virtuelles Kraftwerk der Thüga-Gruppe<br />
erfolgreich im Markt etabliert<br />
Das virtuelle Thüga-Kraftwerk<br />
vermarktet mittlerweile in drei<br />
Regelzonen erfolgreich Sekundärregelleistung<br />
und Minutenreserve.<br />
Im Pool sind ca. 50 mittelgroße<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen<br />
von neun unterschiedlichen Partnern<br />
der Thüga-Gruppe mit einer<br />
Gesamtleistung von 45 MW eingebunden.<br />
Die elektrische Nennleistung<br />
der Anlagen liegt zwischen 0,5<br />
und 5 MW. Ziel ist es, bundesweit<br />
möglichst viele dezentrale Anlagen<br />
einzubinden - dadurch steigen Vermarktungsmöglichkeiten.<br />
Die Idee für ein Virtuelles Kraftwerk<br />
kam aus der Gruppe und wurde<br />
von der Thüga Innovationsplattform<br />
aufgegriffen und entwickelt.<br />
Syneco – die Energiebeschaffungsplattform<br />
der Thüga-Gruppe - betreibt<br />
und vermarktet das Kraftwerk.<br />
Durch das gemeinsame Vorgehen<br />
eröffnen sich für kleinere Unternehmen<br />
neue Vermarktungsmöglichkeiten,<br />
denn um am Regelleistungsmarkt<br />
teilzunehmen, muss man<br />
mindestens fünf Megawatt Leistung<br />
anbieten können. Auch für große<br />
Unternehmen ist eine Teilnahme<br />
lukrativ. Zum einen ist die für die<br />
Regelleistungserbringung vorgeschriebene<br />
IT-Infrastruktur sowie<br />
die Anbindung der Anlagen sehr<br />
komplex. Zum anderen können in<br />
einem großen Pool die Besicherungskosten<br />
optimiert werden. Besicherungskosten<br />
entstehen dadurch,<br />
dass für angebotene Regelleistung<br />
auch eine Reserve bereit<br />
gehalten werden muss. Die Reserve<br />
springt ein, wenn Kraftwerke, die<br />
sich in der Leistungsvorhaltung befinden,<br />
ausfallen. Die dezentralen<br />
Erzeuger stellen mit der Regelleistung<br />
eine Dienstleistung bereit, die<br />
in der Vergangenheit vor allem<br />
durch große konventionelle Kraftwerke<br />
erbracht wurde. Dadurch tragen<br />
sie zu einem Umbau der Erzeugungslandschaft<br />
hin zu mehr Dezentralität<br />
und mehr erneuerbarer<br />
Energien bei. Weiter erhalten die<br />
Betreiber einen Leistungspreis für<br />
die Bereitstellung der Anlage und<br />
einen Arbeitspreis, wenn die Regelleistung<br />
abgerufen wird. Die beteiligten<br />
Thüga-Partnerunternehmen<br />
können ihren Kunden, zum Beispiel<br />
Betreibern von Biogasanlagen, eine<br />
Teilnahme am Virtuellen Kraftwerk<br />
anbieten und damit Zusatzerlöse<br />
durch die Regelleistungsvermarktung<br />
ermöglichen.<br />
Das Virtuelle Thüga-Kraftwerk<br />
stellt Regelleistung zur Verfügung,<br />
die der Übertragungsnetzbetreiber<br />
(ÜNB) abrufen kann. Alle Anlagen<br />
sind über eine komplexe IT-Infrastruktur<br />
in das Virtuelle Thüga-Kraftwerk<br />
eingebunden. Dafür haben die<br />
energy & meteo systems, die Thüga<br />
Innovationsplattform und Syneco<br />
gemeinsam die Konzepte für eine<br />
vollumfängliche IT-Software erstellt.<br />
Sie teilt die Regelleistungsabrufe<br />
auf die eingebundenen Kraftwerke<br />
auf, hilft die vermarktbare Leistung<br />
zu ermitteln und überwacht die<br />
Kraftwerke. Weiter beinhaltet die<br />
Software ein Web-Portal als Schnittstelle<br />
zu den einzelnen Anlagenbetreibern<br />
und unterstützt beim Bilanzkreismanagement<br />
sowie der Erlösabrechnung.<br />
Vinçotte erhält Auftrag für LNG-Projekt in Australien<br />
Vinçotte hat einen Vertrag über<br />
die Integritätsprüfung der<br />
Wheatstone LNG-Anlage in Westaustralien<br />
abgeschlossen. Dieses Projekt<br />
umfasst die Speicherung und Umwandlung<br />
von <strong>Erdgas</strong> in LNG (Liquefied<br />
Natural <strong>Gas</strong>, Flüssigerdgas) zum<br />
Zweck des anschließenden weltweiten<br />
Transports. Das belgische Unternehmen<br />
wird alle Schweißverbindungen<br />
und Stahlbauten vor Ort in<br />
Westaustralien überprüfen.<br />
In Australien wird Vinçotte eine<br />
Projektorganisation von ca. 25<br />
Menschen zusammenstellen, die<br />
hier in den nächsten eineinhalb<br />
Jahren arbeiten werden. Auch aus<br />
Belgien wird ein Team von voraussichtlich<br />
zehn Menschen nach<br />
„Down Under“ reisen. Auftraggeber<br />
für die LNG-Anlage ist Chevron.<br />
Vinçotte arbeitet im Auftrag<br />
des Joint Venture EVT (Entrepose<br />
– VINCI – Thiess), das wiederum<br />
vom Hauptunternehmer Bechtel<br />
beauftragt wurde.<br />
Oktober 2014<br />
706 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Märkte und Unternehmen | NACHRICHTEN |<br />
Neue Sachverständigen-Benennungen<br />
für die Projekthaus GmbH<br />
Mit zwei weiteren Sachverständigen-Benennungen rundet die Projekthaus GmbH,<br />
ein Ingenieurbüro und Beratungsunternehmen für die Energiebranche, ihr Portfolio<br />
als Sachverständigenbüro im Erd- und Biogasbereich weiter ab. Frank P. Matthes,<br />
der Geschäftsführer des Bremer Unternehmens, wurde nun durch den Bremer Senator<br />
für Umwelt, Bau und Verkehr als Sachverständiger nach §29b des Bundes-Immissionsschutzgesetztes<br />
(BImSchG) für sicherheitstechnische Prüfungen sowie für Prüfungen<br />
von sicherheitstechnischen Unterlagen im Rahmen des §29a BImSchG bekannt gegeben.<br />
Der Diplom-Ingenieur Frank P. Matthes ist bereits seit vielen Jahren als Sachverständiger<br />
in verschiedenen Fachgebieten tätig: So ist er als öffentlich bestellter und<br />
vereidigter Sachverständiger für die <strong>Gas</strong>versorgung durch die Handelskammer Bremen<br />
ebenso benannt wie als Sachverständiger im Bereich Erd- und Biogas des Deutschen<br />
Vereins des <strong>Gas</strong>- und Wasserfaches (DVGW) und als Sachverständiger für Druckgeräte<br />
der zugelassenen Überwachungsstelle GTÜ-Anlagen sicherheit.<br />
Ralf Sygulla, seit 2009 Projektingenieur bei Projekthaus und ebenfalls bereits Sachverständiger<br />
der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ), wurde am gleichen Tag<br />
durch die DVGW-Cert GmbH zum DVGW-Sachverständigen für die Errichtung und den Betrieb<br />
von <strong>Gas</strong>-Druckregel- und Messanlagen ernannt. Durch diese beiden zusätzlichen Benennungen<br />
kann die Projekthaus GmbH ihren Kunden nun weitere qualifizierte Ingenieurleistungen<br />
anbieten.<br />
Elektroschweißfittings<br />
zum Verschweißen von<br />
PE 80 und PE 100 Rohren<br />
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Open Grid Europe führt neue<br />
Netzentgeltsystematik ein<br />
O<br />
pen Grid Europe hat die vorläufigen Entgelte für 2015 veröffentlicht. Mit Blick auf die<br />
künftigen EU-einheitlichen Regelungen zur Entgeltbildung, die eine Vereinheitlichung<br />
der Entgeltberechnungssystematiken der verschiedenen Fernleitungsnetzbetreiber<br />
vorsieht, hat Open Grid Europe die Berechnung der Netzentgelte auf ein sog. Briefmarkenentgelt<br />
umgestellt: Zukünftig wird es nur noch ein Entgelt für die Einspeisung in<br />
das Transportsystem von Open Grid Europe (Einspeisebriefmarke) und ein Entgelt für die<br />
Ausspeisung aus dem Transportsystem von Open Grid Europe (Ausspeisebriefmarke) geben.<br />
Das Entgelt für die Einspeisung wird ab dem 1. Januar 2015 3,20 €/(kWh/h)/a und das<br />
Entgelt für die Ausspeisung 2,82 €/(kWh/h)/a betragen.<br />
Bei der Entgeltsystematik hat Open Grid Europe die Rolle der <strong>Erdgas</strong>speicher für eine<br />
sichere Versorgung und einen bedarfsgerechten Netzausbau berücksichtigt. Die Kapazitäten<br />
von und zu Speichern werden ab dem 1. Januar 2015 als temperaturabhängiges<br />
festes Kapazitätsprodukt (TaK-Produkt) mit einem deutlichen Entgeltabschlag von 50 %<br />
auf die obigen Briefmarken vermarktet. Damit berücksichtigt Open Grid Europe bereits<br />
ab dem 1. Januar 2015 die aktuellen Entwicklungen zur Entgeltermittlung sowohl auf<br />
europäischer Ebene als auch aus dem laufenden Festlegungsverfahren der BNetzA.<br />
Mit dem TaK-Produkt stehen zukünftig umfangreich feste Netzkapazitäten an <strong>Erdgas</strong>speichern<br />
zur Verfügung. Gegenüber 2014 ergeben sich durchgängig niedrigere Netzentgelte.<br />
Die Absenkung der Entgelte beruht maßgeblich auf den in der Anreizregulierungsverordnung<br />
verankerten Mechanismen des Regulierungskontos, nach der Mehr- und<br />
Mindererlöse aus der Vergangenheit zu deutlichen Entgeltveränderungen in den Folgejahren<br />
führen. Für 2016 rechnet Open Grid Europe mit einer zu 2015 gegenläufigen Entwicklung<br />
und damit steigenden Entgelten.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 707<br />
Immer wieder neue Herausforderungen,<br />
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| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Märkte und Unternehmen<br />
Primagas baut erste eigene LNG-Anlage<br />
in Deutschland<br />
Der Energieversorger Primagas<br />
hat den Grundstein für den<br />
Bau seiner ersten LNG-Anlage in<br />
Deutschland gelegt. Auf dem Gelände<br />
von Dr. Alder‘s Tiernahrung in<br />
Wethau (Sachsen-Anhalt) war im<br />
August Spatenstich. Seit September<br />
versorgt die LNG-Anlage eine neue<br />
Fertigungsstätte des Tiernahrungsherstellers<br />
mit Prozessenergie. Neben<br />
einem vollisolierten Vakuumtank<br />
werden zwei Verdampferanlagen<br />
installiert, die das verflüssigte<br />
<strong>Erdgas</strong> bei Bedarf wieder in den<br />
gasförmigen Zustand umwandeln.<br />
Das <strong>Erdgas</strong> wird am Förderort auf<br />
-162 Grad Celsius gekühlt, dadurch<br />
verflüssigt und im Volumen reduziert:<br />
LNG hat nur 1/600stel des Volumens<br />
von gasförmigem <strong>Erdgas</strong><br />
und lässt sich somit gut in großen<br />
Mengen lagern und transportieren.<br />
Grundsätzlich sind LNG-betriebene<br />
Anlagen meist wirtschaftlicher<br />
als die mit Heizöl oder Diesel betriebenen<br />
Alternativen. Das Einsparpotenzial<br />
liegt bei mindestens 10 bis<br />
15 % der Energiekosten. Obendrein<br />
ist der CO 2 -Ausstoß von LNG im Vergleich<br />
zu anderen fossilen Brennstoffen<br />
wie Heizöl um bis zu 30 %<br />
geringer. Weil die Verbrennung weder<br />
umweltbelastenden Feinstaub<br />
noch andere Rückstände verursacht,<br />
profitieren Anlagenbetreiber<br />
außerdem von längeren Betriebszeiten<br />
und einem reduzierten Wartungsaufwand.<br />
Hinzu kommt: LNG<br />
ist vielfältig einsetzbar, mit vielen<br />
Anlagentechniken kompatibel und<br />
besonders als Prozessenergie für industrielle<br />
Anwendungen wie beispielsweise<br />
Dämpfen oder Trocknen<br />
geeignet - sei es in der Lebensmittel-<br />
und Getränkeindustrie, bei Tiernahrungsherstellern,<br />
Recyclingfirmen<br />
oder Glasproduzenten.<br />
Erste Ergebnisse der E.ON Power-to-<strong>Gas</strong>-Pilotanlage<br />
in Falkenhagen<br />
Ein Jahr nach dem Start der Power-to-<strong>Gas</strong>-Pilotanlage<br />
im brandenburgischen<br />
Falkenhagen zieht<br />
E.ON eine positive Bilanz: Bisher<br />
wurden über 2. Mio KWh Wasserstoff<br />
in das Ferngasnetz eingespeist.<br />
Mittels Elektrolyse wird in<br />
Falkenhagen regenerativ erzeugter<br />
Strom in Wasserstoff umgewandelt<br />
und in das Ferngasnetz eingespeist.<br />
Die Anlageleistung beträgt 2 MW<br />
– dies entspricht einer Produktion<br />
von 360 m 3 Wasserstoff pro Stunde.<br />
Die gespeicherte Energie steht dann<br />
dem <strong>Erdgas</strong>markt zur Verfügung und<br />
findet damit Zugang in den Wärmemarkt,<br />
in die Industrie, in die Mobilität<br />
und in die Stromerzeugung. Einen<br />
Teil des produzierten Wasserstoffs<br />
nimmt der Projektpartner Swissgas AG<br />
ab, einen weiteren Teil bietet E.ON<br />
Linde erhält Engineering-Auftrag<br />
für LNG-Anlage in Kanada<br />
seinen Privatkunden im Rahmen des<br />
Produkts „E.ON Wind<strong>Gas</strong>“ an.<br />
In Hamburg-Reitbrook baut<br />
E.ON zurzeit eine weitere Power-to-<br />
<strong>Gas</strong>-Pilotanlage, die 2015 in Betrieb<br />
genommen wird. Dort liegt der<br />
Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung<br />
des Umwandlungsprozesses<br />
auf Grundlage eines kompakteren<br />
und leistungsfähigeren Konzeptes<br />
der Elektrolyse.<br />
Der Technologiekonzern The Linde<br />
Group hat den Zuschlag zur<br />
Erbringung von Engineering- und<br />
Beschaffungsleistungen für eine <strong>Erdgas</strong>verflüssigungsanlage<br />
(LNG-Anlage)<br />
in Kanada erhalten. Auftraggeber<br />
ist die Woodfibre LNG Limited, eine<br />
Tochtergesellschaft des Unternehmens<br />
Pacific Oil & <strong>Gas</strong> (PO&G), das<br />
auf die Erschließung von Energiequellen<br />
spezialisiert ist. Die Anlage<br />
wird über eine Kapazität von 2,1 Mio.<br />
Jahrestonnen (MTPA) verfügen und<br />
in der Nähe von Vancouver errichtet.<br />
In der neuen Anlage wird die<br />
Linde-eigene LIMUM(R)-Technologie<br />
zum Einsatz kommen - ein Verfahren,<br />
das eine sehr hohe Energieeffizienz<br />
gewährleistet. Sofern<br />
alle erforderlichen Genehmigungen<br />
vorliegen, soll der Bau der Anlage<br />
planmäßig 2015 starten. Die<br />
Inbetriebnahme ist für 2017 vorgesehen.<br />
Oktober 2014<br />
708 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Forschung und Entwicklung | NACHRICHTEN<br />
|<br />
Erzeugung aktueller Daten zu<br />
Biomasse-Potenzialen<br />
Die Machbarkeitsuntersuchung „BiomassMon“ kommt zu dem Schluss,<br />
dass der Satellitendaten-Einsatz zur Erfassung von energetischen Biomassepotenzialen<br />
aus der Landschaftspflege Sinn macht.<br />
Der Münsteraner Geoinformations-Dienstleister EFTAS GmbH, das Fraunhofer-Institut<br />
für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus<br />
Oberhausen sowie das Institut für Photogrammetrie und Geoinformation<br />
der Leibniz Universität Hannover untersuchen die Möglichkeiten der Entwicklung<br />
eines fernerkundungsbasierten Biomasse-Erfassungs- und -monitoringsystems.<br />
Aufgrund des steigenden und nicht abgedeckten Bedarfs an aktuellen Planungsdaten<br />
nimmt der Projektverbund Simulationsdaten zum kommenden<br />
Sentinel 2-System unter die Lupe. Der Charme des Sentinel-Systems: Die Daten<br />
werden als Bestandteil des europäischen Copernicus-Programms kostenfrei zur<br />
Verfügung stehen. Ferner bieten die Sensoren neuartige spektrale Auflösungen<br />
und das System nimmt kontinuierlich mit kurzen Überfliegungsabständen auf.<br />
Damit werden neue technische Möglichkeiten sowie Anwendungsoptionen eröffnet,<br />
wo Datenkosten zuvor einen wirtschaftlichen Einsatz von Fernerkundung<br />
nicht zuließen.<br />
Vor diesem Hintergrund werden in BiomassMon die Einsatzmöglichkeiten<br />
des Systems zum Monitoring von energetisch nutzbaren Biomassepotenzialen<br />
aus der Landschaftspflege untersucht. Denn wenn Biomasse optimal<br />
genutzt werden soll, muss ein nachhaltiges Ressourcenmanagement<br />
betrieben werden, das alle Potenziale einschließt. Bisher werden Biomassepotenziale<br />
aus der Pflege von Landschaftselementen, wie Hecken oder<br />
Uferrandstreifen, aufgrund mangelnder Informationen zu Menge, Qualität<br />
und Verfügbarkeit der Biomasse nur unzureichend energetisch verwertet.<br />
Die Zwischenergebnisse von BiomassMon belegen, dass Daten von Sentinel<br />
2 trotz der geometrischen Auflösung von zehn und mehr Metern Kantenlänge<br />
pro Pixel zum Monitoring schmaler linearer Landschaftselemente wie<br />
Hecken verwendet werden können. Mit der Nutzung von Fernerkundungsdaten<br />
sind somit hochaktuelle Informationen für die wirtschaftlich rentable und<br />
ökologisch verträgliche Biomassenutzung von bislang unerschlossenen Potenzialflächen<br />
bereitzustellen.<br />
Die Untersuchungen werden bis Ende 2015 weitergeführt. Der Fokus<br />
liegt auf der Integration der neuen Datenbasis in GIS-basierte Stoffstromund<br />
Prognosemodelle, um nutzerorientierte Anwendungsfälle zur Standortfindung<br />
beantworten zu können.<br />
Adressaten sind neben der Politik und der Energiewirtschaft insbesondere<br />
regionale Akteure, wie Planungsbehörden und Projektentwickler. Involvierte<br />
Nutzer sind die Energieagentur.NRW mit ihrem Netzwerk Biomasse,<br />
der Kreis Steinfurt und die Regionale Planungsgemeinschaft Altmark.<br />
Weitere Informationen<br />
www.biomassmon.info<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 709<br />
PLASSON GmbH<br />
Krudenburger Weg 29 • 46485 Wesel<br />
Telefon: (0281) 9 52 72-0<br />
Telefax: (02 81) 9 52 72-27<br />
E-Mail: info@plasson.de<br />
Internet: www.plasson.de
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
Berechnung und Optimierung<br />
von <strong>Gas</strong>verteilungsnetzen<br />
Für Fach- und Führungskräfte von<br />
Netzbetreibern, die in der Praxis<br />
mit der Planung, dem Betrieb und<br />
der Optimierung von <strong>Gas</strong>verteilungsnetzen<br />
beschäftigt sind, veranstaltet<br />
der DVGW vom 25. bis 27. November<br />
2014 in Dortmund eine Intensivschulung<br />
mit den folgenden Themen:<br />
••<br />
physikalische und mathematische<br />
Grundlagen der Rohrnetzplanung<br />
••<br />
Grundlagen der Berechnung<br />
vermaschter Netze<br />
••<br />
der <strong>Gas</strong>absatz: Einflussgrößen<br />
und Auswirkungen<br />
••<br />
Planung der optimalen Rehabilitation<br />
••<br />
Beispielrechnungen mit den Rechenprogrammen<br />
OptiPlan und<br />
STANET<br />
••<br />
Planung von Hochdrucknetzen<br />
mit Hilfe der dynamischen Rohrnetzberechnung<br />
••<br />
Rohrnetzberechnung mit Daten<br />
eines GeoInformationsSystems<br />
••<br />
Aufgabenstellung von Rohrnetzberechnungen<br />
und Lösungswege<br />
••<br />
Druckmessungen und Rohrnetzanalysen:<br />
Netzkalibrierung in<br />
der Praxis<br />
Für einen Netzbetreiber ist es heute<br />
von erheblicher Bedeutung, sein<br />
Netz kostenoptimal zu betreiben und<br />
gleichzeitig ein hohes Maß an Versorgungssicherheit<br />
zu gewährleisten.<br />
Vor diesem Hintergrund sollte ein<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetz entsprechend<br />
optimiert, saniert und gegebenenfalls<br />
ausgebaut werden. Die dazu<br />
notwendigen Investitionsentscheidungen<br />
müssen dementsprechend<br />
im Rahmen einer vorausschauenden<br />
und umsichtigen Planung erfolgen.<br />
Bei Betrieb, Planung und Weiterentwicklung<br />
eines bestehenden<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetzes kommt es<br />
deshalb darauf an, dass bei einem<br />
hohen versorgungstechnischen<br />
Standard dauerhaft niedrige <strong>Gas</strong>verteilungskosten<br />
entstehen. Geplante<br />
Baumaßnahmen müssen<br />
unter den nur schwer überschaubaren<br />
Bedingungen vermaschter<br />
Netze tatsächlich auch die beabsichtigten<br />
Auswirkungen auf die<br />
Druck- und Strömungsverhältnisse<br />
erzielen, d. h. Fehlinvestitionen<br />
müssen aus diesem Grund unbedingt<br />
vermieden werden.<br />
Mit dieser Intensivschulung will<br />
der DVGW die mit der Planung der<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetze betrauten<br />
Fachleute in den <strong>Gas</strong>versorgungsunternehmen<br />
mit den theoretischen<br />
Grundlagen besser vertraut<br />
machen und mit Erfahrungsberichten,<br />
praktischen Anleitungen<br />
und Übungen das Wissen für die<br />
Arbeit im <strong>Gas</strong>versorgungsunternehmen<br />
stärken. Die Teilnehmer<br />
haben während der Intensivschulung<br />
die Gelegenheit, Rohrnetzberechnungsprogramme<br />
individuell<br />
auszuprobieren und unter Anleitung<br />
von Fachleuten an beispielhaften<br />
Rechenmodellen Planungsaufgaben<br />
durchzuführen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.dvgw.de<br />
Master-Studiengang Energiemanagement startet<br />
an der Hochschule Fresenius<br />
Ab dem Wintersemester 2014/2015<br />
bietet die Hochschule Fresenius<br />
an ihrem Standort in Frankfurt am<br />
Main den berufsbegleitenden Master-Studiengang<br />
Energiemanagement<br />
an. In rund drei Jahren, wenn<br />
die erste Kohorte ihr sechs Semester<br />
währendes Studium abgeschlossen<br />
hat, werden der Energiewirtschaft<br />
dann dringend benötigte Führungskräfte<br />
zur Verfügung stehen, die dem<br />
geänderten Anforderungsprofil in<br />
der Branche entsprechen. Dementsprechend<br />
bekommen die Studierenden<br />
auch exakt die Inhalte vermittelt,<br />
die in der Energiewirtschaft an<br />
Relevanz gewinnen, dazu kommen<br />
umfassende Kenntnisse im Changeund<br />
Innovations-Management. Außerdem<br />
legt die Hochschule Wert auf<br />
die Aktivierung und Stärkung sozialer<br />
Kompetenzen, vor allem im Bereich<br />
der Mitarbeiterführung. Zusätzliche<br />
Motivation für Interessenten<br />
soll auch die besondere Atmosphäre<br />
des neuen Houses of Logistics and<br />
Mobility (HOLM) in unmittelbarer Nähe<br />
des Frankfurter Flughafens sein,<br />
wo in geblockter Form mittwochs<br />
bis freitags beziehungsweise samstags<br />
der Unterricht stattfinden wird.<br />
Bei der Planung des Studiengangs,<br />
der sich insbesondere an Mitarbeiter<br />
von Energieversorgern und<br />
Fachkräfte in Forschungseinrichtungen<br />
sowie Behörden richtet, erhielt<br />
die Hochschule Fresenius maßgebliche<br />
Unterstützung durch die Süwag<br />
Energie AG.<br />
Mehr Informationen unter:<br />
www.hs-fresenius.de<br />
Oktober 2014<br />
710 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Veranstaltungen<br />
Chancen und Risiken von Fracking<br />
Auf der VDI-Fachkonferenz „Hydraulic<br />
Fracturing in Erdöl- und<br />
<strong>Erdgas</strong>lagerstätten“ am 10. und 11.<br />
Dezember 2014 in Hannover diskutieren<br />
Experten über die Potenziale<br />
und Realisierungschancen für das<br />
hydraulische Aufbrechen in<br />
Deutschland. Fachleute aus der Industrie,<br />
Politik und Forschung sprechen<br />
unter anderem über aktuelle<br />
Fragestellungen zu den rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen und tauschen<br />
sich über neuartige Frackflüssigkeiten,<br />
deren Zusammensetzung,<br />
Entsorgung und Flowback<br />
aus.<br />
Die Versorgungssicherheit und<br />
die Rolle der einheimischen Energieproduktion<br />
bilden einen ersten<br />
Schwerpunkt der Veranstaltung. Michael<br />
Schütz Referent der Generaldirektion<br />
Energie der Europäischen<br />
Kommission erläutert in seinem<br />
Vortrag, wie sich unkonventionelles<br />
<strong>Gas</strong> und Öl in Europa auffinden lässt<br />
und spricht über die Aktivitäten auf<br />
EU Ebene. Mit dem Thema „Grundwasser<br />
und Tiefenfluide beim Fracking“<br />
setzt sich Prof. Dr. Hans Joachim<br />
Kümpel, Präsident der Bundesanstalt<br />
für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe, auseinander. Über<br />
die Potenziale und Realisierungschancen<br />
für das Hydraulic Fracturing<br />
referieren Dr. Harald Kassner<br />
von Exxonmobil Production<br />
Deutschland und Joachim Pünnel<br />
aus der Wintershall Holding.<br />
Darüber hinaus befasst sich die<br />
Konferenz „Hydraulic Fracturing in<br />
Erdöl- und <strong>Erdgas</strong>lagerstätten“ mit<br />
der Komplettierungstechnik sowie<br />
dem Monitoring von Frackoperationen.<br />
Der Konferenzleiter Prof. Dr.<br />
Mohammed Amro von der TU<br />
Bergakademie Freiberg erläutert in<br />
seinem Vortrag die technologischen<br />
Entwicklungen vom Fracking.<br />
Informationen, um eine Bevölkerungsakzeptanz<br />
bei umstrittenen<br />
Energieprojekten zu<br />
schaffen stellt Melanie Pust von<br />
Tecsol vor.<br />
© VDI Wissensforum GmbH/Wirtschaftsverband Erdöl- und <strong>Erdgas</strong>gewinnung e.V.<br />
Anmeldung und Programm unter<br />
www.vdi.de/fracking<br />
Erneuerbare Energien in den Strommarkt integrieren<br />
Die derzeit größte Herausforderung<br />
im Energiemarkt ist die<br />
optimale Verzahnung zwischen<br />
konventionell und regenerativ erzeugtem<br />
Strom. Nur so lassen sich<br />
unerwünschte Effekte, wie beispielsweise<br />
negative Strompreise,<br />
verhindern. Angepasste Strategien<br />
sind notwendig, um die Regelleistung<br />
bemessen und erbringen zu<br />
können. Energieversorger entwickeln<br />
neue Geschäftsmodelle, mit<br />
denen sie den Änderungen am<br />
Markt begegnen. Die VDI-Fachkonferenz<br />
„Systemintegration Erneuerbarer<br />
Energien in den deutschen<br />
Strommarkt“ am 19. und 20. November<br />
2014 in Köln präsentiert an<br />
praktischen Beispielen aktuelle Lösungsansätze.<br />
Am Vortag der Konferenz, dem<br />
18. November 2014, bietet die VDI<br />
Wissensforum GmbH die „Einführung:<br />
Erneuerbare Energien am<br />
Strommarkt“ an. Dieser Spezialtag<br />
vermittelt Hintergrundwissen zum<br />
Strommarkt und -handel. Außerdem<br />
legt er dar, wie sich das EEG 2014 auswirkt<br />
und welche Markt- und Preisentwicklungen<br />
zu erwarten sind.<br />
Anmeldung und Programm unter<br />
www.vdi.de/MarktintegrationEE<br />
Oktober 2014<br />
712 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Veranstaltungen | NACHRICHTEN |<br />
15. Viessmann Energieforum in Allendorf (Eder)<br />
Das Infocenter der Viessmann Akademie<br />
in Allendorf (Eder) war<br />
Treffpunkt renommierter Klima- und<br />
Energieexperten. Im Rahmen des<br />
15. Viessmann Energieforums referierten<br />
sie vor Marktpartnern des Unternehmens<br />
über den aktuellen Stand<br />
der Klima- und Energiesituation und<br />
zeigten Lösungsansätze zur erfolgreichen<br />
Umsetzung der Energiewende<br />
auf. Die Viessmann Energieforen<br />
haben sich seit der ersten Veranstaltung<br />
im Jahr 2008 zu einer festen Institution<br />
in der Energie- und Klimadiskussion<br />
entwickelt und stoßen regelmäßig<br />
auf große Resonanz.<br />
Prof. Dr. Martin Viessmann betonte<br />
in seiner Begrüßungsrede die Notwendigkeit<br />
des Einzelnen, sich in die<br />
Diskussion einzubringen. Jeder stehe<br />
in der Verantwortung, der Energieverschwendung<br />
ein Ende zu bereiten.<br />
„Die Auflösung des Modernisierungsstaus<br />
im Wärmesektor leistet dazu einen<br />
entscheidenden Beitrag“, so der<br />
Unternehmenschef. Doch noch immer<br />
fehlten die notwendigen Rahmenbedingungen,<br />
um die immensen<br />
Potenziale im Bestand zu heben.<br />
Der Direktor des Potsdam-Instituts<br />
für Klimafolgenforschung, Prof.<br />
Hans Joachim Schellnhuber, zeigte in<br />
seinem Vortrag eindrucksvoll die dramatischen<br />
Folgen auf, die eine Erwärmung<br />
der Atmosphäre um mehr als<br />
zwei Grad Celsius hätte. Er präsentierte<br />
aber auch Möglichkeiten, die Klimaerwärmung<br />
zu stoppen.<br />
Auch Stephan Kohler, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Deutschen<br />
Energie Agentur (dena), stellte<br />
heraus, dass in der Gebäudesanierung<br />
ein enormes Potenzial liegt.<br />
In seinem Vortrag „Die Hauswende<br />
voranbringen“ machte er klar, wie<br />
wichtig es ist, mehr Schwung in die<br />
Modernisierung des Gebäudebestands<br />
zu bringen.<br />
Unter dem Motto „Vom Klimaschutz<br />
zum Markterfolg“ skizzierte<br />
Dr. Frank Voßloh, Geschäftsführer der<br />
Viessmann Deutschland GmbH, den<br />
derzeit stattfindenden Strukturwandel<br />
im Heizungsmarkt. Er zeigte die<br />
aktuellen technischen Trends auf<br />
und betonte die zentrale Rolle der<br />
Viessmann Marktpartner bei der Auflösung<br />
des Modernisierungsstaus.<br />
Nach den Ausführungen von<br />
Dr. Voßloh referierte Carsten Herbert,<br />
Energieberater des Büros<br />
„Energie & Haus“ in Darmstadt, über<br />
das Thema „Energieeffizienz im Gebäudebestand“.<br />
Er verdeutlichte,<br />
dass sich die Heizungsfachfirmen<br />
derzeit in einem Veränderungsprozess<br />
hin zum Energieeffizienzdienstleister<br />
für Anlagentechnik befinden.<br />
Ein Best-Practice-Beispiel mit<br />
Leuchtturm-Charakter präsentierte<br />
der geschäftsführende Gesellschafter<br />
der Schnepf Planungsgruppe<br />
Energietechnik GmbH & Co. KG in<br />
Nagold, Klaus Schnepf. Das im vergangenen<br />
Jahr fertiggestellte neue<br />
Verwaltungsgebäude seines Unternehmens<br />
heizt und kühlt komplett<br />
mit erneuerbaren Energien.<br />
Manfred Greis, Leiter der Viessmann<br />
Unternehmenskommunikation,<br />
gab einen Überblick über die<br />
Maßnahmen der Bundesregierung<br />
zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
und Verbesserung des Klimaschutzes.<br />
Darüber hinaus stellte er das<br />
strategische Nachhaltigkeitsprojekt<br />
„Effizienz Plus“ vor. Damit hatte<br />
Viessmann am Stammsitz in Allendorf<br />
(Eder) den Verbrauch fossiler<br />
Energien um zwei Drittel und den<br />
CO 2 -Ausstoß um mehr als 80 % gesenkt.<br />
Um zusätzliche Effizienz- und<br />
Klimaschutzpotenziale zu heben,<br />
wird Effizienz Plus kontinuierlich<br />
weiterentwickelt.<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung<br />
hatten die Gäste Gelegenheit,<br />
sich Effizienz Plus in der Praxis anzusehen<br />
– besichtigt wurden neben<br />
dem Infocenter auch die Energiezentrale<br />
und die Fertigung im Werk<br />
Allendorf.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 713
| NACHRICHTEN<br />
|<br />
Verbände und Vereine<br />
GEODE zur Einbeziehung der Verteilnetzbetreiber in<br />
Abwicklung der EEG-Umlage bei Eigenversorgung<br />
In einem Positionspapier hat sich<br />
der europäische Verband der unabhängigen<br />
Strom- und <strong>Gas</strong>verteilerunternehmen<br />
(GEODE) dagegen<br />
ausgesprochen, die Verteilnetzbetreiber<br />
in die Abwicklung der seit<br />
dem 1. August EEG-umlagepflichtigen<br />
Eigenversorgung einzubeziehen.<br />
Diese Möglichkeit hat sich der<br />
Gesetzgeber durch eine Verordnungsermächtigung<br />
im kürzlich novellierten<br />
EEG offen gehalten.<br />
Der Ausgleichsmechanismus ist<br />
einer der zentralen Bestandteile des<br />
EEG-Fördersystems. Dieser stellt sicher,<br />
dass die Kosten der Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren Energien<br />
und Grubengas bundesweit<br />
gleichmäßig verteilt werden. Verantwortlich<br />
für die Abwicklung der<br />
EEG-Umlage und des Ausgleichsmechanismus<br />
sind dabei die vier<br />
Übertragungsnetzbetreiber. Im<br />
Rahmen der Einführung der Umlagepflicht<br />
für die Eigenversorgung<br />
im EEG 2014 erwägt der Gesetzgeber<br />
nun, auch die Verteilnetzbetreiber<br />
in die Verantwortung zu ziehen.<br />
„Der bundesweite Ausgleich hat<br />
sich seit Jahren bewährt. Eine Ausweitung<br />
des Abwicklungssystems<br />
auf die Verteilnetzebene wäre aus<br />
unserer Sicht nicht nur systemwidrig<br />
und nicht verursachungsgerecht,<br />
sondern wäre auch mit volkswirtschaftlich<br />
völlig unnötigen Kosten<br />
verbunden. Es besteht kein Grund,<br />
bisher unbeteiligte Dritte in das System<br />
mit aufzunehmen“, so der stellvertretende<br />
Präsident der GEODE,<br />
Christian Held. In einem Positionspapier<br />
an Wirtschaftsminister Sigmar<br />
Gabriel spricht sich die GEODE<br />
deshalb entschieden gegen eine<br />
Einbeziehung der Verteilnetzbetreiber<br />
aus. Werden die Verteilnetzbetreiber<br />
in die Abwicklung der EEG-<br />
Umlagezahlung für die Eigenversorgung<br />
einbezogen, wird der<br />
Grundsatz des bundesweiten Ausgleichs<br />
durchbrochen, heißt es im<br />
Positionspapier. Denn für jeden Verteilnetzbetreiber<br />
würde in Abhängigkeit<br />
von der Zahl der Eigenversorgungsanlagen<br />
in seinem Netzgebiet<br />
eine individuelle Kostenlast<br />
entstehen. Diese Kosten würden in<br />
die Netzentgelte einfließen und je<br />
nach Netzregion zu unterschiedlich<br />
hohen Entgelten führen.<br />
Die Übertragungsnetzbetreiber<br />
seien seit Jahren mit der Abwicklung<br />
der EEG-Umlage vertraut und verfügen<br />
über die entsprechende EDV-Infrastruktur.<br />
Anders als die Verteilnetzbetreiber,<br />
die hier bei null beginnen<br />
müssten. Damit würde auch ein<br />
entsprechend vervielfachter Kostenaufwand<br />
einhergehen, heißt es im<br />
GEODE-Positionspapier weiter.<br />
Schließlich äußert der Verband<br />
auch verfassungsrechtliche Bedenken<br />
im Zusammenhang mit der Verordnungsermächtigung<br />
des Gesetzgebers.<br />
dena-Studie empfiehlt Markteinführung<br />
von LNG-Lastwagen<br />
Der Straßengüterverkehr in<br />
Deutschland verzeichnet enorme<br />
Wachstumsraten mit steigenden<br />
Treibhausgasemissionen und<br />
ist fast vollständig von Erdöl abhängig.<br />
Flüssigerdgas (Liquefied<br />
Natural <strong>Gas</strong> – LNG) als alternativer<br />
Kraftstoff hat das Potenzial, die<br />
Energieversorgung zu diversifizieren<br />
und auch die Klimabilanz der<br />
Lkws sowie aller damit transportierten<br />
Waren zu verbessern. Dies<br />
geht aus einer neuen Studie der<br />
Deutschen Energie-Agentur (dena)<br />
hervor.<br />
Von 1990 bis 2012 sind die Emissionen<br />
im Schwerlastverkehr um 40<br />
% gestiegen – und die Bundesregierung<br />
sagt einen weiteren Anstieg<br />
der Verkehrsleistung voraus. In<br />
Großbritannien, Schweden, den Niederlanden<br />
und den USA werden<br />
LNG-Lastwagen bereits erfolgreich<br />
eingesetzt. In Deutschland hingegen<br />
gibt es bisher weder LNG-Tankstellen<br />
noch Testflotten.<br />
Die EU-Strategie „Clean Power<br />
for Transport“ fordert Deutschland<br />
auf, bis 2016 politische Maßnahmen<br />
für den Aufbau eines LNG-<br />
Tankstellennetzes zu entwickeln. In<br />
der Studie untersucht die dena die<br />
Potenziale von LNG im Schwerlastverkehr<br />
und schlägt Maßnahmen<br />
für die Markteinführung vor. Die<br />
wichtigsten politischen Empfehlungen<br />
sind: konkrete Zielvorgaben<br />
für die Etablierung von LNG als<br />
Kraftstoff, die zeitnahe Verlängerung<br />
der Energiesteuerermäßigung<br />
für <strong>Erdgas</strong> und Biomethan<br />
sowie die Integration von gasbetriebenen<br />
Nutzfahrzeugen in öffentliche<br />
Flotten.<br />
Flüssigerdgas im Schwerlastverkehr<br />
bietet weitere Vorteile: Es wird<br />
per Tankschiff importiert und erhöht<br />
damit nicht nur die Unabhängigkeit<br />
von Erdöl, sondern auch von<br />
Pipelinegas. Aufgrund der hohen<br />
Energiedichte können LNG-Lastwagen<br />
auch lange Strecken zurücklegen.<br />
Außerdem sind LNG-betriebene<br />
Lkws leiser als ihre Diesel-Pendants.<br />
So sinkt die Lärmbelästigung<br />
in Innenstädten bei Warenlieferungen<br />
oder Müllabfuhr.<br />
Oktober 2014<br />
714 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Verbände und Vereine | NACHRICHTEN |<br />
EWI sieht Versorgungsprobleme bei mehrmonatigem<br />
Lieferstopp für <strong>Gas</strong> aus Russland<br />
Ein Stopp russischer <strong>Erdgas</strong>lieferungen<br />
nach Westeuropa ab November<br />
würde nach spätestens<br />
sechs Monaten zu erheblichen Versorgungsstörungen<br />
in Deutschland<br />
führen. Das ergibt sich aus einer<br />
Studie des Energiewirtschaftlichen<br />
Instituts an der Universität zu Köln<br />
(EWI). Um den Ausfall russischer Lieferungen<br />
innerhalb dieses Zeitraums<br />
kompensieren zu können,<br />
müsste in Europa allerdings erheblich<br />
mehr Flüssiggas als im Jahr<br />
2013 importiert werden. Und die<br />
deutschen <strong>Gas</strong>speicher dürften nur<br />
zu 85 % wieder aufgefüllt werden.<br />
Das würde allerdings die Versorgungssicherheit<br />
im darauffolgenden<br />
Winter verringern. „Trotz seiner<br />
großen <strong>Gas</strong>speicherkapazitäten und<br />
seiner geographischen Nähe zu den<br />
großen <strong>Gas</strong>produzenten Niederlande<br />
und Norwegen wäre Deutschland<br />
von einem lang andauernden<br />
<strong>Gas</strong>lieferembargo durch Russland<br />
im Zuge der Ukrainekrise stark betroffen“,<br />
hob Studienleiter Harald<br />
Hecking ein zentrales Ergebnis der<br />
Untersuchung hervor. Italien beispielsweise<br />
könnte den sechsmonatigen<br />
Ausfall russischen <strong>Gas</strong>es aufgrund<br />
seiner Pipelineanbindung an<br />
algerische und libysche <strong>Gas</strong>felder,<br />
wegen seiner langfristigen Lieferverträge<br />
mit Norwegen und den<br />
Niederlanden sowie über seine großen<br />
Anlandekapazitäten für Flüssiggas<br />
dagegen besser kompensieren.<br />
In der Studie werden die Auswirkungen<br />
von Embargos verschiedener<br />
Dauer berechnet. Bei einem Lieferstopp<br />
von sechs Monaten würden<br />
in Deutschland rd. 3 Mrd. m 3 an<br />
<strong>Gas</strong> fehlen, bei einem Embargo, das<br />
länger als neun Monate dauert, wären<br />
es schon 12 Mrd. m 3 .<br />
Die Autoren der Studie führen<br />
die Folgen eines längeren Embargos<br />
für Deutschland vor allem auf<br />
drei Gründe zurück: Deutschland<br />
sei der größte Importeur von russischem<br />
<strong>Gas</strong> in Europa. Zum zweiten<br />
hätten die Niederlande und Norwegen<br />
einen wesentlichen Teil ihrer<br />
<strong>Gas</strong>produktion über langfristige<br />
Verträge an Länder wie Frankreich<br />
und Italien verkauft – sie<br />
hätten nur begrenzte Kapazitäten<br />
für zusätzliche Lieferungen nach<br />
Deutschland frei. Drittens verfüge<br />
Deutschland zwar über große Kapazitäten<br />
an <strong>Gas</strong>speichern, je länger<br />
das Embargo aber anhalte, umso<br />
weniger nützten die Speicher.<br />
Entscheidend für die Versorgungssituation<br />
ist die Menge an Flüssiggas<br />
(LNG), die auf dem Weltmarkt<br />
bezogen werden kann: Um die<br />
<strong>Gas</strong>versorgung in Deutschland<br />
während eines Embargos von fünf<br />
Monaten Dauer zu sichern, müsste<br />
Europa seine Flüssiggasimporte<br />
gegenüber 2013 nahezu verdoppeln<br />
und zusätzliche 45 Mrd. m 3<br />
beschaffen. Werden nur zusätzliche<br />
25 Mrd. m 3 importiert, drohen<br />
bereits bei einem dreimonatigen<br />
<strong>Gas</strong>-Embargo Lieferengpässe in<br />
Deutschland. Zusätzliches Flüssiggas<br />
bekäme Deutschland aber nur<br />
zu deutlich höheren Preisen, da<br />
Deutschland und Europa hier im<br />
globalen Wettbewerb mit anderen<br />
Nachfragern, z. B. Japan, stehen.<br />
In der Studie werden auch die<br />
Folgen einer besonders kalten Winterwoche<br />
im Februar berechnet. In<br />
diesem Fall wäre in weiten Teilen<br />
Europas mit Lieferengpässen zu<br />
rechnen. Als Gründe nennen die Autoren<br />
unter anderem beschränkte<br />
Entnahmekapazitäten bei den <strong>Gas</strong>speichern<br />
und niedrige Speicherfüllstände<br />
aufgrund des Embargos.<br />
Die Studie weist auch darauf hin,<br />
dass die Abhängigkeit nicht einseitig<br />
ist. Ein russisches <strong>Gas</strong>embargo<br />
wäre auch für den russischen Export-Monopolisten<br />
Gazprom nicht<br />
umsonst. Nach Schätzungen des<br />
EWI würden jeder Monat des Embargos<br />
in Russland zu Einnahmeausfällen<br />
von 4 bis 4.5 Mrd. € führen,<br />
was etwa 3.5 % des Jahresumsatzes<br />
von Gazprom entspräche.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
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Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 715
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Umstellung von Markträumen von<br />
L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong><br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit, Marktraumumstellung, Geräteanpassung, L-<strong>Gas</strong>, H-<strong>Gas</strong><br />
Stephan Dietzmann<br />
Die Umstellung von Versorgungsgebieten von L-<strong>Gas</strong><br />
auf H-<strong>Gas</strong> und die damit einhergehende Anpassung<br />
der <strong>Gas</strong>geräte wurde zu Beginn dieses Jahrtausends<br />
bis 2008 bereits mehrfach erfolgreich umgesetzt. Insbesondere<br />
der Rückgang der L-<strong>Gas</strong>-Importe aus den<br />
Niederlanden wird in den kommenden 15-20 Jahren<br />
dazu führen, dass dieses Thema erheblich an Bedeutung<br />
gewinnt. Dabei geht es dann nicht mehr um einzelne<br />
Versorgungsgebiete, sondern um ganze Markträume,<br />
die umzustellen sind. Nicht nur die Größe der<br />
umzustellenden Gebiete, auch die heutigen regulatorischen<br />
Rahmenbedingungen im <strong>Gas</strong>markt erhöhen<br />
die Anforderungen an die Prozesse. Die Vorbereitungen<br />
auf Seiten der Verbände und Unternehmen laufen<br />
bereits auf Hochtouren. Gleichwohl sind die Herausforderungen<br />
sehr hoch und in diesem Zusammenhang<br />
sind alle Marktteilnehmer gefordert, die<br />
gewohnt zuverlässige und sichere Versorgung aller<br />
<strong>Gas</strong>kunden in Deutschland mit <strong>Erdgas</strong> jederzeit zu<br />
gewährleisten und Schaden für das Image des Energieträgers<br />
<strong>Erdgas</strong> im Wärmemarkt in Konkurrenz zu<br />
alternativen Energieträgern zu vermeiden.<br />
Conversion of service areas from L-<strong>Gas</strong> to H-<strong>Gas</strong><br />
The conversion of supply areas from L- to H-gas and<br />
the corresponding adjustment of gas installations has<br />
been successfully implemented for a few times in the<br />
space of time from 2000 to 2008. Especially the decline<br />
of L-gas imports from the Netherlands in the<br />
upcoming 15-20 years will make this issue more and<br />
more important. It doesn´t concern only supply areas<br />
but also entire market areas which have to be converted.<br />
The geographical dimension of converting areas<br />
and further more the current regulatory framework<br />
in the German gas market make processes even<br />
more complicated. Both – involved companies and<br />
respective associations – undertake all possible<br />
measures to be best prepared. Nevertheless it´s a big<br />
challenge for all stakeholders. All market partners<br />
are asked to ensure their usual safe and reliable supply<br />
of gas. It´s essential to avoid damages for the image<br />
of natural gas as the leading energy carrier in the<br />
heat market.<br />
Bild 1. Unterscheidung<br />
H-<br />
<strong>Gas</strong>/L-<strong>Gas</strong> [1]<br />
(G260).<br />
1. Hintergründe zur Marktraumumstellung<br />
Die Versorgung von Kunden mit <strong>Erdgas</strong> erfolgt in<br />
Deutschland über zwei Qualitäten: L-<strong>Gas</strong> und H-<strong>Gas</strong>.<br />
Wesentliches Unterscheidungsmerkmal dieser beiden<br />
Qualitäten sind Wobbe-Index und Brennwert<br />
(Bild 1). Während die H-<strong>Gas</strong>e in Deutschland im Wesentlichen<br />
aus Russland und Norwegen nach<br />
Deutschland transportiert werden, stammt das L-<strong>Gas</strong><br />
aus heimischen Quellen in Nordwestdeutschland sowie<br />
aus den Niederlanden. Die Verteilung der L-<strong>Gas</strong>-<br />
Mengen erfolgt hauptsächlich im nordwestdeutschen<br />
Raum (Bild 2 und 3).<br />
Bereits Anfang dieses Jahrtausends gab es regelmäßig<br />
Umstellungen von einzelnen Versorgungsgebieten<br />
von L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong>. Hierbei handelte es sich um dezidierte<br />
Gebiete einzelner integrierter Versorgungsunternehmen.<br />
In der Spitze lag die Anzahl der in einem Jahr<br />
umzustellenden Geräte bei 72 000. Seit 2008 wurden<br />
allerdings keine Versorgungsgebiete mehr von L-<strong>Gas</strong><br />
auf H-<strong>Gas</strong> umgestellt (Bild 4).<br />
Oktober 2014<br />
716 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Bild 2. H-<strong>Gas</strong>-Gebiet Deutschland [2] (NEP).<br />
Bild 3. L-<strong>Gas</strong>-Gebiet Deutschland [2] (NEP).<br />
In 2011 startete ein Dialog zwischen den deutschen<br />
<strong>Erdgas</strong>produzenten und den L-<strong>Gas</strong>-Fernleitungsnetzbetreibern<br />
unter Koordination des WEG (Wirtschaftsverband<br />
Erdöl- und <strong>Erdgas</strong>gewinnung e. V.). Auslöser war<br />
der seit einigen Jahren zu erkennende kontinuierliche<br />
Rückgang der deutschen <strong>Erdgas</strong>produktion. Der Prozess<br />
der Marktraumumstellung im damals geltenden<br />
regulatorischen Umfeld sollte umfassend beschrieben<br />
werden. Im Einzelnen sollte(n):<br />
••<br />
Transparenz über die L-<strong>Gas</strong> Versorgungssituation<br />
hergestellt,<br />
robuste Entscheidungsprozesse entwickelt,<br />
••<br />
Verantwortlichkeiten festgelegt sowie die Fragestellungen<br />
der Kostentragung beantwortet werden.<br />
Gemeinsame Ziele waren:<br />
die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit,<br />
••<br />
die ungehinderte Ableitung deutscher <strong>Erdgas</strong>produktion<br />
sowie<br />
••<br />
die Entwicklung integrierter Lösungsvorschläge;<br />
Einbindung in den Netzentwicklungsplan <strong>Gas</strong> [2]<br />
Im Jahr 2011 kam die Runde einvernehmlich zu dem Ergebnis,<br />
dass sich die Versorgungssicherheit im<br />
L-<strong>Gas</strong> auf drei wesentliche Säulen stützt:<br />
••<br />
Deutsche Eigenproduktion (rd. 20 % des Leistungsbedarfs)<br />
Bild 4. Anpassung <strong>Gas</strong>geräte 2000 – 2008 [Geräte p.a.] / [3]<br />
(Vortrag Rabenau).<br />
••<br />
Importe aus den Niederlanden (rd. 65 % des Leistungsbedarfs)<br />
•<br />
• Speicher (rd. 15 %, wobei die theoretisch technisch<br />
installierten maximalen Speicherauslagerungskapazitäten<br />
erheblich größer sind als der Leistungsbedarf<br />
aus den Speichern im Spitzenlastfall. Aufgrund<br />
von transporttechnischen Restriktionen unterbrech-<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 717
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
barer Ausspeicherleistungen und unter Berücksichtigung<br />
nicht verfügbarer Füllstände im Winter kann<br />
je nach Szenario nur ein Teil der theoretisch zur Verfügung<br />
stehenden Speicherkapazitäten als verfügbar<br />
angesetzt werden.)<br />
Im Ergebnis wurden auf Basis der damaligen nationalen<br />
Gesamtbilanz und ohne zusätzlichen L-<strong>Gas</strong>-Kapazitätsbedarf<br />
Marktraumumstellungen vor 2016/17 als nicht<br />
erforderlich angesehen. Der o. g. Dialog ist seitdem als<br />
kontiniuerlicher Prozess etabliert, in dem inzwischen<br />
auch die Speicherbetreiber eingebunden sind.<br />
Ende 2012 gab es erste Informationen, dass die L-<strong>Gas</strong>-<br />
Importe aus den Niederlanden ab 2020 ff durchschnittlich<br />
um jährlich 10 % zurückgehen werden. Wesentlicher<br />
Grund hierfür sind die rückläufigen Produktionsmengen<br />
in den Niederlanden selber. In Anbetracht der<br />
Tatsache, dass 2/3 des Leistungsbedarfs im L-<strong>Gas</strong> aus<br />
den Niederlanden gedeckt werden, bedeutet dies einen<br />
jährllichen Rückgang von fast 7 % der gesamten L-<strong>Gas</strong>-<br />
Kapazität. Zum Vergleich: Der Rückgang der deutschen<br />
Produktion wirkt sich mit < 1,5 % p. a. bezogen auf den<br />
gesamten L-<strong>Gas</strong>-Kapazitätsbedarf aus. Somit gewann<br />
das Thema „Umstellung von Versorgungsgebieten“<br />
deutlich mehr Gewicht in den folgenden jährlichen<br />
Netzentwicklungsplänen <strong>Gas</strong>. Der neue Begriff „Marktraumumstellung“<br />
in Abgrenzung zu „Umstellung von<br />
einzelnen Versorgungsgebieten“ hat seitdem seine Berechtigung.<br />
In (Bild 5) aus dem aktuellen Entwurf des<br />
Netzentwicklungsplans <strong>Gas</strong> (NEP) 2014 ist ersichtlich,<br />
wie die L-<strong>Gas</strong>-Kapazitäten in Deutschland bis 2030 prognostiziert<br />
werden.<br />
Während bis dahin noch die Frage diskutiert wurde,<br />
ob Marktraumumstellungen tatsächlich erforderlich<br />
sein werden, geht es seitdem um die Frage, wie die<br />
Marktraumumstellungen umgesetzt werden können.<br />
2. Zukünftige Rollen- und Aufgabenverteilung<br />
bei der Marktraumumstellung<br />
Es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen den<br />
Marktraumumstellungen der Jahre 2000 bis 2008 und<br />
denen, die vor uns liegen:<br />
••<br />
Die Marktraumumstellungen bis 2008 wurden<br />
von integrierten Versorgungsunternehmen initiiert<br />
und organisiert. Der Wettbewerb auf dem<br />
deutschen <strong>Erdgas</strong>markt war noch nicht sehr ausgeprägt;<br />
der virtuelle Punkt noch nicht existent.<br />
Insofern haben Kunde (in der Regel das Stadtwerk)<br />
und alter bzw. neuer Vorlieferant in der<br />
Regel auf Basis von Vollversorgungsverträgen<br />
kommerzielle Lösungen gefunden, wie die Umstellung<br />
des jeweiligen Versorgungsgebietes vorgenommen<br />
werden konnte. Im heutigen regulatorischen<br />
Umfeld ist diese Vorgehensweise nicht<br />
mehr möglich.<br />
••<br />
Während im Zeitraum 2000-2008 in der Spitze<br />
72 000 Geräte p. a. anzupassen waren, sind in der<br />
Spitze der zukünftigen Marktraumumstellungen bis<br />
zu 450 000 Geräteanpassungen p. a. zu erwarten.<br />
Das entspricht umgerechnet einer jährlichen Kapazität<br />
von rd. 6,5 GW und einem Faktor von >6 gegenüber<br />
der bisherigen Spitze aus 2007 mit entsprechenden<br />
Folgen für die technische Organisation der<br />
Geräteanpassung (Bild 6).<br />
Bild 5. Deutschlandweite kapazitative L-<strong>Gas</strong>-Bilanz / [2] (NEP).<br />
Oktober 2014<br />
718 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Aufgrund dieser beiden wesentlichen Unterschiede<br />
wurden intensive Abstimmungsrunden erforderlich, um<br />
Lösungen zu finden. Hauptansprechpartner sind die<br />
beiden Verbände BDEW (Bundesverband der Energieund<br />
Wasserwirtschaft e. V.) und DVGW (Deutscher Verein<br />
des <strong>Gas</strong>- und Wasserfaches e. V.). (Bild 7)<br />
••<br />
Der BDEW kümmert sich hauptsächlich um die regulatorischen<br />
und wirtschaftlichen Fragestellungen. In<br />
den Gremien des BDEW ist in Zusammenarbeit mit<br />
dem VKU (Verband kommunaler Unternehmen e. V.)<br />
und GEODE (Groupement Européen des entreprises<br />
et Organismes de Distribution d’Énergie, EWIVn) im<br />
Juni 2013 bereits der Leitfaden Marktraum umstellung<br />
[4] entwickelt worden. Er beschreibt die operativen Abläufe<br />
zwischen den Netzbetreibern und ihren Anschlussnehmern.<br />
U. a. werden die Zuständigkeiten und<br />
Verantwortlichkeiten sowie die Mindestanforderungen<br />
an den Prozess zur Marktraumumstellung festgelegt.<br />
Die Grundsätze für die umlagefähigen Kosten<br />
und deren Wälzung hingegen werden im Hauptteil<br />
der Kooperationsvereinbarung (KOV) geregelt und<br />
in den zuständigen Gremien vorbereitet.<br />
••<br />
Kernkompetenz des DVGW sind technische Fragestellungen.<br />
Aktuell wird ein technischer Leitfaden<br />
entwickelt, der den Leitfaden Marktraumumstellung<br />
des BDEW [4] mit den erforderlichen technischen<br />
Details abrundet. Zur Unterstützung des <strong>Gas</strong>geräteanpassungsprozesses<br />
wird ein IT-basiertes <strong>Gas</strong>geräteinformationssystem<br />
nach DVGW G 680 [5] entwickelt.<br />
Es dient als direkte digitale Schnittstelle zwischen<br />
den einzelnen beteiligten Parteien bei der<br />
Anpassung (Netzbetreiber, Anpassungsfirma, Qualitätsprüfungsfirma,<br />
Engineeringfirma) und dem<br />
DVGW-Anpassungshandbuch. Im DVGW-Anpassungshandbuch<br />
sind sämtliche <strong>Gas</strong>geräte inkl. Anleitung,<br />
wie diese angepasst werden müssen, aufgeführt.<br />
Durch das IT-basierte <strong>Gas</strong>geräteinformationssystem<br />
entfallen Fehlerquellen bei papierbasierten<br />
Übertragungen. Zudem wird der Arbeitsaufwand<br />
vor Ort reduziert.<br />
Bild 6. Umzustellende Leitung pro Jahr / [2] (NEP).<br />
Bild 7. Rollen und Zuständigkeiten im Prozess Marktraumumstellung.<br />
3. Ausblick<br />
Der Fahrplan der Marktraumumstellungen ist im Netzentwicklungsplan<br />
<strong>Gas</strong> fest implementiert und wird jährlich<br />
aktualisiert. Erste Umstellungen sind für 2016 geplant<br />
und haben noch den Charakter und die Größenordnung<br />
der bekannten Umstellungen aus den Jahren<br />
2000-2008. Der Umfang der jährlichen Umstellungen<br />
steigert sich jedoch sehr schnell und erreicht 2020 eine<br />
Plateauphase, die mit leichten Schwankungen das kommende<br />
Jahrzehnt andauern wird. Bis 2023 wird auf Basis<br />
der aktuellen Planungen rund 1/3 des heutigen L-<strong>Gas</strong>-<br />
Marktes auf H-<strong>Gas</strong> umgestellt sein.<br />
Die regulatorischen und technischen Rahmenbedingungen<br />
werden bis dahin geklärt sein. Für die praktische<br />
Umsetzung vor Ort braucht es jedoch qualifizierte Fachunternehmen,<br />
die den Prozess begleiten und insbesondere<br />
die Einhaltung des technischen Regelwerkes des<br />
DVGW verantworten. Da seit 2008 keine Anpassung von<br />
<strong>Gas</strong>geräten von L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong> mehr vorgenommen<br />
wurde, steht aktuell nur in sehr begrenztem Umfang<br />
Fachpersonal zur Verfügung. Schätzungen gehen von<br />
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
sen sind natürlich mit entsprechenden Ungenauigkeiten<br />
verbunden. Im Laufe dieses langen Zeitraumes sind<br />
zudem viele Änderungen der Rahmenbedingungen zu<br />
erwarten, die eine kontinuierliche Neubewertung der<br />
Situation erforderlich machen werden. Bereits heute<br />
bekannte Potenziale neuer <strong>Erdgas</strong>vorkommen in<br />
Deutschland dürfen durch voreilige oder falsch allokierte<br />
Marktraumumstellungen nicht verbaut werden. Auch<br />
die Option, ob und inwieweit die Konvertierung von H-<br />
<strong>Gas</strong> zu L-<strong>Gas</strong> einen sinnvollen Beitrag leisten kann, sollte<br />
fester Bestandteil der Prüfung von Alternativen sein.<br />
Erste konkrete Projekte haben bereits die Wirtschaftlichkeit<br />
nachgewiesen und befinden sich in der Umsetzung.<br />
Zwei wesentliche Punkte sind übergeordnet zu beachten:<br />
• Die zuverlässige und sichere Versorgung aller <strong>Gas</strong>kunden<br />
in Deutschland mit <strong>Erdgas</strong> ist jederzeit zu<br />
gewährleisten.<br />
• Das Image des Energieträgers <strong>Erdgas</strong> im Wärmemarkt<br />
in Konkurrenz zu alternativen Energieträgern<br />
darf nicht negativ beeinträchtigt werden.<br />
In diesem Themenkomplex sind alle Marktpartner betroffen.<br />
Literatur<br />
[1] Technische Regel – Arbeitsblatt - DVGW G 260 (A) „<strong>Gas</strong>beschaffenheit“<br />
März 2013.<br />
[2] Netzentwicklungsplan <strong>Gas</strong> 2014 (Entwurf) - http://www.fnbgas.de/de/netzentwicklungsplan/nep-2014/nep-2014.html.<br />
[3] Vortrag Michael Rabenau, BEGA.tec GmbH auf der GAT 2014:<br />
„Herausforderungen der Geräteanpassung bei Marktraumumstellungen<br />
L/H <strong>Gas</strong>“.<br />
[4] Leitfaden „Marktraumumstellung“ https://www.google.de/url?s<br />
a=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CCIQFjAA&url<br />
=https%3A%2F%2Fwww.bdew.de%2Finternet.nsf%2Fid%2FC8<br />
D4102AA5347BE0C12578300046BCE6%2F%24file%2F130628_<br />
LF_Marktraumumstellung_final.pdf&ei=qz3jU8WCJ4P17AbcsY<br />
GQDA&usg=AFQjCNGgRwryZiK4gINdKJKFfG3bzoNtsw&sig2=<br />
NS-hpyxakU0TrAaFB4l4Xw&bvm=bv.72676100,d.ZGU&cad=rja<br />
[5] Technische Regel - Arbeitsblatt - DVGW G 680 „Umstellung<br />
und Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten“ November 2011.<br />
[6] Technische Regel - Arbeitsblatt - DVGW G 676-B1 – „1. Beiblatt<br />
zum Arbeitsblatt G 676 - Qualifikationskriterien für<br />
Umbau-, Anpassungs-, Kontrollfirmen und Projektmanagement<br />
(Engineeringfirmen)“ Oktober 2011.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Stephan Dietzmann<br />
Bereichsleiter <strong>Gas</strong>logistik |<br />
<strong>Erdgas</strong> Münster GmbH |<br />
Münster |<br />
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Oktober 2014<br />
720 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
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Ort, Datum, Unterschrift<br />
PABIOG2014<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung Oktober erkläre 2014ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> informiert <strong>Erdgas</strong> und 721 beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
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<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Marktraumumstellung –<br />
L-H-<strong>Gas</strong>geräteanpassung<br />
Eine große Herausforderung für alle mit L-<strong>Gas</strong> versorgten Netzbetreiber<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit, Marktraumumstellung, Netzentwicklungsplan <strong>Gas</strong> 2014, <strong>Gas</strong>geräteanpassung<br />
Sabine Roemer, Alexey Mozgovoy, Bernhard Naendorf und Rolf Albus<br />
Bei künftigen Marktraumumstellungen müssen mehrere<br />
zehntausend <strong>Gas</strong>geräte jährlich an eine neue<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit angepasst werden. Das Ausmaß<br />
der großen Variantenvielfalt von <strong>Gas</strong>geräten ist heute<br />
noch nicht abschätzbar. Anpassungsprojekte dieses<br />
Umfangs und ihre logistische Komplexität erfordern<br />
ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz. Nur durch<br />
eine detaillierte Vorbereitung und strukturierte Ablauforganisation<br />
kann im Einklang aller Beteiligten<br />
die große Herausforderung „Marktraumumstellung“<br />
bewältigt werden.<br />
Market space switch – L-H gas device adjustment<br />
A challenge for all L-gas network operators provided<br />
In the case of future market territory transformation,<br />
several tens of thousands of gas appliances a year<br />
need to be adapted to the new gas quality. The large<br />
varieties of gas appliances still exceed our imagination.<br />
Adaptation projects of this magnitude need a<br />
high level of logistical complexity, which can only be<br />
achieved by detailed structured preparation and operational<br />
organization and in the interest of all participants.<br />
1. Einleitung<br />
Nach § 15a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) sind die<br />
deutschen Fernleitungsnetzbetreiber verpflichtet, jährlich<br />
– erstmalig zum 01. April 2012 – einen gemeinsamen<br />
Netzentwicklungsplan zu erstellen und der<br />
Bundes netzagentur (BNetzA) als zuständiger Regulierungsbehörde<br />
vorzulegen.<br />
Nach § 17 <strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung (<strong>Gas</strong>NZV) sind<br />
die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber verpflichtet,<br />
jährlich zum 01.04. eine marktgebietsweite Ermittlung<br />
des langfristigen Kapazitätsbedarfs durchzuführen.<br />
Mit diesen rechtlichen Grundlagen erschien vor<br />
mehr als zwei Jahren der erste Entwurf der deutschen<br />
Fernleitungsnetzbetreiber: der Netzentwicklungsplan<br />
<strong>Gas</strong> (NEP <strong>Gas</strong>) 2012 [1].<br />
Schon damals beschrieb der NEP <strong>Gas</strong> 2012 die Besonderheiten<br />
der L-<strong>Gas</strong>-Versorgung und die damit verbundene<br />
Situation, des stetigen Rückgangs der Produktionsleistung<br />
in Deutschland und in den Niederlanden,<br />
s. Bild 1.<br />
Am 17. Februar 2014 wurde zum dritten Mal mit der<br />
Veröffentlichung des NEP <strong>Gas</strong> 2014 der Start für das anschließende<br />
Konsultationsverfahren des NEP Entwurfes<br />
eingeleitet. Der NEP <strong>Gas</strong> 2014 stützt sich dabei auf dem<br />
von der BNetzA im Oktober 2013 bestätigten Szenariorahmen,<br />
dieser enthält Maßnahmen bis 2024. Um langfristig<br />
die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, fällt<br />
ein besonderes Augenmerk im NEP <strong>Gas</strong> 2014 auf die<br />
Marktraumumstellung. Mit L-<strong>Gas</strong> versorgte Netzbereiche<br />
sollen bis 2030 sukzessive auf H-<strong>Gas</strong> umgestellt<br />
werden [2]. Dabei wird es notwendig, alle Endgeräte auf<br />
die höherkalorische <strong>Gas</strong>beschaffenheit anzupassen.<br />
2. Allgemeines über die <strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
der <strong>Erdgas</strong>e<br />
Bestimmend für die Eigenschaften eines <strong>Erdgas</strong>es sind<br />
die geologischen und die geochemischen Bedingungen<br />
der jeweiligen Lagerstätte. Das <strong>Erdgas</strong> wird aufgrund<br />
seiner unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung<br />
sowie seiner physikalischen Kenngrößen und<br />
Brenneigenschaften in L- und H-<strong>Gas</strong> unterschieden. <strong>Erdgas</strong><br />
H mit hohem Energiegehalt hat einen höheren Methangehalt<br />
von 87 bis 99 Vol. %, während L-<strong>Gas</strong> mit<br />
niedrigem Energiegehalt einen Methangehalt von<br />
80 bis 87 Vol. % und größere Mengen an Stickstoff und<br />
Kohlenstoffdioxid enthält [3].<br />
Der niedrige Stickstoffgehalt des H-<strong>Gas</strong>es führt zu<br />
einer besseren Flammenstabilität als bei L-<strong>Gas</strong>, was sich<br />
auch in einer etwas höheren laminaren Flammengeschwindigkeit<br />
ausdrückt. Der Anteil an höheren Kohlenwasserstoffen<br />
im H-<strong>Gas</strong> erfordert gegenüber dem L-<strong>Gas</strong><br />
ein stets ausreichendes Primärluftangebot am Brenner,<br />
um mögliche Kohlenstoffabscheidungen durch ein bereits<br />
ab 400 °C einsetzendes Cracken von Ethan, Propan<br />
usw. zu vermeiden. Um beim Wechsel der <strong>Gas</strong>qualität<br />
von L- auf H-<strong>Gas</strong> ein hygienisch einwandfreies Brennver-<br />
Oktober 2014<br />
722 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Bild 1. Stetiger Rückgang der Produktionsleistung in Deutschland und in den Niederlanden [2].<br />
halten zu gewährleisten, ist eine Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten<br />
erforderlich.<br />
3. DVGW Arbeitsblätter, die Grundvoraussetzungen<br />
für Anpassungsmaßnahmen<br />
Bei der Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten dürfen die vom<br />
Deutschen Verband des <strong>Gas</strong>- und Wasserfaches e. V.<br />
(DVGW) herausgegebenen Arbeitsblätter nicht fehlen.<br />
Das DVGW Arbeitsblatt G 680 „Umstellung und Anpassung<br />
von <strong>Gas</strong>geräten“ bildet hierbei den Grundstock für<br />
die Durchführung von Anpassungsmaßnahmen. Das Arbeitsblatt<br />
formuliert u. a. Definitionen, wie Umstellungen<br />
oder Anpassungen von <strong>Gas</strong>geräten, Abwicklung<br />
der Anpassungsarbeiten, Anforderungen an <strong>Gas</strong>geräte<br />
sowie die Durchführung der Qualitätskontrollen [4]. Außerdem<br />
gibt es Aufschluss über die bei der Anpassung<br />
oder Umstellung von <strong>Gas</strong>geräten anzuwendenden normativen<br />
Verweisungen und geltenden Bestimmungen.<br />
Das DVGW Arbeitsblatt G 260 „<strong>Gas</strong>beschaffenheit“<br />
vom März 2013 legt die Anforderungen an die Beschaffenheit<br />
von Brenngasen der öffentlichen <strong>Gas</strong>versorgung<br />
fest. Hier findet man Richtlinien für die <strong>Gas</strong>lieferung, den<br />
<strong>Gas</strong>transport, die Speicherung, den Betrieb von <strong>Gas</strong>anlagen<br />
und <strong>Gas</strong>geräten bzw. zur industriellen <strong>Gas</strong>anwendung.<br />
Für die Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten sind brenntechnische<br />
Kenndaten wie Wobbe-Index, Brennwert und<br />
die relative Dichte genauso wichtig, wie die Einhaltung<br />
der Richtwerte bei den <strong>Gas</strong>begleitstoffen.<br />
Das Beiblatt zum DVGW Arbeitsblatt G 676, das<br />
G 676 B1 (A) „Qualifikationskriterien für Umbau, Anpassungs,<br />
Kontrollfirmen und Projektmanagement“, ist das<br />
Beiblatt zum G 676 und löste im Oktober 2011 das<br />
DVGW Arbeitsblatt 682 ab. In dem Beiblatt werden die<br />
formalen, personellen und sachlichen Anforderungen<br />
von Fachunternehmen beschrieben. Bei der Zertifizierung<br />
von Fachunternehmen unterscheidet man folgende<br />
Gruppen:<br />
••<br />
Gruppe A Durchführung von Erhebungs-, Umstell-<br />
und Anpassungsmaßnahmen<br />
••<br />
Gruppe B Kontrolle der Umstell- und Anpassungsmaßnahmen<br />
••<br />
Gruppe C Durchführung des Projektmanagements<br />
/ Engineeringfirmen<br />
Zu beachten ist hierbei, dass die Durchführung und die<br />
Kontrolle von Erhebungs-, Umstell- und Anpassungsmaßnahmen<br />
nicht in einer Hand liegen dürfen.<br />
4. <strong>Gas</strong>geräteinformationssystem<br />
Für das Erfassen und Anpassen von <strong>Gas</strong>geräten kommt<br />
neben den Regelwerken des DVGW ein weiteres Werk<br />
zum Einsatz: das <strong>Gas</strong>geräteinformationssystem, auch<br />
Anpassungshandbuch genannt. Es ist ein über viele Jahre<br />
gepflegtes Sammelwerk von in Deutschland eingesetzten<br />
<strong>Gas</strong>geräten unterschiedlicher Hersteller, mit ihren<br />
für die Anpassung relevanten technischen Parametern<br />
sowie dem bewährten Ruhrgas-Code-System. Das Geräteerkennungssystem<br />
gibt Aufschluss über den Hersteller,<br />
Typ, Art, Angabe über die Umbaufähigkeit sowie Sondercodierungen.<br />
Bei dem Ruhrgas-Code-System handelt es<br />
sich um ein verschlüsseltes System, welches ein wesentlicher<br />
Bestandteil des <strong>Gas</strong>geräteinformationssystems<br />
ist. Außerdem findet man hier Anweisungen über die<br />
Vorgehensweise bei der Anpassung, z. B. ob ein <strong>Gas</strong>ge-<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 723
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
rät vor oder nach dem <strong>Gas</strong>wechsel angepasst werden<br />
sollte und welche Methode der jeweiligen Anpassung<br />
hierbei zum Einsatz kommt, aber auch Werte über Düsenbestückung,<br />
Einstellung der Nenn-Wärmebelastung,<br />
Düsendruck oder CO 2 -Einstellung. Das <strong>Gas</strong>geräteinformationssystem<br />
war viele Jahre als Buch erhältlich, die<br />
Pflege der Herstellerdaten wurde aber schon Ende der<br />
80er Jahre mit einer speziell für Anpassungsmaßnahmen<br />
entwickelten Software unterstützt, seit ca. sieben Jahren<br />
stehen für den Anpassungsmonteur vor Ort eine mobile<br />
Datenabfrage und -übermittlung zur Verfügung. Ein ITbasiertes<br />
Anpassungsprogramm ermöglicht hierbei<br />
gleichzeitig die Bereitstellung der technischen Daten für<br />
die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der<br />
Anpassungsmaßnahmen.<br />
5. Die Projektvorbereitung<br />
Für einen regelkonformen Ablauf einer Anpassungsmaßnahme,<br />
sollten bestimmte Vorbereitungen getroffen<br />
werden. Dafür ist es sinnvoll, einen Vorentwurf für<br />
das Netzgebiet festzulegen. Hierbei ist Beginn und Ende<br />
der Aktion, Termin/e der H-<strong>Gas</strong> Schaltung/en, Ausschreibungen<br />
der Gruppen A, B und C (siehe 676 B 1), die Erarbeitung<br />
von Angeboten sowie die Auftragsvergabe an<br />
die Vertragspartner zu planen. Ferner eine Überprüfung<br />
der netztechnischen Voraussetzungen bei größeren<br />
Netzgebieten, um diese evtl. in mehrere, kleinere Schaltbezirke<br />
teilen zu können.<br />
5.1 Marktpartner und Kundeninformation<br />
Darüber hinaus müssen alle Markpartner und<br />
Anschlussnehmer/-nutzer der Netzbetreiber über die geplante<br />
Anpassungsmaßnahme gezielt und rechtzeitig informiert<br />
werden. In erster Instanz geschieht dieses über<br />
eine Pressemitteilung. Im nächsten Schritt werden gezielte<br />
Informationsschreiben an die Anschlussnehmer/-nutzer<br />
versendet. Hierbei sollte darauf geachtet werden,<br />
dass das Anschreiben sachlich und präzise formuliert<br />
wird. Inhalte können z. B. Beginn und Ablauf des Projektes,<br />
Beispielrechnungen für zukünftige <strong>Gas</strong>abrechnungen,<br />
Ansprechpartner und Telefonnummern des <strong>Erdgas</strong>büros<br />
sowie Verhaltensregeln bei Reklamationen usw.<br />
sein. Die Information der Marktpartner sollte durch eine<br />
gesonderte Informationsveranstaltung gemeinsam mit<br />
Projektmanagement und Netzbetreiber erfolgen.<br />
5.2 Einrichtung eines <strong>Erdgas</strong>büros<br />
Das <strong>Erdgas</strong>büro ist die zentrale Anlaufstelle für Kunden,<br />
Marktpartner und allen Projektbeteiligten. Das Büro<br />
stellt gleichzeitig auch die Koordinierungsstelle für die<br />
Anpassungsmaßnahme dar, es besteht aus Räumlichkeiten<br />
für Anpassungsfirmen, Projektmanagement und<br />
Kontrollfirmen sowie einem geeignetem Materiallager<br />
und Stellplätzen für die Fahrzeuge. Genügend Platz ist<br />
einzuplanen für die wöchentlichen Baubesprechungen<br />
zwischen den Dienstleistungsunternehmen und dem<br />
Netzbetreiber. Das <strong>Erdgas</strong>büro sollte mit entsprechenden<br />
Büromöbeln und Kommunikationstechnik wie Internetanschluss,<br />
Telefonen, Fax usw. ausgestattet sein.<br />
5.3 Projektablaufplan<br />
Die Erstellung eines Projektablaufplanes bei Anpassungsmaßnahmen<br />
wird in einzelne Projektphasen wie Voraktion,<br />
Hauptaktion und Schlussaktion sowie deren Prozessstufen<br />
geplant, s. Bild 2. Die Projektablaufplanung erfolgt<br />
in enger Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten,<br />
unter Berücksichtigung der Anzahl der in den Schaltbezirken<br />
zu bearbeitenden Anschlussnehmer/-nutzer und<br />
Bild 2. Projektablaufplan einer Anpassungsmaßnahme [8].<br />
Oktober 2014<br />
724 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
der anzupassenden <strong>Gas</strong>geräte nach dem vermuteten<br />
<strong>Gas</strong>gerätefaktor 1,2 (Erfahrungswert aus früheren Anpassungsprojekten)<br />
und unter Beachtung der zur Verfügung<br />
stehenden Anpassungsfirmen. Als Schaltbezirke werden<br />
Regionen bezeichnet, die am bestimmten Tag X vom <strong>Gas</strong>wechsel<br />
betroffen sind.<br />
5.4 Entwicklung von Maßnahmen<br />
und Vorgehensweisen<br />
Um die Qualität der Anpassungsmaßnahme zu sichern,<br />
sollten vor Projektbeginn bestimmte Maßnahmen und<br />
Vorgehensweisen bei nicht anzutreffenden Kunden<br />
und Leerwohnungen, Mängelkarten, nicht anpassungswürdigen<br />
<strong>Gas</strong>geräten etc. mit dem Auftraggeber<br />
entwickelt werden.<br />
6. Durchführung und Abwicklung<br />
der Anpassungsmaßnahmen<br />
Anhand des Projektablaufplanes, vgl. Bild 2, wird für das<br />
einzusetzende Personal vor Ort zu jeder Projektphase<br />
eine Routenplanung erstellt. Hierbei werden jedem<br />
Monteur vor Beginn seiner Arbeit zur Bearbeitung von<br />
Kundenstammdaten komplette Straßenrouten für die<br />
mobile Datenerfassung zur Verfügung gestellt. Die Anmeldung<br />
beim Anschlussnehmer/-nutzer zur <strong>Gas</strong>geräteerhebung<br />
oder Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten erfolgt in<br />
Form eines Ankündigungsformulars durch den Monteur<br />
vor Ort. Bei Nicht-Erreichen des Anschlussnutzers wird<br />
eine Terminantwortkarte hinterlegt. Der Anschlussnutzer<br />
hat nun die Möglichkeit, durch Kontaktaufnahme<br />
mit dem <strong>Erdgas</strong>büro einen Termin zu vereinbaren.<br />
6.1 Projektphase „Voraktion“<br />
Nach neuen Erkenntnissen und Erfahrungen aus früheren<br />
Projekten sollte aus folgenden Aspekten auf die Ist-<br />
Zustands-Erhebung nicht mehr verzichtet werden:<br />
Aspekt „CO-Bildung verhindern“ – Aufgrund von<br />
Störanfälligkeiten werden <strong>Gas</strong>geräte der Gruppe B und<br />
C erst kurz vor oder nach dem <strong>Gas</strong>wechsel angepasst.<br />
Bei Nichteinhaltung der vom Hersteller geforderten Eckdaten,<br />
kann es zur CO-Bildung kommen. Eine vorherige<br />
Erfassung des IST-Zustandes kann hierbei für Transparenz<br />
bei Mängeln, Düsenbestückung, stimmigem Düsendruck<br />
sowie das Betreiben des <strong>Gas</strong>gerätes in Unterlast<br />
oder Überlast sorgen.<br />
Aspekt „Logistik“ – In Deutschland gibt es eine Vielzahl<br />
von <strong>Gas</strong>geräteherstellern und –typen. Vor Beginn<br />
der Anpassungsmaßnahme gibt es keine Erkenntnisse<br />
über den <strong>Gas</strong>gerätebestand im Netz. Eine Erhebung der<br />
<strong>Gas</strong>geräte sorgt nicht nur für die rechtzeitige Bestellung<br />
von Düsen, Düsenstöcken, oder Blenden beim Hersteller<br />
sondern auch für eine termingerechte Umrüstung<br />
der <strong>Gas</strong>geräte durch den Einsatz des hierfür notwendigen<br />
Personals.<br />
Aspekt „Produktionsausfall verhindern“ – Auf<br />
dem <strong>Gas</strong>gerätemarkt gibt es spezielle industrielle oder<br />
gewerbliche <strong>Gas</strong>geräte verschiedener Hersteller. Die<br />
Anpassung dieser <strong>Gas</strong>geräte erfolgt oftmals durch den<br />
<strong>Gas</strong>gerätehersteller selbst. Eine Ist-Zustands-Erhebung<br />
sorgt für eine pünktliche Beauftragung des Herstellers<br />
und verhindert somit unnötigen Produktionsausfall.<br />
Prozessstufe <strong>Gas</strong>geräteerhebung – In der Voraktion,<br />
vgl. Bild 1, werden alle Detailinformationen über jedes<br />
<strong>Gas</strong>gerät ausführlich in Form einer mobilen digitalen<br />
Erfassung erhoben. Aufgenommen werden dabei<br />
die Parameter Hersteller und Typ des <strong>Gas</strong>gerätes. Als<br />
Vorlage dient hierfür das Anpassungshandbuch. Ergänzend<br />
hierzu werden Mängel sowie die Anpassungsfähigkeit<br />
des <strong>Gas</strong>gerätes erhoben. Die anschließende Abgasanalyse<br />
gibt Aufschluss darüber, ob sich CO im Abgas<br />
oder ein <strong>Gas</strong>gerät in Unter-/Überlast befindet.<br />
Entspricht das Gerät mit seinen Einstellungen nicht den<br />
geforderten Herstellerangaben, wird das <strong>Gas</strong>gerät gemäß<br />
Herstellerangaben angepasst, hierbei könnte bei<br />
falscher Düsenbestückung ein Düsenwechsel erforderlich<br />
werden. Beim Feststellen von Mängeln erhält der<br />
Anschlussnutzer zusätzlich eine Mängelkarte, mit der<br />
Aufforderung diese durch ein Vertragsinstallationsunternehmen<br />
(VIU) beheben zu lassen. Erfolgt keine Rückmeldung<br />
der Mangelbehebung durch den Anschlussnutzer,<br />
erhält er vom Netzbetreiber rechtzeitig ein Informationsschreiben<br />
mit dem Hinweis, dass sich das<br />
<strong>Gas</strong>gerät oder die <strong>Gas</strong>anlage in keinem technisch sicheren<br />
Zustand befindet und somit die gebrauchstechnischen<br />
Anforderungen nicht erfüllt werden. Das Projektmanagement<br />
überwacht hierbei den Rücklauf der Mängelkarten.<br />
Erfolgt keine Rückmeldung durch den<br />
Anschlussnehmer/-nutzer, entscheidet der Netzbetreiber<br />
über das weitere Vorgehen. Bei gravierenden Mängeln<br />
muss letztendlich die Sperrung der <strong>Gas</strong>zufuhr<br />
durch den Netzbetreiber erfolgen. Im Anschluss der Erhebung<br />
wird das <strong>Gas</strong>gerät außen mit einem gelben<br />
Aufkleber „<strong>Gas</strong>gerät erhoben“ versehen.<br />
6.2 Projektphase „Hauptaktion“<br />
Prozessstufe <strong>Gas</strong>geräteanpassung – In der Hauptaktion<br />
werden alle konventionellen <strong>Gas</strong>geräte der Gruppe A,<br />
z. B. Herde, Kochstellen, Wasserheizer, Heizkessel usw.<br />
nach der Sommer-Ruhrgas-Methode (SRG – Methode)<br />
– lange vor dem <strong>Gas</strong>wechsel angepasst [7, 9]. Die Anpassung<br />
erfolgt mit oder ohne Düsenwechsel. Die Einstellung<br />
der <strong>Gas</strong>geräte erfolgt in der Nennbelastung<br />
über den vom Hersteller angegebenen Düsendruck<br />
oder volumetrisch, berechnet nach dem mittleren Betriebsheizwert.<br />
Auch hier gilt: Nur <strong>Gas</strong>geräte, die sich in einem sicherheitstechnisch<br />
einwandfreien Zustand befinden,<br />
dürfen angepasst werden. Ist das nicht der Fall, ist wie<br />
zuvor in der <strong>Gas</strong>geräteerhebung beschrieben, mit der<br />
Ausstellung einer Mängelkarte zu reagieren.<br />
Nach den Anforderungen des DVGW Arbeitsblattes<br />
G 680 müssen alle Geräte im Anschluss der Anpassung<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 725
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Bild 3. Überblick Umstellgebiete bis 2024, Erläuterungen s. [2].<br />
einer Funktionsprüfung unterzogen werden. Zum<br />
Schluss wird das Gerät mit einem grünen Aufkleber außen<br />
am Gerät sowie einem zweiten silbernen Aufkleber,<br />
am Typenschild, versehen, welche auf die Anpassung<br />
verweisen [3].<br />
6.3 Projektphase „Schlussaktion“<br />
Prozessstufe <strong>Gas</strong>geräteanpassung - In der Schlussaktion<br />
werden alle <strong>Gas</strong>geräte der Gruppe B und C angepasst.<br />
Hierzu gehören Brennwertgeräte, Vormischbrenner,<br />
Gebläsebrenner oder Geräte deren Ausfall Produktionsabläufe<br />
stört. Die Anpassung erfolgt mit oder ohne<br />
Düsenwechsel. Die Einstellung der <strong>Gas</strong>geräte erfolgt<br />
über den Düsendruck oder mittels Abgas-Regelung,<br />
hierbei wird durch Regelung des Mischungsverhältnisses<br />
zwischen <strong>Gas</strong> und Luft der Sauerstoff- oder CO 2 -Gehalt<br />
im Abgas konstant gehalten. Angepasst wird nach<br />
den Vorgaben des Anpassungshandbuches oder nach<br />
Herstellerangaben.<br />
6.4 Prozessstufe „Qualitätskontrollen“<br />
In jeder Projektphase gemäß Bild 2 werden mindestens<br />
10% aller ausgeführten Arbeiten stichpunktartig vor Ort<br />
beim Anschlussnehmer kontrolliert. Kontrollmaßnahmen<br />
können durch ein unabhängiges, nach G 676 B1 (A)<br />
(Gruppe B), zertifiziertes Prüfunternehmen durchgeführt<br />
werden [5]. Die Kontrollmaßnahme kann aber<br />
auch vom Netzbetreiber selbst oder durch eine von ihm<br />
beauftragte Institution, bzw. DVGW Sachverständige,<br />
durchführt werden. Die Kontrollen beziehen sich auf eine<br />
Reihe von Qualitätsanforderungen, parallel zu den<br />
Anforderungen der Erhebungs-/Anpassungsarbeiten.<br />
Kontrolliert werden hierbei die ausgeführte Arbeit des<br />
Monteurs sowie der technische Zustand des Gerätes.<br />
Das Projektmanagement überwacht die Projektphasen<br />
mit seinen Prozessstufen und implementiert die Qualitätsvorgänge,<br />
um sicherzustellen, dass im Projekt alle<br />
erforderlichen Prozessstufen zur Anwendung gelangen<br />
und um das angestrebte Projektziel zu erfüllen. Hierbei<br />
werden Projektprozesse durch Qualitätssicherheitsvorgänge<br />
kontinuierlich begleitet, analysiert und überwacht.<br />
Dies trägt dazu bei, eine Gefahr für Leib und Leben<br />
abzuwenden, die Abläufe an sich zu optimieren<br />
und Kosten zu sparen. Im Falle von wiederkehrenden<br />
Störungen, Reklamationen an <strong>Gas</strong>geräten nach ausgeführten<br />
Erhebungsarbeiten durch Anpassungsfirmen/<br />
-monteure oder Zweifel an der Richtigkeit bei Vollständigkeit,<br />
Erfüllung der Vertragsbestandteile des festgelegten<br />
Projektplanes sowie die Einhaltung der gesetzlichen<br />
und der technischen Bestimmungen, sind vom<br />
Projektmanagement sofort Maßnahmen einzuleiten.<br />
Hierbei wird ein Prüftechniker gezielt eingesetzt, um<br />
dieses vor Ort zu kontrollieren. In diesem Zusammenhang<br />
ist der Netzbetreiber unverzüglich zu informieren.<br />
Alle durchgeführten Qualitätskontrollen werden in einem<br />
digitalen Prüfprotokoll erfasst. Das geprüfte <strong>Gas</strong>gerät<br />
wird mit einem eindeutigen Kennzeichen versehen.<br />
Die Bewertung der <strong>Gas</strong>geräteprüfung erfolgt nach<br />
G 680, einem festgelegten Fehler-Punkt-Verfahren des<br />
Ruhrgas-Kontrollsystems. Die Prüfergebnisse werden in<br />
geeigneter Form dokumentiert, archiviert und ausgewertet.<br />
Oktober 2014<br />
726 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
6.5 Prozessstufe „Verfolgung von Restanten“<br />
Restanten ist der Begriff für Anschlussnutzer/-nehmer,<br />
bei denen im Zuge der Projektphasen keine Terminierung<br />
erfolgte. Hier sind für die jeweiligen Projektphasen<br />
in Absprache mit dem Netzbetreiber zusätzliche Maßnahmen<br />
zu entwickeln. Oftmals führen das Versenden<br />
von Informationsschreiben, mit der Bitte um Terminierung,<br />
zum Erfolg, manchmal bleibt dem Netzbetreiber<br />
nichts anderes übrig, als die <strong>Gas</strong>zufuhr zu sperren, wenn<br />
alle anderen Maßnahmen nicht greifen.<br />
6.6 Prozessstufe “Nicht anpassungsfähige <strong>Gas</strong>geräte“<br />
In der Voraktion – <strong>Gas</strong>geräteerhebung, werden alle <strong>Gas</strong>geräte<br />
mit Bimetall Zündsicherung, ohne Zündsicherung,<br />
ohne CE Kennzeichnung, Wasserheizer ohne Abgasanlage<br />
(z. B. 5 Liter Geräte), für die es keine Umrüstsätze<br />
mehr gibt, sowie der <strong>Gas</strong>gerätekategorie I 2LL , als<br />
nicht anpassungsfähig deklariert. Aufschluss, welche<br />
Typen davon betroffen sind, gibt das <strong>Gas</strong>geräteinformationssystem.<br />
Zum Schluss werden nicht anpassungsfähige<br />
<strong>Gas</strong>geräte mit einem roten Aufkleber, außen am<br />
<strong>Gas</strong>gerät versehen. Der Anschlussnehmer/-nutzer erhält<br />
vom Netzbetreiber rechtzeitig ein Informationsschreiben<br />
mit dem Hinweis, alle nicht anpassungsfähigen<br />
<strong>Gas</strong>geräte bis zum <strong>Gas</strong>wechsel durch ein Neues zu<br />
ersetzen. Hier ist eine Beratung der Anschlussnehmer/<br />
-nutzer durch die Marktpartner nötig. In der Vergangenheit<br />
wurde dem Anschlussnehmer/-nutzer oftmals ein<br />
Zuschuss gewährt. Der Austausch des <strong>Gas</strong>gerätes gilt<br />
als erfüllt, wenn der Anschlussnehmer/-Nutzer den Beweis<br />
durch den Kauf und Einbau eines neuen Gerätes<br />
bestätigt. Das Projektmanagement überwacht hierbei<br />
den Rücklauf, erfolgt keine Rückmeldung durch den<br />
Anschlussnehmer/-nutzer, wird die <strong>Gas</strong>zufuhr durch<br />
den Netzbetreiber gesperrt.<br />
Beim Einbau neuer <strong>Gas</strong>geräte sollte darauf geachtet<br />
werden, dass nur <strong>Gas</strong>geräte gekauft werden, die für den<br />
<strong>Gas</strong>wechsel geeignet sind, hierzu gehören <strong>Gas</strong>geräte<br />
der folgenden Kategorien [6]:<br />
I 2ELL<br />
II 2ELL3B/P<br />
<strong>Gas</strong>geräte, sind für <strong>Gas</strong>e der Gruppe E und<br />
der Gruppe LL der 2. <strong>Gas</strong>familie geeignet,<br />
<strong>Gas</strong>geräte, sind für <strong>Gas</strong>e der Gruppe E und<br />
der Gruppe LL der 2. <strong>Gas</strong>familie sowie für<br />
<strong>Gas</strong>e der 3. <strong>Gas</strong>familie geeignet,<br />
I 2N<br />
selbstkalibrierende <strong>Gas</strong>geräte, sind für <strong>Gas</strong>e<br />
der Gruppe E und der Gruppe LL der 2. <strong>Gas</strong>familie<br />
geeignet.<br />
6.7 Prozessstufe „Sperrung <strong>Gas</strong>geräte“<br />
Zuletzt wird geprüft, ob alle <strong>Gas</strong>geräte angepasst wurden.<br />
Die Analyse darüber, wieviel Geräte noch unangepasst<br />
nach der H-<strong>Gas</strong> Schaltung im Netzgebiet sind, erfolgt<br />
durch das Projektmanagement. Bei nicht angepassten<br />
<strong>Gas</strong>geräten gilt in letzter Instanz: Sperrung der<br />
<strong>Gas</strong>zufuhr durch den Netzbetreiber.<br />
7. Ausblick und Schlussfolgerungen<br />
Bis zum Jahr 2030 müssen ungefähr 5,2 Millionen <strong>Gas</strong>geräte<br />
an neue <strong>Gas</strong>beschaffenheiten angepasst werden.<br />
Zurzeit gibt es nur wenige zertifizierte Anpassungsunternehmen,<br />
die sich am Markt bewegen. Wie in Bild 3 ersichtlich,<br />
sollen sukzessiv L-<strong>Gas</strong> versorgte Gebiete bis<br />
2024 umgestellt werden. In den Jahren 2015-2016 sind<br />
nur kleinere Netzgebiete von der Umstellung betroffen.<br />
Ab 2017 sind parallel mehrere Netzgebiete betroffen, hier<br />
könnte es bei der Anpassung von ca. 100 000 <strong>Gas</strong>geräten<br />
zu personellen Engpässen kommen. Damit die Rahmenbedingungen<br />
des NEP <strong>Gas</strong> 2014 bis 2024 erfüllt werden<br />
kann, stellt uns das Vorhaben vor eine schwere Aufgabe.<br />
In den Spitzenzeiten müssen dauerhaft ca. 400 Monteure<br />
und zu den H-<strong>Gas</strong>-Schaltungen, zusätzlich für die <strong>Gas</strong>geräte<br />
der Gruppe B und C, ca. 200 Monteure für jeweils<br />
ca. 8 Wochen im Jahr eingesetzt werden. Für lediglich ein<br />
oder zwei Unternehmen am Markt dürfte sich diese Aufgabe<br />
als schwierig erweisen.<br />
Um diese Aufgabe lösen zu können und um die Versorgungssicherheit<br />
nicht zu gefährden, sollten schon<br />
beim Projektbeginn der ersten Umstellung der Netze<br />
mehrere Anpassungsfirmen einbezogen werden.<br />
7.1 Modell-Vorschlag-Personalkapazitäten<br />
7.1.1 Personalaufbau durch Einbindung mehrerer<br />
Unternehmen in das Anpassungsprojekt<br />
Aus einem Pool von 121 Mitarbeitern würden 20 Mitarbeiter<br />
für die Erhebung und Anpassung von konventionellen<br />
<strong>Gas</strong>geräten zur Verfügung stehen, ohne laufende<br />
Projekte anderer Auftraggeber zu gefährden, s. Bild 4.<br />
In der Schlussaktion: Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten der<br />
Gruppe B und C, vor und nach der H-<strong>Gas</strong>-Schaltung,<br />
Mögliches Modell für 20.000 Anschlussnehmer<br />
Vor-und Hauptaktion<br />
Firma A Firma B Firma C Firma D<br />
65 MA 6 MA 4 MA 16 MA<br />
²<br />
6 MA<br />
²<br />
1 MA<br />
²<br />
1 MA<br />
²<br />
3 MA<br />
Firma E<br />
25 MA<br />
²<br />
4 MA<br />
Firma F<br />
5 MA Mitarbeiter = MA<br />
²<br />
5 MA<br />
Bild 4. Mögliches<br />
ausbaufähiges<br />
Modell für<br />
die Projektphasen<br />
Vor- und<br />
Hauptaktion.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 727
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Firma A Firma B Firma C Firma D<br />
65 MA 6 MA 4 MA 16 MA<br />
²<br />
6 + 8 MA<br />
²<br />
1 + 2 MA<br />
²<br />
1 + 2 MA<br />
²<br />
3 + 4 MA<br />
Firma E Firma F<br />
25 MA<br />
²<br />
4 + 6 MA<br />
5 MA<br />
²<br />
5 + 0 MA<br />
Bild 5. Mögliches Modell für die Projektphase Schlussaktion H-<strong>Gas</strong> Schaltung – <strong>Gas</strong>geräte der Gruppe B und C.<br />
könnte man aus dem gesamten Mitarbeiter-Pool, für eine<br />
kurze Zeit, die Anzahl der Ausführenden verdoppeln.<br />
Die Schlussaktion läuft erfahrungsgemäß ca. 8 Wochen<br />
und würde durch die Verdoppelung der Mitarbeiter,<br />
keine anderen Aufträge gefährden, s. Bild 5.<br />
7.1.2 Ausbaufähiges Modell in den Folgejahren<br />
mit 40 000 bis 60 000 Kunden<br />
Wären an den Folgeprojekten weiterhin alle Unternehmen<br />
gemeinsam beteiligt, könnte der Personaleinsatz für<br />
die Anpassungsaktionen von 20 Mitarbeitern, auftragsorientiert<br />
aufgebaut werden, indem die Firmen weitere<br />
Monteure einstellen. Bei gleichmäßiger Verteilung der<br />
Aufträge, würde sich der Unsicherheitsfaktor „Personalvorhaltung“<br />
auf mehrere Unternehmen verteilen.<br />
Durch gesicherte Aufträge und lange Laufzeiten bis<br />
2030, könnte dieses Modell für ein solides, ausbaufähiges<br />
Fundament sorgen.<br />
7.1.3 Vorteile des Modells<br />
••<br />
Beteiligung kompetenter Mitarbeiter<br />
aus der Wartung und Instandhaltung,<br />
••<br />
Keine Gefährdung lfd. Projekte anderer Auftraggeber<br />
– Sicherung des Kerngeschäftes „Wartung<br />
und Instandhaltung“,<br />
••<br />
Kurzfristige Erhöhung des Personals bei H-<strong>Gas</strong><br />
Schaltung, da ein Jahr im Voraus planbar,<br />
Keine Monopolbildung,<br />
••<br />
Langfristiger Aufbau der gewünschten<br />
Mannschaften – 400 bis 600 Monteure,<br />
••<br />
Keine Gefährdung des Projektes durch Ausfall<br />
einzelner Projektbeteiligter.<br />
Die Realisierung von Anpassungsprojekten erfordert<br />
nicht nur ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz, sondern<br />
jahrelange Erfahrung. Eine erfolgreiche Abwicklung<br />
von Anpassungsprojekten ist nur möglich mit ent-<br />
Zum GWI<br />
Das <strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut Essen e.V. arbeitet am Thema Marktraumumstellung in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem DVGW, allen betroffenen Fernleitungsnetzbetreibern und Verteilernetzbetreibern sowie Geräteherstellern<br />
und Anpassungsunternehmen. Das GWI koordinierte und begleitete bereits frühere Anpassungsaktionen,<br />
des Weiteren führte das GWI Stichprobenprüfungen bei Anpassmaßnahmen durch.<br />
Aus diesen Erfahrungen heraus und durch die Mitarbeit bei der Vorbereitung der zukünftigen Anpassungsmaßnahmen<br />
lud das GWI im Juni 2014 alle Interessenten zu einem runden Tisch „Marktraumumstellung<br />
- L/H-<strong>Gas</strong>anpassung“ nach Essen ein. Das breite Themenspektrum umfasste die verbrennungstechnischen<br />
Besonderheiten der <strong>Gas</strong>geräteanpassung, den aktuellen Stand der Planung von Netzausbaumaßnahmen<br />
laut dem NEP <strong>Gas</strong> 2014 sowie die Vorstellung vom Ablauf einer Anpassungsaktion im<br />
Netzgebiet und Qualifikationskriterien für Anpassungsunternehmen.<br />
Das GWI wird auch weiterhin über den aktuellen Stand der Marktraumumstellung informieren und den<br />
Austausch der bereits gesammelten Erfahrungen sicherstellen.<br />
Aktuell bietet das <strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut Essen e.V. für Netzbetreiber im Bereich der Marktraumumstellungen<br />
ein umfassendes Leistungsportfolio in den Aktionsfeldern:<br />
• Projekt- und Qualitätsmanagement,<br />
• Qualitätskontrollen,<br />
• Schulungsmaßnahmen flankierend zur DVGW Zertifizierung nach G 676 B1 (A) (ab November 2014).<br />
Um die Kompetenz der Umstell- und Anpassungsunternehmen zu gewährleisten, wird das <strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut<br />
Essen e. V., begleitend zur DVGW-Zertifizierung nach G 676 B1 (A) ab November 2014 eine<br />
speziell für Anpassungsmonteure konzipierte 5-tägige Schulung anbieten. Die Schulung beinhaltet neben<br />
der Theorie einen umfangreichen Praxisteil, in dem an eigens aufgebauten Schulungsanlagen das tatsächliche<br />
Doing geübt wird.<br />
Oktober 2014<br />
728 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
sprechender fachlicher Kompetenz der Mitarbeiter auf<br />
dem Gebiet der Logistik, des Kunden- und Datenmanagements,<br />
der Qualitätskontrolle, der Projektablaufüberwachung<br />
sowie auf dem handwerklichen Gebiet. Durch<br />
die Variantenvielzahl der <strong>Gas</strong>geräte und Entscheidung<br />
darüber, welche der anzupassenden <strong>Gas</strong>geräte nach<br />
welcher Methode anzupassen sind, kann oft nicht nur<br />
aus dem Anpassungshandbuch oder den Herstellerangaben<br />
abgeleitet werden, sondern erfordert langjährige<br />
praktische Erfahrungen der Projektleiter und der eingesetzten<br />
Mitarbeiter.<br />
Literatur<br />
[1] Vereinigte Netzbetreiber e. V., Netzentwicklungsplan <strong>Gas</strong> 2012,<br />
April 2012.<br />
[2] Vereinigte Netzbetreiber e. V., Netzentwicklungsplan <strong>Gas</strong> 2014,<br />
April 2014.<br />
[3] DVGW, Technische Regel– Arbeitsblatt G 260 „<strong>Gas</strong>beschaffenheit“,<br />
März 2013.<br />
[4] DVGW, Technische Regel– Arbeitsblatt G 680 „Umstellung<br />
und Anpassung von <strong>Gas</strong>geräten“, November 2011<br />
[5] DVGW, Beiblatt G 676 B1 (A) „Qualifikationskriterien für Umbau-,<br />
Anpassungs-, Kontrollfirmen und Projektmanagement<br />
(Engineeringfirmen)“, Oktober 2011.<br />
[6] DVGW, Technische Regel– Arbeitsblatt G 600 „Technische<br />
Regel für <strong>Gas</strong>installationen“, April 2008.<br />
[7] Ruhrgaskontrollsystem Juni 1972.<br />
[8] Henning, H.; Eikel, G.; Runkel, H. und Roemer, S.: Neue Erkenntnisse<br />
und Erfahrungen auf dem Gebiet der Anpassung von<br />
<strong>Gas</strong>geräten. <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> | <strong>Erdgas</strong> 146 (2005) Heft 6.<br />
[9] Heß, R. und Rawe, R.: Auswirkung der SRG-Methode auf den<br />
Jahresnutzungsgrad von <strong>Gas</strong>geräten. <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> | <strong>Erdgas</strong> 129<br />
(1988) Heft 6.<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Sabine Roemer<br />
Projektleiterin Prüflabor, <strong>Erdgas</strong>anpassung |<br />
<strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut Essen e.V. |<br />
Essen |<br />
Tel.: +49 201 3618-164 |<br />
E-Mail: roemer@gwi-essen.de<br />
Dipl.-Ing. Alexey Mozgovoy<br />
Projektleiter Brennstoff- und Gerätetechnik,<br />
<strong>Gas</strong>versorgung |<br />
<strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut Essen e.V. |<br />
Essen |<br />
Tel.: +49 201 3618-250 |<br />
E-Mail: mozgovoy@gwi-essen.de<br />
Dr.-Ing. Bernhard Naendorf<br />
Leiter Bildungswerk und<br />
Geschäftsentwicklung|<br />
<strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut Essen e.V. |<br />
Essen |<br />
Tel.: +49 201 3618-140 |<br />
E-Mail: naendorf@gwi-essen.de<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus<br />
Geschäftsführender Vorstand |<br />
<strong>Gas</strong>- und Wärme-Institut Essen e.V. |<br />
Essen |<br />
Tel.: +49 201 3618-100 |<br />
E-Mail: albus@gwi-essen.de<br />
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www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 729
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Rechtliche Grundlagen und wirtschaftliche<br />
Konsequenzen der Marktraumumstellung<br />
von L- auf H-<strong>Gas</strong> in Deutschland<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit, L-<strong>Gas</strong>, Marktraumumstellung, Energiewirtschaftsgesetz, Kooperationsvereinbarung<br />
<strong>Gas</strong>, Kostenwälzung, Umlage<br />
Ilka Gitzbrecht<br />
Die Förderung von L-<strong>Gas</strong> aus den <strong>Erdgas</strong>feldern in<br />
den Niederlanden und Deutschland wird in den kommenden<br />
Jahren kontinuierlich sinken. Dadurch wird<br />
es notwendig, die vor allem in Nord- und Westdeutschland<br />
existierenden L-<strong>Gas</strong>-Versorgungsnetze,<br />
die Netzanschlüsse, Kundenanlagen und Verbrauchsgeräte<br />
Schritt für Schritt auf H-<strong>Gas</strong> umzurüsten. Das<br />
Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) sieht vor, dass die<br />
Kosten der Umstellung auf alle <strong>Gas</strong>versorgungsnetze<br />
in Deutschland umgelegt werden. Diese Umlage wird<br />
sich in den Entgelten der Netzbetreiber gegenüber<br />
den Transportkunden/Lieferanten niederschlagen.<br />
Da erste kleinere Umstellungsprojekte bereits 2015<br />
beginnen sollen oder in Planung sind, muss voraussichtlich<br />
ab 1. Januar 2015 erstmalig eine sogenannte<br />
Marktraumumstellungsumlage erhoben werden. Wesentliche<br />
Details der notwendigen Umstellungsprozesse,<br />
der jeweiligen Verantwortlichkeiten, der Kostenerhebung<br />
sowie der Kostenwälzung hat der Gesetzgeber<br />
jedoch offen gelassen. Die <strong>Gas</strong>netzbetreiber<br />
regeln diese in der Kooperationsvereinbarung <strong>Gas</strong>,<br />
die vom BDEW 1 in Zusammenarbeit mit VKU 2 und<br />
GEODE 3 erarbeitet wird.<br />
Legal basis and economic consequences of changing<br />
gas qualities from low-calorific gas to high-calorific<br />
gas in Germany<br />
The production volume of German and Dutch lowcalorific<br />
gas will decline in the next years. Therefore<br />
it is necessary to change over low-calorific gas grids,<br />
grid connections, costumers` plants and gas-consuming<br />
appliances to high-calorific gas in Northern and<br />
West Germany step by step. According to the German<br />
Energy Industry Act (EnWG), the costs of changing<br />
gas qualities from low-calorific gas to high-calorific<br />
gas are allocated to all gas grids in Germany. The apportionment<br />
will be part of the network charges and<br />
invoiced to the shippers/suppliers. Initial small conversion<br />
projects are planned for 2015. Therefore, the<br />
apportionment will be levied for the first time from<br />
1 January 2015. Important details of the process, the<br />
responsibilities, the cost charging and the cost rollup<br />
have been left unanswered by the legislator. System<br />
operators designed these details in the cooperation<br />
agreement gas developed by BDEW, VKU and GE-<br />
ODE.<br />
1. Betrachtung der L-<strong>Gas</strong>-Situation im Netzentwicklungsplan<br />
<strong>Gas</strong> 123<br />
In Deutschland werden derzeit zwei verschiedene<br />
Arten von <strong>Erdgas</strong> verwendet. Zum einen wird das<br />
sogenannte H-<strong>Gas</strong> (high calorific gas, <strong>Erdgas</strong> mit<br />
hohem Energiegehalt) und zum anderen das sogenannte<br />
L-<strong>Gas</strong> (low calorific gas‚ <strong>Erdgas</strong> mit niedrigerem<br />
Energiegehalt) als Energieträger genutzt.<br />
Während H-<strong>Gas</strong> von Lieferanten aus unterschiedli-<br />
1<br />
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.<br />
2 Verband kommunaler Unternehmen e.V.<br />
3<br />
GEODE – Groupement Européen des entreprises et Organismes<br />
de Distribution d’Énergie, EWIV<br />
chen Ländern bezogen wird und in großen Mengen<br />
vorhanden ist, stammen die genutzten L-<strong>Gas</strong>-Mengen<br />
aus der heimischen Produktion und aus Lieferungen<br />
aus den Niederlanden. Die Netze mit den<br />
unterschiedlichen <strong>Gas</strong>qualitäten werden abgetrennt<br />
voneinander betrieben. Die rückläufigen<br />
L-<strong>Gas</strong>- Produktions- und Liefermengen geben einen<br />
Zeithorizont der Marktraumumstellung vor. Heute<br />
ist absehbar, dass voraussichtlich bis 2030 L-<strong>Gas</strong><br />
aus den Niederlanden importiert werden kann. Die<br />
Marktraumumstellung von L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong> ist daher<br />
in Deutschland notwendig, um dem rückläufigen<br />
Aufkommen an L-<strong>Gas</strong> in Deutschland und den<br />
Niederlanden zur Wahrung der Versorgungssicherheit<br />
zu begegnen.<br />
Oktober 2014<br />
730 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Die netztechnisch erforderliche und dauerhafte Umstellung<br />
der <strong>Gas</strong>qualität von L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong> ist entsprechend<br />
§ 19a EnWG vom Fernleitungsnetzbetreiber oder<br />
vom Marktgebietsverantwortlichen zu veranlassen. In<br />
der Praxis ist dies in der Regel der Fernleitungsnetzbetreiber.<br />
Er verfügt über die erforderlichen Kenntnisse<br />
der technischen Gegebenheiten, die es ihm ermöglichen,<br />
die notwendigen Prozesse zu planen bzw. zu koordinieren<br />
und mit den angrenzenden betroffenen<br />
Netzbetreibern abzustimmen.<br />
Die von der Umstellung betroffenen Netzbetreiber<br />
erarbeiten und bestimmen im Rahmen der jährlichen<br />
Erstellung des Netzentwicklungsplans gemeinsam ein<br />
Marktraumumstellungskonzept. In dem Marktraumumstellungskonzept<br />
sind die umzustellenden Netzgebiete<br />
sowie die zeitliche Reihenfolge der Umstellungen unter<br />
Berücksichtigung alternativer H-<strong>Gas</strong>-Bereitstellungen<br />
und geeigneter Lastflusszusagen durch die Fernleitungsnetzbetreiber<br />
zu definieren. Die betroffenen angrenzenden<br />
Netzbetreiber werden vorab über die Inhalte<br />
des Konzepts informiert und das Konzept wird mit<br />
diesen Netzbetreibern – wenn möglich – bereits abgestimmt.<br />
Das Marktraumumstellungskonzept ist der Bundesnetzagentur<br />
innerhalb des Netzentwicklungsplans<br />
vorzulegen. Nach Abstimmung und dem jährlichen<br />
Konsultationsprozess des Netzentwicklungsplans gemäß<br />
§ 15a EnWG werden die jeweils festgelegten<br />
Maßnahmen sowie die zeitliche Reihenfolge der Umstellungen<br />
des veröffentlichten Marktraumumstellungskonzepts<br />
durch die Regelungen in der Kooperationsvereinbarung<br />
auch für die betroffenen angrenzenden<br />
Netzbetreiber verbindlich. Im Folgenden wird zur weiteren<br />
Detaillierung und Planung zwischen den betroffenen<br />
Netzbetreibern ein Umstellungsfahrplan erarbeitet,<br />
der eine verbindliche Abstimmung von Terminen und<br />
organisatorischen Maßnahmen beinhaltet.<br />
Die Bundesnetzagentur hatte im Rahmen der Erarbeitung<br />
der Regelungen in der Kooperationsvereinbarung<br />
darum gebeten, die Erforderlichkeit von<br />
Marktraum umstellungen zu nutzen, um bestehende<br />
Marktgebietsüberlappungen bei Netzbetreibern – soweit<br />
möglich – aufzuheben. Eine entsprechende Prüfpflicht<br />
dieser Möglichkeiten haben die Netzbetreiber in<br />
der Kooperationsvereinbarung aufgenommen.<br />
2. Kosten der Marktraumumstellung<br />
Bereits in der Novelle des EnWG 2011 hatte der Gesetzgeber<br />
in diesem Zusammenhang festgelegt, dass der Betreiber<br />
eines <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes die notwendigen<br />
technischen Anpassungen der Netzanschlüsse, der Kundenanlagen<br />
und der Verbrauchsgeräte auf eigene Kosten<br />
vorzunehmen hat. Allerdings bezog sich diese Regelung<br />
nur auf die Geräte, die von Haushaltskunden genutzt<br />
werden. Diese Einschränkung auf Haushaltskunden ist in<br />
der EnWG-Novelle 2012 gestrichen worden. Durch diesen<br />
erweiterten Anwendungsbereich werden auch die Kosten<br />
entsprechend höher ausfallen. § 19a EnWG legt fest,<br />
dass die Kosten auf alle <strong>Gas</strong>versorgungsnetze innerhalb<br />
des betreffenden Marktgebiets umgelegt werden. Zu<br />
dem Umstellungsprozess sowie dem Mechanismus der<br />
Kostenwälzung gibt das Gesetz jedoch keine Auskunft.<br />
Dadurch bleibt aus rechtlicher Sicht vieles im Unklaren.<br />
Wesentliche Details und Prozessgrundlagen sowie<br />
die Umlage der Kosten hat der BDEW daher im Rahmen<br />
der Kooperationsvereinbarung zusammen mit<br />
den anderen beteiligten Verbänden geregelt. Diese<br />
Regelungen wurden von der Bundesnetzagentur nicht<br />
beanstandet.<br />
2.1 Umlagefähige Kosten<br />
Der Gesetzgeber sieht eine Kostenübernahme durch<br />
den Netzbetreiber nur für die notwendigen technischen<br />
Anpassungen von Netzanschlüssen, Kundenanlagen<br />
und Verbrauchsgeräten vor. Daher war es erforderlich,<br />
in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur näher zu<br />
definieren, welche Kosten umlagefähig sind und wie<br />
diese Kosten ermittelt werden.<br />
Gemäß § 9 der Kooperationsvereinbarung erfolgt die<br />
Kostenermittlung nach den folgenden Grundsätzen: Die<br />
betroffenen Netzbetreiber lassen zunächst den technischen<br />
Anpassungsbedarf von Verbrauchsgeräten und<br />
Kundenanlagen in ihren Netzen im Rahmen der Geräteerhebung<br />
ermitteln. Anschließend bestimmen sie nach<br />
den allgemein anerkannten Regeln der Technik Art und<br />
Ausführung der Anpassungen. Die Belange des Letztverbrauchers<br />
sind dabei, soweit möglich, angemessen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Bei Standardlastprofilkunden (SLP-Kunden) mit Standard-<strong>Gas</strong>anwendungen<br />
veranlasst der Netzbetreiber die<br />
erforderlichen und notwendigen Anpassungsmaßnahmen<br />
an Verbrauchsgeräten und Kundenanlagen. Für<br />
Kunden mit registrierender Lastgangmessung (RLM-<br />
Kunden) und SLP-Kunden ohne Standard-<strong>Gas</strong>anwendungen<br />
können Anpassungsmaßnahmen alternativ<br />
auch in Abstimmung mit dem Netzbetreiber durch den<br />
Betreiber der Kundenanlage durchgeführt werden.<br />
Gibt es mehrere Anpassungs- und Durchführungsvarianten,<br />
wählt der Netzbetreiber grundsätzlich die kostengünstigste<br />
Möglichkeit aus, es sei denn, der Betreiber<br />
der Kundenanlage trägt die Mehrkosten. Der Netzbetreiber<br />
hat dies auf Anforderung der zuständigen<br />
Regulierungsbehörde in geeigneter Form darzulegen.<br />
Natürlich liegen bislang keine Erfahrungen zu den technischen<br />
Erfordernissen der jeweiligen Anpassungsmaßnahmen<br />
und zu den Kosten für RLM- und SLP-Kunden<br />
ohne Standard-<strong>Gas</strong>anwendungen vor. Daher haben die<br />
Netzbetreiber mit der Bundesnetzagentur im Rahmen<br />
der Kooperationsvereinbarung eine zusätzliche Vereinbarung<br />
getroffen: Für den Fall, dass die Kosten je Anschluss<br />
eine Grenze von 5000 € überschreiten, müssen<br />
die anerkennbare Höhe sowie Art und Weise der Kostenübernahme<br />
durch den umstellenden Netzbetreiber<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 731
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
und den Betreiber der Kundenanlage vorab mit der zuständigen<br />
Regulierungsbehörde abgestimmt werden.<br />
Dadurch soll vermieden werden, dass im Nachhinein<br />
Streit über die Notwendigkeit und Angemessenheit der<br />
Kosten und damit über den Umfang der Umlagefähigkeit<br />
entsteht. Die Grenze kann abhängig von den Erfahrungen<br />
der ersten Umstellungen in Absprache mit der<br />
zuständigen Regulierungsbehörde angepasst werden.<br />
Zudem ist der umstellende Netzbetreiber berechtigt,<br />
die notwendigen Kosten für die Anpassungen von Netzanschlüssen<br />
wie auch Netzkopplungspunkten, die<br />
durch die Umstellung der <strong>Gas</strong>qualität erforderlich werden,<br />
in die Umlage einzubringen.<br />
Umlagefähige Kosten der Marktraumumstellung<br />
sind neben den oben genannten Anpassungsmaßnahmen<br />
selbst insbesondere:<br />
••<br />
Projektkosten der Netzbetreiber, insbesondere Ermittlung<br />
des qualitativen und quantitativen Anpassungsbedarfs<br />
der Netzanschlüsse, Kundenanlagen,<br />
Verbrauchsgeräte und Geräteerhebung<br />
••<br />
Vorfinanzierungskosten der Netzbetreiber<br />
••<br />
Kosten für eine ggf. notwendige temporäre Ersatzversorgung<br />
während der Durchführung der technischen<br />
Marktraumumstellung durch den Netzbetreiber,<br />
sofern sie nicht aktivierbar sind<br />
••<br />
Kosten, die aufgrund der zeitlichen Unterschiede<br />
zwischen technischer und bilanzieller Umstellung<br />
(Konvertierungsaufwand) entstehen<br />
••<br />
Kosten für zusätzliche technische Maßnahmen, wie<br />
z. B. Kosten für Errichtung und Rückbau temporärer<br />
H-<strong>Gas</strong>anbindungsleitungen, technischer Anlagen<br />
oder Leitungsumlegungen (mit Nachweis der Sachbezogenheit),<br />
sofern sie nicht aktivierbar sind<br />
••<br />
Anpassungen der <strong>Gas</strong>übergabestationen zu den Betreibern<br />
der Anlagen, maximal bis zum Zeitwert der<br />
Anlage, sofern sie nicht aktivierbar sind<br />
••<br />
Differenz aus dem jährlichen Plan-/Ist-Abgleich. Diese<br />
Differenzen aus dem Abgleich werden analog<br />
zum Regulierungskonto gemäß § 5 Abs. 2 S. 3 Anreizregulierungsverordnung<br />
(ARegV) verzinst.<br />
Kosten der Netzbetreiber für Erweiterungs- und Umstrukturierungsinvestitionen<br />
im Rahmen der Marktraumumstellung,<br />
die durch die zuständige Regulierungsbehörde<br />
als Investitionsmaßnahme gemäß §23 ARegV genehmigt<br />
wurden, werden innerhalb der Netzentgelte<br />
des betreffenden Netzbetreibers abgegolten und dürfen<br />
nicht in die Marktraumumstellungsumlage einbezogen<br />
werden. Ist keine Genehmigung möglich, können<br />
die Kosten zunächst umgelegt werden. Sobald diese<br />
Kosten jedoch in der Erlösobergrenze eingeflossen sind,<br />
werden sie nicht mehr in die Marktraumumstellungsumlage<br />
einbezogen.<br />
Die umlagefähigen Kosten sind durch den Netzbetreiber<br />
mittels prüffähiger Unterlagen nachzuweisen<br />
und der zuständigen Regulierungsbehörde vorzulegen.<br />
Form und Umfang des Kostennachweises sind mit der<br />
zuständigen Regulierungsbehörde abzustimmen.<br />
2.2 Kostenwälzung und Umlage<br />
In § 10 der Kooperationsvereinbarung ist der für die<br />
Netzbetreiber geltende Kostenwälzungsmechanismus<br />
inklusive Fristen und Verrechnungsmechanismus festgelegt.<br />
Eine Veröffentlichung der Umlage bzw. des<br />
sogenannten Wälzungsbetrages erfolgt jeweils bis zum<br />
1. Oktober eines Jahres, zum ersten Mal in diesem Jahr<br />
mit Wirkung zum 1. Januar 2015.<br />
Die Verbände hatten im Rahmen der Erarbeitung<br />
des Kostenwälzungsmechanismus vorgeschlagen, Ausspeisepunkte<br />
zu Speichern, Marktgebiets- und Grenzübergangspunkte<br />
von der Umlageerhebung auszunehmen,<br />
um u. a. Doppelbelastungen zu vermeiden. Die<br />
Bundesnetzagentur hat jedoch trotz Gesprächen mit<br />
den Verbänden schriftlich darauf hingewiesen, dass sie<br />
die Ausnahme dieser Ausspeisepunkte als unzulässige<br />
Diskriminierung ansehen würde. Sollten Netzbetreiber<br />
an den genannten Ausspeisepunkten keine Umlage erheben,<br />
hat die Bundesnetzagentur zudem angekündigt,<br />
Missbrauchsverfahren gegen diese Netzbetreiber einzuleiten.<br />
Es ist daher davon auszugehen, dass die berechnete<br />
Marktraumumstellungsumlage von den Fernleitungsnetzbetreibern<br />
und damit auch von allen<br />
nachgelagerten Netzbetreibern auf alle Ausspeisepunkte<br />
erhoben wird und damit eine gleichlaufende Handhabung<br />
in den jeweiligen Marktgebieten erfolgt.<br />
Die Wälzung erfolgt in sieben Schritten:<br />
1. Die umstellenden Netzbetreiber melden jährlich bis<br />
zum 31. August jeweils ihre prognostizierten Umstellungskosten<br />
für das Folgejahr (a+1) sowie ihre<br />
Ist-Umstellungskosten des abgelaufenen Vorjahres<br />
(a-1) dem Fernleitungsnetzbetreiber, an dessen Netz<br />
ihr Netz direkt oder indirekt über mehrere Netzebenen<br />
angeschlossen ist (sog. Hochmeldung). Parallel dazu<br />
muss der umstellende Netzbetreiber die genannten<br />
Kosten mittels eines Erhebungsbogens an seine<br />
jeweils zuständige Regulierungsbehörde melden.<br />
Der Erhebungsbogen der Bundesnetzagentur ist auf<br />
deren Internetseite veröffentlicht.<br />
2. Der Fernleitungsnetzbetreiber teilt die ihm gemeldeten<br />
geplanten Umstellungskosten jeweils in 12<br />
gleiche Monatsbeträge auf und erstattet diese den<br />
betreffenden umstellenden Netzbetreibern im folgenden<br />
Kalenderjahr (a+1) in Form von monatlichen<br />
Abschlagszahlungen (sog. Erstattung).<br />
3. Der Fernleitungsnetzbetreiber ermittelt nach erfolgter<br />
Hochmeldung die Summe aller zu wälzenden<br />
Umstellungskosten in seinem Netzgebiet (Umstellungs-Gesamtkosten).<br />
Diese Kosten aller Fernleitungsnetzbetreiber<br />
eines Marktgebiets werden<br />
durch den Marktgebietsverantwortlichen oder einen<br />
durch die Fernleitungsnetzbetreiber beauftragten<br />
Dritten addiert.<br />
Oktober 2014<br />
732 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
4. Auf Grundlage der addierten Umstellungs-Gesamtkosten<br />
pro Marktgebiet wird durch den Marktgebietsverantwortlichen<br />
oder einen durch die Fernleitungsnetzbetreiber<br />
beauftragten Dritten der spezifische<br />
Umstellungs-Wälzungsbetrag für das folgende<br />
Kalenderjahr (a+1) für das gesamte Marktgebiet ermittelt.<br />
5. Die Wälzung der Umstellungskosten erfolgt über die<br />
Ausspeiseentgelte der Netzbetreiber. Der Fernleitungsnetzbetreiber<br />
schlägt den ermittelten spezifischen<br />
Umstellungs-Wälzungsbetrag auf seine Ausspeiseentgelte<br />
auf. Die Fernleitungsnetzbetreiber<br />
decken über die eingenommenen Erlöse aus der<br />
Marktraumumstellungsumlage einschließlich derjenigen<br />
aus der internen Bestellung nachgelagerter<br />
Netze die anfallenden Kosten für die Marktraumumstellung.<br />
Zur Wahrung einer ausreichenden Transparenz<br />
der Kostenentwicklung der Marktraumumstellungsumlage<br />
veröffentlicht der Fernleitungsnetzbetreiber<br />
bis zum 1. Oktober eines Jahres den ab dem<br />
1. Januar des folgenden Kalenderjahres (a+1) aktualisierten<br />
spezifischen Umstellungs-Wälzungsbetrag<br />
in €/(kWh/h), die geplanten Umstellungskosten für<br />
das Jahr (a+1) sowie die Ist-Umstellungskosten für<br />
das Jahr (a-1) in aggregierter Form für das betreffende<br />
Marktgebiet.<br />
6. Abweichungen zwischen den geplanten und den<br />
Ist-Umstellungskosten sind auszugleichen (sog. Anpassung).<br />
7. Nach Abschluss der Umstellung eines Netzbereiches<br />
wird eine abschließende Abrechnung zwischen dem<br />
umstellenden Netzbetreiber und dem Fernleitungsnetzbetreiber<br />
durchgeführt und der Rechnungsbetrag<br />
mit einer angemessenen Zahlungsfrist ausgeglichen.<br />
Der Betrag, der sich aus dieser Schlussabrechnung<br />
ergeben hat, wird in der Umlage des<br />
Folgejahres berücksichtigt (s. Bild 1 und 2).<br />
3. Prozessuale Vorgaben<br />
Der zur Kooperationsvereinbarung dazugehörige Leitfaden<br />
„Marktraumumstellung“ beschreibt ergänzend<br />
die grundlegenden operativen Abläufe zwischen den<br />
verschiedenen Netzbetreibern, den Letztverbrauchern,<br />
Transportkunden und den Einspeisern. Im Leitfaden<br />
werden die Rollen und Verantwortlichkeiten sowie die<br />
Mindestanforderungen an den Prozess zur Marktraumumstellung<br />
festgelegt.<br />
4. Auswirkungen auf die Marktbeteiligten<br />
Auch wenn es nicht alle Unternehmen gleichermaßen<br />
betrifft, kann sich die geplante Marktraumumstellung<br />
von L- auf H- <strong>Gas</strong> auch auf die Tätigkeit der Vertriebe<br />
und Händler auswirken. Darunter fallen die Betreuung<br />
der betroffenen Kunden, die Berücksichtigung bei der<br />
<strong>Gas</strong>beschaffung sowie die preislichen Auswirkungen<br />
aufgrund der Kostenumlage.<br />
Bild 1. Konzept Kostenwälzung L-/H-<strong>Gas</strong>-Marktraumumstellung.<br />
Bild 2. Konzept Kostenerstattung L-/H-<strong>Gas</strong>-Marktraumumstellung.<br />
Für <strong>Erdgas</strong>lieferanten ist vor allem die Information<br />
über den Zeitpunkt der Umstellung von Bedeutung, da<br />
auch zur Vermeidung der Konvertierung und möglicher<br />
Kosten die Beschaffung auf H-<strong>Gas</strong> umgestellt werden<br />
sollte. Die umzustellenden Netzgebiete und die<br />
vorgesehenen Zeiträume der Umstellung sind im Rahmen<br />
des im Netzentwicklungsplan <strong>Gas</strong> veröffentlichten<br />
Marktraumumstellungskonzepts definiert. Gemäß<br />
der Kooperationsvereinbarung VII teilt der Netzbetreiber<br />
dem Transportkunden mindestens 3 Jahre vor Beginn<br />
der Umstellung den voraussichtlichen Umstellungszeitraum<br />
mit. Die Mitteilung des konkreten<br />
Umstellungs termins, der in dem genannten Umstellungszeitraum<br />
liegt, erfolgt mindestens 1 Jahr vor Umstellung,<br />
ab dem Allokationswerte ausschließlich im<br />
H-<strong>Gas</strong> versandt werden („bilanzieller Umstellungstermin“).<br />
Der Vorteil dieser Regelung für Lieferanten ist,<br />
dass sie im Hinblick auf ihre Beschaffung, von einer<br />
kurzfristigen Verschiebung des technischen Umstel-<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 733
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
lungstermins nicht mehr beeinflusst werden. Denn bilanziell<br />
wird der Stichtag entsprechend der vertraglichen<br />
Regelung beibehalten.<br />
Mit Wirkung zum 1. Oktober 2015 verkürzt sich die<br />
Vorankündigungsfrist auf 2 Jahre und 4 Monate. Die<br />
Bundesnetzagentur hatte im Rahmen der Überarbeitung<br />
der Kooperationsvereinbarung eine erheblichere<br />
Verkürzung der Fristen gefordert. Der BDEW hat sich<br />
dafür eingesetzt, dass es durch eine Vorankündigungsfrist<br />
von 2 Jahren und 4 Monaten für Händler und Vertriebe<br />
auch nach dem 1. Oktober 2015 weiterhin möglich<br />
bleibt, zumindest 2 Jahre im Voraus planbar <strong>Gas</strong> in<br />
der entsprechenden Qualität zu beschaffen. Nur mit<br />
Zustimmung der Transportkunden oder nach dem Wegfall<br />
des Konvertierungsentgelts kann der Netzbetreiber<br />
auch eine kurzfristigere Änderung der <strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
umsetzen.<br />
Weitergehende Informationen zur Kooperationsvereinbarung<br />
<strong>Gas</strong> sowie zum Thema L-H-<strong>Gas</strong>-Marktraumumstellung<br />
sind unter folgenden Links abrufbar:<br />
https://www.bdew.de/kov<br />
https://www.bdew.de/L-<strong>Gas</strong>-Marktraumumstellung<br />
Autor<br />
Rechtsanwältin Ilka Gitzbrecht<br />
Fachgebietsleiterin Kartell- und<br />
Energieregulierungsrecht |<br />
BDEW Bundesverband der Energieund<br />
Wasserwirtschaft e.V. |<br />
Berlin |<br />
Tel. +49 30 300199-1520 |<br />
E-Mail: ilka.gitzbrecht@bdew.de<br />
Buchbesprechung<br />
Entgeltregulierung der Energienetze<br />
Eine Bestandsaufnahme anhand<br />
der Rechtsprechung<br />
Von Dr. Boris Scholtka und Guido Brucker<br />
M.A., Rechtsanwälte in der Sozietät<br />
SCHOLTKA & PARTNER, Berlin,<br />
ESV Erich Schmidt Verlag,<br />
2013, ca. 137 Seiten, € (D) 28,–<br />
ISBN 978-3-503-14478-5<br />
Weitere Informationen:<br />
www.ESV.info/978-3-503-14478-5<br />
Seit Ende 2005 werden die Entgelte für die Nutzung<br />
der Energieversorgungsnetze reguliert. Die Auslegung<br />
der Vorschriften war jedoch bereits von Beginn<br />
an höchst umstritten – sehr früh war absehbar,<br />
dass dieser Bereich maßgeblich von der obergerichtlichen<br />
und höchstrichterlichen Rechtsprechung<br />
geprägt sein wird.<br />
Dieses Werk bietet einen systematischen Überblick<br />
über die wesentlichen Strukturen der Netzentgeltregulierung.<br />
Neben den Entwicklungslinien werden<br />
insbesondere Fragen der Entgeltkontrolle für<br />
Strom und <strong>Gas</strong> beleuchtet. In einem ausführlich<br />
gestalteten Anhang werden die bisherigen Entscheidungen<br />
des BGH zur Entgeltregulierung chronologisch<br />
mit Veröffentlichungshinweisen in den<br />
Fachmedien dargestellt, thematisch gegliedert und<br />
die Kernaussagen skizziert.<br />
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München,<br />
Tel. (0201) 82002-11<br />
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Oktober 2014<br />
734 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
A CLOSE-UP VIEW OF THE<br />
INTERNATIONAL GAS BUSINESS<br />
This magazine for smart gas technologies, infrastructure and utilisation<br />
features technical reports on the European natural gas industry as well as<br />
results of research programmes and innovative technologies. Find out more about<br />
markets, enterprises, associations and products of device manufacturers.<br />
Each edition is completed by interviews with major company leaders and<br />
interesting portraits of key players in the European business.<br />
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<strong>Gas</strong> applications Grid infrastructure Measurement<br />
<strong>Gas</strong> quality issues Pipeline construction Regulation<br />
Biogas injection Corrosion protection Smart metering<br />
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Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 735<br />
PAGFE2014
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Brennwertverfolgung mit SmartSim –<br />
ein neuer Rechenkern zur Strömungssimulation<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit, SmartSim, Brennwertverfolgung, Strömungssimulation, Unsicherheitsberechnung,<br />
Monte-Carlo-Simulation<br />
Andreas Hielscher, Christian Fiebig, Peter Schley, Roland Span und Joachim Schenk<br />
In diesem Artikel wird ein neuer Rechenkern zur Simulation<br />
von <strong>Gas</strong>verteilnetzen vorgestellt. Dieser<br />
zeichnet sich durch hohe Genauigkeit und extrem<br />
kurze Rechenzeit aus. Durch die Integration des neuen<br />
Rechenkerns in die von E.ON Technologies entwickelte<br />
SmartSim-Software zur Brennwertverfolgung<br />
lassen sich so auch komplexe Netze sehr effizient berechnen.<br />
Die Validierung des Rechenkerns erfolgt sowohl<br />
auf Basis von Messungen mit einem mobilen<br />
Prozessgaschromatografen als auch durch Vergleich<br />
mit etablierter Simulationssoftware. Zusätzlich wird<br />
erstmals eine Unsicherheitsbetrachtung für die an<br />
den Ausspeisestellen des <strong>Gas</strong>netzes ermittelten<br />
Brennwerte auf Basis einer Monte-Carlo-Simulation<br />
nach dem GUM-Leitfaden durchgeführt. Die Ergebnisse<br />
werden exemplarisch anhand eines regionalen<br />
Verteilnetzes der Avacon AG dargestellt.<br />
<strong>Gas</strong> Quality Tracking with SmartSim –<br />
a New Kernel for Flow Calculations<br />
This article presents a novel calculation kernel for<br />
the simulation of gas distribution grids. The kernel is<br />
characterized by a high degree of accuracy and extremely<br />
short calculation times. By fully integrating<br />
the new kernel into the SmartSim software for gas<br />
quality tracking, developed by E.ON Technologies,<br />
complex grids can be calculated very efficiently. The<br />
new kernel is being validated using measurements<br />
with a mobile process gas chromatograph and by<br />
comparing it with established simulation software.<br />
For the first time an uncertainty evaluation of the<br />
calculated CVs for all exit points of a gas grid is carried<br />
out based on a Monte Carlo Simulation according<br />
to the Guide to the Expression of Uncertainty in<br />
Measurement (GUM). Results are presented exemplarily<br />
for a regional distribution grid of Avacon AG.<br />
1. Einleitung<br />
Durch das Zusammenwachsen der nationalen Märkte zu<br />
einem europäischen <strong>Gas</strong>markt in Verbindung mit einem<br />
steigenden Import von verflüssigtem <strong>Erdgas</strong> (LNG), das<br />
per Schiff nach Europa transportiert wird, werden seit einigen<br />
Jahren zunehmende Schwankungen der <strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
und somit auch des Brennwertes der transportierten<br />
<strong>Erdgas</strong>e beobachtet. Verstärkt wird diese Thematik<br />
durch die zunehmende Erzeugung von Bioerdgas,<br />
das in der Regel in die regionalen Verteilnetze eingespeist<br />
wird und derzeit auf den im Netz vorherrschenden Brennwert<br />
konditioniert wird. In H-<strong>Gas</strong> Gebieten erfolgt dies<br />
heute durch Zumischung von Flüssiggas.<br />
Bereits seit einigen Jahren haben sich sogenannte<br />
Brennwertrekonstruktionsysteme für Transportnetze<br />
etabliert und sind heute Stand der Technik [1,2]. Diese<br />
Systeme erlauben eine rechnerische Bestimmung des<br />
Brennwertes zu jeder Zeit und an jedem Ort im gesamten<br />
Netz. Voraussetzung hierfür sind geeichte<br />
Messwerte des Brennwertes an den Einspeisestellen<br />
sowie der Volumina an den Ein- und Ausspeisestellen.<br />
Deutsche Regelwerke [3] erfordern die Bestimmung<br />
des Brennwerts für Endkunden mit einer maximalen<br />
Unsicherheit von 2 %. Dies korrespondiert mit der<br />
Eich- bzw. Verkehrsfehlergrenze für die Brennwertmessung.<br />
In regionalen Verteilnetzen werden Ausspeisevolumina<br />
meist nicht gemessen. Aus diesem Grund wurde<br />
mit SmartSim ein Verfahren zur Brennwertverfolgung<br />
entwickelt, bei dem die Ausspeisevolumina mit sogenannten<br />
Standard-Lastprofilen (SLP) in Kombination<br />
mit einem neuen Korrekturalgorithmus bestimmt werden.<br />
Im August 2012 wurde das Verfahren durch die<br />
Eichbehörde Niedersachsen erstmals zur Abrechnung<br />
zugelassen. Somit kann durch die Verwendung von<br />
SmartSim auf eine kostenintensive Propanzumischung<br />
verzichtet werden und die ökonomische Effizienz von<br />
Biogasanlagen gesteigert werden. Das Verfahren wurde<br />
zuvor bereits in dieser Zeitschrift beschrieben [4,5] und<br />
u. a. auf der IGRC 2014 vorgestellt [6].<br />
Oktober 2014<br />
736 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
2. Brennwertverfolgung mit SmartSim<br />
SmartSim benötigt als Eingangswerte topologische Daten<br />
und Messdaten. Zur Topologie zählen unter anderem<br />
Rohrlänge, durchmesser und -rauheit. Die stündlichen<br />
Messdaten umfassen die an den Einspeisestellen bestimmten<br />
Brennwerte sowie die ein- und ausgespeisten<br />
Volumina. Da in Verteilnetzen Ausspeisevolumina in der<br />
Regel nicht gemessen werden, erfolgt die Bestimmung<br />
der Ausspeisemengen auf Grundlage der an der TU München<br />
entwickelten Standard-Lastprofile (SLP) [7] unter<br />
Einbeziehung kundenspezifischer Daten. Da diese Schätzungen<br />
mit Unsicherheiten behaftet sind, werden diese in<br />
SmartSim über eine geeignete Volumenbilanz des Netzes<br />
korrigiert. Hierzu wird neben den Ein- und Ausspeisemengen<br />
auch die Netzatmung ΔV Netz berücksichtigt.<br />
V kor<br />
=V E<br />
−V SLP<br />
−V RLM<br />
−ΔV Netz<br />
(1)<br />
Das aus Gl. (1) gewonnene Korrekturvolumen V kor wird<br />
dann nach Gl. (2) auf die einzelnen SLP-Verbraucher aufgeteilt<br />
und somit zur Bestimmung des korrigierten SLP-<br />
Volumens ˆV SLP,i des Knotens i verwendet. Auf diese Weise<br />
ist für jeden Zeitpunkt die Einhaltung der Volumenbilanz<br />
des Netzes gewährleistet.<br />
#<br />
V SLP ,i<br />
= 1−<br />
V &<br />
kor<br />
%<br />
$ Σ j<br />
V<br />
( ⋅V SLP ,i<br />
<br />
SLP , j '<br />
(2)<br />
Das Verfahren läuft dabei vereinfacht in den folgenden<br />
drei Schritten ab, siehe auch SmartSim-Kernel in Bild 1:<br />
Volumenkorrektur<br />
Hydraulische Berechnung<br />
••<br />
Brennwertzuordnung<br />
Nachdem die Volumina jeder Stunde gemäß Gl. (2) korrigiert<br />
sind, wird der Strömungszustand des Netzes mit einer<br />
hydraulischen Berechnung bestimmt. Damit sind die<br />
Strömungsgeschwindigkeiten sowie Massen- und Volumenströme<br />
in den einzelnen Rohren bekannt. Im letzten<br />
Schritt werden für jede Ausspeisestelle die Ausspeisevolumina<br />
rückwärts durch das Netz bis hin zu den Einspeisestellen<br />
verfolgt. Dies erfolgt mit Hilfe eines speziellen<br />
<strong>Gas</strong>paketmodells, dem sogenannten „Back-Propagation“-<br />
Algorithmus. Dadurch ist SmartSim in der Lage, an jeder<br />
Ausspeisestelle die Anteile der eingespeisten <strong>Gas</strong>e inklusive<br />
der Laufzeiten auszuweisen. Dieses Vorgehen hat<br />
den Vorteil, dass die Ausspeisewerte stets den geeicht<br />
gemessenen Einspeisewerten zugeordnet werden. Darüber<br />
hinaus können weitere <strong>Gas</strong>komponenten oder relevante<br />
<strong>Gas</strong>kennwerte wie z. B. Wobbe-Index, K-Zahl oder<br />
CO 2 -Emissionsfaktor in einem Rechenschritt von den Einspeisestellen<br />
abgeleitet werden. Als Ergebnis liefert<br />
SmartSim die Brennwerte für alle Ausspeisestellen des<br />
Netzes, die dann für die Abrechnung verwendet werden<br />
können. In der Regel wird der Abrechnungsbrennwert als<br />
volumengewichteter Monatsmittelwert bestimmt.<br />
Bild 1. Eingangsdaten SmartSim.<br />
3. Entwicklung eines integrierten Rechenkerns<br />
für SmartSim<br />
Regionale Verteilnetze weisen im Gegensatz zu Transportnetzen<br />
i. d. R. komplexere Netzstrukturen, geringere<br />
Strömungsgeschwindigkeiten und niedrigere Drücke<br />
auf. Aus diesem Grund wurde in der vorliegenden Arbeit<br />
die Entwicklung eines Rechenkerns initiiert, der<br />
speziell auf diese Anforderungen optimiert wurde. Ferner<br />
bietet die Integration der Strömungssimulation in<br />
SmartSim in Bezug auf Handling und Anbindung an andere<br />
IT-Systeme eine erhöhte Flexibilität.<br />
Eine vollständige Beschreibung des Strömungszustands<br />
beruht auf den drei Erhaltungsgleichungen von Masse, Impuls<br />
und Energie. Dabei dienen Impuls- und Energieerhaltung<br />
zur Beschreibung dynamischer Zustandsänderungen<br />
wie z. B. Druckstößen, die sich im <strong>Erdgas</strong>netz mit Schallgeschwindigkeit<br />
innerhalb weniger Sekunden oder Minuten<br />
ausbreiten. Die zeitliche Auflösung der Eingangsdaten beträgt<br />
hingegen in der Regel eine Stunde. Folglich kann der<br />
Einfluss der durch Impuls- und Energieerhaltung beschriebenen<br />
dynamischen Zustandsänderungen vernachlässigt<br />
werden. Somit reduziert sich die hydraulische Berechnung<br />
ausschließlich auf die Massenerhaltungsgleichung:<br />
( )<br />
∂t<br />
" ∂ ρA % "<br />
$ ' + ∂ uρA %<br />
$ ' = 0 <br />
# & # ∂x &<br />
x<br />
( )<br />
t<br />
(3)<br />
Differenzen aus der ein- bzw. ausgespeisten <strong>Erdgas</strong>masse<br />
werden als Netzatmung bezeichnet und resultieren aus<br />
Druckänderungen. Die Simulation dieser Druckänderungen<br />
führt dazu, dass die zeitliche Ableitung ungleich Null<br />
ist. Zur Bestimmung der Druckänderung des <strong>Erdgas</strong>netzes<br />
wird stündlich die folgende Massenbilanz für das gesamte<br />
<strong>Erdgas</strong>netz berechnet. Die eingespeiste Masse<br />
wird mit m E und die ausgespeiste Masse mit m A gekennzeichnet.<br />
Die Massendifferenz Δm ergibt sich dann zu:<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 737
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Δm = ∑m E<br />
−∑<br />
m A<br />
<br />
(4)<br />
Unter Berücksichtigung der Druckverteilung des <strong>Erdgas</strong>netzes<br />
wird die Massendifferenz Δm auf die einzelnen<br />
Rohre verteilt. Die Massenänderung eines Rohres r i<br />
ist abhängig von der mittleren Dichte ρ m (p m ), dem<br />
geometrischen Volumen V geo sowie der Masse m r,i des<br />
Rohrs i zu Beginn der Stunde:<br />
% ρ<br />
Δm r ,i<br />
= Δm⋅<br />
m,i ( p m,i )⋅V geo,i<br />
−m (<br />
r ,i<br />
'<br />
& Σ j<br />
ρ m, j ( p m, j )⋅V geo, j<br />
−m *<br />
r , j )<br />
(5)<br />
Zur Bestimmung des mittleren Drucks p m wird der integrale<br />
Mittelwert nach Mischner [8] in einer numerisch<br />
stabilen Form verwendet. Der Druck p 1 bezeichnet hierbei<br />
den Druck am Rohreintritt, p 2 den Druck am Austritt<br />
des Rohres:<br />
p m<br />
= 2 3 ⋅ "<br />
p + p ⋅ p %<br />
1 1<br />
$ 2 '<br />
# p 1<br />
⋅ p 2 &<br />
(6)<br />
Die mittlere Dichte ρ m (p m ) wird mit Hilfe einer vereinfachten<br />
Virialgleichung unter Berücksichtigung des Realgasverhaltens<br />
bestimmt. Zur Berechnung der Virialkoeffizienten<br />
B i sowie der Molmasse M i wird einmalig für<br />
alle Einspeiseknoten die SGERG-Gleichung [9] verwendet,<br />
anschließend werden die Stoffeigenschaften volumetrisch<br />
gewichtet durch das <strong>Erdgas</strong>netz propagiert.<br />
Die <strong>Gas</strong>temperatur T und die allgemeine <strong>Gas</strong>konstante<br />
R m sind hierbei für das gesamte Netz konstant:<br />
ρ m<br />
= − 1<br />
2⋅B i<br />
−<br />
(7)<br />
Die Massenströme m . r,i werden unter Berücksichtigung<br />
der Massenänderungen (Gl. (5)) der einzelnen Rohre<br />
durch lösen eines linearen Gleichungssystems berechnet<br />
und anschließend zur Bestimmung der Strömungsgeschwindigkeiten<br />
u i und der damit verbundenen<br />
Druckverluste Δp i verwendet:<br />
u i<br />
=<br />
m r ,i<br />
ρ m,i ( p m,i )⋅ A i<br />
2<br />
# 1 &<br />
% (<br />
$ 2⋅B i '<br />
+ p m<br />
⋅M i<br />
R m<br />
⋅T ⋅B i<br />
(8)<br />
Die Berechnung der Druckverluste Δp i erfolgt nach Darcy-Weisbach<br />
[8,10] unter Verwendung des Ansatzes von<br />
Zanke [11,12] zur Bestimmung der Rohrreibungszahl<br />
λ m,i . Der Index 1 kennzeichnet den Eintritt in das Rohr i:<br />
$<br />
Δp i<br />
= p 1,i<br />
⋅ 1− 1− λ m,i<br />
⋅ L i<br />
⋅ ρ '<br />
1,i 2<br />
&<br />
⋅u 1,i % D i<br />
p ) <br />
1,i (<br />
(9)<br />
Zanke liefert mit seinem Ansatz eine konsistente Methode<br />
zur Beschreibung der Rohrreibungszahl über das gesamte<br />
laminare und turbulente Gebiet mit Gültigkeit für<br />
sowohl hydraulisch glatte als auch hydraulisch raue<br />
Rohre. Je nach verwendeter Topologiebeschreibung<br />
kann sowohl die Rauheit k als auch die integrale Rauheit<br />
k‘ verwendet werden:<br />
Mit:<br />
λ = λ turb<br />
⋅α +λ lam<br />
⋅( 1−α ) <br />
( "<br />
lg Re<br />
λ turb<br />
= * −2lg$<br />
2,7<br />
* $ Re<br />
) #<br />
λ lam<br />
= 64<br />
Re<br />
( ( )) 1,2<br />
(10)<br />
% +<br />
k<br />
+ '-<br />
3,71D '-<br />
&,<br />
α = exp −exp − 0,0025⋅Re−6,75<br />
(11)<br />
(12)<br />
( ( ( ))) <br />
(13)<br />
Auswertungen verschiedener regionaler Verteilnetze<br />
haben gezeigt, dass ca. 90 % aller Strömungsgeschwindigkeiten<br />
u im Bereich zwischen 0,1 m/s und 2 m/s liegen.<br />
Trotz der relativ geringen Strömungsgeschwindigkeiten<br />
sind lediglich ca. 10 % der Strömungszustände<br />
laminar, d. h. die Reynoldszahl Re ist kleiner gleich 2300.<br />
Folglich sind ca. 90 % der Strömungszustände turbulent.<br />
u⋅ρ ⋅D<br />
Re =<br />
η<br />
(14)<br />
Die berechneten Druckverluste Δp i werden verwendet, um<br />
die Knotendrücke p k im <strong>Erdgas</strong>netz zu bestimmen. Bei gegebener<br />
Druckverteilung wird der mittlere Netzdruck solange<br />
iteriert, bis die Masse m r,i aller Rohre bei gegebener Massenänderung<br />
Δm r,i der Masse entspricht, die sich aus dem<br />
Produkt von mittlerer Dichte ρ m (p m ) und geometrischem<br />
Volumen V geo ergibt. Das prinzipielle Ablaufschema der hydraulischen<br />
Strömungssimulation ist Bild 2 zu entnehmen.<br />
Da sich die Druck- und Massenverteilung gegenseitig<br />
bedingen, ist ein iteratives Verfahren erforderlich. Nach<br />
Abbruch der Iteration werden die Strömungsgeschwindigkeiten,<br />
Massenströme und Drücke verwendet, um die<br />
neue Verteilung der Stoffdaten wie z.B. H s , ρ n und B i im<br />
<strong>Gas</strong>netz zu berechnen.<br />
4. Validierung des Rechenkerns<br />
Der entwickelte SmartSim Rechenkern wird mit den<br />
Daten des 2011 im Netz Lüchow der Avacon AG durchgeführten<br />
Feldversuchs validiert [5]. Hierbei wurden mit<br />
einem mobilen PGC exemplarisch geeichte Messungen<br />
an verschiedenen Ausspeisestellen durchgeführt. Eine<br />
Darstellung der Topologie sowie die Zeit- und Standortangabe<br />
des mobilen PGCs ist Bild 3 zu entnehmen.<br />
−2<br />
Oktober 2014<br />
738 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Bild 3. Topologiedarstellung des evaluierten Verteilnetzes Lüchow. In<br />
gelber Farbe hinterlegt ist der bei Knoten LA23 beginnende und bei<br />
LV41 endende Pfad, welcher in Bild 5 für eine detaillierte Auswertung<br />
verwendet wird.<br />
Bild 2. Ablaufschema Rechenkern.<br />
Zusätzlich wird ein Vergleich mit einer Referenz-Software<br />
(SIMONE) [13] durchgeführt.<br />
In Tabelle 1 ist der Vergleich zwischen den gemessenen<br />
Brennwerten H s,gem und den mit SmartSim berechneten<br />
Brennwerten H s,neu aufgeführt. Die Abweichungen von<br />
SmartSim zu den Brennwerten H s,Ref der Vergleichs-Software<br />
sind ebenfalls dargestellt. Wie in Kapitel 0 beschrieben<br />
erfolgt die Auswertung der Abrechnungsbrennwerte<br />
auf Monatsbasis, die relativen Abweichungen beziehen<br />
sich jeweils auf den SmartSim-Brennwert. Es zeigen sich<br />
keine signifikanten Abweichungen zwischen dem neu<br />
entwickelten Rechenkern und der Referenz-Software.<br />
Im erweiterten Zeitraum des Feldversuchs vom<br />
01.12.2010 bis 01.10.2011 wird der SmartSim Rechenkern<br />
weiter validiert. Dies erfolgt durch Auswertung der<br />
relativen Brennwertdifferenz je Stunde und Knoten bezogen<br />
auf die Software SIMONE nach Gl. (15). Auf diese<br />
Weise wird der Vergleich von Drücken, Strömungsgeschwindigkeiten<br />
und Volumenströmen zusammengefasst,<br />
da die Brennwertverteilung in <strong>Gas</strong>netzen von diesen<br />
Größen abhängig ist. Ein weiterführender detaillierter<br />
Vergleich ist in Bild 5 gezeigt. Die Auswertung<br />
umfasst 671140 Stundenwerte.<br />
ΔH s<br />
= H s,neu<br />
−H s,Ref<br />
H s,Ref<br />
(15)<br />
Tabelle 1. Vergleich gemessener und berechneter Brennwerte während<br />
des Feldversuchs.<br />
Monat<br />
SmartSim Messung Referenz<br />
H s,neu<br />
kWh/m 3<br />
H s,gem<br />
kWh/m 3<br />
ΔH s,gem<br />
%<br />
In Bild 4 ist die Abweichung des SmartSim-Rechenkerns<br />
zur Referenz als Histogramm mit relativer Häufigkeitsdichte<br />
dargestellt. Die mittlere Abweichung von<br />
H – s = 0,01 % zeigt, dass keine signifikanten systematischen<br />
Abweichungen auftreten. Die Standardabweichung<br />
liegt bei σ = 0,35 %. Insgesamt ist die sich ergebende<br />
Form des Histogramms deutlich schmäler als eine<br />
Normalverteilung mit gleicher Standardabweichung<br />
und damit ein Indikator für geringe Abweichungen des<br />
SmartSim Rechenkerns und SIMONE.<br />
H s,Ref<br />
kWh/m 3<br />
ΔH s,Ref<br />
%<br />
12.2010 11,368 11,369 0,01 11,368 0,00<br />
01.2011 11,334 11,338 0,04 11,334 0,00<br />
02.2011 11,338 11,337 -0,01 11,338 0,00<br />
03.2011 11,275 11,277 0,02 11,274 -0,01<br />
04.2011 11,273 11,283 0,09 11,273 0,00<br />
05.2011 11,353 11,353 0,00 11,352 -0,01<br />
06.2011 11,355 11,354 -0,01 11,355 0,00<br />
07.2011 11,308 11,307 -0,01 11,309 0,01<br />
08.2011 11,211 11,213 0,02 11,211 0,00<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 739
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Bild 4. Abweichung des Kernels und der Referenz-Software. 95 % aller<br />
Abweichungen sind betraglich kleiner als 0,174 %.<br />
Bild 5. Detaillierter Vergleich des neuen Rechenkerns (blau) mit der Referenz-Software<br />
(rot). In der linken Spalte sind die exemplarischen Verläufe<br />
von Druck p, Brennwert H s , Strömungsgeschwindigkeit u und<br />
Normvolumenstrom V . des 01.01.2011 um 06:00 dargestellt. In der rechten<br />
Spalte finden sich die zugehörigen Mittelwerte mean und Standardabweichungen<br />
σ sämtlicher Differenzen des Januars 2011.<br />
Der detaillierte Vergleich des neu entwickelten Rechenkerns<br />
und der Referenz-Software ist nachfolgend in Bild<br />
5 und Bild 6 dargestellt. Zur Visualisierung typischer<br />
Druckverteilungen in einem Diagramm wird der Hauptpfad<br />
des Netzes Lüchow verwendet, welcher in Bild 3<br />
gelb hervorgehoben ist. Der Pfad beginnt bei Knoten<br />
LA23 und endet an Knoten LV41 und weist typischerweise<br />
die größten Druckverluste auf. In der linken Spalte von<br />
Bild 5 sowie Bild 6 sind die Verläufe von Druck p, Druckverlust<br />
Δp, Brennwert H s , Strömungsgeschwindigkeit u<br />
und Normvolumenstrom V . dargestellt. Hierzu wurde zur<br />
Darstellung einer typischen Flusssituation mit hohem<br />
<strong>Gas</strong>absatz der 01.01.2011 06:00 als Zeitpunkt ausgewählt<br />
(Bild 5). Zur Darstellung einer typischen Flusssituation<br />
mit geringem <strong>Gas</strong>absatz ist in Bild 6 der 01.06.2011 06:00<br />
gezeigt. Die Abweichungen zwischen den berechneten<br />
Drücken und den gemessenen Drücken an den Einspeisestellen<br />
sind auf nicht geeichte Druckmesszähler zurückzuführen.<br />
Es zeigen sich geringe Abweichungen im<br />
Absolutdruck p zwischen SmartSim und der Referenz-<br />
Software. Dies deckt sich auch mit den gut übereinstimmenden<br />
Druckverlusten Δp. Der Vergleich des Brennwerts<br />
zeigt faktisch keine Abweichungen. Die Verläufe<br />
von Strömungsgeschwindigkeit und Normvolumenstrom<br />
zeigen kleine Abweichungen, der qualitative Verlauf<br />
ist jedoch deckungsgleich. Um eine belastbare Aussage<br />
zur allgemeinen Abweichung der beiden Rechenkerne<br />
treffen zu können, wird auf die statistischen<br />
Parameter Mittelwert mean und Standardabweichung σ<br />
zurückgegriffen. Diese sind in der rechten Spalte von<br />
Bild 5 und Bild 6 zu finden und werden auf Basis aller<br />
stündlichen Differenzen des jeweiligen Monats gebildet.<br />
Wie bereits beschrieben zeigen sich geringe systematische<br />
Abweichungen im Druck, der Mittelwert mean(Δp)<br />
ist nicht Null. Die Auswertung der Druckverluste, Strömungsgeschwindigkeiten<br />
und Normvolumenströme<br />
zeigt sowohl sehr geringe systematische als auch sehr<br />
geringe zufällige Abweichungen. Die Abweichungen des<br />
Brennwerts sind zu vernachlässigen. Für alle untersuchten<br />
Größen gilt, dass die Abweichungen im Netzabschnitt<br />
Gistenbeck größer sind als im restlichen Netz (d. h. das<br />
rechte Diagrammdrittel). Die Ursache liegt in einer intermittierenden<br />
Fahrweise dieses Abschnitts. Hierbei zeigt<br />
sich häufig, dass die stündliche Massenbilanz durch die<br />
Referenz-Software nicht eingehalten wird.<br />
Die benötigte Rechenzeit zur hydraulischen Simulation<br />
eines Monats für das Netz Lüchow beträgt für den<br />
SmartSim Rechenkern ca. 0,4 s. Durchgeführt wurde der<br />
Benchmark auf einem Intel Core i5-3320m mit 2,6 GHz<br />
und Windows 8.1. Somit kann SmartSim auch problemlos<br />
für komplexe Netze angewendet werden [14].<br />
5. Unsicherheitsberechnung<br />
via Monte-Carlo-Simulation<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wird erstmals eine umfassende<br />
Unsicherheitsberechnung für eine Brennwertverfol-<br />
Oktober 2014<br />
740 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
gung nach dem „Guide to the Expression of Uncertainty<br />
in Measurement“ (GUM) [15] durchgeführt. Aufgrund<br />
der hohen Komplexität von Verteilnetzen und der oft<br />
unzureichenden Messinfrastruktur bietet sich das Verfahren<br />
der Monte-Carlo-Simulation nach GUM S2 [16]<br />
an. Hierbei wird der Zusammenhang zwischen den Unsicherheiten<br />
der Eingangsgrößen und der resultierenden<br />
Unsicherheit des Abrechnungsbrennwerts empirisch<br />
ermittelt. Die Variation sämtlicher Eingangsgrößen<br />
erfolgt parallel und zufallsverteilt in sogenannten Szenarien.<br />
Dabei wird das Szenario mit unveränderten Eingangsgrößen<br />
im Folgenden als Referenzszenario (Ref)<br />
bezeichnet. Für die Unsicherheitsbestimmung auf einem<br />
95 %-Konfidenzintervall sind mindestens 1537<br />
Szenarien erforderlich, sodass nachfolgend die Anzahl<br />
Szenarien auf N MC = 1600 festgelegt wird. Die volumengewichteten<br />
Abrechnungsbrennwerte H – s des Szenarios j<br />
am Knoten i im Monat T werden jeweils mit dem Abrechnungsbrennwert<br />
des Referenzszenarios H – s Ref verglichen<br />
(siehe Gl. (16)):<br />
δH s, j ,i ,T<br />
= H −H Ref<br />
s, j ,i ,T s,i ,T<br />
<br />
Ref<br />
H s,i ,T<br />
(16)<br />
Die Standardunsicherheit u(δH – s,i,T ) ergibt sich dann nach<br />
Gl. (17) und wird mit einem Erweiterungsfaktor k = 2 zur<br />
erweiterten Messunsicherheit U(δH – s,i,T ) umgeformt:<br />
u( δH s,i ,T ) =<br />
N MC<br />
( ( )) 2<br />
<br />
1<br />
N MC<br />
−1 ⋅ ∑ δH −E δH s, j ,i ,T s,i ,T<br />
j=1<br />
(17)<br />
Für die rechnerische Untersuchung des Verfahrens werden<br />
für die in Bild 1 dargestellten Eingangsgrößen<br />
Standardunsicherheiten u angenommen, welche Tabelle<br />
2 zu entnehmen sind. Es werden zwei verschiedene<br />
Unsicherheitsverteilungen verwendet: Zum einen die<br />
Normalverteilung mit Angabe der Standardunsicherheit<br />
und zum anderen eine kontinuierliche Gleichverteilung<br />
(Rechteck-Verteilung) im Wertebereich [E–3u...<br />
E+3u], wobei E den Mittelwert bezeichnet. Alle normalverteilten<br />
Standardunsicherheiten werden zur Auswertung<br />
in Rechteck-Verteilungen umgewandelt, um z. B.<br />
physikalisch nicht mögliche negative SLP-Energieabnahmen<br />
aufgrund großer Fehler außerhalb der 3-u-Umgebung<br />
auszuschließen. Bedingt durch endliche Intervallgrenzen<br />
sowie eine konstante Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
der Rechteckverteilung vergrößert sich die<br />
resultierende Standardunsicherheit u res um den Faktor<br />
√3 im Vergleich zur Standardunsicherheit u der Normalverteilung.<br />
Nach Durchführung der Monte-Carlo-Simulation<br />
wird die erweiterte Messunsicherheit U(δH – s,i,T )<br />
über der Topologie visualisiert. Zur Darstellung von<br />
Flusssituationen mit hohem bzw. niedrigem <strong>Gas</strong>absatz<br />
sind exemplarisch die Monate Januar und Juni in Bild 7<br />
dargestellt. Um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />
Bild 6. Detaillierter Vergleich des neuen Rechenkerns (blau) mit der Referenz-Software<br />
(rot). In der linken Spalte sind die exemplarischen Verläufe<br />
von Druck p, Brennwert H s , Strömungsgeschwindigkeit u und<br />
Normvolumenstrom V . des 01.06.2011 um 06:00 dargestellt. In der rechten<br />
Spalte finden sich die zugehörigen Mittelwerte mean und Standardabweichungen<br />
σ sämtlicher Differenzen des Juni 2011.<br />
sicherzustellen erhält der Zufallsgenerator zur Aufprägung<br />
der Fehler sämtlicher Eingangsgrößen vor dem<br />
ersten MC-Szenario einen festen Initialisierungswert.<br />
Die erweiterte Messunsicherheit U(δH – s,i,T ) ist stark<br />
von den verschiedenen Ausspeiseknoten und somit<br />
grundsätzlich vom Strömungszustand des Netzes abhängig.<br />
Es ist zu beachten, dass die in Tabelle 2 angegebenen<br />
Unsicherheiten sehr konservativ abgeschätzt<br />
sind und sich dies auch auf die resultierenden Unsicherheiten<br />
auswirkt. Ferner werden die Einspeisebrennwerte<br />
von <strong>Erdgas</strong> und Bioerdgas künstlich auf eine Differenz<br />
von 7,4 % gesetzt, um unkonditioniertes Bioerdgas<br />
zu simulieren. 95 % aller erweiterten Unsicherheiten<br />
U(δH – s,i,T ) sind kleiner gleich 0,43 %.<br />
Alle erweiterten Unsicherheiten bleiben deutlich unterhalb<br />
der maximalen Grenze von 2 % [3]. Im Januar<br />
liegt die maximale erweiterte Unsicherheit unterhalb<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 741
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Tabelle 2. Standardunsicherheiten der Eingangsgrößen für die Monte-<br />
Carlo-Simulation (MCS).<br />
Größe<br />
Standardunsicherheit<br />
MCS<br />
Art u u res Verteilung<br />
Rohrrauheit r. [0,001 … 0,1] 52,0 % [20 % … 200 %]<br />
Rohrlänge n. 5 % 8,7 % [85 % … 115 %]<br />
Rohrdurchmesser n. 2 % 3,5 % [94 % … 106 %]<br />
SLP-Energie 1<br />
n. 10 % 17,3 % [70 % … 130 %]<br />
(systematisch, alle Knoten)<br />
SLP-Energie 2<br />
n. 10 % 17,3 % [70 % … 130 %]<br />
(systematisch, einzelne Knoten)<br />
SLP-Energie 3<br />
n. 10 % 17,3 % [70 % … 130 %]<br />
(Stundenwert, alle Knoten)<br />
gemessene Abnahme n. 1 % 1,7 % [97 % … 103 %]<br />
Einspeisevolumen n. 1 % 1,7 % [97 % … 103 %]<br />
Einspeisedruck n. 2 % 3,5 % [94 % … 106 %]<br />
<strong>Gas</strong>temperatur r. [3°C … 13°C] 1,0 % [98,2 % … 101,8 %]<br />
von U(δH – s,i,T ) ≤ 0,6 %, im Juni unterhalb von U(δH– s,i,T ) ≤ 0,3 %.<br />
Die Lokation der größten Unsicherheit ist hierbei abhängig<br />
von der jeweiligen Strömungssituation. So tritt<br />
im Januar im Teilabschnitt zwischen Bioerdgasanlage<br />
und der Einspeisestelle Dannenberg eine Pendelzone<br />
von <strong>Erdgas</strong> und einem Bioerdgas-<strong>Erdgas</strong> Gemisch auf,<br />
welche verhältnismäßig hohe Unsicherheiten zur Folge<br />
hat. Im Juni hingegen wird der obere Teil des Netzes fast<br />
vollständig mit Bioerdgas versorgt, lediglich im rechten<br />
Teilabschnitt befindet sich eine Mischzone. In dieser<br />
Mischzone tauchen die größten Unsicherheiten auf.<br />
6. Fazit<br />
In diesem Artikel wird ein neu entwickelter Rechenkern<br />
zur Simulation von <strong>Gas</strong>verteilnetzen vorgestellt. Dieser<br />
zeichnet sich durch hohe Genauigkeit und extrem kurze<br />
Rechenzeiten aus. Durch die Integration des neuen Rechenkerns<br />
in die von E.ON Technologies entwickelte<br />
SmartSim-Software zur Brennwertverfolgung lassen<br />
sich so komplexe Netze sehr effizient berechnen. Die<br />
Bild 7. Visualisierung der mit k = 2 erweiterten Messunsicherheit U(δH – s,i,T ) für die Monate Januar und Juni 2011 nach<br />
N MC = 1600 Monte-Carlo-Durchläufen. Im oberen Teil der Grafik sind die zugehörigen mittleren Strömungszustände dargestellt.<br />
Oktober 2014<br />
742 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Validierung des Rechenkerns erfolgt sowohl auf Basis<br />
von Messungen mit einem mobilen Prozessgaschromatografen<br />
als auch durch Vergleich mit etablierter Simulationssoftware.<br />
Sowohl für Strömungsgeschwindigkeiten,<br />
Volumenströme, Drücke und Brennwerte zeigen<br />
sich sehr gute Übereinstimmungen. Zusätzlich wird<br />
erstmals eine Unsicherheitsbetrachtung für die ermittelten<br />
Brennwerte mittels einer Monte-Carlo-Simulation<br />
nach dem „Guide to the Expression of Uncertainty in<br />
Measurement“ durchgeführt. Die Ergebnisse werden<br />
exemplarisch anhand eines regionalen Verteilnetzes der<br />
Avacon AG dargestellt. Trotz konservativer Schätzung<br />
der Eingangsunsicherheiten bleiben die erweiterten<br />
Unsicherheiten unterhalb von 0,6 %. Die Anwendung<br />
des neu entwickelten Rechenkerns für Transportnetze<br />
ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.<br />
Literatur<br />
[1] Weimann, A.: Modellierung und Simulation der Dynamik von<br />
<strong>Gas</strong>verteilnetzen im Hinblick auf <strong>Gas</strong>netzführung und <strong>Gas</strong>netzüberwachung.<br />
Dissertation. München; 1987.<br />
[2] Lappus, G.: Analyse und Synthese eines Zustandsbeobachters<br />
für große <strong>Gas</strong>verteilnetze. Dissertation. München; 1983.<br />
[3] Deutsche Vereinigung des <strong>Gas</strong>- und Wasserfaches. G 685<br />
<strong>Gas</strong>abrechnung. Bonn: DVGW; 2008.<br />
[4] Schley, P.; Schenk, J. und Hielscher, A.: Brennwertverfolung in<br />
Verteilnetzen: Teil 1 - Entwicklung und Validierung des Verfahrens.<br />
GWF / <strong>Gas</strong>, <strong>Erdgas</strong> 2011;152(9):552–6.<br />
[5] Schenk, J.; Schley, P. und Hielscher, A.: Brennwertverfolgung in<br />
Verteilnetzen: Teil 2 - Auswertung Feldversuch und Implementierung.<br />
GWF / <strong>Gas</strong>, <strong>Erdgas</strong> 2011(10):676–83.<br />
[6] Hielscher, A.; Fiebig, C.; Span, R.; Schley, P. und, Schenk, J.: <strong>Gas</strong><br />
Quality Tracking in distribution grids with SmartSim - a new<br />
kernel for flow calculation. Proceedings IGRC 2014;2014.<br />
[7] Hellwig, M.: Entwicklung und Anwendung parametrisierter<br />
Standard-Lastprofile. Dissertation. München; 2003.<br />
[8] Mischner, J.; Fasold, H.-G. und Kadner, K.: gas2energy.net mit<br />
DVD: Systemplanerische Grundlagen der <strong>Gas</strong>versorgung.<br />
München: Oldenbourg Industrieverlag; 2011.<br />
[9] ISO. Natural gas: Calculation of compression factor = Gaz<br />
naturel calcul du facteur de compression. 2 nd ed. Geneva:<br />
ISO; 2006.<br />
[10] Deutsche Vereinigung des <strong>Gas</strong>- und Wasserfaches. GW 303-1<br />
Berechnung von Druckverlusten bei der <strong>Gas</strong>verteilung.<br />
Bonn: DVGW; 2006.<br />
[11] Zanke, U.: Zur Berechnung von Strömungswiderstandsbeiwerten.<br />
Wasser & Boden 1993.<br />
[12] Zanke, U.: Zum Übergang hydraulisch glatt- hydraulisch<br />
rauh. Wasser & Boden 1996.<br />
[13] Liwacom. Simone Software Benutzerhandbuch Version 5.6 2007.<br />
[14] Fiebig, C.; Hielscher, A.; Span, R.; Gulin, A.; Rickelt, S. und<br />
Schley, P.: <strong>Gas</strong> Quality Tracking in distribution grids with<br />
SmartSim - Application in complex and meshed grids. Proceedings<br />
IGRC 2014;2014.<br />
[15] ISO/IEC. Evaluation of measurement data - Guide to the expression<br />
of uncertainty in measurement(98-3).<br />
[16] ISO/IEC. Evaluation of measurement data - Supplement 1 to the<br />
“Guide to the expression of uncertainty in measurement” - Propagation<br />
of distributions using a Monte Carlo method(98-3-1).<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Andreas Hilscher<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik |<br />
Ruhr-Universität Bochum |<br />
Bochum |<br />
Tel. +49 234 32 – 26 409 |<br />
E-Mail: a.hielscher@thermo.rub.de<br />
M.Sc. Christian Fiebig<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik |<br />
Ruhr-Universität Bochum |<br />
Bochum |<br />
Tel. +49 234 32 – 26409 |<br />
E-Mail: c.fiebig@thermo.rub.de<br />
Dr.-Ing. Peter Schley<br />
E.ON Technologies GmbH |<br />
Essen |<br />
Tel. +49 201 184-8323 |<br />
E-Mail: peter.schley@eon.com<br />
Prof. Dr.-Ing. Roland Span<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik |<br />
Ruhr-Universität Bochum |<br />
Bochum |<br />
Tel. +49 234 32 – 23033 |<br />
E-Mail: r.span@thermo.rub.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Joachim Schenk<br />
Hochschule für angewandte<br />
Wissenschaften |<br />
München |<br />
Tel. +49 89 1265-1627 |<br />
E-Mail: joachim.schenk@hm.edu<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 743
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
Wasserstoff und Synthesegas<br />
in <strong>Erdgas</strong>netzen<br />
Positionspapier zur Anwendung der Vorschriften der Einspeisung von<br />
Biogas auf die Einspeisung von Wasserstoff und synthetischem Methan in<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetze<br />
Bundesnetzagentur für Elektrizität, <strong>Gas</strong>, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen<br />
1. Hintergrund<br />
Die Umwandlung von erneuerbarem Strom in Wasserstoff<br />
sowie von Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid<br />
(oder auch Kohlenstoffmonoxid) in synthetisches Methan<br />
(Power to <strong>Gas</strong>), welche in die <strong>Gas</strong>infrastruktur eingespeist,<br />
gespeichert und zu unterschiedlichen Kunden<br />
transportiert werden können, ist eine vielversprechende<br />
Option zur Integration erneuerbarer Energien in andere<br />
Nutzungspfade. Power to <strong>Gas</strong> kann dazu beitragen, die<br />
CO 2 -Emissionen in den verschiedenen Verbrauchssektoren<br />
zu reduzieren, indem das erneuerbar erzeugte <strong>Gas</strong><br />
fossile Energieträger in der Mobilität, der Industrie, der<br />
Wärmeversorgung und der Stromerzeugung ersetzt.<br />
Darüber hinaus kann Power to <strong>Gas</strong> als Stromspeicher<br />
dazu beitragen, die durch Wind- und Sonnenenergie<br />
zunehmenden Schwankungen in der Stromerzeugung<br />
über längere Zeiträume hinweg auszugleichen bzw. in<br />
Zeiten besonders hoher erneuerbarer Erzeugung nicht<br />
direkt in das Stromnetz integrierbaren Strom langfristig<br />
nutzbar zu machen. Dabei hat die Einspeisung von Wasserstoff<br />
den Vorteil, dass durch die Vermeidung einer<br />
weiteren Umwandlung des Wasserstoffes in synthetisches<br />
Methan der Wirkungsgrad höher und aufgrund<br />
des Verzichts auf eine Methanisierungsanlage die Investitions-<br />
und Betriebskosten geringer sind sowie eine<br />
Beschaffung des Kohlenstoffdioxids für die Methanisierung<br />
entfallen kann. Allerdings sind der Beimischung<br />
von Wasserstoff derzeit Grenzen gesetzt, da die Verbrauchsanlagen<br />
vieler Letztverbraucher, die Speicher<br />
sowie die Netze selbst nur eine begrenzte Menge an<br />
Wasserstoff vertragen. Anpassungsmaßnahmen sind<br />
mit weiteren Kosten verbunden, über deren Ausmaß<br />
und Höhe bisher verlässliche Untersuchungen fehlen.<br />
Die Einspeisung von synthetischem Methan hat wiederum<br />
den Vorteil, dass es kaum technische Restriktionen<br />
bei der Einspeisung gibt.<br />
Um die Einspeisung von Wasserstoff und synthetischem<br />
Methan zu fördern, wurden beide in die Definition<br />
des Biogasbegriffs nach § 3 Nr. 10c des Energiewirtschaftsgesetzes<br />
(EnWG) aufgenommen, unter der Voraussetzung,<br />
dass sie überwiegend aus erneuerbaren<br />
Energien stammen. Dies hat zur Folge, dass Teil 6 der<br />
<strong>Gas</strong>netzzugangsverordnung (<strong>Gas</strong>NZV) einschl. der §§ 19<br />
Abs. 1 S. 3, 20a, 20b der <strong>Gas</strong>netzentgeltverordnung<br />
(<strong>Gas</strong>NEV) auf die Einspeisung von erneuerbarem<br />
Wasser stoff und synthetischem Methan unmittelbar<br />
Anwendung finden (privilegierter Anschluss, privilegierte<br />
Einspeisung, Biogasbilanzierung, Wegfall Einspeiseentgelte,<br />
pauschales Entgelt für vermiedene Netzkosten,<br />
Umlage der Kosten des <strong>Gas</strong>netzbetreibers). Hieraus<br />
ergeben sich aufgrund der Unterschiede in der erforderlichen<br />
Anlagentechnik zur klassischen Biogaserzeugung<br />
und -aufbereitung (Elektrolyseur und Methanisierungsanlage<br />
anstatt Fermenter und Aufbereitung) und der<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit einige Auslegungsfragen, die bislang<br />
noch nicht im Bereich der Biogaseinspeisung<br />
geklärt wurden. Im Übrigen gilt die Rechtslage zur<br />
Einspeisung von sonstigem Biogas nach § 3 Nr. 10c<br />
EnWG grundsätzlich auch für die Einspeisung von erneuerbarem<br />
Wasserstoff und synthetischem Methan. 1<br />
Bereits die ersten der Bundesnetzagentur vorliegenden<br />
Anfragen bedurften einer Einschätzung zu<br />
den maßgeblichen rechtlichen Grundsatzfragen der<br />
Einspeisung von Wasserstoff und synthetischem Methan.<br />
Um eine größtmögliche Transparenz zu wahren,<br />
soll dieses Positionspapier die grundlegenden Fragestellungen<br />
im Zusammenhang mit der Anwendbarkeit<br />
der Vorschriften zur Biogaseinspeisung auf die Einspeisung<br />
von Wasserstoff und synthetischem Methan<br />
darstellen und erörtern.<br />
1 Insoweit kommen grundsätzlich auch die bislang im Rahmen<br />
der Biogaseinspeisung ergangenen Entscheidungen der Regulierungsbehörden<br />
und Gerichte zur Anwendung: Bundesnetzagentur,<br />
Beschlussvom 03.03.2010 (BK7-09-005), Beschluss vom<br />
25.02.2011 (BK7-10-191), Beschluss vom 26.02.2013 (BK7-12-<br />
215); Landesregulierungsbehörde Nordrhein-Westfalen, Beschlüsse<br />
vom 21.02.2011 und 18.06.2012 (V B 4 - 38-26), OLG<br />
Düsseldorf, Beschluss vom 14.12.2011 (VI 3-Kart 25/11), Beschluss<br />
vom 22.08.2012 (VI 3-Kart 205/12), Beschluss vom<br />
19.12.2013 (VI-5 Kart 25/13); BGH, Beschluss vom 11.12.2012<br />
(EnVR 8/12).<br />
Oktober 2014<br />
744 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
2. Netzanschluss<br />
2.1 Anwendungsbereich der Vorschriften zur<br />
Biogaseinspeisung<br />
Der Anwendungsbereich des Teils 6 der <strong>Gas</strong>NZV sowie<br />
der §§ 19 Abs. 1 S. 3, 20a, 20b <strong>Gas</strong>NEV ist gem. § 3 Nr. 10c<br />
EnWG eröffnet, wenn der Wasserstoff und das Kohlenstoffdioxid<br />
nachweislich weit überwiegend, d. h. zu mindestens<br />
80 Prozent (BT-Drs. 17/6072, S. 50), aus erneuerbaren<br />
Energiequellen im Sinne der Richtlinie 2009/28/EG<br />
vom 23.04.2009 und Kohlenstoffdioxid erneuerbarer<br />
Herkunft hergestellt wurde. Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen ist gem. Art. 2 lit. a) RL 2009/28/EG Energie aus<br />
erneuerbaren, nicht fossilen Energiequellen, d. h. Wind,<br />
Sonne, aerothermische, hydrothermische und geothermische<br />
Energie, Meeresenergie, Wasserkraft, Biomasse,<br />
Deponiegas, Klärgas und Biogas. 2 Maßgeblicher Zeitraum<br />
für die Erfüllung des Merkmals des weit überwiegenden<br />
Einsatzes von Strom aus erneuerbaren Energiequellen<br />
ist das Kalenderjahr bzw. bei unterjährigem<br />
Beginn der Einspeisung das Rumpfkalenderjahr.<br />
Die Gewährung der Privilegierungen der Vorschriften<br />
zur Biogaseinspeisung setzt zwar insoweit einen Nachweis<br />
der biogenen Eigenschaft des <strong>Gas</strong>es im Sinne des<br />
§ 3 Nr. 10c EnWG voraus. Dieser Pflicht ist jedoch grundsätzlich<br />
durch entsprechende Angaben des Anlagenbetreibers<br />
über die Herkunft des Stroms in den Datenblättern<br />
bzw. Formularen des <strong>Gas</strong>netzbetreibers zum<br />
Anschlussbegehren genüge getan. 3 Dass der <strong>Gas</strong>netzbetreiber<br />
vom Einspeiser einen weitergehenden oder gar<br />
dauerhaften und wiederholten Nachweis der biogenen<br />
Eigenschaft (bspw. durch Zertifikate) fordert, ist nur ausnahmsweise<br />
dann erforderlich und zulässig, wenn dem<br />
<strong>Gas</strong>netzbetreiber konkrete Anhaltspunkte für ein Fehlen<br />
der biogenen Eigenschaft des <strong>Gas</strong>es vorliegen.<br />
Dies deckt sich grundsätzlich auch mit den Anforderungen<br />
der Einspeisung von sonstigem Biogas. Auch<br />
hier ist nicht die Vorlage von Gutachten o. ä. über die Art<br />
der Einsatzstoffe erforderlich. Zudem setzt die Verwendung<br />
des eingespeisten <strong>Gas</strong>es als erneuerbares Produkt<br />
sowohl im Strom-, Wärme als auch Kraftstoffsektor umfangreiche<br />
und praxiserprobte Nachweisverfahren voraus,<br />
so dass eine Missbrauchsgefahr grundsätzlich alleine<br />
schon aus diesem Grund derzeit als gering einzustufen<br />
ist. Die Verwendung eingespeisten erneuerbaren Wasserstoffs<br />
oder synthetischem Methans als „graues“, nicht<br />
erneuerbares Produkt, die mithin einen verwendungsseitigen<br />
Nachweis entfallen ließe, erscheint hingegen<br />
aus wirtschaftlichen Gründen als eher unwahrschein-<br />
2<br />
Die Begriffe der aerothermischen, hydrothermischen und geothermischen<br />
Energie sowie der Biomasse sind ihrerseits unter<br />
Art. 2 lit. b) bis e) definiert.<br />
3 Sofern die Datenblätter/Formulare der Netzbetreiber dies nicht<br />
vorsehen, kommt alternativ auch die Vorlage eines Anlagenbetriebskonzeptes,<br />
welches die nachvollziehbare Herkunft des<br />
Stroms darlegt, durch den Anlagenbetreiber in Betracht.<br />
lich. Sollte sich dies ändern, oder aus anderen Gründen<br />
ein Missbrauchspotenzial erkennbar werden, bedürfte<br />
es – vergleichbar den Verwendungsnachweisen in der<br />
Strom- und Wärmeerzeugung sowie im Kraftstoffsektor<br />
– einer konkreten gesetzlichen Regelung zum Nachweis<br />
der erneuerbaren Eigenschaft des eingesetzten Stroms,<br />
um die mit einem detaillierten Nachweismechanismus<br />
verbundenen Rechtsunsicherheiten zu vermeiden. Hinsichtlich<br />
des Einsatzes von erneuerbarem Kohlenstoffdioxid<br />
erscheint eine Missbrauchsgefahr, ähnlich der<br />
Einspeisung von sonstigem Biogas, noch geringer, da<br />
das Kohlenstoffdioxid in der Regel vor Ort (bspw. in Biogasaufbereitungsanlagen)<br />
anfällt.<br />
Im Übrigen wird der Anwendungsbereich auch nicht<br />
über § 32 Nr. 1 bis 3 <strong>Gas</strong>NZV ausgeschlossen. Die Vorschrift<br />
definiert den Anschluss zwar als Verbindung zwischen<br />
Biogasaufbereitungsanlage und bestehendem<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetz, den Anschlussnehmer als Betreiber<br />
einer Anlage, mit der Biogas auf <strong>Erdgas</strong>qualität aufbereitet<br />
wird, und als Anlage die Anlage zur Aufbereitung<br />
von Biogas auf <strong>Erdgas</strong>qualität. Allerdings muss<br />
insoweit die Definition des Biogasbegriffs nach § 3 Nr. 10c<br />
EnWG berücksichtigt werden, dessen Erweiterung um<br />
erneuerbaren Wasserstoff und erneuerbares synthetisches<br />
Methan gerade den Anwendungsbereich der Biogasvorschriften<br />
der <strong>Gas</strong>NZV und der <strong>Gas</strong>NEV für beide<br />
<strong>Gas</strong>e öffnen sollte. Daher sind im Rahmen dieser Vorschriften<br />
Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und<br />
synthetischem Methan rechtlich wie Biogasaufbereitungsanlagen<br />
zu behandeln. 4<br />
2.2 Anschlusspflicht<br />
Der Netzbetreiber hat gem. § 33 Abs. 1 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV Elektrolyseure<br />
und Methanisierungsanlagen, die überwiegend<br />
erneuerbare Energien im Sinne des § 3 Nr. 10c<br />
EnWG einsetzen, vorrangig an das <strong>Gas</strong>versorgungsnetz<br />
anzuschließen. Der Netzbetreiber kann den Netzanschluss<br />
gem. § 17 Abs. 2 EnWG, § 33 Abs. 8 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV<br />
nur dann verweigern, wenn dieser technisch unmöglich<br />
oder wirtschaftlich unzumutbar ist. Der Netzbetreiber<br />
hat die wirtschaftliche Unzumutbarkeit anhand der<br />
konkreten Umstände des Einzelfalls zu prüfen und dabei<br />
alle im konkreten Einzelfall relevanten Belange abzuwägen.<br />
5 Lediglich wenn die Belange des Netzbetrei-<br />
4 Dies gilt im Übrigen auch für Anlagen zur Erzeugung von sonstigem<br />
Biogas, soweit ausnahmsweise nicht aufbereitetes (Roh-)<br />
Biogas eingespeist werden kann; s. 2.3 Anschlussverfügbarkeit…,<br />
in diesem Beitrag.<br />
5<br />
BGH, Beschluss vom 11.12.2012, EnVR 8/12, S. 7. Dabei sind Belange<br />
auf Seiten des Netzbetreibers u.a. die Kosten des Anschlusses<br />
und etwaiger kapazitätserhöhender Maßnahmen,<br />
während auf Seiten des Anschlussnehmers insbesondere die<br />
Angewiesenheit auf den konkret gewünschten Anschluss maßgebend<br />
ist.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 745
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
bers Vorrang vor den Belangen des Anschlussnehmers<br />
haben, kann er den Anschluss verweigern. 6<br />
Eine intermittierende Einspeisung des Wasserstoffes<br />
oder synthetischen Methans, d.h. eine fluktuierende<br />
Einspeisung aufgrund einer flexiblen Erzeugung von<br />
Wasserstoff bzw. synthetischem Methan beispielsweise<br />
aus Wind- oder PV-Strom, führt allein nicht zu einer<br />
wirtschaftlichen Unzumutbarkeit. Insbesondere ist die<br />
ganzjährige Einspeisung kein notwendiges Kriterium<br />
einer wirtschaftlichen Zumutbarkeit, gerade wenn<br />
das Anlagenkonzept die intermittierende Einspeisung<br />
von Wasserstoff bzw. synthetischem Methan vorsieht.<br />
Derartige Geschäftskonzepte müssen möglich bleiben,<br />
da gerade die Einspeisung von Wasserstoff und<br />
synthetischem Methan aus fluktuierenden erneuerbaren<br />
Stromquellen zum Strukturausgleich auf einer solch<br />
intermittierenden Umwandlung bzw. Einspeisung beruht.<br />
Zudem wird die Einspeisung von Wasserstoff<br />
aufgrund eines geringeren <strong>Gas</strong>flusses in den Sommermonaten<br />
oftmals nicht ganzjährig möglich sein. Daher<br />
ist der Anschlussnehmer darauf angewiesen, dass der<br />
Anschluss bei der Einspeisung von Wasserstoff und<br />
synthetischem Methan auch dann gewährt wird, wenn<br />
er nicht ganzjährig genutzt wird.<br />
2.3 Anschlussverfügbarkeit und Mindesteinspeisekapazität<br />
Der Netzbetreiber hat gem. § 33 Abs. 2 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV die<br />
Verfügbarkeit des Netzanschlusses dauerhaft, mindestens<br />
aber zu 96 Prozent, sicherzustellen. Die Verfügbarkeit<br />
bezieht sich dabei auf das Kalenderjahr. Dies bedeutet,<br />
dass der Netzbetreiber dafür Sorge zu tragen hat,<br />
dass der Netzanschluss, d.h. die Anschluss- bzw. Einspeiseanlage<br />
und die Anschlussleitung, zu mindestens 96<br />
Prozent eines Kalenderjahres für die geplante Einspeisung<br />
zur Verfügung steht. Zudem hat der Netzbetreiber<br />
dem Anschlussnehmer gem. § 33 Abs. 6 S. 4 <strong>Gas</strong>NZV eine<br />
im Rahmen des Netzanschlussvertrags bestimmte<br />
Mindesteinspeisekapazität zu garantieren. Diese entspricht<br />
grundsätzlich der begehrten Einspeisekapazität,<br />
es sei denn, das Netz kann die begehrte Kapazität nicht<br />
aufnehmen und kapazitätserhöhende Maßnahmen sind<br />
technisch unmöglich oder wirtschaftlich unzumutbar;<br />
vgl. §§ 33 Abs. 10, 34 Abs. 2 S. 3 <strong>Gas</strong>NZV. Zudem kann<br />
der Netzbetreiber die Mindesteinspeisekapazität an die<br />
ermittelte zulässige Wasserstoffeinspeisung anpassen,<br />
falls die begehrte Einspeisung aufgrund fehlender Netzverträglichkeit<br />
nicht vollständig zugesagt werden<br />
kann. 7 Vorübergehende Schwankungen – Steigerungen<br />
und Absenkungen – der insoweit zulässigen Wasserstoffeinspeisung<br />
sind bei der garantierten Mindesteinspeisekapazität<br />
grundsätzlich jedoch nicht zu berücksichti-<br />
gen, es sei denn sie sind vorhersehbar. In diesem Fall<br />
können sie von vorneherein im Rahmen der Mindesteinspeisekapazität<br />
berücksichtigt werden.<br />
Auch eine Anschlussnutzung und Einspeisung im<br />
intermittierenden Betrieb entbindet den Netzbetreiber<br />
nicht von den Verpflichtungen der §§ 33 Abs. 2 und<br />
6 S. 4 <strong>Gas</strong>NZV. Der Netzanschluss muss also auch bei<br />
einer intermittierenden Fahrweise zu 96 Prozent eines<br />
Kalenderjahres verfügbar sein. Wenn allerdings der<br />
Netzbetreiber den Anschluss zu mehr als 4 Prozent<br />
über ein Kalenderjahr nicht vorhält, während der Ausfallzeit<br />
der Anschluss jedoch nicht durch den Einspeiser<br />
genutzt wird, bleibt die Nichteinhaltung der Anschlussverfügbarkeit<br />
für den Netzbetreiber grundsätzlich<br />
folgenlos. Dieser Umstand ist insbesondere bei<br />
geplanten Unterbrechungen der Anschlussverfügbarkeit<br />
wie bspw. Wartungsarbeiten relevant. Vergleichbares<br />
gilt auch für die garantierte Mindesteinspeisekapazität:<br />
Diese muss ebenfalls während das ganzen<br />
Jahres vorgehalten werden. In einem Zeitraum in welchem<br />
die Kapazität jedoch aufgrund des intermittierenden<br />
Betriebs nicht durch den Einspeiser genutzt<br />
wird, bleibt ein vorübergehender Ausfall der Kapazität<br />
folgenlos.<br />
Hinsichtlich der Wasserstoffverträglichkeit finden die<br />
Vorschriften des § 33 Abs. 2 S. 1 und Abs. 6 S. 4 <strong>Gas</strong>NZV<br />
jedoch keine Anwendung. Die Pflicht zur Sicherstellung<br />
einer Mindestanschlussverfügbarkeit bezieht sich<br />
nicht auf die Wasserstoffverträglichkeit des Netzes,<br />
sondern vielmehr auf die tatsächliche technische Verfügbarkeit<br />
der Netzanschlussanlagen im Sinne des § 32<br />
Nr. 2 <strong>Gas</strong>NZV selbst. Auch die garantierte Mindesteinspeisekapazität<br />
nach § 33 Abs. 6 S. 4 <strong>Gas</strong>NZV greift hier<br />
nicht, da sich diese alleine auf die Aufnahmekapazität<br />
des Netzes und nicht auf die Netzverträglichkeit des<br />
Wasserstoffs bezieht. 8<br />
Die garantierte Mindesteinspeisekapazität kann daher<br />
nachträglich reduziert oder entzogen werden, wenn<br />
nachweislich feststeht, dass eine technische Minderung<br />
oder Einstellung der Wasserstoffeinspeisung dauerhaft,<br />
d. h. nicht bloß vorübergehend, erforderlich ist. 9 Wird<br />
die Wasserstoffeinspeisung dauerhaft gemindert, kann<br />
auch die garantierte Mindesteinspeisekapazität nur<br />
maximal in gleichem Umfang gemindert werden. Wird<br />
dementsprechend bei einer bloß vorübergehend erforderlichen<br />
Reduzierung der Wasserstoffeinspeisung die<br />
Mindesteinspeisekapazität nicht gekürzt, haftet der<br />
Netzbetreiber für die Dauer der fehlenden Wasserstoffverträglichkeit<br />
aus vorgenannten Gründen jedoch<br />
nicht aus der weiterhin vorzuhaltenden Garantie der<br />
Mindesteinspeisekapazität. Umgekehrt muss die Mindesteinspeisekapazität<br />
nachträglich erhöht werden,<br />
6<br />
BGH, Beschluss vom 11.12.2012, EnVR 8/12, S. 7.<br />
7<br />
Siehe: 3. Netzzugang, in diesem Beitrag.<br />
8<br />
Siehe: 3. Netzzugang, in diesem Beitrag.<br />
9<br />
Siehe: 3.3 Änderung maßgeblicher…, in diesem Beitrag.<br />
Oktober 2014<br />
746 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
wenn eine technische Erhöhung der Wasserstoffeinspeisung<br />
dauerhaft möglich ist. Falls sich nachträglich<br />
herausstellt, dass es zu vorübergehenden Steigerungen<br />
kommt, sind diese ebenfalls bei der garantierten<br />
Mindesteinspeisekapazität zu berücksichtigen, es<br />
sei denn die Steigerungen sind nicht vorhersehbar.<br />
3. Netzzugang<br />
3.1 Rechtsgrundlagen<br />
Der Netzbetreiber hat gem. § 34 Abs. 1 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV<br />
vorrangig Einspeiseverträge mit den Einspeisern von<br />
Wasserstoff und synthetischem Methan aus überwiegend<br />
erneuerbaren Energien im Sinne des § 3 Nr. 10c En-<br />
WG abzuschließen. Der Netzbetreiber kann jedoch<br />
den Zugang bzw. die Einspeisung gem. § 34 Abs. 2 S. 1<br />
<strong>Gas</strong>NZV wegen technischer Unmöglichkeit oder wirtschaftlicher<br />
Unzumutbarkeit verweigern. Zudem kann<br />
er gem. § 34 Abs. 1 S. 1 HS. 2 <strong>Gas</strong>NZV i.V.m. § 36 Abs. 1<br />
S. 1 <strong>Gas</strong>NZV Zugang bzw. Einspeisung auch bei fehlender<br />
Netzkompatibilität bzw. Netzverträglichkeit des<br />
einzuspeisenden <strong>Gas</strong>es verweigern.<br />
Nach gegenwärtiger Rechtslage sind alle Netznutzer<br />
gem. § 19 Abs. 1 und 2 <strong>Gas</strong>NZV i.V.m. § 49 Abs. 2 und<br />
3 EnWG verpflichtet, das einzuspeisende <strong>Gas</strong> netzkompatibel<br />
zu halten. D. h. der Netznutzer ist verpflichtet,<br />
das <strong>Gas</strong> mit einer Beschaffenheit einzuspeisen, die einen<br />
sicheren Netzbetrieb und eine sichere Verwendung<br />
des <strong>Gas</strong>es gewährleistet. Die technischen Anforderungen<br />
richten sich gem. § 49 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 EnWG<br />
grundsätzlich nach den DVGW- Arbeitsblättern in ihrer<br />
jeweils geltenden Fassung. Diese Verpflichtung trifft<br />
gem. § 34 Abs. 1 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV i.V.m. § 36 Abs. 1 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV<br />
auch den Einspeiser von Biogas, mit einer Einschränkung:<br />
Der Verordnungsgeber hat hinsichtlich der einzuhaltenden<br />
Grenzwerte für Biogaseinspeiser in § 36 Abs.<br />
1 Satz 1 <strong>Gas</strong>NZV auf die DVGW-Regelwerke G 260 und<br />
G 262 verwiesen, so wie sie im Jahre 2007 Bestand hatten,<br />
d. h. nachträgliche inhaltliche Änderungen der Arbeitsblätter<br />
kommen für den Biogaseinspeiser grundsätzlich<br />
nicht zur Anwendung. 10 Die DVGW-Arbeitsblätter<br />
geben wiederum brenntechnische Kenndaten und<br />
Grenzwerte für <strong>Gas</strong>begleitstoffe vor, welche die Netzkompatibilität<br />
des einzuspeisenden <strong>Gas</strong>es gewährleisten.<br />
Da es sich bei Wasserstoff um ein <strong>Gas</strong> handelt, das<br />
sich in Zusammensetzung und brenntechnischen Kenndaten<br />
wesentlich vom <strong>Erdgas</strong> und anderen netzkompatiblen<br />
<strong>Gas</strong>en unterscheidet und – ohne Durchmischung<br />
– zu Schäden an Netzen, Speichern und Kundenanlagen<br />
führen kann, ist reiner Wasserstoff nicht netzkompatibel.<br />
Allerdings kann der Wasserstoff dennoch netzver-<br />
träglich sein, soweit hinter dem Einspeisepunkt die<br />
Durchmischung mit netzkompatiblem <strong>Gas</strong> dazu führt,<br />
dass keine Auswirkungen auf die Interoperabilität des<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetzes zu befürchten sind. Dies ergibt<br />
sich bereits aus der Auslegung der §§ 49 EnWG sowie<br />
19, 34 und 36 <strong>Gas</strong>NZV. In den Arbeitsblättern des DVGW<br />
wird dies dahingehend konkretisiert, dass nicht netzkompatible<br />
<strong>Gas</strong>e wie reiner Wasserstoff als sog. Zusatzgas<br />
gegenüber <strong>Erdgas</strong> als sog. Grundgas in bestehenden<br />
<strong>Gas</strong>versorgungsnetzen eingespeist werden können;<br />
vgl. Nr. 2.2 DVGW-Arbeitsblatt G 260 (Stand 2000).<br />
Dabei bestimmt zunächst das Brennverhalten die Höhe<br />
der Zumischung; vgl. Nr. 2.2 DVGW-Arbeitsblatt G 260.<br />
Darüber hinaus hat die Einspeisung von Zusatzgas so zu<br />
erfolgen, dass die Anforderungen der öffentlichen <strong>Gas</strong>versorgung<br />
hinter dem Einspeisepunkt erfüllt werden;<br />
vgl. Nr. 4.1.3 DVGW-Arbeitsblatt G 262 (Stand 2004).<br />
Dies bedeutet, dass eine Einspeisung von Wasserstoff<br />
solange und soweit zulässig ist, als dass die Sicherheit<br />
und Interoperabilität des jeweiligen Einspeisenetzes, etwaig<br />
nach- oder vorgelagerter <strong>Gas</strong>versorgungsnetze<br />
und an die betroffenen Netze angeschlossener Speicher<br />
und Kunden gewährleistet bleiben.<br />
Der Netzbetreiber ist jedoch nicht verpflichtet, darüberhinausgehend<br />
die Wasserstoffverträglichkeit seines<br />
Netzes anzuheben. Die Regelungen zur Mindestanschlussverfügbarkeit<br />
und Mindesteinspeisekapazität<br />
greifen hier nicht. 11 Ferner handelt es sich auch nicht<br />
um Maßnahmen nach § 34 Abs. 2 Satz 3 <strong>Gas</strong>NZV, da der<br />
Netzbetreiber insoweit nur Maßnahmen zur Erhöhung<br />
der Kapazität in seinem Netz zu ergreifen hat, nicht jedoch<br />
Maßnahmen, welche die fehlende Netzkompatibilität<br />
des einzuspeisenden <strong>Gas</strong>es aufheben. So kann es<br />
dem einzuspeisenden <strong>Gas</strong> an der Netzkompatibilität<br />
fehlen, obwohl für die Einspeisung eine ausreichende<br />
Kapazität im Netz vorhanden wäre.<br />
Dieser Wertung steht auch nicht die Aufnahme von<br />
Wasserstoff in die Definition des Biogasbegriffs nach § 3<br />
Nr. 10c EnWG entgegen. Dies zeigt insbesondere ein<br />
Vergleich mit der Rechtslage bei der Einspeisung von<br />
nicht aufbereitetem Biogas (sog. Rohbiogas), welches<br />
ebenfalls bei Einspeisung nicht netzkompatibel ist.<br />
Auch für die Einspeisung von Rohbiogas kommen gem.<br />
§ 3 Nr. 10c EnWG die Vorschriften zur Biogaseinspeisung<br />
gem. §§ 31ff. <strong>Gas</strong>NZV zur Anwendung, da der Biogasbegriff<br />
des § 3 Nr. 10c EnWG hinsichtlich der Rohstoffe alle<br />
Formen von Biogas, d.h. <strong>Gas</strong> aus Biomasse, Klärgas, Deponiegas<br />
und Grubengas erfasst, unabhängig von der<br />
jeweiligen Verarbeitungsstufe und spezifischen Zusammensetzung<br />
sowie unabhängig von ihrer Netzverträg-<br />
10 Daneben ist der Netzbetreiber verantwortlich für die Herstellung<br />
des für die Einspeisung erforderlichen Druckes sowie für<br />
die Einhaltung der Anforderungen an die <strong>Gas</strong>abrechnung nach<br />
DVGW-Arbeitsblatt G 685; vgl. § 36 Abs. 1 S. 5 und Abs. 3 <strong>Gas</strong>-<br />
NZV.<br />
11<br />
Siehe: 2.3 Anschlussverfügbarkeit…, in diesem Beitrag.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 747
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
lichkeit. 12 Würde dem Netzbetreiber jedoch – entgegen<br />
der bestehenden gesetzlichen Regelung der §§ 34 Abs.<br />
1 S. 1, 36 Abs. 1 S. 1 <strong>Gas</strong>NZV – die Verantwortung auferlegt,<br />
das einzuspeisende Biogas netzkompatibel bzw.<br />
netzverträglich zu halten, müsste er im Falle der fehlenden<br />
Netzverträglichkeit bei der Einspeisung von Wasserstoff,<br />
Rohbiogas oder sonstigen nicht netzkompatiblen<br />
<strong>Gas</strong>en, die unter die Definition des § 3 Nr. 10c EnWG<br />
fallen, entweder sein Netz entsprechend ertüchtigen<br />
oder – falls dies technisch unmöglich oder unwirtschaftlich<br />
ist – selbst die erforderlichen Biogasaufbereitungsoder<br />
Methanisierungsanlagen bauen und betreiben.<br />
Dies ist jedoch nicht Sinn und Zweck des § 3 Nr. 10c En-<br />
WG und – wie insbesondere der Vergleich zum Rohbiogas<br />
zeigt – auch nicht der Sinn und Zweck der Erweiterung<br />
des § 3 Nr. 10c EnWG um erneuerbaren Wasserstoff<br />
und erneuerbares synthetisches Methan. Eine derartige<br />
Auslegung würde das in den §§ 19 Abs. 1 und 2, 34<br />
Abs. 1 S. 1 sowie 36 Abs. 1, S. 1 <strong>Gas</strong>NZV verankerte Prinzip<br />
aufheben, dass der Einspeiser dafür Sorge zu tragen<br />
hat, dass das einzuspeisende <strong>Gas</strong> netzkompatibel bzw.<br />
netzverträglich ist.<br />
3.2 Prüfung der Netzkompatibilität 13<br />
Der Netzbetreiber hat zunächst nach Eingang eines Anschlussbegehrens<br />
im Rahmen der Prüfung des Begehrens<br />
anhand der Ist-Situation sowie bereits zum Zeitpunkt<br />
des Anschlussbegehrens absehbarer Änderungen<br />
in seinem Netz zu prüfen, welche maximal zulässige<br />
Einspeisung an Wasserstoff in sein Netz möglich ist. Die<br />
Kosten der Prüfung trägt gem. § 33 Abs. 5 S. 5 <strong>Gas</strong>- NZV<br />
grundsätzlich der Anschlussnehmer, soweit die Prüfung<br />
sich nicht auf eine kapazitätserhöhende Maßnahme im<br />
Sinne des § 34 Abs. 2 S. 3 <strong>Gas</strong>NZV wie bspw. eine Rückspeisung<br />
in ein vorgelagertes Netz bezieht. Im Rahmen<br />
der Anschlussprüfung muss der Netzbetreiber insbesondere<br />
den maximal zulässigen Wasserstoffgehalt in<br />
seinem Netz sowie die zulässige Einspeisemenge bzw.<br />
-kapazität berechnen. Zu diesem Zweck hat er die Faktoren<br />
in seinem Netz und ggf. nach- oder vorgelagerten<br />
Netzen zu ermitteln, die begrenzend auf die Einspeisung<br />
von Wasserstoff wirken können. Dabei ist zu unterscheiden<br />
zwischen solchen Beschränkungen, die sich<br />
aus der allgemeinen <strong>Gas</strong>versorgung ergeben und solchen,<br />
die sich lediglich aus den Anforderungen bestimmter<br />
Kundengruppen ergeben (Bsp.: Stoffliche Nut-<br />
12 Die Aufzählung von Biomethan in § 3 Nr. 10c EnWG ist daher<br />
rein deklaratorischer Natur und hat gegenüber den übrigen<br />
Aufzählungen keine eigenständige Bedeutung; sie unterstreicht<br />
jedoch nochmals, dass auch nicht netzkompatible <strong>Gas</strong>e dem<br />
Biogasbegriff des § 3 Nr. 10c EnWG unterliegen.<br />
13 Die folgenden beiden Kapitel beziehen sich lediglich auf die<br />
Wasserstoffeinspeisung, da das Verfahren zur Prüfung eines Begehrens<br />
auf Einspeisung von synthetischem Methan sich nicht<br />
grundsätzlich von dem Verfahren bei Einspeisung von aufbereitetem<br />
Biogas unterscheidet.<br />
zung von <strong>Erdgas</strong> in der chemischen Industrie). Denn<br />
grundsätzlich sind lediglich die Anforderungen der allgemeinen<br />
<strong>Gas</strong>versorgung durch die Regelungen der<br />
§§ 49 EnWG sowie 19, 34 und 36 <strong>Gas</strong>NZV geschützt.<br />
Durch die Anforderungen der allgemeinen <strong>Gas</strong>versorgung<br />
und damit auch der Interoperabilität des <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes<br />
gedeckt sind die Anforderungen des<br />
Netz- und Speicherbetriebs so- wie der allgemein üblichen<br />
Verwendung von <strong>Gas</strong> bei der Erzeugung von<br />
Wärme und Strom. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen<br />
der <strong>Gas</strong>turbinen, BHKW-Motoren und Porenspeicher<br />
an die <strong>Gas</strong>beschaffenheit bzw. Wasserstoffkonzentration<br />
sowie die fehlende Erfassung der<br />
Wasserstoffkonzentration durch bestehende Prozessgaschromatographen<br />
(PGC). 14<br />
Eine Ausnahme bilden hierbei solche PGC, die der geeichten<br />
Messung des Brennwertes im Rahmen einer korrekten<br />
<strong>Gas</strong>abrechnung dienen. Der Netzbetreiber ist<br />
gem. § 36 Abs. 3 <strong>Gas</strong>- NZV zum Austausch der PGC verpflichtet,<br />
wenn dies zur Einhaltung der Anforderungen<br />
an die <strong>Gas</strong>abrechnung nach DVGW-Arbeitsblatt G 685<br />
infolge der Einspeisung von (erneuerbarem) Wasserstoff<br />
erforderlich ist und die damit verbundenen Kosten nicht<br />
zur wirtschaftlichen Unzumutbarkeit des gesamten Anschlusses<br />
führen. Grundsätzlich sind dabei die anfallenden<br />
Kosten immer von dem Netzbetreiber zu tragen, in<br />
dessen Netz sie anfallen, auch wenn die Ursache der Umrüstung<br />
im vorgelagerten Netzgebiet liegt. D.h. sind in<br />
einem nachgelagerten Netz infolge einer Wasserstoffeinspeisung<br />
im vorgelagerten Netz neue PGC zu errichten,<br />
liegt dies im Verantwortungsbereich des nachgelagerten<br />
Netzbetreibers. Er kann jedoch die Kosten im Rahmen der<br />
wirtschaftlichen Zumutbarkeit und unter Berücksichtigung<br />
der Kosteneffizienz ebenfalls gem. § 20b <strong>Gas</strong>NEV<br />
umlegen. Die betroffenen Netzbetreiber haben alle hierfür<br />
erforderlichen Informationen auszutauschen.<br />
Fraglich ist, ob weitergehende Anforderungen an die<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit durch <strong>Erdgas</strong>tankstellen noch von den<br />
14 Vgl. auch DVGW-Arbeitsblatt G 262, Stand 2011, S. 17, wo Grenzwerte<br />
für unterschiedliche <strong>Gas</strong>anwendungen beschrieben sind.<br />
Zudem ist es möglich, dass ausländische Netzbetreiber an<br />
Grenzübergangspunkten die Einspeisung von Wasserstoff verweigern<br />
oder an strengere Grenzwerte als nach deutschem<br />
Recht binden. Insoweit ist derzeit – ohne ein einheitliches europäisches<br />
Regelwerk – noch das jeweilige Recht des Nachbarstaats<br />
maßgebend, auch wenn das deutsche Recht grundsätzlich<br />
auch für Ausspeisungen über Grenzübergangspunkte gilt,<br />
mithin die im Folgenden beschriebene Prüfung für inländische<br />
Netzkopplungspunkte auch auf Grenzübergangspunkte anzuwenden<br />
wäre. Verstößt der ausländische Netzbetreiber gegen<br />
das jeweilige nationale Recht oder verstößt das jeweilige nationale<br />
Recht gegen höherrangiges EU-Recht auf diskriminierungsfreien<br />
Zugang zum <strong>Gas</strong>netz – bspw. weil ein Ausschluss<br />
der Wasserstoffeinspeisung oder ein strenger Grenzwert im<br />
konkreten Einzelfall technisch nicht gerechtfertigt sind – sind<br />
grundsätzlich die nationalen Regulierungsbehörden und Gerichte<br />
des Nachbarstaates durch den betroffenen deutschen<br />
Netzbetreiber anzurufen.<br />
Oktober 2014<br />
748 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
Vorgaben der Interoperabilität des <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes<br />
erfasst werden. Hiergegen könnte die zumindest derzeit<br />
noch relativ geringe Bedeutung des <strong>Erdgas</strong>verbrauchs im<br />
Kraftstoffbereich gegenüber der Wärmeerzeugung, aber<br />
auch der Stromerzeugung sprechen. Maßgebend ist insoweit<br />
die Ist-Situation, nicht jedoch zukünftige Entwicklungen<br />
oder Erwartungen. Für einen Schutz durch die Interoperabilität<br />
des <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes spricht allerdings<br />
der Umstand, dass mit ca. 900 Tankstellen dennoch eine<br />
große Anzahl an Letztverbrauchern unmittelbar und mit<br />
über 96 000 <strong>Erdgas</strong>fahrzeugen in Deutschland und rund<br />
einer Million <strong>Erdgas</strong>fahrzeugen in Europa eine noch größere<br />
Zahl von Endkunden mittelbar betroffen ist. Eine abschließende<br />
Bewertung der geschilderten Problematik ist<br />
in Bezug auf die Wasserstoffeinspeisung derzeit nicht<br />
zwingend erforderlich, denn bei Ermittlung des im Einzelfall<br />
zulässigen Wasserstoffgehalts sind auch die Anforderungen<br />
der bestehenden <strong>Erdgas</strong>tankstellen zu berücksichtigen.<br />
15 Da reiner Wasserstoff nicht netzkompatibel<br />
ist, sondern nur insoweit eingespeist werden kann, als eine<br />
ausreichende Durchmischung mit netzkompatiblem<br />
<strong>Gas</strong> gewährleistet ist, muss auch ein Bestandskunde, der<br />
nicht durch die Anforderungen an die Interoperabilität<br />
des <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes geschützt wird, zumindest darauf<br />
vertrauen können, dass es sich bei dem <strong>Gas</strong>, welches<br />
er bezieht, um ein netzkompatibles <strong>Gas</strong> handelt, das sich<br />
in den Grenzen der DVGW-Arbeitsblätter 16 hält. 17<br />
Nach der Bestimmung wasserstoffsensibler Anwendungen<br />
im Netz hat der Netzbetreiber anhand der verbindlichen<br />
Angaben des Wasserstoffeinspeisers im Rahmen<br />
des Anschlussbegehrens zur geplanten Einspeisung<br />
sowie der erforderlichen Daten aus dem eigenen Netz 18 zu<br />
ermitteln, ob und in welchem Umfang Wasserstoff an sensible<br />
Anwendungen oder Netzkopplungspunkte zu nachoder<br />
(im Falle einer Rückspeisung) vorgelagerten Netzen<br />
gelangen kann. Ist dies der Fall, hat er ggf. in Abstimmung<br />
mit einem betroffenen Kunden zu prüfen, ob die Anwendung<br />
bzw. der betroffene Kunde (bspw. Speicher- oder<br />
Kraftwerksbetreiber) ausnahmsweise einen erhöhten Was-<br />
15<br />
Vgl. auch DVGW-Arbeitsblatt G 262, Stand 2011, S. 17.<br />
16<br />
DVGW-Arbeitsblatt G 262, Stand 2011, S. 17. Da die Regelungen<br />
der überarbeiteten DVGW-Arbeitsblätter in diesem Punkt bloß<br />
eine Konkretisierung der Nr. 2.2 DVGW-Arbeitsblatt G 260<br />
(Stand 2000) und der Nr. 4.1.3 DVGW-Arbeitsblatt G 262 (Stand<br />
2004) darstellen, d.h. gegenüber dem Regelungsgehalt der alten<br />
Vorschriften lediglich deklaratorische Wirkung haben, gelten<br />
die Ausführungen auch für die Einspeisung von Wasserstoff,<br />
soweit dieser als Biogas im Sinne des § 3 Nr. 10c EnWG zu behandeln<br />
ist.<br />
17<br />
Dies muss grundsätzlich auch für die besonderen Anforderungen<br />
bestehender Industriekunden an den Wasserstoffgehalt<br />
gelten, die nicht Teil der allgemeinen <strong>Gas</strong>versorgung sind.<br />
18 Dies sind insbesondere vergangene und bereits zu erwartende<br />
Lastflüsse, einschließlich Nullflüsse und Wechsel der <strong>Gas</strong>flussrichtung,<br />
sowie die <strong>Gas</strong>beschaffenheit des im Netz befindlichen<br />
<strong>Gas</strong>es, insbesondere ein bereits bestehender Wasserstoffgehalt.<br />
serstoffgehalt oder eine erhöhte Wasserstoffmenge hinnehmen<br />
können (Bsp.: sehr kurzfristige Überschreitungen);<br />
ein betroffener Kunde ist jedoch nicht verpflichtet,<br />
einen kurzfristig höheren Wasserstoffgehalt zu akzeptieren,<br />
falls auch bei sehr kurzfristiger Überschreitung ein<br />
Schaden nicht ausgeschlossen ist. Ist dies nicht der Fall, hat<br />
er zu berechnen, in welchem Umfang am begehrten Anschlusspunkt<br />
Wasserstoff eingespeist werden kann. Gelangt<br />
der Wasserstoff in nach- oder vorgelagerte Netze, hat<br />
der Netzbetreiber zu ermitteln, in welchem Umfang Wasserstoff<br />
über den jeweiligen Netzkopplungspunkt in das<br />
nach- oder vorgelagerte Netz gelangen kann, und hat das<br />
Ergebnis dem nach- oder vorgelagerten Netzbetreiber<br />
mitzuteilen. Dieser hat dann seinerseits zu prüfen, ob in<br />
seinem Netz wasserstoffsensible Anwendungen betroffen<br />
sind, und zu berechnen, in welchem Umfang am betroffenen<br />
Netzkopplungspunkt Wasserstoff eingespeist werden<br />
kann. Das Ergebnis der Prüfung hat er dem (Einspeise-)<br />
Netzbetreiber mitzuteilen. Auf dieser Grundlage hat der<br />
(Einspeise-)Netzbetreiber wiederum zu prüfen, in welchem<br />
Umfang am begehrten Anschlusspunkt Wasserstoff<br />
eingespeist werden kann. Im Rahmen dieser Prüfung hat<br />
der Netzbetreiber (ggf. in Zusammenarbeit mit betroffenen<br />
nach- oder vorgelagerten Netzbetreibern) auch unterjährige<br />
vorhersehbare Schwankungen zu berücksichtigen.<br />
Ist bspw. absehbar, dass zeitweise eine höhere Wasserstoffeinspeisung<br />
möglich ist, muss der Netzbetreiber diese<br />
dem Einspeiser gewähren. Erfordert dies den Einbau wasserstoffsensibler<br />
PGC, sind die Kosten seitens des Netzbetreibers<br />
dann zu übernehmen, wenn diese PGC zumindest<br />
auch der Einhaltung des DVGW- Arbeitsblattes G 685 dienen;<br />
vgl. § 36 Abs. 3 <strong>Gas</strong>NZV. 19<br />
Zudem hat der Netzbetreiber (ggf. in Zusammenarbeit<br />
mit betroffenen nach- oder vorgelagerten Netzbetreibern)<br />
zu prüfen, ob durch einen Austausch betroffener<br />
wasserstoffsensibler Anlagen mit solchen, die<br />
eine größere Menge an Wasserstoff vertragen, oder<br />
durch eine Änderung der aktuellen Netzfahrweise<br />
und sonstige Anpassungen, die eine höhere Wasserstoffkonzentration<br />
von sensiblen Anwendungen fernhalten<br />
könnten, die Wasserstoffbeimischung erhöht<br />
werden kann, ohne dass hierdurch die Pflichten des<br />
Netzbetreibers nach den §§ 11, 15, 16 und 16a EnWG<br />
zum Betrieb eines sicheren, zuverlässigen und leistungsfähigen<br />
Netzes verletzt bzw. deren Erfüllung<br />
gefährdet würde. Zwar ist der Netzbetreiber grundsätzlich<br />
nicht zum Austausch oder der Neuerrichtung von Anlagen<br />
sowie zur Übernahme der damit verbundenen Kosten<br />
verpflichtet. 20 Allerdings hat der Netzbetreiber dem Ein-<br />
19 Siehe: 3.2 Prüfung der…, in diesem Beitrag.<br />
20 Sowohl eine Umstellung der Netzfahrweise als auch eine Anpassung<br />
würde in ihrer Wirkung der Herstellung der oder einer höheren<br />
Netzkompatibilität durch den Netzbetreiber gleichkommen.<br />
Diese herzustellen ist allerdings Aufgabe des Einspeisers;<br />
siehe: 3.1 Rechtsgrundlagen, in diesem Beitrag.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 749
| FACHBERICHTE<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
speiser alle Informationen zur Verfügung zu stellen, damit<br />
dieser entscheiden kann, ob eine Umstellung der Netzfahrweise<br />
oder der Kundenanlagen aus Gründen der Optimierung<br />
der Wasserstoffeinspeisung auf eigene Kosten wirtschaftlich<br />
günstiger ist als der Verzicht auf eine entsprechende<br />
erhöhte Wasserstoffbeimischung oder Errichtung<br />
und Betrieb einer zusätzlichen Methanisierungsanlage.<br />
Dies kann ggf. dann in Betracht kommen, wenn mehrere<br />
Wasserstoffeinspeiser gleichermaßen von entsprechenden<br />
Maßnahmen profitieren würden und insoweit eine Kostenaufteilung<br />
auf mehrere Einspeiser möglich wäre.<br />
3.3 Änderung maßgeblicher Einflussgrößen nach<br />
Prüfung des Anschlussbegehrens<br />
Einer möglichen Veränderung kann die Wasserstoffeinspeisung<br />
auch nach der Prüfung des Anschlussbegehrens<br />
infolge einer Veränderung des <strong>Gas</strong>flusses im Einspeisenetz<br />
oder mit Auswirkung auf das Einspeisenetz<br />
sowie sonstiger sich ändernder Rahmenbedingungen<br />
unterliegen. Grund hierfür können veränderte Import-/Exportströme<br />
oder die In-/Außerbetriebnahme<br />
bzw. die veränderte Fahrweise eines <strong>Gas</strong>speichers<br />
oder eine Veränderung der Abnahmestruktur (bspw.<br />
Wegfall oder Hinzukommen von Kunden), die Konversion<br />
von L- und H-<strong>Gas</strong>, die Marktraumumstellung von<br />
L- auf H-<strong>Gas</strong> sowie die dezentrale Einspeisung oder<br />
Rückspeisung von <strong>Gas</strong>en (bspw. Biomethan) oder eine<br />
zeitlich später angeschlossene Wasserstoffeinspeisung<br />
(falls man die zulässige Einspeisung auf mehrere Anlagen<br />
verteilen würde) sein. 21 Die Beschränkung einer<br />
Wasserstoff einspeisung könnten zwar auch weitere<br />
Wasserstoff einspeisungen bewirken, die zeitlich später<br />
angeschlossen werden. Einer Beschränkung einer Wasserstoffeinspeisung<br />
aufgrund einer zeitlich Späteren<br />
steht allerdings der Prioritätsgrundsatz zugunsten des<br />
zeitlich früheren Anschlusses bzw. Anschlussbegehrens<br />
entgegen. Zwar wäre durch ein Abweichen vom<br />
Prioritätsgrundsatz möglicherweise eine höhere (Gesamt-)<br />
Wasserstoffeinspeisung erreichbar, weil technisch<br />
und wirtschaftlich sinnvolle Einspeisestandorte<br />
nicht durch zeitlich früher realisierte Einspeiseprojekte<br />
unberücksichtigt blieben. Allerdings hat der Betreiber<br />
der zeitlich früher angeschlossenen Anlage seine Investitionsentscheidung<br />
auf einer Grundlage getroffen,<br />
die durch ein Abrücken vom Prioritätsgrundsatz unterlaufen<br />
würde. Insoweit ist der Vertrauensschutz des<br />
zeitlich früheren Anschlussnehmers schutzwürdig und<br />
genießt Vorrang vor dem Ziel einer technisch optimierten<br />
Maximaleinspeisung in einem bestimmten<br />
Netz oder Teilnetz. Etwas anderes kann im Ergebnis<br />
grundsätzlich auch nicht für zeitlich frühere Anschlussbegehren<br />
gelten, bei welchen die Anschlussprüfung<br />
21 Nachträgliche Änderungen der Wasserstoffeinspeisung selbst,<br />
d. h. Änderungen aus dem Verantwortungsbereich des Einspeisers,<br />
berechtigen den Netzbetreiber zu einer erneuten Prüfung.<br />
noch nicht abgeschlossen wurde. Der Verhinderung<br />
missbräuchlicher (Blockade-)Anträge hat der Verordnungsgeber<br />
ausreichend dadurch Rechnung getragen,<br />
dass der Netzbetreiber gem. § 33 Abs. 6 S. 1 <strong>Gas</strong>-<br />
NZV nur drei Monate an ein positives Prüfungsergebnis<br />
und gem. § 33 Abs. 6 S. 5 <strong>Gas</strong>NZV grundsätzlich nur<br />
18 Monate an den Netzanschlussvertrag gebunden ist.<br />
Im Übrigen muss der Netzbetreiber nachträgliche<br />
Veränderungen der Rahmenbedingungen bei der Wasserstoffeinspeisung<br />
berücksichtigen. Insbesondere ist er<br />
nicht berechtigt, im Falle einer zu erwartenden nachträglichen<br />
Veränderung des <strong>Gas</strong>flusses infolge einer Einspeisung<br />
oder Rückspeisung von netzkompatiblem <strong>Gas</strong><br />
(bspw. auf <strong>Erdgas</strong>qualität aufbereitetes Biogas) selbige<br />
zu verweigern, um die unveränderte Wasserstoffeinspeisung<br />
zu ermöglichen. Denn eine Verweigerung kann er<br />
lediglich auf technische Unmöglichkeit oder wirtschaftliche<br />
Unzumutbarkeit sowie fehlende Netzkompatibilität<br />
stützen. Derartige Verweigerungsgründe liegen jedoch<br />
in der beschriebenen Fallkonstellation nicht vor.<br />
Treten Umstände ein, die der Netzbetreiber zu berücksichtigen<br />
hat, muss der Netzbetreiber prüfen, ob<br />
dies auch Auswirkungen auf die Wasserstoffeinspeisung<br />
hat. Hierbei hat er entsprechend der Prüfung beim Anschlussbegehren<br />
vorzugehen. Die Prüfung kann zu einer<br />
Erhöhung, aber auch zu einer Reduzierung der Wasserstoffeinspeisung<br />
führen. Kommt der Netzbetreiber<br />
zu dem Ergebnis, dass eine Reduzierung der Wasserstoffeinspeisung<br />
erforderlich wäre, um die Interoperabilität<br />
des <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes aufrecht zu erhalten, hat er<br />
zu prüfen, ob alternative Maßnahmen (Änderung der<br />
Netzfahrweise, Austausch von Anlagen) in Betracht<br />
kommen, die eine Reduzierung entbehrlich machen<br />
könnten. Die Kosten ggf. erforderlicher Maßnahmen<br />
hätte jedoch der Wasserstoffeinspeiser zu tragen. 22<br />
Auch ist die Regelung des § 36 Abs. 2 <strong>Gas</strong>NZV, wonach<br />
der Netzbetreiber Anpassungen an der Anlage des Einspeisers<br />
aufgrund der Umstellung des Netzes auf eine<br />
andere <strong>Gas</strong>qualität auf eigene Kosten vorzunehmen<br />
hat, nicht für den Fall einschlägig, dass der Wasserstoffeinspeiser<br />
nachträglich eine Methanisierungsanlage errichten<br />
und betreiben oder sonstige Änderungen an<br />
seinem Elektrolyseur vornehmen müsste.<br />
Denn die Regelung erfasst lediglich die Umstellung<br />
der <strong>Gas</strong>qualität von L-<strong>Gas</strong> auf H-<strong>Gas</strong>, jedoch weder Veränderungen<br />
der <strong>Gas</strong>beschaffenheit noch die Veränderung<br />
anderer Umstände, die Einfluss auf die Wasserstoffaufnahmefähigkeit<br />
eines Netzes haben. 23 Sind alternative Maßnahmen<br />
für den Wasserstoffeinspeiser zu kostenintensiv,<br />
ist der Netzbetreiber daher berechtigt, als ultima ratio die<br />
Wasserstoffeinspeisung zu reduzieren oder notfalls voll-<br />
22 Siehe : 3.2 Prüfung der…, in diesem Beitrag.<br />
23 Vgl. Verordnungsbegründung zu § 36 Abs. 2 <strong>Gas</strong>NZV, BR-Drs. 312/10,<br />
S. 96; vgl. auch § 19a EnWG, welcher die Kosten der Anpassungen<br />
bei Letztverbrauchern infolge der L-<strong>Gas</strong>/H-<strong>Gas</strong>-Umstellung regelt.<br />
Oktober 2014<br />
750 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>beschaffenheit | FACHBERICHTE |<br />
ständig einzustellen. 24 Der Netzbetreiber ist daher auch<br />
berechtigt, sich eine Beschränkung der Einspeisung aufgrund<br />
sich verändernder technischer Rahmenbedingungen<br />
vorzubehalten, die eine Minderung der Wasserstoffeinspeisung<br />
aufgrund der Sicherheit und Interoperabilität<br />
des <strong>Gas</strong>versorgungsnetzes zwingend erfordern.<br />
Da mittlerweile die Möglichkeit einer Veränderung der<br />
<strong>Gas</strong>ströme aufgrund sich wandelnder Beschaffungs- und<br />
Verbrauchsstrukturen zunimmt, ist es umso wichtiger, dass<br />
einerseits der Wasserstoffeinspeiser einen Standort auswählt,<br />
der die geplante Einspeisung bspw. aufgrund eines<br />
ganzjährig hohen und dauerhaft planbaren <strong>Gas</strong>durchflusses<br />
sicher gewährleistet, andererseits der Netzbetreiber, sobald<br />
er Kenntnis von der bloßen Möglichkeit einer negativen Veränderungen<br />
der <strong>Gas</strong>ströme erhält, dies dem Anschlussnehmer<br />
unverzüglich mitteilt und diesen dabei nach Können<br />
und Vermögen unterstützt, das Risiko eines Schadens durch<br />
Ausfall oder Minderung der Einspeisung zu minimieren.<br />
Durch diese Risikoverteilung werden energiewirtschaftliche<br />
Anreize geschaffen, Wasserstoffeinspeiseanlagen an netztopologischen<br />
Positionen anzusiedeln, an denen eine dauer-<br />
24<br />
In diesem Fall können die Anschlusskosten des Netzbetreibers<br />
auch nach einer außerplanmäßigen Abschreibung gewälzt werden,<br />
soweit die Kosten für sich gesehen effizient sind bzw. es<br />
zum Zeitpunkt der Realisierung waren.<br />
haft hohe Wasserstoffverträglichkeit sicher ist. An netztopologischen<br />
Positionen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit<br />
der Beschränkung der Einspeisung wird die Risikoverteilung<br />
den Anreiz zugunsten der Methanisierung verschieben.<br />
4. Hinweise<br />
Es ist zu beachten, dass die dargestellten Positionen<br />
der Bundesnetzagentur nicht geeignet sind, bereits in<br />
der Vergangenheit abgeschlossene Sachverhalte neu<br />
zu bewerten.<br />
Kontakt:<br />
Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />
<strong>Gas</strong>, Telekommunikation, Post<br />
und Eisenbahnen |<br />
Bonn |<br />
Tel.+49 228 14-0 |<br />
E-Mail: poststelle@bnetza.de<br />
Die vollständigen Konsultationsergebnisse zu oben<br />
stehendem Positionspapier mit Würdigung finden<br />
Sie unter folgendem Pfad:<br />
www.bundesnetzagentur.de ² Elektrizität und <strong>Gas</strong> ²<br />
Unternehmen/Institutionen ² Netzzugang und Messwesen<br />
² <strong>Gas</strong> ² Einspeisung von Wasserstoff und synthetischem<br />
Methan<br />
Sagt mal, E.ON, könnt Ihr<br />
eigentlich auch Bio-<strong>Erdgas</strong>?<br />
Ja, wir sind einer der größten<br />
Anbieter in Deutschland.<br />
Von der Erzeugung, Bereitstellung und dem<br />
Ankauf von Bio-<strong>Erdgas</strong> bis hin zum Betrieb<br />
von Bio-<strong>Erdgas</strong>anlagen arbeiten bei E.ON<br />
Experten aus der Energiewirtschaft für die<br />
Energiewirtschaft.<br />
Wir beraten Sie gern: E.ON Bioerdgas GmbH,<br />
Brüsseler Platz 1, 45131 Essen,<br />
T 02 01-1 84-78 31, info.bioerdgas@eon.com<br />
www.eon.de<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 751
| IM PROFIL<br />
|<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
Im Profil<br />
In regelmäßiger Folge stellen wir Ihnen an dieser Stelle die wichtigsten Institutionen und Organisationen<br />
im Bereich der <strong>Gas</strong>versorgung, <strong>Gas</strong>verwendung und <strong>Gas</strong>wirtschaft vor. In dieser Ausgabe zeigt sich<br />
der Lehrstuhl für Thermodynamik der Ruhr-Universität Bochum im Profil.<br />
Folge 31:<br />
Der Lehrstuhl für Thermodynamik der<br />
Ruhr-Universität Bochum<br />
Grundlagenforschung für eine nachhaltige Energietechnik<br />
Thermodynamik ist eine der<br />
Grundlagenwissenschaften der<br />
Energie- und Verfahrenstechnik. Jahr<br />
für Jahr führt der Lehrstuhl für Thermodynamik<br />
der Ruhr-Universität<br />
Bochum mit seinen etwa 25 wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern und ebenso vielen<br />
studentischen Hilfskräften über 400<br />
Studierende in diese Grundlagen ein.<br />
In vertiefenden Vorlesungen wie Prozess-<br />
und Umweltmesstechnik, Technische<br />
Nutzung der Biogasbildung,<br />
Prozesssimulation energietechnischer<br />
Anlagen und <strong>Gas</strong>messtechnik werden<br />
Studierende auf einen erfolgreichen<br />
Einstieg in Berufe im Bereich der<br />
Energie- und Verfahrenstechnik, und<br />
insbesondere in der <strong>Gas</strong>technik vorbereitet.<br />
Die Brücke zwischen Lehre<br />
auf der einen und Forschung und<br />
Entwicklung auf der anderen Seite<br />
schlagen jedes Jahr über 40 Bachelor-<br />
und Masterarbeiten, viele davon<br />
zu grundlegenden Fragestellungen<br />
der <strong>Gas</strong>technik und der nachhaltigen<br />
Energietechnik (Bild 1).<br />
Wissenschaftlich beschäftigt sich<br />
der Lehrstuhl für Thermodynamik<br />
seit mehr als 25 Jahren mit Fragestellungen<br />
aus dem Bereich der <strong>Erdgas</strong>technik.<br />
Unter Leitung von Prof. Dr.-<br />
Ing. Wolfgang Wagner und Dr.-Ing.<br />
Reiner Kleinrahm wurde Ende der<br />
1980er Jahre mit neu entwickelter<br />
Messtechnik erstmals hochgenau die<br />
Dichte von <strong>Erdgas</strong>en vermessen; die<br />
neuen Messdaten legten die Basis für<br />
die Entwicklung und die Validierung<br />
neuer Abrechnungsstandards und<br />
Bild 1. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Thermodynamik.<br />
Foto: Hans-Herbert Struck<br />
für die Kalibrierung von Betriebsdichteaufnehmern.<br />
In enger Zusammenarbeit<br />
mit der Ruhrgas AG folgte die<br />
Entwicklung zum Teil bis heute in Betrieb<br />
befindlicher Dichtemesstechnik<br />
– einer hochgenauen <strong>Gas</strong>dichtemessanlage,<br />
einer transportablen<br />
Dichtemessanlage zur Überprüfung<br />
von Betriebsdichteaufnehmern und<br />
zur direkten Messung der <strong>Gas</strong>dichte<br />
in Pipelines und eines Normdichtemessgeräts.<br />
Mitte der 1990er Jahre<br />
wurden von Bochum aus europaweit<br />
umfangreiche, größtenteils von der<br />
Groupe Européen Recherches Gaziéres<br />
(GERG) finanzierte Messkampagnen<br />
koordiniert, mit denen die Datenbasis<br />
für die Entwicklung eines<br />
hochgenauen Stoffdatenstandards<br />
für <strong>Erdgas</strong>e und verwandte Gemische<br />
geschaffen wurde. 2008 mündete<br />
diese Entwicklung in der Veröffentlichung<br />
der GERG-2008 Zustandsgleichung,<br />
die im Gegensatz<br />
zu anderen in der <strong>Erdgas</strong>industrie<br />
verbreiteten Stoffdatenstandards<br />
nicht nur Dichten unter Pipelinebedingungen<br />
in hoher Genauigkeit beschreibt,<br />
sondern beliebige thermodynamische<br />
Zustandsgrößen in weiten<br />
Temperatur-, Druck- und<br />
Zusammensetzungsbereichen – vom<br />
Pipelinegas über Biogas bis hin zum<br />
verflüssigten <strong>Erdgas</strong> (LNG).<br />
2006 übernahm Prof. Dr.-Ing. Roland<br />
Span die Leitung des Lehrstuhls<br />
für Thermodynamik. Prof.<br />
Span hatte zuvor nach Promotion<br />
und Habilitation an der Ruhr-Uni-<br />
Oktober 2014<br />
752 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
| IM PROFIL |<br />
versität und einer Industrietätigkeit<br />
für ALSTOM Power Technology<br />
(Schweiz) an der Universität Paderborn<br />
den Lehrstuhl für Thermodynamik<br />
und Energietechnik inne. Mit<br />
der Neuberufung ging eine behutsame<br />
Neuausrichtung etablierter<br />
Schwerpunkte und eine Verbreiterung<br />
des wissenschaftlichen Profils<br />
des Lehrstuhls einher – verbindendes<br />
Element ist die Arbeit an Grundlagen<br />
einer modernen, nachhaltigen Energietechnik.<br />
Die experimentelle und<br />
theoretische Beschäftigung mit thermodynamischen<br />
Stoffdaten konzentriert<br />
sich heute auf CO 2 -reiche Gemische,<br />
wie sie z. B. bei „Carbon Capture<br />
and Storage“ (CCS) Prozessen auftreten,<br />
und auf verflüssigte <strong>Erdgas</strong>e<br />
(LNG). Hochgenaue Stoffdatenmodelle<br />
für die Beschreibung von <strong>Gas</strong>en<br />
und Flüssigkeiten werden um<br />
Modelle für feste Phasen (Eis und<br />
Hydrate) erweitert. Neben die Messung<br />
von Dichten und Viskositäten<br />
sind Anlagen zur Messung von<br />
Schallgeschwindigkeit, Dielektrizität<br />
und Brennwert getreten. Arbeiten<br />
zum Einfluss der Unsicherheit<br />
von Stoffdatenmodellen auf die Ergebnisse<br />
von Prozesssimulationen,<br />
z. B. im Bereich der <strong>Erdgas</strong>verflüssigung<br />
und der Luftspeicherkraftwerke,<br />
bilden eine Brücke zwischen<br />
Stoffdatenthermodynamik und energietechnischer<br />
Prozesssimulation. Im<br />
Biogaslabor des Lehrstuhls werden<br />
Möglichkeiten zur optimierten Erzeugung<br />
von Biogas erforscht und die<br />
Datenbasis für die Simulation technischer<br />
Biogasbildungsprozesse verbessert.<br />
Arbeiten zur Simulation von<br />
<strong>Gas</strong>verteilungsnetzen ermöglichen<br />
in der Praxis die Abrechnung von<br />
<strong>Gas</strong>strömen, die aus mehreren Quellen<br />
gespeist werden und ggf. auch<br />
stark abweichende <strong>Gas</strong>qualitäten<br />
wie Biomethan oder Wasserstoff aus<br />
„Power to <strong>Gas</strong>“ Prozessen enthalten.<br />
Schließlich wurde 2012 mit der<br />
Berufung von Prof. Dr.-Ing. Tobias Fieback<br />
auf die an den Lehrstuhl für<br />
Thermodynamik angegliederte Juniorprofessur<br />
„Experimentelle Thermodynamik<br />
der Verfahrenstechnik“ das<br />
Portfolio auf grundlegende Fragestellungen<br />
der Vergasungstechnik und<br />
der <strong>Gas</strong>aufbereitung und -reinigung<br />
erweitert. Schwerpunkte der Arbeit<br />
von Prof. Fieback sind die Messung<br />
und Modellierung von Sorptionseffekten,<br />
insbesondere auch unter<br />
den harschen Bedingungen technischer<br />
Prozesse, sowie die <strong>Gas</strong>analytik<br />
bei hohen Temperaturen und Drücken.<br />
Im Folgenden sollen die Highlights<br />
der verschiedenen Arbeitsgebiete des<br />
Lehrstuhls kurz vorgestellt werden.<br />
Hochgenaue Messung thermophysikalischer<br />
Stoffdaten<br />
Dr.-Ing. Markus Richter betreibt mit<br />
seiner Gruppe insgesamt sieben<br />
Messapparaturen zur Bestimmung<br />
von thermophysikalischen Stoffeigenschaften,<br />
die bezüglich der erreichbaren<br />
Messunsicherheiten ausnahmslos<br />
zur Weltspitze zählen. In<br />
allen Fällen handelt es sich bei den<br />
Apparaturen um komplexe, selbst<br />
aufgebaute Anlagen, deren Messverfahren<br />
in fünf von sieben Fällen an<br />
der Ruhr-Universität entwickelt wurden.<br />
In vielen Fällen sind die Ergebnisse<br />
von Messungen mit diesen Anlagen<br />
für Unternehmen der <strong>Gas</strong>industrie<br />
ganz unmittelbar relevant. So<br />
wird z. B. die Dichte von Kalibriergasen<br />
für Prüfstände der <strong>Gas</strong>industrie<br />
gemessen und zertifiziert. Oder es<br />
werden Dichten von unkonventionellen<br />
<strong>Erdgas</strong>en, z. B. von <strong>Erdgas</strong>en<br />
mit sehr hohem Wasserstoffanteil,<br />
gemessen, um für Abrechnungszwecke<br />
verwendete Stoffdatenmodelle<br />
zu validieren. Klar ist aber natürlich,<br />
dass der in Bochum getriebene apparative<br />
Aufwand nur gerechtfertigt<br />
ist, wenn daraus auch grundlegendere<br />
wissenschaftliche Ergebnisse<br />
und Innovationen hervorgehen.<br />
Unter der Maxime „die europäische<br />
Metrologie fit machen für die<br />
energietechnischen Herausforderungen<br />
der Zukunft“ bietet das European<br />
Metrology Research Programme<br />
(EMRP) seit Ende 2010 für<br />
die metrologischen Staatsinstitute<br />
Europas eine Plattform zum Aufbau<br />
einer metrologischen Infrastruktur<br />
für verflüssigtes <strong>Erdgas</strong> (LNG). Nachdem<br />
zunächst hauptsächlich auf abrechnungsrelevante<br />
messtechnische<br />
Fragestellungen aus dem Bereich<br />
large scale LNG abgehoben wurde,<br />
werden seit 2014 primär Belange<br />
von small scale LNG behandelt. Über<br />
Research Excellence Grants ist der<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik in<br />
beide Projekte eingebunden; zusätzlich<br />
werden die Bochumer Arbeiten<br />
durch ein assoziiertes GERG-<br />
Projekt unterstützt. So konnte in<br />
den Jahren 2011 bis 2013 eine Präzisions-Dichtemessanlage<br />
für LNG<br />
aufgebaut werden, mit der erstmalig<br />
hochgenaue Dichtemessungen<br />
im homogenen Flüssigkeitsgebiet<br />
von kryogenen Gemischen möglich<br />
sind (Bild 2). Derzeit werden unterschiedliche<br />
LNG-Qualitäten vermessen,<br />
um in der Abrechnung von<br />
Bild 2. Messanlage zur hochgenauen Bestimmung von LNG-Dichten.<br />
Foto: Kerstin Buchwieser<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 753
| IM PROFIL<br />
|<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
Speicherung von Kohlendioxid<br />
(CCS). Ergänzend wird mit einer<br />
vom National Engineering Laboratory<br />
(NEL, East Kilbride, Schottland)<br />
entwickelten Apparatur das Phasenverhalten<br />
von CO 2 -reichen <strong>Gas</strong>gemischen<br />
untersucht. In dem gleichen<br />
thematischen Kontext werden<br />
Messungen mit einer kombinierten<br />
Viskositäts- und Dichtemessanlage<br />
durchgeführt, die durch die Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft gefördert<br />
werden.<br />
Die hochgenaue Messung der<br />
thermophysikalischen Eigenschaften<br />
von <strong>Gas</strong>gemischen ist eine besondere<br />
Herausforderung weil stets<br />
sichergestellt sein muss, dass die<br />
Zusammensetzung in der Messzelle<br />
tatsächlich der eingefüllten und zuvor<br />
analysierten Zusammensetzung<br />
entspricht. Andernfalls würde sich<br />
die Messunsicherheit drastisch erhöhen.<br />
Aus der systematischen Untersuchung<br />
von Effekten, die in der<br />
Praxis zu einer Verschiebung der<br />
<strong>Gas</strong>zusammensetzung führen, entwickelt<br />
sich zurzeit ein neues Forschungsgebiet.<br />
Aufbauend auf Erfahrungen<br />
im Bereich der Dichtmessung<br />
an <strong>Erdgas</strong>en und auf<br />
Vorarbeiten, die in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem National Institute<br />
of Standards and Technology<br />
(NIST, Boulder, Colorado) durchgeführt<br />
wurden, werden neue Methoden<br />
entwickelt, mit denen es in Zukunft<br />
möglich sein soll, genaue<br />
Dichtemessungen auch in der Nähe<br />
und entlang der Taulinie von <strong>Gas</strong>gemischen<br />
durchzuführen. Die Ergebnisse<br />
solcher Messungen sind für<br />
die Weiterentwicklung von hochgenauen<br />
Stoffdatenmodellen von besonderem<br />
Interesse.<br />
Bild 3. Anlage zur Messung von Dichten und Schallgeschwindigkeiten von <strong>Gas</strong>gemischen.<br />
Foto: Kerstin Buchwieser<br />
LNG-Lieferungen und in der Prozesssimulation<br />
eingesetzte Stoffdatenmodelle<br />
zu validieren. Zukünftige<br />
Messungen an ausgewählten binären<br />
Gemischen sollen als<br />
Grundlage zur Optimierung der relevanten<br />
Modelle dienen. Das für<br />
die neue Dichtemessanlage entwickelte<br />
Verfahren zur Verflüssigung<br />
von <strong>Gas</strong>gemischen wird in Zusammenarbeit<br />
mit dem National Physical<br />
Laboratory (NPL, Teddington,<br />
England) aufgegriffen, um eine<br />
kryogene Kalibriereinrichtung für<br />
den Einsatz von Raman-Spektroskopen<br />
zur Bestimmung von <strong>Gas</strong>zusammensetzungen<br />
zu entwickeln.<br />
Und das nationale metrologische<br />
Institut Chinas plant in Kooperation<br />
mit Wissenschaftlern des Lehrstuhls<br />
für Thermodynamik den Aufbau einer<br />
eigenen LNG-Dichtemessanlage.<br />
Im Rahmen zweier vom norwegischen<br />
Forschungsinstitut SINTEF<br />
koordinierter Großprojekte werden<br />
in weiten Temperatur- und Druckbereichen<br />
Dichten und Schallgeschwindigkeiten<br />
von CO 2 -reichen<br />
Gemischen vermessen (Bild 3). Die<br />
Ergebnisse dienen letztlich zur Verbesserung<br />
von Stoffdatenmodellen<br />
im Bereich der Abscheidung und<br />
Modellierung thermodynamischer<br />
Stoffdaten<br />
Die Arbeit an vielparametrigen empirischen<br />
Zustandsgleichungen zur<br />
hochgenauen Beschreibung thermodynamischer<br />
Zustandsgrößen<br />
gehört zu den traditionellen Arbeitsgebieten<br />
des Lehrstuhls für<br />
Thermodynamik. Für die wichtigsten<br />
<strong>Erdgas</strong>komponenten wurden<br />
die international anerkannten Stoffdatenstandards<br />
in Bochum entwickelt.<br />
Und auch für <strong>Erdgas</strong>e und verwandte<br />
Gemische stammt der neue<br />
ISO-Standard aus Bochum: Die<br />
GERG-2008 Zustandsgleichung von<br />
Kunz und Wagner.<br />
In der (Erd-) <strong>Gas</strong>technik werden<br />
je nach Einsatzgebiet sehr unterschiedliche<br />
Anforderungen an Stoffdatenmodelle<br />
formuliert. Für die<br />
Abrechnung von <strong>Gas</strong>strömen<br />
kommt es primär auf die genaue<br />
Bestimmung der <strong>Gas</strong>dichte an. Für<br />
„typische“ <strong>Erdgas</strong>e lässt sich die benötigte<br />
Genauigkeit schon mit vereinfachten<br />
Modellen wie der<br />
SGERG-Gleichung erzielen. Weicht<br />
die Zusammensetzung von der Zusammensetzung<br />
typischer <strong>Erdgas</strong>e<br />
ab, weil z. B. neue Aufbereitungsverfahren<br />
verwendet wurden, oder<br />
weil Biomethan oder Wasserstoff<br />
eingespeist wurde, genügen diese<br />
vereinfachten Modelle nicht mehr.<br />
Aus diesem Grund kommen heute<br />
Stoffdatenmodelle wie die GERG-<br />
2008-Zustandsgleichung zum Einsatz.<br />
Die GERG-2008 ermöglicht die<br />
Berechnung aller thermodynamischen<br />
Zustandsgrößen – also auch<br />
kalorischer Größen, die z. B. für die<br />
Oktober 2014<br />
754 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
| IM PROFIL |<br />
Verdichterauslegung benötigt werden<br />
– in weiten Temperatur-, Druckund<br />
Zusammensetzungsbereichen.<br />
Softwaretools für die Anwendung<br />
komplexer Stoffdatenmodelle sind<br />
für jedermann verfügbar, z. B. <strong>Gas</strong>-<br />
Calc von E.ON New Build & Technology,<br />
REFPROP vom National Institute<br />
of Standards and Technology<br />
(NIST) der USA oder eben TREND<br />
vom Lehrstuhl für Thermodynamik.<br />
Herausforderungen ergeben<br />
sich dort, wo Zusammensetzungen<br />
weit von typischen <strong>Erdgas</strong>zusammensetzungen<br />
abweichen. Aktuelle<br />
Beispiele sind CO 2 -reiche Gemische,<br />
wie sie für Carbon Capture and Storage<br />
(CCS) Anwendungen, aber<br />
auch für die Aufbereitung CO 2 -reicher<br />
Erd- und Biogase typisch sind.<br />
Häufig werden in solchen Fällen<br />
Stoffdaten von wasserhaltigen <strong>Gas</strong>gemischen<br />
benötigt – unter Berücksichtigung<br />
der daraus folgenden<br />
komplizierten Phasengleichgewichte.<br />
Die aktuellsten Stoffdatenmodelle<br />
aus Bochum ermöglichen nicht<br />
nur die Berechnung von Zwei- und<br />
Dreiphasengleichgewichten flüssiger<br />
und gasförmiger Phasen, sondern<br />
auch von Gleichgewichten mit<br />
Bildung von Eis und Hydraten. Damit<br />
wird zugleich die Brücke geschlagen<br />
zu Anwendungen im Bereich<br />
von Produktion und Transport<br />
verflüssigter (Erd-) <strong>Gas</strong>e, für die bis<br />
hinunter zu kryogenen Temperaturen<br />
genaue Stoffdaten bereitgestellt<br />
werden müssen (Bild 4).<br />
Nachdem inzwischen für typische<br />
<strong>Erdgas</strong>e hochgenaue Stoffdatenmodelle<br />
etabliert wurden, gewinnt<br />
ein neuer Aspekt an Bedeutung:<br />
Probleme treten heute in der<br />
Praxis dort auf, wo sich Schnittstellen<br />
zwischen Stoffdatenmodellen<br />
ergeben. Wird zur Berechnung der<br />
Dichte für die wasserhaltige Strömung<br />
in der Zweiphasenpipeline<br />
hin zur Aufbereitungsanlage ein anderes<br />
Modell verwendet als für das<br />
<strong>Erdgas</strong> hinter der Aufbereitungsanlage,<br />
so wird die Massenbilanz um<br />
die Anlage nie aufgehen. Ziel muss<br />
es darum sein, für Pipelinebedingungen<br />
etablierte hochgenaue<br />
Stoffdatenmodelle auch für andere<br />
Anwendungen zu ertüchtigen. Dieser<br />
Zielsetzung widmet sich der<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik in nationalen<br />
und internationalen Forschungsprojekten<br />
in enger Zusammenarbeit<br />
mit Kollegen vom NIST,<br />
von der Tschechischen Akademie<br />
der Wissenschaften und vom norwegischen<br />
SINTEF.<br />
Das GERG Referenzkalorimeter<br />
Von 2002 bis 2009 baute die Physikalisch<br />
Technische Bundesanstalt (PTB)<br />
im Auftrag der Groupe Européen Recherches<br />
Gaziéres (GERG) ein Rossini-<br />
Kalorimeter zur hochgenauen Bestimmung<br />
des Brennwerts (superior<br />
calorific value) von Methan auf. 2009<br />
wurden erste Ergebnisse von Messungen<br />
mit diesem neuen Referenzkalorimeter<br />
veröffentlicht – die Daten<br />
gingen wesentlich in die aktuelle<br />
Überarbeitung der ISO 6976 ein.<br />
Nach Abschluss der Messungen in<br />
Braunschweig wurde das GERG-Kalorimeter<br />
an den Lehrstuhl für Thermodynamik<br />
übergeben. In den vergangenen<br />
vier Jahren hat Dr.-Ing. Norbert<br />
Kurzeja die komplexe Apparatur<br />
und die dazugehörigen Auswertealgorithmen<br />
in vielen Details weiter<br />
optimieren können. Die Reproduzierbarkeit<br />
der Messungen konnte von<br />
≈ ±0,03% auf ≈ ±0,01% verbessert<br />
werden. Das derzeit genauste Verbrennungskalorimeter<br />
der Welt steht<br />
an der Ruhr-Universität! (Bild 5).<br />
Im Moment laufen noch die letzten<br />
Nachkalibrierungen zu den neuen<br />
Messungen; Anfang 2015 wird<br />
mit der Veröffentlichung der neuen<br />
Messwerte für Methan gerechnet.<br />
Danach soll das Kalorimeter modifiziert<br />
werden, um auch Brennwerte<br />
anderer wissenschaftlich und energietechnisch<br />
relevanter <strong>Gas</strong>e in<br />
höchster Genauigkeit bestimmen zu<br />
können – vorgesehen ist als nächster<br />
Schritt die Neuvermessung des<br />
Brennwerts von Wasserstoff.<br />
Das Biogaslabor<br />
Unter Leitung von Dr.-Ing. Mandy<br />
Gerber arbeitet die Biogasgruppe<br />
des Lehrstuhls für Thermodynamik<br />
Bild 4. Empirische Zustandsgleichungen können<br />
heute mehr, als „nur“ genaue Stoffdaten von <strong>Gas</strong>en<br />
und Flüssigkeiten berechnen: Komplexe Phasengleichgewichte<br />
mit fluiden und festen Phasen in einer<br />
CO 2 -reichen Mischung von Wasser und Kohlendioxid.<br />
Die eingezeichneten Linien sind Tripellinien;<br />
die Bereiche dazwischen entsprechen Gebieten in denen<br />
Gleichgewichte zweier Phasen auftreten.<br />
Bild 5. Der Verbrennungsraum, das Herz des<br />
Rossini-Kalorimeters zur hochgenauen Bestimmung<br />
des Brennwerts von Methan. Foto: Norbert Kurzeja<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 755
| IM PROFIL<br />
|<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
Bild 6. Probenvorbereitung im Biogaslabor des Lehrstuhls für Thermodynamik.<br />
Foto: Roland Span<br />
Bild 7. Semikontinuierlich arbeitende<br />
Fermenter im Labormaßstab<br />
zur Untersuchung von Biogasbildungsprozessen<br />
und von Prozessinstabilitäten.<br />
Foto: Kerstin Buchwieser<br />
an der energetischen, ökologischen<br />
und ökonomischen Optimierung<br />
technischer Biogasbildungsprozesse.<br />
Bei der Optimierung stehen die<br />
Stabilität des Prozesses und die Erhöhung<br />
des energetischen Wirkungsgrades<br />
im Vordergrund. Aus diesem<br />
Grund wird untersucht wie es zu Prozessinstabilitäten<br />
oder zum kompletten<br />
Zusammenbrechen des mikrobiologischen<br />
Abbauprozesses<br />
kommt, wie dies frühzeitig erkannt<br />
werden kann, wie sich Störungen<br />
vermeiden lassen, bzw. wie gezielt<br />
eingegriffen werden kann. In diesem<br />
Zusammenhang wurden u. a. Strategien<br />
entwickelt und getestet, wie<br />
Biogasanlagen nach einem Ausfall<br />
wieder angefahren werden können.<br />
Zur Verbesserung des energetischen<br />
Wirkungsgrades wird der Einfluss<br />
von Rührintensität und Rührintervallen<br />
auf den Prozess untersucht, um<br />
den Eigenenergiebedarf ohne negative<br />
Auswirkungen auf den Prozess<br />
zu reduzieren. Eine höhere <strong>Gas</strong>ausbeute<br />
wird u. a. durch gezielte Auswahl<br />
von Substratmischungen und<br />
mithilfe verschiedener physikalischer<br />
Aufschlussmethoden zur Vorbehandlung<br />
von Ausgangsmaterialien<br />
angestrebt (Bild 6).<br />
Auf der Suche nach alternativen<br />
Ausgangsmaterialien wurde die<br />
Verwendung von Mikroalgen als<br />
Mono- und Co-Substrat zur Biogasproduktion<br />
experimentell untersucht.<br />
Trotz der ausgezeichneten<br />
Prozessstabilität und bezogen auf<br />
die für die Algenproduktion notwendige<br />
Fläche sehr hoher <strong>Gas</strong>ausbeuten<br />
kann mit der Biogasproduktion<br />
aus Mikroalgen heute noch<br />
keine ausreichende Wirtschaftlichkeit<br />
erreicht werden. Aus diesem<br />
Grund wird derzeit in einem von der<br />
Fachagentur für nachwachsende<br />
Rohstoffe (FNR) geförderten Folgeprojekt<br />
untersucht, ob sich durch<br />
die Kombination mit der stofflichen<br />
Nutzung und dem Verkauf der aus<br />
Algenbiomasse extrahierten Wertstoffe<br />
eine wirtschaftliche energetische<br />
Nutzung realisieren lässt.<br />
Zur experimentellen Untersuchung<br />
der vielfältigen Fragestellungen<br />
steht ein Biogaslabor mit einem<br />
Versuchsreaktor im halbtechnischen<br />
Maßstab (400 Liter Fermentervolumen),<br />
drei baugleichen Versuchsreaktoren<br />
im Labormaßstab (20 Liter<br />
Fermentervolumen) und diversen<br />
Batch-Reaktoren (500 mL bis 1 Liter<br />
Fermentervolumen) zur Verfügung.<br />
Die vorhandene Messtechnik erlaubt<br />
neben der Bestimmung der Prozessparameter<br />
an den Versuchsreaktoren<br />
eine weitreichende Analyse<br />
der eingesetzten Biomassen und des<br />
erzeugten Biogases (Bild 7).<br />
Um die Auslegung und den Betrieb<br />
von Biogasanlagen weiter zu<br />
optimieren, werden Stoffdaten wie<br />
Dichte, Wärmeleitfähigkeit und Viskosität<br />
von Biomassen experimentell<br />
ermittelt und auf dieser Basis Korrelationsgleichungen<br />
entwickelt, die<br />
letztlich in die Stoffdatenpakete existierender<br />
Auslegungsprogramme integriert<br />
werden sollen. Energetische<br />
und ökonomische Bilanzierungen<br />
schlagen die Brücke zur unmittelbaren<br />
technischen Anwendung – von<br />
der Konzeptentwicklung für Kleinstbiogasanlagen<br />
bis hin zu großtechnischen<br />
Biogasanlagen.<br />
Verfolgung der <strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
in Verteilnetzen<br />
(SmartSim)<br />
Dr.-Ing. Peter Schley ist in Personalunion<br />
Leiter des Projekts SmartSim<br />
bei E.ON Technologies und Lehrbeauftragter<br />
am Lehrstuhl für Thermodynamik.<br />
Gemeinsam mit den beiden<br />
Doktoranden Dipl.-Ing. Andreas Hielscher<br />
und M. Sc. Christian Fiebig sowie<br />
einem E.ON internen Team treibt<br />
er die Entwicklung einer Simulationssoftware<br />
zur Verfolgung der <strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
in Verteilnetzen voran.<br />
Mit dem sogenannten SmartSim-Verfahren<br />
lassen sich die <strong>Gas</strong>flüsse im<br />
Netz simulieren und somit der Brennwert<br />
an allen Ausspeisestellen exakt<br />
bestimmen. Auf diese Weise können<br />
Endkunden in Versorgungsgebieten<br />
mit mehreren <strong>Erdgas</strong>- oder Biogaseinspeisungen<br />
wirtschaftlich abgerechnet<br />
werden (Bild 8).<br />
Oktober 2014<br />
756 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
| IM PROFIL |<br />
Bild 8. Arbeiten an der Simulation von <strong>Gas</strong>strömen in Verteilernetzen –<br />
Peter Schley und sein Team. Foto: Kerstin Buchwieser<br />
Bild 9. Hochgenaue Messungen bei extremen Temperaturen<br />
werden zum Beispiel eingesetzt, um Vergasungsprozesse<br />
in Oxyfuel-Atmosphären zu untersuchen.<br />
Foto: Rubotherm<br />
Durch das Zusammenwachsen<br />
der nationalen Märkte zu einem europäischen<br />
<strong>Gas</strong>markt in Verbindung<br />
mit einem steigenden Import von<br />
verflüssigtem <strong>Erdgas</strong> (LNG), das per<br />
Schiff nach Europa transportiert<br />
wird, werden seit einigen Jahren zunehmende<br />
Schwankungen der <strong>Gas</strong>beschaffenheit<br />
und somit auch des<br />
Brennwertes der transportierten<br />
<strong>Erdgas</strong>e beobachtet. Die Integration<br />
erneuerbarer Energieträger tut<br />
ihr Übriges hinzu. Heute speisen bereits<br />
150 Biogasanlagen mehr als<br />
500 Mio. m 3 zu <strong>Erdgas</strong>qualität aufbereitetes<br />
„Bioerdgas“ in das <strong>Gas</strong>netz<br />
ein. Mit der Power-to-<strong>Gas</strong> Technologie<br />
soll zukünftig aus Überschussstrom<br />
Wasserstoff erzeugt<br />
und ebenfalls in das <strong>Gas</strong>netz eingespeist<br />
werden.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde<br />
von E.ON Technologies vor einigen<br />
Jahren das Forschungsprojekt<br />
SmartSim initiiert, das in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Lehrstuhl<br />
für Thermodynamik durchgeführt<br />
wird. Was für Transportnetze bereits<br />
seit vielen Jahren Stand der Technik<br />
ist, kann mit dem SmartSim-Verfahren<br />
zukünftig auch für Verteilnetze<br />
angewendet werden: Die Bestimmung<br />
von Abrechnungsbrennwerten<br />
auf Basis einer Netzsimulation.<br />
Die besondere Herausforderung in<br />
Verteilnetzen liegt zum einen in der<br />
teilweise unvollständigen Messinfrastruktur<br />
sowie in der zum Teil<br />
komplexen Netztopologie.<br />
Schwerpunkt der Arbeiten von<br />
Andreas Hielscher und Christian Fiebig<br />
sind u. a. die Entwicklung eines<br />
leistungsfähigen Rechenkerns für<br />
die hydraulische Berechnung sowie<br />
die Anwendung und messtechnische<br />
Validierung für komplexe, bzw.<br />
vermaschte Netze.<br />
Sorptionsmessung und <strong>Gas</strong>analytik<br />
Prof. Dr.-Ing. Tobias Fieback ist Inhaber<br />
der Juniorprofessur „Experimentelle<br />
Thermodynamik der Verfahrenstechnik“.<br />
Mit seinem Team arbeitet<br />
er an der Bestimmung und<br />
Modellierung von Stoff- und Prozessdaten<br />
bei Festkörper-<strong>Gas</strong>-Interaktionen,<br />
insbesondere unter Bedingungen<br />
wie sie in technischen<br />
Verfahren vorliegen. Hierzu werden<br />
verschiedenste Messtechniken weiterentwickelt<br />
und kombiniert, um<br />
Daten zu erhalten die vorher nicht<br />
zugänglich waren.<br />
Das Hauptforschungsfeld der Arbeitsgruppe<br />
sind Sorptionsprozesse,<br />
bei deren Messung man sich immer<br />
weiter in Grenzbereiche des<br />
Messbaren vorwagt. Die Messung<br />
kinetischer Daten wurde für die in<br />
technischen Verfahren meist in<br />
Durchströmung stattfinden Prozesse<br />
optimiert. Um hier neben hochgenauen<br />
Gleichgewichtsdaten mit<br />
gravimetrischen Messapparaturen<br />
auch realistische kinetische Daten<br />
messen zu können wurde eine Magnetschwebewaage<br />
so weiterentwickelt,<br />
dass weltweit einzigartige<br />
Messungen von Sorptionseffekten<br />
in Wirbelschichten und zwangsdurchströmten<br />
Flüssigkeiten möglich<br />
wurden. Übliche Messbedingungen<br />
sind hierbei Drücke von Vakuum<br />
bis 40 MPa und Temperaturen<br />
von -196 °C bis +200 °C bei einer<br />
Auflösung von 10 µg für alle technisch<br />
interessanten <strong>Gas</strong>en; auch<br />
brennbaren, explosiven, korrosiven<br />
und toxischen. Dieses Durchströmungsverfahren<br />
hat sich schnell<br />
etabliert und wird derzeit im Rahmen<br />
des DFG-Transregios „Oxyflame“<br />
zur Messung der sorptiven Anlagerung<br />
von <strong>Gas</strong>komponenten an<br />
Festbrennstoffen in der Pyrolysephase<br />
erweitert. Da die Kinetik der<br />
<strong>Gas</strong>anlagerung hierbei ein wichtiger<br />
Einflussfaktor ist, werden neben<br />
der Weiterentwicklung der Messtechnik<br />
auf Temperaturen bis zu<br />
1300 °C auch Korrelationsansätze<br />
und prädiktive Sorptionsmodelle<br />
evaluiert und optimiert. Hier werden<br />
in gleichem Maße Grundlagen<br />
für die technische <strong>Gas</strong>aufbereitung<br />
und für die Vergasung fester Brennstoffe<br />
geschaffen (Bild 9).<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 757
| IM PROFIL<br />
|<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
Bild 10. Versuchsanlagen für Sorptionsmessungen und <strong>Gas</strong>analytik. Foto: Kerstin Buchwieser<br />
Neben der Forschung unter extremen<br />
Randbedingungen wird aber<br />
auch unter moderaten Bedingungen<br />
gearbeitet. Beispielsweise wird im<br />
DFG Exzellenzcluster RESOLV für die<br />
Messung vereinzelter Wassermoleküle<br />
an zweidimensionalen Oberflächen<br />
eine neuartige Magnetschwebewaage<br />
mit einer Auflösung von<br />
20 ng entwickelt oder bei einem Marie-Curie-Projekt<br />
die Bestimmung<br />
und Modellierung von Sorptionsisothermen<br />
aus multinären <strong>Gas</strong>atmosphären<br />
erforscht (Bild 10).<br />
Multinäre <strong>Gas</strong>atmosphären beschäftigen<br />
die Gruppe um Prof. Fieback<br />
aber auch noch aus anderen<br />
Gründen. Die Probennahme aus (Labor-)<br />
Prozessen ist immer mit Schwierigkeiten<br />
wie Entmischungseffekten,<br />
der Störung von Gleichgewichtsbedingungen<br />
oder Kondensation verbunden<br />
und ist insbesondere im Bereich<br />
der Hochdruck- und Hochtemperaturprozesse<br />
teilweise auch ein<br />
Sicherheitsrisiko. Daher wurde neben<br />
speziellen Probenahmeeinrichtungen<br />
für <strong>Gas</strong>chromatographen<br />
und Massenspektrometer bei Drücken<br />
bis zu 40 MPa auch ein System<br />
entwickelt, welches in-situ anhand<br />
von gemessenen Zustandsgrößen<br />
und optischen Eigenschaften eines<br />
<strong>Gas</strong>gemisches die Konzentration der<br />
einzelnen Komponenten bestimmen<br />
kann. Hierzu wurden gemeinsam<br />
mit Partnern aus ganz Europa Sensoren<br />
für Dichte, Schallgeschwindigkeit,<br />
Permittivität, Wärmeleitfähigkeit,<br />
Wärmekapazität, IR und FTIR für<br />
den Einsatz unter harschen Bedingungen<br />
entwickelt. Ziel war, die für<br />
die Vergasung von Biomasse typische<br />
Entstehung von Teer bei der<br />
Konzeption der Analytik zu berücksichtigen.<br />
Zur Validierung wurde die<br />
neue Messtechnik in eine einzigartige<br />
Anlage zur Erzeugung und Untersuchung<br />
von multinären <strong>Gas</strong>gemischen<br />
bei Drücken bis 20 MPa und<br />
Temperaturen bis 1000 °C integriert.<br />
Mit den hiermit gemessenen Daten<br />
ist nicht nur eine weitere Optimierung<br />
der Algorithmen zur Konzentrationsbestimmung<br />
möglich; die Anlage<br />
kann auch für weitere Sensorentwicklungen<br />
und, in Kombination<br />
mit den Sorptionsmessapparaturen,<br />
natürlich auch für die Erforschung<br />
von Gemischsorptionseffekten verwendet<br />
werden.<br />
Kontakt:<br />
Prof. Dr.-Ing. Roland Span,<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik,<br />
Fakultät für Maschinenbau,<br />
Ruhr-Universität Bochum,<br />
D-44780 Bochum,<br />
Tel. (0234) 32 23033,<br />
E-Mail: Roland.Span@thermo.rub.de,<br />
www.thermo.rub.de<br />
<strong>gwf</strong>_<strong>Gas</strong>_<strong>Erdgas</strong><br />
Bleiben Sie stets informiert und folgen Sie uns über Twitter<br />
<strong>gwf</strong> <strong>Gas</strong>/<strong>Erdgas</strong><br />
@<strong>gwf</strong>_<strong>Gas</strong>_<strong>Erdgas</strong><br />
seit 153 Jahren die Fachzeitschrift für die <strong>Gas</strong>versorgungsbranche. Lesen<br />
Sie alles zu Technik, Wirtschaft und Politik rund ums <strong>Gas</strong>fach.<br />
München · http://www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
Oktober 2014<br />
758 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
The <strong>Gas</strong> Engineer’s<br />
Dictionary<br />
Lehrstuhl für Thermodynamik der RUB<br />
| IM PROFIL |<br />
Supply Infrastructure from A to Z<br />
The <strong>Gas</strong> Engineer’s Dictionary will be a standard work for all aspects of construction,<br />
operation and maintenance of gas grids.<br />
This dictionary is an entirely new designed reference book for both engineers with<br />
professional experience and students of supply engineering. The opus contains the world<br />
of supply infrastructure in a series of detailed professional articles dealing with main<br />
points like the following:<br />
• biogas • compressor stations • conditioning<br />
• corrosion protection • dispatching • gas properties<br />
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Editors: Klaus Homann, Rainer Reimert, Bernhard Klocke<br />
1 st edition 2013<br />
452 pages, 165 x 230 mm<br />
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Vulkan-Verlag GmbH<br />
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Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
GERMANY<br />
Phone<br />
E-Mail<br />
Line of business<br />
Fax<br />
Please note: According to German law this request may be withdrawn within 14 days after order date in writing<br />
to Vulkan Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen, Germany.<br />
In order to accomplish your request and for communication purposes your personal data are being recorded and stored.<br />
It is approved that this data may also be used in commercial ways by mail, by phone, by fax, by email, none.<br />
this approval may be withdrawn at any time.<br />
Date, signature<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 759<br />
PATGED2014
| AUS DER PRAXIS<br />
|<br />
Errichtung einer Soletransportleitung von Dähre<br />
nach Gieseritz<br />
Im Jahr 2012 hat die Storengy<br />
Deutschland GmbH mit der Realisierung<br />
der zweiten Ausbaustufe für<br />
den Kavernenspeicher zwischen<br />
Dähre, Peckensen und Ellenberg begonnen.<br />
Im Rahmen des Projektes,<br />
das im Oktober 2014 abgeschlossen<br />
sein soll, wurden unter anderem die<br />
Obertageanlagen erweitert, hierfür<br />
notwendige Anschlussleitungen sowie<br />
– nach den Plänen der Giftge<br />
Consult GmbH, Hildesheim – eine<br />
5,6 Km lange Sole-Transportleitung<br />
von der Solanlage in Dähre zum<br />
<strong>Gas</strong>sammelpunkt (GSP) in Gieseritz<br />
verlegt. Den Auftrag zum Bau der<br />
Sole-Leitung mit Rohren aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff (GFK) in<br />
der Nennweite DN 350 und einem<br />
Nenndruck von PN 40 erhielt die<br />
Eugen Engert GmbH. Das Unternehmen,<br />
das seit 1952 Mitglied im<br />
Rohrleitungsbauverband (rbv) ist<br />
und über umfangreiche Fachkenntnisse<br />
und Zertifizierungen im Rohrleitungsbau<br />
verfügt, konnte den<br />
Auftrag in der vorgesehenen Bauzeit<br />
und zur vollsten Zufriedenheit<br />
des Auftraggebers abschließen.<br />
„Vor allem im Zuge der Energiewende<br />
ist der Bedarf an flexibel und<br />
schnell verfügbarer Energie in<br />
Deutschland stetig gewachsen“, erklärt<br />
Dr. rer. pol. Ralph Donath, Geschäftsleitung<br />
Eugen Engert GmbH.<br />
Ein wichtiger Baustein sind hier die<br />
sogenannten <strong>Erdgas</strong>kavernen, die<br />
der unterirdischen Zwischenspeicherung<br />
des Rohstoffes dienen und<br />
ihn dann bei Bedarf wieder an das<br />
Netz abgeben können. So auch in<br />
Peckensen: Mit dem Ausbau der <strong>Erdgas</strong>speicheranlage<br />
von 220 Mio. m 3<br />
auf 400 Mio. m 3 Arbeitsgasvolumen<br />
schafft Storengy Deutschland GmbH<br />
die notwendige Kapazität zur flexiblen<br />
Bereitstellung von <strong>Erdgas</strong>.<br />
Mehrere Ausbaustufen<br />
Speicherkavernen werden aus dem<br />
massiven Salz von Salzstöcken herausgesolt.<br />
Die einzelnen Kavernen<br />
liegen in Peckensen in einer Tiefe<br />
von 1.200 bis 1.500 m. Das darin<br />
eingespeicherte <strong>Gas</strong> dient in erster<br />
Linie zur zuverlässigen Abdeckung<br />
von Verbrauchsspitzen. Schon seit<br />
2002 wird im Kavernenspeicher Peckensen<br />
<strong>Erdgas</strong> gespeichert. Die<br />
erste Speicherkaverne Ellenberg 1<br />
wurde mit einer ersten <strong>Gas</strong>verbindungsleitung<br />
zum Netzkopplungspunkt<br />
der ONTRAS <strong>Gas</strong>transport<br />
GmbH in Kemnitz an das überregionale<br />
<strong>Gas</strong>transportnetz angeschlossen.<br />
Im Jahr 2008 schloss sich der<br />
erfolgreichen Pilotphase eine erste<br />
Ausbaustufe der obertägigen Anlagen<br />
an. Nach ca. zweijähriger Bauzeit<br />
konnten im Jahr 2010 die zweite<br />
und dritte Kaverne in Ellenberg in<br />
Betrieb genommen werden. Sowohl<br />
für die sogenannte Aussolung und<br />
Erstbefüllung der Kavernen als auch<br />
für die erweiterte Lagerkapazität<br />
waren umfangreiche Ausbauarbeiten<br />
an Leitungen und bei der Obertageanlage<br />
nötig. Entsprechende<br />
Vorbereitungsarbeiten für die Obertageanlage<br />
des Speichers begannen<br />
im Jahr 2012.<br />
Bild 1. Vertrassen der Rohre. Foto: Eugen Engert GmbH<br />
Nenndruck von PN 40<br />
Im Sommer desselben Jahres wurde<br />
unter anderem die Sole-Transportleitung<br />
verlegt, die von der Solstation<br />
Dähre über rund 5,6 km bis zum bereits<br />
bestehenden <strong>Gas</strong>sammelpunkt<br />
Gieseritz führt. Von dort wird die Sole<br />
in eine ausgeförderte <strong>Erdgas</strong>lagerstätte<br />
verbracht und sicher eingelagert.<br />
Die Trasse für die Sole-Transportleitung<br />
verläuft parallel zu einer<br />
vorhandenen 2,8 km langen Soleverpressleitung.<br />
Der Auftraggeber hat<br />
sich für den Einsatz von GFK-Rohren<br />
entschieden, weil diese sich durch<br />
ein geringes Gewicht, eine verhältnismäßig<br />
einfache Verlegung sowie<br />
eine hohe Korrosionsbeständigkeit,<br />
vor allem aber durch Wirtschaftlichkeit<br />
in Bau, Betrieb und Instandhaltung<br />
auszeichnen. „Besonders er-<br />
Oktober 2014<br />
760 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
| AUS DER PRAXIS |<br />
Sicht- und Druckprüfung<br />
„Nach dem Auspflocken der neuen<br />
Trasse und dem Abtrag des Mutterbodens<br />
wurden die gelieferten GFK-<br />
Rohre vor Ort an den Verbindungen<br />
zugsicher verklebt. Dann wurden<br />
die einzelnen Stränge mit einer Länge<br />
von ca. 120 m in den ausgehobenen<br />
Rohrgraben abgesenkt und anschließend<br />
im Kopfloch miteinander<br />
verbunden. Zur Sicherstellung<br />
der Qualität wurden die geklebten<br />
Verbindungen zunächst einer Sichtprüfung<br />
inklusive Kamerabefahrung<br />
mit Foto-Protokoll aller Nähte<br />
und dann – nach Fertigstellung der<br />
Leitung – einer Druckprüfung mit<br />
Wasser, sowie Prüfstücke einem<br />
Bersttest unterzogen.<br />
Bild 2. Shaven der Rohre. Foto: Eugen Engert GmbH<br />
Bild 3. Verkleben der Rohre. Foto: Eugen Engert GmbH<br />
wähnenswert ist der Umstand, dass<br />
die Rohre einen Nenndruck von<br />
PN 40 aufweisen“, erklärt Polier Uwe<br />
Weinreich, Eugen Engert GmbH. Üblich<br />
sind bei GFK-Rohren Nenndruckstufen<br />
bis PN 32. „Daher haben wir<br />
von unserer Seite sehr viel Aufmerksamkeit<br />
in die Klebeverbindungen<br />
der einzelnen Rohre gelegt, da die<br />
meisten Schäden im Betrieb an den<br />
Verbindungen auftreten können“, so<br />
Weinreich weiter. Eingebaut wurden<br />
Rohre in einer Nennweite von DN<br />
350. Lediglich auf einem 100 m langen<br />
Teilstück kamen Rohre in der<br />
Nennweite DN 80 zum Einsatz.<br />
Zusätzliche Schulung<br />
Für das Verkleben der GFK-Rohre<br />
haben die Rohrleitungsbauer von<br />
der Eugen Engert GmbH im Vorfeld<br />
bei der Herstellerfirma der Rohre<br />
zusätzlich eine Schulung absolviert<br />
und eine entsprechende Zulassung<br />
erhalten. Er ist sicher, dass etwa die<br />
Zertifizierungen und Zulassungen –<br />
Eugen Engert ist unter anderem zertifiziert<br />
nach DVGW GW 301: G1 ge,st,pe,<br />
W1 ge,st,az,pvc,pe, DVGW GW 302: R 2<br />
und DVGW FW 601: FW 1 st, führt das<br />
RAL-GZ 961 AK3 und besitzt zudem<br />
ein BMS-Zertifikat (Betriebliches-Management-System)<br />
– oder das ISO<br />
9001 Qualitätsmanagement, aber<br />
auch modernste Technik sowie qualifizierte,<br />
engagierte Mitarbeiter, die entscheidende<br />
Bausteine bei der erfolgreichen<br />
Umsetzung von Baumaßnahmen<br />
darstellen. Dementsprechend<br />
konnte die Verlegung der Sole-Transportleitung<br />
in der geforderten Qualität<br />
und der vorgegebenen Zeit ausgeführt<br />
werden.<br />
Kontakt:<br />
EUGEN ENGERT GmbH,<br />
Hanjo Grabner,<br />
Leitung Rohrleitungsbau,<br />
Tel. (0571) 8881-54,<br />
E-Mail: H.Grabner@eugen-engert.de,<br />
www.eugen-engert.de<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
Besuchen Sie uns auf: www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de | www.gas-for-energy.de<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 761
| TECHNIK AKTUELL<br />
|<br />
<strong>Gas</strong>analysesystem für den Biogasmarkt<br />
Das Energiemanagement-Unternehmen<br />
Eaton stellt jetzt unter<br />
der Bezeichnung MTL GIR6000 ein<br />
neues modulares Biogas-Analysegerät<br />
vor, das vom Nutzer gewartet<br />
werden kann.<br />
Die <strong>Gas</strong>sensormodule lassen<br />
sich einzeln austauschen – einfach<br />
einschieben und verriegeln, wobei<br />
die Dichtigkeit automatisch kontrolliert<br />
wird – was zu einer Senkung<br />
von Stillstandzeiten und niedrigeren<br />
betrieblichen Wartungskosten<br />
beiträgt.<br />
Das Analysegerät, mit dem bis<br />
zu sechs <strong>Gas</strong>e gemessen werden<br />
können – unter anderem Methan,<br />
Sauerstoff und Schwefelwasserstoff,<br />
ist für den Einsatz spezieller<br />
Sensormodule konzipiert. Aufgrund<br />
seines integrierten Plattformkonzepts<br />
ist das Gerät problemlos<br />
skalierbar und kann an<br />
neue Anforderungen angepasst<br />
werden, wenn sich die Messaufgaben<br />
im Unternehmen ändern.<br />
Die Änderung wichtiger Parameter<br />
ist über Schlüsselschalter und<br />
PIN-Codes abgesichert, was für eine<br />
hohe Datensicherheit sorgt. Ein großes,<br />
helles 7“-LCD-Display, und eine<br />
robuste Tastatur und eine intuitiv<br />
bedienbare Menüstruktur vereinfachen<br />
das Einrichten vor Ort. Bei Auftreten<br />
eines Systemfehlers – oder<br />
wenn sich ein Sensor dem Ende seiner<br />
Gebrauchsdauer nähert – erscheint<br />
im Display eine eindeutige<br />
visuelle Warnanzeige, so dass der<br />
Anwender notwendige Wartungsmaßnahmen<br />
vorab erkennen und<br />
planen kann. Über verschiedene<br />
Kommunikationsverfahren werden<br />
die Daten an den übergeordneten<br />
Rechner übertragen, so dass reale<br />
Echtzeitdaten standortfern überwacht<br />
werden können.<br />
Das Analysegerät ist eine wetterfeste<br />
Lösung in Schutzart IP65 und<br />
nach ATEX für explosionsgefährdete<br />
Bereich in Zone 2 zugelassen, was<br />
ein hohes Maß an Flexibilität für den<br />
Einsatz innerhalb einer Biogasanlage<br />
bietet.<br />
Kontakt:<br />
Eaton,<br />
mtlgas@eaton.com,<br />
www.mtl-inst.com<br />
Abgassysteme speziell für Blockheizkraftwerke<br />
Speziell für Blockheizkraftwerke<br />
(BHKWs) hat die Jeremias GmbH<br />
maßgeschneiderte Abgassystem-<br />
Lösungen entwickelt: Das Portfolio<br />
bietet anwendungsspezifische Vorteile<br />
bei Montage und Beständigkeit<br />
für alle Leistungsbereiche vom<br />
Nano- bis zum Groß-BHKW.<br />
Insgesamt vier Abgassysteme<br />
bilden die Grundlage für individuell<br />
konzipierte Anlagen. Unterstützt<br />
von der Planungskompetenz der<br />
Jeremias-Experten findet sich so für<br />
jedes BHKW im Leistungsbereich<br />
von unter 2,5 kW bis über 50 kW die<br />
richtig dimensionierte Lösung.<br />
Alle vier BHKW-Abgassysteme<br />
von Jeremias sind ausgelegt auf einen<br />
Überdruck bis 5.000 Pa. Sie erfüllen<br />
damit höchste Anforderungen<br />
an Temperatur- und Druckbeständigkeit.<br />
Als Elementsysteme<br />
lassen sie sich zudem deutlich leichter<br />
und schneller montieren als vor<br />
Ort geschweißte Alternativen. Zubehör-Komponenten<br />
wie Abgasschalldämpfer<br />
und Abgas- und Explosionsklappen<br />
ergänzen das Produktspektrum.<br />
Ein Service-Paket rundet das branchenübergreifende<br />
Jeremias-Angebot<br />
an Systemlösungen speziell für<br />
BHKWs ab. Neben Beratung und Unterstützung<br />
bei Planung, Installation<br />
und Inbetriebnahme zählen dazu insbesondere<br />
auch: technischer Support<br />
und Kundendienst, länderspezifische<br />
Zulassungen und Dokumentation, eigene<br />
Entwicklung und Fertigung von<br />
Sonderlösungen, Schallmessungen<br />
vor Ort und kostenlose Softwarelösungen<br />
zur Auslegung und Planung<br />
von Abgassystemen.<br />
Kontakt:<br />
Jeremias GmbH,<br />
Tel. (09832) 6868-624,<br />
E-Mail: oliver.trautner@jeremias.de,<br />
www.jeremias.de<br />
Oktober 2014<br />
762 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
| REGELWERK |<br />
Regelwerk <strong>Gas</strong><br />
Technischer Hinweis – Merkblatt DVGW G 692 (M) „Technische Abgrenzung<br />
des Messstellenbetriebes“<br />
Mit der Verabschiedung des Gesetzes<br />
zur Öffnung des Messwesens für<br />
Strom und <strong>Gas</strong> und dem Inkrafttreten<br />
der Messzugangsverordnung<br />
(MessZV) hat der Gesetzgeber die<br />
Grundlagen für die Liberalisierung<br />
des Messwesens geschaffen.<br />
Über die Prozessbeschreibung<br />
für die Abwicklung der Wechselprozesse<br />
im Messwesen und der Veröffentlichung<br />
von einheitlichen Rahmenverträgen<br />
zur Schaffung einer<br />
rechtlichen Basis zwischen dem<br />
Netzbetreiber und den Marktpartnern<br />
Messstellenbetreiber/ Messdienstleister<br />
wurde der Rechtsrahmen<br />
durch die Bundesnetzagentur<br />
weiter ausgestaltet.<br />
Für die Abwicklung der Wechselprozesse<br />
im Messwesen gibt der<br />
Technische Hinweis G 692 (M) „Technische<br />
Abgrenzung des Messstellenbetriebes“<br />
Handlungsempfehlungen.<br />
Bei der Erarbeitung des Merkblatts<br />
durch den zuständigen<br />
Projektkreis des Technischen Komitees<br />
„<strong>Gas</strong>messung und Abrechnung“<br />
im DVGW wurde darauf<br />
Wert gelegt, dass der sicherheitstechnische<br />
und eichrechtliche Betrieb<br />
von <strong>Gas</strong>installationen und<br />
<strong>Gas</strong>-Messanlagen gewährleistet<br />
ist. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
wurden die gastechnischen, elektrotechnischen<br />
und eichrechtlichen<br />
Verantwortlichkeiten dem Messstellenbetrieb,<br />
dem Anlagenbetrieb<br />
und dem Netzbetrieb zugewiesen.<br />
Eine schematische Aufteilung der<br />
Verantwortlichkeiten am Beispiel<br />
einer <strong>Gas</strong>druckregel- und Messanlagen<br />
(GDRM) zeigt die Grafik.<br />
Diese Handlungsempfehlung<br />
zur technischen Abgrenzung des<br />
Messstellenbetriebes gilt für <strong>Gas</strong>messeinrichtungen<br />
im Anwendungsbereich<br />
der DVGW-Arbeitsblätter<br />
G 600 „Technische Regel für<br />
<strong>Gas</strong>installationen“ sowie G 492<br />
„<strong>Gas</strong>-Messanlagen für einen Betriebsdruck<br />
bis einschließlich 100<br />
bar; Planung, Fertigung, Errichtung,<br />
Prüfung, Inbetriebnahme, Betrieb<br />
und Instandhaltung“ und gilt<br />
in Ergänzung zum DVGW-Regelwerk<br />
G 689 „Technische Mindestanforderungen<br />
an den Messstellenbetrieb<br />
<strong>Gas</strong>“.<br />
Preis:<br />
€ 22,71 + MwSt. und Versandkosten<br />
für DVGW-Mitglieder und<br />
€ 30,29 für Nichtmitglieder.<br />
Komplexe GDRM-Anlage.<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 763
| TERMINE<br />
|<br />
##<br />
Service Praxisseminar Füllstand special<br />
28.–29.10.2014, Weil am Rhein<br />
Endress+Hauser, Tel. 0049 (0) 7621/975-610, E-Mail: seminar@de.endress.com<br />
##<br />
Service Praxisseminar Analyse<br />
30.–31.10.2014, Weil am Rhein<br />
Endress+Hauser, Tel. 0049 (0) 7621/975-610, E-Mail: seminar@de.endress.com<br />
##<br />
MEORGA – MSR Spezialmesse<br />
5.11.2014, Bochum<br />
www.meorge.de<br />
##<br />
Strom aus Abwärme<br />
6.11.2014, München<br />
Haus der Technik, www-hdt-essen.de<br />
##<br />
Bodenschutz bei Planung und Bau von <strong>Gas</strong>transportleitungen<br />
6.11.2014, Kassel<br />
DVGW, Silke Splittgerber, Tel. 0049 (0) 228 / 9188-607, Fax 0049 (0) 228 / 9188-997,<br />
E-Mail: splittgerber@dvgw.de, www.dvgw.de<br />
##<br />
DBI-Fachforum Zukünftige Energieversorgung – <strong>Gas</strong>qualität und neue Märkte<br />
5.–6.11.2014, Leipzig<br />
DBI-<strong>Gas</strong>technologisches Institut gGmbH Freiberg, Emily Schemmel, Tel. (0373) 4195-339,<br />
E-Mail: emily.schemmel@dbi-gti.de, www.dbi-gti.de<br />
##<br />
VDI-Fachkonferenz: Erneuerbare Energien in den Strommarkt integrieren<br />
19.–20.11.2014, Köln<br />
www.vdi.de/MarktintegrationEE<br />
##<br />
Berechnung und Optimierung von <strong>Gas</strong>verteilungsnetzen<br />
25.–27.11.2014, Dortmund<br />
www.dvgw.de<br />
##<br />
VDI-Fachkonferenz: Chancen und Risiken von Fracking<br />
10.–11.12.2014, Hannover<br />
www.vdi.de/fracking<br />
##<br />
E-world of energy &water<br />
10.–12.2.2015, Essen<br />
www.e-world-essen.com<br />
##<br />
29. Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
19.–20.02.2015, Oldenburg<br />
Institut für Rohrleitungsbau, Herr Dipl.-Ing. (FH) Bernd Niedringhaus, Tel. (0441) 361039-16<br />
E-Mail: niedringhaus@iro-online.de, www.iro-online.de<br />
##<br />
Energy/Hannover Messe<br />
13.–17.4.2015, Hannover<br />
www.hannovermesse.de<br />
Oktober 2014<br />
764 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
E.ON Bioerdgas GmbH | FIRMENPORTRÄT |<br />
E.ON Bioerdgas GmbH<br />
Firmenname/Ort:<br />
Geschäftsführung:<br />
E.ON Bioerdgas GmbH<br />
Brüsseler Platz 1<br />
45131 Essen<br />
info.bioerdgas@eon.com<br />
Dipl.-Ing. Uwe Bauer<br />
Geschichte: Die E.ON Bioerdgas GmbH wurde 2007<br />
mit dem Ziel gegründet, Bio-<strong>Erdgas</strong> als innovative,<br />
umweltfreundliche Energie- und<br />
Wärmever-sorgungsquelle zu vermarkten.<br />
Inzwischen ist E.ON Bioerdgas einer der<br />
größten Anbieter von Bioerdgas in<br />
Deutschland. Mit fünf eigenen Anlagenstandorten<br />
und acht weiteren Bioerdgaserzeugungsanlagen<br />
tragen wir wesentlich<br />
dazu bei, Energie noch sauberer und<br />
nachhaltiger zu machen.<br />
Konzern:<br />
E.ON ist in den Bereichen regenerative,<br />
konventionelle und dezentrale Stromerzeugung,<br />
<strong>Erdgas</strong>förderung, Strom- und<br />
<strong>Gas</strong>handel, Netze und Vertrieb tätig. Rund<br />
35 Millionen Kunden beziehen Strom und<br />
<strong>Gas</strong> von E.ON. Im Bereich der Erneuerbaren<br />
Energien gehört E.ON zu den weltweit<br />
führenden Unternehmen. Der E.ON-Konzern<br />
wird von der Konzernleitung in Düsseldorf<br />
geführt. Er gliedert sich in weltweit<br />
tätige Funktions- und regionale Ländereinheiten.<br />
Die fünf weltweit aktiven Einheiten<br />
sind für das Management der Erzeugungsflotte,<br />
für Erneuerbare Energien,<br />
Globaler Handel, Neubauprojekte und innovative<br />
Technologien sowie das Explorations-<br />
und Produktionsgeschäft verantwortlich.<br />
Die elf regionalen Einheiten in<br />
Europa verantworten das Vertriebsgeschäft,<br />
die regionale Infrastruktur sowie<br />
die dezentrale Erzeugung.<br />
Beteiligungen:<br />
Kooperation(en):<br />
Mitarbeiterzahl:<br />
Bioerdgas Hallertau GmbH<br />
Bioerdgas Schwandorf GmbH<br />
Bioenergie Merzig GmbH<br />
Landwirtschaft<br />
12 Mitarbeiter<br />
Exportquote: Bis zu 10 %<br />
Produktspektrum:<br />
Produktion:<br />
Wettbewerbsvorteile:<br />
Zertifizierung:<br />
Servicemöglichkeiten:<br />
Internetadresse:<br />
Ansprechpartner:<br />
800 GWh p.a. Biogasmenge<br />
Bioerdgas<br />
(mit zugehörigen Dienstleistungen)<br />
Bioerdgas ist ein regenerativer Energieträger<br />
und einer der innovativsten Wege, um<br />
Energie aus Biomasse zu gewinnen, zu<br />
speichern und ortsunabhängig zur Verfügung<br />
zu stellen. Das eröffnet Ihnen viele<br />
neue Möglichkeiten – z. B. zur Erzeugung<br />
von Strom, Wärme und Kraftstoff.<br />
Systemzertifizierung nach Biokraftstoffnachhaltigkeitsverordnung<br />
in den Systemen<br />
Redcert-DE und Redcert-EU<br />
Arbeitssicherheits-, Umweltschutz- und<br />
Energiemanagementsysteme<br />
Betriebsführung für Bioerdgasanlagen<br />
www.eon.com<br />
Dr. Claus Bonsen<br />
Leiter Portfoliomanagement<br />
Tel. 0201/184-7635<br />
Email: claus.bonsen@eon.com<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 765
| IMPRESSUM<br />
|<br />
Das <strong>Gas</strong>- und Wasserfach<br />
<strong>gwf</strong> – <strong>Gas</strong>|<strong>Erdgas</strong><br />
Die praxisorientierte technisch-wissenschaftliche Zeitschrift<br />
für <strong>Gas</strong>versorgung, <strong>Gas</strong>verwendung und <strong>Gas</strong>wirtschaft.<br />
Organschaften:<br />
Zeitschrift des DVGW Deutscher Verein des <strong>Gas</strong>- und Wasser faches e. V.,<br />
Technisch-wissenschaftlicher Verein,<br />
des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW),<br />
der Bundesvereinigung der Firmen im <strong>Gas</strong>- und Wasserfach e. V.<br />
(figawa),<br />
des Fachverbandes Kathodischer Korrosionsschutz (FVKK),<br />
der Österreichischen Vereinigung für das <strong>Gas</strong>- und Wasserfach (ÖVGW),<br />
dem Fachverband der <strong>Gas</strong>- und Wärme versorgungsunternehmen,<br />
Österreich<br />
Herausgeber:<br />
Dr.-Ing. Rolf Albus, GWI, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Harro Bode, Ruhrverband, Essen<br />
Dipl.-Ing. Heiko Fastje, EWE Netz GmbH, Oldenburg<br />
Prof. Dr. Fritz Frimmel, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Wirtschaftsingeneur Gotthard Graß, figawa, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Frieder Haakh, Zweckverband Landeswasserversorgung,<br />
Stuttgart (federführend Wasser/Abwasser)<br />
Prof. Dr. Dipl.-Ing. Klaus Homann (federführend <strong>Gas</strong>/<strong>Erdgas</strong>),<br />
Thyssengas GmbH, Dortmund<br />
Dr. Thomas Hüwener, Open Grid Europe GmbH, Essen<br />
Prof. Dr.-Ing. Thomas Kolb, Engler-Bunte-Institut, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. Matthias Krause, Stadtwerke Halle, Halle<br />
Prof. Dr. Joachim Müller-Kirchenbauer, TU Clausthal, Clausthal-Zellerfeld<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Reimert, EBI, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Michael Riechel, Thüga AG, München<br />
Dr. Karl Roth, Stadtwerke Karlsruhe, Karlsruhe<br />
Dipl.-Ing. Otto Schaaf, Stadtentwässerungsbetriebe Köln AöR<br />
Harald Schmid, WÄGA Wärme-<strong>Gas</strong>technik GmbH, Kassel<br />
Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer, Aggerverband, Gummersbach<br />
Dr. Anke Tuschek, BDEW, Berlin<br />
Martin Weyand, BDEW, Berlin<br />
Schriftleiter:<br />
Dr.-Ing. Siegfried Bajohr, Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts<br />
für Technologie (KIT), Karlsruhe<br />
Dr. rer. nat. Norbert Burger, figawa Bundesvereinigung der Firmen<br />
im <strong>Gas</strong>- und Wasserfach, Köln<br />
Dr. rer. nat. Volker Busack, VNG <strong>Gas</strong>speicher GmbH, Leipzig<br />
Torsten Frank, NetConnect Germany GmbH & Co. KG, Ratingen<br />
Dr.-Ing. Frank Graf, DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-<br />
Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Karlsruhe<br />
Dipl.-Phys. Theo B. Jannemann, DVGW Cert GmbH, Bonn<br />
Dr. Joachim Kastner, Elster GmbH, Dortmund<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Klement, Ingenieurbüro für Versorgungstechnik,<br />
Gummersbach<br />
Dr.-Ing. Bernhard Klocke, Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen<br />
Dr. Hartmut Krause, DBI <strong>Gas</strong>technologisches Institut gGmbH, Freiberg<br />
Dipl-Ing. Markus Last, Thüga AG, München<br />
Prof. Dr.-Ing. Jens Mischner, Fachhochschule Erfurt, Erfurt<br />
Dr.-Ing. Bernhard Naendorf, GWI <strong>Gas</strong>wärme-Institut e.V., Essen<br />
Dipl.-Ing. Frank Rathlev, Thyssengas GmbH, Duisburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schmitz, TU Hamburg Harburg, Hamburg<br />
Prof. Dr.-Ing. Dimosthenis Trimis, Engler-Bunte-Institut des Karlsruher<br />
Instituts für Technologie (KIT), Karlsruhe<br />
Dr. Martin Uhrig, Open Grid Europe GmbH, Essen<br />
Dipl.-Kfm. Dipl.-Volkswirt Dr. Gerrit Volk, Bundesnetzagentur, Bonn<br />
Dr.-Ing. Ulrich Wernekinck, RWE Metering GmbH, Mülheim<br />
Dr. Achim Zajc, Metreg Solutions GmbH, Hüttenberg<br />
Chefredakteur:<br />
Volker Trenkle, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-56, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: trenkle@di-verlag.de<br />
Redaktion:<br />
Elisabeth Terplan, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-43, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: terplan@di-verlag.de<br />
Redaktionsbüro:<br />
Birgit Lenz, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-23, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: lenz@di-verlag.de<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, 80636 München,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-0, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Spartenleiter: Stephan Schalm<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Mediaberatung:<br />
Andrea Schröder, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-77, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: schroeder@di-verlag.de<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Eva Feil, im Verlag,<br />
Tel. +49 89 203 53 66-11, Fax +49 89 203 53 66-99,<br />
E-Mail: feil@di-verlag.de.<br />
Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 64.<br />
Satz und Layout:<br />
Romina Grätz, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Herstellung:<br />
Dipl.-Ing. Annika Seiler, DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>gwf</strong> – <strong>Gas</strong>|<strong>Erdgas</strong>“ erscheint monatlich einmal (Doppelausgaben<br />
Januar/Februar und Juli/August). Mit regelmäßiger Verlegerbeilage<br />
„R+S – Recht und Steuern im <strong>Gas</strong>- und Wasserfach“ (jeden 2. Monat).<br />
Jahres-Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft.<br />
Jahresabonnementpreis:<br />
Print: 360,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
ePaper: 360,– €<br />
Einzelheft Print: 39,– €<br />
Porto Deutschland 3,– € / Porto Ausland 3,50€<br />
Einzelheft ePaper: 39,– €<br />
Abo plus (Print und ePaper): 498,– €<br />
Porto Deutschland 30,– / Porto Ausland 35,– €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />
für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigung 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>gwf</strong> – <strong>Gas</strong>|<strong>Erdgas</strong><br />
DataM-Services GmbH, Herr Marcus Zepmeisel,<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Tel. +49 931 4170 459, Fax +49 931 4170 494<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />
sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />
zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages<br />
strafbar. Mit Namen gezeichnete Beiträge entsprechen nicht<br />
unbedingt der Meinung der Redaktion.<br />
Druck: Druckerei Chmielorz GmbH<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, München<br />
Printed in Germany<br />
Oktober 2014<br />
766 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
Marktübersicht<br />
■■<br />
<strong>Gas</strong>transport und <strong>Gas</strong>verteilung<br />
■■<br />
<strong>Gas</strong>druckregelung und <strong>Gas</strong>messung<br />
■■<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit und <strong>Gas</strong>verwendung<br />
■■<br />
<strong>Gas</strong>speicher<br />
■■<br />
Handel und Informationstechnologie<br />
■■<br />
DVGW-zertifizierte Unternehmen<br />
Ansprechpartner für den<br />
Eintrag Ihres Unternehmens:<br />
Andrea Schröder<br />
Telefon 089 2035366-77<br />
Telefax 089 2035366-99<br />
E-Mail: schroeder@di-verlag.de
2014<br />
<strong>Gas</strong>transport und <strong>Gas</strong>verteilunG<br />
Marktübersicht<br />
Rohrdurchführungen<br />
Rohre und Rohrleitungszubehör<br />
Armaturen und Zubehör<br />
Armaturen<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
Ihr Kontakt zur Mediaberatung<br />
Andrea Schröder, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-77, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: schroeder@di-verlag.de<br />
Ihr Kontakt zur Anzeigenverwaltung<br />
Eva Feil, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-11, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: feil@di-verlag.de<br />
Oktober 2014<br />
768 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
<strong>Gas</strong>transport und <strong>Gas</strong>verteilunG<br />
2014<br />
Aktiver Korrosionsschutz<br />
Korrosionsschutz<br />
Marktübersicht<br />
Passiver Korrosionsschutz<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 769
2014<br />
<strong>Gas</strong>beschaffenheit und <strong>Gas</strong>verwendunG<br />
Marktübersicht<br />
Filtration<br />
<strong>Gas</strong>aufbereitung<br />
Odorierungskontrolle<br />
<strong>Gas</strong>geräte<br />
BHKW, KWK<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
Ihr Kontakt zur Mediaberatung<br />
Andrea Schröder, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-77, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: schroeder@di-verlag.de<br />
Ihr Kontakt zur Anzeigenverwaltung<br />
Eva Feil, München<br />
Telefon +49 89 203 53 66-11, Telefax +49 89 203 53 66-99, E-Mail: feil@di-verlag.de<br />
Oktober 2014<br />
770 <strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong>
dvGw-zertifizierte unternehmen<br />
2014<br />
Rohrleitungsbau<br />
Filter<br />
Marktübersicht<br />
Oktober 2014<br />
<strong>gwf</strong>-<strong>Gas</strong> <strong>Erdgas</strong> 771
Die Fachzeitschrift<br />
für <strong>Gas</strong>versorgung<br />
und <strong>Gas</strong>wirtschaft<br />
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<strong>gwf</strong> <strong>Gas</strong>/<strong>Erdgas</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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(Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-).<br />
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(Deutschland) / € 210,50 (Ausland).<br />
Alle Preise sind Jahrespreise und verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer. Nur wenn ich nicht bis 8 Wochen<br />
vor Bezugsjahresende kündige, verlängert sich der Bezug zu regulären Konditionen um ein Jahr.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Antwort<br />
Leserservice <strong>gwf</strong><br />
Postfach 91 61<br />
97091 Würzburg<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Branche /Wirtschaftszweig<br />
Telefax<br />
Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur<br />
Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>gwf</strong>, Postfach<br />
9161, 97091 Würzburg.<br />
✘<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
PAGWFG2014<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden,<br />
dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
| INSERENTENVERZEICHNIS |<br />
DVGW e.V., Bonn 701<br />
E.ON Bioerdgas GmbH, Essen 751<br />
ESV Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 699<br />
Ing. Büro Fischer-Uhrig, Berlin 703<br />
Measurement Technology Limited, GB Luton 705<br />
MEORGA GmbH, Nalbach 711<br />
Plasson GmbH, Wesel Am Rhein 707/709<br />
Schütz Meßtechnik GmbH, Lahr, Schwarzwald<br />
Titelseite<br />
WINGAS GmbH & Co. KG, Kassel<br />
4. Umschlagseite<br />
Marktübersicht 767–771<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
www.<strong>gwf</strong>-gas-erdgas.de<br />
3-Monats-<strong>Vorschau</strong><br />
Ausgabe November 2014 Dezember 2014<br />
Anzeigenschluss:<br />
Erscheinungstermin:<br />
16.10.2014<br />
12.11.2014<br />
12.11.2014<br />
09.12.2014<br />
Themen-Schwerpunkt <strong>Gas</strong>wirtschaft / <strong>Gas</strong>handel / Dispatching Rohrnetz /Rohrleitungsbau / Korrosionsschutz<br />
Fachmessen/Fachtagungen/Veranstaltung<br />
(mit erhöhter Auflage und zusätzlicher Verbreitung)<br />
Messe-Special<br />
Oldenburger Rohrleitungsforum<br />
2015<br />
Änderungen vorbehalten
100%<br />
ERDGAS<br />
Um in Sachen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Energieeffizienz passende Lösungen<br />
bieten zu können, denken wir <strong>Erdgas</strong> weiter. Wir stellen uns den permanenten Veränderungen<br />
des Energiemarktes, überprüfen unser Angebot und bauen unser Portfolio konsequent aus.<br />
Mit ebenso flexiblen wie effizienten Produkten schaffen wir Ihnen genau den Freiraum, den<br />
Sie brauchen.<br />
Für diese Sicherheit gibt WINGAS jeden Tag 100 %. In Deutschland. In Europa. Und natürlich<br />
auch in der Zukunft.<br />
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