P.T. MAGAZIN 01/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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40 20 September I Oktober<br />
Gesellschaft<br />
Regional<br />
Kommunalschulden Ost<br />
Kommunalschulden West<br />
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(Quelle: Statistisches Bundesamt, Bertelsmann-Stiftung)<br />
€ je Einwohner<br />
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2 500<br />
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2007<br />
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2003<br />
„Zwei Banken heißen Schuldübernahmebanken,<br />
welche die Aufgabe<br />
haben, mit diesem Teil des Kaufpreises,<br />
der ihnen überlassen worden<br />
ist, 30 Jahre lang im Namen der<br />
Stadt die Leasing-Rate zu bezahlen,<br />
damit diese ihre Anlage auch weiter<br />
benutzen kann. Dann gibt es noch<br />
eine dritte, eine sog. Depotbank,<br />
welche ebenfalls einen Teil dieser<br />
Kaufsumme zur Verwaltung bekommen<br />
hat. Diese soll den Rückkaufpreis<br />
nach 30 Jahren bereitstellen<br />
und an den Investor auszahlen.“<br />
Während der gesamten Laufzeit,<br />
also über Jahrzehnte hinweg, liegen<br />
sämtliche Risiken bei der jeweiligen<br />
Kommune. Dafür hat der Investor<br />
durch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen<br />
in den Verträgen<br />
gesorgt. Schließlich will er ja seine<br />
Leasingraten pünktlich und vollständig<br />
bekommen.<br />
Und deshalb wurde laut Rügemer in<br />
solchen Verträgen vereinbart, „wenn<br />
das sog. Rating, die Bonitätseinstufung,<br />
der drei treuhänderischen<br />
Banken auch nur ein bisschen, also<br />
z. B. von AAA auf A- absinkt, was<br />
noch weit von einer Insolvenz entfernt<br />
ist, die Städte diese Banken<br />
wechseln müssen.“<br />
Und genau das ist beim Platzen<br />
der Spekulationsblase und der anschließenden<br />
Finanzkrise passiert<br />
und zwingt die Städte nun dazu,<br />
mit neuen Banken verhandeln zu<br />
müssen.<br />
Doch damit nicht genug: „Dieselbe<br />
Prozedur bezieht sich auch auf die<br />
Versicherungen, denn die Städte<br />
mussten ihre verkauften Anlagen<br />
gegen Beschädigung, Stillstand etc.<br />
versichern, weil für den Investor<br />
sichergestellt werden muss, dass<br />
diese 30 Jahre lang läuft“, so der<br />
Publizist.<br />
Jetzt wird draufgezahlt<br />
Darüber hinaus verlieren die Städte<br />
während der Vertragslaufzeit die<br />
Verfügungsgewalt über das nun<br />
nicht mehr eigene Hab und Gut.<br />
Rügemer listet Fälle auf, bei denen<br />
die betroffenen Steuerzahler vor<br />
Wut kochen dürften. So wollte z. B.<br />
die Stadt Stuttgart eine neue Brücke<br />
über den Neckar bauen:<br />
„Hier intervenierte der amerikanische<br />
Investor, weil die neue<br />
Brücke ein paar Meter über das<br />
Gelände des Stuttgarter Klärwerks<br />
verlaufen sollte, was dieser gekauft<br />
hatte…Daraufhin musste die Stadt<br />
Stuttgart umplanen, die Brücke<br />
woanders bauen, Zufahrtsstraßen<br />
verlegen, was zu Mehrkosten von<br />
mehreren Millionen geführt hat.“<br />
Beispiel zwei: „Es gibt auch Fälle,<br />
wo öffentliche Verkehrsbetriebe gebrauchte<br />
U-Bahnzüge und Straßenbahnen<br />
nicht nach Polen weiterverkaufen<br />
durften und betriebsbereit<br />
im Depot halten mussten, weil der<br />
Investor den Geschäften nicht zugestimmt<br />
hat.“<br />
Der dritte Fall handelt von einem<br />
typisch ostdeutschen Phänomen.<br />
Hier hatte die Lutherstadt Wittenberg<br />
in Sachsen-Anhalt ihre Kanalisation<br />
veräußert. Schon vorher waren<br />
diese und die dazugehörenden