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P.T. MAGAZIN 01/2009

Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung

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6<br />

Politik<br />

Alles schon vergessen?<br />

In allen Massenmedien wird die Finanz- und Wirtschaftskrise als Versagen des Kapitalismus dargestellt.<br />

Führende Politiker wollen Banken und Betriebe verstaatlichen – als ob es 40 Jahre realsozialistische<br />

Diktatur und Mangelwirtschaft auf deutschem Boden nie gegeben hätte.<br />

(Foto: P.T.-Montage, Wikipedia/GFDL/Cezary Piwowarski)<br />

Seit einigen Monaten verweigern<br />

sich die Banken Deutschlands<br />

gegenseitig Kredite. Denn niemand<br />

weiß, ob der andere noch Leichen<br />

der Subprime-Exzesse im Keller<br />

hat. Niemand weiß, ob der andere<br />

geliehenes Geld zurückzahlen wird.<br />

Niemand traut dem anderen. Das<br />

ist tatsächlich ein Marktversagen.<br />

Hier müssen Staat und Regierung<br />

eingreifen.<br />

Die LINKE frohlockt. „Ist der Kapitalismus<br />

gescheitert?“, fragt Anne<br />

Will. Linksaußen-Politiker von Oskar<br />

Lafontaine über Sarah Wagenknecht<br />

bis Jutta Ditfurth sind gern gesehene<br />

Talkshow-Gäste. Sie sollen<br />

erklären, warum „das System“ versagen<br />

musste. Doch die Ursachen<br />

dieses Marktversagens liegen gerade<br />

nicht im Markt. Sie haben nichts<br />

mit angeblichen Irrwegen angeblicher<br />

Neoliberaler zu tun. Ihre Ursachen<br />

sind staatliche und politische<br />

Arroganz.<br />

Staatseingriffe<br />

Es begann in Amerika. Die viel<br />

gescholtenen großen US-Investmentbanken<br />

sind keineswegs<br />

Produkte des Marktes, sondern<br />

Kinder der Politik. Sie wurden mit<br />

dem Glass-Steagall-Gesetz 1933 als<br />

Reaktion auf die große Depression<br />

„erfunden“. Banken sollten nicht<br />

mehr gleichzeitig im Wertpapierhandel<br />

und im Spar- und Kreditgeschäft<br />

tätig sein.<br />

Fanny Mae und Freddy Mac, die<br />

beiden größten US-Hypothekenbanken,<br />

waren „government sponsored<br />

enterprises“. Ein Drittel ihrer<br />

Vorstandsposten wird direkt vom<br />

US-Präsidenten berufen. Als staatliche<br />

Wettbewerbsverzerrer konnten<br />

sie weltweit Milliarden Dollar billig<br />

einsammeln. Sie setzten den Trend<br />

und finanzierten mehr als die Hälfte<br />

aller US-Immobilienkredite.<br />

Mitte der 90er Jahre drängte der<br />

US-Kongress Fanny Freddy, Hypothekenkredite<br />

mit Null statt der<br />

üblichen 20 Prozent Anzahlung<br />

auszugeben. Er drängte die beiden<br />

„Großen“ dazu, anderen Banken<br />

vermehrt notleidende Immobilienkredite<br />

von Ärmeren, einkommensschwachen<br />

Kreditnehmern<br />

abzukaufen. Bereits 1996 wurden<br />

42 Prozent solcher Kredite angekauft.<br />

Damit entstand der berüchtigte<br />

Subprime-Sektor.<br />

Clintons US-Sozialismus<br />

Mit dem Community-Reinvestment-<br />

Gesetz setzten sich sozialistische<br />

Visionen endgültig im Mutterland<br />

des Kapitalismus durch. Die US-Banken<br />

wurden gezwungen, Ärmere bei<br />

Kreditzusagen nicht zu „diskriminieren“.<br />

Die Federal Reserve, die US-Zentralbank,<br />

begleitete das durch eine<br />

beispiellose Niedrigzinspolitik bis<br />

zum Tiefstand von 1,0 Prozent Mitte<br />

2003. Die natürliche Folge dieser<br />

Staatsdoktrin war das Explodieren<br />

der Kreditvolumina. Am 17. Dezember<br />

2008 wurde der Zinssatz auf Null<br />

bis 0,25 Prozent gesenkt. Wie so oft<br />

in der Geschichte wird versucht, ein<br />

Problem mit denselben Mitteln zu<br />

bekämpfen, die es verursacht haben.<br />

George W. Bush trieb als US-Präsident<br />

die bereits entstandene Immobilien-<br />

und Kreditblase an, als er vom<br />

US-Kongress Mitte 2002 verlangte,<br />

mit einem „aggressiven Programm<br />

(© Statista.org 2008; Quelle: ARD Morgenmagazin)<br />

Wie weit soll Ihrer Meinung nach der<br />

Einfluss des Staates auf Privatbanken reichen,<br />

um künftig finanzkrisen zu verhindern?<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

8%<br />

Vollständige<br />

verstaatlichung<br />

der Banken<br />

1000 Befragte, Infratest dimap<br />

59%<br />

Teilverstaatlichung<br />

der<br />

Banken<br />

28%<br />

Keine Verstaatlichung<br />

der<br />

Banken<br />

Fänden Sie es generell gut, wenn der Staat<br />

wieder stärker in die Wirtschaft<br />

eingreifen würde?<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

59%<br />

39%<br />

2%<br />

Ja Nein Weiß nicht,<br />

keine Angabe<br />

1000 befragte Wahlberechtigte ab 18 Jahre, Infratest dimap<br />

(© Statista.org 2008; Quelle: Infratest dimap)<br />

P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>

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