P.T. MAGAZIN 01/2009
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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20 58<br />
September I Oktober<br />
Innovation<br />
Regional<br />
(Foto: Wolfgang Beisert)<br />
Kampf um<br />
Unabhängigkeit<br />
Energiekrise schürt Run auf Bioenergie<br />
Jühnde - Deutschlands erstes<br />
Bioenergiedorf<br />
20 Prozent ihres gesamten Energiebedarfs<br />
wollen die Regierungschefs der<br />
Europäischen Union bis 2020 durch<br />
erneuerbare Energien decken. Die<br />
regenerativen Energien sollen nicht<br />
nur effizienter, sondern auch weitaus<br />
intensiver genutzt werden. Deshalb<br />
gibt es in Deutschland die Bioenergie-<br />
Regionen.<br />
Das Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
hat den Bundeswettbewerb<br />
„Bioenergie-Regionen“ ausgelobt,<br />
der Regionen ermöglicht, strategisch<br />
Bioenergie zu forcieren und dadurch<br />
mittelständische Betriebe zu fördern.<br />
Ziel ist neben Klimaschutz auch die<br />
Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft<br />
und die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
in hochtechnologisierten und<br />
innovativen Branchen.<br />
Alternativ<br />
Die Energiekosten nehmen einen<br />
immer größeren Anteil der Kalkulation<br />
ein. Darum sind alternative<br />
Konzepte außerhalb von Öl und<br />
Gas gefragt. Die Nutzung biogener<br />
Reststoffe zur Energiegewinnung/<br />
Wärmeerzeugung ist gerade für das<br />
holzverarbeitende Gewerbe und für<br />
die Lebensmittelindustrie eine Alternative.<br />
Was früher Abfall war, wird<br />
jetzt zum wertvollen Energierohstoff.<br />
Erneuerbare Energien deckten 2007<br />
bereits 9,1 Prozent des deutschen<br />
Gesamtenergieverbrauchs. Die<br />
Bioenergie aus Biomasseheizkraftwerken,<br />
Biogasanlagen oder auch<br />
Biokraftstoffen haben dabei mit<br />
Bioenergie-Region<br />
„Thüringer Vogtland“<br />
„Auf dem Weg zur 100%-Region“<br />
Region soll Innovationsmotor für<br />
Bioenergie in Thüringen werden<br />
keine Saison-, sondern Vollarbeit in der<br />
Land- und Forstwirtschaft<br />
Abwanderung der Jugend aus den<br />
Dörfern soll gestoppt werden<br />
71 Prozent den größten Anteil. Von<br />
geschätzten 235 000 Arbeitsplätzen<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien<br />
werden knapp 100 000 allein der<br />
Bioenergie zugerechnet.<br />
Vorzeigeregionen<br />
Symbol des Aufbruchs der Region<br />
im Göttingerland: Bioenergieanlage<br />
in Jühnde. Die Ortschaft ist<br />
Deutschlands erstes Bioenergiedorf,<br />
das seinen Wärmebedarf und den<br />
verbrauchten Strom selbst über nachwachsende<br />
Rohstoffe erzeugt.<br />
„Öl zu verbrennen ist zu einfach, einen<br />
Pullover würde man ja auch nicht einfach<br />
nur verbrennen.“ So appellierte<br />
Prof. Dr. Christian Juckenack, Staatssekretär<br />
im Thüringer Ministerium für<br />
Wirtschaft, Technologie und Arbeit an<br />
die Innovationskraft in einer Bioenergie-Region.<br />
Weiter hob er auf dem<br />
15. Umwelt- und Technologietag in<br />
Gera im November 2008 hervor, dass<br />
die Energieimporte gewachsen seien<br />
und dass die einzige natürliche Energiequelle<br />
in Thüringen die erneuerbare<br />
Energie sei.<br />
Die Bioenergie leistet dabei einen<br />
bedeutenden Beitrag. Pahren-Agrar<br />
aus Zeulenroda ist eine auf hohem<br />
technologischen Stand bestehende<br />
Kooperation von Agrarbetrieben, die<br />
mit dem EMAS-Zertifikat ausgezeichnet<br />
wurde. Mit einer Biogasanlage<br />
mit 340 kW wird die Abwärme u. a.<br />
zur Kühlung der produzierten Milch<br />
verwandt. Die Gülle der Milchkühe<br />
dient der Biogasanlage als Rohstoff.<br />
Thüringen machts<br />
Die Bioenergie-Region „Thüringer<br />
Vogtland“ führt vorhandene kleine<br />
Netzwerke zu einem die Region<br />
umspannenden Netzwerk zusammen.<br />
Daraus folgt eine bessere<br />
Identifizierung und Umsetzung von<br />
Innovationen und der Nutzung weitreichender<br />
Kooperationspotenziale<br />
(z.B. modernisierungsbedürftige<br />
Fernwärmenetze, Erdgasnetze, Handwerks-<br />
und Industriebetriebe diverser<br />
energiebezogener Branchen usw.).<br />
Die Region wird dabei durch die<br />
Agro-Öko-Consult fachlich begleitet.<br />
Ende April 2008 fiel der Startschuss<br />
für die Gründung der Bioenergie-<br />
Region „Thüringer Vogtland.“ Sie baut<br />
auf der Initiative von regionalen Pionieren<br />
auf, die sich schon seit längerer<br />
Zeit mit der Nutzung von Biomasse<br />
und nachwachsenden Rohstoffen<br />
beschäftigen.<br />
Die Wertschöpfungsketten<br />
Die Region „Thüringer Vogtland“, die<br />
die zweite Phase des Wettbewerbs<br />
geschafft hat, ist charakterisiert von<br />
einer starken Landwirtschaft und<br />
einer innovativen mittelständischen<br />
Wirtschaft. Ziel der Region ist die<br />
Etablierung von Wertschöpfungsketten<br />
in der Region. Im Ergebnis einer<br />
Analyse wurden fünf Wertschöpfungsketten<br />
identifiziert:<br />
Landwirtschaftliche Biogaserzeugung<br />
und vielfältige energetische<br />
Nutzung<br />
Anbau und energetische Nutzung<br />
von Holz<br />
Nutzung von biogenen Reststoffen<br />
aus dem Landschaftsschutz sowie<br />
der industriellen Verarbeitung<br />
Anbau, Herstellung und Verwendung<br />
von Pflanzenölkraftstoff<br />
Anbau, Herstellung und Verwendung<br />
biogener Dämmstoffe<br />
…und weiter<br />
Im Frühjahr <strong>2009</strong> will die Initiative<br />
eine von den 25 Regionen sein, die für<br />
drei Jahre insgesamt 400.000 Euro<br />
bekommen, um ihr Konzept umzusetzen.<br />
Bisher wurden neun neue<br />
Pilotprojekte der dezentralen Energienutzung<br />
etabliert.<br />
P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 1/<strong>2009</strong>