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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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Überweisungen aus dem Ausland auf argentinische Konten sind ab 1942 erschwert worden, <strong>die</strong> Zentralbank<br />

fordert vereidigte Erklärungen über den Zweck solcher Transaktionen, viele Mitwisser hätten eingeweiht<br />

werden müssen.<br />

Nur Geld, das bereits in Südamerika lagert <strong>und</strong> nicht erst dorthin transportiert werden muss, wird versteckt. Die<br />

Deutsche Bank weist vor Kriegsende ihre argentinische Tochtergesellschaft, <strong>die</strong> Banco Alemán Transatlántico,<br />

an, ihr Peso-Konto auf <strong>die</strong> Gesellschaft »Cia. Argentina de Mandatos S.A.« in Buenos Aires zu übertragen. Und<br />

<strong>die</strong> seit Jahren in <strong>Argentinien</strong> lebenden Nazis – organisiert im »Gau Ausland« – übertragen rechtzeitig<br />

Eigentum auf Strohmänner, um einer Beschlagnahmung zu entgehen. Aber es sind – nach dem bisherigen<br />

Material – wenige Transaktionen. Und meist gehen sie nach hinten los. Dieses Eigentum wird – trotz seiner<br />

Übertragung auf Dritte – nach 1945 beschlagnahmt oder <strong>die</strong> Strohmänner werden legale Besitzer. 23<br />

Auch <strong>die</strong> Verwandlung der Tochtergesellschaften in eigenständige Firmen funktioniert nicht wirklich. Thyssen<br />

gründet während des Krieges fünfzehn Scheinfirmen, Crefin AG, Tungar etc., Siemens überträgt seine Aktien<br />

an zwei Schweizer Holdings.<br />

Politisch gilt <strong>Argentinien</strong> als unstabil. Dort herrscht eine Militärdiktatur, zwar deutschfre<strong>und</strong>lich, aber der starke<br />

Mann, Juan Domingo Perón, ist alles andere als Vertrauen einflößend.<br />

Péron ist 1943 zum Arbeitsminister der Militärjunta ernannt worden. Seine arbeiterfre<strong>und</strong>lichen Dekrete<br />

erobern <strong>die</strong> Herzen der Armen. Seine Frau »Evita« ist Fürsprecherin der »Descamisados«, der Hemdlosen. Sie<br />

wird vom Volk verehrt, von der Oligarchie wegen ihrer einfachen Herkunft <strong>und</strong> aufrührerischen Reden<br />

verachtet. Als Perón 1945 abgesetzt wird, ruft Evita zum Widerstand auf, <strong>und</strong> Proteste legen Buenos Aires<br />

lahm. Perón kehrt zurück <strong>und</strong> wird ein Jahr später mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Erst ab <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt wird <strong>die</strong> innenpolitische Situation stabiler. Aber bis zur Anlage von Kapital »dunkler Herkunft« <strong>und</strong><br />

der organisierten Aufnahme von Nazis wird noch viel Wasser den Rio de la Plata hinunterfließen.<br />

4. Das Gentlemen‘s Agreement: Maschinen <strong>und</strong> Nazis<br />

Wie in anderen Chefetagen der deutschen Industrie rechnet man auch in Untertürkheim schon lange vor<br />

Kriegsschluss nicht mehr mit einem Sieg. Im April 1944 gründet der Vorstand einen »Führungsstab« mit<br />

einigen leitenden Angestellten, <strong>die</strong> zuvor aus »rassenpolitischen« Gründen diskriminiert worden sind. Sie sollen<br />

dem Konzern über <strong>die</strong> Nachkriegsturbulenzen helfen <strong>und</strong> dem Dreizack das Image eines harmlosen Autobauers<br />

verschaffen. 24<br />

Die wichtigsten Maschinen müssen in Sicherheit gebracht werden, geheimes Know-how <strong>und</strong> <strong>die</strong> Männer, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong>ses Know-how anwenden können. Und natürlich, an erster Stelle, Kapital. »Reserven« werden beiseite<br />

gelegt, verrät <strong>die</strong> offizielle Firmengeschichte, aber sie verschweigt, wo <strong>und</strong> wie Maschinen <strong>und</strong> Kapital vor dem<br />

Zugriff der künftigen Sieger versteckt werden.<br />

»Als <strong>die</strong> militärische Lage immer aussichtsloser wurde, verfügte <strong>die</strong> Unternehmensleitung Mitte August 44<br />

einen vorläufigen Investitionsstopp. In den letzten Kriegsmonaten zielte das Finanzverhalten des Unternehmens<br />

darauf, das Kapital möglichst flüssig zu halten, <strong>die</strong> Ausgaben auf das Nötigste zu beschränken <strong>und</strong> Reserven für<br />

einen umgehenden Wiederaufbau nach Kriegsende zu bilden.« 25<br />

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