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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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Seine Behauptung kann nicht der Wahrheit entsprechen. Er selbst verwaltete riesige Bargeldmengen. Auf sein<br />

privates Konto bei der Banco de la Nación <strong>und</strong> der Banco de la Provincia de Buenos Aires zahlte er<br />

astronomische Summen bar ein. Zum Beispiel am 16. Januar 1952 den Betrag von 200.000 Pesos, eine Woche<br />

vorher 85.000 Pesos, <strong>und</strong> so weiter. Über sein Konto laufen Millionen. Cash.<br />

Tatsache ist auch, dass sich in den Firmenunterlagen <strong>und</strong> den Zeugenaussagen keine Belege oder Erklärungen<br />

finden, dass <strong>die</strong>ses Kapital über Banküberweisungen ins Land kommt <strong>und</strong> legal getauscht wird. Im Gegenteil:<br />

Es befinden sich dort <strong>die</strong> Kontoauszüge der Investa S.A., aus denen hervorgeht, dass der <strong>Daimler</strong>-Repräsentant<br />

von Korff Millionen bar einzahlt, mit denen dann, noch am selben Tag, Aktienpakete gekauft <strong>und</strong> dem<br />

Imperium einverleibt werden. Diese US-Dollars sind nicht vom Himmel gefallen. Sie müssen auf irgendeine<br />

Weise an den Rio de la Plata gekommen <strong>und</strong> von irgendjemandem in Pesos getauscht worden sein. Ein legaler<br />

Kapitaltransfer hätte über <strong>die</strong> Zentralbank laufen müssen. Er lief aber nachweislich nicht über <strong>die</strong> Zentralbank,<br />

<strong>und</strong> trotzdem verfügten Antonio <strong>und</strong> seine <strong>Daimler</strong>fre<strong>und</strong>e über Millionen, wie aus den Kontoauszügen<br />

hervorgeht.<br />

Untertürkheim schickt an Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina Rechnungen für erfolgte Lieferungen in harter Währung,<br />

im Allgemeinen in US-Dollars. Um sie zu begleichen, zahlt MBA der Zentralbank in Buenos Aires den Betrag<br />

in Pesos. Es gibt unterschiedliche Angaben, wie viele Fahrzeuge mit dem Stern nach Buenos Aires exportiert<br />

wurden. Ein Dokument der Untersuchungskommission spricht von 7.817 Fahrzeugen bis 1953 77 , Taxis,<br />

Privatlimousinen, Krankenwagen, Omnibusse. Dazu kommen 1.200 als »Traktoren« getarnte Unimogs. 78<br />

Die Unterlagen sind unvollständig, es sind vermutlich viel mehr Fahrzeuge. Die Wagen aus Stuttgart sind<br />

Marktführer. Im Juli 1954 kommen weitere 3.000 Taxis aus der 170er-Reihe. »Der Import ist genehmigt, ohne<br />

Devisen-Gebrauch«, schreibt Direktor Timmermann an <strong>die</strong> Banco de la Nación, »<strong>die</strong> Taxis kommen in<br />

Einzelteilen <strong>und</strong> ohne Bereifung, <strong>und</strong> wir schrauben sie in unserer Montagehalle in San Martín zusammen.« 79<br />

Der MBA-Direktor beschreibt <strong>die</strong> Zahlungsmodalitäten:<br />

»Um den deutschen Exporteur zu bezahlen, hat <strong>die</strong>se Firma bei der argentinischen Zentralbank <strong>die</strong> Abtretung<br />

von Devisen beantragt, gemäß des Vermerkes Nummer 1563. Sobald <strong>die</strong>ser Antrag genehmigt ist, muss <strong>die</strong><br />

Firma der Zentralbank <strong>die</strong>sen Betrag in Pesos überweisen, zu einem Kurs von 21 Pesos pro Dollar.« 80<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt liegt der Parallelkurs bei knapp 30 Pesos pro Dollar. Ein gutes Geschäft für jemanden, der<br />

über Bargeld verfügt, das er schwarz tauscht. Ein schlechtes Geschäft für <strong>die</strong> Zentralbank.<br />

Damit nicht genug. Bei einigen Abrechnungen stellt <strong>die</strong> Zentralbank nicht einmal den offiziellen Wechselkurs<br />

in Rechnung, wie aus einem MBA-Schreiben an das Finanzamt hervorgeht. Darin geht es um <strong>Daimler</strong>-<br />

Lieferungen an <strong>die</strong> Stiftung Eva Perón, Omnibusse <strong>und</strong> Ambulanzfahrzeuge. Ihr Umfang beträgt 3,2 Millionen<br />

US-Dollar. Dafür zahlt MBA an <strong>die</strong> Zentralbank den Gegenwert in Pesos zu einem Kurs, der bei<br />

Unterzeichnung des Deutsch-Argentinischen Handelsabkommens gültig ist: ein Dollar gleich 7,5 Pesos 81 . Das<br />

ergibt 24 Millionen Pesos. Legt man den Schwarzmarktkurs 82 von 26,50 Pesos zugr<strong>und</strong>e, der zum Zeitpunkt der<br />

Lieferung [August 1954] gilt, dann verliert der argentinische Staat Millionen. Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG streichen Riesengewinne ein. Die Zentralbank zahlt für <strong>die</strong> Fahrzeuge an <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> 3,2<br />

Millionen Dollar, wie es in der Rechnung steht. Die argentinische Käuferin – MBA – zahlt an <strong>die</strong> Zentralbank<br />

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