Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...
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Investa S.A. wird Hauptinstrument der Geldwäsche in der Pampa, geleitet von Binder <strong>und</strong> von Korff. 103 Baron<br />
Arnt von Korff, NSDAP-Mitglied seit dem 1. Mai 1933, war 1943 <strong>die</strong> Prokura für <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> erteilt worden<br />
– ein »neuer Ansporn« schrieb damals das Unternehmen <strong>und</strong> grüßte mit »Heil Hitler«. 104<br />
Das Anfangskapital Investas beträgt acht Millionen Pesos, Antonio hält fast <strong>die</strong> Hälfte. Bis auf <strong>die</strong> 2,4<br />
Millionen im Besitz von Korffs befindet sich der Rest in den Händen der bekannten Strohmänner, Gómez,<br />
Timmermann, Amboldi, Roig, López Santiso, Rubín, Rubén Antonio, Romero. Plötzlich wird das Kapital um<br />
32 Millionen erhöht, <strong>und</strong> <strong>die</strong> stammen vom Lateinamerikabeauftragten von Korff. Keiner der Aktionäre kauft<br />
mit eigenem Geld, geben sie später zu. Wirkliche Eigentümerin ist <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG.<br />
Ab 1953 ergießt sich ein warmer Geldregen auf <strong>die</strong> Investa-Konten, eingezahlt in bar von Baron von Korff.<br />
Immobilien im großen Stil sowie Aktien anderer Firmen werden erworben (Suranor S.A., Fahr S.A., Talleres<br />
Guëmes, Deutz S.A., Banco Continental, Inyecto Magnet S.A. <strong>und</strong> andere) sowie Hypothekenkredite vergeben.<br />
Zu keinem Zeitpunkt wird <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG den Ursprung <strong>die</strong>ses Bargeld-Segens erklären. Aber <strong>die</strong><br />
Herren aus dem Vorstand beginnen eine rege Reisetätigkeit. Im SAS-Flug Nr. SK 955 von Montevideo nach<br />
Buenos Aires fliegen Baron von Korff, Könecke <strong>und</strong> Wychodil am 27. April 1953 höchstpersönlich ein.<br />
Montevideo, <strong>die</strong> Hauptstadt der »Schweiz Amerikas«, gilt als sicherer Finanzplatz, an dem <strong>die</strong> argentinische<br />
Währung zum Parallelkurs getauscht wird. Als das Trio am Zoll in Buenos Aires nach einer Referenz gefragt<br />
wird, gibt es an: »Jorge Antonio«. Das reicht.<br />
Später legt <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG eine Bestätigung des B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft vor 105 , wonach sie<br />
insgesamt 3,9 Millionen US-Dollar nach <strong>Argentinien</strong> ausgeführt habe, in Form von Sachwerten <strong>und</strong> in Form<br />
von Verrechnung aus Lizenzgebühren. Mit anderen Worten: Ab 1950, in sechs Jahren realer<br />
Investitionstätigkeit, hat <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG auf legalem Weg keine entsprechenden Kapitalüberweisungen<br />
nach <strong>Argentinien</strong> getätigt. Bis zum September 1955 hat Jorge Antonio aber im Auftrag des Untertürkheimer<br />
Unternehmens ein Imperium von 100 Millionen Dollar verwaltet. Dies ist nur durch einen Kapital-Transport zu<br />
erklären, der auf nicht-legalem Wege erfolgt ist. Die Kontobewegungen von Investa S.A. bei der Banco de la<br />
Provincia de Buenos Aires sprechen eine deutliche Sprache. Auszug:<br />
5.11.54: Einzahlung Baron von Korff, +4.550.000 Pesos<br />
5.11.54: Erwerb von Aktien der Firma Suranor AG, –4.500.000 Pesos<br />
3.1.55: Einzahlung verschiedener Aktieninhaber, +4.000.000 Pesos<br />
7.1.55: Einzahlung von Korff, +5.300.000 Pesos<br />
10.1.55: Erwerb von Aktien Talleres Guëmes, –9.300.000 Pesos.<br />
Der Kauf <strong>die</strong>ser Aktienpakete beinhaltet <strong>die</strong> Übernahme einer in Konkurs befindlichen Aktiengesellschaft, <strong>die</strong><br />
ab <strong>die</strong>sem Zeitpunkt als Scheinfirma von <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong>, mit den Strohmännern Antonios, auftritt. Mehrere<br />
Male erscheinen in den Kontoauszügen Millionenkredite von Deutz. Am 9. August 1955 kauft Investa S.A. mit<br />
der Bareinzahlung von Korffs <strong>und</strong> Deutz-Geldern Aktien der Firma Fahr S.A. in Höhe von 10 Millionen Pesos.<br />
Im Handumdrehen werden fünfzig Aktiengesellschaften dem Antonio-Imperium einverleibt.<br />
Ein Beispiel: Die Bergbaufirma COAR war 1942 mit einem Kapital von 60.000 Pesos gegründet worden, kam<br />
aber nie auf <strong>die</strong> Beine. Auch <strong>die</strong> Kapitalerhöhung vom April 1950 rettet das Unternehmen nicht vor dem<br />
Bankrott. Im Februar 1952 übernimmt MBA das Ruder. Der gesamte Vorstand wird ausgetauscht, <strong>die</strong> Antonio-<br />
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