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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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Nur auf dem Papier investiert Fahr zwei Millionen Pesos. Ein Drittel des Gesellschaftskapitals halten ihre<br />

Treuhänder Juan Kleiner <strong>und</strong> Walther Schumacher. Das Geld für den Kauf <strong>die</strong>ser Anteile, geben sie später zu<br />

Protokoll, stellt ihnen Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina zur Verfügung 114 , <strong>die</strong> Kanzlei Coire hat <strong>die</strong> Details geregelt.<br />

Sie, <strong>die</strong> Vertreter der Maschinenfabrik Fahr AG, seien von den Firmeninhabern Jorge Fahr <strong>und</strong> Wilfried Fahr<br />

darum gebeten worden. Coire begründet: »Wegen der Gesetze der militärischen Besatzungsmacht konnte keine<br />

deutsche Firma im Ausland Anteile an Gesellschaften erwerben.« 115<br />

Das deutsche Mutterhaus investiert in Form von Werkzeugen, Einrichtungsgegenständen <strong>und</strong> Maschinen. Das<br />

Kapital kommt von der Schweizer Konnex AG. Fahr widmet sich der Landwirtschaft, dem Straßenbau <strong>und</strong> vor<br />

allem dem Export von Traktoren. Kredite für <strong>die</strong> Bezahlung <strong>die</strong>ser Traktoren werden bei der »Banco de la<br />

Nación« in Buenos Aires aufgenommen, <strong>die</strong> Zentralbank hat das Geschäft genehmigt, gezahlt wird an <strong>die</strong><br />

Oberrheinische Bank in Freiburg in CAAO-Dollars. 116<br />

Nach wenigen Monaten wird <strong>die</strong> GmbH eine Aktiengesellschaft, an der <strong>die</strong> von MBA kontrollierte<br />

Finanzierungsgesellschaft Investa S.A. <strong>die</strong> meisten Anteile hält. Vertraglich wird festgelegt, dass <strong>die</strong><br />

»Kommission« an <strong>die</strong> argentinischen Aktienbesitzer, das heißt an Jorge Antonio, auf ein Konto bei der Rhein-<br />

Main-Bank in Frankfurt zu zahlen ist. Davon hängt <strong>die</strong> Bewilligung des Antrags für <strong>die</strong> Maschinenlieferung<br />

ab. 117<br />

Den Ermittlungsbehörden liegt <strong>die</strong> Kopie eines gleichlautenden Vertrags zwischen der deutschen Fahr AG <strong>und</strong><br />

der Schweizer Konnex AG vor, mit dem Unterschied, dass dort der Begünstigte nicht »Jorge Antonio«, sondern<br />

gleich <strong>die</strong> Konnex AG in Zürich ist. Das Geld wird auf dem Konto der Konnex AG in Singen eingezahlt <strong>und</strong><br />

automatisch an <strong>die</strong> Maschinenfabrik überwiesen. Das Dreieck ist komplett. Das Kapital ist repatriiert, heim ins<br />

Reich geholt.<br />

Oder: Klöckner, Humboldt & Deutz. Das deutsche Traditionsunternehmen mit Sitz in Köln beschreibt <strong>die</strong><br />

Situation nach dem Zweiten Weltkrieg auf seiner Website so: Im Winter 1944/45 waren durch Bombar<strong>die</strong>rung<br />

drei Viertel der Fabriken <strong>und</strong> der Maschinen zerstört. An eine Produktion war vorerst nicht zu denken, Kredite<br />

für den Wiederaufbau <strong>und</strong> selbst <strong>die</strong> nötigen Geräte <strong>und</strong> Rohstoffe waren in weiter Ferne.<br />

KHD erhält <strong>die</strong> Genehmigung zum Bau von 500 Traktoren, für <strong>die</strong> ein Absatzmarkt gesucht wird. Was liegt<br />

also näher, als im Agrarland <strong>Argentinien</strong> nach Käufern zu suchen, dort wo <strong>die</strong> Firma schon seit über 50 Jahren<br />

vertreten ist? Doch der Export ist unmöglich, Waren von KHD werden im Hafen von Buenos Aires<br />

beschlagnahmt. Das Unternehmen ist seit 1945 »Feindeigentum« <strong>und</strong> untersteht der Verwaltung der Behörde<br />

DINIE. Klöckner kann nicht als Klöckner auftreten. Die Verhandlungen über <strong>die</strong> Rückgabe der Firmen zögern<br />

sich heraus. DINIE prüft bürokratisch Fall für Fall <strong>und</strong> entscheidet, welche Firma an <strong>die</strong> Vorbesitzer<br />

zurückgegeben wird <strong>und</strong> welche nicht. Ausschlaggebend ist <strong>die</strong> Frage, ob ihre Tätigkeit für <strong>die</strong> argentinische<br />

Wirtschaft notwendig oder entbehrlich ist. Es ist erklärte peronistische Politik, eine nationale Industrie<br />

aufzubauen, um Importe zu ersetzen. Eine Parfumfabrik wird als »entbehrlich« angesehen, <strong>die</strong> Firmen 4711 <strong>und</strong><br />

Beiersdorf nicht an <strong>die</strong> Vorbesitzer übergeben. Andere Unternehmen, <strong>die</strong> Waren herstellen, <strong>die</strong> argentinische<br />

Firmen nicht produzieren, haben mehr Glück. Siemens etwa. Auch an einer Traktorenfabrik besteht Interesse,<br />

an der Fabrik, nicht am Import, was <strong>die</strong> Deutschen wollen.<br />

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