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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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dem Nichts in seinen produktiven Kreislauf zu befördern, selbst wenn <strong>die</strong> politischen Rahmenbedingungen<br />

günstig sind. Und sie sind günstig: in Bonn, Washington, Buenos Aires <strong>und</strong> Zürich.<br />

Ungünstig sind <strong>die</strong> finanztechnischen Rahmenbedingungen. Der Neoliberalismus hat noch lange nicht seinen<br />

Siegeszug angetreten, <strong>die</strong> Wirtschaft ist der politischen Macht unterworfen. Ende der vierziger Jahre werden<br />

internationale Kapitalströme scharf kontrolliert. Gerade erst hat <strong>die</strong> Konferenz in Bretton Woods beschlossen,<br />

Währungen, Wechselkurse <strong>und</strong> Finanzströme einer rigiden staatlichen <strong>und</strong> zwischenstaatlichen Kontrolle zu<br />

unterwerfen. In der B<strong>und</strong>esrepublik herrschen noch viele Jahre Devisenbewirtschaftung <strong>und</strong> Probleme bei der<br />

Gewinnrückführung.<br />

In <strong>Argentinien</strong> ist der gesamte Außenhandel verstaatlicht. Nur <strong>die</strong> Zentralbank in Buenos Aires ist ermächtigt,<br />

Dollarbeträge zu empfangen <strong>und</strong> ins Ausland zu überweisen. Wer Dollars aus dem Ausland – etwa für erfolgte<br />

Exporte – bekommt, wird von der Zentralbank mit Pesos bezahlt, zum offiziellen Kurs. Und der ist sehr viel<br />

geringer als der Schwarzmarkt-Kurs, der »Cambio en Montevideo«. Auf der anderen Seite des Rio de la Plata,<br />

in der uruguayischen Hauptstadt, werden argentinische Pesos zum Parallelkurs gehandelt. Aber auch in<br />

Uruguay werden internationale Finanztransaktionen kontrolliert. Dies ändert sich erst Jahre später.<br />

Ludwig Erhard schreitet zur Tat. Die Männer seines Vertrauens am Rio de la Plata sind Jorge Antonio <strong>und</strong><br />

Germán Timmermann. Timmermann, gebürtiger Argentinier mit deutschen Vorfahren, ist Karrierediplomat,<br />

promovierter Wirtschaftswissenschaftler <strong>und</strong> Hochschullehrer. Dank <strong>die</strong>ser fachlichen Qualifikation hat ihn<br />

Perón im August 1949 als Finanzattaché an das Konsulat nach Frankfurt am Main geschickt, um das erste<br />

Handelsabkommen unter Dach <strong>und</strong> Fach zu bringen. Erhard unterzeichnet das CAAO (Convenio Argentino<br />

Alemania Occidental) am 31. Juli 1950. Wenige Wochen nach dem Handschlag der Gentlemen in<br />

Untertürkheim.<br />

Wichtiger als das Abkommen CAAO ist sein Anhang über Zahlungsmodalitäten. Laut Artikel II wird bei der<br />

argentinischen Zentralbank auf den Namen der Bank Deutscher Länder (Vorläuferin der Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbank) ein Girokonto in US-Dollars eingerichtet, auf das keine Zinsen gezahlt werden. Was <strong>Argentinien</strong><br />

an deutsche Unternehmen für erfolgte Exporte zahlen muss, wird auf <strong>die</strong>ses Konto eingezahlt. Deutsche<br />

Unternehmen zahlen für ihre Importe aus <strong>Argentinien</strong> den Rechnungsbetrag ebenfalls auf <strong>die</strong>ses Konto ein.<br />

Erklärte Absicht ist eine ausgeglichene Handelsbilanz: So viel, wie exportiert wird, soll auch importiert werden.<br />

Weist das Konto ein Defizit von über 31 Millionen Dollar aus, muss der Schuldner den Betrag in New York<br />

ausleihen <strong>und</strong> auf das Konto einzahlen.<br />

Harmlos liest sich <strong>die</strong> Einführung einer künstlichen Währung, des »CAAO-Dollars«. Er gilt nur für den<br />

Handelsaustausch zwischen <strong>Argentinien</strong> <strong>und</strong> Deutschland <strong>und</strong> hat den Wechselkurs des Tages, an dem das<br />

Abkommen unterzeichnet wurde: 7,5 Pesos für einen US-Dollar. Innerhalb von wenigen Jahren steigen sowohl<br />

der offizielle wie auch der Parallelkurs des Pesos gewaltig, der CAAO-Dollar bleibt bei 7,5 Pesos, dem Kurs<br />

des Jahres 1950, stehen. Ein gewaltiger Vorteil für einen argentinischen Importeur, wenn er <strong>die</strong>sen Wechselkurs<br />

für <strong>die</strong> Begleichung seiner Einfuhren aus Deutschland zugr<strong>und</strong>e legen kann.<br />

Auf argentinischer Seite zieht Jorge Antonio <strong>die</strong> Fäden. Er ist seit Anfang der vierziger Jahre, als er als<br />

Krankenpfleger im Militärhospital arbeitet, mit Perón befre<strong>und</strong>et. Die beiden verbindet der gemeinsame Traum,<br />

<strong>Argentinien</strong> in einen Industriestaat zu verwandeln. Bis zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt exportiert <strong>Argentinien</strong><br />

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