Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...
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Die Finanzierungsgesellschaft der <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG – Investa S.A. – erwirbt Ende Juli 1954 Aktien an Deutz<br />
S.A. in einem Wert von 4,7 Millionen Pesos. Ein Jahr später wechseln <strong>die</strong> Deutz-Aktien noch einmal den<br />
Besitzer. Sie gehen direkt an Jorge Antonio <strong>und</strong> <strong>die</strong> deutschen Vertreter von Klöckner, Humboldt & Deutz,<br />
Ernesto Schwarzböck, Jürgen Koch <strong>und</strong> Heinrich Jakopp.<br />
Kaum voran geht es mit dem Plan Antonios, auf dem Gelände in González Catán eine Lastwagenfabrik zu<br />
errichten. Die Deutschen spielen auf Zeit <strong>und</strong> haben einen Stufenplan vorgelegt. Zunächst sollen 100 Prozent<br />
der Fahrzeuge importiert werden. Sie kommen fertig oder als Fahrgestell mit Einzelteilen, <strong>die</strong> montiert werden.<br />
Technologietransfer findet in <strong>die</strong>ser Phase nicht statt. Innerhalb von vier Jahren will Antonio neunzig Prozent<br />
selbst herstellen <strong>und</strong> nur ein Zehntel importieren. Die Investitionskosten soll <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG aufbringen.<br />
So steht es in seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss.<br />
Zunächst werden für den Bau bei lokalen Banken Kredite aufgenommen, 30 Millionen Pesos bei der Banco<br />
Industrial. 120 Die hauseigenen Firmen SIADA S.A. <strong>und</strong> Mecánica Rural S.A. haben für 20 Millionen Pesos in<br />
González Catán, 43,5 Kilometer von Buenos Aires entfernt, ein Gelände gekauft. Dort wird nur montiert, auf<br />
der grünen Wiese, erinnern sich Arbeiter der Anfangsjahre. Nicht einmal Stromleitungen gibt es in der Gegend,<br />
<strong>die</strong> Eisenbahn soll später gebaut werden, hat Perón versprochen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Arbeitersiedlungen sind erst in<br />
Planung.<br />
Die erste Stromversorgung entsteht – zusammengeflickt – aus vier U-Boot-Motoren, erinnert sich einer der<br />
früheren Arbeiter. 121 Wie <strong>die</strong> dorthin gelangt sind, weiß er nicht. Auch Jorge Antonio erinnert sich dunkel an<br />
<strong>die</strong>se Motoren, kann oder will <strong>die</strong> Frage nach ihrer Herkunft nicht beantworten. Möglich sind zwei Erklärungen:<br />
Entweder sind doch mehr als <strong>die</strong> beiden bekannten U-Boote vor oder unmittelbar nach Kriegsende nach<br />
<strong>Argentinien</strong> gekommen, <strong>die</strong> in verwertbare Einzelteile zerlegt wurden. Möglich ist auch, dass in Europa<br />
deutsche U-Boote nach Kriegsende verschrottet <strong>und</strong> verkauft wurden.<br />
Die Fabrik in González Catán wird 1961 <strong>die</strong> Produktion aufnehmen. Doch sieben Jahre vorher, im April 1954,<br />
fliegt zur Einweihung des fabrikeigenen Elektrizitätswerkes der Obergeldwäscher aus der B<strong>und</strong>esrepublik ein:<br />
Ludwig Erhard. Jorge Antonio sieht seinen Traum greifbar nahe. Präsente werden überreicht, Perón ein Besuch<br />
abgestattet. Die MBA-Aktionärsversammlung feiert im April 1955 den Erfolg. Anwesend sind Jorge Kawabatta<br />
für Jorge Antonio, Atilio Gómez, Germán Timmermann, César Rubín, Pedro Adolfo de Elías für Baron Arnt<br />
von Korff, Friedrich Karl Binder <strong>und</strong> Francisco Coire.<br />
Die Rechnung ist aufgegangen.<br />
8. Jorge Antonio hat seine Schuldigkeit getan<br />
Die Weltlage ist um Umschwung. Der Koreakrieg ist zu Ende, <strong>die</strong> Gefahr eines dritten Weltkrieges wird<br />
geringer, es beginnt der »Kalte Krieg«. Die Supermächte haben <strong>die</strong> Wirren der Nachkriegszeit im eigenen Land<br />
<strong>und</strong> vor der Haustür im Griff <strong>und</strong> beginnen wieder, als Weltpolizisten aufzutreten. Die Rohstoffpreise verfallen.<br />
Was <strong>die</strong> Entwicklungsländer importieren, wird teurer, ihre Exporte billiger. So beginnt der Abstieg<br />
<strong>Argentinien</strong>s. So sinkt der politische Stern von Juan Domingo Perón.<br />
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