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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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folgenden Tag mit dem Betrag Aktiengesellschaften gekauft hat. <strong>Von</strong> Korff erklärt <strong>die</strong>se Bar-Einzahlungen<br />

nicht. Den Ermittlern geht es nicht um <strong>die</strong> Aufklärung eines länderübergreifenden Verbrechens – das laut<br />

Zeugenaussagen von einem multinationalen Unternehmen in Komplizenschaft mit der deutschen<br />

B<strong>und</strong>esregierung eingefädelt worden ist. Die »Nationale Junta zur Wiedererlangung der öffentlichen<br />

Besitztümer« sammelt lediglich Beweise gegen Antonio <strong>und</strong> Perón, um den Militärputsch zu legitimieren. Laut<br />

ihrem Abschlussbericht soll Perón Vermögenswerte von 700 Millionen US-Dollar gestohlen haben. 135 Unklar<br />

ist, wo <strong>die</strong>se 700 Millionen Dollar geblieben sind.<br />

Unbestritten ist, dass es in der ersten Perón-Regierung Korruption in großem Stil gab, in der Partei, den<br />

Gewerkschaften, der Armee, der Justiz. Aber sind wirklich, wie <strong>die</strong> Junta später behauptet, dreistellige<br />

Millionenbeträge auf den Konten des Obersten Parteiführers persönlich gelandet? Zweifel sind angebracht.<br />

Perón soll für seine schützende Hand über <strong>die</strong> »alten Kameraden« harte Währung kassiert haben, heißt es in<br />

Presseveröffentlichungen. Seine Frau Eva soll bei ihrer Europareise 1947 grünes Licht für <strong>die</strong>se<br />

Fluchtbewegungen gegeben <strong>und</strong> das Geld auf ihren Schweizer Bankkonten deponiert haben. Trotz intensiver<br />

Recherchen tauchen <strong>die</strong>se Konten nie auf.<br />

Jorge Antonio bestreitet <strong>die</strong> Existenz der Schweizer Bankkonten Peróns. In seinen Augen wollte Eva Perón in<br />

der Schweiz das Terrain für <strong>die</strong> Anwerbung von Technikern son<strong>die</strong>ren. »Headhunting« würde man heute sagen.<br />

Was er nicht sagt, aber was wahrscheinlich ist, dass zu <strong>die</strong>sem Zweck, der Anwerbung von Fachleuten,<br />

Geldmittel in der Schweiz lagerten, auf welche <strong>die</strong> First Lady Zugriff hatte – für den Fall, dass <strong>die</strong>sen<br />

Fachleuten <strong>die</strong> Ausreise versüßt werden musste. Doch zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt – 1947 – sind <strong>die</strong> meisten deutschen<br />

»Spezialisten« noch in Wartestellung <strong>und</strong> hoffen, nach dem Abzug der Siegermächte wieder <strong>die</strong> Macht zu<br />

übernehmen. Antonio:<br />

»Wir wollten <strong>Argentinien</strong> industrialisieren. Wir hatten Kapital <strong>und</strong> Lebensmittel für den Export <strong>und</strong> wollten<br />

Maschinen <strong>und</strong> Experten importieren. Und Deutschland brauchte Kapital <strong>und</strong> Lebensmittel <strong>und</strong> wollte<br />

Maschinen <strong>und</strong> Experten exportieren.«<br />

Unmengen von Papier trägt <strong>die</strong> »Kommission 11« in jahrelanger Ermittlungsarbeit zusammen, doch ihre<br />

Ergebnisse sind mager. Sie legt keine Beweise für <strong>die</strong> 700 Millionen Dollar vor, <strong>die</strong> in Peróns Taschen gelandet<br />

sein sollen. In ihren Akten befindet sich ein vertraulicher, nicht unterschriebener Vermerk vom 3. September<br />

1957. Danach hat der Zwangsverwalter im Archiv von Mercedes <strong>Benz</strong> S.A. Belege über <strong>die</strong> Lieferung von vier<br />

Fahrzeugen an Perón gef<strong>und</strong>en, wobei unklar ist, wofür <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> welchen Umstandes <strong>die</strong> Überlassung<br />

<strong>die</strong>ser Fahrzeuge erfolgte. Unter anderem handelt es sich um einen Mercedes 300 S, Coupé, Luxus-Sport, der<br />

am 8. Januar 1952 mit Wechselkurs-Genehmigung importiert wurde. Dieses Auto habe Perón später dem<br />

Studenten Oscar Rafael Sánchez Carrie für seine »sportlichen Leistungen« übertragen. Der wiederum habe das<br />

Auto weiterverkauft an eine Person, <strong>die</strong> bereits ein anderes Mercedes-Fahrzeug besaß, das unter ungeklärten<br />

Umständen eingeführt wurde. Worin das konkrete Delikt besteht, verrät der Vermerk nicht. Vielleicht handelte<br />

es sich bei dem Luxus-Coupé um denselben Wagen, der bei einem Basketballwettbewerb an den besten Spieler<br />

ging, wie von Korff in seinem Reisebericht erwähnte. 136<br />

Germán Timmermann hat Antonio von erster St<strong>und</strong>e an bei seinen Geschäften beraten, er gehört zu den<br />

Gründern von Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina. Zwölf Tage sitzt er in Haft, seine Frau Elsa fürchtet das Schlimmste.<br />

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