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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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werden. <strong>Von</strong> den h<strong>und</strong>ert PKW müssen vierzig an Taxiunternehmen, dreißig an das Industrieministerium<br />

abgegeben werden. Die restlichen dreißig kann Aguirre, Mastro <strong>und</strong> Cía. frei verkaufen. Haspel willigt ein.<br />

Ein »Gentlemen‘s Agreement« wird geschlossen. 36 In <strong>Argentinien</strong> soll Mercedes <strong>Benz</strong> gegründet werden.<br />

Geplant ist eine Lastwagenfabrik, sofort begonnen wird mit dem Export von Fahrzeugen. <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong><br />

beteiligt sich mit einem Drittel am Kapital, »sobald <strong>die</strong> gesetzlichen Möglichkeiten gegeben sind«, wie es<br />

vornehm ausgedrückt wird. 37 Bis zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt wird der <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong>-Anteil von einem Treuhänder<br />

verwaltet. Die Investition des Unternehmens erfolgt durch Verrechnung von Lizenzforderungen <strong>und</strong> Gewinnen.<br />

Das Führungspersonal wird im Einvernehmen mit <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> bestellt, wie alle gesellschaftlichen,<br />

organisatorischen <strong>und</strong> betrieblichen Fragen. Dies ist <strong>die</strong> offizielle Version.<br />

De facto muss von irgendwoher Kapital für <strong>die</strong> Investition kommen. Das wissen alle. Und Francisco Coire, der<br />

langjährige Zentralbankmitarbeiter <strong>und</strong> Architekt des Geldwäsche-Unternehmens spricht es aus. »Gelder, <strong>die</strong><br />

während des Krieges versteckt waren«. Die Regierung in Bonn hat den Deal abgesegnet. Auszug aus der<br />

Vernehmung Coires, Finanzchef des Antonio-Imperiums:<br />

»<strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> legte uns eine beglaubigte Genehmigung der deutschen Regierung vor. Was <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> mit<br />

der deutschen Regierung vereinbart hatte, weiß ich nicht. Aber mir ist bekannt, dass aus allen besetzten Ländern<br />

viel Kapital exportiert wurde, Gelder, <strong>die</strong> vor oder während des Krieges versteckt oder in anderer Form in<br />

dritten Ländern angelegt wurden. Deshalb war es nicht weiter schwierig, <strong>die</strong>se Gelder nach dem Krieg aus<br />

<strong>die</strong>sen dritten Ländern zu holen. Sie wurden nach Deutschland verbracht oder dazu benutzt, Rechnungen für<br />

Exporte zu bezahlen.<br />

Frage: Heißt das, dass Deutschland von einem dritten Land aus bezahlt worden ist?<br />

Mit Geldern der deutschen Firmen. Während des Krieges exportierten sie sehr viel Geld. Kapital wurde<br />

geschmuggelt, kann man sagen. Aber wir hatten ja im vorliegenden Fall eine Genehmigung, vorgelegt von<br />

<strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> <strong>und</strong> beglaubigt von der deutschen Regierung.« 38<br />

Im September 1951 entsteht Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina aus dem Nichts. Und weil alles schnell gehen muss,<br />

entsteht zunächst eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gründungsmitglieder sind – neben Jorge Antonio<br />

– César Rubín (Schwager Antonios), Atilio Gómez (ein früherer Casino-Direktor, der in Antonios Schuld steht)<br />

<strong>und</strong> Germán Timmermann, der mit Ludwig Erhard das Handelsabkommen vereinbart hat. »Wir sind an der<br />

GmbH beteiligt«, so eine interne <strong>Daimler</strong>-Notiz, »aber vorläufig nicht offiziell. Es soll auf Befragen gesagt<br />

werden, <strong>die</strong> Firma arbeite mit argentinischem Kapital.« 39<br />

Ein Jahr später tritt an <strong>die</strong> Stelle der GmbH eine Aktiengesellschaft, <strong>die</strong> Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina Sociedad<br />

Anónima Financiera, Industrial, Comercial, Inmobiliaria y de Mandatos. 40 Aktienmehrheit hält Antonio. 41 In<br />

den Statuten wird als Aufgabe der AG der Import <strong>und</strong> der Vertrieb von Produkten der <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> AG<br />

genannt sowie <strong>die</strong> Montage von Fahrzeugen mit Einzelteilen, <strong>die</strong> von Untertürkheim geliefert werden.<br />

Nach außen hin ist alles in argentinischer Hand, in Wirklichkeit treten <strong>die</strong> Argentinier als Strohmänner auf, wie<br />

sie später als Zeugen aussagen. Gómez will der »lokale Vertreter« von <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> gewesen sein, so habe es<br />

Vorstandsmitglied Haspel ausdrücklich gewollt. Er selbst habe nie eine schriftliche Vollmacht Haspels<br />

besessen. 42<br />

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