Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...
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Oberingenieur Karl Friedrich Binder koordinierte während des Krieges <strong>die</strong> Flugmotorenherstellung. <strong>Daimler</strong><br />
lieferte aus seinem Werk in Berlin-Marienfelde noch in den letzten Kriegswochen dem Eidgenössischen<br />
Militärdepartment zehn <strong>die</strong>ser Motoren. Die Regierung in Bern, offiziell neutral, zahlte pünktlich. Die Zahlung<br />
soll auf ein <strong>Daimler</strong>konto in Zürich erfolgt sein. Die Unterlagen über <strong>die</strong>se Zahlungen sind bei <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />
nicht auffindbar. Binder erhält nach Kriegsende <strong>die</strong> Aufgabe der »Rückführung verlagerter Betriebsstätten« 51 .<br />
1951 übersiedelt er nach <strong>Argentinien</strong>.<br />
Der Ingenieur wird mit weit reichenden Vollmachten ausgestattet, tritt als Direktor <strong>und</strong> Aktionär für<br />
Scheinfirmen im Besitz von <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> auf. Er hält allein bei Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina Aktien in Höhe von<br />
zwei Millionen Pesos <strong>und</strong> bei der Forja S.A. für 300.000 Pesos, ohne selbst über Kapital zu verfügen, wie er<br />
später zu Protokoll gibt. Auch bei Forja wird Geld in schwarze Kassen geleitet, für seine Tätigkeit als<br />
Vizepräsident 52 erhält er entgegen den Eintragungen in den Büchern kein Gehalt.<br />
Binder nimmt <strong>die</strong> Unterbringung von belasteten Personen unter dem schützenden Dach von Mercedes <strong>Benz</strong><br />
Argentina in <strong>die</strong> Hand. Sie kommen als »Experten«, »Ingenieure«, »Elektriker«. Einige haben keine<br />
Vorkenntnisse, andere sind <strong>Daimler</strong>-Leute. Insgesamt sind im Nachkriegsdeutschland tausend <strong>Daimler</strong>-<br />
Mitarbeiter von Entnazifizierungsmaßnahmen betroffen, <strong>die</strong> fast ausnahmslos wieder eingestellt werden, so<br />
Vorstandsvorsitzender Haspel: »Die alte Garde ist im wesentlichen, soweit sie nicht im Vorstand war, wieder<br />
bei uns tätig.« 53<br />
Am 21. September 1951 fliegt Binder in Buenos Aires ein. Im Gepäck bringt er Details mit. Am 30. November<br />
1951 überreicht er Antonio <strong>die</strong> schriftliche Anweisung Nummer eins:<br />
»Provisorischer Plan zur Arbeitsteilung der deutschen Spezialisten, <strong>die</strong> schon angekommen sind. Ab dem 1.<br />
Dezember werden <strong>die</strong> unten aufgeführten Herren bis auf weiteres an folgenden Arbeitsstellen tätig sein: Herr<br />
Zimmer wird technischer Leiter der Werkstatt Talleres Guëmes. Bevor <strong>Daimler</strong>-Fahrzeuge an K<strong>und</strong>en<br />
ausgehändigt werden, muss Zimmer seine Einwilligung geben. Herr Rüger ist zuständig für Prüfung <strong>und</strong><br />
Planung der Werkzeuge, Herr Steidel <strong>und</strong> Herr Busch für Montage der Lastwagen, Able <strong>und</strong> Krieg für<br />
Postwagen <strong>und</strong> Omnibusse. Siegwart arbeitet mit Krieg zusammen. Müller 54 ist in der Werkstatt für <strong>die</strong> Elektrik<br />
der Wagen zuständig. Herr Kirschbaum steht für spezielle Aufgaben <strong>und</strong> Herr Axtmann als Berater zur<br />
Verfügung.«<br />
Das sei nicht das erste Mal gewesen, dass er eine Liste von Personen erhalten habe, denen er einen Arbeitsplatz<br />
geben musste, erinnert sich Antonio. Haspel <strong>und</strong> Könecke hatten ihm zuvor eine Liste mit etwa zwanzig Namen<br />
überreicht, »Leute mit Problemen«, haben <strong>die</strong> Deutschen gesagt. Ihre Einstellung sei Bedingung für den<br />
Technologietransfer gewesen. Er persönlich habe Adolf Eichmann eingestellt, den Organisator des Transports<br />
der Juden in <strong>die</strong> Vernichtungslager.<br />
Nazis gegen Technologie? War das der Deal? Oder will sich Antonio gegen den Vorwurf verteidigen, dass<br />
Perón <strong>und</strong> er Nazifre<strong>und</strong>e gewesen seien? Tatsache ist, dass weder Mercedes <strong>Benz</strong> Argentina noch <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<br />
<strong>Benz</strong> AG in Stuttgart jemals erklärt haben, welcher »Qualifikation« Eichmann seine Arbeitsstelle als Elektrik-<br />
Experte zu verdanken hat. Experte war er bei der Vernichtung menschlichen Lebens. Der von Binder erwähnte<br />
Werkstattleiter Willy Zimmer ist ausgebildeter Nachrichtenmann der SS. 55 Und der angebliche »Techniker«<br />
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