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Gaby Weber: Daimler Benz und die Argentinien-Connection Von ...

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2. Tausende Fahrzeuge aus dem Hause <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> – Taxis, Busse <strong>und</strong> Lastwagen – werden nach <strong>Argentinien</strong><br />

exportiert <strong>und</strong> sichern deutsche Arbeitsplätze. Auch andere deutsche Firmen machen über Antonio glänzende<br />

Geschäfte, obwohl sie noch als »Feindeigentum« blockiert sind. Bei Ausschreibungen werden deutsche<br />

Unternehmen bevorzugt, selbst in den Fällen, in denen <strong>die</strong> Konkurrenz Preise unterbietet.<br />

3. Mindestens 63 Millionen Dollar sind als Exporteinnahmen bei <strong>Daimler</strong>-<strong>Benz</strong> gelandet, fresh money. Frisches<br />

Kapital.<br />

4. Die Deutschen haben, wenige Jahre nach dem verlorenen Weltkrieg, im südlichen Amerika eine politische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Vormachtstellung erworben.<br />

Für <strong>Argentinien</strong> sieht <strong>die</strong> Rechnung weniger positiv aus. Dem erklärten Ziel, dem Technologie-Transfer, kommt<br />

das Land über <strong>die</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Connection</strong> kaum näher. Zwar sind Fabriken <strong>und</strong> ein Binnenmarkt entstanden, aber<br />

sie sind eigener Anstrengung zu verdanken, <strong>und</strong> es fehlt nach wie vor Spitzentechnologie. Die Fahrzeuge<br />

kommen als fertige Produkte oder in Einzelteilen <strong>und</strong> werden auf <strong>die</strong> mitgelieferten Fahrgestelle montiert. Eine<br />

eigene Fabrikation ist nicht in Sicht. Die Deutschen wollen nur fertige Autos exportieren, <strong>die</strong> Argentinier<br />

endlich <strong>die</strong> versprochene Fabrik.<br />

Perón legt eine härtere Gangart ein – ein Verhalten, das in heutigen neoliberalen Zeiten <strong>und</strong>enkbar wäre, vor<br />

allem für eine Regierung der südlichen Halbkugel. Der <strong>Daimler</strong>vorstand kommentiert:<br />

»3. Oktober 1951: <strong>die</strong> Genehmigung für <strong>die</strong> Montage ist noch nicht erfolgt. Man will uns auf <strong>die</strong> ›Fabrikation‹<br />

festnageln, bevor <strong>die</strong> von uns geforderten Einfuhrlizenzen für Montageteile gewährt werden.<br />

20. März 1952: Wir müssen ohne Vorbehalte <strong>die</strong> Fabrikation der Lieferwagen in Angriff nehmen <strong>und</strong> etwas<br />

vorweisen können, auch wenn es nur einige Musterexemplare sind, <strong>die</strong> meinetwegen von der Hand erzeugt<br />

werden. Erst wenn unter Beweis gestellt ist, was hier praktisch geht <strong>und</strong> was nicht geht, wird man uns Ruhe<br />

geben <strong>und</strong> es bleibt bei den nicht uninteressanten Zulieferungen.« 98<br />

Natürlich merkt Antonio <strong>die</strong>se Hinhaltetaktik. Er droht mit der Konkurrenz. Anfangs spottet der Lateinamerika-<br />

Beauftragte von Korff:<br />

»<strong>Argentinien</strong> wurde anziehend für US-Geschäftsleute. Abgesehen von den Petroleum-Leuten <strong>und</strong> dem US-<br />

Staatssekretär Holland war zweimal Henry J. Kaiser hier. Jeder Mensch in Amerika weiß, daß Kaiser nicht viel<br />

wert ist, Schwierigkeiten hat <strong>und</strong> im Automobilbau mit das Schlechteste in den USA darstellt. Ich habe<br />

unverblümt zum Ausdruck gebracht, daß wir an irgendeine Zusammenarbeit mit Kaiser oder anderen<br />

amerikanischen Firmen nicht im Entferntesten denken, daß wir selbst 1945 aus den Ruinen unserer Werke –<br />

allen Anfechtungen zum Trotz – allein aus eigener Kraft wieder neu erstanden sind <strong>und</strong> daß wir es heute daher<br />

überhaupt nicht nötig haben, derartige Verbindungen einzugehen, wohl aber umgekehrt, wie es scheint.« 99<br />

Der Hochmut kommt zu früh. Einen Monat später schlägt er Alarm. Perón hat mit seiner Drohung ernst<br />

gemacht:<br />

»Vorgestern wurde von der argentinischen Regierung ein Vertrag mit der Kaiser-Gruppe geschlossen. Er sieht<br />

<strong>die</strong> Errichtung einer Kraftfahrzeugfabrik in Córdoba vor. Das Herstellungsprogramm sieht 40.000 PKWs vor,<br />

angeblich sogar jährlich. Das PKW-Geschäft hat damit für uns einen empfindlichen Schlag erhalten. Die USA<br />

wollen in <strong>Argentinien</strong> das verlorene Terrain zurückgewinnen. Diese Schlacht haben wir zunächst verloren.<br />

Deshalb ist <strong>die</strong> Vorlage eines wirkungsvollen Fabrikationsprojekts jetzt mehr denn je erforderlich«. 100<br />

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