Geoscience ACTUEL 3/2007 - Platform Geosciences - SCNAT
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aus der forschung / nouvelles de la recherche<br />
48<br />
besteht im Gegensatz zu allen anderen<br />
zu 80% aus detritischem Karbonat.<br />
Möglicherweise handelt es sich hierbei<br />
um umgelagertes Material eines weiteren,<br />
späteren Bergsturzes, welcher<br />
anstehenden Kalkstein oder Flimser<br />
Bergsturzmaterial mobilisierte.<br />
Unterhalb von 5.7 Metern besteht der<br />
Sedimentkern fast ausschliesslich aus<br />
siltigen bis kiesigen Kalkklasten. In<br />
einer Sedimenttiefe von 5.7 bis 6.4 m<br />
treten mehrere gradierte, nach oben<br />
feiner werdende Sequenzen auf. Solche<br />
Gradierungen können durch Umlagerung<br />
von Bergsturzmaterial in einem<br />
Trübestrom entstanden sein und weisen<br />
auf Massenumlagerungen in einem<br />
See nach dem Bergsturzereignis hin.<br />
Unterhalb von etwa 6.5 Metern finden<br />
sich Kalkklasten, die mit feinem<br />
Gesteinsmehl zusammengekittet sind.<br />
Dieses Sediment wurde als Flimser<br />
Bergsturzmaterial interpretiert, weil es<br />
dem Material der Aufschlüsse in der<br />
Ruinaulta stark ähnelt.<br />
Ein neues Alter für den Flimser Bergsturz<br />
Aufgrund von morphologischen Betrachtungen<br />
und dem Vorkommen<br />
von Moränenmaterial und Findlingen<br />
auf der Sturzmasse ging man bis vor<br />
kurzem davon aus, dass die Bergsturzmassen<br />
vom Vorderrheingletscher<br />
während des so genannten «Churer Stadiums»<br />
überfahren worden sind. Damit<br />
wurde der Bergsturz als spätglaziales<br />
Ereignis interpretiert.<br />
Neuere Studien weisen hingegen auf<br />
ein frühholozänes Alter hin. Holzfunde<br />
aus Kiesen, welche mit Bergsturzablagerungen<br />
an der Basis des Versamer<br />
Tobels verzahnt sind, wurden auf 9500<br />
bis 9250 cal. yr. BP (kalibrierte Kalenderjahre<br />
vor heute, d.h. 1950) datiert<br />
(Poschinger und Haas, 1997). Dieser<br />
Zeitraum stellt ein Maximalalter des<br />
Flimser Bergsturzes dar, da das Holz<br />
vom Bergsturz umgelagert wurde.<br />
Es wurde weiter postuliert, dass der<br />
Ausbruch des Ilanzer Sees eine grosse<br />
Flutwelle erzeugte und feines Bergsturzmaterial<br />
bis in den Bodensee gelangte<br />
und sich dort in zwei feinen Schwemmlagen<br />
ablagerte. Die Lagen wurden auf<br />
etwa 9400 cal. yr. BP datiert (Schneider<br />
et al., 2004). Oberflächendatierungen<br />
von Blöcken und anstehendem Fels mit<br />
kosmogenen Nukleiden weisen ebenfalls<br />
auf ein frühholozänes Alter hin<br />
(Ivy-Ochs et al., <strong>2007</strong>). Im Dachlisee bei<br />
Obersaxen wurde eine Lage, welche als<br />
Staublage des Flimser Bergsturzes interpretiert<br />
wurde, auf etwa 10'000 cal.<br />
yr. BP datiert (Augenstein, 2006).<br />
Chronologie der Sedimente<br />
Vom Sedimentkern des Lag la Cauma<br />
wurde nun an sieben Stellen terrestrisches<br />
organisches Material entnommen<br />
und mit der Radiokarbonmethode<br />
datiert (Abb. 2). Die Alter nehmen<br />
mit zunehmender Tiefe zu und zeigen<br />
somit, dass die Sedimente in chronologischer<br />
Reihenfolge abgelagert sind.<br />
Die unterste und älteste Datierung<br />
der Seesedimente (9660-9430 cal. yr.<br />
BP) repräsentiert ein Minimalalter des<br />
Flimser Bergsturzes, da die Seen erst<br />
nach dem Bergsturz entstanden sind.<br />
Die Datierung eines Holzstückes aus<br />
den untersten Ablagerungen des Sedimentkerns<br />
vom Lag Grond, welche als<br />
Flimser Bergsturzmaterial interpretiert<br />
wurden, definiert ein Maximalalter<br />
(9480-9120 cal. yr. BP).<br />
Die zeitliche Überschneidung der kalibrierten<br />
Minimal- und Maximalalter von