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physio-Journal I 2/2014

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<strong>physio</strong><br />

Ausgabe 2 / <strong>2014</strong><br />

Bestell-Nr: dF30982 · € 5<br />

<strong>Journal</strong><br />

Aus der Praxis<br />

Fallbeispiel<br />

Lumbalgie<br />

Wissenschaftlicher Beitrag<br />

Evidenz bei<br />

schwangerschaftsbedingten<br />

Rückenschmerzen<br />

Zum Sammeln!<br />

Muskelanatomie<br />

Strangbildung nach<br />

Brustkrebsoperation<br />

Therapiemöglichkeit der Komplikation<br />

Braintuning<br />

Goodbye Gedächtnislücken –<br />

Motivationstechniken


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EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER<br />

Ein großer Schwerpunkt in der praktischen Physiotherapieausbildung<br />

liegt vor allem auf den Fächern Orthopädie,<br />

Chirurgie und Innere Medizin. Dies spiegeln gefühlt<br />

auch die Krankheitsbilder im Praxisalltag wieder.<br />

Allerdings darf dies nicht dazu führen, dass gerade die<br />

»kleineren« Krankheitsfächer wie Gynäkologie neben<br />

den klassischen Fächern ein Schattendasein führen,<br />

vor allem, weil es sich dabei um sehr interessante und<br />

wichtige Themengebiete handelt. Aus diesem Grund<br />

werden wir uns in der aktuellen Ausgabe des <strong>physio</strong>-<br />

<strong>Journal</strong>s der Gynäkologie widmen. So gibt es ein Fallbeispiel<br />

zu postpartalem Beckengürtelschmerzen und<br />

ein Interview mit einer postportalen Stillberaterin, die<br />

erklärt, welchen Einfluss das Stillen auf den weiblichen<br />

Körper und damit auch auf unsere Arbeit als Physiotherapeuten<br />

hat. Außerdem wird beschrieben, wie der<br />

wissenschaftliche Stand bei schwangerschaftsabhängigen<br />

Rückenschmerzen aussieht und welche Rolle Leitlinien<br />

dabei haben. Ein häufiges Problem, mit dem wir<br />

Physiotherapeuten im Bereich Gynäkologie immer wieder<br />

konfrontiert werden, sind Brustkrebsoperationen<br />

und damit verbundene postoperative Strangbildungen.<br />

Welche Bedeutung diese haben und wie man sie behandeln<br />

kann, wird uns Elisabeth Josenhans zeigen.<br />

Neben den Artikeln zum Thema Gynäkologie wird es<br />

aber auch wieder jede Menge andere nützliche Informationen<br />

und Tipps rund um die Ausbildung und den<br />

Beruf geben. So geht es in dieser Ausgabe in Sachen<br />

Braintuning um die richtige Motivation vor Prüfungen<br />

und wie man diese gezielt beeinflussen kann. In der<br />

Kolumne »wissenschaftiches Arbeiten«, in der Ihr Eure<br />

Haus- und Abschlussarbeiten vorstellen könnt, dreht<br />

sich diesmal alles um das Thema propriozeptives Training<br />

nach Kreuzbandrekonstruktionen. Janine Topp<br />

zeigt hier auf, was nach einer vorderen Kreuzbandoperation<br />

zu beachten ist und wie eine entsprechende<br />

Therapie aussehen kann. Zusätzlich gibt es wieder viele<br />

Fragen und Aufgaben zur Prüfungsvorbereitung sowie<br />

ein Fallrätsel, einen Befundbogen und eine Buchvorstellung.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Mitmachen!!<br />

Eure/r<br />

Anna und Stephan<br />

PS So sind wir zu erreichen: heller@dieFachwelt.de<br />

kruft@dieFachwelt.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 1


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Impressum<br />

<strong>physio</strong>-JOURNAL<br />

Verlag<br />

Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbH<br />

Ifenpfad 2–4 · 12107 Berlin<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

INHALT<br />

Geschäftsführer<br />

Benjamin Bareiss<br />

Herausgeber/Redaktion<br />

Anna Heller, Marburg<br />

Stephan Kruft, Marburg<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Verena Gesing M.Sc., Dortmund<br />

Dr. Bernard C. Kolster, Marburg<br />

Prof. Dr. Udo Wolf, Fulda<br />

Franz van den Berg, Innsbruck<br />

Erscheinungsweise<br />

4 Ausgaben/Jahr<br />

Bestellung<br />

Online unter: www.dieFachwelt.de<br />

1–10 Ex.: € 5,– je Exemplar<br />

11–20 Ex.: € 3,20 je Exemplar<br />

ab 21 Ex.: € 1,60 je Exemplar<br />

Archiv<br />

Online unter: www.<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>.de<br />

Layout/Producing<br />

Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich<br />

Druck<br />

AZ Druck und Datentechnik, Berlin<br />

Redaktionshinweise<br />

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin/Physiotherapie ständigen<br />

Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische<br />

Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was<br />

Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit<br />

in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation<br />

erwähnt wird, darf der Leser darauf vertrauen, dass Autoren,<br />

Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben,<br />

dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung<br />

des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen<br />

und Applikationsformen kann vom Verlag<br />

jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jede Dosierung<br />

oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers.<br />

Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa<br />

auffallende Ungenauig-keiten dem Verlag mitzuteilen.<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme<br />

des Manuskripts gehen das Recht zur Veröffentlichung<br />

sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von<br />

Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken,<br />

zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und<br />

Mikrokopien an den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb<br />

der durch das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist<br />

ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten<br />

Zusendung von Beiträgen und Informationen an den<br />

Verlag liegt das jederzeit widerrufliche Einverständnis, die<br />

zugesandten Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken<br />

einzustellen, die vom Verlag oder von mit diesem kooperierenden<br />

Dritten geführt werden. Die Rechte für die Nutzung<br />

von Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über<br />

die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel. (0 30) 2 84 93-0 oder<br />

www.presse-monitor.de.<br />

Gebrauchsnamen<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />

Warenbezeichnungen und dgl. in dieser Zeitschrift berechtigt<br />

nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres<br />

von Jedermann benutzt werden dürfen; oft handelt<br />

es sich um gesetzlich geschützte eingetragene Warenzeichen,<br />

auch wenn sie nicht als solche gekennzeichnet sind.<br />

© Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbH<br />

Ifenpfad 2–4 · 12107 Berlin<br />

TITELTHEMA<br />

DIE KOMPLIKATION:<br />

STRANGBILDUNG NACH BRUSTKREBSOPERATION 4<br />

WORKSHOP LUMBALGIE GYNÄKOLOGIE 8<br />

WISSENSCHAFTLICHER BEITRAG: EVIDENZ IN DER<br />

PHYSIOTHERAPIE AM BEISPIEL SCHWANGERSCHAFTS-<br />

BEDINGTER RÜCKENSCHMERZEN 11<br />

VORGESTELLT<br />

Leute: Martina Rothaupt 14<br />

Schule: Bildungsakademie für Therapieberufe Bergkloster Bestwig 17<br />

Blickwinkel: Orthopädieschuhmacher 19<br />

Auslandskorrespondenz: Ein Bericht aus Peru 21<br />

Wissenschaftliche Arbeit: Propriozeptives Training nach<br />

vorderer Kreuzbandrekonstruktion 32<br />

BRAINTUNING<br />

Lerntechniken: Motivationstechniken 36<br />

Wissenscheck 37<br />

Wissenscheck – Antworten 38<br />

Anatomie zum Herausnehmen 39<br />

MT Befundbogen »Schultergelenk« 40<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Tests und Assessmentinstrumente: Timed UP & Go – Test 41<br />

Diagnostik: Perkussion 43<br />

Studienzusammenfassungen 45<br />

Fallbeispiel »Subscapularissehne« 48<br />

»FRISCH EINGETROFFEN«<br />

Neuroanatomie 50<br />

MITMACHEN UND GEWINNEN<br />

Fallquiz 51<br />

Mach mit! 52<br />

INSIDER<br />

PT-Geflüster 53<br />

Comic 54<br />

VERANSTALTUNGEN UND TERMINE<br />

Veranstaltungskalender 55<br />

Ausblick: Das erwartet Euch in der nächsten Ausgabe 56<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 3


TITELTHEMA<br />

Text: Elisabeth Josenhans<br />

DIE KOMPLIKATION:<br />

STRANGBILDUNG NACH<br />

BRUSTKREBSOPERATION<br />

Eine Strangbildung ist eine schmerzhafte und funktionseinschränkende<br />

Komplikation nach einer Brustkrebsoperation mit Entnahme von<br />

Lymphknoten aus der Achsel. Sie ist charakterisiert durch strangartige<br />

Veränderungen, die meist von der Achsel in den Arm reichen und<br />

die Beweglichkeit der Schulter und des Ellenbogens beeinträchtigen.<br />

Stränge können sich auch unterhalb der Brust über den Rippen zeigen.<br />

Historie<br />

Fotolia © refleXtions<br />

Mondor beschrieb 1939 erstmals eine meist<br />

postoperativ entstehende strangartige Erscheinung<br />

auf dem Brustkorb. Als Ursache<br />

vermutete er eine Thrombophlebitis der<br />

oberflächlichen thorakoabdominalen Venen.<br />

Diese Erkrankung wurde nach ihm Mondor's<br />

Disease (Salmon u. Remy 2009, Moskovitz<br />

et al. 2001, Lhoest et al. 2005) genannt.<br />

Marcus veröffentlichte 1990 einen Artikel<br />

mit Fallbeschreibungen von 5 Frauen mit<br />

Strangbildungen in der Axilla. Alle Stränge<br />

wurden von ihm operativ durchtrennt, es<br />

zeigten sich im pathologischen Befund<br />

überwiegend lymphatische Gefäße ohne<br />

Entzündungszeichen (Marcus et al. 1990).<br />

Moscovitz legte 2001 die Ergebnisse einer<br />

ersten retrospektiven Studie vor. Er fand bei<br />

6 % von 750 Patientinnen einen Befund, den<br />

er Axillary Web Syndrome (AWS) nannte<br />

(a visible web of axillary skin overlying palpable<br />

cords that are made taut and painful by<br />

shoulder abduction). Biopsiebefunde zeigten<br />

lymphatische und venöse Gefäße. Eine<br />

Therapie wird nicht benannt, er beschreibt<br />

die Stränge als sich selbst behebend (selflimiting)<br />

nach 3 Monaten (Moskovitz et al.<br />

2001).<br />

Leidenius untersucht die Problematik in einer<br />

prospektiven Studie 2003 an 85 Patien-<br />

tinnen. Er übernahm die Bezeichnung AWS.<br />

Er gibt an, dass es bis auf einige Ausnahmen<br />

innerhalb von 3 Monaten eine spontane<br />

Rückbildung gab (Leidenius et al. 2002).<br />

Lacomba untersucht die Häufigkeit des<br />

AWS an 116 Patientinnen nach ALND (axillary<br />

lymph node dissection). 48,3 % zeigten<br />

eine Strangbildung. Auch sie gibt an, dass<br />

in den meisten Fällen spontane Lösungen<br />

der Problematik stattfanden. In ihrer Klinik<br />

wird die folgende spezifische physikalische<br />

Therapie angewandt: MLD der Achsel, spezifische<br />

»Daumen Lymphdrainage« an den<br />

Strängen, weiterhin aktive und aktiv unterstützende<br />

Übungen. Sie spricht sich für vergleichende<br />

Untersuchungen aus, in denen<br />

verschiedene Therapien überprüft werden<br />

sollten, die die Aufhebung der Strangbildung<br />

beschleunigen können (Lacomba et<br />

al. 2009).<br />

In Deutschland ist das Phänomen bisher<br />

in keiner kontrollierten Studie untersucht<br />

worden.<br />

Saitenartige, sklerosierte Lymphbahnen<br />

werden in der sehr umfassenden Arbeit<br />

von M. Hussein über »Physikalisch-therapeutische<br />

Maßnahmen nach Brustkrebsoperation<br />

…« 2005 erwähnt. Dort wird<br />

auf die Wichtigkeit von Physiotherapie hingewiesen.<br />

Frau Dr. Hussein empfiehlt Entspannungsübungen,<br />

Dehnungstechniken,<br />

Haltungsschulung und leichte Massagen im<br />

Schmerzbereich, aber nicht in der Axilla. Bei<br />

Narbenbeschwerden werden großflächige<br />

manuelle Verschiebetechniken befürwortet,<br />

im Nachsatz wird aber angegeben, dass<br />

keine anhaltende Schmerzreduktion möglich<br />

sei. Therapievorschläge für das Phänomen<br />

des Stranges werden nicht genannt<br />

(Hussein et al. 2005).<br />

In <strong>physio</strong>therapeutischer Literatur finden<br />

sich Hinweise auf die Strangbildung als<br />

Geigensaitenphänomen, Strangbildung,<br />

Sklerosierung von Lymphbahnen (Kolster<br />

2002, Henscher 2004, Friebel et al. 2006,<br />

Zimmermann 2006).<br />

Therapievorschläge für das Phänomen des<br />

Stranges werden nicht genannt. Es wird darauf<br />

hingewiesen, dass Massagen kontraindiziert<br />

sind, um kein Lymphödem entstehen<br />

zu lassen.<br />

Eine Therapie des Cording wird erstmals<br />

2004 von Jane Kepics (2004) am Fall einer<br />

Patientin beschrieben.<br />

Elisabeth Josenhans veröffentlichte 2007<br />

die Ergebnisse von Behandlungen an 105<br />

Patientinnen mit Strangbildung (Josenhans<br />

2007).<br />

4 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

Heilmittel<br />

Ihre<br />

Strang mit Ausdehnung bis zum Ellbogen<br />

Bezeichnung<br />

Der Begriff Axillary Web Syndrome ist<br />

leider unpräzise, da sich die Stränge bis in<br />

die Hand hinein und auch auf dem lateralen<br />

und ventralen Brustkorb zeigen können.<br />

Der Begriff des Geigensaitenphänomens<br />

ist irreführend, da sich die Stränge<br />

nicht immer wie dünne Saiten zeigen, sondern<br />

zum Teil daumendick darstellen.<br />

Der Begriff Strangbildung oder im englischen<br />

Cording erscheint passender, da er<br />

allgemein genug ist, um die verschiedenen<br />

Ausprägungen zu beschreiben.<br />

Ursache<br />

Am häufigsten wird die Strangbildung durch<br />

Entnahme von Lymphknoten aus der Achsel<br />

ausgelöst, die bei einer Brustkrebsdiagnose<br />

in den meisten Fällen durchgeführt wird. Die<br />

Autorin sah darüber hinaus seltene Fälle von<br />

Strängen nach<br />

K Schweißdrüsenentfernung aus der Achsel,<br />

K Metastasierung von Lymphknoten in der<br />

Achsel ohne Operation,<br />

K Blutspende aus der Ellbogenvene,<br />

K Chemotherapie, die in eine Armvene erfolgte<br />

und<br />

K einer Handamputation.<br />

Die bei der Lymphknotenentnahme durchtrennten<br />

Lymphgefässe, selten auch venöse<br />

thrombosierte Gefäße (Marcus 1990, Moskovitz<br />

et al. 2001, Josenhans 2007) fibrosieren<br />

und kommen bei gleichzeitiger Anhaftung<br />

im Narbengewebe bei Armflexion oder<br />

-abduktion unter Spannung.<br />

Dabei zeigen sich Stränge in konkaven Partien<br />

(Achsel, Ellenbeuge) als äußerlich sichtbare<br />

Stränge, in konvexem Areal (Brust, Oberarm,<br />

Unterarm) als Einziehung oder Rinne.<br />

Stränge können sich als dünne Geigensaiten<br />

im Arm, aber auch daumendick in der<br />

Achsel zeigen. Bei übergewichtigen Patienten<br />

können sie durch Fettgewebe kaschiert<br />

werden, sodass man sie nur palpieren kann.<br />

Die Menge der entfernten Lymphknoten<br />

spielt eine große Rolle bei der Häufigkeit des<br />

Phänomens.<br />

Häufigkeit<br />

Die Häufigkeit einer postoperativen Strangbildung<br />

variiert von 6 % bis 72 %:<br />

Leidenius et al. (2003) fanden in einer prospektiven<br />

Studie heraus, dass 72 % der Patienten<br />

mit axillärer Ausräumung (ALND) ein<br />

AWS zeigten, während es bei ausschließlicher<br />

Sentinel Entfernung (SLNB) nur 20 % waren.<br />

In der Studie von O‘Toole et al. (2013),<br />

die die Risikofaktoren und die Häufigkeit des<br />

AWS über einen Zeitraum von 24 Monaten<br />

an 308 Patienten untersuchten, zeigte sich<br />

bei 97 Patienten eine Strangbildung.<br />

Auch hier zeigte sich die Auswirkung der<br />

Menge der entfernten LK als signifikant:<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 5<br />

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TITELTHEMA<br />

Bei ALND waren 54 % und bei SLNB 27 %<br />

der Patienten vom AWS betroffen. Das Auftreten<br />

der Strangbildung wird bei O‘Toole<br />

bei 50 % der Patienten innerhalb der ersten<br />

3 Monate angegeben, die kumulative<br />

Inzidenz der Strangbildung betrug 36,2 %<br />

(berechnet auf 24 Monate). Durch den längeren<br />

Zeitraum der Studie konnte nachgewiesen<br />

werden, dass sich das Problem nicht<br />

nur innerhalb der ersten 3 Monate zeigte<br />

und nicht immer spontan zurückbildete.<br />

In der Studie von Josenhans (2007) mit 103<br />

Patienten mit Strangbildung kamen<br />

K 50 % der betroffenen Patientinnen innerhalb<br />

von 4 Wochen postoperativ<br />

K 33 % der Patientinnen 1 bis 3 Monate<br />

postoperativ in die Therapie<br />

K 17 % der 103 Fälle erst nach 1 bis 11 Jahren<br />

(!) postoperativ zur Behandlung der<br />

Strangbildung.<br />

Auch Wyrick et al. (2006) wiesen in Ihrer Studie<br />

nach, dass noch 17 % der Patientinnen<br />

nach einem Jahr Strangbildungen zeigten.<br />

Die spontane Rückbildung des AWS (2,4)<br />

innerhalb von 3 Monaten muss also angezweifelt<br />

werden.<br />

Behandlung<br />

Im Rahmen der prospektiven Studie von<br />

Josenhans (2007) wurde nachgewiesen,<br />

dass die im nachfolgenden beschriebene<br />

Behandlung hoch wirksam ist: Bei 93 % der<br />

Fälle waren die Stränge nicht mehr sichtoder<br />

palpierbar. Bei den restlichen 7 % gab<br />

es eine deutliche Verbesserung.<br />

Die Behandlungsserie betrug im Schnitt<br />

9 bis 12 Behandlungen. Diese erfolgten 2<br />

bis 3 Mal die Woche für jeweils 30 Minuten.<br />

Vorbereitung<br />

Es empfiehlt sich, vor der Behandlung einen<br />

ausgedehnten Tastbefund zu erheben, da<br />

Stränge nicht immer visuell erfasst werden<br />

können.<br />

Es sollte der Brust- und Achselbereich<br />

und der Arm der betroffenen Seite abgetastet<br />

und die Patientin nach Beschwerden<br />

befragt werden. Nach den Schmerzangaben<br />

der Patientin und dem jeweiligen Tastbefund<br />

wird die Behandlung ausgeführt.<br />

Ausgangsstellung des Patienten<br />

Die Patientin liegt in Rückenlage. Der betroffene<br />

Arm wird in der weitest möglichen<br />

Abduktion schmerzfrei gelagert.<br />

Behandlungsgriffe am Strang<br />

Meist stellt sich der Fixationspunkt des<br />

Stranges in der Axilla oder an der Ablationsnarbe<br />

gut dar.<br />

Die Stellen, an denen der Strang fixiert<br />

ist, können genau ertastet werden. Dort<br />

sollten Lösungsgriffe tief im Gewebe angesetzt<br />

und die Verschiebbarkeit der Gewebsschichten<br />

wiederhergestellt werden.<br />

Der Strang selbst kann mit wenig Hautverschiebung<br />

S-förmig gedehnt und mobilisiert<br />

werden. Die Behandlung folgt dem Verlauf<br />

des Strangs bis in den Arm, wenn nötig bis<br />

zur Hand. Es sollte nie lange an einer Stelle<br />

gearbeitet werden, um keine Mehrdurchblutung/Rötung<br />

der Haut zu provozieren.<br />

Zwischendurch kann mittels cool pack gekühlt<br />

werden.<br />

Im Verlauf der Behandlung wird der Arm<br />

immer weiter in Abduktion gelagert. 20 bis<br />

40 Grad Beweglichkeitsverbesserung während<br />

einer Sitzung sind möglich.<br />

Durch manuelle Fixation des Stranges<br />

bei gleichzeitiger Dehnung kann es auch<br />

zum hörbaren Zerreißen kommen. Dies ist<br />

überwiegend schmerzfrei und positiv, führt<br />

es doch augenblicklich zu einer Erweiterung<br />

der Beweglichkeit des Armes.<br />

In einem Artikel beschreibt Remy J. Salmon<br />

(2009) seine Methode der Manipulation<br />

mit dem Ziel der Ruptur der Stränge. Er<br />

hat dies erfolgreich an 30 Patienten erprobt<br />

bei maximal 3 Behandlungen. Er beschreibt,<br />

dass die Patienten diese Prozedur nicht angenehm<br />

fanden, sich die Beweglichkeit aber<br />

nach erfolgter Ruptur verbessert hatte.<br />

Behandlung der Narbe<br />

Bei Anhaftungen der Narben in tieferen<br />

Gewebeschichten können Narbenmassage,<br />

Narbenmobilisationsgriffe und -dehnungen<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Ausgezeichnet eignet sich das Verwenden<br />

eines Schröpfglases zum Abheben der<br />

Narbe. Es wird nur kurz und überlappend im<br />

Narbenverlauf geschröpft. Es sollte zu keiner<br />

signifikanten Röte/Mehrdurchblutung kommen.<br />

Bei reizloser Narbe kann auch mit dem<br />

Schröpfglas einmal am Rand angesetzt werden<br />

und dann im Narbenverlauf mehrmals<br />

durchgezogen werden.<br />

Weitere Behandlungsmöglichkeiten<br />

Myofascial Release, Muskeldehnungen<br />

(Mm. pectoralis, trapezius, levator scapulae,<br />

subscapularis, latissimus dorsi, biceps brachii),<br />

Dehnlagerungen, Hold-Relaxtechniken,<br />

Manuelle Therapie des Schultergelenks,<br />

Schulterblattmobilisation und PNF-Arm-und<br />

Schulterblattpattern können die Behandlung<br />

je nach Befund ergänzen.<br />

Eigenprogramm<br />

Der Patientin sollten Eigenübungen gezeigt<br />

werden, um die in der Therapie vergrö-<br />

Beginn Behandlung 28.6.2012<br />

Ende Behandlung 2.8.2012 (8 Behandlungen)<br />

6 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

Querdehnung des Stranges in der Achsel<br />

Dehnung des Stranges im Armverlauf<br />

ßerte Beweglichkeit zu erhalten. Anfangs<br />

werden geführte aktive Bewegungen in die<br />

Flexion besser toleriert, als rein aktive Bewegungen.<br />

Später kann die Übungsfolge erweitert<br />

werden mit der Drehdehnlage, Pectoralis-<br />

Dehnungen z. B. im Türrahmen, aktiven<br />

Übungen mit dem Theraband im PNF-Muster<br />

in Flexion/Außenrotation und Übungen<br />

zur Aufrichtung der WS.<br />

Die Patientin sollte darauf hingewiesen<br />

werden, den Arm und das Narbengebiet<br />

nach der Behandlung sorgfältig zu beobachten<br />

und vor der nächsten Behandlung über<br />

eventuelle Rötungen im Narbengebiet oder<br />

Schwellungen zu berichten.<br />

Zeigt sich eine Schwellungsneigung,<br />

sollte die Patientin parallel mit manueller<br />

Lymphdrainage behandelt werden.<br />

Kontraindikationen<br />

K Metastasen in der Achsel<br />

K Wenn der Strang bei Berührung sehr<br />

schmerzhaft ist. Dies kann auf eine seltene<br />

Entzündung hinweisen.<br />

K Starke Röte im Narbengebiet<br />

K Während einer Bestrahlung sollte nicht<br />

im Bestrahlungsgebiet gearbeitet werden.<br />

Der Strang im Arm kann behandelt<br />

werden.<br />

Auswirkungen der Therapie<br />

auf Lymphödembildung<br />

In der Studie der Autorin wurde an 105 Patientinnen<br />

nachgewiesen, dass sich durch<br />

die manuelle Behandlung der Stränge kein<br />

Lymphödem entwickelte.<br />

Das bis dahin bestehende Tabu, bei<br />

Lymphknotenentfernung in der Achsel keine<br />

manuellen Techniken anzuwenden, konnte<br />

damit ausgeräumt werden.<br />

O‘Toole et al. (2013) geben sogar an,<br />

dass die Strangbildung ein Risikofaktor für<br />

die Entwicklung eines Lymphödems sein<br />

kann, die Zahl der Patientinnen, die ein<br />

Ödem entwickelten, allerdings klein war,<br />

sodass weitere Studien folgen sollten.<br />

Lacomba et al. (2009) wiesen an 120 Patientinnen<br />

nach Brustkrebsoperation nach,<br />

dass durch Physiotherapie (MLD, Narbenmassage,<br />

Schulterübungen, Instruktionen)<br />

die Entwicklung eines Lymphödems 1 Jahr<br />

nach der Operation nur 7 %, in der unbehandelten<br />

Kontrollgruppe aber 25 % betrug.<br />

Fazit<br />

Die Strangbildung ist nach wie vor eine relativ<br />

unbekannte Komplikation nach einer<br />

Brustkrebsoperation. Die Patienten werden<br />

in spezialisierten Zentren operiert und<br />

nach wenigen Tagen entlassen. Da sich die<br />

Strangbildung meist erst nach 14 Tagen<br />

zeigt, werden die niedergelassenen Gynäkologen,<br />

Onkologen und Strahlenärzte damit<br />

konfrontiert. Es zeigt sich, dass diese häufig<br />

die Ursache nicht kennen.<br />

Patientinnen recherchieren dann selbst<br />

im Internet und nehmen durch die Publikation<br />

der Autorin Kontakt zu ihr auf. In zahlreichen<br />

Mails zeigen sich das Ausmaß der<br />

Unkenntnis des Krankheitsbildes und der<br />

starke Leidensdruck betroffener Patientinnen.<br />

Diese sind durch die Diagnose Krebs<br />

und die folgende Chemotherapie und/oder<br />

Bestrahlungen in einer ohnehin belastenden<br />

Situation.<br />

Schmerzen, Bewegungseinschränkungen<br />

und die Angst vor einem Phänomen, das<br />

kein Arzt erklären kann, sind eine unnötige<br />

Belastung, die durch gezielte Therapie unkompliziert<br />

und schnell beseitigt werden<br />

kann. Auch wenn sich in vielen Fällen die<br />

Strangbildung nach 3 Monaten spontan zurückbildet,<br />

kann durch sofortige Therapie die<br />

Leidenszeit nachweislich verringert werden.<br />

Die Praxis der Autorin wurde zur Schwerpunktpraxis<br />

für Patientinnen nach Brustkrebsoperation<br />

mit inzwischen weit über<br />

Tausend erfolgreichen Behandlungen. Die<br />

Studie wurde damals durchgeführt, um zu<br />

überprüfen, ob durch die manuelle Lösungstherapie<br />

ein Lymphödem entstehen würde.<br />

Durch diese Fragestellung und die Bedingungen<br />

der niedergelassenen Praxis wurde keine<br />

Kontrollgruppe zum Vergleich herangezogen.<br />

Es bleibt zu wünschen, dass im Rahmen<br />

einer Master- oder Doktorarbeit eine<br />

kontrollierte und randomisierte Studie zur<br />

Therapie der Strangbildung erfolgen wird.<br />

Über Kontaktaufnahme interessierter Kollegen<br />

würde ich mich freuen!<br />

Auf Anfrage können interessierte<br />

Physiotherapeuten einen Link<br />

zu einem Therapiefilm anfordern.<br />

In diesem Film wird eine Behandlung<br />

gezeigt, in dem die Griffe<br />

nachvollziehbar sind. Eventuelle<br />

Fragen werden per Mail gerne<br />

beantwortet.<br />

Im Interesse vieler betroffener<br />

Patientinnen bitte ich die Kollegen,<br />

die gute Erfahrung mit dieser<br />

Therapie gemacht haben, um<br />

Zusendung ihrer Praxisadresse zur<br />

Ergänzung einer Therapeutenliste.<br />

elisabeth-josenhans@hamburg.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 7


TITELTHEMA<br />

WORKSHOP<br />

LUMBALGIE<br />

GYNÄKOLOGIE<br />

Fotolia © ArTo<br />

Text: Verena Gesing<br />

Befund<br />

Anamnese<br />

Eine Patientin kommt in die Praxis mit einem<br />

Rezept mit der Diagnose Lumbalgie und einer<br />

Verordnung für 6 x KG. Die Frau ist 38<br />

Jahre alt, Mutter von 2 Kindern (6 und 9<br />

Jahre alt) und geht einer beruflichen Tätigkeit<br />

als Bankkauffrau nach, bei der sie überwiegend<br />

sitzend tätig ist. Sie hat seit der<br />

Geburt ihres ersten Kindes rezidivierende<br />

Rückenschmerzepisoden.<br />

Zur Zeit sind die Rückenschmerzen wieder<br />

verstärkt vorhanden (durchschnittliche<br />

Schmerzen NRS 7/10). An ein auslösendes<br />

Ereignis kann sich die Patientin nicht erinnern.<br />

Schmerzverstärkend wirkt sich Sitzen,<br />

Drehen im Bett und Aufstehen aus der<br />

Rückenlage aus, zudem Treppen steigen<br />

oder längere Episoden im Einbeinstand. Die<br />

Schmerzen sind vor allem im Bereich des ISG<br />

vorhanden und gehen nicht nach kranial<br />

über die SIPS hinaus. Die Schmerzstärke ist<br />

nicht abhängig vom Tagesverlauf, sondern<br />

lediglich von den schmerzprovozierenden<br />

Asten, das heißt er ist mechanisch provozierbar.<br />

Die Rückenschmerzen an sich stellen für<br />

die Patientin das größte Problem dar, da sie<br />

sich in ihrem Alltag stark eingeschränkt fühlt<br />

und nicht mehr ihren gewohnten Tagesabläufen<br />

nachgehen kann. Zudem ist sie zur<br />

Zeit krank geschrieben, da ihr das Sitzen im<br />

Moment unzumutbare Schmerzen bereitet.<br />

Auch wird sie z. B. mehrmals in der Nacht<br />

wach, weil sie, wenn sie sich im Bett dreht,<br />

durch die Schmerzen wach wird.<br />

Bei Nachfrage, ob sie evtl. seit der<br />

Schwangerschaft Probleme mit ihrem Beckenboden<br />

hat, gibt sie an, dass sie seit der<br />

ersten Schwangerschaft schon Probleme<br />

hatte, bei Druckerhöhungen (z. B. durch<br />

Husten, Niesen und Pressen) das Wasser zu<br />

halten (Stressinkontinenz Grad 1). Die Problematik<br />

hat sich so zunehmend verstärkt,<br />

dass sie Situationen wie z. B. Trampolinspringen,<br />

Rennen, Hüpfen etc. meidet.<br />

Die Patientin macht hin und wieder<br />

Sport, immer wenn die Rückenschmerzen<br />

verstärkt auftreten, neigt sie eher zur Schonung<br />

als zur Inaktivität. Weitere Hobbies<br />

sind familiäre Aktivitäten wie Fahrrad fahren,<br />

Gartenarbeit, Spielen mit den Kindern,<br />

etc.<br />

Klinische Tests<br />

Zunächst wird der Beckengürtel auf Instabilität<br />

getestet. Da Beweglichkeitstests nicht<br />

empfehlenswert sind, um eine Beckengürtelinstabilität<br />

nachzuweisen oder auszuschließen,<br />

wird auf Schmerzprovokationstests<br />

zurückgegriffen. In Studien konnte<br />

allerdings gezeigt werden, dass Tests, die<br />

versuchen, die Beweglichkeit des ISG zu untersuchen,<br />

nicht zuverlässig sind. So konnten<br />

Bewegungstests nicht reliabel zeigen, in<br />

welcher Stellung das ISG steht. Das heißt,<br />

dass unterschiedliche Untersucher zu unterschiedlichen<br />

Ergebnissen kamen. Hinzu<br />

kommt, dass das ISG bei allen Probanden<br />

ein wenig anders stehen kann, ohne das<br />

dies als pathologisch zu werten ist. Somit<br />

sind diese Tests auch nicht valide. Wenn<br />

Probanden jedoch Schmerzen in diesem<br />

Bereich haben und diese mit speziellen<br />

Schmerzprovokationstests für das ISG provoziert<br />

werden können, kann man relativ<br />

sicher sein, dass das ISG auch betroffen ist.<br />

Von den Schmerzprovokationstests müssen<br />

mindestens 3 von 5 positiv sein, um eine ISG<br />

Problematik nachzuweisen.<br />

Folgende Tests werden durchgeführt:<br />

Sacral Thrust<br />

positiv<br />

Thigh Thrust<br />

positiv<br />

Distraktionstest<br />

positiv<br />

Kompressionstest (SL) negativ<br />

Drop Test<br />

positiv<br />

Wann ist ein ISG-Test als positiv zu werten?<br />

Genau dann, wenn er die Schmerzen der<br />

Patientin reproduzieren kann, also wenn der<br />

Schmerz, der provoziert wird, der typische<br />

Schmerz ist, den die Patientin kennt.<br />

Die durchgeführten Tests zeigen, dass<br />

die Schmerzen von einer Instabilität im ISG<br />

herrühren können. Um ganz sicher zu gehen,<br />

müssen im weiteren Verlauf zusätzliche<br />

Tests ausschließen, dass die Schmerzen<br />

nicht durch angrenzende Strukturen (Hüfte,<br />

LWS) ausgelöst werden.<br />

Zusätzliche Klinische Tests<br />

Durch die Angaben der Patientin, dass sie<br />

schon zwei Schwangerschaften hatte und<br />

die Rückenschmerzen seitdem bestehen,<br />

wäre es auch empfehlenswert zu testen, ob<br />

bei der Patientin noch eine Rektusdiastase<br />

vorhanden ist. Dies ist eine häufige Komplikation,<br />

da in der Nachsorge nach einer<br />

Schwangerschaft nicht konsequent darauf<br />

geachtet wird, dass die Rektusdiastase sich<br />

wieder zurückbildet.<br />

8 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Testung der Rektusdiastase:<br />

a) Patientin liegt in RL, Therapeut palpiert<br />

im Verlauf der Linea alba von der<br />

Symphyse bis hin zum Rippenbogen,<br />

die Patientin soll möglichst entspannt<br />

liegen.<br />

b) Patientin soll nun den Kopf zur Brust<br />

nehmen, um eine Anspannung des<br />

M. rectus abdominis zu provozieren.<br />

Eine eventuelle Diastase wird so verstärkt<br />

und kann in ihrer Breite gemessen<br />

werden (praktischerweise in<br />

»Querfingern«).<br />

Bei der Testung ergab sich eine 2 Querfinger<br />

breite Rektusdiastase unterhalb des Bauchnabels.<br />

Die Patientin gibt an, dass diese<br />

schon seit der ersten Schwangerschaft besteht.<br />

Funktionelle Muskeltests<br />

Anspannung der BeBo-Muskulatur ist laut<br />

Patientin möglich, bei Palpation ist eine dezente<br />

Anspannung tastbar.<br />

Der M. transversus abdominis ist jedoch<br />

nicht bewusst anspannbar, bei Palpation ist<br />

keine Anspannung tastbar.<br />

Hypothese<br />

Es liegt nahe, dass bei dieser Patientin eine<br />

Instabilität im Beckengürtelbereich, speziell<br />

im ISG vorliegt. Dies kann durch die Veränderungen<br />

während der Schwangerschaft<br />

entstanden sein: Die hormonelle Situation<br />

M. transversus abdominis<br />

in Kombination mit dem zunehmenden<br />

Kindsgewicht und Kopfumfang können das<br />

Entstehen solcher Pathologien begünstigen.<br />

Bei unserer Patientin kommen die Rektusdiastase<br />

aus der ersten Schwangerschaft<br />

und eine signifikante Schwäche des Beckenbodens<br />

hinzu; beides Faktoren, die eine Instabilität<br />

im ISG begünstigen.<br />

Um die Hypothese zu überprüfen, wird<br />

die Patientin gebeten probehalber für einen<br />

Tag einen Beckengurt anzulegen und damit<br />

den Beckengürtel über Kompression von<br />

außen zu stabilisieren. Die Patientin gibt an,<br />

dass sich der Schmerz durch das Anlegen<br />

des Beckengurts stark reduziert hat, vor allem<br />

in den belastenden Situationen (durchschnittliche<br />

Schmerzen mit Beckengurt NRS<br />

2/10). Dies bestätigt die Hypothese der Beckeninstabilität.<br />

Therapieziele<br />

K Erlernen von Wahrnehmung und<br />

Anspannung des Beckenbodens:<br />

Die Patientin übt aufrecht sitzend Vagina<br />

und After nach oben zu ziehen. Beide<br />

Bewegungen können unabhängig voneinander<br />

geübt und ausgeführt werden.<br />

Ziel der Übung ist es, beide Bewegungen<br />

gleichzeitig auszuführen und so den gesamten<br />

Beckenboden anzuspannen.<br />

K Erlernen von Wahrnehmung und<br />

Anspannung der segmentalen<br />

Stabilisatoren, vor allem des<br />

M. transversus abdominis:<br />

ASTE: RL mit angestellten Beinen Lendenwirbelsäule<br />

in neutraler Lordose. Die Patientin<br />

legt eine Hand unter eine Seite ihrer<br />

Lendenwirbellordose, der Therapeut legt<br />

auf die andere Seite seine Hand unter die<br />

Lendenwirbellordose. Nun wird die Patientin<br />

dazu aufgefordert ihren unteren<br />

Rücken an die beiden Handflächen zu<br />

drücken. Dabei soll sich das Becken nicht<br />

bewegen und auch der Schultergürtel soll<br />

entspannt auf der Unterlage liegen. Die<br />

Bewegung ist kaum sichtbar und kommt<br />

durch Kontraktion des M. transversus abdominis<br />

zustande. Der Bauch soll sich dabei<br />

nicht nach oben wölben. Die Patientin<br />

soll hier möglichst ruhig weiteratmen.<br />

K Stabilisation des Beckengürtels<br />

durch externe Kompression mit Hilfe<br />

eines Beckengurtes<br />

TITELTHEMA<br />

Eigenübungsprogramm<br />

K Tägliche Anspannungs- und Wahrnehmungsübungen<br />

für die lokalen Stabilisatoren<br />

(vor allem Beckenboden und M.<br />

transversus abdominis).<br />

K Vermeidung von sitzenden Positionen, da<br />

hier die größten Kräfte auf den Beckengürtel<br />

wirken.<br />

Fazit<br />

Postpartale Rückenschmerzen sind ein häufiges<br />

Symptom, dass allzu oft leider als ein<br />

normales und notwendiges Übel angesehen<br />

wird. So werden ihnen oft keine Beachtung<br />

geschenkt, da sie quasi zu einer Schwangerschaft<br />

dazu gehören. Der klinische Alltag<br />

zeigt allerdings, dass Patientinnen oft nicht<br />

adäquat nachversorgt werden, obwohl die<br />

Therapie häufig einfach und erfolgreich ist.<br />

Rektusdiastasen und Schwächen der Beckenbodenmuskulatur<br />

schaffen Grundlagen<br />

für Instabilitäten des Beckengürtels, die sich<br />

auch weiterlaufend auf die Wirbelsäule ausbreiten<br />

können. Sie sollten daher genau beurteilt<br />

und auch therapeutisch angegangen<br />

werden.<br />

Rektusdiastase<br />

Der M. rectus abdominis ist der gerade<br />

Bauchmuskel. In seiner Mitte liegt die<br />

Linea alba, eine bindegewebige fasziale<br />

Struktur, die die beiden Muskelanteile<br />

miteinander verbindet. Vor allem in<br />

der Schwangerschaft kann es durch die<br />

schnelle Zunahme des Bauchumfanges<br />

und die Ausschüttung von Relaxin zum<br />

Auseinanderweichen der beiden Anteile<br />

des M. rectus abdominis kommen, sodass<br />

eine Lücke, die sogenannte Rektusdiastase,<br />

entsteht. Dies kann nicht nur in<br />

der Schwangerschaft auftreten, sondern<br />

auch z. B. durch eine schnelle Gewichtszunahme,<br />

etc.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 9


ANZEIGE


TITELTHEMA<br />

WISSENSCHAFTLICHER<br />

BEITRAG<br />

EVIDENZ IN DER<br />

PHYSIOTHERAPIE<br />

AM BEISPIEL<br />

SCHWANGERSCHAFTSBEDINGTER<br />

RÜCKENSCHMERZEN Text: Stephan Kruft<br />

Fotolia © LanaK<br />

L Als Physiotherapeut in der Gynäkologie wird man, besonders<br />

im Bereich Schwangerenversorgung und Geburtsstation,<br />

immer wieder auf ein typisches Beschwerdebild stoßen:<br />

Rückenschmerzen. Oftmals berichten Frauen während einer<br />

Schwangerschaft von Schmerzen im Bereich des lumbalen<br />

Rückens oder des Beckens, welche in die Beine ausstrahlen,<br />

aber auch sehr lokal auftreten können. Eine klassische Indikation<br />

also für uns Physiotherapeuten. Stellen wir uns nun<br />

mal vor, wir hätten eine <strong>physio</strong>therapeutische Überweisung<br />

eines Gynäkologen. Unsere Patientin befindet sich in der 31.<br />

Schwangerschaftswoche und leidet seit ca. 2 Wochen an<br />

Rückenschmerzen im Bereich des lumbalen Rückens. Vor der<br />

Schwangerschaft, die ihre erste ist, habe sie nie Probleme in<br />

dem Bereich gehabt. Wie gehen wir nun weiter vor?<br />

Wahrscheinlich kennt jeder aus der Orthopädie oder anderen<br />

Fächern schon einiges an Techniken und weiß, wie<br />

man mit diesen Beschwerden umgehen kann. Aber lassen<br />

sich Maßnahmen zur Behandlung von allgemeinen Rückenbeschwerden<br />

auch auf Rückenbeschwerden anwenden, die<br />

im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft stehen? Und<br />

wie ist die Evidenz solcher Maßnahmen? Um Antworten auf<br />

diese Fragen zu bekommen, werden wir, wie immer, in den<br />

wissenschaftlichen Datenbanken recherchieren, ob es bereits<br />

Studien und Forschungsergebnisse im Bereich des schwangerschaftsbedingten<br />

Rückenschmerzes gibt. Da man damit rechnen<br />

muss, dass es zu diesem Thema sehr viele wissenschaftliche<br />

Arbeiten gibt und das Lesen aller relevanten Studien unter<br />

Umständen viel Zeit kostet, führt uns unsere Suche als erstes<br />

zu sogenannten Leitlinien. Leitlinien sind Entscheidungshilfen,<br />

die von führenden Experten in einem Fachgebiet erstellt<br />

werden. Diese Experten haben sich intensiv mit bestehenden<br />

Studien und Reviews zu einem Thema beschäftigt und daraus<br />

Handlungsempfehlungen abgeleitet, die eine Orientierungshilfe<br />

bei der Wahl von Behandlungsmethoden sind.<br />

Eine solche Leitlinie für Rückenschmerzen ist im deutschen<br />

Raum die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz aus<br />

dem Jahr 2010 mit einer angegebenen letzten Änderung im<br />

August 2013. Dort wird beschrieben, welche Behandlungen<br />

bei nichtspezifischem Rückenschmerz empfehlenswert sind.<br />

Allerdings gibt es keine Empfehlungen zu Schmerzen während<br />

der Schwangerschaft. Also suchen wir weiter. Neben der<br />

Nationalen Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz gibt es noch die<br />

DEGAM-Leitlinie Nr. 3 – Kreuzschmerzen. Und siehe da – zusätzlich<br />

zur Beschreibung von Therapie bei akuten und chronischen<br />

Rückenschmerzen finden wir den Abschnitt »Kreuzschmerzen<br />

während der Schwangerschaft«. Dort wird eine<br />

Empfehlung für frühzeitige aktive Physiotherapie und Wassergymnastik<br />

gegeben. Allerdings fehlt eine weitere Konkretisierung<br />

der Therapie. Was soll z. B. die aktive Physiotherapie oder<br />

die Wassergymnastik beinhalten?<br />

Da wir in den deutschen Leitlinien keine weiteren Informationen<br />

dazu erhalten haben, setzen wir unsere Suche in englischsprachigen<br />

Leitlinien, den sogenannten Guidelines, fort.<br />

Dazu gehen wir in die Datenbank Medline und geben in die<br />

Suchmaske die Begriffe: low back pain, pelvic girdle pain,<br />

pregnancy und guideline ein. Die Suche führt uns zu den European<br />

guidelines for the diagnosis and treatment of pelvic<br />

girdle pain von Vleeming et al. aus dem Jahr 2008. In dieser<br />

beschreiben die Autoren, welche Therapiemaßnahmen bei<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 11


TITELTHEMA<br />

Beckengürtelschmerzen und Rückenschmerzen empfohlen<br />

werden können. In ihrer Arbeit unterscheiden sie zwischen<br />

unspezifischen Schmerzen und Beschwerden, die im Zusammenhang<br />

mit einer Schwangerschaft stehen. Um zu einer<br />

Empfehlung zu gelangen, hat das Forscherteam verschiedene<br />

Datenbanken systematisch durchsucht und vorhandene<br />

Studien und Reviews zusammengefasst. Aufgrund der Recherche<br />

kommen sie in der Leitlinie zu der Empfehlung, bei<br />

schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen aktive Übungen<br />

während der Schwangerschaft durchzuführen. Allerdings<br />

bekommen wir keine genauen Angaben dazu, wie die Übungen<br />

aussehen sollen. Um genauere Informationen und auch<br />

neuere Erkenntnisse zu erhalten, was die aktiven Übungen<br />

beinhalten sollten, schauen wir uns in den medizinischen Datenbanken<br />

nach Studien zum Thema Übungen während der<br />

Schwangerschaft um. Bei PubMED finden wir unter den Suchbegriffen<br />

»exercises«, »low back pain«, »pelvic girdle pain«<br />

und »pregnancy« mehrere Studien und auch ein Review mit<br />

dem Titel »Effectiveness of Stabilising Exercise in Pregnancy-<br />

Associated Lumbar-Pelvic Pain«. Da ein Review immer mehrere<br />

wissenschaftliche Arbeiten zusammenfasst und umschreibt,<br />

ist es sinnvoll, dieses als erstes zu lesen. Die Autoren kommen<br />

nach Zusammenfassung der eingeschlossenen Studien<br />

zu dem Ergebnis, dass Physiotherapie und insbesondere stabilisierende<br />

Übungen schwangerschaftsbedingte Rücken- und<br />

Beckengürtelschmerzen zu lindern scheinen. In einem großen<br />

Teil der untersuchten Studien, die einen positiven Effekt von<br />

Übungen vermerkten, wurden als Intervention der M. transversus<br />

und der M. multifidus trainiert. Allerdings sind die Studien<br />

bei der Ausführung der Übungen sehr unterschiedlich,<br />

weswegen keine genauen Angaben zur Dauer und Umfang<br />

gemacht werden können. So reichte die Behandlungszeit z. B.<br />

von einer Woche bis zu 5 Monaten.<br />

Für unsere Patientin lässt sich anhand des Reviews und der<br />

Leitlinien schließen, dass eine Behandlung mit Training des M.<br />

transversus und des M. multifidus empfehlenswert zu sein<br />

scheint und in die Behandlung mit eingebaut werden sollte.<br />

Somit haben wir für unseren konkreten Fall einen Anhaltspunkt,<br />

wie wir weiter vorgehen können.<br />

Nun zur Frage, ob man Behandlungsempfehlungen für unspezifische<br />

Rückenschmerzen auf Schmerzen in Bezug auf<br />

die Schwangerschaft übertragen kann. Die Nationale Versorgungsleitlinie<br />

Kreuzschmerz (NVL) aus dem Jahr 2010 empfiehlt<br />

bei nichtspezifischen subakuten und chronischen Rückenschmerzen<br />

den Einsatz von Bewegungstherapie. Somit<br />

ähneln sich hier die Leitlinienempfehlungen bei nichtspezifischem<br />

Rückenschmerz und den lumbopelvinen Schmerzen<br />

während der Schwangerschaft. Allerdings geht die NVL, im<br />

Gegensatz zu der Leitlinie bei schwangerschaftsabhängigem<br />

Rückenschmerz, über die Empfehlung zur Bewegungstherapie<br />

hinaus und beschäftigt sich mit weiteren <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Behandlungen, wie z. B. Mobilisation und Massage.<br />

So kommt sie u. a. zu dem Ergebnis, dass die Anwendung von<br />

Ultraschall und auch Massage bei akutem nichtspezifischem<br />

Kreuzschmerz nicht verschrieben werden sollte, da ein ausreichender<br />

Wirksamkeitsnachweis fehle. Wie wirksam diese Therapieformen<br />

bei schwangerschaftsabhängigen lumbopelvinen<br />

Schmerzen sind, lässt sich aus dieser und den anderen hier<br />

beschriebenen Leitlinien nicht herausfinden. Daher ist eine<br />

generelle Übertragung der Therapieempfehlungen auf unsere<br />

Patientin nicht möglich. Allerdings wissen wir nach unserer<br />

Recherche nun, dass ein Training der lokalen lumbalen Stabilisatoren<br />

für unseren Fall zu empfehlen ist. Was die weiteren<br />

Behandlungsmöglichkeiten angeht, heißt es, die Augen offen<br />

halten und sehen, ob in naher Zukunft neue Erkenntnisse zu<br />

unserem Beschwerdebild veröffentlich werden.<br />

PRÄVALENZ<br />

Viele Frauen leiden während ihrer Schwangerschaft<br />

an lumbopelvinen Schmerzen. In einem Review<br />

zur Prävalenz kommen die Autoren zu dem Ergebnis,<br />

dass durchschnittlich ca. 45 % der Schwangeren<br />

Schmerzen im Bereich des lumbalen Rückens oder<br />

des Beckengürtels haben.<br />

M. multifidus lumborum<br />

12 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

URSACHEN<br />

Ursachen für lumbopelvine Schmerzen<br />

während der Schwangerschaft<br />

Die genauen Ursachen für die Schmerzen sind<br />

noch unklar. Mögliche Gründe können sein,<br />

dass die Lageveränderung des Uterus und<br />

Veränderungen der Beckenstellung zu einem Zug an<br />

den Gelenken im Bereich der lumbalen Wirbelsäule<br />

und des Beckenrings führen. Ein weiterer Grund ist,<br />

dass sich das Kind im Laufe der Schwangerschaft<br />

immer weiter Richtung Becken bewegt und dieses<br />

auseinanderdrückt, was zu einer Dehnung des<br />

M. transversus abdominis und damit zu einer<br />

Insuffizienz des Muskels führen kann. Zudem<br />

kommt es zu einer erhöhten Laxität der Bandstrukturen,<br />

was eine Instabilität der Gelenke und<br />

Schmerzen in den betroffenen Regionen bewirken<br />

kann. Aufgrund ihrer Position und der Hebelverhältnisse<br />

können der M. transversus und der M. multifidus<br />

bei einer entsprechenden Aktivierung einer<br />

Instabilität entgegenwirken und somit auch die<br />

Schmerzen positiv beeinflussen.<br />

LEITLINIEN<br />

Im deutschen Raum gibt es verschiedene Organisationen,<br />

die medizinische Leitlinien erstellen. Zu<br />

ihnen gehören die DEGAM (Deutsche Gesellschaft<br />

für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.) und<br />

die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften e. V.). In der<br />

Regel wird in jeder Leitlinie festgesetzt, wann sie<br />

wieder aktualisiert werden soll. Das bedeutet, dass<br />

die Autoren sich zu einem bestimmten Termin erneut<br />

zusammensetzen, die aktuelle Literatur studieren und<br />

darüber beraten, inwieweit Empfehlungen verändert<br />

werden müssen. Dadurch ist gewährleistet, dass<br />

die Leitlinien neuen Erkenntnissen angepasst sind<br />

und dem aktuellen Forschungsstand entsprechen.<br />

Der Begriff Leitlinie ist allerdings nicht geschützt<br />

und muss keine bestimmten Kriterien erfüllen. Und<br />

anders als Richtlinien sind sie nicht verbindlich. Somit<br />

dienen sie als Orientierungshilfe, aber nicht als starres<br />

Regelwerk. Die beteiligten Organisationen weisen im<br />

Gegenteil darauf hin, dass man die Anwendbarkeit<br />

prüfen und im Einzelfall, wenn z. B. weitere Erkrankungen<br />

vorliegen, auch davon abweichen kann.<br />

EINTEILUNG VON LEITLINIEN<br />

Fotolia © LanaK<br />

Die AWMF unterteilt Leitlinien in unterschiedliche<br />

Stufen. Je nach methodischer Qualität werden die<br />

Leitlinien von S1 bis S3 klassifiziert, wobei S3 die<br />

höchste und S1 die niedrigste Qualitätsstufe darstellt.<br />

Neben der Einteilung der Leitlinie selbst, gibt es noch<br />

Klassifizierungen der Handlungsempfehlung. Diese<br />

können sich zwischen den einzelnen Organisationen<br />

unterscheiden. So klassifiziert die DEGAM z. B.<br />

die Empfehlungen mit Graden von A bis C. Grad A<br />

ist die höchste Stufe und bedeutet, dass die Empfehlung<br />

aufgrund von Studien mit hoher Qualität<br />

getroffen wurde. Grad C ist die niedrigste Stufe<br />

und wird vergeben, wenn die Empfehlung auf einer<br />

Expertenmeinung basiert. Die AWMF nutzt dagegen<br />

eine Einteilung mit den Graden von A, B und 0.<br />

Empfehlungsgrad A bedeutet eine starke Empfehlung<br />

während Grad 0 eine »Offene« Empfehlung ist.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 13


VORGESTELLT<br />

In dieser Rubrik stellen wir Euch interessante Menschen vor, die vor einigen Jahren,<br />

genauso wie Ihr jetzt, ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht haben<br />

oder die in ihrer Arbeit viel mit Physiotherapeuten zu tun haben. Außerdem berichten<br />

für Euch Physioschüler und -studenten von ihrer Schule oder Hochschule.<br />

Auch Ihr könnt Eure Ausbildungsstelle ins Rampenlicht rücken, wenn Ihr glaubt,<br />

dass von Eurer Schule oder Hochschule jeder mal gehört haben sollte! Da wir<br />

immer mit vielen Disziplinen zusammenarbeiten, darf natürlich bei »Vorgestellt«<br />

auch der Einblick in andere Berufsgruppen nicht fehlen! Freut Euch also auf interessante<br />

Menschen der Physiotherapie, interdisziplinäre Einblicke und die bunte<br />

Welt der Physioschulen und Hochschulen.<br />

Steckbrief<br />

Martina Rothaupt<br />

INTERVIEW<br />

LEUTE:<br />

MARTINA ROTHAUPT<br />

Text: Verena Gesing<br />

Ausbildung zur Kinderkrankenschwester<br />

und seit 2003<br />

Fortbildung zur IBCLC<br />

(International Board Certified<br />

Lactation Consultant).<br />

Zusätzlich noch Weiterbildung<br />

in der Körperpsychotherapeutischen<br />

Krisenbegleitung (Kaiserschnittmassage,<br />

Übungsprogramm<br />

für Frauen mit<br />

Hyperemesis).<br />

Aktuelle Tätigkeit<br />

Martina Rothaupt arbeitet<br />

sowohl in der Elternschule,<br />

in der sie eine<br />

Stillberatung und Infoabende<br />

zum Thema Säuglingspflege<br />

und Stillen<br />

durchführt, als auch auf<br />

der Entbindungsstation.<br />

Dort liegen ihre Aufgaben<br />

im Bereich der Betreuung<br />

von Schwangeren und Stillenden<br />

sowie in der Vermittlung<br />

und Durchführung<br />

von Kaiserschnittmassagen<br />

an Neugeborenen.<br />

l<br />

l Was macht eine Stillberaterin?<br />

l Sie unterstützt stillende Frauen im KH und/oder zu Hause. Die Stillberatung im privaten<br />

Bereich wird nicht von der KK übernommen, das heißt sie ist kostenpflichtig. Sie<br />

berät und hilft bei Stillproblemen und informiert Schwangere über das Stillen.<br />

l Gibt es unterschiedliche Schwerpunktbereiche in denen Stillberaterinnen<br />

tätig sind?<br />

l Als Stillbeauftragte in der Klinik entweder in der Kinderklinik – bei Frühgeborenen<br />

und/oder kranken Kindern und deren Müttern oder in der geburtshilflichen Abteilung<br />

– bei reifgeborenen Kindern und deren Müttern.<br />

In einer eigenen Praxis zur Unterstützung der Mütter bei Stillproblemen.<br />

l Welche Schnittpunkte gibt es mit der Physiotherapie?<br />

l In der Gynäkologie: Verspannte und gestresste Mütter, Mütter mit Milchstau …<br />

In der Pädiatrie: Kinder mit Trinkschwäche<br />

l Welche Auswirkungen hat das Stillen auf den Bewegungsapparat der Frau<br />

und wie können wir in der Physiotherapie dem entgegenwirken bzw. die<br />

Frau unterstützen?<br />

l Bei schlechter, nicht entspannter Haltung gibt es ggf. Verspannungen im gesamten<br />

Schulter- und Wirbelsäulenbereich. Es kann auch zu Verspannungen durch die<br />

schmerzhaften ersten Trinkzüge des Kindes kommen. Außerdem kann es durch das<br />

Stillen zu einer kurzzeitigen Verringerung der Knochendichte in der Stillzeit kommen.<br />

Zusätzlich kann Stillen zu einem verminderten Östrogengehalt und damit ggf. zu<br />

Gelenkschmerzen führen.<br />

Physiotherapeutische Maßnahmen bei stillbedingten Verspannungen:<br />

• Haltungsschulung<br />

• Entspannungstechniken (z. B. PMR, Autogenes Training)<br />

• Leichte Schulter und Nackenmassage<br />

• Leichte Kräftigungsübungen aus der verspannten Haltung heraus<br />

(z. B. Rudern mit dem Theraband oder Scapulapattern)<br />

14 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

Physiotherapeutische Maßnahmen im Zusammenhang mit verringerter<br />

Knochendichte:<br />

• In der Stillzeit sollten Manipulationen, Mobilisationen mit schnellem Impuls<br />

und Techniken, bei denen mit viel Druck und Kraft gearbeitet wird, nicht zur<br />

Anwendung kommen.<br />

• Präventiv sollten Ausdauersportarten und ein moderates Krafttraining<br />

empfohlen werden.<br />

Physiotherapeutische Maßnahmen bei vermindertem Östrogengehalt:<br />

• Je nachdem welche Gelenke betroffen sind, sollten dementsprechend<br />

Stabilisationsmaßnahmen durchgeführt werden – z. B. segmentale Stabilisation<br />

der WS.<br />

• Beckenbodentraining<br />

• Ökonomisierung der Gelenkarbeit – durch z. B. Beinachsentraining und<br />

Haltungsschulung<br />

l Welche positiven Aspekte hat das Stillen für die Mutter?<br />

l Stillen schützt nachweislich vor der Bildung eines Mamma- und/oder Ovarien Ca.<br />

Durch die Ausschüttung von Oxytocin kommt es zu einer schnelleren Uterusrückbildung.<br />

Es fördert die Bindung von Mutter und Kind. Außerdem ist es sowohl Geld- als<br />

auch Zeitersparnis (die Milch ist immer sofort und richtig temperiert verfügbar, quasi<br />

ein Latte to Go!).<br />

Und auch in späteren Lebensabschnitten hat man etwas davon, denn es führt zu<br />

einer erhöhten Knochendichte nach Beendigung der Stillzeit und in den Wechseljahren.<br />

l Welche positiven Aspekte hat das Stillen für das Kind?<br />

l Es stabilisiert den Blutzucker des Kindes, außerdem wird die Muttermilch leichter vertragen<br />

und ist bekömmlicher für das Verdauungssystem des Kindes. Die aufgenommene<br />

Muttermilch schützt den Darm und sorgt für die Ausbildung der Darmflora<br />

durch Bifidumbesiedlung.<br />

Stillen stellt einen Schutzfaktor vor dem plötzlichem Kindstod dar. Durch die Inhaltsstoffe<br />

der Muttermilch hat das Kind einen starken Immunschutz, außerdem bietet<br />

das Stillen einen gewissen Schutzfaktor vor Adipositas und Diabetes Typ 2 beim<br />

Kind. Durch das Stillen wird die Eisenaufnahme und Verwertung aus der Muttermilch<br />

unterstützt (das Laktoferrin in der Muttermilch unterstützt die Eisenaufnahme<br />

aus der Muttermilch).<br />

Zu guter Letzt kommt es auch zu einer guten Ausbildung von Mund- und Kiefermuskulatur<br />

durch das Stillen.<br />

l Woran erkenne ich eine zertifizierte Stillberaterin?<br />

l An dem Zusatz »IBCLC« (International Board Certified Lactation Consultant).<br />

l Was sind die typischen Aufgaben im Alltag einer Stillberaterin?<br />

l Als Stillbeauftragte in der Klinik allen Müttern zur Seite stehen, das heißt Stillinfos<br />

geben, beim Stillen unterstützen, nicht stillende Frauen über Babynahrungen und<br />

das Flaschefüttern informieren, aber auch Kolleginnen anleiten (z. B. Kinderkrankenschwestern,<br />

Ärzte auf der Station regelmäßig fortbilden und anleiten).<br />

Vielen Dank für das Interview<br />

Für Ihre Praxis?<br />

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unterstützen wir Sie gerne.<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 15


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16 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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GESUNDHEITSAKADEMIE SMMP<br />

BILDUNGSAKADEMIE FÜR THERAPIEBERUFE<br />

Text: Theresa Stute<br />

BERGKLOSTER BESTWIG<br />

»Ich will anderen Menschen helfen!« Das ist wahrscheinlich der Satz, der am meisten in den Bewerbungsgesprächen<br />

zum Physio- oder Ergotherapeuten fällt. Ein starker Wille ist eine gute Grundlage, aber zum Helfen gehört vor allem eins:<br />

das Können. Gerade dieses Können vermittelt die Bildungsakademie für Therapieberufe Bergkloster Bestwig.<br />

So werden in 3 Jahren Ausbildung aus Amateuren echte Profis!<br />

Inhalt<br />

Alle relevanten Lerninhalte, moderne Methoden und aktuelles<br />

Wissen werden in der Bildungsakademie in mehreren Modulen<br />

mit 2.900 Stunden (bzw. 2.700 Stunden bei den Ergotherapeuten)<br />

vermittelt. Dabei ist es besonders wichtig, dass der<br />

Einzelne seine Stärken kennen und schätzen lernt, um einen<br />

maximalen Erfolg gewährleisten zu können. Die Inhalte der<br />

Ausbildung werden von 13 qualifizierten, festangestellten<br />

Lehrkräften, darunter zwei Ärztinnen sowie einigen Honorardozenten<br />

vermittelt. Gerade der ständige Wechsel zwischen<br />

Theorie und Praxis macht die Ausbildung für uns zu etwas<br />

Besonderem und garantiert nie Langweiligem. Direkt in der<br />

Akademie befindet sich die Physiotherapiepraxis unter der<br />

Leitung von Magdalena Müller. Ihre Mitarbeiter gehören, genau<br />

wie sie selbst, zum Lehrteam der Bildungsakademie und<br />

ermöglichen mit Patienten und Beispielen aus der Praxis einen<br />

interessanten und nahezu greifbaren Unterricht.<br />

Praktika<br />

Ein Drittel der Ausbildung (1.600 bzw. 1.700 Stunden) findet<br />

außerhalb der Akademie in kooperierenden Kliniken, Praxen<br />

und Krankenhäusern statt, um die nötige praktische Erfahrung<br />

für den späteren Berufseinstieg machen zu können.<br />

Gleichzeitig lernt der Auszubildende bereits einige mögliche<br />

Arbeitsstellen für die Zeit nach der Ausbildung kennen. Während<br />

dieser Praxisphasen werden unsere Einsatzzeiten den Arbeitszeiten<br />

der einzelnen Institutionen angepasst.<br />

Schulalltag<br />

Die theoretischen und fachpraktischen Lehrveranstaltungen<br />

erfolgen täglich von 8.00 – 15.00 Uhr an fünf Tagen pro Woche.<br />

Die meisten Stunden finden getrennt in Physio- und Ergoklassen<br />

statt. Aber der interdisziplinäre Unterricht spielt<br />

eine entscheidende Rolle im Akademiealltag. Die späteren<br />

Ergo- und Physiotherapeuten haben hier die Möglichkeit neben<br />

übergreifenden Themen auch den jeweils anderen Beruf<br />

besser kennen zu lernen. Dies ist vor allem für die Kooperation<br />

der beiden Berufsgruppen im Berufsleben sehr förderlich.<br />

Denn für die Behandlung eines Patienten ist es immer notwendig,<br />

sich mit der jeweils anderen Berufsgruppe abzusprechen<br />

und gemeinsam, natürlich auch mit dem Patienten, Ziele zu<br />

vereinbaren.<br />

Für die bestmögliche Vorbereitung auf die Phasen der praktischen<br />

Berufsausbildung und den späteren Beruf steht den zukünftigen<br />

Therapeuten ein breites Band an Materialien bereit.<br />

So befindet sich im Sockelgeschoss ein gut ausgestatteter<br />

Werkraum für die Ergos, und für die Physios im Erdgeschoss<br />

eine große Auswahl verschiedener Therapiematerialien und<br />

2 Praxisräume. Auch die Räume und die Ausstattung der<br />

hausinternen Akademie-Praxis werden für die Ausbildung<br />

genutzt. Außerdem befindet sich hinter dem Akademiegebäude<br />

ein Garten, der der ergotherapeutischen Ausbildung<br />

dient.<br />

Bildungsakademie Bestwig<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 17


VORGESTELLT<br />

Dank einer gut abgestimmten Zusammenarbeit mit der Hamburger<br />

Fernhochschule haben Lernende mit Fachhochschulreife<br />

ab dem 2. Ausbildungsjahr die Möglichkeit, neben der<br />

Ausbildung einen europaweit anerkannten Abschluss in den<br />

Health Care Studies zum Bachelor of Science zu erlangen. Der<br />

Studiengang dauert insgesamt 8 Semester und begleitet damit<br />

auch noch nach dem Staatsexamen den Berufsalltag.<br />

BERGKLOSTER<br />

BESTWIG<br />

Hintergründe<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.bildungsakademie-therapieberufe.de<br />

Mit 112 Lernenden ist die Bildungsakademie relativ klein, daher<br />

herrscht hier ein besonders familiäres Klima. Gemeinsame<br />

Aktionstage wie das Sommerfest oder Fahrten innerhalb eines<br />

Lehrgangs stärken das Gemeinschaftsgefühl zusätzlich und<br />

dienen, wie etwa das 2-tägige Kommunikationsseminar, der<br />

optimalen Vorbereitung auf<br />

das spätere Berufsleben.<br />

2015 feiert die Bildungsakademie<br />

für Therapieberufe<br />

Bergkloster Bestwig<br />

ihr 20-jähriges Bestehen.<br />

Seit fünf Jahren befindet sie<br />

sich an der Bundesstraße in<br />

Bestwig-Velmede. Vorher<br />

war sie ein Teil des Berufkollegs<br />

Bergkloster Bestwig und<br />

ist genau wie das Berufskolleg<br />

eine Einrichtung in privater<br />

Trägerschaft des Ordens<br />

»Schwestern der heiligen Wer sich für eine Ausbildung zum Ergo- oder Physiotherapeuten bei uns in Bestwig<br />

Maria Magdalena Postel«. entscheidet, kann gerne als Hospitant vorbeischauen und sich ein Bild vom Akademiealltag<br />

machen. Wie viele von uns habe ich mich vor allem aufgrund des guten<br />

In der Ausbildung findet daher<br />

zwar kein Religionsunterricht<br />

statt, dennoch wird Abschluss fast alle Absolventen den Einstieg in den Beruf erfolgreich geschafft.<br />

Rufs der Schule hier beworben. So haben bereits spätestens 3 Monate nach ihrem<br />

sich intensiv mit anthropologischen<br />

Themen beschäftigt, nen muss, braucht natürlich auch Erholung, daher haben wir pro Jahr acht Wochen<br />

Die Ausbildung beginnt immer am 1. Oktober des Jahres. Wer wie wir so viel ler-<br />

die einen Bezug zum Beruf unterrichtsfreie Zeit.<br />

haben. Der Besuch des Gottesdienstes<br />

zu besonderen Bewerbungen werden das ganze Jahr über entgegengenommen. Einen Aufnahmetest<br />

gibt es nicht. Viel wichtiger ist das Beratungsgespräch, zu dem man bei guten<br />

kirchlichen Feiertagen und<br />

zu Schuljahresbeginn gehört<br />

ebenso zur Ausbildung tungsteam um den Schulleiter Andreas Pfläging, bestehend aus ärztlicher Leitung<br />

Bewerbungsgrundlagen eingeladen wird. Über eine Zusage entscheidet ein Lei-<br />

wie das Lernen und Verbessern<br />

der eigenen Qualitäten.<br />

und den Ausbildungsleitungen für die beiden Fachbereiche.<br />

Neben der Ausbildung der Die Lehrgangsgebühr beträgt für den Ausbildungslehrgang Physiotherapie wie<br />

neuen Therapeuten fungiert<br />

das Akademiegebäude Weitere Kosten entstehen im Sinne eines Auslagenersatzes für Literatur, Kopien,<br />

auch für den Ausbildungslehrgang Ergotherapie derzeit 395,– Euro pro Monat.<br />

auch als Fortbildungsstätte. Material, Fahrtkosten, evtl. Wohnkosten und die Prüfungsgebühr. Eine individuelle<br />

Ausbildungsförderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG)<br />

So besteht z. B. direkt nach<br />

Abschluss des Staatsexamens<br />

die Möglichkeit an ei-<br />

und Arbeitsförderungsgesetz (AFG) ist generell möglich.<br />

ner Fortbildung in manueller Vielleicht seid ihr ja nun ein wenig neugierig auf uns geworden. Man sieht sich in<br />

Lymphdrainage teilzunehmen.<br />

der Bildungsakademie für Therapieberufe Bergkloster Bestwig.<br />

18 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

Fotolia © bonninturina<br />

BLICKWINKEL<br />

Beruf oder Berufung?<br />

ORTHOPÄDIESCHUHMACHER<br />

Text: Jens Jahrling<br />

Michael arbeitet bei einer Versicherung und spielt in seiner<br />

Freizeit leidenschaftlich gern Fußball. Nächstes Wochenende<br />

hat er mit seiner Mannschaft wieder ein wichtiges Spiel, das<br />

er kaum abwarten kann. Das war nicht immer so, denn bis<br />

vor kurzem bedeutete für ihn jeder Schritt auf dem Platz eine<br />

Qual. Stechende Knie-Schmerzen plagten ihn beim wöchentlichen<br />

Training. Der Orthopäde diagnostizierte eine Fehlstellung<br />

in den Füßen, die sich ungesund auf das Knie auswirkte. Seit<br />

einigen Wochen trainiert er mit sensomotorischen Einlagen,<br />

die der Orthopädieschuhmacher speziell für ihn angefertigt<br />

hat. Die Schmerzen sind Vergangenheit und Michael kann sich<br />

wieder den wichtigen Dingen zuwenden.<br />

Erfolgsgeschichten wie diese schreibt Tobias Becker beinahe<br />

täglich. Der gelernte Orthopädieschuhmacher ist Werkstattleiter<br />

und Qualitätsprüfer im Gießener footpower-Store.<br />

»Am meisten liebe ich an meinem Job, dass ich anderen Menschen<br />

helfen kann«, so der 26-jährige geprüfte Sensomotorik-Techniker.<br />

Bereits seit fast zehn Jahren ist er dem Betrieb<br />

treu, in dem er auch einst die dreieinhalbjährige Ausbildung<br />

absolviert hat. »Zu uns kommen Menschen mit Schmerzen,<br />

mit neurologischen Problemen oder auch Kinder mit einem<br />

stark von der Norm abweichenden Gangbild. In der Regel<br />

können wir hier mit der Einlagenversorgung sehr gute Ergebnisse<br />

erzielen. Vielleicht können Sie sich vorstellen, wie<br />

glücklich Eltern sind, wenn ihre Kinder wieder normal laufen<br />

können?«<br />

der simple Verkauf von Einlegesohlen. Ob Fußbettungen und<br />

Einlagen, Bandagen, Beinverlängerungsorthesen, orthopädische<br />

Maßschuhe, Änderungen am Konfektionsschuh oder<br />

auch medizinische Fußpflege: Das Handwerk des Orthopädieschuhmachers<br />

zeichnet sich vor allem durch die individuelle<br />

Anfertigung von orthopädischen Heil- und Hilfsmitteln<br />

aus.<br />

»Du weißt morgens nie, was Dich erwartet. Unsere Kunden<br />

kommen mit den unterschiedlichsten Beschwerden zu uns«,<br />

so Tobias Becker. Und für jeden einzelnen Fall gilt es, die beste<br />

Lösung zu finden. Sowohl handwerkliches Geschick als auch<br />

ein gutes anatomisches Verständnis sind hier grundlegend.<br />

Beratungskompetenz und Kommunikationsgeschick werden<br />

im täglichen Kundenkontakt ebenfalls groß geschrieben.<br />

Ein Job mit Zukunft<br />

Der Beruf des Orthopädieschuhmachers steht hoch im Kurs.<br />

Der Markt wächst kontinuierlich: In Zeiten stark reglementierter<br />

Krankenkassenleistungen achten Menschen mehr auf<br />

ihre Gesundheit und nehmen auch präventive Leistungen in<br />

Anspruch. Gleichzeitig treiben Kinder immer weniger Sport,<br />

orthopädische Probleme sind hier vorprogrammiert. Stetige<br />

Weiterentwicklungen im Reich der Fußgesundheit sorgen dafür,<br />

dass auch in Zukunft das Aufgabengebiet des Orthopädieschuhmachers<br />

modern und spannend ist.<br />

Garantiert keine Langeweile<br />

Die Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher bereitet auf ein<br />

Tätigkeitsfeld vor, wie es vielseitiger kaum sein könnte. Das<br />

große Aufgabenspektrum rund um orthopädisches Schuhwerk<br />

und Fußgesundheit bedeutet im Arbeitsalltag mitnichten<br />

Drei Fragen an Tobias Becker<br />

Welche Voraussetzungen sollten Interessierte für den Beruf<br />

des Orthopädieschuhmachers mitbringen?<br />

In erster Linie sollte die Motivation stimmen, und damit meine<br />

ich ein grundsätzliches soziales Engagement. In diesem Beruf<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 19


VORGESTELLT<br />

ist man sehr nah am Menschen dran, das liegt nicht jedem und<br />

das muss man mögen. Wen es jedoch erfüllt, anderen Menschen<br />

zu helfen, der bringt bereits die wichtigste Voraussetzung<br />

mit. Zusätzlich sollte ein angehender Orthopädieschuhmacher<br />

handwerklich geschickt sein, ein ordentliches Maß an<br />

Eigeninitiative mitbringen und bereit sein, immer mehr dazu<br />

zu lernen.<br />

Was reizt Sie besonders an Ihrem Beruf?<br />

In unserem Beruf ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben.<br />

Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten. Längst<br />

sind wir kein Handwerksberuf mehr, der nur hämmernd in<br />

der Werkstatt steht. Modernste Materialien und Technologien<br />

kommen hier zum Einsatz, das vermuten die Wenigsten. Die<br />

Versorgung mit sensomotorischen Einlagen ist beispielsweise<br />

eine enorm wichtige Errungenschaft für unseren Berufsstand.<br />

Nur in einem engen Netzwerk mit Orthopäden und Physiotherapeuten<br />

können so spezialisierte Systeme entwickelt werden.<br />

Warum haben Sie sich für eine Karriere bei footpower entschieden?<br />

Ich stehe mit voller Überzeugung hinter dem sensomotorischen<br />

Wirkprinzip dieser Einlagen. Für die individuelle Anfertigung<br />

und Anpassung dieser Einlagen bedarf es einer Menge<br />

Know-How, das den Mitarbeitern an der unternehmenseigenen<br />

Akademie vermittelt wird. Außerdem werden zahlreiche<br />

Sportler mit den Einlagen versorgt, darunter auch sehr prominente.<br />

Das ist für mich ein sehr spannendes Spezialgebiet.<br />

BLICKWINKEL<br />

ORTHOPÄDIESCHUHMACHER<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

K Ausbildungsdauer: dreieinhalb Jahre<br />

K Duales Ausbildungssystem an der Berufsschule und<br />

in einem Ausbildungsbetrieb<br />

K Voraussetzungen: keine bestimmte Schulbildung,<br />

auch Quereinsteiger mit dem nötigen handwerklichen<br />

Geschick und medizinischem Verständnis können sich<br />

bewerben<br />

K Weiterbildung: zahlreiche Fortbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten,<br />

z. B. Versorgung von Kindern,<br />

Sportlern, neurologisch erkrankten Menschen oder<br />

Diabetikern, handwerkliche Weiterbildungen wie<br />

Schleifen oder Orthesenherstellung, theoretische Seminare<br />

wie Anatomiekenntnisse oder Materialkunde,<br />

Workshops im Bereich Kommunikation, Marketing,<br />

Unternehmensführung usw., Studium beispielsweise<br />

der Orthopädie- und Rehatechnik<br />

K Aufstiegschancen: Betriebsassistent/in im Orthopädieschuhmacherhandwerk,<br />

Betriebswirt/in des Handwerks,<br />

Werkstattleiter, Orthopädieschuhmachermeister/in<br />

nach mehrjähriger Gesellentätigkeit, Gründung<br />

oder Übernahme des eigenen Handwerksbetriebes<br />

Fotolia © pix4U<br />

20 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

In der Ausbildung bekommt man durch die<br />

vielen Praktika einen guten Einblick in die Arbeit<br />

des Physiotherapeuten. Doch wie ist es<br />

eigentlich bei unseren Kollegen im Ausland?<br />

Wie sieht die Ausbildung aus und werden Rückenschmerzen<br />

dort genauso behandelt wie<br />

bei uns? Antworten darauf wird uns Michael<br />

Meyer geben, der für ein Jahr in Peru arbeitet<br />

und die dortige Physiowelt erkundet.<br />

Meine Ankunft in Lima<br />

Als ich am 08.09.2013 nach fast 21 h Reisezeit<br />

hier in Lima gelandet bin, war ich zunächst<br />

einmal froh endlich an meinem lang<br />

ersehnten Ziel angekommen zu sein. Bereits<br />

im Anflug konnte ich sehen, was mich die<br />

nächsten Wochen erwarten wird und es war<br />

tatsächlich als würde man auf einem anderen<br />

»Planeten landen«. Quadratkilometerweise<br />

Holzhütten mit Wellblechdächern<br />

umgeben von Wüstensand. Auf dem Weg<br />

vom Flughafen zu unserer Unterkunft für die<br />

erste Woche schien meine Kamera heiß zu<br />

laufen und mein Kopf vor neuen Eindrücken<br />

schier zu explodieren. Nach vier Tagen gemeinsam<br />

mit den fünf anderen Freiwilligen<br />

wurden wir dann am Freitag zu unseren<br />

Gastfamilien gebracht, mit denen wir für<br />

die nächsten 12 Monate zusammen leben<br />

werden. Für mich bedeutete dies vorbei mit<br />

deutscher Konversation und ab ins kalte<br />

Wasser der spanischen Sprache.<br />

Ich kann mich noch sehr gut an die Fahrt<br />

nach Pachacutec erinnern. Nach fast dreieinhalb<br />

Stunden Autofahrt waren wir endlich<br />

in Pachachutec/Ventanilla angekommen.<br />

Immer mehr wurde mir bewusst, dass ich<br />

mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in einer<br />

dieser unzähligen Holzhütten, die ich bereits<br />

im Anflug erkennen konnte, für die nächsten<br />

12 Monate leben werde. Mit einer Mischung<br />

aus Vorfreude, aber auch dem Wissen<br />

»jetzt wird's ernst« habe ich gemeinsam<br />

mit unserer peruanischen Koordinatorin und<br />

meiner zukünftigen Chefin mein neues Zuhause<br />

betreten …<br />

Mein Wohnort/<br />

meine Gastfamilie<br />

AUSLANDS-<br />

KORRESPONDENZ:<br />

EIN BERICHT AUS PERU<br />

Text: Michael Meyer<br />

Beginnen möchte ich mit meiner Gastfamilie,<br />

deren Haus sich im Stadtteil Pachacutec<br />

befindet, welcher direkt an der Küste in der<br />

Mitte Perus liegt und in ca. 3,5 h Busfahrt<br />

vom Zentrum Limas zu erreichen ist. Mit ca.<br />

148.000 Einwohnern ist es in der Provincia<br />

Callao eines der am schnellsten wachsenden<br />

Pueblos der letzten Jahre, was es aus entwicklungspolitsicher<br />

Sicht für die Politiker<br />

sehr wichtig macht, da es in einem Großteil<br />

dieses Stadtteils kein festes Trinkwassernetz<br />

und folglich auch kein richtig ausgebautes<br />

Abwassernetz gibt. Doch warum wächst<br />

dieser Stadtteil so schnell? Dazu gibt es eine<br />

plausible Antwort: »Invasionen«. Denn wie<br />

in vielen Stadtteilen Perus haben sich auch<br />

hier die meisten Leute vom Land aufgemacht,<br />

um in der Stadt Arbeit zu suchen.<br />

Daher haben sie hier einfach Land besetzt,<br />

und weil sie kein Geld haben, um dieses zu<br />

bezahlen, hat man ihnen das Grundstück<br />

geschenkt.<br />

Von meinem Haus aus kann ich in 30 Gehminuten<br />

zum Pazifik spazieren, weshalb sich<br />

mir hier an sehr schönen und sonnigen Tagen,<br />

trotz der Wüstenatmosphäre, gemischt<br />

mit viel Müll und herumstreunenden Hunden,<br />

dennoch ein sehr schönes Panorama<br />

bietet.<br />

Die Nähe zum Pazifik bestimmt auch<br />

das Klima, denn in meiner Anfangszeit lag<br />

morgens meistens eine Nebelschicht über<br />

Pachacutec, die sich im Laufe des Tages immer<br />

mehr verzog. Dementsprechend war es<br />

morgens immer recht frisch oder wie die Peruaner<br />

hier zu sagen pflegen »es frio!«. Um<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 21


VORGESTELLT<br />

die Mittagszeit kann es einem dann schon<br />

mal warm werden, was jedoch nur so lange<br />

anhält, wie die Sonne da ist.<br />

Auch der Weg zu meiner Einsatzstelle<br />

ist mit fünf Minuten ein Steinwurf von meinem<br />

Wohnort entfernt. Zu verdanken habe<br />

ich das meiner Gastfamilie, mit der ich hier<br />

zusammenleben darf. Wenn ich Gastfamilie<br />

sage, dann meine ich meine Gast Mama<br />

Vicky und ihren 28 Jahre alten Sohn Julio.<br />

Er leidet seit nun mehr als 8 Jahre an der<br />

Krankheit »Myelitis Transversa«. Hierbei<br />

handelt es sich um eine Infektion des Körpers<br />

(vermutlich ein Virus oder aber TBC),<br />

die das Rückenmark befallen hat, weshalb<br />

Julio seit dem 20. Lebensjahr querschnittsgelähmt<br />

ist und seit zwei Jahren den ganzen<br />

Tag in seinem Bett liegt, da er aufgrund seiner<br />

neuropathischen Schmerzen nicht mehr<br />

sitzen kann.<br />

Aus diesem Grund muss ihn seine Mutter<br />

rund um die Uhr pflegen. Nebenbei betreut<br />

sie tagsüber in unserem Haus Kinder aus<br />

der Nachbarschaft, deren Eltern arbeiten<br />

gehen müssen. Neben Julio hat Vicky noch<br />

eine Tochter namens Fanny sie ist 26 Jahre<br />

alt, wohnt jedoch aufgrund ihres Studiums<br />

in einem anderen Stadtteil bei ihrer Tante<br />

und besucht uns hin und wieder an den<br />

Wochenenden. Was die gesundheitliche<br />

Situation von Julio angeht, war einiges im<br />

Wandel und die Hoffnungen sind sehr groß,<br />

dass sich vielleicht etwas ändern könnte, da<br />

am 02.12.2013 wie aus heiterem Himmel<br />

ein <strong>Journal</strong>ist mit einem Kamerateam bei<br />

uns im Haus war, um die Geschichte von<br />

Julio publik zu machen. Denn damit Julio<br />

sich seine Medikamente leisten kann, stellt<br />

er u. a. kleine Stoffelefanten (Stückpreis<br />

4 Sol = € 1,07 ) her, die eine Frau in Spanien<br />

dann verkauft. Diesbezüglich könnt ihr auch<br />

gerne folgenden Begriff bei Facebook suchen<br />

(Bisuteria y Confecciones Suarez). Und<br />

so haben wir uns am 12.12.2013 hoffnungsvoll<br />

losgemacht um eine neue Evaluation<br />

seiner Krankheit durch durchzuführen. Die<br />

Erkenntnisse daraus waren jedoch eher ernüchternd<br />

und lauteten so viel wie, er müsse<br />

mit den neuropathischen Schmerzen leben<br />

und hier in Peru könne man mit den zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln für ihn ohnehin<br />

nichts machen, dazu müsste er sich schon in<br />

ein Land wie Amerika ausfliegen lassen und<br />

dort behandeln lassen.<br />

Das Haus, in dem wir leben, würde man<br />

nach deutschen Verhältnissen als Schrebergartenhütte<br />

einstufen. Die Fassaden<br />

sind aus Holz, das Dach besteht aus Wellblech-/Eternitplatten.<br />

Mein Zimmer, in dem<br />

ich schlafe (mittlerweile habe ich auch ein<br />

Fenster), sowie die Dusche wurden eigens<br />

für mich gebaut und befinden sich im »Hinterhof/ehemals<br />

Garten« des Hauses. Als ich<br />

ankam, gab es in meinem Bad eine Toilette<br />

und eine Dusche, bei der es jedoch keinen<br />

Vorhang und nichts gab. Dies hat sich im<br />

Laufe der Zeit geändert und mittlerweile<br />

habe ich sogar ein Waschbecken in meinem<br />

Bad.<br />

Es ist kaum zu glauben, wie warm doch<br />

kaltes Wasser sein kann, denn in meiner Anfangszeit<br />

habe ich gelernt, wie egal es sein<br />

kann, welche Temperatur das Wasser hat,<br />

ob man Licht zum Duschen hat oder nicht<br />

– denn Stromausfälle sind hier auch keine<br />

Seltenheit – oder aber, ob das Wasser ausbleibt.<br />

Ein weiterer Höhepunkt sollte mein<br />

erstes Mal Wäschewaschen werden. Denn<br />

nicht nur, dass es kein warmes Wasser gibt,<br />

nein ich darf meine Wäsche auch von Hand<br />

waschen. Und so durfte ich lernen, wie<br />

viel Zeit, das sonst eher banale Wäschewaschen<br />

in Anspruch nehmen kann. Doch<br />

damit nicht genug, denn aufgrund der hohen<br />

Luftfeuchte habe ich beim ersten Mal<br />

waschen meine Wäsche sage und schreibe<br />

sieben Tage getrocknet.<br />

Nichts desto trotz bin ich sehr froh über und<br />

mit meiner Gastfamilie, die beiden haben<br />

sich von Anfang an sehr viel Mühe mit mir<br />

gegeben und mittlerweile sind wir ein sehr<br />

gut eingespieltes Team.<br />

Mein Umfeld/Leben/Alltag<br />

Wie das so ist, wenn man irgendwo neu<br />

ist, so brauchte es auch hier seine Zeit, bis<br />

ich meinen Alltag hatte. Angefangen von<br />

meiner Freizeitgestaltung, bei der sich der<br />

Hauptteil um Sport drehte, konnte ich mich<br />

nicht mehr einfach so mit meinem Fahrrad<br />

auf eine Tour begeben, wie es für mich in<br />

Deutschland selbstverständlich war. Und so<br />

habe ich meinen Bewegungsdrang dahingehend<br />

gestillt, dass ich laufen gehe. Doch so<br />

leicht ist dies leider auch nicht, denn auf den<br />

Straßen wimmelt es gerade nur so von Hunden,<br />

die nicht wie in Deutschland angeleint<br />

sind und dem man etwa ein Herrchen zuweisen<br />

könnte, sondern die Hunde rennen<br />

hier frei auf der Straße herum und sehen teilweise<br />

aus wie wandelnde Leichen. Dennoch<br />

habe ich mich nicht so einfach unterkriegen<br />

lassen und bin laufen gewesen. Doch eines<br />

Tages sollte es dann doch passieren. Ich war<br />

wie gewohnt unterwegs und wie gewohnt<br />

haben mich auf meiner Strecke einige<br />

Hunde angebellt und auch ein Stück verfolgt.<br />

Dieses Mal schien ich jedoch an einen<br />

wahnsinnigen Boss der Hundemafia gelangt<br />

zu sein. So absurd es klingt, aber es gibt hier<br />

22 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


Hunde in gewissen Straßen, wenn diese<br />

bellen, dann rennen auf einmal alle Hunde<br />

der Straße. An besagtem Tag war es eben<br />

auch so und einer hatte wohl Geschmack<br />

an mir gefunden und einmal nach mir geschnappt.<br />

Es war keine schlimme Wunde,<br />

dennoch habe ich noch am gleichen Abend<br />

das örtliche Krankenhaus aufgesucht und<br />

am nächsten Tag dann nochmal eine<br />

andere Klinik, deren medizinischer<br />

Standard mir etwas seriöser erschien.<br />

Denn in dem örtlichen<br />

Krankenhaus war ich schlicht<br />

und ergreifend die Attraktion<br />

und die erste Frage einer der<br />

gefühlten 10 Schwestern, die<br />

auf einmal in dieser Notaufnahme<br />

waren, war ob ich denn<br />

noch Single sei. Nichts desto<br />

trotz kann man unschwer erkennen,<br />

dass ich noch am Leben bin und<br />

ich habe meinen 10 km Lauf an dem ich hier<br />

im Rahmen des Marathon RPP Lima teilgenommen<br />

habe, erfolgreich abgeschlossen.<br />

Doch irgendwie hat es mir dieses eine<br />

Krankenhaus angetan, denn unglücklicherweise<br />

wurde ich mit meinem Fahrrad<br />

in einen Unfall verwickelt, bei dem ich etwas<br />

unsanft auf die Straße gestürzt bin:<br />

die Diagnose lautete Tossy I. Wieder einmal<br />

hatte ich einen guten Schutzengel an meiner<br />

Seite, denn ich hatte Glück, dass der<br />

Fahrer des Autos auch angehalten und dann<br />

auch die Versorgung getragen hat. Hierzu<br />

habe ich 10 x Physiotherapie erhalten. Diese<br />

bestand aus 10 min Reizstrombehandlung,<br />

daran schlossen sich ca. 5 min Ultraschallbehandlung<br />

an und zum Abschluss gab es<br />

dann noch ein paar Massagegriffe. Den aktiven<br />

Part habe ich dann selbst in die Hand<br />

genommen.<br />

Das Projekt/meine Arbeit<br />

Meine Einsatzstelle ist im Rehabilitationszentrum<br />

»MADRE MARÍA JOSE« der Hermanas<br />

de la Cruz y Pasión y Hermanas Misioneras<br />

Médicas.<br />

Das Zentrum wird von den beiden<br />

Schwestern Hermana Cristina und Hermana<br />

Maria Fernanda geführt und diese beiden<br />

haben es vor fünf Jahren auch ins Leben<br />

gerufen. Seither hat sich das Zentrum stets<br />

weiterentwickelt und verbessert, mit dem<br />

großen Ziel und der großen Hoffnung eines<br />

Neubaus eines »richtigen« und eigenständigen<br />

Rehabilitationszentrums hier in Pachacutec.<br />

Warum schreibe ich richtiges Rehabilitationszentrum,<br />

aus folgendem Grund.<br />

Bislang haben die Schwestern drei Räumlichkeiten<br />

in einem Gebäudekomplex angemietet,<br />

in dem sich noch einige<br />

andere Sachen befinden.<br />

Insgesamt besitzt das<br />

Zentrum einen großen<br />

Therapieraum indem<br />

ich und noch zwei<br />

weitere peruanische<br />

Kollegen mit den<br />

Kindern Physiotherapie<br />

machen. Der<br />

Steckbrief<br />

Name: Michael Meyer<br />

Alter: 27<br />

Ausbildung: Baden-Baden<br />

Studium: Uni Marburg/HS Fulda<br />

zweite Raum wird abwechselnd von zwei<br />

Logopäden, eine Terapista de Aprendesaje<br />

und eine Psychologin verwendet. Hermana<br />

Maria Fernanda, die von Hause aus Pädiaterin<br />

ist, hat ihr eigenes Untersuchungszimmer.<br />

Aufgrund der großen Nachfrage<br />

könnten ohne weiteres noch mehr Räume<br />

mit Therapeuten und Patienten gefüllt<br />

werden.<br />

Wie muss man sich jetzt einen Tag beziehungsweise<br />

die Abläufe an einem ganz<br />

normalen Tag vorstellen? Derzeit öffnen<br />

sich die Türen des Zentrums von Dienstag<br />

bis Freitag jeweils von 8.30 Uhr bis 12 Uhr.<br />

Jede Therapie, die ein Kind erhält, dauert<br />

30 min. Teilweise haben die Kinder neben<br />

Physiotherapie noch weitere Therapien, wie<br />

Logopädie, Aprendesaje oder aber Psycho-/<br />

Verhaltenstherapie. Welcher Patient welche<br />

Therapie/n benötigt, wird zum einen durch<br />

die Pädiaterin und zum anderen durch uns<br />

Therapeuten festgestellt. Die Therapie ist<br />

jedoch nicht ganz kostenfrei, denn obwohl<br />

die Leute hier nicht viel Geld haben, sollen<br />

sie das Angebot der Therapie auch zu schätzen<br />

wissen und ferner muss die Schwester<br />

die peruanischen Therapeuten ja auch mit<br />

etwas bezahlen. Und so bezahlen die Patienten<br />

einen Betrag von 3 Sol, der umgerechnet<br />

noch nicht einmal € 1 ist. Als Vergleich<br />

dazu würden sie in einem anderen<br />

VORGESTELLT<br />

Zentrum, das nicht weit weg von uns ist, 10<br />

Sol bezahlen.<br />

Nachmittags mache ich dann noch drei<br />

Hausbesuche. Hierbei handelt es sich um<br />

Kinder, die so schwer betroffen sind, dass<br />

es für die Mütter nicht möglich ist, ohne<br />

Hilfe und ohne größeren Aufwand zu uns<br />

ins Zentrum zu kommen.<br />

Ansonsten unterstütze ich Hermana<br />

Cristina in administrativen Dingen. Im vergangenen<br />

Jahr gab es zwei Gesundheitskampagnen,<br />

die eigens für Kinder unseres<br />

Zentrums sowie für Kinder von der Straße,<br />

durchgeführt wurden. Hierzu kamen an einem<br />

Samstag 13 Ärzte verschiedener Fachrichtungen<br />

zu uns ins Zentrum und haben<br />

die Kinder kostenfrei untersucht. Ferner sind<br />

wir mit einer Auswahl an Kindern in eine nahegelegene<br />

Universitätsklinik gefahren, wo<br />

diese dann kostenfrei von Zahnärzten untersucht<br />

wurden und eine Zahnreinigung sowie<br />

eine Fluoridierung erhalten haben. Was die<br />

beiden Schwestern hier auf die Beine stellen<br />

ist wirklich eine einmalige Sache und die<br />

Leute sind ihnen dafür auch sehr dankbar,<br />

wie ich jeden Tag immer wieder aufs Neue<br />

mitbekommen darf.<br />

An dieser Stelle möchte ich auch nochmals<br />

ausdrücklich für den Freiwilligen Dienst<br />

mit dem Badischen Roten Kreuz werben.<br />

Denn noch immer wartet meine Stelle auf<br />

den/die Nachfolger/in für den kommenden<br />

September. Wer sich also nicht scheut, Erfahrungen<br />

im Ausland zu sammeln, nach<br />

Möglichkeit Spanisch spricht, Spaß an der<br />

Arbeit mit Kindern hat und – ganz wichtig –<br />

offen ist für neue Eindrücke der/die sollte<br />

nicht lange zögern und sich an folgende<br />

Adresse wenden. (www.drk-baden.de)<br />

Für Fragen und Anregungen stehe ich<br />

euch wie immer sehr gerne zur Verfügung<br />

(mitchito@googlemail.com), auch was<br />

die Bewerbungsunterlagen etc. angehen.<br />

Gerne könnt ihr auch etwas ausführlicher<br />

an meinem Auslandsjahr teilhaben, hierzu<br />

müsst ihr einfach nur folgenden Link besuchen<br />

www.mitchito.tumblr.com und schon<br />

bekommt ihr etwas mehr Bildmaterial zu<br />

sehen. Dann möchte ich mich von euch<br />

verabschieden und wünsche euch frohes<br />

Lernen.<br />

Beste Grüße aus Pachacutec<br />

Michael Meyer<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 23


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30 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 31


VORGESTELLT<br />

Fotolia © psdesign1<br />

Text: Janine Topp<br />

PROPRIOZEPTIVES TRAINING NACH<br />

VORDERER KREUZBAND-<br />

REKONSTRUKTION – HÄLT DAS<br />

TRAINING, WAS ES VERSPRICHT ?<br />

Im Laufe seiner Ausbildung oder des Studiums schreibt man so einige Haus- und<br />

wissenschaftliche Arbeiten. Leider verschwinden diese nach Abgabe oftmals in der<br />

Schublade und werden nicht mehr gesehen. Das ist schade, da sie wichtige Informationen<br />

enthalten, die für andere PTs sehr interessant sind. Daher haben wir im<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> für Euch eine Seite, in der Ihr Eure Arbeiten vorstellen könnt.<br />

Einleitung<br />

In ihrem beruflichen Alltag werden Physiotherapeuten<br />

vermutlich regelmäßig mit Patienten<br />

konfrontiert, die nach einer operativen<br />

Kreuzbandrekonstruktion ein Rehabilitationsprogramm<br />

absolvieren. Das propriozeptive<br />

Training rückt dabei als eine mögliche<br />

Maßnahme seit einigen Jahren verstärkt in<br />

den Fokus. Unter Therapeuten gilt es als besonders<br />

funktionelle und alltagsorientierte<br />

Übungsform und wird deshalb oft als sehr<br />

effektiv eingeschätzt. So soll es die Stabilität<br />

im Kniegelenk erhöhen, <strong>physio</strong>logische Bewegungsabläufe<br />

schulen und erneuten Verletzungen<br />

vorbeugen. Aber hält das Training<br />

tatsächlich auch, was es verspricht?<br />

In Zeiten, in denen die Anforderungen<br />

des Patienten an eine <strong>physio</strong>therapeutische<br />

Behandlung steigen, gilt es umso mehr, die<br />

Methoden und Maßnahmen strukturiert auf<br />

ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Diese<br />

Übersichtsarbeit macht deutlich, welche<br />

Ziele das propriozeptive Training verfolgt<br />

und zeigt auf, wie die Evidenz der einzelnen<br />

Ziele zu bewerten ist.<br />

Überblick über die vordere<br />

Kreuzbandruptur<br />

Die vordere Kreuzbandruptur zählt zu den<br />

gängigsten Sportverletzungen. Das Risiko einer<br />

Kreuzbandverletzung ist bei Sportarten,<br />

die schnelle Richtungswechsel erfordern<br />

(Skifahren, Fußball, Football), besonders<br />

hoch. Die Behandlung erfolgt heutzutage<br />

bei jungen sportlichen Patienten meist<br />

operativ, obwohl bisher keine Ergebnisse<br />

vorliegen, die bestätigen, dass eine operative<br />

Versorgung der konservativen generell<br />

überlegen ist (Delincé, Ghafil, 2012; Muaidi<br />

Nicholson, Refshauge, Adams, Roe, 2009).<br />

Postoperativ zeigt der Patient in der Regel<br />

eine eingeschränkte Beweglichkeit im<br />

betroffenen Kniegelenk, eine reduzierte<br />

Belastbarkeit und ein Kraftdefizit der gelenkumgreifenden<br />

Muskulatur. Auf Aktivitätsebene<br />

sind neben dem Gangbild des Patienten<br />

auch andere Bewegungsabläufe durch<br />

die Zuhilfenahme von Kompensationsmechanismen<br />

gekennzeichnet (van Grinsven,<br />

van Cingel, Holla, van Loon, 2010).<br />

Die aufgrund der Verletzung und anschließenden<br />

Operation eingeschränkte<br />

Leistungsfähigkeit soll durch ein gezieltes<br />

Rehabilitationsprogramm möglichst vollständig<br />

wiederhergestellt werden. Zur Erreichung<br />

dieses Ziels kommen verschiedenste<br />

Therapiemaßnahmen zum Einsatz.<br />

Eine wissenschaftlich fundierte Leitlinie<br />

für die Rehabilitation nach vorderer<br />

Kreuzbandrekonstruktion, die existierende<br />

wissenschaftliche Studien zu einer allgemeingültigen<br />

Handlungsempfehlung zusammenfasst,<br />

ist derzeit nicht veröffentlicht.<br />

Dementsprechend fehlt eine festgelegte<br />

und einheitliche Behandlungsstruktur.<br />

Orientiert man sich an Lehrbüchern, so<br />

nimmt das propriozeptive, oder auch neuromuskuläre<br />

Training, einen zunehmend<br />

wichtigeren Stellenwert in der Rehabilitation<br />

ein.<br />

Propriozeptives Training als Baustein<br />

der Rehabilitation<br />

Das propriozeptive Training ist längst fester<br />

Bestandteil der Rehabilitation nach vorderer<br />

Kreuzbandrekonstruktion. Was genau verbirgt<br />

sich hinter dem Begriff? Welche Ziele<br />

verfolgt diese Trainingsform und besonders<br />

wichtig: können diese Ziele auch tatsächlich<br />

erreicht werden?<br />

Begriffserklärung<br />

Propriozeption<br />

Übersetzt bedeutet Propriozeption (lat.:<br />

proprius = eigen) so viel wie die Eigenwahrnehmung<br />

des Körpers und beschreibt einen<br />

Teilaspekt im Bereich der Koordination, der<br />

die Gleichgewichts-, die Anpassungs- und<br />

Reaktionsfähigkeit umfasst (Häfelinger,<br />

Schuba, 2010).<br />

Die Propriozeption beschreibt eine Form<br />

der somatischen Sensibilität. Chwilkowski<br />

(2006) setzt die Tiefensensibilität mit der<br />

Propriozeption gleich und gibt als Teilaspekte<br />

der Tiefensensibilität das Schmerzempfinden,<br />

den Kraft-, den Stellungs- und den<br />

Bewegungssinn an. Der Gleichgewichtssinn<br />

wird von Chwilkowski (2006) im weiteren<br />

Sinne zur Propriozeption hinzugezählt (siehe<br />

Abbildung 1). Andere Autoren grenzen zum<br />

Beispiel den Gleichgewichtssinn (Häferlinger,<br />

Schuba, 2010), beziehungsweise die<br />

Tiefensensibilität (Hassenpflug, 2007), von<br />

der Propriozeption ab. Es wird deutlich, dass<br />

die Definition von »Propriozeption« je nach<br />

Autor in geringem Ausmaß variiert.<br />

32 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

Gleichgewichtssinn<br />

Oberflächensensibilität<br />

somatische<br />

Sensibilität<br />

Kraft-,<br />

Stellungs- &<br />

Bewegungssinn<br />

Sensibilität<br />

Tiefensensibilität/<br />

Propriozeption<br />

Schmerzempfinden<br />

viszerale<br />

Sensibilität<br />

Abbildung 1. Übersicht über die Einteilung der Sensibilität (modifiziert nach Chwilkowski, 2006, S. 18–19)<br />

Propriozeptive Reize werden vom Körper<br />

durch spezielle Rezeptoren, die sogenannten<br />

Propriozeptoren, aufgenommen. Sie ermöglichen<br />

die Wahrnehmung des Körpers selbst<br />

und sind verantwortlich für die sensorische<br />

Rückmeldung des Gelenks. Die Rezeptoren<br />

sind sensibel für Reize aus dem aktiven und<br />

passiven Bewegungsapparat. Dazu zählen<br />

neben den Mechanorezeptoren die Rezeptoren<br />

aus dem Gleichgewichtsorgan und<br />

die Nozizeptoren, die für die Schmerzwahrnehmung<br />

verantwortlich sind (Chwilkowski,<br />

2006; Häferlinger, Schuba, 2010). Die verschiedenen<br />

Mechanorezeptoren, im und<br />

um das Gelenk gelegen, können in ihrer<br />

Gesamtheit drei Reizqualitäten an das Gehirn<br />

weitergeben. Sie registrieren die Spannungszustände<br />

der Muskulatur (Kraftsinn),<br />

senden Informationen über die Haltung und<br />

Position der Gelenkabschnitte zueinander<br />

ans Gehirn (Stellungssinn) und sind in der<br />

Lage, Gelenkwinkelveränderungen wahrzunehmen<br />

(Bewegungssinn) (Häferlinger,<br />

Schuba, 2010).<br />

Im Kniegelenksbereich existieren eine<br />

Vielzahl von Mechanorezeptoren (Wyke,<br />

1967). Allein im vorderen Kreuzband konnten<br />

alle Typen von Gelenkrezeptoren nachgewiesen<br />

werden (Schultz et al. 1984;<br />

Schutte et al. 1987). Eine rein passive Funktion<br />

des vorderen Kreuzbandes kann daher<br />

ausgeschlossen werden (Hogervorst, Brand,<br />

1998). Schutte et al. (1987) sprechen sogar<br />

von einem »extensive intraligamentous<br />

neural network« (Schutte et al. 1987, S. 243)<br />

und heben so die propriozeptive Funktion<br />

der Kreuzbänder hervor. Diese Informationen<br />

der Rezeptoren im und um das Kniegelenk<br />

dienen der gelenkumgreifenden<br />

Arbeitsmuskulatur als Reaktionsgrundlage<br />

und bedingen so die dynamische Stabilität<br />

im Gelenk (Swanik, Lephart, Giannantonio,<br />

Fu, 1997; Johansson, 1991).<br />

Propriozeptives Training der<br />

unteren Extremität<br />

Das propriozeptive Training, auch bekannt<br />

unter den Namen neuromuskuläres oder<br />

sensomotorisches Training (Häferlinger,<br />

Schuba, 2010), hat sich in den letzten Jahren<br />

in der Rehabilitation nach Kreuzbandverletzungen<br />

und Rekonstruktionen etabliert.<br />

Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass<br />

die Propriozeption durch eine Kreuzbandverletzung<br />

gestört wird (Wilk et al. 2003;<br />

Barrack, Skinner, Buckley, 1989; Fridén et<br />

al. 1997). Eine VKB-Ruptur führt demnach<br />

nicht nur zum Verlust der passiven Stabilität,<br />

sondern mindert durch die Zerstörung von<br />

Mechanorezeptoren auch die dynamische<br />

Stabilität. Durch das Fehlen von afferenten<br />

Nervenimpulsen können keine Stellungskorrekturen<br />

der umliegenden Muskulatur<br />

vorgenommen werden (Schutte et al. 1987;<br />

Hogervorst, Brand, 1998). Die Überlegung<br />

liegt nahe, durch bestimmte therapeutische<br />

Übungen das sensomotorische System herauszufordern,<br />

um die Propriozeption nach<br />

Kreuzbandverletzungen und Rekonstruktionen<br />

zu schulen und zu verbessern (Hassenpflug,<br />

2007).<br />

Ziel des propriozeptiven Trainings ist es,<br />

die dynamische Stabilität im verletzten Kniegelenk<br />

zu schulen. Durch eine schnellere<br />

und intensivere Weiterleitung von Reizen<br />

kann die Arbeitsmuskulatur zeitnaher und<br />

gezielter auf veränderte Gelenkstellungen<br />

reagieren und Stellungskorrekturen vornehmen.<br />

Erreicht wird diese allgemeine Erhöhung<br />

der Afferenzen zum Beispiel durch<br />

taktile Reize, Vibrationen und instabile Unterlagen<br />

(Jerosch, Heisel, 2004).<br />

Der Therapeut soll angewandte Übungen<br />

ständig hinterfragen und den Patienten<br />

durch neue und ungewohnte Bewegungsaufgaben,<br />

mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad,<br />

herausfordern (Chwilkowski,<br />

2006). Eine solch flexible Trainingssteuerung<br />

kann gelingen, wenn der Therapeut<br />

die methodischen Grundsätze des neuromuskulären<br />

Trainings und die individuellen<br />

Patienteneigenschaften berücksichtigt. Da<br />

die Propriozeption als Teilaspekt der Koordination<br />

gilt, kann das Propriozeptionstraining<br />

dem Koordinationstraining zugeordnet werden<br />

(Häferlinger, Schuba, 2010). Es gelten daher<br />

die gleichen methodischen Grundsätze.<br />

Tabelle 1<br />

K Vom Leichten zum Schweren<br />

K Von einfachen zu komplexen Anforderungen<br />

K Von statischen zu dynamischen Anforderungen<br />

(mit Halteaufgaben beginnen)<br />

K Von langsamer zu schneller Bewegungsausführung<br />

K Von stabiler zu instabiler Unterlage<br />

K Von großer zu kleiner Unterstützungsfläche<br />

K Vom Üben mit offenen zum Üben mit<br />

geschlossenen Augen<br />

K Manuelle Widerstände setzen<br />

Methodische Grundsätze des Koordinationstrainings<br />

(aus Chwilkowski, 2006, S. 56–58)<br />

Darüber hinaus ist die Qualität der Bewegungsausführung<br />

von hoher Bedeutung,<br />

um die propriozeptive Leistungsfähigkeit zu<br />

verbessern und optimierte motorische Programme<br />

im Alltag abrufbereit zu machen.<br />

Aus diesem Grund sollte der Therapeut die<br />

geforderten Bewegungen genau beschreiben,<br />

sie korrigieren, beziehungsweise dem<br />

Patienten durch eine Demonstration der<br />

Übung eine genaue Vorstellung von der<br />

verlangten Bewegung schaffen (Ageberg et<br />

al. 2001).<br />

Das neuromuskuläre Training wird bereits<br />

in der frühen Rehabilitationsphase initiiert.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 33


VORGESTELLT<br />

Wilk et al. (2003) empfehlen, mit dem sensomotorischen<br />

Training in der zweiten postoperativen<br />

Woche zu beginnen und halten<br />

einfache Gewichtsverlagerungen und Kniebeugen<br />

mit sehr geringem Bewegungsausmaß<br />

für die frühe Rehabilitationsphase als<br />

geeignet. Sie berichten weiter, dass Halteübungen<br />

(z. B. der Einbeinstand) im Verlauf<br />

durch eine zunehmend instabilere Unterlage<br />

und durch Bewegungen anderer Körperteile<br />

gesteigert werden können (Risberg et al.<br />

2007).<br />

Um eine Verbesserung der neuromuskulären<br />

Kontrolle nachweisen zu können,<br />

Tabelle 2<br />

werden Assessmentinstrumente benötigt,<br />

die die propriozeptive Leistung möglichst reliabel<br />

und valide messen können. Insgesamt<br />

existieren wenig wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zur Messung der propriozeptiven<br />

Leistungsfähigkeit (Chwilkowski, 2006). Darüber<br />

hinaus gibt es bis heute kein Assessmentinstrument,<br />

welches die Gesamtheit<br />

der Propriozeption erfassen und messen<br />

kann (Jerosch, Heisel, 2004). Einige Assessmentinstrumente,<br />

die zumindest Teilaspekte<br />

der Propriozeption erfassen und in einer<br />

Reihe von RCTs genutzt werden, werden in<br />

Tabelle 2 vorgestellt.<br />

Testverfahren gemessene Qualität Beschreibung<br />

1) Winkelreproduktions-Test<br />

2) Bewegungswahrnehmungs-<br />

Schwellen-Test<br />

3) Latenzzeit bis<br />

zur Auslösung des<br />

Hamstring-Reflexes<br />

4) Balance-Test<br />

Lagesinn<br />

Bewegungssinn<br />

dynamische<br />

Stabilisationsfähigkeit<br />

des Gelenks<br />

durch umliegende<br />

Muskulatur<br />

Koordinations- und<br />

Stabilitätsanalyse,<br />

Gleichgewicht<br />

5) Hüpftestverfahren koordinative Leistung<br />

passiv eingestellte Gelenkposition soll<br />

durch Probanden nachgestellt werden<br />

Nachstellung erfolgt durch aktive<br />

Nachstellung im Gelenk oder durch<br />

Nachstellung an einem Modell<br />

kutane und visuelle Reize sollen<br />

möglichst ausgeschlossen werden<br />

das zu testende Gelenk wird passiv in bestimmter<br />

Winkelgeschwindigkeit bewegt<br />

über Knopfdruck signalisiert Proband,<br />

wann er eine Gelenkbewegung verspürt<br />

kutane, akustische und visuelle Reize<br />

sollen möglichst ausgeschlossen werden<br />

Messung der Zeitspanne zwischen initialer<br />

Bewegung im Kniegelenk und Reflexantwort<br />

durch die ischiocrurale Muskulatur<br />

EMG misst Muskelaktivität, spezielle<br />

Apparatur führt passive Bewegung aus<br />

Kraftmessplatte misst die Bewegung<br />

des Körperschwerpunktes in<br />

verschiedenen Ausgangsstelllungen<br />

anstatt einer Kraftmessplatte kann<br />

auch eine instabile Standfläche<br />

eingesetzt werden<br />

verschiedene Hüpfparcours werden<br />

durch Probanden absolviert<br />

verschiedene Kriterien, wie Dauer für<br />

Durchlauf des Parcours, Sprungweite,<br />

Sprungpräzision werden beurteilt<br />

in der Regel einbeinig<br />

Sensomotorische Testverfahren in Klinik und Forschung (modifiziert nach Jerosch und Heisel,<br />

2004; Testverfahren 3, einschließlich Erklärung: Beard et al. 1994)<br />

Anmerkung: Der Winkelreproduktionstest wird meist für Kniegelenksbewegungen in sagittaler<br />

Ebene (Flexion– Extension) durchgeführt. Muaidi et al. (2009) nutzen Rotationsbewegung,<br />

da Kreuzbänder das Knie bei Rotationsbewegungen schützen (siehe Pathomechanismus)<br />

Recherchemethode<br />

Zur Überprüfung der Wirksamkeit von propriozeptivem<br />

Training wurden die Datenbanken<br />

PubMed, Pedro, CINAHL und die<br />

Cochrane Libary nach systematischen Reviews<br />

durchsucht. Suchbegriffe waren: »rehabilitation«,<br />

»anterior cruciate ligament«,<br />

»ACL«, »reconstruction«, »<strong>physio</strong>therapy«<br />

und »program«, »proprioception«, »neuromuscular<br />

exercise«, »balance«, postural control«<br />

und »coordination« (Stand: Juli 2012)<br />

Ergebnis<br />

Insgesamt konnten zwei systematische Reviews<br />

zum Thema gefunden werden. Im<br />

Jahr 2005 wurde das systematische Review<br />

von Cooper, Taylor und Feller veröffentlicht.<br />

Die Autoren sammelten RCTs zum propriozeptiven<br />

Training bei verletztem oder rekonstruiertem<br />

vorderen Kreuzband. Das Review<br />

von Zech et al. (2009) untersucht die Wirksamkeit<br />

von propriozeptivem Training nach<br />

Sportverletzungen allgemein. RCTs zu den<br />

Themen Schulter-, Knöchel- und Knieverletzungen<br />

bilden die Grundlage dieses Reviews.<br />

Beide Reviews stellen die Einschlussund<br />

Ausschlusskriterien übersichtlich dar<br />

und geben an, wie sie die Qualität der eingeschlossenen<br />

RCTs beurteilen.<br />

Fünf RCTs mit einem Evidenzlevel von<br />

1+ (Harbour and Miller’s (2001) scale, siehe<br />

unten) bilden die Grundlage für das systematische<br />

Review von Cooper, Taylor und<br />

Feller (2005). Vier dieser RCTs (Ageberg et<br />

al. 2001, Beard et al. 1994, Fitzgerald et al.<br />

2000, Zätterström et al. 2000) beziehen<br />

sich auf das neuromuskuläre Training bei<br />

konservativer Nachbehandlung einer Kreuzbandruptur<br />

und bestätigen einen positiven<br />

Effekt der Maßnahme auf den Therapieverlauf.<br />

Das fünfte RCT (Liu-Ambrose et al.<br />

2003) stellt die Trainingsform nach operativer<br />

Versorgung in den Fokus. Die Ergebnisse<br />

geben einen Hinweis darauf, dass sich das<br />

Propriozeptionstraining positiv auf die Patientenleistung<br />

auswirkt. Es scheint aber, als<br />

wäre der Effekt nach einer operativen Behandlung<br />

geringer. Das systematische Review<br />

von Zech et al. (2009) berücksichtigt<br />

drei RCTs zum neuromuskulären Training<br />

für das Kniegelenk. Zwei RCTs befassen sich<br />

mit dem Training als Bestandteil eines kon-<br />

34 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

servativen Rehabilitationsprogramms (Beard<br />

et al. 1994; Fitzgerald et al. 2000), ein RCT<br />

behandelt das Propriozeptionstraining nach<br />

VKB-Rekonstruktion (Cooper et al. 2005a).<br />

Andere Studien wurden aufgrund der zuvor<br />

aufgestellten Einschluss- und Ausschlusskriterien<br />

ausgeschlossen, beziehungsweise<br />

aufgrund der geringfügigen methodischen<br />

Qualität nicht berücksichtigt (van Tulder<br />

Skala). Die Ergebnisse der Studien zeigen,<br />

dass ein positiver Effekt (in Bezug auf die<br />

Kniefunktion, die Anzahl von Giving Way<br />

Episoden, die Muskelreaktionszeit der ischiocruralen<br />

Muskulatur etc.) des neuromuskulären<br />

Trainings bei konservativer Therapie<br />

zu beobachten ist (Beard et al. 1994; Fitzgerald<br />

et al. 2000). Diese Vorteile konnten im<br />

RCT von Cooper, Taylor und Feller (2005) für<br />

die Rehabilitation nach operativer Therapie<br />

nicht bestätigt werden. Die Autoren können<br />

bei Probanden, die ein sechswöchiges<br />

Propriozeptionstraining absolviert haben,<br />

gegenüber Probanden, die ein Krafttraining<br />

durchführten, weder eine verbesserte<br />

propriozeptive Funktion nachweisen, noch<br />

konnten andere funktionelle Parameter, wie<br />

die aktive oder passive Beweglichkeit, verbessert<br />

werden.<br />

Diskussion<br />

Wie wirksam ein gezieltes neuromuskuläres<br />

Training nach vorderer Kreuzbandrekonstruktion<br />

ist, bleibt fraglich. Die Anzahl der<br />

wissenschaftlichen Arbeiten mit ausreichender<br />

Qualität ist zu gering, um eindeutige<br />

Aussagen zur Effektivität der Trainingsform<br />

machen zu können. Die bisher veröffentlichten<br />

RCTs, die das neuromuskuläre Training<br />

nach Kreuzbandrekonstruktion evaluieren,<br />

kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.<br />

So berichten Liu-<br />

Ambrose et al. (2003),<br />

dass sich die Maßnahme<br />

positiv auf die Patientenleistung<br />

auszuwirken<br />

scheint, während<br />

die Ergebnisse des RCTs<br />

von Cooper, Taylor und<br />

Feller (2005) einen positiven<br />

Effekt nicht bestätigen<br />

können. Zech<br />

et al. (2009) kritisiert,<br />

dass möglicherweise<br />

Wissen über <strong>physio</strong>logische<br />

Zusammenhänge<br />

beim neuromuskulären<br />

Training fehlt. Forscher<br />

sind sich sicher, dass Mechanorezeptoren<br />

durch<br />

Kreuzbandverletzungen<br />

und andere Kniegelenksverletzungen<br />

geschädigt<br />

PROPRIOZEPTIVES TRAINING<br />

werden und so die Propriozeption gestört mentinstrument zu entwickeln, welches die<br />

wird, aber inwieweit speziell das propriozeptive<br />

Training kurzfristig und langfristig für eisig<br />

messen kann.<br />

propriozeptive Leistungsfähigkeit zuverläsnen<br />

neuromuskulären Trainingseffekt sorgt, Neben der Anzahl und der Qualität <strong>physio</strong>therapeutischer<br />

Forschungsergebnisse<br />

ist umstritten. Mehr randomisierte kontrollierte<br />

Studien, ebenso wie Langzeitstudien scheint auch die Erforschung der medizinischen<br />

Grundlagen in einigen Bereichen<br />

sind nötig, um sichere Aussagen machen zu<br />

können (van Grinsven et al. 2010).<br />

noch unzureichend zu sein. Obwohl Lücken<br />

Darüber hinaus scheint es andere Gründe in diesem Bereich deutlich kleiner sind und<br />

zu geben, die einer eindeutigen Aussage zur viele <strong>physio</strong>logische Zusammenhänge bereits<br />

erforscht sind, bleiben einige Aspekte<br />

Wirksamkeit im Wege stehen. Uneinigkeit<br />

bezüglich der genauen Definition und Abgrenzung<br />

des sehr komplexen Begriffs der ten beispielsweise, dass nicht eindeutig<br />

unklar. Van Grinsven et al. (2010) berich-<br />

»Propriozeption« könnte es erschweren, einen<br />

einheitlichen Behandlungsaufbau von fen, wenn sich das eingesetzte Transplan-<br />

aufgedeckt ist, welche Teilprozesse ablau-<br />

neuromuskulärem Training festzulegen. Außerdem<br />

könnte die variierende Begriffsde-<br />

umwandelt und die Funktion des früheren<br />

tat Schritt für Schritt in eine Bandstruktur<br />

finition mit dafür verantwortlich sein, dass Kreuzbandes übernimmt. Bei der Therapieplanung<br />

sollten möglichst viele dieser<br />

es bis jetzt nicht gelungen ist, ein Assess-<br />

ablaufenden Heilungs- und Umwandlungsprozesse<br />

berücksichtig werden, um den Heilungsverlauf<br />

positiv zu unterstützen und die<br />

Harbour and Miller's scale (2001)<br />

Die Harbour and Miller's scale unterstützt die Entwicklung von<br />

Leistungsfähigkeit des Patienten möglichst<br />

medizinischen Leitlinien. Das Instrument beurteilt anhand<br />

schnell und ohne das Auftreten von Komplikationen<br />

zu steigern. Die anatomischen und<br />

verschiedener Kriterien die Qualität der den Leitlinien zugrundeliegenden<br />

Literatur (Reviews, RCTs, Expertenmeinung etc.).<br />

<strong>physio</strong>logischen Grundlagen bilden das Fundament<br />

der <strong>physio</strong>therapeutischen Behand-<br />

Das Evidenzlevel wird auf einer Skala von<br />

1++ (RCT mit sehr geringem Risiko von Bias (systematischem Fehler)) lung und sind auch vor dem Hintergrund<br />

bis 4 (Expertenmeinung) eingestuft.<br />

des neuromuskulären Trainings unbedingt<br />

Somit zeigt die Einstufung 1+ ein gutes zugrundeliegendes Evidenzlevel. zu berücksichtigen.<br />

Fotolia © psdesign1<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 35


BRAINTUNING<br />

Fotolia © stokkete<br />

MOTIVATIONSTECHNIKEN :<br />

Den inneren Schweinehund besiegen<br />

Du hast Deine letzte Prüfung eher mittelprächtig bestanden<br />

und Dein bester Freund war eine Note besser. Wie immer! Sind<br />

wir mal ehrlich – es liegt mit Sicherheit nicht daran, dass Dein<br />

bester Freund intelligenter ist als Du oder mehr Zeit ins Lernen<br />

investiert hätte. Aber woran liegt es dann? Gehörst Du auch<br />

zu denen, die zu Beginn oder nach einer Lernpause Probleme<br />

damit haben, sich konsequent wieder an den Schreibtisch zu<br />

setzen? Rufst Du auch gerne noch schnell einen Freund an<br />

bevor es weiter geht? Oder rauchst Du nur noch eben eine<br />

Zigarette und schaust Deine Lieblingsserie zu Ende? Es gibt<br />

1.000 Möglichkeiten, die Dir dabei behilflich sein können, das<br />

Lernen hinauszuzögern. Am Abend hast Du den freien Tag in<br />

die Prüfungsvorbereitung investiert, aber Du warst nur halb so<br />

effektiv wie Du hättest sein können. Ich möchte Dir ein paar<br />

Tipps geben, mit denen Du dieses Problem lösen kannst.<br />

Schaffe Dir Deine eigenen Rituale!<br />

Rituale helfen Dir dabei, Deinen Lernplan einzuhalten. Feste<br />

Zeiten sind dabei eine große Hilfe. Wenn Du zum Beispiel jeden<br />

Morgen um 9 Uhr beginnst und nachmittags um 5 Uhr<br />

Schluss machst, dann gibt Dir das einen festen Rahmen. Du<br />

weißt, dass Du abends noch Zeit hast, um etwas Schönes zu<br />

unternehmen. Gleichzeitig ist das Zeitfenster groß genug, um<br />

eine große Menge Stoff für die nächste Prüfung vorzubereiten.<br />

Auch ein fester Ort macht es Dir leichter, Dein Lernvorhaben<br />

umzusetzen. So kannst Du zum Beispiel den Vormittag in der<br />

Bibliothek verbringen und nachmittags an Deinem Schreibtisch<br />

in der WG lernen. Dieser feste Rahmen gibt Dir Struktur und<br />

es fällt Dir schwerer, Dich zwischendurch abzulenken. Wenn<br />

Du abends Deinen Tag beendest, dann hake alles auf Deiner<br />

Lernliste ab. Gehe nochmal kurz im Kopf durch, was Du alles<br />

heute gelernt hast, um Dir Deinen Lernfortschritt bewusst zu<br />

machen. Wenn noch Fragen offen sind, dann schreibe sie auf.<br />

Überlege Dir außerdem, was Du an Deinem nächsten Lerntag<br />

schaffen möchtest, damit Du einen Fahrplan für morgen hast.<br />

Bevor Du endgültig Deinen Lernplatz verlässt, kann es hilfreich<br />

sein, jeden Abend nochmal Dein Lieblingslied zu hören. Läute<br />

so Deinen Feierabend ein!<br />

Koppel Deinen Lernplan<br />

an Gewohnheiten!<br />

Es ist außerdem hilfreich, wenn Du Dein Lernverhalten mit<br />

Dingen verbindest, die Du sowieso machen würdest. Wenn<br />

Du zum Beispiel immer morgens um 9 Uhr Deinen Frühstückskaffee<br />

trinkst, dann ist das ein gutes Startsignal, um direkt danach<br />

mit der ersten Lerneinheit anzufangen. Nach dem ersten<br />

Abschnitt könntest Du zum Beispiel eine Folge Deiner Lieblingsserie<br />

zur Entspannung schauen und gegen Abend nochmal<br />

in einer halben Stunde Pause eine Runde joggen gehen.<br />

Entscheidend ist, dass Du diese Pausen vorher planst und Dir<br />

genau überlegst, wann sie sein und wie lange sie dauern sollen.<br />

Ungeplante Pausen dagegen fressen Zeit und entspannen<br />

weniger. Manchmal fällt es Dir vielleicht gar nicht auf, dass Du<br />

eben noch eine halbe Stunde mit Deiner Mitbewohnerin gequatscht<br />

hast oder nach dem ungeplanten Kaffee 15 Minuten<br />

aus dem Fenster geschaut hast. Das raubt Dir Zeit und macht<br />

Dich am Tagesende unzufrieden!<br />

Belohne Dich!<br />

Wenn Du Deinen Lernplan so eingehalten hast, wie Du es Dir<br />

vorgenommen hast, dann belohne Dich dafür. Deine Belohnung<br />

könnte zum Beispiel ein Stadtbummel mit einer Freundin,<br />

ein Saunabesuch am Wochenende oder ein abendlicher<br />

Kneipenbesuch mit Deinen Freunden sein. Wichtig ist, dass<br />

Deine Belohnung etwas ist, was Du sonst nicht gemacht hättest<br />

und worüber Du Dich wirklich freust. Diese Belohnungen<br />

werden Dir dabei helfen, Deinen Lernplan auch in Zukunft<br />

leichter einzuhalten.<br />

Lerne in der Gruppe!<br />

Triff Dich in Deinen Prüfungsphasen regelmäßig zu einem<br />

festen Termin mit Deinen Mitschülern oder Kommilitonen.<br />

In der Gruppe könnt Ihr gemeinsame Ziele vereinbaren und<br />

Euch gegenseitig kontrollieren, ob Ihr die Zielvereinbarung<br />

einhaltet. Wenn der Berg, der vor Euch liegt, mal wieder zu<br />

groß erscheint, könnt Ihr Euch gegenseitig Mut zusprechen.<br />

Der gegenseitige Austausch und die gemeinsamen Lernpausen<br />

tun in anstrengenden Lernphasen gut und werden Dich<br />

motivieren. Am Anfang wird es Dir wahrscheinlich nicht ganz<br />

leicht fallen, Dich konsequent an alle Punkte Deines Lernplans<br />

zu halten. Du brauchst zu Beginn Durchhaltevermögen, bis Du<br />

diese Tipps umsetzen kannst. Aber je länger Du Deine eigenen<br />

Bedingungen einhältst, desto einfacher wird es. Spätestens,<br />

wenn sich der Erfolg in Deinen Noten widerspiegelt, steigt die<br />

Motivation. Probiere es einfach aus!<br />

Text: Constanze Block<br />

36 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


?<br />

PRÜFUNGSFRAGEN<br />

Egal wo man seine Ausbildung macht oder studiert, um eine<br />

Sache kommt man nicht herum: Prüfungen. Sei es das große<br />

Abschlussexamen, die Zwischenprüfung oder auch Klausuren<br />

zum Ende des Semesters: Es gilt eine Menge Lernstoff zu bewältigen.<br />

Dann ist es gut, wenn man weiß, worauf der Dozent<br />

BRAINTUNING<br />

in der Prüfung Wert legt, oder was andere Prüfer bereits abgefragt<br />

haben. Damit Du einen Einblick bekommst, welche Themen<br />

relevant sein könnten, stellen wir in jeder Ausgabe einen<br />

Pool an originalen Prüfungsfragen zusammen, die schon einmal<br />

in Klausuren aufgetaucht sind.<br />

1. Erklären Sie die Patho<strong>physio</strong>logie der Myasthenia gravis<br />

im Zusammenhang mit der motorischen Endplatte.<br />

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..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

2. Was ist ein Aneurysma?<br />

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..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

3. Nennen Sie drei Komplikationen, die bei Keuchhusten<br />

auftreten können.<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

4. Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen bei Verdacht auf<br />

Meningokokkenmeningitis unbedingt durchgeführt<br />

werden?<br />

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..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

5. Wie kann man mit Hilfe klinischer Tests den medialen und<br />

lateralen Kapsel-Band-Apparat am Kniegelenk prüfen?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

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..............................................................................................<br />

6. Wann ist eine Aorto-koronare Bypass-OP indiziert?<br />

..............................................................................................<br />

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..............................................................................................<br />

7. Welche Wehentypen gibt es?<br />

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..............................................................................................<br />

8. Wann herrscht im Gang eine stabile Gleichgewichtslage?<br />

..............................................................................................<br />

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..............................................................................................<br />

9. Nennen Sie fünf Aufgaben des Blutes.<br />

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..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

10. Ordnen Sie folgende Reflexe dem jeweiligen Rückenmarkssegment<br />

zu:<br />

Bizepssehnenreflex ...........................................................<br />

Trizepssehnenreflex ...........................................................<br />

Radiusperiostreflex ...........................................................<br />

Cremasterreflex ...........................................................<br />

Patellarsehnenreflex ...........................................................<br />

Achillessehnenreflex ...........................................................<br />

11. Nennen Sie mögliche Ursachen einer Patellaluxation.<br />

..............................................................................................<br />

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12. Was versteht man unter einer Dupuytren-Kontraktur?<br />

..............................................................................................<br />

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..............................................................................................<br />

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13. Definieren Sie Viskosität und erläutern Sie, in welcher<br />

Körperflüssigkeit Viskosität eine wichtige Rolle spielt.<br />

..............................................................................................<br />

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..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

Damit der Pool an Fragen und Aufgaben immer weiter wachsen kann,<br />

brauchen wir Dich! Schicke uns Fragen, die Dir in Klausuren gestellt<br />

wurden, die Du Deinen Vorgängern aus der Nase ziehen konntest<br />

oder die im Dunstkreis geheimer Ordner in deiner Schule kursieren.<br />

Übrigens: Viele dieser Fragen stammen<br />

aus dem Heller-Skript, einer Skript-Reihe,<br />

die kurz und bündig die wesentlichen<br />

Themen der einzelnen Prüfungsfächer<br />

zusammenfasst und Dich anhand von<br />

Fragen und Antworten optimal auf das<br />

Examen vorbereitet.<br />

Mehr Infos unter www.hellerskripte.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 37


38 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>ANTWORTEN<br />

!<br />

BRAINTUNING<br />

ANTWORTEN<br />

ZUM WISSENSCHECK<br />

DER 4. AUSGABE<br />

In der 4. Ausgabe haben wir Euch einige examensrelevante<br />

Fragen aus den Hellerskripten vorgestellt. Die dazugehörigen<br />

Antworten wollen wir Euch natürlich nicht vorenthalten! Falls<br />

Ihr noch weitere Fragen und Antworten als Lernhilfe benötigt,<br />

dann schaut einfach mal in die Hellerskripte rein!<br />

Mehr Infos unter www.hellerskripte.de<br />

Frage 1:<br />

Sympathikus<br />

• Steigerung der Glykolyse<br />

• Blutdrucksteigerung<br />

• Dilatation der Bronchien<br />

• Herabsetzung der Darmperistaltik<br />

Parasympathikus<br />

•Erhöhte Sekretion der exokrinen Drüsen wie Gallenblase<br />

und Pankreas<br />

• Kontraktion der glatten Muskulatur der Harnleiter<br />

• Entspannung der Schließmuskeln an Urethra und Anus<br />

•Herabsetzung der Herztätigkeit (Erregungsleitungsgeschwindigkeit,<br />

Schlagfrequenz)<br />

Frage 2:<br />

Die Spina Bifida ist eine dysraphische Malformation,<br />

was eine Sammelbezeichnung für Fehlbildungen der Wirbelsäule,<br />

des Gehirns und des Rückenmarks ist. Das Hauptmerkmal<br />

der Erkrankung ist, dass sich die Neuralplatte nicht zu<br />

einem Neuralrohl verschließt. Häufig tritt sie in Kombination<br />

mit der Arnold-Chiari-Fehlbildung oder dem Tethered-Cord-<br />

Syndrom auf.<br />

Frage 3:<br />

• Stammbetonte Adipositas • Arterielle Hypertonie<br />

• Diabetes Mellitus<br />

• Arteriosklerose<br />

• Hyperlipoproteinämie • Hyperurikämie<br />

Frage 4:<br />

Der Oberkörper wird beim Gehen auf die Seite des<br />

Standbeins geneigt.<br />

Frage 5:<br />

• Typ I Diabetes • Schwangerschaftsdiabetes<br />

• Typ II Diabetes • Medikamenteninduzierter Diabetes<br />

Frage 6:<br />

•Zu niedriger Proteingehalt des Blutes, z. B. durch Hunger. Dadurch<br />

kommt es zur Senkung des kolloidosmotischen Drucks.<br />

•Beschädigung von Lymphgefäßen, wordurch es zu einer<br />

Störung des Lymphabflusses kommt.<br />

•Venöser Rückstau, wie z. B. durch Herzinsuffizienz, insuffiziente<br />

Venenklappen oder insuffiziente Segelklappen.<br />

Frage 7:<br />

Humerusschaftfraktur im distalen Drittel.<br />

Frage 8:<br />

Ein Somatogramm ist ein Diagramm zur Darstellung von Körpergröße,<br />

Gewicht und Kopfumfang. Auf der x-Achse ist das<br />

Alter aufgetragen und auf der y-Achse die entsprechenden<br />

Körpermaße.<br />

Frage 9:<br />

Die genannten Symptome sind klinische Merkmale der<br />

Multiplen Sklerose.<br />

Frage 10:<br />

Inkarzeration bedeutet, dass sich Darmschlingen in Bruchpforten<br />

einklemmen und von der Blutversorgung abgeschnitten sind.<br />

Frage 11:<br />

Antwort a., b. und c. sind richtig.<br />

Frage 12:<br />

•Geburtsgewicht unter der 5. Perzentile des Wachstumsdiagramms<br />

•Reife des Neugeborenen entspricht nicht dem Zustand<br />

nach einer tatsächlichen Schwangerschaftsdauer.<br />

•Das Neugeborenewird nach der 38. Schwangerschaftswoche<br />

auf die Welt gebracht.<br />

Frage 13:<br />

Querlage bedeutet, dass die kindliche Körperachse zur mütterlichen<br />

Körperachse einen rechten Winkel bildet.


.<br />

BRAINTUNING<br />

ANATOMIE ZUM SAMMELN<br />

Fußmuskulatur<br />

M. flexor digitorum brevis<br />

M. flexor hallucis longus<br />

Mm. lumbricales pedis<br />

M. adductor hallucis,<br />

Caput transversum<br />

M. interosseus plantaris<br />

M. interosseus dorsalis pedis<br />

Ansatzsehne<br />

des M. fibularis (peroneus)<br />

longus<br />

M. flexor hallucis brevis<br />

M. flexor digitorum longus<br />

M. abductor digiti minimi<br />

M. flexor digiti minimi brevis<br />

M. quadratus plantae<br />

M. abductor hallucis<br />

Aponeurosis plantaris<br />

(Schnittrand)<br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

Sehnen des<br />

M. flexor digitorum<br />

profundus<br />

Sehnen des<br />

M. flexor digitorum<br />

superficialis<br />

Mm. lumbricales manus<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

M. flexor digiti minimi<br />

M. abductor digiti minimi<br />

M. palmaris brevis<br />

M. adductor pollicis<br />

M. flexor pollicis brevis<br />

M. abductor pollicis brevis<br />

M. opponens pollicis<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 39


BRAINTUNING<br />

MT BEFUNDBOGEN »GLENOHUMERALGELENK«<br />

Name:<br />

Datum:<br />

Rechts<br />

Links<br />

Inspektion<br />

Palpation<br />

Aktive Flex<br />

Passives Weiterbewegen in Flex<br />

Passive Flex<br />

Aktive Ext<br />

Passives Weiterbewegen in Ext<br />

Passive Ext<br />

Aktive Abd<br />

Passives Weiterbewegen in Abd<br />

Passive Abd<br />

Horiz Add<br />

Passives Weiterbewegen<br />

Horiz Add<br />

Passive Horiz Add<br />

AR<br />

Passives Weiterbewegen in AR<br />

Passive AR<br />

IR<br />

Passives Weiterbewegen in IR<br />

Passive IR<br />

Traktion<br />

Kompression<br />

Gleiten nach caudal<br />

Gleiten nach ventral<br />

Gleiten nach dorsal<br />

R Abd<br />

R Add<br />

R AR<br />

R IR<br />

Ausmaß/Quantität Qualität/EG Ausmaß/Quantität Qualität/EG<br />

Kraft Schmerzen Kraft Schmerzen<br />

R = Widerstandstests Flex = Flexion Ext = Extenstion Abd = Abduktion Horiz Add = Horizontale Adduktion Add = Adduktion<br />

.<br />

40 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

TESTS UND ASSESSMENTINSTRUMENTE<br />

Text: Silke Wolf<br />

Fotolia © B. Wylezich<br />

Praktikable Tests, welche wenig Zeit in Anspruch nehmen und vergleichbare, objektive Daten liefern, sind selten.<br />

Umso besser, wenn ein einziger Test Aussagen über unterschiedlichste Krankheitsbilder gibt und somit Anwendung<br />

in verschiedenen Fachgebieten, wie Orthopädie, Neurologie oder Geriatrie finden kann.<br />

Der Timed UP & Go – Test (TUG)<br />

Der Timed Up & Go – Test, kurz TUG, ist so ein »Multitalent«.<br />

Wie er durchgeführt wird und was es dabei zu beachten gilt,<br />

ist im Folgenden zusammengefasst.<br />

Wie geht das?<br />

Zur Durchführung des TUG benötigt man lediglich einen Stuhl<br />

mit Armlehnen (Standard: ca. 46 cm Sitzhöhe und ca. 65 cm<br />

Armlehnenhöhe), eine Stoppuhr und eine drei Meter lange,<br />

gerade Gehstrecke ohne Hindernisse. Das Ende der Strecke<br />

sollte mit einer deutlichen Markierung versehen sein (Bennell<br />

et al., 2011).<br />

Um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, sollte die Ausgangsposition<br />

des Patienten und die Instruktion standardisiert<br />

sein und nach einem festgelegten Schema erfolgen (mögliche<br />

Testinstruktion siehe Praxiskasten). Die Zeitmessung beginnt<br />

mit dem Wort »Go« und endet, wenn der Patient wieder in<br />

der Ausgangsstellung auf dem Stuhl sitzt. Er darf zur Testung<br />

alle Hilfsmittel verwenden, derer er sich auch im Alltag bedient.<br />

Mit dem TUG werden vier Subkomponenten getestet: aufstehen,<br />

gehen, umdrehen und hinsetzen. Somit kann der TUG<br />

zur schnellen Analyse des aktuellen Zustands aber auch als<br />

Indikator für Therapieerfolge genutzt werden.<br />

Wozu?<br />

Wie eingangs erwähnt, wird der Test in nahezu allen Fachbereichen<br />

angewendet: Kinder mit Zerebralparese können ebenso<br />

getestet werden wie Patienten nach Hüft- oder Knie-TEP-Implantation,<br />

Querschnittspatienten oder ältere Personen mit dementiellem<br />

Syndrom. Entsprechend dieser Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten<br />

variieren auch die zu erwartenden Zeitwerte.<br />

Normwerte des TUG für Ältere sind beispielsweise:<br />

8,1 Sek. (60.–69. Lj.), 9,2 Sek. (70.–79. Lj.) und<br />

11,3 Sek. (80.–99. Lj) (Bohannon, 2006).<br />

Der TUG gibt, unter anderem, Auskunft über Mobilität, Kraft<br />

und Balancefähigkeit der getesteten Person. Wiederholte<br />

Messungen ermöglichen die Evaluation dieser Qualitäten über<br />

die Zeit.<br />

Für die Praxis:<br />

Testinstruktion TUG<br />

Sie sehen vor sich die Gehstrecke des folgenden Tests.<br />

Sie ist drei Meter lang, das Ende ist durch die<br />

Markierung gekennzeichnet.<br />

Wenn ich das Wort »Go« sage, stehen Sie bitte auf,<br />

gehen in Ihrem gewohnten Tempo bis zur<br />

Markierung, wieder zurück zu dem Stuhl und<br />

setzten sich hin.<br />

Sie können während des Tests pausieren,<br />

dürfen sich allerdings nicht hinsetzten.<br />

Wenn Sie keine Fragen mehr haben,<br />

können wir jetzt beginnen.<br />

Infobox<br />

Die ICF (International Classification of Functioning,<br />

Disability and Health) ist ein Klassifikationssystem,<br />

welches 2001 von der WHO herausgegeben wurde.<br />

Es beruht auf dem bio-psycho-sozialen Krankheitsmodell<br />

und soll den funktionalen Gesundheitszustand,<br />

die Behinderung, die soziale Beeinträchtigung und<br />

die relevanten Umgebungsfaktoren eines Menschen<br />

standardisiert beschreiben.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icf/<br />

Weiter geht's ❱❱<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 41


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

TESTS UND<br />

ASSESSMENT-<br />

INSTRUMENTE<br />

Der TUG geht weiterhin auf wesentliche Domänen der ICF<br />

(International Classification of Functioning, Disability and<br />

Health, siehe Infobox) ein. Beispielsweise wird mit dem Test<br />

eine Veränderung der elementaren Körperposition abgeprüft<br />

(entspricht Codierung d410). Somit lassen sich Aussagen<br />

über die Selbstständigkeit der Probanden im täglichen Leben<br />

treffen.<br />

Der TUG lässt sich in verschiedenen Varianten durchführen.<br />

Beispielsweise als TUG-MANUAL (gleichzeitiges Tragen eines<br />

Fotolia © B. Wylezich<br />

Wasserglases) oder als TUG-COGNITIVE (gleichzeitiges Lösen<br />

von Rechenaufgaben). Interessant ist, dass die Varianten<br />

des TUG unterschiedliche Aussagekraft besitzen. So gibt der<br />

TUG-MANUAL wahrscheinlich eher Hinweise auf zukünftige<br />

Gebrechlichkeit und Sturzrisiken von Älteren, als der einfache<br />

TUG (Tang et al., <strong>2014</strong>).<br />

Wie gut?<br />

Die Anwendung des TUG wurde in verschiedenen Studien<br />

evaluiert. Die meisten dieser Studien untersuchten ältere Personen<br />

mit diversen kognitiven oder funktionalen Einschränkungen.<br />

Gerade bei dieser Klientel konnte eine sehr hohe Akzeptanz<br />

gegenüber dem Test nachgewiesen werden.<br />

Auch in Reliabilitäts- und Validitätsuntersuchungen erreicht<br />

der TUG gute bis sehr gute Werte.<br />

So beispielsweise eine Interrater-Reliabilität von r = 0,97<br />

(Noren et al., 2001) oder eine Korrelation von r = - 0,81 mit<br />

der Berg-Balance-Scale (Podsiadlo/Richardson, 1991).<br />

Der Timed Up & Go ist also ein einfach durchführbarer<br />

Test, der zuverlässige und valide Daten bezüglich Kraft, Balance<br />

und Alltagsfunktionalität der getesteten Person liefert.<br />

42 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Fotolia © Klaus Eppele<br />

Herzlich willkommen zu einem weiteren<br />

Teil der Diagnostik-Reihe.<br />

Nachdem in den vergangenen<br />

Ausgaben die wichtigsten bildgebenden<br />

Verfahren im Fokus standen,<br />

rückt nun die körperliche<br />

Routineuntersuchung ins Blickfeld.<br />

Den Anfang macht die Perkussion.<br />

DIAGNOSTIK: PERKUSSION<br />

Perkussion kommt vom lateinischen<br />

Verb percutere, was schlagen oder<br />

stoßen bedeutet. Bei der Perkussion<br />

beklopft der Untersucher also<br />

die Körperoberfläche und zieht Informationen<br />

aus den unterschiedlichen<br />

Schallqualitäten. Sowohl<br />

der Thorax als auch das Abdomen<br />

können auf diese Weise untersucht<br />

werden.<br />

Text: Susanne Klotz<br />

Geschichte der Perkussion<br />

Die Technik geht auf den österreichischen<br />

Arzt Johannes Leopold Auenbrugger (1722–<br />

1809) zurück, dessen Vater Gastwirt war. Es<br />

wird vermutet, dass Auenbrugger bei seinem<br />

Vater gelernt hatte, dass mit Hilfe des<br />

Beklopfens von Weinfässern deren Flüssigkeitsspiegel<br />

bestimmt werden und er dieses<br />

Verfahren auf den menschlichen Körper<br />

übertragen hat. Im Gegensatz zur heute gebräuchlichen<br />

indirekten Technik hat Auenbrugger<br />

noch direkt mit mehreren, gerade<br />

ausgestreckten und adduzierten Fingern auf<br />

den Brustkorb seiner Patienten geklopft. Im<br />

Jahr 1761 veröffentlichte er sein Inventum<br />

novum, in dem er das Ergebnis von sieben<br />

Jahren intensiver Beobachtung und Entwicklung<br />

zusammenfasste. Seine »erklopften«<br />

Diagnosen bei lebenden Patienten hat er<br />

übrigens dadurch auf Richtigkeit überprüft<br />

indem er seine Patienten nach ihrem Tode<br />

obduzierte. Die Würdigung seiner Arbeit<br />

erfuhr Auenbrugger erst viele Jahre später.<br />

Gerade in der ersten Zeit nach Veröffentlichung<br />

hatte er mit dem Unverständnis<br />

seiner Kollegen und dem Widerstand der<br />

Patienten gegenüber der neuartigen Methode<br />

zu kämpfen. Nachdem in den 1780er<br />

Jahren Maximilian Stoll die Perkussion praktizierte<br />

und dadurch der Methode zu einer<br />

größeren Anerkennung verhalf, gelang der<br />

endgültige Durchbruch, als der Leibarzt von<br />

Napoleon, Jean Nicolas Corvisart, die Technik<br />

übernahm und durch eigene Forschung<br />

ergänzte. Das Werk Auenbruggers fand dadurch<br />

letzten Endes Eingang in die medizinische<br />

Ausbildung in Frankreich.<br />

Allgemeine Ausführung<br />

Wie schon erwähnt, hat Auenbrugger noch<br />

direkt mit mehreren Fingern auf den Körper<br />

geklopft, heutzutage ist aber die indirekte<br />

Methode Mittel der Wahl. Dabei klopft<br />

der Untersucher nicht unmittelbar auf die<br />

Körperoberfläche, sondern entweder auf<br />

einen aufliegenden Finger oder ein sogenanntes<br />

Plessimeter. Ein Plessimeter ist ein<br />

s-förmiger Spatel aus Metall, der auf den zu<br />

untersuchenden Körperabschnitt aufgelegt<br />

wird, um den erzeugten Schall zu verstärken.<br />

Arbeitet der Arzt ohne Plessimeter, so<br />

nutzt er für gewöhnlich den Mittelfinger,<br />

oder genauer gesagt die distale Phalanx<br />

des Mittelfingers der linken Hand, auf die<br />

er dann klopft. Dabei sind die anderen Finger<br />

abduziert und liegen nicht auf. Nur der<br />

sogenannte Plessimeterfinger berührt die<br />

Haut. Geklopft wird mit dem Mittelfinger<br />

der rechten Hand oder mit einem Perkussionshammer.<br />

Die Bewegung erfolgt dabei<br />

aus dem Handgelenk heraus mit gleicher<br />

Kraft in Serien von je zwei Schlägen.<br />

Die Perkussion kann eingesetzt werden,<br />

um sich grob über Lage und Größe der Organe<br />

zu orientieren. Dies hat jedoch so seine<br />

Tücken, wie wir gleich beim Herz sehen werden.<br />

Sehr gut eignet sich die Technik, um Ansammlungen<br />

von Flüssigkeit, Luft oder auch<br />

Raumforderungen schnell zu lokalisieren.<br />

Perkussion des Thorax<br />

Bei der Perkussion der Lungen können drei<br />

Schallqualitäten unterschieden werden: der<br />

<strong>physio</strong>logische sonore Schall, der hypersonore<br />

und der hyposonore oder gedämpfte<br />

Schall. Der sonore Schall hat eine große<br />

Amplitude und ist ein lauter, langer und<br />

hohl klingender Ton mit niedriger Tonhöhe.<br />

Der gedämpfte Schall ist vom Klang her<br />

vergleichbar mit dem Geräusch, das entsteht,<br />

wenn man sich auf den Oberschenkel<br />

klopft. Daher wird der gedämpfte Schall<br />

auch als Schenkelschall bezeichnet, er ist<br />

leiser, dumpfer und kürzer als der sonore<br />

Schall. Dämpfungen in der Schallqualität<br />

sind ein Hinweis auf verminderten Luftgehalt<br />

oder Flüssigkeitsansammlungen in der<br />

Lunge. Kommt es zu vermehrten Luftansammlungen,<br />

so wechselt der Schall von<br />

sonor zu hypersonor. Der Ton wird auch als<br />

Schachtelton bezeichnet und ist lauter und<br />

länger als der sonore Ton und hat eine noch<br />

niedrigere Tonhöhe.<br />

Mit der Perkussion können die Lungengrenzen<br />

und die Atemverschieblichkeit der<br />

Lunge untersucht werden. Um die Lungen-<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 43


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

grenzen zu bestimmen wird paravertebral in<br />

der Skapularlinie in Richtung Abdomen geklopft,<br />

der Übergang vom Lungengewebe<br />

zu den Bauchorganen wird durch einen<br />

Wechsel von sonorem zu gedämpften Schall<br />

erkennbar, welcher etwa in Höhe BWK 10/11<br />

liegen sollte. Physiologisch liegt die rechte<br />

Lunge übrigens aufgrund der darunter liegenden<br />

Leber circa 1–2 cm höher. Daher<br />

sollte auch immer im Seitenvergleich perkutiert<br />

werden. Die Atemverschieblichkeit<br />

der Lunge kann getestet werden, indem der<br />

Patient nach maximaler Einatmung die Luft<br />

anhält und der Arzt weiter distal Richtung<br />

Abdomen perkutiert. Nun sollte der Übergang<br />

von sonorem zu gedämpftem Schall<br />

etwa 2–4 Querfinger weiter unten liegen.<br />

Die Perkussion des Herzens ist nur eingeschränkt<br />

empfohlen, da darüber liegende<br />

Lungenanteile fälschlicherweise eine Dämpfung<br />

des Schalls vortäuschen und dadurch<br />

die Größe des Herzens falsch abgeschätzt<br />

werden kann. Um sich einen Eindruck von<br />

Lage und Größe des Herzens zu verschaffen,<br />

wird distal von allen Seiten nach zentral<br />

geklopft, allerdings wird das Herz in weiten<br />

Teilen von Lungengewebe überlagert, sodass<br />

eine relative Schalldämpfung entsteht.<br />

Geübte Untersucher sind dennoch in der<br />

Lage eine sogenannte Perkussionsfigur zu<br />

erstellen, die Herzform und Herzgröße repräsentiert.<br />

In der Mitte des Herzfeldes gibt es<br />

einen Bereich der absoluten Herzdämpfung.<br />

Hier ist das Herz nicht von Lungengewebe<br />

überlagert und liegt am nächsten zur Brustwand,<br />

jedoch verschwindet dieses Areal<br />

z. B. bei ausgeprägtem Lungenemphysem.<br />

Perkussion des Abdomens<br />

Bei der abdominalen Perkussion in allen 4<br />

Quadranten können im Wesentlichen zwei<br />

Schallqualitäten unterschieden werden: der<br />

<strong>physio</strong>logische tympanitische Schall und der<br />

gedämpfte oder auch Schenkelschall (wie bei<br />

der Thoraxperkussion). Der tympanitische<br />

Klopfschall erinnert an eine Pauke und ist ein<br />

dumpfer, hohler Ton über großen, gasgefüllten<br />

und glattwandigen Körperhöhlen z.B.<br />

gasgefüllten Darmschlingen oder der Magenblase.<br />

Je nach Gasgehalt der beklopften<br />

Struktur variiert der tympanitische Ton, bei<br />

höherem Gasgehalt wird der Ton metallischer.<br />

Die Leberuntergrenze kann bestimmt<br />

werden, indem der Untersucher im Verlauf<br />

der rechten Medioklavikularlinie von distal<br />

auf den Rippenbogen zu perkutiert. An der<br />

Grenze erfolgt ein Wechsel von tympanitischem<br />

Schall zu hellerem Schenkelschall<br />

(gedämpfter Schall). Physiologisch befindet<br />

sich die Leberuntergrenze in Höhe des<br />

Rippenbogens. Die Leberobergrenze wird<br />

bestimmt indem in der rechten Medioklavikularlinie<br />

von kranial nach kaudal geklopft<br />

wird, der Wechsel zwischen sonorem Schall<br />

der Lunge zu gedämpftem Schall zeigt die<br />

Grenze der Leber an, die sich beim Gesunden<br />

auf Höhe der 6. Rippe befinden sollte.<br />

Eine vergrößerte Leberdämpfung (also ein<br />

Wechsel der Schallqualitäten unterhalb<br />

der10.Rippe bzw. oberhalb der 6. Rippe)<br />

kann ein Zeichen für eine Hepatomegalie,<br />

Hepatitis, Stauungsleber, Fettleber oder<br />

auch für einen Tumor sein.<br />

Im linken oberen Quadranten kann die<br />

Milzgrenze in der vorderen Axillarlinie auf<br />

Höhe der10.Rippe perkutiert werden. Allerdings<br />

ist die Perkussion der Milz sehr ungenau<br />

und nur ein kleiner Teil des Organs liegt<br />

oberflächlich genug, um beklopft zu werden.<br />

Übrigens: Eine Schalldämpfung oberhalb<br />

des Schambeins kann auch einfach nur<br />

Ausdruck einer gefüllten Blase oder einer<br />

Schwangerschaft sein.<br />

Befund<br />

Global hypersonor<br />

Einseitig hypersonor<br />

Hyposonor/gedämpft<br />

Atemverschieblichkeit<br />

verringert<br />

Mögliche Ursachen<br />

z. B. Lungenemphysem, Fassthorax, Mukoviszidose,<br />

Asthma<br />

Pneumothorax<br />

Pleuraerguss, Pleuraschwiele, Pneumonie, Empyem,<br />

Infiltrat, Tumor<br />

Verklebung, Fibrose, Schwartenbildung, primäre<br />

Überblähung<br />

Perkussion des Thorax<br />

Tabelle 1: Befunde und mögliche Ursachen bei der Lungenperkussion.<br />

Befund<br />

Tympanitischer Schall in der Mittellinie, Dämpfung<br />

in den Flanken; in Seitenlage Verschiebung der<br />

Dämpfung zur unten liegenden Flanke und Tympanie<br />

in der oben liegenden Flanke<br />

Mögliche Ursachen<br />

Aszites<br />

Gedämpft<br />

Verstärkte Tympanie<br />

Flüssigkeitsansammlungen,<br />

Tumor<br />

Meteorismus, Zöliakie<br />

Perkussion des Abdomen<br />

Tabelle 2: Befunde und mögliche Ursachen bei der Perkussion des Abdomens.<br />

44 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


STUDIENZUSAMMENFASSUNGEN<br />

fotolia: © Amero<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Studien liefern uns interessante und wichtige Informationen<br />

zur Behandlung unserer Patienten. Doch leider hat man gerade<br />

in der Ausbildung nicht<br />

immer die Zeit, sich intensiv<br />

mit wissenschaftlichen Arbeiten<br />

zu beschäftigen. Damit man trotzdem einen Einblick in die<br />

neuesten Erkenntnisse bekommt, findet Ihr hier verschiedene<br />

Zusammenfassungen von Studien, die für die Therapie interessant<br />

sein könnten.<br />

Präoperative Physiotherapie zur Vermeidung pulmonaler Komplikationen Stephan Kruft<br />

K Operationen im kardiovaskulären<br />

System sind eine häufig durchgeführte<br />

Maßnahme in der Behandlung von Beschwerden<br />

am Herzen. Allerdings können<br />

solche chirurgischen Eingriffe zu<br />

schwerwiegenden pulmonalen Komplikationen<br />

führen.<br />

Das Team um Hulzebos (2012) geht in seinem<br />

Review der Frage nach, ob präoperative<br />

Physiotherapie diese postoperativen Komplikationen<br />

verhindern kann. Dazu suchten<br />

die Autoren in verschiedenen Datenbanken<br />

nach Studien, die die Wirksamkeit von<br />

präoperativer Physiotherapie im Vergleich<br />

zu Scheinbehandlungen oder anderen Behandlungstechniken<br />

untersuchten. Ihre Re-<br />

cherche ergab 8 randomisierte kontrollierte<br />

Studien. In den gefundenen Studien führten<br />

die Probanden der Interventionsgruppe<br />

entweder ein Ausdauertraining, Atemübungen<br />

oder ein gezieltes Training der inspiratorischen<br />

Muskeln durch. 4 Studien, die als<br />

Outcome das Auftreten von Atelektasen<br />

untersuchten, kamen zu dem Ergebnis, dass<br />

präoperative Physiotherapie zu einer signifikanten<br />

Verringerung dieser Komplikation<br />

führt. Die 5 Studien, die die Entstehung von<br />

Lungenentzündungen beschrieben, konnten<br />

eine signifikante Verminderung dieser<br />

Erkrankung erkennen. Zudem fanden die<br />

Forscherteams der eingeschlossenen Arbeiten,<br />

die die stationäre Aufenthaltslänge<br />

untersuchten, einen im Durchschnitt um<br />

ca. 3 Tage kürzeren Klinikaufenthalt. Eine<br />

signifikante Veränderung der Ventilation<br />

oder der allgemeinen Sterblichkeit, bzw. die<br />

Verhinderung eines Pneumothorax konnte<br />

dagegen in keiner Studie gefunden werden.<br />

Dieser Übersichtsarbeit nach scheint es<br />

möglich zu sein, mit einem Programm aus<br />

Ausdauertraining, Atemübungen oder Training<br />

der inspiratorischen Muskulatur postoperative<br />

Atelektasen und Pneumonien verhindern<br />

sowie den Krankenhausaufenthalt<br />

verkürzen zu können.<br />

Literatur<br />

Hulzebos et al. (2012): Preoperative physical therapy<br />

for elective cardiac surgery patients (Review).<br />

The Cochrane Library, Issue 11.<br />

Physiotherapie bei nicht-traumatischem Rotatorenmanschettenriss Noemi Hagemann<br />

K Operative Eingriffe verbessern das<br />

funktionelle Outcome bei atraumatischem<br />

Rotatorenmanschettenriss nicht.<br />

Zu diesem Ergebnis kam die folgende<br />

prospektive Studie.<br />

Physiotherapie allein sei ausreichend,<br />

um gute funktionelle Ergebnisse zu erzielen<br />

und kann eine Operation überflüssig<br />

machen.<br />

Ziel dieser Studie war es, einen standardisierten<br />

Trainingsplan bei Probanden mit<br />

kompletter atraumatischer Rotatorenmanschettenruptur<br />

auf seine Effektivität hin zu<br />

untersuchen. Der Erfolg wurde durch funktionelle<br />

Assessments sowie anhand der Wahl<br />

des Patienten zur Operation erfasst.<br />

In der prospektiven Kohortenstudie nahmen<br />

422 Probanden mit nicht-traumatischer<br />

kompletter Rotatorenmanschettenruptur an<br />

einem 6-wöchigen Trainingsprogramm teil.<br />

Dieses umfasste tägliche Mobilisation in<br />

allen Ebenen und Dehnung sowie dreimal<br />

wöchentliche Kräftigung der Skapula- und<br />

Rotatorenmanschettenmuskulatur.<br />

Das Bewegungsausmaß verbesserte sich insbesondere<br />

in der Abduktion und Elevation.<br />

Die Ergebnisse der Assessments ASES (American<br />

Shoulder and Elbow Score), WORC<br />

(Western Ontario Rotator Cuff) und SANE<br />

(Single Assessment Numeric Elevation) verbesserten<br />

sich klinisch und statistisch signifikant.<br />

Keine Verbesserungen wurden beim<br />

SF-12 und der Shoulder Activity Scale erzielt.<br />

Nach 6 Wochen entschieden sich 9 % der<br />

Probanden zur Operation, die Zahl stieg<br />

über 15 % (12 Wochen), 21 % (1 Jahr) auf<br />

26 % (2 Jahre) an.<br />

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse<br />

bleibt das Risiko einer fortschreitenden<br />

Ruptur bestehen. Welche spezifischen Faktoren<br />

dies begünstigen, ist bisher noch unerforscht.<br />

Daher sollte bei ausbleibendem<br />

Therapieerfolg dringend Rücksprache mit<br />

dem Arzt gehalten werden.<br />

Literatur<br />

Kuhn, J.E.; Dunn, W.R. (2013) Effectiveness of<br />

physical therapy in treating atraumatic full-thickness<br />

rotator cuff tears, a multicenter prospective<br />

cohort study. <strong>Journal</strong> of Shoulder and Elbow<br />

surgery 1371-9.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 45


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Trainingsprogramm zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit,<br />

der Kontinenzrate und der Lebensqualität nach radikaler Prostatektomie Anna Heller<br />

K Ziel einer koreanischen Studie war es,<br />

herauszufinden, inwiefern sich ein kombiniertes<br />

Training auf die allgemeine Fitness,<br />

die Kontinenzrate und die Lebensqualität<br />

von Männern über 65 auswirkt.<br />

Alle Männer sind an einem Prostatakarzinom<br />

erkrankt und wurden einer<br />

radikalen Prostatektomie unterzogen.<br />

Dazu wurden insgesamt 66 Patienten nach<br />

radikaler Prostatektomie in die Studie eingeschlossen<br />

und zufällig einer von zwei Gruppen<br />

zugeteilt. Beide Gruppen begannen<br />

das Training 3 Wochen postoperativ, 2 mal<br />

pro Woche á 60 min. Das Training endete<br />

nach 12 Wochen. Die Interventionsgruppe<br />

führte Übungen zur Kräftigung, zur Beweglichkeitsverbesserung<br />

des Beckens und<br />

Übungen nach »Kegel« durch. Die Kontrollgruppe<br />

machte nur »Kegel«-Übungen.<br />

Primär wurde die körperliche Leistungsfä-<br />

higkeit gemessen. Körperliche Leistungsfähigkeit<br />

wurde anhand der Parameter<br />

funktionelle Fitness, Ausdauer, Kraft und<br />

Beweglichkeit sowie Körperzusammensetzung<br />

bestimmt. Sekundär wurden Schwere<br />

und subjektive Empfindung der Inkontinenz<br />

sowie Lebensqualität ermittelt. Inkontinenz<br />

wurde objektiv mit dem 24h-Pad-test erfasst<br />

und subjektiv mit dem »International<br />

Consultation on Incontinenz Questionnaire«<br />

(ICIQ). Die allgemeine Lebensqualität wurde<br />

mit dem Fragebogen SF-36 erfasst.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass<br />

die kombinierten Übungen zu allgemeiner<br />

Kräftigung und zur Verbesserung der Beckenbodenfunktion<br />

bei älteren Männern<br />

nach 12 Wochen Trainingsprogramm zu<br />

einer signifikanten Verbesserung der Beweglichkeit,<br />

Gleichgewichtsfähigkeit und<br />

funktionellen Fitness im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

führen, die nur den Beckenboden<br />

trainiert hatte. Außerdem hat sich zugunsten<br />

der Interventionsgruppe die Kontinenz<br />

signifikant verbessert. Sowohl der Pad-test<br />

(p = 0,002), als auch der ICIQ (p = 0.033)<br />

sind besser ausgefallen als bei der Kontrolle.<br />

Die Studie zeigt zum einen, dass auch bei<br />

älteren Patienten nach Prostatektomie ein<br />

systematisches Ganzkörpertraining effektiv<br />

und sinnvoll ist, aber vor allem, dass man<br />

bei Inkontinenz nach Prostatektomie nicht<br />

nur isoliert den Beckenboden trainieren<br />

soll, sondern dass man mit den Patienten<br />

funktionelle und ganzheitliche Übungen<br />

durchführen muss, um das Widererlangen<br />

der Kontinenz zu beschleunigen und die Lebensqualität<br />

positiv zu beeinflussen.<br />

Literatur<br />

Sung-Woo Park (2011): Recovery of Overall Exercise<br />

Ability, Quality of life, and Continence after 12-week<br />

Combined exercise Intervention in Elderly Patients<br />

who underwent Radical Prostatectomy: A Randomized<br />

Controlled Study. Urology 80 (2): 299–305.<br />

Welchen Effekt haben Gewichtsreduktion und ein intensives Übungsprogramm auf die Kniebelastung<br />

und die Entzündungszeichen bei übergewichtigen Patienten mit Kniegelenksarthrose? Janine Topp<br />

K Kniegelenksarthrose ist eine häufig<br />

gestellte Diagnose, die mit einer erheblichen<br />

Einschränkung der Lebensqualität<br />

einhergeht. Übergewicht stellt einen<br />

bedeutenden Risikofaktor dar, der<br />

in Zusammenhang mit der Entstehung<br />

und Progredienz von Arthrose genannt<br />

wird. Bis heute gibt es keinen Behandlungsansatz,<br />

der Heilung verspricht. Daher<br />

zielt die Behandlung vor allem auf<br />

eine effektive Symptomlinderung ab.<br />

In diesem Zusammenhang konnte eine Forschergruppe<br />

aus North Carolina bestätigen,<br />

dass eine Gewichtsreduktion in Kombination<br />

mit einem Übungsprogramm oder die<br />

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alleinige Gewichtsreduktion sich positiv auf<br />

Parameter wie die Kniegelenksbelastung<br />

und die Entzündungszeichen auswirkt.<br />

Dazu wurden 454 Probranden mit einem<br />

BMI von 27 bis 41 und einer bestehenden<br />

Kniegelenksarthose in drei Gruppen eingeteilt<br />

und über 18 Monate beobachtet. Teilnehmer<br />

aus einer der Interventionsgruppen<br />

verfolgten das Ziel, innerhalb dieser Zeit<br />

durch regelmäßige Ernährungsberatung<br />

und Verhaltenstherapie ihr Körpergewicht<br />

um 10% zu reduzieren. In der zweiten Interventionsgruppe<br />

wurde die beschriebene<br />

Intervention zur Gewichtsreduktion durch<br />

ein dreimal wöchentlich stattfindendes<br />

Übungsprogramm ergänzt. Die Kontrollgruppe<br />

absolvierte lediglich das genannte<br />

Übungsprogramm.<br />

Die Gewichtsreduktion war nach 18 Monaten<br />

in beiden Interventionsgruppen gegenüber<br />

der Kontrollgruppe signifikant.<br />

Die Teilnehmer der Interventionsgruppen<br />

erfuhren eine deutlichere Reduktion der<br />

Entzündungszeichen als die der Kontrollgruppe.<br />

Darüber hinaus konnte die Kniegelenksbelastung<br />

der Teilnehmer, die durch<br />

die alleinige Ernährungsumstellung Gewicht<br />

verloren hatten, signifikant gegenüber der<br />

Kontrollgruppe reduziert werden. Das Ergebnis<br />

des RCTs bestätigt die Dringlichkeit<br />

und Effektivität der Gewichtsreduktion von<br />

übergewichtigen Patienten mit Kniegelenksarthrose.<br />

Literatur<br />

Messier, S. P. et al. (2013): Effects of intensive diet<br />

and exercise und knee joint loads, inflammation,<br />

and clinical outcomes among overweight and<br />

obese adults with knee osteoarthritis – The IDEA<br />

randomized clinical trial. JAMA 310(12): 1263–1273.<br />

46 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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∏ Praxisbuch & Tapematerial im Wert von ¤ 78,70 je Teilnehmer inkl.!<br />

Ihr Ansprechpartner für<br />

Kursbuchungen, Terminabsprachen und<br />

weitere Informationen:<br />

Benjamin Bareiss<br />

E-Mail: bareiss@dieFachwelt.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 47


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Befund<br />

FALLBEISPIEL<br />

SUBSCAPULARISSEHNE<br />

Text: Geert Jeuring<br />

Ein 75 jähriger Patient kommt mit einem Rezept und der Diagnose<br />

»Subscapularisruptur rechte Schulter, Impingement nannten Ultra Sling und erzählt, dass die Ruptur beim Tennis<br />

Operation liegt nun zwei Wochen zurück. Er trägt einen soge-<br />

und ACG-Arthrose rechts« in die Praxis. Die durchgeführte (Aufschlag) passiert sei.<br />

Entlassungsbericht – Auf dem Entlassungsbericht ist folgendes angegeben:<br />

Fotolia © Mikael Damkier<br />

Operation: Arthroskopische Akromioplastik und ACG-<br />

Resektion, offene double-row Subscapularissehnennaht<br />

rechte Schulter mit zwei 5 mm-Ankern.<br />

In komplikationsloser IT-Narkose wurde obige OP durchgeführt.<br />

Intra- und postoperativ ergaben sich keine Komplikationen.<br />

Es zeigte sich makroskopisch ein deutliches Impingement.<br />

Mäßige Bursitis. Glenohumeral mäßige Synovitis im<br />

Ankerbereich, rupturierte lange Bizepssehne, retrahierte<br />

Subscapularissehne. Die Akromioplastik wurde in typischer<br />

Weise mit Resektion von ca. 6 mm anterior durchgeführt.<br />

Das AC-Gelenk wurde dargestellt und 6–8 mm der lateralen<br />

Klavikula unter Schonung der Kapsel reseziert. Offene<br />

Refixation der degenerativ veränderten SSC-Sehne mit<br />

2 Ankern. Intrakutannaht resorbierbar.<br />

Procedere: Wiedervorstellung morgen und in<br />

2 und 6 Wochen zur klinischen Kontrolle.<br />

Physiotherapie: s. Protokoll<br />

Medikamente: Ibuprofen 600 1-1-1,<br />

Tramal ret. 100 2-0-2 b. B.<br />

Nachbehandlungsplan – Von der operierenden Klinik hat der Patient zusätzlich folgenden Nachbehandlungsplan bekommen:<br />

Am OP-Tag sollten Sie den operierten Arm im angelegten<br />

Verband belassen, bei einem Engegefühl können die Klettverschlüsse<br />

wie demonstriert jeder Zeit angepasst und der<br />

Arm auch herausgenommen werden. Grundsätzlich kann der<br />

Arm tagsüber jederzeit für zunächst 15–30 Minuten, später<br />

einige Stunden aus dem Verband genommen werden und im<br />

erlaubten Bereich bewegt werden. Nachts sollte die Orthese<br />

wie angegeben getragen werden.<br />

Eine Kühlung mit Eis (15–30 min., nicht direkt auf die Haut)<br />

und die verschriebenen Medikamente lindern die Schmerzen<br />

und die Schwellung der Schulter. Die Rehabilitation beginnt<br />

am 1–2. Tag nach der Operation. Der Nachbehandlungsplan<br />

dient Ihnen und dem behandelnden Physiotherapeuten<br />

als Fahrplan, um eine möglichst gute Schulterfunktion zu<br />

erreichen und das Operationsergebnis in der Rehabilitationsphase<br />

nicht zu gefährden. In den ersten 6 Wochen soll<br />

dabei soweit möglich eine Einsteifung der Schulter verhindert<br />

werden.<br />

Die Wunden sind mit resorbierbarem Nahtmaterial genäht,<br />

das nicht entfernt werden muss. Ab dem 3. Tag postoperativ<br />

kann geduscht werden, danach sollte das Pflaster<br />

gewechselt werden, nach 4–7 Tagen ist ein Wundverband<br />

meist nicht mehr erforderlich.<br />

Bereits direkt nach der Operation sind mehrmals täglich für<br />

5–10 min. Anspannungsübungen der Schultermuskeln ohne<br />

Bewegung (sogenannte isometrische Übungen) sinnvoll, um<br />

die Funktion der Muskeln möglichst gut zu erhalten. Bei allen<br />

Operationen sind außerdem selbstständige Pendelübungen<br />

mit nach vorne gebeugtem Oberkörper möglich, hierbei<br />

kann ohne Kraft eine passive Beweglichkeit bis zur Horizontalen<br />

(90°) beübt werden. Grundsätzlich sollte immer nur bis<br />

zu Schmerzgrenze geübt werden.<br />

Auf dem Bericht sind zudem folgende Bewegungs- und Aktivitätsmaße angegeben:<br />

Abd.<br />

in Grad<br />

Bewegungsausmaß Bewegungsaktivität Ruhigstellung Orthese<br />

Flex.<br />

in Grad<br />

AR<br />

in Grad<br />

Passiv<br />

Aktiv<br />

Assist.<br />

Aktiv<br />

Ultra<br />

schling<br />

Woche 1 30 ° 30 ° 0 ° X X<br />

Woche 2 30 ° 30 ° 0 ° X X X<br />

Woche 3 60 ° 60 ° 0 ° X X X<br />

Woche 4 80 ° 80 ° 0 ° X X<br />

Woche 5 80 ° 80 ° 0 ° X<br />

Woche 6 80 ° 80 ° 0 ° X<br />

Die Innenrotation ist, wenn nicht anders angegeben, schmerzorientiert freigegeben<br />

AR<br />

Schiene<br />

keine<br />

48 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Anamnese<br />

Der Patient erzählt, dass er bis zu seinen Unfall 3-4 Mal die<br />

Woche Tennis gespielt und viele Wettkämpfe bestritten habe.<br />

Ansonsten wandere er gerne und fahre viel Fahrrad. Insgesamt<br />

macht er einen sehr vitalen Eindruck. Außer einem Bluthochdruck<br />

und ungefährlichen Herzrhythmusstörungen, für<br />

die er Medikamente nehme, beständen auch keine weiteren<br />

Erkrankungen. Auf die Frage, ob in der Vergangenheit schon<br />

mal Verletzungen aufgetreten sind, antwortet er, dass er sich<br />

vor zig Jahren am rechten Arm die Bizepssehne gerissen habe.<br />

Weiter seien aber keine Beschwerden vorhanden.<br />

M. subscapularis<br />

Untersuchung<br />

Inspektion<br />

Ventral auf dem M. deltoideus ist eine ca. 7 cm große Narbe<br />

sichtbar. Die Narbe ist gut verheilt. Eine deutliche Atrophie ist<br />

nicht zu sehen.<br />

Globale Palpation<br />

Die rechte Schulter ist besonders im Narbengebiet etwas wärmer<br />

als an der nicht betroffenen Schulter. Eine Schwellung ist<br />

nicht zu sehen.<br />

Funktionelle Untersuchung<br />

Bei der Untersuchung erreicht der Patient aktiv assistiert ca.<br />

60 ° Anteflexion und 60 ° Abduktion. Der Patient gibt an, dass<br />

die Bewegungen endgradig Schmerzen verursache. Die Außenrotation<br />

bis 0 ° ist möglich. Die Innenrotation wurde nicht<br />

getestet.<br />

M. biceps brachii<br />

Behandlung<br />

Bei der ersten Behandlung wird die Schulter, insoweit es die<br />

Kontraindikationen zulassen, vorsichtig mit dem Daumengriff<br />

mobilisiert. Weiter werden Übungen für das skapulothorakale<br />

Gelenk in Elevation, Depression, Protraktion und Retraktion<br />

durchgeführt. Zusätzlich soll der Patient versuchen, mit einem<br />

verkürzten Hebel die Abduktion (Ententanz) und Anteflexion<br />

zu üben. Bei der Abduktion darf er aber kein Punktum Fixum<br />

gebrauchen, weil dies zu viel Belastung für die Innenrotatoren<br />

bedeuten würde. Des Weiteren soll der Patient leicht<br />

nach vorne gebeugt (wie bei Pendelübungen) das Alphabet<br />

schreiben. Außerdem bekommt der Patient auch noch leichte<br />

Anspannungs- und Aktivierungsübungen für die Innen- und<br />

Außenrotatoren. Bei der ersten Behandlung bekommt der Patient<br />

ein Mobilisationsseil mit. Dies ist eine einfache Seilkonstruktion<br />

mit Handgriff, welche man oben in die Tür klemmen<br />

kann und ca. 1,20 lang ist. Aus einer Seite wird eine Schlaufe<br />

erstellt, in die die Hand passt. In die andere Seite wird dagegen<br />

ein dicker Knoten geknotet. Für die Bewegungsübung<br />

stellt sich der Patient mit dem Rücken gegen die Tür und legt<br />

die Hand in die Schlaufe. Das Gewicht des Armes wird durch<br />

das Seil zu einem großen Teil abgenommen. Dadurch wird bei<br />

Anteflexion und Abduktion der Druck im Subakromialraum<br />

nicht zu groß und der Patient kann in der Regel beschwerdefrei<br />

üben. Die Aufgabe des Patienten ist es, die Hand nach<br />

vorne zu drücken. Ihm wird gezeigt, welche Bewegungen er<br />

bis wie weit machen kann/darf.<br />

Im Laufe der nächsten Wochen wird die Behandlung nach<br />

Schema durchgeführt. Allerdings sind die Therapieerfolge nur<br />

mäßig, obwohl der Patient fleißig übt; hin und wieder vielleicht<br />

etwas zu fleißig, was den Therapiestand etwas zurückwirft.<br />

Therapiestand nach 5 Monaten<br />

Obwohl der Patient Fortschritte macht, ist auch nach fünf<br />

Monaten noch nicht an ein Tennisspiel zu denken, so wie er<br />

es gewöhnt ist. Eine aktive Anteflexion ist nun bis ca. 120 °<br />

möglich, aber noch sehr schwach. Passiv gelingt die Anteflexion<br />

bis 150 °. Die Außenrotation ist, besonders als Kombinationsbewegung<br />

mit einer Anteflexion, noch eingeschränkt.<br />

Nachdem der Patient anfangs sehr frustriert war, geht er nun<br />

etwas gelassener mit der Situation um.<br />

Therapiestand nach 12 Monaten<br />

Ca. ein Jahr nach der Operation hat sich das Bewegungsvermögen<br />

deutlich verbessert und der Patient spielt fast wieder<br />

beschwerdefrei Tennis. Die Bewegungen sind zwar noch etwas<br />

eingeschränkt, aber er ist zufrieden.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 49


FRISCH EINGETROFFEN<br />

Bücher, Lehr-Videos, CD-Roms, Lernkarten – heutzutage gibt es eine<br />

große Fülle an Informationsquellen. Aber woher weiß man eigentlich,<br />

welche sich zu kaufen lohnen?<br />

Auf genau diese Frage findet ihr hier eine Antwort.<br />

In dieser Kolumne werden wir in jeder Ausgabe Bücher und Medien<br />

vorstellen, auf die das Wort »empfehlenswert« zutrifft.<br />

NEUROANATOMIE –<br />

Text: Verena Loidl<br />

STRUKTUR UND FUNKTION<br />

Eines der komplexesten Systeme unserer<br />

Erde ist das menschliche Gehirn. Verblüffend,<br />

dass jedes Gehirn aus wenigen<br />

Typen von Nervenzellen aufgebaut ist<br />

und wir trotzdem nie zweimal dasselbe<br />

Gehirn gebrauchen (vgl. Robert Turner).<br />

Unser diffiziles und zugleich geniales Gehirn<br />

scheint unbegreiflich – besonders vor einer<br />

Neuroanatomieprüfung.<br />

Umfangreicher Lernstoff und abstrakte<br />

Sachverhalte führen dazu, dass Neuroanatomie<br />

ein unbeliebtes Fach in der Physiotherapieausbildung<br />

ist. Neurologische<br />

Erkrankungen sind ein sehr wichtiges und<br />

umfassendes Arbeitsfeld der Physiotherapie.<br />

Daher muss jeder Physiotherapeut die<br />

Anatomie, Physiologie und Pathologie des<br />

peripheren und zentralen Nervensystems<br />

unbedingt beherrschen.<br />

Ein Fachbuch, das die Strukturen des<br />

Gehirns beschreibt, ist dazu unerlässlich.<br />

Wichtig ist, dass die Struktur immer Grundlage<br />

der Funktion ist! Daher ist es essentiell,<br />

dass ein Fachbuch für Physiotherapeuten<br />

die Neuroanatomie funktionell und klinisch<br />

orientiert lehrt. Der »Trepel« verknüpft Morphologie,<br />

Funktion und Klinik und weckt<br />

Freude und Interesse an der Neuroanatomie.<br />

Zu Beginn des Lehrbuchs werden wichtige<br />

Grundlagen und Definitionen des Nervensystems<br />

erläutert, wobei auch auf die<br />

Entwicklungsgeschichte des Nervensystems<br />

eingegangen wird.<br />

Der »Trepel« gibt das komplette Wissen<br />

zum zentralen und peripheren Nervensystem<br />

und zu den Sinnesorganen wieder.<br />

Ein erzählender und leicht verständlicher<br />

Schreibstil ermöglicht flüssiges Lesen. Das<br />

Neuroanatomiebuch von Trepel ist systematisch<br />

und didaktisch sehr gut aufgebaut,<br />

wodurch ein gutes Verständnis auch mit<br />

wenig Vorwissen möglich ist. Die neuroanatomischen<br />

Strukturen werden nicht nur<br />

isoliert benannt, sondern sehr anschaulich<br />

in die Zusammenhänge eingebunden. Die<br />

Funktionsweise des Nervensystems wird<br />

sehr praxisnah und funktionell erklärt. So<br />

gelingt mit diesem Buch die Herleitung der<br />

Patho<strong>physio</strong>logie fast von alleine.<br />

Klinische Hinweise geben gute Einblicke<br />

in die Neurologie und zeigen anschaulich,<br />

wie sich Funktionsausfälle auswirken. Beispielsweise<br />

fällt bei Tumoren der Epiphyse<br />

(Pinealome) – sie treten vor allem im Kindesalter<br />

auf und haben oft eine schlechte Prognose<br />

– sehr früh der Pupillenreflex (Pupillenverengung<br />

bei Lichteinfall) aus. Das liegt<br />

daran, dass der Tumor auf die unmittelbar<br />

unter der Epiphyse gelegenen Area pretectalis<br />

drückt. In ihr wird der Pupillenreflex<br />

verschaltet.<br />

Jedes Kapitel endet mit einer Zusammenfassung,<br />

die ein schnelles Rekapitulieren<br />

ermöglicht. Vor Prüfungen helfen Wiederholungsfragen<br />

und Fallbeispiele das Wissen<br />

zu überprüfen. Eine Frage zum Kapitel<br />

Zwischenhirn (Diencephalon) lautet zum<br />

Beispiel: »Wo wird der funktionell und klinisch-diagnostisch<br />

wichtige Pupillenreflex<br />

verschaltet?«. Auf der folgenden Seite findet<br />

man die dazugehörende Lösung. Hier:<br />

Area pretectalis, von dort aus Aktivierung<br />

der den M. sphincter pupillae ansteuernden<br />

Neurone im Ncl. accessorius n. oculomotorii.<br />

Leicht verständlich und anschaulich sind<br />

auch die Abbildungen und Zeichnungen.<br />

Stellenweise empfiehlt sich eine parallele<br />

Atlasnutzung zum besseren Verständnis der<br />

Topographie.<br />

Das Lehrbuch von Trepel gilt nicht nur<br />

für Physiotherapeuten in der Neurologie<br />

als Standardwerk und sollte in keinem Bücherregal<br />

bzw. auf dem Schreibtisch fehlen.<br />

Für die Praxis oder Fortbildungen ist<br />

Der »Trepel«<br />

immer wieder ein geeignetes<br />

Nachschlagewerk. Kaum ein weiteres medizinisches<br />

Fachbuch erhält so viele positive<br />

Rezensionen und Bewertungen wie der<br />

»Trepel« – der nicht umsonst als Goldstandard<br />

für die Neuroanatomie gilt. Der Autor<br />

schafft es, seine eigene Begeisterung für das<br />

Fach auf den Leser abzufärben. Er nimmt ihn<br />

auf der Entdeckungsreise durch das menschliche<br />

Gehirn an die Hand, sodass jeder das<br />

komplexeste System unserer Erde mehr und<br />

mehr begreifen und bewundern kann.<br />

Mit dem Erwerb des Buches erhält der<br />

Lernende einen Zugang zum Elsevier-Portal.<br />

Durch die Aktivierung des Codes, welcher<br />

im Buch enthalten ist, kann man drei Monate<br />

kostenlos auf den Buchinhalt online<br />

zugreifen. Zudem bekommt man einen dauerhaften<br />

Zugriff auf alle Abbildungen sowie<br />

original Prüfungsfragen und das interaktive<br />

Lernprogramm »Anatomie des Gehirns«.<br />

Das Werk Neuroanatomie ist 2012 bereits<br />

in der 5. Auflage beim Urban & Fischer<br />

Verlag/Elsevier erschienen.<br />

Die Fachwelt bietet einen Versand für<br />

€ 36,95<br />

www.diefachwelt.de<br />

50 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


MITMACHEN & GEWINNEN<br />

Aus allen eingegangenen,<br />

richtigen Antworten<br />

verlosen wir das<br />

Hellerskript »Orthopädie«.<br />

Anamnese<br />

5. Fall<br />

FALLQUIZ<br />

Hier kann wieder abgesahnt werden! In<br />

jeder Ausgabe werden wir einen Fall mit<br />

Röntgen- und MRT-Bildern schildern, ohne<br />

die Diagnose zu nennen. Eure Aufgabe ist<br />

es, anhand der Fakten die Diagnose herauszufinden<br />

und sie uns zu schicken.<br />

Text: Anna Heller<br />

Frau H. ist 61 Jahre alt und seit 1999 wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

in einer Universitätsklinik. In Ihrer Freizeit geht Frau H. gerne Skifahren.<br />

Bei diesem Hobby hat sie sich auch schon diverse Verletzungen<br />

zugezogen: Innenbanddehnung und Verdacht auf Innenbandläsion<br />

des rechten Kniegelenks, Schulterzerrung links sowie rezidivierende<br />

Daumengelenksdistorsionen. Beim letzten Skiurlaub prallte Frau H.<br />

mit einer anderen Skiläuferin zusammen und ist gestürzt. Dabei hat<br />

sie Schmerzen im linken Knie verspürt, konnte es aber weiter belasten.<br />

Sie wollte noch eine letzte Abfahrt machen und ist noch einmal<br />

mit dem Lift nach oben gefahren. Bei mäßigen Sichtverhältnissen<br />

Untersuchung<br />

Palpation<br />

■ intraartikuläre Ergussbildung mit deutlicher Füllung des<br />

Recessus suprapatellaris<br />

■ Druckschmerzhaftigkeit am Innengelenkspalt links ohne<br />

klinische Zeichen einer Aufklappbarkeit<br />

und angepasster Geschwindigkeit hat Frau H. bei der Abfahrt einen<br />

Schneehaufen übersehen, ist darin hängen geblieben und hat sich<br />

das linke Knie verdreht. Die Patientin berichtet, dass sie daraufhin<br />

einen Knall gehört und gespürt hat. Nach diesem Sturz konnte sie<br />

das Knie allerdings nicht mehr belasten und ist auf dem Gesäß ins<br />

Tal weiter gerutscht. In der Nacht hatte Frau H. sehr starke Schmerzen<br />

im linken Kniegelenk und es entwickelte sich eine deutliche<br />

Schwellung.<br />

Am nächsten Tag fährt Frau H. mit Ihrem Mann umgehend in die<br />

Klinik. Dabei werden folgende Befunde festgestellt:<br />

Bildgebende Diagnostik<br />

Bewegungsprüfung<br />

Kniegelenk Bewegungsprüfung (Neutral-Null-Methode)<br />

links<br />

rechts<br />

Ext / Flex 05°/0°/90° 05°/0°/110<br />

AR / IR<br />

nicht geprüft<br />

MRT linkes Kniegelenk pd sagittal (links), Kniegelenk pd axial (links)<br />

Funktionsuntersuchung<br />

■ Vordere Schublade links deutlich positiv, rechts negativ<br />

■ Lachmann-Test links positiv, rechts negativ<br />

■ Steinmann I und II am Innenmeniskus links diskret positiv,<br />

rechts negativ<br />

Nun die Frage:<br />

Welche Diagnose hat<br />

der Arzt gestellt?<br />

MRT linkes Kniegelenk pd sagittal<br />

Eure Antwort sendet bitte bis zum 31.01.2015<br />

an: kruft@dieFachwelt.de<br />

Die Lösung wird in der sechsten Ausgabe bekannt<br />

gegeben. Die Lösung des Fallbeispiels in der vierten<br />

Ausgabe ist »Morbus Bechterew«.<br />

Diagnostische Arthroskopieaufnahme<br />

des linken Kniegelenks<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 51


MITMACHEN & GEWINNEN<br />

Dein Artikel im <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>!<br />

Sei es eine Hausarbeit, eine Bachelor-Thesis oder auch ein Artikel über Deine Schule, Du kannst ihn<br />

uns zuschicken und Teil dieser Zeitschrift werden. Das freut die Mitleser und Dein Bücherregal, denn<br />

jeder abgedruckte Artikel wird mit einem Büchergutschein im Wert von bis zu 100 Euro belohnt!<br />

Haben wir Dein Interesse geweckt oder hast Du noch Fragen? Dann sende eine Mail an:<br />

kruft@dieFachwelt.de<br />

Wir freuen uns auf Deine Ideen!<br />

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Manuelle Lymphdrainage<br />

in Zusammenarbeit mit der Feldbergklinik Dr. Asdonk<br />

Anerkannt durch die Krankenkassen!<br />

(Der Kurs wird bei entsprechender Voraussetzung von der Arbeitsagentur nach AZAV gefördert!)<br />

Wir bieten Ihnen u. a.<br />

• Patientenvorstellung durch Arzt bzw. Fachlehrer<br />

• Intensive praxisbezogene “Klinische Tage”<br />

• Behandlung von Patienten unter Supervision<br />

• Unterrichtsbezogenes ausführliches Lehrmaterial<br />

Fachlehrer: Joachim Diestmann und Team<br />

Physiotherapeut, Dipl. med. Pädagoge, Fachlehrer für Lymphdrainage und Ödemtherapie seit 1982<br />

Ödemzentrum Feldberg/St. Blasien GmbH & Co. Lehrinstitut KG Joachim Diestmann<br />

Gallusstraße 11 • 79843 Löffingen • Tel: (07654) 808 434 • Fax: (07654) 808 436<br />

Internet: www.oedemzentrum.de • E-Mail: kontakt@oedemzentrum.de<br />

52 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


mit drei Haken lerne ich nicht mehr und gehe zum nächsten<br />

Punkt. Jeweils abends bzw. morgens vor der Klausur lese ich<br />

PT-GEFLÜSTER<br />

INSIDER<br />

Ein zentrales Thema in der Ausbildung sind Prüfungen. Immer wieder sind kleine Klausuren zu bewältigen, mündliche<br />

Prüfungen zu bestehen und am Ende der Ausbildung das abschließende Examen zu schreiben. Da fragt man sich so<br />

manches Mal, wie man das alles schaffen soll.<br />

Um Euch dabei zu unterstützen, haben wir Rubriken wie das »Braintuning« oder auch den Wissenscheck, in dem wir<br />

in jeder Ausgabe Tipps und Tricks zusammenstellen, wie der Lernstoff gut zu bewältigen ist und mit denen Ihr für die<br />

nächsten Prüfungen trainieren könnt. In dieser Ausgabe des PT-Geflüsters geht es auch um Tipps zum Lernen. Denn<br />

diesmal schreiben Kommilitonen, wie sie sich auf Prüfungen vorbereiten und mit welchen Tricks sie arbeiten.<br />

!<br />

Da ich ein Mensch bin, dem es<br />

sehr schwer fällt, aus Skripten<br />

und/oder Büchern zu lernen,<br />

musste für die Ausbildung zum<br />

Physiotherapeuten eine adäquate<br />

Lerntechnik her. Mein<br />

Vater (Lehrer) hat mir das Lernen<br />

mit Karteikarten empfohlen. Ich formuliere mögliche<br />

Prüfungsfragen auf die Vorderseite der Karte, und auf<br />

die Rückseite kommt die Antwort. Nachdem ich alle<br />

Karten geschrieben habe, mache ich immer 5er Stapel.<br />

Kann ich die ersten 5 Fragen beantworten, lege ich sie<br />

auf die Seite und nehme die nächsten 5 Karten, bis ich<br />

alle durch habe. Zum Schluss werden alle Karten zusammengewürfelt.<br />

Manchmal mache ich mir am Ende<br />

sogar mal den Spaß und lese die Antworten und muss<br />

dazu die passende Frage stellen. Ich muss sagen, dass<br />

ich mit dieser Lerntechnik trotz der hohen Anzahl an<br />

Prüfungen gute Ergebnisse erziele.<br />

Michael Volkmuth, Bad Neustadt<br />

Am besten lerne ich, wenn<br />

ich mir Lernzettel schreibe.<br />

Beim erstellen der Zettel arbeite<br />

ich die kompletten Unterlagen<br />

einmal durch und<br />

notiere mir das Wichtigste.<br />

Themen, die mir Schwierigkeiten<br />

bereiten, erarbeite ich intensiver oder bespreche<br />

sie mit Mitschülern.<br />

Ann-Kathrin Krusche, Stade<br />

Zuerst fasse ich die Informationen aus<br />

dem vorliegenden Skript in Word übersichtlich<br />

zusammen und drucke sie aus.<br />

Das nehme ich als Grundlage und lerne<br />

daraus. Einzelne Punkte decke ich nach<br />

den Überschriften zu und halte die Antworten<br />

schriftlich fest. Bei richtigen Antworten<br />

kennzeichne ich die Inhalte mit einem Haken. Inhalte<br />

Jeder weiß es, viele machen<br />

es aber trotzdem nicht,<br />

mein Tipp: rechtzeitig mit<br />

dem Lernen anfangen!<br />

Wenn ich mich auf eine<br />

Prüfung vorbereite, fasse<br />

ich zunächst den relevanten<br />

Prüfungsstoff auf Karteikarten zusammen. Danach<br />

portioniere ich mir den Lernstoff und verteile die<br />

»Lernhäppchen« gleichmäßig auf die einzelnen<br />

Tage bis zur Prüfung. Besonders effektiv arbeite<br />

ich mit meinen Kommilitonen zusammen, indem<br />

wir uns eine Woche vor der Prüfung treffen und<br />

uns den Lernstoff gegenseitig abfragen. Am letzten<br />

Tag vor der Klausur gehe ich nicht zu spät ins<br />

Bett, um ausgeschlafen in den Prüfungstag zu<br />

starten.<br />

Anne Riethmüller, Halle<br />

das Dokument ein- bis zweimal durch. Abends vor der Klausur<br />

schaue ich kein Fernsehen bzw. spiele nicht am Computer!<br />

Katharina Fuchs, Bad Neustadt<br />

Wenn bei uns die Prüfungszeit wieder<br />

anfängt, hilft es mir sehr, einen<br />

Zeitplan zu erstellen. Ich teile mir<br />

große Themen ein, sodass ich täglich<br />

nur einen Teil davon lernen muss<br />

und nicht kurz vor Torschluss vor einem<br />

schier »unbezwingbaren« Berg sitze.<br />

Zudem schreibe ich mir für die meisten Prüfungen die<br />

wichtigsten Sachen einmal handschriftlich auf. So liest<br />

man alles automatisch noch einmal genauer durch und der<br />

Lernstoff prägt sich ein.<br />

Miriam Zwick, Stade<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 53


INSIDER<br />

COMIC<br />

Die Autoren dieser Ausgabe:<br />

Elisabeth Josenhans<br />

Verena Gesing<br />

Michael Meyer<br />

Janine Topp<br />

Constanze Block<br />

Silke Wolf<br />

Susanne Klotz<br />

Noemi Hagemann<br />

Geert Jeuring<br />

Verena Loidl<br />

Anna Heller<br />

Stephan Kruft<br />

In der letzten Ausgabe hat sich ein Fehler<br />

eingeschlichen:<br />

»Bei Mundöffnung findet das Rollen und Gleiten des<br />

Caput manidbulae in der unteren und nicht in der oberen<br />

Kammer statt. Allerdings ist das System mit der oberen<br />

und unteren Kammer eher schematisch zu sehen.«<br />

54 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VERANSTALTUNGEN & TERMINE<br />

Datum Veranstaltung Ort Internet<br />

Oktober<br />

17.10.–18.10.<strong>2014</strong> 28. Basiskurs Evidenzbasierte Medizin Frankfurt Frankfurt (M.)<br />

17.10.–18.10.<strong>2014</strong> Gesundheitspädagogik in Forschung und Praxis Freiburg www.ph-freiburg.de/gp-<strong>2014</strong><br />

17.10.–18.10.<strong>2014</strong> Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation<br />

Wiener<br />

Neustadt (A)<br />

www.oegpmr.at<br />

22.10.–25.10.<strong>2014</strong> Deutscher Schmerzkongress Hamburg<br />

www.deutscher-schmerzkongress<strong>2014</strong>.de<br />

23.10.–24.10.<strong>2014</strong> DVfR-Kongress: Inklusion braucht Rehabilitation – Wege zur Teilhabe Berlin<br />

24.10.–25.10.<strong>2014</strong> 12. Gesundheitspflege-Kongress Hamburg<br />

28.10.–31.10.<strong>2014</strong> Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie Berlin www.dkou.de<br />

31.10.–01.11.<strong>2014</strong> 4. Interdisziplinärer Beckenbodenkongress Prag (CZ) www.ibk-kongress.de/<br />

31.10.–02.11.<strong>2014</strong> Hamburger Sport-Kongress Hamburg www.hamburger-sport-kongress.de<br />

November<br />

01.11.<strong>2014</strong> 7. pelvisuisse-Symposium »Physiotherapie-Assessments bei Beckenbodendysfunktion« Winterthur (CH)<br />

07.11.–08.11.<strong>2014</strong> 3. Mitteldeutscher Sportärztekongress Magdeburg www.sportmedizin-tagung.de<br />

07.11.–08.11.<strong>2014</strong> Jahrestagung Interdisziplinäre Gesellschaft für Psychosomatische Schmerztherapie Wiesbaden www.igps-schmerz.de<br />

08.11.<strong>2014</strong> ENDOFIT <strong>2014</strong><br />

Garmisch-Partenkirchen<br />

www.endofit-gap.de<br />

12.11.–15.11.<strong>2014</strong> Medica – Weltforum der Medizin Düsseldorf www.medica.de<br />

13.11.–15.11.<strong>2014</strong> 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und –therapie Bad Homburg www.dgfdt.de<br />

14.11.–15.11.<strong>2014</strong> 1. Medica Physio Conference Düsseldorf www.medica.de/mpc1<br />

15.11.<strong>2014</strong> 11. Herbstsymposium der AG Vojta im Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V. Braunschweig<br />

15.11.<strong>2014</strong> Clinical Research Forum Valens (CH)<br />

www.<strong>physio</strong>therapie-wissenschaften.ch<br />

17.11.–18.11.<strong>2014</strong> Betriebliches Gesundheitsmanagement 2015 Köln<br />

www.gesundheitsmanagementkonferenz.de/<br />

21.11.<strong>2014</strong> Berufseinsteigerforum Physio Deutschland 3… 2… 1… Examen! Und dann? Ulm<br />

21.11.<strong>2014</strong> 6. APOLLON Symposium Gesundheit in Unternehmen Bremen symposium.apollon-hochschule.de/<br />

21.11.–22.11.<strong>2014</strong> 6th International Hip Arthroscopy Meeting München www.hipmeeting.de<br />

21.11.–22.11.<strong>2014</strong> Jahreskongress der Deutschen Kniegesellschaft – Komplexe Kniechirurgie Berlin www.knie-komplex.de<br />

28.11.<strong>2014</strong> Empowerment für die Promotion in den Gesundheitsfachberufen Berlin www.hochges.de<br />

Dezember<br />

03.12.–05.12.<strong>2014</strong> 14. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin Hamburg www.divi<strong>2014</strong>.de<br />

03.12.–06.12.<strong>2014</strong> 30. Nürnberger Arthroskopiekurs und Gelenksymposium Nürnberg www.arthroskopiekurs-nuernberg.de<br />

04.12.–06.12.<strong>2014</strong><br />

5. Gemeinsame Jahrestagung der Dt. Gesellschaft f. Neurorehabilitation e.V. (DGNR),<br />

Dt. Gesellschaft f. Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation e.V. (DGNKN) <strong>2014</strong><br />

Singen www.dgnr-dgnkn-tagung.de<br />

04.12.–06.12.<strong>2014</strong> 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. Köln www.dgsm-kongress.de<br />

05.12.–07.12.<strong>2014</strong> Osteopathie-Kongress <strong>2014</strong> »Fluida und Osteopathie« Berlin<br />

09.12.<strong>2014</strong> 10. Bundeskongress Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung Berlin www.dgiv.org/<br />

11.12.–13.12.<strong>2014</strong> 9. Jahrestagung der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft Leipzig www.dwg-kongress.de<br />

16.12.–18.12.<strong>2014</strong> Health Technology Assessments Krems (A)<br />

Januar 2015<br />

13.01.–14.01.2015 Vernetzte Gesundheit Kiel www.vernetzte-gesundheit.de<br />

29.01.–31.01.2015 Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin – ANIM 2015 Berlin http://www.anim.de<br />

30.01.–01.02.2015 MEDIZIN TheraPro und 9. Physiokongress Stuttgart www.messe-stuttgart.de/therapro/<br />

Februar 2015<br />

05.02.–08.02.2015 ISPO München munich.ispo.com/de/<br />

18.02.–20.02.2015 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege Bremen www.intensivmed.de<br />

26.02.–27.02.2015<br />

Forschungstagung »Forschung und Entwicklung in den Gesundheitsheitsfachberufen –<br />

Stand und Perspektiven«<br />

Kiel<br />

26.02.–28.02.2015 Endoprothetik 2015 Berlin www.endokongress.de<br />

26.02.–28.02.2015 18. Symposium Frühförderung Halle (Saale) www.fruehfoerderung-viff.de<br />

27.02.–28.02.2015 7. Orthopädie – Unfallchirurgie – Update – Seminar Mainz www.ortho-trauma-update.com<br />

27.02.–01.03.2015 Bundeskongress Chirurgie Nürnberg www.bundeskongress-chirurgie.de<br />

März 2015<br />

12.03.–14.03.2015 Kongress Osteologie der Deutschen Gesellschaft für Osteologie Berlin www.osteologie15.de<br />

13.03.–14.03.2015 EbM-Kongress Berlin www.ebm-kongress.de<br />

19.03.–21.03.2015 9. Kongress »Bewegte Kindheit« Osnabrück www.bewegtekindheit.de<br />

19.03.–21.03.2015 Therapie Leipzig Leipzig www.therapie-leipzig.de<br />

20.03.–21.03.2015 21. Jahrestagung der Deutschen Assoziation für Fuß- und Sprunggelenk Bayreuth www.fusskongress.de<br />

Quellen Veranstaltungskalender:<br />

- AWMF – Kongresskalender, AWMF online Das Portal der wissenschaftlichen Medizin, www.awmf.org/service/kongresskalender.html<br />

- Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V., www.ebm-netzwerk.de/ebm-events/kalender<br />

- Kongresskalender Via medici online, Thieme Verlag, www.thieme.de/viamedici/kongresse-kongresskalender-1665.htm<br />

- Physio Deutschland Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V., www.<strong>physio</strong>-deutschland.de/bundesverband/<br />

fachkreise/veranstaltungen.html<br />

- Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH, www.conventus.de/veranstaltungen/<br />

- PT – Portal für Physiotherapeuten, www.<strong>physio</strong>therapeuten.de/termine/<br />

- Thieme.de Themenwelten Physiotherapie, Thieme Verlag, www.thieme.de/de/<strong>physio</strong>therapie/<strong>physio</strong>termine-30453.htm<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 55


AUSBLICK<br />

<strong>physio</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

DAS ERWARTET EUCH<br />

IN DER 6. AUSGABE<br />

TITELTHEMA: MANUELLE LYMPHDRAINAGE<br />

Artikel:<br />

Inhalt:<br />

Hintergründe zur Lymphdrainage<br />

Anatomie und Physiologie des Lymphsystems<br />

Artikel:<br />

Inhalt:<br />

Interview mit einem Fachlehrer für Lymphologie<br />

Erfahrungen eines Lymphdrainagetherapeuten<br />

Artikel:<br />

Inhalt:<br />

Brainturbo – Goodbye Gedächtnislücken<br />

Lernen mit Musik<br />

Artikel:<br />

Inhalt:<br />

Diagnostik: Auskultation<br />

Wirkungsweisen und Anwendungsmöglichkeiten der Auskultation<br />

Artikel:<br />

Inhalt:<br />

Wissenschaftliche Arbeit: Geriatrische Assessments<br />

Nutzen geriatrischer Assessments für die interdisziplinäre<br />

Behandlungsplanung<br />

Weiteres:<br />

Muskelplakat<br />

Fallbeispiele<br />

Prüfungsfragen<br />

Veranstaltungskalender<br />

… und vieles mehr<br />

56 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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