18 kurt krömer heuler: Warum ist Berlin derzeit so anziehend? Krömer: Berlin ist <strong>ein</strong> Mischmasch von allen Leuten. Ich wohne in Kreuzberg und finde es super, dass es dort so Multikulti ist. Ich habe da m<strong>ein</strong>e Araber, m<strong>ein</strong>e Türken, Chinesen und Rumänen auf <strong>ein</strong>em Haufen. Was die Gastronomie angeht, kann ich dort <strong>ein</strong>en Kilometer im Karree laufen und alle Nationalitäten abfrühstücken. Für Künstler und all die anderen Verrückten ist das natürlich <strong>ein</strong> schönes Auffangbecken, weil du unter d<strong>ein</strong>esgleichen bist. Dafür ist Berlin gut, weil die Stadt groß und multikulturell ist und die ganzen Spinner anzieht. heuler: Ist Kurt Krömer auch so <strong>ein</strong> Spinner? Krömer: Natürlich! Ich bin der Oberspinner in Berlin. Nee, wenn ich Künstler als Spinner bezeichne, ist das sehr positiv gem<strong>ein</strong>t. Die Verrückten und die Fachidioten, das hat immer was sehr Positives. heuler: Du verarbeitest d<strong>ein</strong>e Herkunft aus Neukölln auf der Bühne … Krömer: (lächelnd) Dass ich darüber spreche, ist quasi <strong>ein</strong>e Langzeittherapie. heuler: … kann man den dortigen Problemen, die immer wieder von den Medien aufgegriffen werden, mit Humor begegnen? Krömer: Es ist nicht so, dass ich <strong>ein</strong> Schauspieler aus Bremerhaven bin, der gesagt hat, er braucht <strong>ein</strong>e Figur. Ich bin wirklich in Neukölln geboren, dort aufgewachsen und komme aus <strong>ein</strong>er echten Arbeiterfamilie. Wir haben Na du alte Kurt Krömer wirkt überspitzt und unreal. Allerdings hat diese Figur sehr authentische Züge und zehrt von Geschichten <strong>ein</strong>es Menschen, der nach mehr strebte und dies auch erreichen konnte. Kurz vor s<strong>ein</strong>em Auftritt, im Rahmen der 15. Rostocker Kulturwoche, nahm sich Kurt Krömer alias Alexander Bojcan, <strong>ein</strong>e viertel Stunde Zeit für dieses Interview. Schnell wurde klar, dass nicht die Bühnenfigur vor <strong>ein</strong>em saß. Ein auf Anhieb sympathischer, leicht zurückhaltender Mann im grünem Pullover beantwortete, mit wenig Berliner Dialekt und ruhiger Stimme, geduldig die Fragen. den Stammbaum zurückgerechnet Krömer: Ich habe mir alles schön und die letzten 10.000 Jahre war da verbaut. Nach <strong>ein</strong>em Jahr habe ich nicht <strong>ein</strong> Künstler mit dabei. Das hat m<strong>ein</strong>e Lehre erfolgreich abgebrochen. es sehr <strong>ein</strong>fach gemacht. Ich habe mir Ab da war mir bewusst, entweder du gesagt, du stehst <strong>ein</strong>fach zu dem, was bist d<strong>ein</strong> Leben lang Hilfsarbeiter oder dich ausmacht und wo du herkommst. du machst d<strong>ein</strong> Abitur nach. Damals Irgendwann habe ich gemerkt, dass habe ich auf dem Bau gearbeitet, war dies etwas sehr Seltenes ist. Es gibt Gebäuder<strong>ein</strong>iger, Hilfskraft im Zoo, Schauspieler, die wurden am Karriereanfang von ihren Eltern unterstützt Arsch warst. Auf mich wurde immer Kellner. Ich hatte nur Jobs, wo du der und denen fehlt dann dieses Bodenständige. Und das macht den Humor es läuft so weiter oder du hast irgend- <strong>ein</strong>geschlagen. Mir war klar, entweder von Kurt Krömer aus. Auch wenn ich wann mal Glück und das hat dann acht <strong>jetzt</strong> <strong>ein</strong> bisschen mehr verdiene und Jahre gedauert. Zu der Zeit war das sehr <strong>ein</strong> wenig populärer geworden bin, weiß traurig, im Nachhin<strong>ein</strong> bin ich sehr ich immer noch, wo ich herkomme. stolz, dass ich das gemacht habe. Stell dir mal vor, ich komme mit 16 Jahren heuler: Lange Zeit warst du tagsüber von der Schule, kriege sofort <strong>ein</strong>en Vertrag von <strong>ein</strong>em großen Sender und hätte Hilfsarbeiter und abends auf den Bühnen der Berliner Kl<strong>ein</strong>kunstszene. Wie verliert man in solch dann wäre ich <strong>jetzt</strong> abhängig von Crack dann nur Erfolg gehabt. Ich glaube, <strong>ein</strong>er Situation nicht den Mut, das zu machen, wonach man strebt?
kurt krömer Kackbratze 19 Foto: Nicole Hulka* * Leider konnten wir während des Interviews k<strong>ein</strong>e Fotos von Kurt Krömer machen. Deshalb haben wir beim Redaktionsschluss <strong>ein</strong>fach das Poster abfotografiert.