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Schwerpunkt<br />

Schulpolitik<br />

Text<br />

Christina Leitner<br />

Tatort Schule<br />

Ausgegrenzt, verspottet und gequält – wenn es um Mobbing geht, gehören<br />

Österreichs Schüler zu den Spitzenreitern. Welche Formen von Gewalt es gibt,<br />

wie man aggressivem Verhalten an Schulen vorbeugen kann und welche<br />

Maßnahmen das Unterrichtsministerium setzt, zeigt REPUBLIK.<br />

Florian ist 13 Jahre alt, ein bisschen<br />

verträumt und nicht gerade sportlich.<br />

Aufgrund seines Körpergewichts gehört er<br />

zu den Außenseitern in seiner Klasse. Die<br />

Mitschüler lassen keine Gelegenheit aus,<br />

sich über seine pummelige Erscheinung<br />

lustig zu machen. Heute ist es wieder so<br />

weit: Zwei Kollegen schleichen sich in der<br />

Pause an und ziehen ihm die Hose runter.<br />

Alles lacht und zeigt mit dem Finger auf<br />

die kleinen Speckröllchen, die zum Vorschein<br />

kommen. Und als wäre das alleine<br />

nicht Demütigung genug, macht einer der<br />

Zuschauer ein Foto mit seinem Handy.<br />

Wenige Augenblicke später kann so die<br />

ganze Welt per Facebook bei der peinlichen<br />

Schulhof-Szene dabei sein.<br />

Photos.com<br />

Sensibilität steigt<br />

„Moderne Medien bieten eine neue<br />

Form des Lächerlichmachens“, sagt Mathilde<br />

Zeman vom Stadtschulrat Wien. Die<br />

Leiterin der schulpsychologischen Abteilung<br />

beobachtet in den vergangenen drei<br />

bis vier Jahren hierzulande einen leichten<br />

quantitativen Anstieg von gewalttätigen<br />

Handlungen. „Das kann aber auch damit<br />

zusammenhängen, dass die Sensibilität<br />

für das Thema stark gestiegen ist“, relativiert<br />

sie. Weitaus erschreckender als die<br />

Anzahl der Vorfälle, ist für die Expertin<br />

der deutliche Anstieg der Schwere von<br />

aggressiven Attacken: „Es scheint, als<br />

ob natürliche Grenzen immer öfter überschritten<br />

und Kinder und Jugendliche in<br />

ihrer Gewaltausübung grenzenloser werden.“<br />

Tragisches Beispiel ist ein Todesfall,<br />

der sich 2005 an einer Wiener Schule<br />

ereignete: Damals attackierte ein 15-Jähriger<br />

einen Mitschüler mit einem Messer.<br />

„Grundsätzlich sind es immer solche<br />

spektakulären Vorfälle, die Diskussionen<br />

neu aufflammen lassen“, so Zeman.<br />

20 September 10

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