Republik 10
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Thema<br />
Gesundheit<br />
tigt sie ihr Recht, bei vergleichbaren Angeboten<br />
den günstigsten Bieter zu wählen.<br />
Entscheiden müssen nun die Gerichte.<br />
Vor Inkrafttreten der Vereinbarung<br />
gab es bereits ein aufsichtsbehördliches<br />
Verfahren im Gesundheitsministerium<br />
(BMG). Dieses kann als zuständige Aufsichtsbehörde<br />
rechtswidrige Beschlüsse<br />
der SGKK aufheben. In diesem Fall sah<br />
man keinen Grund dafür. Also hat am<br />
Ende die Pharmig doch geklagt. Gerhard<br />
Aigner, Leiter der BMG-Sektion II (Recht<br />
und Gesundheitlicher Verbraucherschutz):<br />
„Es gab sehr viele Gespräche, am<br />
„Ob alle Länder<br />
nachziehen werden,<br />
wissen wir nicht –<br />
aber wir hoffen es.“<br />
Christoph Klein, HVB<br />
HVB<br />
„Es gibt keine<br />
Rechtsgrundlage für<br />
eine eigene Liste.“<br />
Jan Oliver Huber, Pharmig<br />
sticklerfotografie.at<br />
Ende wurde die ursprüngliche Vereinbarung<br />
verändert und abgeschwächt. Wie<br />
die aktuelle Medikamentenliste zu beurteilen<br />
ist, haben nun die Gerichte zu klären.<br />
Das ist nichts Schlimmes, dafür sind<br />
sie schließlich da.“<br />
Wo liegt eigentlich der Unterschied?<br />
Doch was unterscheidet nun die so<br />
genannte „Salzburger Vereinbarung“ von<br />
der Richtlinie über die ökonomische Verschreibweise,<br />
die ohnehin für alle Vertragsärzte<br />
gilt? Diese Richtlinie besagt,<br />
dass Ärzte Medikamente zweckmäßig<br />
und wirtschaftlich verschreiben müssen.<br />
„Ökonomisch zu verschreiben, muss aber<br />
nicht heißen, dass man immer das billigste<br />
Medikament wählt. Wenn der Patient<br />
mit einem teureren Produkt schneller<br />
gesund wird, ist auch das ökonomisch. Es<br />
muss der größtmögliche therapeutische<br />
Nutzen mit möglichst geringen Behandlungskosten<br />
erzielt werden“, sagt Günther<br />
Wawrowsky von der ÄK. Die Entscheidung,<br />
welches Medikament der Arzt verschreibt,<br />
bleibe bei ihm. Die Krankenkassen<br />
würden ohnehin darauf schauen, dass<br />
möglichst günstig verschrieben werde, so<br />
der Bundeskurienobmann der niedergelassenen<br />
Ärzte weiter: „Sie werden den<br />
Kollegen zu einem Gespräch bitten, wenn<br />
er sich nicht an die Richtlinie hält.“<br />
In Salzburg sind sich Ärzte und GKK<br />
einig: „Es war schon immer so, dass Ärzte<br />
angehalten waren, das günstigste Medikament<br />
zu verschreiben“, bestätigt Seiss:<br />
„Neu ist nur, dass sich in Salzburg alle<br />
daran halten. Es geht eher darum, dass<br />
dieses Bewusstsein in allen Köpfen ist.“<br />
Der HVB steht der Salzburger Vereinbarung<br />
positiv gegenüber. „Die Vereinbarung<br />
bedeutet nichts anderes, als<br />
die Richtlinie für die ökonomische Verschreibweise<br />
ernst zu nehmen“, betont<br />
auch Klein. „Weil sich die Produktpalette<br />
und die Preise ständig ändern, hat der<br />
Hauptverband den Ärzten dieses Ökotool<br />
zur Verfügung gestellt. Die letzte Entscheidung<br />
liegt aber nach wie vor beim Arzt.“<br />
Die Kritiker sehen das freilich ein<br />
wenig anders. „Das allgemeine Sozialversicherungsgesetz<br />
regelt, unter welchen<br />
Voraussetzungen ein Medikament in den<br />
Erstattungskodex kommt und von der<br />
Krankenkasse bezahlt wird. Es gibt keine<br />
Rechtsgrundlage für eine eigene Liste“,<br />
so Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver<br />
Huber. Auch unter den Ärzten gibt es<br />
kritische Stimmen: „In Salzburg wurde<br />
die Liste zuerst sehr eingeschränkt. Von<br />
manchen Medikamenten gibt es aber zehn<br />
Generika, da steht dann die Hälfte nicht<br />
mehr drauf. Dabei geht es hier oft nur um<br />
einen Preisunterschied von ein paar Cent.<br />
Das ist sicher nicht sinnvoll“, meint Wawrowsky.<br />
HVB-Mann Klein versucht zu<br />
beruhigen: „In den ersten Entwürfen der<br />
Salzburger Liste waren tatsächlich nicht<br />
alle Medikamente enthalten. Mittlerweile<br />
wurde die Liste aber auf das Ökotool<br />
umgestellt, in dem der Arzt alle Alternativen<br />
sieht.“<br />
Ein Modell, das Schule macht?<br />
Ob alle Beteiligten in Salzburg zufrieden<br />
sind, wird derzeit fleißig evaluiert.<br />
SGKK-Direktor Seiss will zwar noch keine<br />
konkreten Ergebnisse nennen, aber „es<br />
schaut gut aus“. Mittlerweile wurde die<br />
Vereinbarung sozusagen legalisiert und<br />
als formeller Gesamtvertrag beschlossen.<br />
Umso mehr wundert sich Seiss über<br />
die Klage der Pharmig: „Salzburg ist so<br />
ein kleines Bundesland, da scheint diese<br />
Reaktion etwas übertrieben. Oder wir<br />
haben einen Nerv getroffen. Und die<br />
Pharmig befürchtet, dass unser Beispiel<br />
Schule macht.“ Und genau das tut es<br />
offenbar: „Auch in Oberösterreich und<br />
Vorarlberg wurden ähnliche Vereinbarungen<br />
getroffen. Auch hier verwenden die<br />
Vertragsärzte das Ökotool. Auch hier gibt<br />
es bereits neue Gesamtverträge“, bestätigt<br />
Klein. „Andere SV-Träger führen ebenfalls<br />
Gespräche. Ob alle nachziehen werden,<br />
wissen wir nicht – aber wir hoffen es.“<br />
Zahlt sich das überhaupt aus?<br />
Die Finanzprobleme zwingen die Kassen<br />
zum Sparen. Regierung und Hauptverband<br />
haben sich daher bekanntlich auf<br />
ein Sanierungspaket geeinigt: Wenn die<br />
SV-Träger die vereinbarten Kostendämp-<br />
30 Oktober <strong>10</strong>