Frau Sein - CH-EABP
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<strong>Frau</strong> <strong>Sein</strong> – Weiblicher Narzissmus 04.03.2011<br />
Die narzisstisch verletzte <strong>Frau</strong>, welche sich mit dem grandiosen Selbst<br />
identifiziert, zeichnet sich, gemäss Bischof, Röhr und Wardetzki dadurch<br />
aus, dass sie sich schlecht in andere Menschen einfühlen kann. Wie sie<br />
es früher von den Eltern erfahren hat, nimmt sie auch ihre eigenen<br />
Körpersignale, Stimmungen und Bedürfnisse nicht oder nur undeutlich<br />
wahr.<br />
Ihre echten Gefühle muss sie so schnell und vollständig wie möglich<br />
unterdrücken. Sie zuzulassen, ihnen Raum zu geben und sie gar einem<br />
anderen Menschen zu offenbaren, würde bedeuten, eine unsichtbare<br />
Grenze zu überschreiten und würde Angst oder grosse Beschämung<br />
auslösen. Sich bedürftig, schwach oder in ungünstigem Licht zu zeigen,<br />
hat den sofortigen Rückzug und die Abwertung des Gegenübers zur Folge.<br />
Sie bringt ihren inneren, verletzlichen Kern in Sicherheit, zieht sich<br />
zurück in eine „splendid isolation, in eine überlegene Isolation nach dem<br />
Motto: Ich benötige niemanden“. (Röhr 2009, S. 32). Sie verbirgt ihr<br />
wahres Gesicht und entwickelt eine starke Persona (vgl. Bischof 2003a).<br />
Da sie ihre tieferliegenden Gefühle und Bedürfnisse nicht kennt, bestimmen<br />
starke Über-Ich-Introjekte „hauptsächlich in Form von Soll-<br />
Forderungen, Verboten, Anweisungen und hohen Idealen“ (Wardetzki<br />
2009, S. 73), welche sie von ihren Eltern oder anderen für sie wichtigen<br />
Personen unreflektiert übernommen hat, ihr Denken, ihr Kommunizieren<br />
und Handeln.<br />
Sie darf sich keine Fehler, kein Misslingen, kein Abweichen von ihrer Vorstellung<br />
zugestehen. Sie ist deshalb sehr leistungsbewusst, treibt sich an<br />
und ist dabei ungeduldig mit sich selbst und mit ihren Mitmenschen. Ihr<br />
häufiges Kritisieren anderer Menschen und deren Verhalten, ihr Zynismus<br />
und ihre Humorlosigkeit sind auffallend.<br />
Sie sucht Anerkennung, Karriere und Kontrolle und sie hat ein grosses<br />
Selbstdarstellungsbedürfnis, zu welchem auch der Erwerb und das zur-<br />
Schau-Stellen von materiellen Gütern und ein idealer, trainierter Körper<br />
und entsprechende Kleidung gehören können. Mit alledem werden ihre<br />
tiefe Sehnsucht nach wahrer Liebe und Geborgenheit jedoch nicht gestillt<br />
und so vergleicht sie sich neidvoll weiterhin mit denen, die mehr zu sein<br />
oder zu haben scheinen (vgl. Bischof 2003a).<br />
Die narzisstisch verletzte <strong>Frau</strong> idealisiert alle und alles, was ihre Grandiosität<br />
stützt und es ist ihr wichtig, zum Kreis der von ihr idealisierten Persönlichkeiten<br />
zu gehören. Gleichzeitig wertet sie alle und alles ab, was<br />
diesen Schutz ins Wanken bringt. Es gibt für sie nur schwarz und weiss.<br />
Jede noch so vorsichtig geäusserte Kritik erlebt sie als Demütigung und<br />
Beschämung. Das Gefühl der Ohnmacht in Beziehung zu einem anderen<br />
Menschen oder einer Situation setzt sie in Alarmbereitschaft. Diese<br />
Gefühle will sie unter keinen Umständen fühlen und deshalb schützt sie<br />
sich mit Wut, Angriff, Abwertung, Rachewünschen, Rückzug und Abbruch<br />
der Beziehung.<br />
„Die narzisstische Wut ist nicht identisch mit Ärger auf jemanden, da sie immer auf<br />
Zerstörung gerichtet ist. Die narzisstische Wutrichtet sich gegen die Beziehung<br />
und den anderen und hat zum Ziel, dass dieser sich mindestens so schlecht fühlen<br />
Abschlussarbeit: Brigitte Obrecht Parisi 22