Frau Sein - CH-EABP
Frau Sein - CH-EABP
Frau Sein - CH-EABP
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Frau</strong> <strong>Sein</strong> – Weiblicher Narzissmus 04.03.2011<br />
sicheren Ort zurück, um klammernd kurz emotional aufzutanken und<br />
gleich darauf mit der Erkundung der Umgebung und seiner „Arbeit“ fortzufahren.<br />
Wenn die Mutter nicht da ist, hilft ihm ein Stofftier oder ein<br />
anderes Übergangsobjekt, die Trennung gut zu überbrücken. Die wachsenden<br />
Kompetenzen führen beim Kind zu einer primitiven Selbstüberschätzung.<br />
Je mehr das Kind im Alter von zwei bis drei Jahren auf die Welt zugeht,<br />
tätig ist und seinen Willen durchsetzen will, desto öfter muss es auch mit<br />
Frustrationen umgehen lernen. Es möchte selbst bestimmen, autonom<br />
sein, ohne die emotionale Zuwendung der Eltern zu verlieren. Es erlebt<br />
nun die Mutter als unabhängige Person, die es nicht kontrollieren kann. Es<br />
fühlt sich deshalb klein, ohnmächtig und abhängig. Diese Gefühle versucht<br />
es mit dem Aufbau eines grandiosen Selbst zu kompensieren und<br />
es entwickelt ein ideales Elternbild.<br />
Erst nach und nach lernt es, Frustrationen, Schmerz, Wut und Trauer mit<br />
Hilfe der liebevollen Unterstützung der Eltern und nahen Bezugspersonen<br />
in konstruktiver Weise zu bewältigen. Emotional angenommen, lernt das<br />
Kind schwierige Situationen zu durchleben, ohne sich in seinem „grundlegenden<br />
Gut-<strong>Sein</strong>“ (Trungpa 2005, S. 9) in Frage gestellt zu fühlen. Es<br />
nähert sich seinen realen Möglichkeiten und entwickelt ein stabiles<br />
Selbstwertgefühl = realistische Potenz (vgl. Downing 1996, Largo 2010,<br />
Bischof 2003).<br />
Die Erfahrungen zeigen, dass die Ursache für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung<br />
Störungen in der Entwicklung eines intakten Selbstwertgefühls<br />
sind. Zu wenig wirkliche Liebe, emotionale Verlassenheit, d.h.<br />
unzureichende Spiegelung von Empfindungen und Gefühlen, fehlender<br />
Glanz in den Augen der Mutter (vgl. Röhr 2009), mangelnde Qualität des<br />
Körperkontakts, Vernachlässigung, Übergriffigkeit, werden als Gründe<br />
dafür genannt.<br />
Um diese Gründe noch etwas genauer zu beleuchten, gebe ich im nächsten<br />
Abschnitt für unser Thema interessante Ergebnisse der Mutter-Kind<br />
Forschung wieder.<br />
3.2.1 Die Eltern - Kind Bindung<br />
Jedes Baby ist nach der Geburt auf eine nahe Bindung zu seinen Eltern<br />
angewiesen, die ihm Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Es ist auch<br />
angewiesen darauf, dass die Eltern seine Bedürfnisse wahrnehmen können.<br />
Dies gilt in besonderem Mass, wenn die Geburt zu früh erfolgt ist,<br />
schwierig war oder mit Kaiserschnitt, Zange oder Vakuum beendet werden<br />
musste und das Baby dadurch traumatische Erfahrungen gemacht hat.<br />
Diese Nähe zu ihrem Baby herzustellen, ist nicht allen Eltern möglich.<br />
Eine traumatisch erlebte Geburt, eigene frühere traumatische (Geburts-)<br />
Erfahrungen oder eine, durch eine unsichere Bindung an die eignen Eltern<br />
bedingte, frühe Störung und ein geschwächtes Selbst-Bewusstsein sind<br />
häufige Gründe dafür. Das bedeutet, wie weiter unten genauer beschrieben<br />
wird, dass ihre Selbstanbindung und ihre Innenorientierung geschwächt<br />
sind: die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers, der<br />
Abschlussarbeit: Brigitte Obrecht Parisi 8