Frau Sein - CH-EABP
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<strong>Frau</strong> <strong>Sein</strong> – Weiblicher Narzissmus 04.03.2011<br />
Sowohl in der übenden Arbeit als auch in der Behandlung sind wir mit vielen<br />
dieser Abwehrformen konfrontiert. Wir lernen und üben, sie wahrzunehmen<br />
und sie für die Klientinnen positiv zu deuten, wenn sie bewusst<br />
werden.<br />
Unser Tun ist darauf ausgerichtet, die Klientinnen geduldig darin zu unterstützen,<br />
dass affektmotorische Schemata ihr „blockiertes Wachstum wieder<br />
aufnehmen können“ (Downing 1996, S. 209), die darunter liegenden<br />
Erinnerungen und Gefühle sukzessive zu erleben, zu sich hin zu nehmen<br />
und die daraus entstehenden Bedürfnisse zu kommunizieren.<br />
5.9 Interventionen im Einzel- und Gruppensetting<br />
In diesem Kapitel soll besonders auf körpertherapeutische Interventionen<br />
eingegangen werden, welche nicht der klassischen Middendorf Arbeit<br />
zugerechnet werden können. Sie sind jedoch in der Therapie von frühgestörten,<br />
sehr durchlässigen Menschen wichtig, weil sie den oft schwierigen<br />
Zugang zum Körper, zum Aufbau von Körpergrenzen und zu einer<br />
kohärenten Körperwahrnehmung und der Wahrnehmung des Atems<br />
ebnen helfen. Oft ist die Körperwahrnehmung auch sehr gut, aber die<br />
Körpergrenzen sind nicht (ausreichend) vorhanden!<br />
Aufgrund der Schwierigkeit, Nähe ertragen zu können, muss hier zu Beginn<br />
oft über einige Zeit übend gearbeitet werden, aber auch das ist keine<br />
Regel! Manchmal ist die Nähe in der liegenden Position einfacher zu<br />
ertragen.<br />
In der APT-Praxis hat sich der Begriff „Strukturübungen“ herausgebildet,<br />
weil sie die Körperstrukturen ansprechen und Halt, Begrenzung, Stabilität<br />
und eine gute Erdung erzeugen. Der Begriff der Übung wird dabei und<br />
allgemein in der Atem- und Körperpsychotherapie, wie Röhricht schreibt,<br />
folgendermassen verstanden:<br />
„ Eine Übung ist demnach nicht zu verstehen als ein auf das Erwerben bestimmter<br />
Fertigkeiten ausgerichtetes Handeln – etwa wie in der Gymnastik oder im Sport –<br />
sondern ist eine spezifische und gerichtete, im individuellen Therapieverlauf eingesetzte<br />
Intervention.“ (Röhricht 2000, S. 89)<br />
Hier beispielhaft einige Übungsmöglichkeiten:<br />
Beine abklopfen<br />
Diese Übung kennen wir Atemtherapeutinnen gut: die Beine von oben<br />
nach unten oder umgekehrt abklopfen, was die Beine und deren Grenzen<br />
besser spürbar werden lässt.<br />
Eine geführte Variante für Situationen, in denen die Klientin von Gefühlen<br />
(Ängsten!) und Gedanken übermannt ist und sich dabei körperlich, speziell<br />
in den Beinen, nicht mehr spürt, könnte folgendermassen aussehen: Von<br />
der Leiste her dem Oberschenkelknochen entlang zu den Knieknochen<br />
und zurück klopfen, vom Knie dem Schienbein entlang zu den Fussknochen<br />
und zurück. Rechts, links, beidseitig je 3x, dabei immer auf 10<br />
zählen. Danach ev. noch Trochanter und Kreuzbein dazu nehmen, je 10 x.<br />
In dieser Übung ist kein Raum für eigenes Gestalten. Der Raum wird ausgefüllt<br />
durch klopfen, spüren, zählen. Dadurch steigt die Wahrscheinlich-<br />
Abschlussarbeit: Brigitte Obrecht Parisi 45