Die wunderbare Welt der Farbe …darum lieb ich alles, was so rot ist…

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| Farbe Blau | | Teil 4 | Design | worden sind vor allem die blauen Pferde von Franz Marc. Picasso schrieb in einem seiner Gedichte im Jahr 1930: „Sie ist das Beste, was es in der Welt gibt. Sie ist die Farbe aller Farben... Die blaueste von allen blauen.“ Blau versetzt in einen Zustand des Träumens, die Farbe stimmt sehnsüchtig und führt zu einer ernsthaften Sicht der Dinge nach innen. Diese Funktion erfüllen auch die blaumonochromen Bilder von Yves Klein. Abgeleitet aus dem angelsächsische Ausdruck „Blue“ für melancholische Stimmungen steht Blau in der Musik für Traurigkeit und den Blues, der Ende des 19. Jahrhunderts unter den schwarzen Feldarbeitern auf den Baumwollfeldern des USamerikanischen Südens entstand. Die Keimzelle des Blues war das so genannte Mississippi Blues Delta, zwischen Mississippi River und Yazoo River südlich von Memphis. Als musikalische Form ist der Blues die Wurzel für den Boogie Woogie und die nach dem II. Weltkrieg entstandenen Stilarten Rock’n Roll, Rhythm & Blues und Rockmusik. Die Wirkung der Farbe Blau Blau ist ein freundliches, ein Hoffnung bringendes Licht. Blaues Licht hilft bei Schilddrüsenerkrankungen, Sprachschwierigkeiten, Schwerhörigkeit, Zahnproblemen, Halsschmerzen, Nervosität und Gastritis. Dieser Gedanke des Heilens steckt auch in dem Grimmschen Märchen „Das blaue Licht“, das dem treuen Soldaten immer wieder das Leben rettet. Aus diesem Grund fahren heutzutage auch Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei mit Blaulicht zur Unfallstelle. gen, um auf das Ergebnis zu warten, wusste jeder, dass blau gefärbt wurde – und die Färber waren „blau“ und machten „blau“. Auch der Begriff „blauer Montag“ findet hier seinen Ursprung. Nachdem Vasco da Gama 1498 den Seeweg nach Indien gefunden hatte, kam der indische Indigo nach Europa. Zuerst wurde das Färben mit indischem Indigo zum Teil unter Androhung der Todesstrafe verboten, da er die Existenz der einheimischen Bauern gefährdete. Im Jahre 1654 erklärte ihn deshalb der deutsche Kaiser sogar zur „Teufelsfarbe“. Doch zu spät. Aufgrund der besseren Färbeeigenschaften setzte sich der indische Indigo allmählich durch und wurde 1737 legalisiert. Aus der „Teufelsfarbe“ wurde der „König der Farbstoffe“. Während im Mittelalter die Farbe Rot die Farbe der Adligen war, war das matte Blau des Färberwaids die Farbe der niederen Stände. Mit dem Import des indischen Indigos wurde der leuchtend Frisches Blau: Die Lebensmittelindustrie will mit Blau die Frische und Bekömmlichkeit ihrer Produkte zum Ausdruck bringen. blaue Farbstoff auch zum Blaufärben von Arbeitskleidung benutzt. Ab 1897, als BASF das Patent erwarb, löste der durch Adolf Baeyer bereits 1878 erfundene synthetische Indigo den natürlichen Indigo nach und nach ab. Durch diese Erfindung erlebten die Indigo-Bauern in Indien und Java dasselbe Schicksal wie vorher die Färberwaid-Bauern in Deutschland. Ein weiterer, aber sehr teurer Blauton, war das so genannte „Ultramarin“, das aus dem pulverisierten Halbedelstein Lapislazuli gewonnen wurde. Den Namen Ultramarin hatte die Malfarbe damals erhalten, weil der Rohstoff aus Afghanistan, von „jenseits des Meeres“(ultra mare) kam. Im Jahre 1830 gelang es drei Chemikern unabhängig voneinander (Giumet, Gmelin, Köttig), künstliches Ultramarinblau herzustellen. Ein Kilogramm des reinen Pigments kostet heute stolze 15 000 Euro, ein Kilogramm künstliches Ultramarinblau dagegen nur etwa 20 Euro. Von der blauen Blume der Romantik zum Blues In Deutschland sprach man im 18. Jahrhundert von der „blauen Blume der Romantik“, als man sich mit besonders gemütstiefer Dichtung beschäftigte. Novalis kam nicht umhin, seinen Romanhelden „Heinrich von Ofterdingen“ mit der Farbe Blau zu berauschen und zu beglücken. Dieser Anziehungskraft der Farbe Blau war auch Goethe verfallen, weshalb er sich in seiner Farbenlehre schwärmerisch und in poetischer Manier der Farbe blau hingab: „Diese Farbe macht für das Auge eine sonderbare, fast unaussprechliche Wirkung. Wie wir einen angenehmen Gegenstand, der vor uns flieht gern verfolgen, so sehen wir das Blau gern an, nicht weil es auf uns dringt, sondern weil es uns nach sich zieht.“ Der expressionistische Maler Wassily Kandinsky schrieb 1910 in seinem berühmten Buch „Über das Geistige in der Kunst“: „Die Neigung des Blaus zur Vertiefung ist so groß, dass es gerade in tieferen Tönen intensiver wird und charakteristischer innerlich wirkt. Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem“. Im Jahre 1912 gab Kandinsky mit dem Maler Franz Marc einen Almanach heraus, den sie „Blauer Reiter“ nannten. Dem Buch gingen zwei Kunstausstellungen voran, der Name bezeichnete die berühmte Münchener Künstlervereinigung. Berühmt ge- Bochumer Blau: Im Jahre 1924 erfand der Chemiker Walter Oswald in Bochum ein Gemisch aus Benzol und Benzin, das er Aral nannte, eine Kombination der Anfangsbuchstaben von Aromaten (Benzol) und Aliphaten (Benzin). Ab 1930 wurde Aral blau eingefärbt – passend zu den Bochumer Stadtfarben Blau-Weiß, die schon 1927 als Hausfarben bestimmt wurden. Blau ist die Farbe des Innenlebens, daher wirkt Blau besänftigend auf Personen, die zu aggressiv und ungeduldig sind. Blau hat einen antiseptischen und kühlenden Effekt. Die Farbe vermindert die Pulsfrequenz und wirkt schmerzstillend. Ähnlich ergeht es uns, wenn wir über das blaue Meer schauen, es beruhigt und ent- | PRINT & PRODUKTION 6/2004 | 31 |
| Design | Teil 4 | | Farbe Blau | Blue man group: Was als eine Gruppe von drei Freunden begann, ist zu einer Organisation von 500 Mitarbeitern geworden, die viel gelobte Theaterproduktionen und Multi-Media-Performances präsentiert. In der Show spielen die drei kahlköpfigen „Blue Men“ die Hauptrollen, die das Publikum auf eine unterhaltsame, komische, spannende und musikalisch einmalige Reise mitnehmen. Die Blue Man Group spielt seit Anfang Mai am Theater am Potsdamer Platz in Berlin. Modernes Blau: Der Mobilfunkanbieter O2 visualisiert sein unsichtbares Produkt durch die Verwendung eines „Wassermotivs“ in seinem Corporate Design spannt. Blau sollte man nicht wählen, wenn man sich körperlich oder geistig erschöpft fühlt, weil die beruhigende Energie dieser Farbe das Gefühl der Kraftlosigkeit vertiefen kann. Es ist besser in diesen Fällen die Komplementärfarbe Orange oder auch ein lichtes, strahlendes Gelb zu bevorzugen. Mittelblau wirkt ebenfalls sehr beruhigend, wenn es sparsam verwendet wird. Hellblau dagegen „kühlt“ ein Zimmer und ist ideal für einen Schlafraum. Für Menschen, die an Bluthochdruck und „Hitze“ leiden wirkt daher ein „blaues Zimmer“ sehr angenehm. | 32 | PRINT & PRODUKTION 6/2004 | Blau in der Praxis Die tiefen Gefühle und Sehnsüchte, die durch die Farbe Blau geweckt werden, prädestinieren Blau für den universellen Einsatz in den elektronischen Medien. Die Leuchtkraft der Elektronik verändert die Farben. Grün wird giftig, Rot wird knallig und Gelb wirkt schell kitschig. Nur Blau behält auf jedem Bildschirm würdevoll seine ursprüngliche Ausstrahlung. Die Farbe Blau stimmt positiv. Aus diesem Grunde sind häufig unangenehme Dinge wie Strafzettel und „blaue Briefe“ blau gefärbt. Das Blau bewirkt, dass die Botschaften leichter angenommen werden. Viele Unternehmen benutzen die Farbe in ihrem Corporate Design. Waschmittelfirmen suggerieren mit Blau Sauberkeit und Frische für weiße Wäsche, Getränkefirmen setzen die „blaue Wirkung“ ein, um Kühle und Leichtigkeit zu vermitteln. Im Bereich der Milchprodukte betonen blaue Etiketten den Frische-Charakter der Produkte. Bei den Logos von Tiefkühlprodukten dominiert blau-weiß (kalt, frisch und rein), oft in der Kombination mit grün, um die natürliche Frische der Produkte zu unterstreichen. Zuckerverpackungen sind meist blau bedruckt, weil blau für einen süßen Geschmack steht. Der Trend der Farbe Blau für Konsumgüter ist besonders deutlich an der Entwicklung der Autolackierungen abzulesen. Seit Jahren ist in Deutschland die Zahl der blauen Autos gestiegen. Besonders beliebt ist die Farbe bei Frauen. Von ihnen wählten zuletzt 27 % einen Blauton für ihr Auto. Immer häufiger verwenden auch Industrieunternehmen aller Art die Farbe Blau. Allen voran die Amerikaner. Der IT-Gigant IBM, genannt „Big Mother Blue“, setzte auch auf diese Farbe und nannte seinen Super-Schachcomputer „Deep Blue“ – der russische Großmeister Kasparow verlor gegen ihn. Einen besonderen Höhepunkt in der Symbolik erlebte die Farbe Blau bei der letzten Fußball-Europameisterschaft. Dort standen sich im Finale die beiden Mannschaften gegenüber, die Blau nicht nur auf den Trikots, sondern auch im Namen tragen: die „Azzuri“ aus Italien und „Les Bleus“ aus Frankreich. Den Sieg trugen schließlich die Franzosen davon, die im traditionellen blauen Dress antreten durften, während die Italiener bei ihrer einzigen Niederlage im Turnier ihre weiße Ersatzkleidung tragen mussten. Warum die Holländer Oranje tragen und Orange die stimulierendste aller Farbe ist, erfahren Sie in der nächsten Folge. y Kerstin und Jörg Allner
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