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Die wunderbare Welt der Farbe …darum lieb ich alles, was so rot ist…

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| Design | Teil 8 | | <strong>Farbe</strong> Silber |<br />

Silberblick<br />

und kühle Lacke<br />

Obgle<strong>ich</strong> die <strong>Farbe</strong> Silber in keinem Farbsystem und keiner Theorie vorkommt, gehört<br />

die <strong>Farbe</strong> des Mondes zu den erfolgre<strong>ich</strong>sten in <strong>der</strong> Palette mo<strong>der</strong>ner Kommunikation.<br />

Sie steht für kühle Kalkulation, Funktionalität und Geschwindigkeit, mit einem gewissen<br />

Hauch von Un<strong>der</strong>statement. In Silber verpackte Produkte gelten als qualitativ, edel<br />

und kostbar. <strong>Die</strong>s gilt vor allem beim <strong>lieb</strong>sten Kind des Deutschen, dem Auto. Im letzten Jahr<br />

waren in Deutschland 42 % aller Fahrzeuge silberfarben o<strong>der</strong> grau.<br />

Silber ist im eigentl<strong>ich</strong>en Sinne keine <strong>Farbe</strong>,<br />

<strong>so</strong>n<strong>der</strong>n ein glänzendes Edelmetall<br />

und das 47. Element im Periodensystem<br />

<strong>der</strong> Elemente. Das chemische Symbol ist<br />

Ag. Silber wird gediegen in <strong>der</strong> Natur gefunden,<br />

in vielen Län<strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>t und<br />

tritt meist in Form von Körnern o<strong>der</strong> als<br />

drahtig verästeltes Geflecht in A<strong>der</strong>n auf.<br />

Nur etwa 25 % des Angebotes wird in reinen<br />

Silberminen, vorwiegend in Mexiko<br />

und Peru, geför<strong>der</strong>t. Beträchtl<strong>ich</strong>e Silbermengen<br />

fallen auch bei <strong>der</strong> Raffination<br />

<strong>der</strong> Massenmetalle Kupfer, Blei und Zink<br />

an, <strong>der</strong>en Gewinnung <strong>so</strong> auch Einfluss auf<br />

das Silberangebot <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>märkte hat.<br />

Mit einer Härte von 2,5 bis 3 ist Silber ein<br />

sehr we<strong>ich</strong>es Metall, nur wenig härter als<br />

Feingold und et<strong>was</strong> we<strong>ich</strong>er als Kupfer:<br />

Ein Gramm lässt s<strong>ich</strong> zu einem zwei Kilometer<br />

langen Faden ziehen. Wie auch<br />

beim Gold wird <strong>der</strong> Silberanteil in einer<br />

Legierung in Tausendsteln angegeben:<br />

Feinsilber besteht aus 999,9 Tausendsteln,<br />

Sterling Silber aus 925 Tausendsteln<br />

Silber. <strong>Die</strong> Oberfläche des Silbers ist<br />

meist durch Oxide und Sulfide braun bis<br />

violettschwarz gefärbt, frisch abgeschiedenes<br />

Silber reflektiert jedoch weit über<br />

99,5 % des s<strong>ich</strong>tbaren L<strong>ich</strong>tes und stellt<br />

<strong>so</strong>mit das „weißeste“ aller Gebrauchsmetalle<br />

dar und ist zugle<strong>ich</strong> <strong>der</strong> beste elektrische<br />

und thermische Leiter. Der Schmelzpunkt<br />

von Silber liegt bei 961 Grad Celsius.<br />

Silber ist weniger ein Hortungsmetall,<br />

vielmehr hat es als industrieller Rohstoff<br />

eine weltweit starke Bedeutung. So<br />

wird zur Herstellung von Filmen in <strong>der</strong> Fotoindustrie<br />

<strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Produktion<br />

verbraucht.<br />

Gesch<strong>ich</strong>te<br />

Das deutsche Wort „Silber“ lässt s<strong>ich</strong> bis<br />

auf das Gotische „silubr“ zurückverfolgen.<br />

Im Mittelhochdeutschen, Schwedischen<br />

und Englischen heißt es „silver“.<br />

Das lateinische Wort „argentum“ bedeutete<br />

ursprüngl<strong>ich</strong> weißes (helles, glänzendes)<br />

Metall. Es stand Pate für die Namensfindung<br />

des chemischen Symbols<br />

Ag und <strong>der</strong> südamerikanischen Pamparepublik<br />

Argentinien (Silberland).<br />

<strong>Die</strong> erste Be- und Verarbeitung von Silber<br />

geht auf das sechste vorchristl<strong>ich</strong>e Jahrtausend<br />

zurück. <strong>Die</strong> ältesten datierbaren Funde<br />

in Form von Ringen stammen aus Anatolien.<br />

<strong>Die</strong> Sumerer hatten s<strong>ich</strong> ein großes<br />

Wissen im Umgang mit Silber erarbeitet.<br />

Durch ihre Wan<strong>der</strong>ungen in den Süden verbreiteten<br />

sie es unter an<strong>der</strong>em auch in Me<strong>so</strong>potamien.<br />

In Uruk fand man eine größere<br />

Anzahl von silbernen Gefäßen (2800<br />

v. Chr.). <strong>Die</strong> ersten datierbaren Funde aus<br />

Ägypten stammen aus El Gerzeh (3800<br />

v. Chr.). Zu den größten bislang bekannt gewordenen<br />

Silberarbeiten gehört eine über<br />

ein Meter lange Trompete. Sie stammt aus<br />

dem Grab des Tut-ench-Amun (1352<br />

v. Chr.). Be<strong>so</strong>n<strong>der</strong>e Bedeutung kam dem<br />

Silber durch die Prägung von Münzen zu,<br />

welche die Griechen seit 600 v.Chr. betrieben.<br />

Damals galt Silber als wertvoller als<br />

Gold. Das meiste Silber stammte aus den<br />

Minen in Lavrion, die etwa 50 Kilometer<br />

südl<strong>ich</strong> von Athen lagen. 331 v.Chr. eroberte<br />

Alexan<strong>der</strong> <strong>der</strong> Große einen enormen<br />

Staatsschatz, darunter 290000 Talente Silber<br />

in Form von Barren, Gerät und Münzen.<br />

<strong>Die</strong>s waren etwa 7600 Tonnen Silber. 217<br />

v. Chr. ließ <strong>der</strong> römische Konsul Flaminius<br />

den Silberdenar als allgemeine Währungsmünze<br />

einführen.<br />

In alter Zeit haben die Menschen Silber<br />

als Metall voller Wun<strong>der</strong> betrachtet. <strong>Die</strong><br />

Babylonier brachten es in einen geheimnisvollen<br />

Zusammenhang mit dem Mond<br />

und glaubten, dass ihr göttl<strong>ich</strong> verehrtes<br />

Metall durch den Einfluss des Erdtrabanten<br />

ständig neue Nahrung erhalte und dadurch<br />

be<strong>so</strong>n<strong>der</strong>e Heilkraft hätte. Der<br />

Glaube an die Heilkraft des Silbers ist fast<br />

überall anzutreffen. Der Grieche Herodot<br />

(490 bis 420 v. Chr.) ber<strong>ich</strong>tet, dass Kyros,<br />

<strong>der</strong> Großkönig <strong>der</strong> Perser, nur Wasser benutzte,<br />

das in silbernen Krügen auf all seinen<br />

Wegen mitgeführt wurde. <strong>Die</strong> Soldaten<br />

Alexan<strong>der</strong>s des Grossen deckten ihre<br />

Wunden mit hauchdünnen Silberplättchen<br />

ab, damit „das Fleisch n<strong>ich</strong>t faule“.<br />

Trinkgefässe aus Silber wurden in <strong>der</strong> Antike<br />

wegen ihres krankheitshemmenden<br />

Effekts bevorzugt. Im Mittelalter wurden<br />

Silbererzvorkommen im Harz (Goslar), in<br />

Sachsen (Freiberg und übriges Erzgebirge),<br />

Böhmen (Kutna Hora) und <strong>der</strong> Slowakei<br />

entdeckt.<br />

Wenig später, im Jahr 1545, entdeckten<br />

spanische Eroberer bei Potosí in Bolivien<br />

den Silberberg Cerro Rico, <strong>der</strong> 1987 von<br />

<strong>der</strong> UNESCO zum <strong>Welt</strong>kulturerbe erklärt<br />

wurde. An keinem an<strong>der</strong>en Ort <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

kommen das Elend, die Funktionsweise<br />

und die Folgen des Kolonialismus <strong>so</strong><br />

deutl<strong>ich</strong> zum Ausdruck wie in <strong>der</strong> Gesch<strong>ich</strong>te<br />

des auf über 4000 m Höhe in einer<br />

wüstenähnl<strong>ich</strong>en Umgebung gelegenen<br />

Potosí. 60 000 Tonnen Silber wurden<br />

bis heute dort geför<strong>der</strong>t. Am Anfang<br />

konnte man das Silber noch im Tagebau<br />

abbauen und ohne Zwischenschritte<br />

schmelzen. Dank des einst 5 000 m hohen<br />

Cerro Rico, <strong>der</strong> zu einem großen Teil aus<br />

wertvollstem Silbererz bestand, war Poto-<br />

sí im 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>t mit rund<br />

200 000 Einwohnern die größte Stadt<br />

Amerikas. Damals wurde <strong>alles</strong> Silber nach<br />

Spanien geliefert. Rund 25 % seiner<br />

Schätze bezog Spanien aus diesem Berg.<br />

„Mit dem Silber, das sie vom Cerro Rico<br />

mitgenommen haben, hätte man eine<br />

Brücke von hier bis nach Spanien bauen<br />

können“, sagen die Bolivianer heute –<br />

n<strong>ich</strong>t mit Groll, aber mit einem Unterton<br />

von Bitterkeit. Denn <strong>der</strong> Silberberg, <strong>der</strong><br />

die Stadt entstehen ließ, bescherte ihr<br />

auch den Untergang. Nachdem <strong>der</strong> Berg<br />

durch und durch umgewühlt und all seiner<br />

Schätze beraubt war, wurde Potosí zu<br />

einer Geisterstadt, die am Ende des 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts gerade noch 8000 Einwohner<br />

zählte. Bis heute sind allein 8 Millionen<br />

Minenarbeiter durch Lungenkrankheiten<br />

ums Leben gekommen.<br />

Allerdings sank <strong>der</strong> Wert des Silbers erhebl<strong>ich</strong><br />

durch die große Mengen, welche<br />

die Spanier nach Europa brachten, und<br />

als nach 1870 vorwiegend Gold als Währungsmetall<br />

verwendet wurde, verlor das<br />

Silber weiter an wirtschaftl<strong>ich</strong>er Bedeutung.<br />

Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts erschien<br />

zudem rostfreier Stahl auf dem Markt, <strong>der</strong><br />

aufgrund seiner Gebrauchsfreundl<strong>ich</strong>keit<br />

und attraktiven Preises in die Einsatzbere<strong>ich</strong>e<br />

des Silbers vordrang, man denke<br />

nur an Servierplatten, Bestecke, Leuchter<br />

und Küchengerät. Gegenläufig dazu hat<br />

s<strong>ich</strong> <strong>der</strong> Bere<strong>ich</strong> Fotografie und Fotochemie<br />

unter Verwendung <strong>der</strong> Silbersalze<br />

während des ganzen 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

breit entwickelt und wird nun im Zuge <strong>der</strong><br />

Umstellung auf die digitale Abbildungstechnik<br />

wie<strong>der</strong> an Bedeutung verlieren.<br />

T<strong>rot</strong>z dieser Entwicklungen ist die weltweite<br />

Silbernachfrage steigend – haupt-<br />

| 28 | PRINT & PRODUKTION 1-2/2005 |

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