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Die wunderbare Welt der Farbe …darum lieb ich alles, was so rot ist…

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| Design | Teil 9 | | <strong>Farbe</strong> Braun |<br />

Sowohl<br />

als Braun<br />

Be<strong>lieb</strong>t: Eine Umfrage unter den<br />

Deutschen, wie sie s<strong>ich</strong> ihren Traumpartner<br />

vorstellen, ergab, dass s<strong>ich</strong><br />

23 % braune Augen wünschen.<br />

Braun ist bei Frauen und Männern in<br />

Deutschland gle<strong>ich</strong>ermaßen in allen Umfragen<br />

die unbe<strong>lieb</strong>teste <strong>Farbe</strong>. Bei Braun überwiegen<br />

zuerst die negativen As<strong>so</strong>ziationen<br />

Politik, Exkremente und Dreck. N<strong>ich</strong>tsdestoweniger<br />

ist die <strong>Farbe</strong> <strong>der</strong> Erde als die <strong>Farbe</strong><br />

des Gemütl<strong>ich</strong>en, Warmen und Aromatischen<br />

de facto in <strong>der</strong> Praxis in allen Schattierungen<br />

sehr be<strong>lieb</strong>t.<br />

Was ist Braun?<br />

Braun ist keine selbständige <strong>Farbe</strong>. <strong>Die</strong><br />

<strong>Farbe</strong> Braun beze<strong>ich</strong>net ein stark abgedunkeltes<br />

Orange (Mischung aus Gelb<br />

und Rot) und kann auch Grün- und Rotanteile<br />

enthalten. Braun ist in <strong>der</strong> Farblehre<br />

n<strong>ich</strong>t <strong>so</strong> eindeutig zu definieren wie z. B.<br />

die <strong>Farbe</strong>n Rot, Grün und Blau. Verschiedene<br />

Farbmischungen werden als Braun<br />

beze<strong>ich</strong>net. In <strong>der</strong> Umgangssprache<br />

spr<strong>ich</strong>t man beispielsweise von Hellbraun<br />

o<strong>der</strong> Dunkelbraun. O<strong>der</strong> nutzt an<strong>der</strong>e<br />

Wörter, um den Farbton genauer zu beschreiben:<br />

Erdbraun, Kastanienbraun etc.<br />

Braun kommt n<strong>ich</strong>t im Regenbogen vor,<br />

es gibt kein braunes L<strong>ich</strong>t und auch <strong>der</strong><br />

Himmel, <strong>der</strong> nahezu in allen <strong>Farbe</strong>n getönt<br />

sein kann, kennt diese <strong>Farbe</strong> n<strong>ich</strong>t.<br />

Braun sind <strong>der</strong> Boden und die Erde – das<br />

Feste und S<strong>ich</strong>ere unter unseren Füßen. In<br />

<strong>der</strong> Natur ist Braun die <strong>Farbe</strong> des Herbstes,<br />

des Welkens und auch des Verdorbenen,<br />

Ver<strong>der</strong>bl<strong>ich</strong>en und Verfaulten. Auch<br />

verbl<strong>ich</strong>enes, altes Papier wird braun.<br />

Braun ist deshalb eine „alte <strong>Farbe</strong>“. Braun<br />

kann aber auch eine „aromatische“ <strong>Farbe</strong><br />

sein. Tabak, Kaffee, Tee, Bier, Cola o<strong>der</strong><br />

Kakao sind braun. Honig hat oft eine warme<br />

goldbraune <strong>Farbe</strong>. B<strong>rot</strong>, Gebratenes<br />

und Gebackenes hat eine gut schmeckende<br />

braune, knusprige Kruste.<br />

Gesch<strong>ich</strong>te<br />

Im alten Ägypten war Braun die <strong>Farbe</strong> des<br />

Bösen. <strong>Die</strong> Symbolfarbe <strong>der</strong> Zorngötter<br />

im tibetischen Buddhismus ist ein Rauchbraun.<br />

Aber auch viele Muttergottheiten<br />

wurden mit <strong>der</strong> <strong>Farbe</strong> Braun verbunden.<br />

Im Alten Rom war Braun die <strong>Farbe</strong> des<br />

Lumpenproletariats, Bettler wurden „Pullati“<br />

(die Braun gekleideten) genannt.<br />

Auch die arme bäuerl<strong>ich</strong>e Bevölkerung,<br />

die s<strong>ich</strong> nur ungeble<strong>ich</strong>te und ungefärbte<br />

Stoffe leisten konnte, trug als Kleidungsfarbe<br />

Braun. Franz von Assisi, zu dessen<br />

Gelübde vorrangig die Armut gehörte,<br />

trug als Ordensgrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Franziskaner<br />

die braune Kutte. Als <strong>Farbe</strong> des Ver<strong>der</strong>bl<strong>ich</strong>en<br />

war Braun zu jener Zeit neben<br />

Schwarz auch die <strong>Farbe</strong> <strong>der</strong> Trauernden.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Farbe</strong> Braun steht bekanntermaßen<br />

symbolisch für die national<strong>so</strong>zialistische<br />

Vergangenheit von 1933 bis 1945 und<br />

noch heute werden Rechtsextreme mit<br />

<strong>der</strong> <strong>Farbe</strong> as<strong>so</strong>ziiert. <strong>Die</strong> Nazis trugen<br />

1921 zum ersten Mal eine braune Uniform,<br />

das <strong>so</strong> genannte Braunhemd, das nach<br />

1926 den offiziellen Rang einer Parteiuniform<br />

erhielt. Braun wurde <strong>so</strong>mit quasi die<br />

Staatsfarbe des Tausendjährigen Re<strong>ich</strong>es.<br />

Der Ursprung <strong>der</strong> braunen Uniform<br />

kommt aus <strong>der</strong> germanischen Mythologie.<br />

<strong>Die</strong> „Braunhemden“ wollten Erinnerungen<br />

an die „Berserker“, die Bärentöter<br />

(einem archaischen, Bärenfell tragenden<br />

Männerbund <strong>der</strong> Wikinger) wecken. <strong>Die</strong><br />

Massen strömten damals zu den „Braunen“,<br />

weil sie s<strong>ich</strong> dort einen festen Halt,<br />

einen <strong>so</strong>liden, stabilisierenden Machtfaktor<br />

versprachen. Doch <strong>der</strong> Kreis, den die<br />

„Braunen“ mit ihrer Erdverbundenheit<br />

(Blut und Boden) begonnen hatten,<br />

schloss s<strong>ich</strong> fatal, als sie die Städte, Menschen<br />

und schließl<strong>ich</strong> s<strong>ich</strong> selbst wie<strong>der</strong><br />

zurück zum „Braun“ gebracht hatten –<br />

näml<strong>ich</strong> in die Erde. Der große Farbtheoretiker<br />

Kandinsky hatte dies wohl vorausgesehen,<br />

denn sein letztes Bild in<br />

Deutschland, das er vor seiner Immigration<br />

nach Paris im Jahr 1933 schuf, hat den<br />

Titel „Entwicklung in Braun“.<br />

Schön braun<br />

Braun war früher die <strong>Farbe</strong> <strong>der</strong> bäuerl<strong>ich</strong>sinnl<strong>ich</strong>-erdverbundenen<br />

Liebe. „Schwarzbraun<br />

ist die Haselnuss ...“ heißt es in einem<br />

alten Volklied. <strong>Die</strong> „schwarzbraunen<br />

Mädchen“ waren die einfachen Mädchen<br />

vom Land. Ihre Haut war von <strong>der</strong> Sonne<br />

gegerbt und das war damals ein Ze<strong>ich</strong>en<br />

des armen, einfachen und arbeitsre<strong>ich</strong>en<br />

Lebens. Im direkten Umkehrschluss galt<br />

weiße Haut bis in die Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

als Statussymbol. <strong>Die</strong> <strong>so</strong> genannte<br />

vornehme Blässe war den Damen<br />

manche Umständl<strong>ich</strong>keiten wert. Sie gingen<br />

n<strong>ich</strong>t ohne Schleier o<strong>der</strong> Sonnenschirm<br />

außer Haus, weil allein schon geringe<br />

Bräune und Sommersprossen als<br />

unfein galten. In <strong>der</strong> Spätromantik tran-<br />

| 20 | PRINT & PRODUKTION 4/2005 |

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