Potentialanalyse der freien Theater - Dachverband Freier ...
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geben. 12 (Dem stehen 151 öffentliche <strong>Theater</strong> mit eigenem Ensemble, 280 Privattheater,<br />
150 <strong>Theater</strong> ohne festes Ensemble, 100 Tournee- und Gastspieltheater und 40 Festspiele<br />
gegenüber. 13 ) Der quantitativen Bedeutung steht keine entsprechende Wertschätzung durch<br />
die öffentliche För<strong>der</strong>ungspolitik gegenüber. Zwar ist die Zeit vorbei, in <strong>der</strong> sich die Freiheit<br />
<strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong> vor allem in <strong>der</strong> Freiheit von öffentlichen Gel<strong>der</strong>n ausdrückte, im<br />
bewussten Verzicht auf öffentliche Subventionierung, die die Staats-, Landes- und Stadttheater<br />
zu dem gemacht hatte, was sie waren; freie <strong>Theater</strong>gruppen sind heute meistens<br />
<strong>Theater</strong>gruppen, die ohne Zuschuss vom jeweiligen Land, von Kommunen o<strong>der</strong> Stiftungen<br />
nicht überleben könnten. Gleichwohl ist die För<strong>der</strong>ung vergleichsweise bescheiden. 14<br />
Das freie <strong>Theater</strong> hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verän<strong>der</strong>t und mit ihm<br />
die Institutionen, in denen es seinen Ort fand und findet. Das ist in Hamburg am sichtbarsten<br />
am Beispiel von Kampnagel zu verfolgen: Mit zuletzt 143.000 Besuchern jährlich zählt<br />
Kampnagel heute zu den international renommiertesten Spielstätten <strong>der</strong> <strong>freien</strong> Szene, ist<br />
erfolgreicher Produktions- und Spielort für <strong>Theater</strong>, Tanz, Musiktheater, Performance,<br />
Musik und bildende Kunst, zugleich aber Stätte von mehreren, bei Publikum und Kritik<br />
erfolgreichen Festivals, von Kongressen wie dem Tanzkongress im Jahr 2009, von Konzerten<br />
und darüber hinaus Herberge von K3 - Zentrum für Choreographie (vgl. I, 3.7.). 15 Das<br />
<strong>Theater</strong>zentrum auf einem ehemaligen Fabrikgelände, 1982 als Ausweichquartier für das<br />
Schauspielhaus erschlossen, dann bis 1990 von den <strong>freien</strong> Gruppen in Eigenregie als Spiel-<br />
12 Vgl. die Homepage des Bundesverbandes <strong>Freier</strong> <strong>Theater</strong> e. V. unter: http://www.freie-theater.de, Stand:<br />
05.08.06. Siehe dort auch die Links zu den Landesverbänden freier <strong>Theater</strong>, die insofern wichtiger sind, als<br />
die Kultur in Deutschland in <strong>der</strong> Hauptsache eine Angelegenheit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist. Die Zahl 1.000 entnehmen<br />
wir <strong>der</strong> folgenden Studie: Deutscher Bundestag (Hrsg.): „Kultur in Deutschland. Schlussbericht <strong>der</strong> Enquete-<br />
Kommission des Deutschen Bundestages“. Regensburg, 2008, S. 149. Wie dort ausgeführt wird, gehören <strong>der</strong><br />
<strong>Theater</strong>landschaft neben Privattheatern und Festspielhäusern ungefähr 1.000 freie <strong>Theater</strong> (davon 650 im<br />
Bundesverband <strong>Freier</strong> <strong>Theater</strong> über die Landesverbände <strong>Freier</strong> <strong>Theater</strong> organisiert) an. Diese Zahl umfasst,<br />
so die Enquete-Kommission, alle Sparten: Sprechtheater, Performance, Figuren- und Tanztheater mit ihren<br />
Auftritten in <strong>Theater</strong>- und Kulturhäusern, Kin<strong>der</strong>- und Jugendtheater (organisiert in <strong>der</strong> ASSITEJ), allerdings<br />
auch Laientheater (!), organisiert im Bund Deutscher Amateurtheater und von Initiativen wie <strong>der</strong> INTHEGA.<br />
13 Vgl. zu diesen Zahlen: Dössel, Christine: „Die deutsche <strong>Theater</strong>landschaft. Die ganze Welt ist Bühne“. In:<br />
Deutschland Online, 20.03.06, hier zit. nach: http://www.magazine-deutschland.de/issue/Buehne_2-06.php,<br />
Stand: 05.08.06.<br />
14 Dössel führt in ihrem Aufsatz exemplarisch an, dass die Freie und Hansestadt Hamburg im Jahr 2004 für<br />
ihre drei Staatstheater zusammen 74,8 Millionen Euro ausgegeben habe, für ihre <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong> dagegen<br />
774.000 Euro. Solche Zahlen, die schwer nachvollziehbar sind, da nicht ausgewiesen wird, welche Mittel<br />
hier jeweils berücksichtigt wurden, führen tatsächlich in ihrer Drastik in die Irre, da sie strukturell begründete<br />
Ausgaben (die zu großen Teilen nicht dem aktuellen Spielbetrieb zugute kommen) mit solchen vergleichen,<br />
die für konkrete Projekte bewilligt werden. Gleichwohl bleiben die mit solcher Gegenüberstellung aufgeworfenen<br />
Fragen weiterzuverfolgen, namentlich inwieweit die historisch gewachsenen Strukturen des deutschsprachigen<br />
<strong>Theater</strong>s mit hochsubventionierten Betrieben, die aber nur einen Bruchteil ihrer Subventionen für<br />
die künstlerische Produktion verwenden können, auf <strong>der</strong> einen Seite und einer in weiten Teilen unter prekären<br />
Verhältnissen produzierenden <strong>freien</strong> Künstlerszene auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite heute noch zeitgemäß sind und<br />
welche Alternativen mittel- und langfristig entwickelt werden könnten. Diese Fragen können im Rahmen <strong>der</strong><br />
vorliegenden Studie nicht weiterverfolgt werden.<br />
15 http://www.kampnagel.de, Stand: 07.01.11.<br />
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