Potentialanalyse der freien Theater - Dachverband Freier ...
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Die „freie <strong>Theater</strong>szene“, so lehren diese zwei kleinen Spotlights auf die Situation im Jahr<br />
2010, gibt es nicht. Es gibt vielmehr am einen Ende des Feldes eine überschaubare Zahl<br />
von international vernetzten, hochprofessionellen und höchst erfolgreichen Global Players,<br />
<strong>der</strong>en Namen im Lauf eines Jahres unzählige Male in den Info-Mails großer Veranstalter<br />
auftauchen. Man ahnt, dass sich hinter den Künstlernamen längst ein Kleinbetrieb verbirgt,<br />
<strong>der</strong> Assistenten, Dramaturgen, Techniker, Produzenten und zahlreiche weitere Akteure<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger permanent beschäftigt. 2 Die Namen, die man diesem Ende zurechnen<br />
kann, tauchen auf den Spielplänen <strong>der</strong> großen, international bekannten Spielstätten auf, in<br />
Hamburg etwa auf demjenigen Kampnagels, doch zugleich auch in den Ankündigungen<br />
<strong>der</strong> Staats- und Stadttheater, sie füllen die Festivals und reisen mit Unterstützung des Goethe-Instituts<br />
durch die Welt. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht eine unendliche Fülle von kleinen<br />
bis kleinsten Aktivitäten immer noch professioneller, aber zumeist mit vielen Jobs sich<br />
über Wasser halten<strong>der</strong> Schauspieler, Regisseure, Choreographen, Performer, Tänzer, Puppenspieler,<br />
Kuratoren, Musiker, Dramaturgen, Bühnenbildner usw., die mit langem Atem<br />
ihre jeweils nächste Produktion vorbereiten. Lange Zeit vergeht von <strong>der</strong> ersten Idee über<br />
den Antrag bis zur Realisierung. Manchmal erhalten sie ein wenig Geld von <strong>der</strong> Stadt, häufiger<br />
müssen Mittel aus vielen kleinen Quellen mühsam akquiriert werden, um schließlich<br />
vor kleinem o<strong>der</strong> – wie im zitierten Extrembeispiel – kleinstem Publikum zu spielen.<br />
„Aber merkwürdig, irgendwie war es doch ein schöner Tag.“<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> vorliegenden Studie war es, das Potential <strong>der</strong> <strong>freien</strong> <strong>Theater</strong>szene in<br />
Hamburg zu ermitteln und zu analysieren. Als Hintergrund kann dabei die von <strong>der</strong> Politik<br />
verfolgte Absicht gelten, das kreative Potential in Hamburg zu för<strong>der</strong>n, um damit längerfristig<br />
die Stadt als beson<strong>der</strong>s attraktives Umfeld zu erhalten und auszubauen. Dabei stellt<br />
die freie Szene auf dem Gebiet des <strong>Theater</strong>s neben den subventionierten Staatstheatern und<br />
<strong>der</strong> zum Teil ebenfalls geför<strong>der</strong>ten Privattheaterszene eine dritte Säule dar, die insofern<br />
beson<strong>der</strong>s bedeutend ist, als von diesem Bereich in <strong>der</strong> Vergangenheit die meisten Impulse<br />
für neue Entwicklungen auch in den beiden an<strong>der</strong>en Bereichen ausgingen. Sie ist die „Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilung“ (Lisa Lucassen, vgl. Anhang 1) im Großbetrieb des<br />
subventionierten <strong>Theater</strong>s und sie ist für dessen Zukunft so bedeutsam, wie es vergleichbare<br />
Abteilungen in Automobil- o<strong>der</strong> Computerkonzernen sind: Ein großer Teil <strong>der</strong> heute<br />
2 Es stellt eine wichtige Errungenschaft dar, dass in Stellenanzeigen und amtlichen Verlautbarungen <strong>der</strong><br />
Freien und Hansestadt grundsätzlich männliche und weibliche Formen verwendet werden. Wir weichen von<br />
dieser Regelung hier aus Gründen <strong>der</strong> Lesbarkeit ab und verwenden nachfolgend grundsätzlich nur die männliche<br />
Form.<br />
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