programm 2011/2012
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eiseberichte <strong>2011</strong>/<strong>2012</strong> S. 86/87<br />
Der<br />
bäreN<br />
fLüsterer<br />
text/bild: david bittner<br />
Vor sieben Jahren reist David bittner das erste Mal<br />
auf die Kodiak-insel in Alaska, um in der Wildnis<br />
zu leben und Lachse zu beobachten. eine begegnung<br />
mit einer bärenmutter verändert plötzlich<br />
sein Leben. seither reist „der bärenmann“ fast jeden<br />
sommer ins Naturparadies, um mitten unter<br />
den größten bären der Welt zu leben und ihr Verhalten<br />
zu studieren.<br />
Mit einem Wasserflugzeug lasse ich mich zum ersten<br />
Mal in der Wildnis absetzen – fernab jeglicher Zivilisation.<br />
Wenn ich in Schwierigkeiten gerate, bin ich<br />
auf mich allein gestellt. Als Fortbewegungsmittel auf<br />
dem Wasser benutze ich ein Zweierkajak, in dem ich<br />
Lebensmittel und Ausrüstung für mehrere Monate<br />
mitführen kann, und paddle die unberührte Küste<br />
entlang. Ich versuche, mich größtenteils davon zu<br />
ernähren, was die Natur zu bieten hat: Beeren, Muscheln<br />
und vor allem selbstgefangener Fisch. Lachse,<br />
Regenbogenforellen und Saiblinge kommen in den<br />
Flüssen und Bächen massenhaft vor.<br />
Bei meiner ersten Reise habe ich keine Erfahrung<br />
mit Bären, nur aus Büchern kenne ich die wichtigste<br />
Regel: Mach dich im unübersichtlichen Gelände stets<br />
bemerkbar, um die Tiere deine Anwesenheit wissen<br />
zu lassen. Ich achte also darauf, mich immer und<br />
überall bemerkbar zu machen und rufe beim Wandern<br />
in unübersichtlichem Gelände immer wieder<br />
„Hey Bear!“. Eines Tages lasse ich diese elementarste<br />
aller Regeln außer Acht…<br />
Früh am Morgen breche ich von meinem Lagerplatz<br />
auf, um bachabwärts zu einem größeren Fluss zu gelangen.<br />
Trotz des Regens der letzten Tage ist das Wasser<br />
sehr seicht. Ich muss mein Raft aus eigener Kraft<br />
schleifen. Mit Seilen und Karabinern zerre ich das Boot<br />
stundenlang über Steine und Kies. Meine Hände sind<br />
bald taub vor Schmerz. Immer wieder sehe ich Bären<br />
am Bach, die Buckellachse fressen. Ich selber habe den<br />
ganzen Tag noch nichts gegessen und bin völlig ausgepumpt.<br />
Die Sonne neigt sich bereits dem Horizont zu,<br />
als der Bach sich endlich verengt, das Wasser tiefer<br />
wird und mein Raft frei schwimmen kann. Erschöpft<br />
lege ich mich hinein und lasse es treiben…