paul-grün<strong>in</strong>ger-stadion · sc brühl saiten 07/08.11
jeweils drei millionen, die acht viertelf<strong>in</strong>alisten 3,3 millionen und die vier halbf<strong>in</strong>alisten vier millionen euro. der f<strong>in</strong>alsieger <strong>in</strong>ter mailand wurde mit neun millionen euro belohnt, <strong>für</strong> <strong>den</strong> f<strong>in</strong>alisten bayern münchen blieben immerh<strong>in</strong> noch 5,2 millionen. e<strong>in</strong>e mannschaft, die alle sechs gruppenspiele gewonnen hätte, hätte also 11,9 millionen euro bekommen, dazu wären natürlich noch die drei weiteren millionen <strong>für</strong> <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zug <strong>in</strong>s achtelf<strong>in</strong>ale gekommen. <strong>in</strong> der letzten saison war e<strong>in</strong> fester betrag von 413,1 millionen euro <strong>für</strong> die klubs <strong>in</strong> der uefa champions league (ab der gruppenphase) und im uefa-superpokal vorgesehen. der fc barcelona, sieger des uefa-superpokals 2009, bekam da<strong>für</strong> 2,5 millionen, f<strong>in</strong>alist fc shakhtar donetsk zwei millionen euro. rund 55 millionen euro waren <strong>für</strong> die playoff-runde zur uefa champions league veranschlagt. alle zwanzig teilnehmer konnten mit e<strong>in</strong>em festen betrag von 2,1 millionen euro rechnen. wie schon im zyklus 2006-09 g<strong>in</strong>gen 10,3 millionen euro als solidaritätszahlungen an die mannschaften, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Qualifikationsrun<strong>den</strong> zu uefa champions league und europa league gescheitert waren. Quelle: Europäischer Fussballverband Uefa saiten 07/08.11 die Champions league ist der ort, wo aus <strong>den</strong> duschköpfen der siegerteams geld rieselt. die nationalen meisterschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster l<strong>in</strong>ie dazu da, sich <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en der lukrativen Wettbewerbe zu qualifizieren. mit der Konsequenz, dass e<strong>in</strong> nichterreichen der Champions league <strong>für</strong> risikoreich agierende Clubs zur F<strong>in</strong>anzfalle wird. oft wird auch vergessen, dass es letztlich wir alle s<strong>in</strong>d, die <strong>den</strong> nachschub <strong>in</strong> diesem Füllhorn sicherstellen. Wenn wir mit «master Card» bezahlen, e<strong>in</strong> «he<strong>in</strong>eken» tr<strong>in</strong>ken, unsere Kle<strong>in</strong>en vor die «Playstation» setzen – selbstre<strong>den</strong>d mit <strong>den</strong> millionenhel<strong>den</strong> aus der Champions league – oder wenn wir e<strong>in</strong>en «Ford leasen». Kommen noch die Fernsehgelder h<strong>in</strong>zu, und auch die bezahlen wir bis auf <strong>den</strong> letzten Cent selber. mit Produkten, die im umfeld der Champions league ihre Werbekampagnen buchen. Wer se<strong>in</strong>er tochter oder dem sohn <strong>den</strong> neuesten Kickschuh von adidas kauft, <strong>für</strong> mehr als 300 Franken, bezahlt auch e<strong>in</strong>en teil an <strong>den</strong> lohn von messi, robben, rooney und Kollegen. aus dem system sportsponsor<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> moloch gewor<strong>den</strong>. <strong>in</strong> <strong>den</strong> frühen siebziger Jahren gab es erste sponsoren, die sich mit e<strong>in</strong>em beitrag an e<strong>in</strong>em anlass beteiligten. Fast schon niedlich bedankten sich die organisatoren zu dieser zeit jeweils über die lautsprecher «bei unseren sponsoren, die diesen anlass möglich machen und sich trotzdem diskret im h<strong>in</strong>tergrund halten». mit dieser zurückhaltung war es schnell vorbei. heute blitzen e<strong>in</strong>em fast bei jedem sportanlass hunderte von logos und slogans <strong>in</strong>s gehirn. vor dem spiel wer<strong>den</strong> Plastikschweizerfähnchen auf <strong>den</strong> sitzen der arenen bereit gelegt. Jedes mit <strong>den</strong> erkennungsmarken der sponsoren bedruckt. Wenn die gladiatoren nach dem geme<strong>in</strong>samen «highway to hell»Fangesang und der stadiontvberieselung schliesslich <strong>den</strong> rasen fussball-ballade betreten, wer<strong>den</strong> tausende dieser Fähnchen geschwenkt. Fernsehsportreporter erkennen dar<strong>in</strong> jedes mal und wahlweise «e<strong>in</strong>e grandiose stimmung», «e<strong>in</strong>e superstimmung», sie bekommen hühnerhaut. Wer an e<strong>in</strong>em anderen sportevent übrigens mit der falschen sponsorenFlagge ersche<strong>in</strong>t, muss damit rechnen, dass ihm das Fähnle<strong>in</strong> beim stadione<strong>in</strong>gang abgenommen wird. die spiele gehören <strong>in</strong>zwischen offenbar schon Carlsberg oder Credit suisse, he<strong>in</strong>eken oder nutella. trauriger höhepunkt <strong>in</strong> <strong>den</strong> achtzigern Fussballeuropameisterschaft 1988 <strong>in</strong> deutschland. e<strong>in</strong>es der ersten spiele <strong>in</strong> düsseldorf war die begegnung zwischen england und holland. zwei stun<strong>den</strong> vor dem spiel war das rhe<strong>in</strong>stadion, welches heute «esprit arena» heisst, bereits auf <strong>den</strong> letzten Platz gefüllt. h<strong>in</strong>ter dem e<strong>in</strong>en tor mehrere tausend englandFans, auf der anderen <strong>seit</strong>e die holländer. Wie e<strong>in</strong> vorspiel wogen die Fangesänge h<strong>in</strong> und her. Phasenweise dom<strong>in</strong>ierten die oranjes, dann schallte wieder das «here we go» der engländer durchs stadionrund. die stimmliche begegnung der Fans endete wohl 10:10 unentschie<strong>den</strong>. auf dem Platz besiegte der spätere F<strong>in</strong>alist holland die engländer mit 3:1. die düsseldorfer altstadt war be<strong>in</strong>ahe lückenlos mit holzbrettern verbaut. hochrisikospiel nennt man das heute. <strong>in</strong> <strong>den</strong> achtziger Jahren gab es <strong>in</strong> allen europäischen ländern hooliganszenen, die mit <strong>den</strong>en von heute kaum noch vergleichbar s<strong>in</strong>d. oftmals waren es neonazis, die sich im Fussball mit ihrem hass und Faschismus breit machten. e<strong>in</strong>e Fahrt zu e<strong>in</strong>em spiel mit englandFans war <strong>in</strong> der tat ke<strong>in</strong> pures vergnügen, und der traurige höhepunkt war die tragödie anlässlich des meistercupF<strong>in</strong>als im brüsseler heyselstadion zwischen liverpool und Juventus tur<strong>in</strong> 1985. liverpoolFans stürmten e<strong>in</strong>en block, der eigentlich <strong>für</strong> neutrale zuschauer vorgesehen war. e<strong>in</strong> italienisches reisebüro hatte die tickets jedoch über e<strong>in</strong>en korrupten uefamitarbeiter bezogen und an italienische Fans verkauft. bei der Panik im block brach schliesslich e<strong>in</strong>e Wand des stadions e<strong>in</strong>. 39 menschen kamen ums leben, fast 500 wur<strong>den</strong> verletzt. die allererste fussballregel die geschichte der gewalt im Fussball und se<strong>in</strong>en vorläuferspielen ist so lang wie Kar<strong>in</strong> Kellersutters atem im Kampf um saubere und gesittete stadien. Wobei selbstre<strong>den</strong>d sie, beziehungsweise die Polizei, def<strong>in</strong>iert, was sauber oder gesittet ist. nulltoleranz heisst das Killerargument, und plötzlich tauchen pyrotechnische handfackeln, früher jahrelang ausdruck e<strong>in</strong>er besonders guten und südländischen stimmung <strong>in</strong> <strong>den</strong> stadien, als delikt im sprengstoffgesetz auf. vielleicht ist es daher doch hilfreich, wenn die herkunft des Fussballs wieder e<strong>in</strong>mal erwähnt wird: im 14. oder 15. Jahrhundert stan<strong>den</strong> sich <strong>in</strong> england jeweils zwei «mannschaften» mit mehreren hundert spielern gegenüber, um die gefüllte schwe<strong>in</strong>sblase <strong>in</strong>s goal des gegners zu befördern – zumeist e<strong>in</strong> stadttor im Quartier des gegners. erlaubt war grundsätzlich alles. 19