seit den sechzigern werden in Lustenau stickereien für ... - Saiten
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äussersten ende des lagerplatzes an e<strong>in</strong>em<br />
häuschen angebracht, das früher e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e<br />
Portierskab<strong>in</strong>e war und <strong>seit</strong> e<strong>in</strong>em Jahr und e<strong>in</strong>er<br />
neueröffnung wieder so heisst: Portier. von<br />
diesem ort aus hatte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> uniformierter<br />
<strong>den</strong> e<strong>in</strong>gang zum <strong>in</strong>dustriegelände bewacht,<br />
heute kehren hier die stu<strong>den</strong>ten der zhaW<br />
e<strong>in</strong> und von hier aus hatte man am Pf<strong>in</strong>gstsonntagabend<br />
quer über die strasse gute sicht auf<br />
<strong>den</strong> Kathar<strong>in</strong>asulzerPlatz und <strong>den</strong> e<strong>in</strong>gangsbereich<br />
der Konzerthalle.<br />
«Quöllfrisch» stand auf der tafel, und darunter<br />
<strong>in</strong> Klammern die herkunftsbezeichnung<br />
«afrika <strong>in</strong>nerrho<strong>den</strong>», e<strong>in</strong> Wort wie e<strong>in</strong>e kolossale<br />
umarmung von grossem, schönem, re<strong>in</strong>em<br />
herzen und mit jener Portion distanzgefühl,<br />
die dazugehört, wenn man auf leute e<strong>in</strong>gehen<br />
will, von <strong>den</strong>en man wenig weiss. Was<br />
neben <strong>den</strong> zwei Wörtern auf a sonst alles vertauscht<br />
und verwechselt wurde, muss sich jeder<br />
selber <strong>den</strong>ken.<br />
wendel<strong>in</strong> brühwiler, 1982, ist historiker, freier<br />
Journalist und arbeitet <strong>für</strong> «Radio stadtfilter».<br />
rhe<strong>in</strong>tal<br />
sensation <strong>in</strong><br />
oberriet<br />
Über e<strong>in</strong>en unsche<strong>in</strong>baren ste<strong>in</strong> stolpern und<br />
dabei e<strong>in</strong>e archäologische entdeckung machen.<br />
es muss ja nicht so actiongela<strong>den</strong> se<strong>in</strong> wie bei<br />
<strong>in</strong>diana Jones, aber immerh<strong>in</strong> etwas f<strong>in</strong><strong>den</strong>, das<br />
Jahrhunderte oder Jahrtausende vor sich h<strong>in</strong>geschlummert<br />
hat – das ist e<strong>in</strong> meistens unerfüllter<br />
traum. anders <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deponie <strong>in</strong> oberriet.<br />
auf dem areal e<strong>in</strong>es ehemaligen ste<strong>in</strong>bruchs<br />
wird <strong>seit</strong> e<strong>in</strong> paar Jahren aushubmaterial e<strong>in</strong>gebaut.<br />
tonnenweise material wird verschoben.<br />
spallo Kolb, e<strong>in</strong> Kunstschaffender aus<br />
der gegend, ist auf dem gelände. e<strong>in</strong> gegenstand,<br />
nur wenige zentimeter gross, fällt ihm<br />
auf. die Kantonsarchäologie wird e<strong>in</strong>geschaltet.<br />
schnell ist klar: es ist das Fragment e<strong>in</strong>es Knochens,<br />
der <strong>seit</strong> mehreren tausend Jahren hier<br />
liegt. die Fachleute entdecken rasch mehr: teile<br />
e<strong>in</strong>es geweihs, tierknochen, Werkzeuge,<br />
holzkohle, scherben. schichten von viere<strong>in</strong>halb<br />
metern mächtigkeit. die Jüngsten dürften rund<br />
2500 bis 3000 Jahre alt se<strong>in</strong>. die Ältesten wer<strong>den</strong><br />
auf 10’000 bis 13’000 Jahre geschätzt. die stelle<br />
unter der überhängen<strong>den</strong> Felswand diente über<br />
Jahrtausende als lager und raststätte.<br />
der Fund gilt als wertvoll. e<strong>in</strong>er<strong>seit</strong>s reicht<br />
er vermutlich zurück <strong>in</strong> die zeit, als das rhe<strong>in</strong>tal<br />
noch von e<strong>in</strong>em gletscher bedeckt war. ander<strong>seit</strong>s<br />
gibt es auf der schweizer <strong>seit</strong>e des<br />
rhe<strong>in</strong>tals ke<strong>in</strong>e stratigraphie <strong>in</strong> dieser mächtigkeit,<br />
erklärt der st.galler Kantonsarchäologe<br />
mart<strong>in</strong> sch<strong>in</strong>dler. es fällt auf, dass <strong>in</strong> letzter zeit<br />
im Kanton st.gallen vermehrt archäologische<br />
Funde gemacht wur<strong>den</strong>, die über die Fachwelt<br />
saiten 07/08.11<br />
Der Anfang e<strong>in</strong>es archäologischen Krimis:<br />
e<strong>in</strong> Hirschgeweihteil. Bild: spallo Kolbr<br />
h<strong>in</strong>aus beachtung f<strong>in</strong><strong>den</strong>: die römischen zeugnisse<br />
<strong>in</strong> Kempraten, Überbleibsel der mittelalterlichen<br />
hafenstadt Weesen, mittelalterFunde<br />
im st.galler stiftsbezirk. dies hängt e<strong>in</strong>er<strong>seit</strong>s<br />
mit der regen bautätigkeit zusammen, hat aber<br />
auch damit zu tun, dass die st.galler archäologie<br />
personell aufgestockt wor<strong>den</strong> ist – auch<br />
wenn sie im schweizerischen vergleich immer<br />
noch absolut unterdotiert ist. noch entschei<strong>den</strong>der<br />
ist jedoch, dass es dem team der st.galler<br />
Kantonsarchäologie gel<strong>in</strong>gt, begeisterung<br />
und aufmerksamkeit <strong>für</strong> die geschichtszeugnisse<br />
im bo<strong>den</strong> zu wecken.<br />
genau das zeigt sich auch <strong>in</strong> oberriet: die<br />
archäologie wird nicht als bauverzögerer angesehen,<br />
vielmehr unterstützen die geme<strong>in</strong>de<br />
und der unternehmer die Forschungen. damit<br />
ist der Weg frei, dass die e<strong>in</strong>zelnen schichten<br />
genau untersucht wer<strong>den</strong> können. Was gefun<strong>den</strong><br />
wird, ist völlig offen, die obersten schichten<br />
reichen <strong>in</strong> die bronzezeit zurück, die untersten<br />
<strong>in</strong> die neuste<strong>in</strong>zeit oder gar <strong>in</strong> die mittelste<strong>in</strong>zeit.<br />
das veranlasst auch <strong>den</strong> laien, vergleiche<br />
anzustellen. damals waren <strong>in</strong> der ostschweiz<br />
rentierjäger unterwegs, während im nahen<br />
osten e<strong>in</strong>e entwicklung ihren anfang nahm,<br />
die uns bis heute bee<strong>in</strong>flusst. dort hatte man<br />
bereits begonnen, tiere zu züchten und getreide<br />
anzubauen. der Fund <strong>in</strong> oberriet zeigt, dass<br />
im rhe<strong>in</strong>tal als klassische nordsüdtransitachse<br />
im vergleich zu anderen gegen<strong>den</strong> der ostschweiz<br />
schon relativ früh e<strong>in</strong>iges los war. e<strong>in</strong><br />
hotspot ist der wenige Kilometer entfernte<br />
montl<strong>in</strong>ger berg, wo <strong>in</strong> der bronzezeit e<strong>in</strong> eigentliches<br />
handelszentrum mit verb<strong>in</strong>dungen<br />
über die alpen h<strong>in</strong>aus bestand.<br />
das viere<strong>in</strong>halb meter dicke geschichtenbuch<br />
<strong>in</strong> oberriet zeigt, wie spannend urgeschichte<br />
se<strong>in</strong> kann, aber auch, dass die archäologen<br />
auf aufmerksame laien und auf kooperierende<br />
behör<strong>den</strong> und bauunternehmen angewiesen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
me<strong>in</strong>rad gschwend, 1958, ist freier Journalist<br />
<strong>in</strong> altstätten und politisiert <strong>für</strong> die grünen im<br />
st.galler Kantonsrat.<br />
29<br />
thurgau<br />
image und<br />
<strong>in</strong>tegration<br />
rundflug thema<br />
Kreuzl<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>nen und Kreuzl<strong>in</strong>ger mit schweizer<br />
Pass s<strong>in</strong>d <strong>seit</strong> ende Februar die grösste ausländische<br />
ethnie <strong>in</strong> der grenzstadt. Passend dazu<br />
hat die universität Konstanz mitte Juni resultate<br />
e<strong>in</strong>er studie unter dem titel «soziale <strong>in</strong>tegration<br />
<strong>in</strong> multikulturellen gesellschaften. e<strong>in</strong>e<br />
analyse von nachbarschaften der städte Konstanz<br />
und Kreuzl<strong>in</strong>gen» veröffentlicht. zweifellos<br />
wird die neue Kreuzl<strong>in</strong>ger Prachtsstrasse namens<br />
boulevard im rahmen der lokalen bed<strong>in</strong>gungskonstellationen<br />
von sozialer <strong>in</strong>tegration<br />
förderlich wirken.<br />
nicht weniger <strong>in</strong>tegrativ und i<strong>den</strong>titätsbil<strong>den</strong>d<br />
kann neben dem hervorheben von geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
die gleichzeitige abgrenzung<br />
gegenüber dem andersartigen se<strong>in</strong>. zum beispiel<br />
beim grossen thurgauer Fussballhassderby,<br />
das dank des aufstiegs des FC Frauenfeld <strong>in</strong><br />
die 2. liga <strong>in</strong> der kommen<strong>den</strong> saison endlich<br />
wieder über <strong>den</strong> rasen gehen wird. Wenn der<br />
thurgauer Kantonsrat da nur nicht e<strong>in</strong> eigengoal<br />
e<strong>in</strong>genickt hat, als er e<strong>in</strong>en vorstoss von<br />
der rechten Cornerfahne aus gab <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e standes<strong>in</strong>itiative<br />
zwecks nationalem vermummungsverbot,<br />
dem aber grossmehrheitlich nicht<br />
entsprochen wurde. Wahrsche<strong>in</strong>lich stehen die<br />
FeldWaldWiesedates der grenzstädter hooligans<br />
mit gleichges<strong>in</strong>nten aus der hauptstadt<br />
schon heute fest.<br />
vom teil aber nun zum ganzen, von Kreuzl<strong>in</strong>gen<br />
zum ganzen Kanton. nicht weniger <strong>in</strong>tegrativ<br />
und i<strong>den</strong>titätsstiftend kann nebst dem<br />
all<strong>seit</strong>s beliebten repetitiven moment auch die<br />
neue thurgauer imageKampagne wirken. von<br />
e<strong>in</strong>er «liebeserklärung an <strong>den</strong> thurgau» war <strong>in</strong><br />
der «thurgauer zeitung» zu lesen. drei vorzeigethurgauer<br />
und e<strong>in</strong>e thurgauer<strong>in</strong> bezeugen<br />
ihre liebe mit dem s<strong>in</strong>nhaften slogan «ich<br />
mag ihn». – e<strong>in</strong>e schoggiChef<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> mister,<br />
e<strong>in</strong> rollstuhlsportler und e<strong>in</strong> hackbrettspieler<br />
lachen dabei <strong>den</strong> betrachter des Plakats oder<br />
e<strong>in</strong>en roten apfel an. <strong>den</strong>n image ist wichtig,<br />
vor allem <strong>in</strong> zürich und W<strong>in</strong>terthur, auf Plakaten,<br />
<strong>in</strong> openairK<strong>in</strong>ospots oder auf Facebook.<br />
auch der Kulturstiftung des Kantons thurgau<br />
ist das image wichtig, wie der stiftungsbeauftragte<br />
Klaus hersche bei der Präsentation des<br />
aktuellen vierjahresgeschäftsberichts erklärte.<br />
das äussert sich <strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter standortförderung<br />
durch die Förderung ausserkantonaler Projekte<br />
mit thurgaubezug. hersche als toggenburger<br />
ist das image des thurgaus wichtiger als dasjenige<br />
der Kulturstiftung. gut gesagt. danke,<br />
Kulturstiftung, <strong>für</strong> <strong>den</strong> s<strong>in</strong>nstiften<strong>den</strong> dienst am<br />
geme<strong>in</strong>wohl und alles gute zum zwanzigjährigen<br />
bestehen!<br />
mathias frei, 1980, ist Kulturveranstalter,<br />
slampoet, texter und geme<strong>in</strong>derat.