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seit den sechzigern werden in Lustenau stickereien für ... - Saiten

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Die neue Publikation des Viertel Verlags ist ziemlich gross. Bild: Theobald Panter<br />

e<strong>in</strong> neues blatt<br />

gegen <strong>den</strong> uhrzeigers<strong>in</strong>n<br />

auf a0<br />

heimat und Wahns<strong>in</strong>n ist auf <strong>den</strong> Packen gedruckt.<br />

<strong>in</strong> schnörkellosen grossbuchstaben,<br />

arial vielleicht, vermutlich ausgefuchster. darunter<br />

flattert das <strong>in</strong>haltsverzeichnis. der viertel<br />

verlag hat wieder zugeschlagen. es ist die fünfte<br />

Publikation des Kle<strong>in</strong>stverlages mit basislager<br />

<strong>in</strong> trogen. dem ehemaligen schlachthäuschen<br />

des restaurant hirschen. unten dr<strong>in</strong> steht e<strong>in</strong>e<br />

bar. oben hat es e<strong>in</strong>e beige mit matratzen. an<br />

der bar stehen die Jungen des dorfes, manchmal<br />

auch ihre eltern, oder gäste aus der stadt,<br />

wenn <strong>in</strong> der viertelbar etwas los ist. schon länger<br />

sche<strong>in</strong>t nichts mehr los zu se<strong>in</strong>, aus der entfernung<br />

könnte man das je<strong>den</strong>falls me<strong>in</strong>en. das<br />

täuscht vielleicht. sie haben dort guten Whisky.<br />

aber die Jungen von trogen sammeln ke<strong>in</strong>en<br />

Whisky, wie es andere machen, wenn sie erwachsen<br />

wer<strong>den</strong>. vielmehr fahren sie alte rennvelos.<br />

manchmal auch rennen von st.gallen<br />

die teufenerstrasse hoch bis vor <strong>den</strong> hirschen.<br />

oder sie spielen golf auf <strong>den</strong> Kuhfla<strong>den</strong>wiesen<br />

h<strong>in</strong>ter ihren elternhäusern.<br />

auf <strong>den</strong> matratzen sass auch schon mal der<br />

geme<strong>in</strong>depräsi<strong>den</strong>t von hei<strong>den</strong>; als die zweite<br />

Publikation «am schalter, an der Front» getauft<br />

wurde. er kugelte sich vor lachen und Freude<br />

über das heft. es nahm die geme<strong>in</strong>deangestellten<br />

unter die lupe. und die geme<strong>in</strong>deangestellten<br />

nahmen <strong>den</strong> viertel verlag ernst. nun<br />

also, nach e<strong>in</strong>em heft übers velofahren und<br />

saiten 07/08.11<br />

e<strong>in</strong>em über «schnee, Farben und zündholzschachteln»<br />

folgt die nummer fünf. <strong>in</strong>haltlich<br />

und gestalterisch macht sie e<strong>in</strong>en satz nach vorne.<br />

getauft wurde wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em häuschen,<br />

jetzt <strong>in</strong> oberegg. das gebäude wurde von Jean<br />

nouvel <strong>für</strong> die expo vor neun Jahren entworfen.<br />

nun weiss man nicht, was damit anfangen.<br />

viele andere expobauten s<strong>in</strong>d auf der alteisensammelstelle<br />

gelandet. aber Fabian harb,<br />

lukas Popp, Julian surber und valent<strong>in</strong> surber,<br />

die redaktion, wussten, was machen und haben<br />

diesmal ke<strong>in</strong>e broschüre produziert. «heimat<br />

und Wahns<strong>in</strong>n» ist e<strong>in</strong> zum a4 gefaltetes d<strong>in</strong><br />

a0­Format. die texte s<strong>in</strong>d ausgeklügelt gesetzt.<br />

beim lesen faltet man sich gegen <strong>den</strong> uhrzeigers<strong>in</strong>n<br />

vom kle<strong>in</strong>en zum grossen Format.<br />

vom Kle<strong>in</strong>en <strong>in</strong>s grosse führen auch die<br />

artikel. Praktisch nahtlos geht es von der Cdbesprechung<br />

im rhythmus e<strong>in</strong>es raps zum<br />

Kaffee mit steff signer, zum fast heimlichen<br />

schrebergartenbesuch, nach new york, zum<br />

Pastaessen bei mäddel Fuchs, zu zwei essays<br />

übers verhältnis vom menschen zur natur, zu<br />

e<strong>in</strong>er wahnwitzigen statistik, zum bauer sepp<br />

und zu e<strong>in</strong>em gespräch mit Fanni Fetzer über<br />

die rolle des dorfs <strong>in</strong> der Kunst. zum schluss<br />

des blattes wer<strong>den</strong> zeichenzahl und tempo mit<br />

zitaten zur heimat, e<strong>in</strong>em text vom syrischen<br />

Filmemacher mano Khalil und e<strong>in</strong>em lied von<br />

Kristian blak gedrosselt. dreht man das blatt<br />

um, wird es zum Plakat. der st.galler elias<br />

raschle hielt auf fünf Fotografien se<strong>in</strong>e heimat<br />

fest. der Wahns<strong>in</strong>n lauert h<strong>in</strong>ter der Fassade.<br />

dah<strong>in</strong> zielen auch die texte. <strong>in</strong> <strong>den</strong> beiträgen<br />

wird gescheit geplaudert, um ecken gedacht<br />

und h<strong>in</strong>ter <strong>den</strong> vorgefertigten heimatbegriff<br />

9<br />

gespienzelt. das grosse blatt vom kle<strong>in</strong>en verlag<br />

wird sich hoffentlich wild weiterentfalten und<br />

so unberechenbar bleiben wie der bläss vor dem<br />

bauernhof. die nächste ausgabe wird bereits<br />

angesteuert. dann wird es um «Wellness und<br />

Widerstand» gehen. hoffentlich gibt es das blatt<br />

bald im abo. Johannes stieger<br />

«heimat und wahns<strong>in</strong>n» kann <strong>in</strong> <strong>den</strong> st.galler<br />

buchhandlungen Comedia und zur rose gekauft,<br />

oder hier bestellt wer<strong>den</strong>: viertelverlag@gmail.com<br />

Jubiläum<br />

50 Jahre «regi»<br />

im mai hat das regionaljournal ostschweiz<br />

der srg se<strong>in</strong> fünfzigstes sendejahr feiern können.<br />

1949 hat mit dem thurgauer lehrer d<strong>in</strong>o<br />

larese e<strong>in</strong> verquerer Kulturmensch im studio<br />

zürich mit berichten aus der ostschweiz erste<br />

radiophone marken dieses landesteils gesetzt.<br />

<strong>den</strong> stoff suchte er sich jeweils bei Kaffeehockern<br />

und schnorrern im alten plüschroten seeger<br />

zusammen. 1962 hätte der 2001 verstorbene<br />

gründer der akademie amriswil, der mit thomas<br />

mann, mart<strong>in</strong> heidegger und Carl orff<br />

bekannt war, vollamtlicher Programmstellenleiter<br />

beim 1961 aus der taufe gehobenen regionalradio<br />

ostschweiz wer<strong>den</strong> sollen. er lehnte<br />

ab und wurde stattdessen e<strong>in</strong>er der wichtigsten<br />

Kulturschaffen<strong>den</strong> im bo<strong>den</strong>seeraum. Fredy<br />

Weber übernahm <strong>den</strong> Job und übte ihn bis 1990<br />

aus. zuerst sendete er aus se<strong>in</strong>em schlafzimmer,<br />

dann aus dem gebäude des verkehrsbüros<br />

am st.galler bahnhofplatz und schliesslich aus<br />

dem silberturm des grossackerzentrums, wo das<br />

«regi» noch heute se<strong>in</strong> logis hat.<br />

die Weber­Ära hat aus dem regionaljournal<br />

e<strong>in</strong> eigentliches hofberichterstattungs­radio<br />

gemacht mit viel Folklore und wenig Kritik.<br />

auch folgende radiomachende hatten es nicht<br />

geschafft, das «regi» von se<strong>in</strong>em radio­abendruh­image<br />

zu befreien. noch heute ist die zuhörerschaft<br />

mehrheitlich nahe dem Pensionsalter.<br />

Woran mag das liegen? ist <strong>in</strong> der ostschweiz<br />

<strong>den</strong>n wirklich nichts los? oder fehlt e<strong>in</strong>fach der<br />

mut, mal stricke zu zerreissen?<br />

man wird nicht schlüssig, schon gar nicht ob<br />

der aussage von regionalstudioleiter thomas<br />

We<strong>in</strong>gart, der vom «st.galler tagblatt» im mai<br />

dieses Jahres zitiert wurde: «es ist nicht e<strong>in</strong>fach,<br />

ostschweizer themen <strong>in</strong> <strong>den</strong> nationalen sendegefässen<br />

unterzubr<strong>in</strong>gen.»<br />

«Jo, <strong>den</strong>n halt», mag man da nur <strong>in</strong> schöner<br />

«regi»­mundart sagen. «aber grad ome<br />

söscht» waren die fünfzig verflossenen «regi»ostschweiz­Jahre<br />

<strong>den</strong>n auch wieder nicht. die<br />

humor­abteilung bei radio und Fernsehen<br />

wäre trister. Kurt Felix («verstehen sie spass»)<br />

und beat antenen («edelweiss») haben schliesslich<br />

ihre Karrieren beim radio <strong>in</strong> der ostschweiz<br />

begonnen. Harry Rosenbaum

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