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DER MENSCHENFEIND - Theater und Komödie am Kurfürstendamm

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Aufgabe als verzweifelter Moralist ist noch lange nicht erfüllt. Das<br />

Feld seiner möglichen Angriffspunkte hat sich heute eher erweitert.<br />

Hans Magnus Enzensberger hat seine Übersetzung in einer<br />

Partygesellschaft angesiedelt <strong>und</strong> behauptet so, d<strong>am</strong>als wie heute<br />

wurde geklüngelt, bestochen <strong>und</strong> gelästert <strong>und</strong> es ist offensichtlich,<br />

dass Intrige, erkauftes Recht <strong>und</strong> Heuchelei im Machtgefüge der<br />

Einflussreichen eine entscheidende Rolle spielen. Waren bei Molière<br />

die Protagonisten in diesem Spiel noch Adlige <strong>und</strong> Höflinge, könnten<br />

es heute Politiker <strong>und</strong> Vertreter von Großkonzernen oder Lobbyisten<br />

sein. Das Stück ist eine Komödie über Moral <strong>und</strong> Machtlosigkeit,<br />

Liebe <strong>und</strong> Verrat.<br />

„Der Menschenfeind“ will <strong>am</strong>üsieren, aber auch kritisieren.<br />

Darum gehts<br />

Alceste (Thomas Schendel) widern die gesellschaftlichen Spielchen<br />

<strong>und</strong> Machenschaften an, erhebt er doch für sich selbst den<br />

Anspruch, wahrhaftig zu sein. Lieber würde er einen anstehenden<br />

Prozess verlieren, als Kompromisse einzugehen oder den Richter zu<br />

beeinflussen. Auch im Urteil über seine Mitmenschen kennt er kein<br />

Pardon:<br />

„Kein Mensch, der etwas auf sich hält,<br />

legt Wert auf diese öde Plastik-Welt,<br />

wo man sich als die Creme der Creme betrachtet,<br />

<strong>und</strong> wo im Gr<strong>und</strong>e keiner keinen achtet.<br />

Es gibt für ihn nur eine Ausnahme: Seine Fre<strong>und</strong>in Célimène (Adisat<br />

Semenitsch), die Gastgeberin der Party, die dafür eine Fabriketage in<br />

Berlin-Mitte oder Kreuzberg gemietet hat. Er liebt sie abgöttisch,<br />

obwohl sie das Intrigenspiel genussvoll zelebriert. Wütend muss er<br />

mit ansehen, wie sie sich von den Opportunisten Acaste (Hans-<br />

Jürgen Schatz) <strong>und</strong> Clitandre (Henry Nandzik) den Hof machen lässt<br />

<strong>und</strong> sich für keinen Flirt zu schade ist. Seine wiederholten Versuche,<br />

ihr zu drohen oder sich von ihr zu trennen, sind zum Scheitern<br />

verurteilt. Zu allem Überfluss legt sich Alceste auch noch mit dem<br />

einflussreichen Oronte (Wilfried Hochholdinger) <strong>und</strong> der intriganten<br />

Arsinoé (Manon Straché) an. Das bringt ihm viel Ärger sowie eine<br />

Anzeige ein <strong>und</strong> <strong>am</strong> Ende des Abends steht er vor einem<br />

Scherbenhaufen.

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