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Heft 8 komplett - Positive und Transkulturelle Psychotherapie

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- 15 -<br />

Depressionen unter dem transkulturellen Gesichtspunkt<br />

Nach meinen Erfahrungen entwickeln Mitteleuropäer <strong>und</strong> Nordamerikaner<br />

eher depressive Verstimmungen, weil ihnen Kontakt fehlt,<br />

sie isoliert sind <strong>und</strong> sie unter dem Mangel an emotionaler Wärme<br />

leiden.<br />

Im Orient entwickeln sich Depressionen eher, weil sich die Menschen<br />

durch die Enge ihrer sozialen Verpflichtungen <strong>und</strong> Verflechtungen<br />

überfordert fühlen <strong>und</strong> denen sie nicht ausweichen können.<br />

Das große Erscheinungsbild der Depression scheint sich über nahezu alle<br />

Kulturkreise hinweg als eine menschliche Ausdrucksfähigkeit zu<br />

entsprechen. Allerdings unterscheiden sich die Inhalte der<br />

Depressionen oft in vieler Hinsicht voneinander. Im europäischen<br />

Kulturbereich stehen Ängste im Vordergr<strong>und</strong>, die sich auf das äußere<br />

Aussehen, Schönheit, sexuelle Potenz, aber auch soziale Isolation,<br />

Ordnung, Sauberkeit <strong>und</strong> in besonderem Maße Sparsamkeit beziehen. "Die<br />

Schulden, die ich für unseren Hausbau auf mich genommen habe, lasten<br />

auf mir, daß ich manchmal meine, keine Luft mehr zu bekommen. Wenn<br />

ich an die Zukunft denke, wird mir Angst. Innerlich habe ich oft<br />

genug aufgegeben, mit dem Gefühl, daß doch alles keinen Zweck hat."<br />

In anderen Kulturbereichen, wie dem Orient, steht die Angst um die<br />

Fruchtbarkeit, das soziale Ansehen <strong>und</strong> das Verhältnis zur Zukunft<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Analog der Beobachtung, daß im europäischen Raum das<br />

Verhältnis zum Ich <strong>und</strong> Du <strong>und</strong> im Orient das Verhältnis zum Wir betont<br />

wird, erhält der soziale Kontakt als Konfliktauslöser eine eigene<br />

Bedeutung.<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Dr. med. N. Peseschkian<br />

Arzt für Neurologie <strong>und</strong> Psychiatrie/<strong>Psychotherapie</strong> An<br />

den Quellen 1<br />

6200 Wiesbaden

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