Heft 8 komplett - Positive und Transkulturelle Psychotherapie
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verweigerung der Kinder, Verhaltensstörungen,<br />
Scheidungsfolgen, Partnerschaftsprobleme, Alkoholmißbrauch,<br />
Überforderungssituationen durch Krankheit, Tod eines lieben<br />
Menschen, finanzielle Sorgen, psychosomatische Beschwerden etc.<br />
Dies ist nur ein Ausschnitt aus dem Spektrum dessen, warum ein<br />
Mensch um Aufnahme als Patient bittet. Oft ist die Notlage des<br />
Anrufers einfühlbar, was - besonders am Anfang meiner Tätigkeit zu<br />
einer Identifizierung mit ihm <strong>und</strong> seinen Sorgen geführt hat. Es<br />
blieb das Gefühl der Hilflosigkeit <strong>und</strong> die Frage:"Was macht er<br />
jetzt? Findet er die Hilfe, die er braucht?" Durch den Anruf war<br />
eine Situation der Verb<strong>und</strong>enheit entstanden, die es zu lösen galt.<br />
Mir wurde bewußt, daß bei mir die Bereitschaft zur Hilfeleistung<br />
ausgeprägt vorhanden ist <strong>und</strong> mir das "Nein-sagen" schwer fällt. Es<br />
entwickelten sich Gefühle des Unmutes <strong>und</strong> gleichzeitig eine<br />
zunehmend größere Abneigung vor der Aufgabe, einem Anrufer<br />
absagen zu müssen. Hinzu kam anfänglich die zweifellos vorhandene<br />
Unsicherheit "Was sage ich <strong>und</strong> wie sage ich es", denn ich spürte<br />
wohl die zweifache Verantwortung, die mir übertragen war: dem<br />
Therapeuten <strong>und</strong> dem Anrufer gegenüber. Ein ausgeglichener <strong>und</strong><br />
reibungsloser Praxisablauf ist Voraussetzung für die Arbeit eines<br />
Therapeuten. Auf der anderen Seite war es von der Wirkung der<br />
Absage auf den Anrufer abhängig, ob er resignierte oder sich um<br />
einen anderen Therapeuten bemühte.<br />
Hilfreich war es dann, in einer entsprechenden Situation dem Anrufer<br />
kurz zu erklären, daß die Aufnahmekapazität in einer<br />
psychotherapeutischen Praxis gr<strong>und</strong>sätzlich so viel geringer ist,<br />
als der Anrufer es z. B. von seinem Hausarzt gewohnt ist oder<br />
sich vorstellt. Oft haben bereits wenige Worte die