Heft 8 komplett - Positive und Transkulturelle Psychotherapie

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Mit dieser Frage stellte die Patientin ein neues Konzept ih-rer
Krankheit auf, das die therapeutische Arbeit erleichterte.
Die sogenannten Kleinigkeiten (Mikrotraumen)
Nahezu jeder von uns kann am eigenen Leibe die Erfahrung ma-chen,
daß seine Stimmung vom Gefühl der Niedergeschlagenheit,
abgrundtiefer Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl der
Sinnlosigkeit geprägt ist. Meist findet sich für eine solche
Verstimmung ein Anlaß: Man traut sich selbst deshalb wenig zu, weil
man nicht die Leistungen erbringen konnte, die man selbst oder
andere von einem erwarteten. Man hat einen wichtigen Partner
verloren, sieht durch Mißerfolge seine Zu-kunft bedroht oder fühlt
sich isoliert und von dem sozialen und seinem bisher vertrauten
Umgang abgesondert. Da man seine Bedürfnisse von der Umgebung
abgezogen hat und sie nur in äußerst verdeckter Form äußert, ist
man "wunschlos unglück-lich".
Bei vielen Patienten hat es den Anschein, als habe sich die Depression
von ihrem Auslöser losgelöst oder als habe es nie einen solchen
Auslöser gegeben. Die Aussage, es gäbe deshalb auch keinen
entsprechenden äußeren Anlaß für diese Depression, gilt im strengen
Sinn nur, wenn man nur nach großen auslösen-den Ereignissen, wie dem
Tod eines Angehörigen fahndet. Als psychischer Hintergrund der
Erkrankung finden sich auch hier über Jahre hinweg erduldete
Kränkungen, die als Mikrotraumen die spätere Depression
vorbereiten. In Reaktionen darauf fin-den wir Aussagen wie: "Seit
Jahren rege ich mich schon darüber auf und leide darunter." "Ich
habe mich in der Zwischenzeit damit abgefunden." "Es ist immer
dasselbe." "Ich kann tun, was ich will, er ändert sich doch nicht."
"Es hat alles kei-nen Zweck mehr."