Heft 8 komplett - Positive und Transkulturelle Psychotherapie
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Was geschieht also, wenn die Phantasie, die rechte Hirnhälfte,<br />
angesprochen wird? "Die bildhaften Darstellungen der Geschichten<br />
lassen ihre Inhalte Ich-näher erscheinen <strong>und</strong> erleichtern die<br />
Identifikation mit ihnen. Der Hörer kann seine Bedürfnisse auf die<br />
Geschichte übertragen <strong>und</strong> ihre Aussagen in der Weise gliedern, die<br />
seinen eigenen momentanen physischen Strukturen entspricht. Diese<br />
Reaktionen können ihrerseits zum Gegenstand therapeutischer Arbeit<br />
werden. Indem er zu seiner Geschichte assoziiert, spricht der<br />
Patient über sich selbst, seine Konflikte <strong>und</strong> Wünsche."<br />
(Peseschkian, Der Kaufmann <strong>und</strong> der Papagei, S. 29)<br />
Auf diese Weise wird es dem Patienten möglich, trotz seiner Ängste,<br />
Zwänge, Depressionen oder körperlichen Störungen an einem be ßten<br />
Aufarbeitungsprozeß teilzunehmen, einen Standortwechsel<br />
vorzunehmen. Dabei bestimmt der Patient selbst, wie tief er sich<br />
mit der Phantasie "einlassen" möchte. Er kann sich stark auf<br />
die Inhalte einer Geschichte, einer Parabel oder eines Bildes<br />
konzentrieren, er kann sich aber auch gleich fragen, welchen Bezug<br />
die Geschichte, die Parabel oder das Bild zu seiner Situation hat.<br />
Über Phantasie zur Heilung<br />
An dem nun folgenden Fallbeispiel zeigt sich, wie hilfreich der<br />
Einsatz der Phantasie in einer scheinbar festgefahrenen Situation<br />
während der Therapie sein kann.<br />
Die 23-jährige Patientin klagte über Atemnot, Nieren- <strong>und</strong> Herzbeschwerden,<br />
machte sich Gedanken über Selbstmord <strong>und</strong> sah es als<br />
eine ungeheure Last an, daß sie ihr Eßverhalten nicht unter Kontrolle<br />
bekommen konnte. Es geschah immer wieder, daß sie Unmengen in sich<br />
hinein aß, um unmittelbar danach alles wieder zu erbrechen<br />
(Bulimarexie). Die Patientin schildert es selbst folgendermaßen:<br />
"Manchmal spüre ich, wie ich immer un-