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Dies Fehlende erkannte vor allem <strong>der</strong> Schweizer Arzt C.G.<br />
Jung. Für ihn ist <strong>der</strong> Traum die Selbstdarstellung <strong>der</strong> aktiven<br />
Lage des Unterbewußten in symbolhafter Form; und dieses<br />
Unbewußte ist ihm nicht mehr nur Rumpelkammer, die Kloake<br />
Freud’scher Schule, ihm ist es <strong>der</strong> Quellgrund, dem die Urbil<strong>der</strong><br />
entsteigen, die schöpferischen Kräfte eines großen „Innen“.<br />
Während Freud und Adler nur von einem persönlichen<br />
Unterbewußtsein sprachen, aus dessen Inhalt sich <strong>Träume</strong><br />
formen, prägte Jung bekanntlich den erweiternden Begriff vom<br />
„Kollektiven Unbewussten“, auf ein Substrat, auf eine<br />
Seelenschicht weisend, an <strong>der</strong> wir alle - über Rassen-, Kulturund<br />
Bewußtseinsunterschiede hinaus - gemeinsam Anteil haben.<br />
Es handelt sich, mit Jungs Worten, „rein psychologisch<br />
genommen - um gemeinsame Instinkte des Vorstellens und des<br />
Handelns“. Dieses kollektive Unbewußte, mit seinen in ihm<br />
ruhenden Urbil<strong>der</strong>n, den oft zitierten Archetypen, seinen<br />
Bewußtseinsinhalten an Menschheitserfahrung, den urtümlichen<br />
Instinkt <strong>der</strong> Volks- und Familienseele usw. gestattet Jung und<br />
seiner Schule schier unbegrenzte Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
Traumauswertung.<br />
Keineswegs jedoch leugnen sie die Verdrängungstheorie<br />
ihrer Vorläufer. Ja, sie gehen sogar darüber hinaus. Nicht nur<br />
Schlechtes, sagen sie, auch ungelebte Werte sinken hinab ins<br />
Unbewußte. Nicht zu vergessen ferner die Bedürfnisse religiöser<br />
Natur, wurzelnd im Urtrieb, vom mo<strong>der</strong>nen Menschen lei<strong>der</strong><br />
vielfach verdrängt.<br />
Obzwar Jung striktens sich verwahrte, sein System mit<br />
Metaphysik in Beziehung zu setzen, schlug er ungewollt doch<br />
die Brücke, die zwangsläufig dahin führt. Spricht nicht <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>ne Tiefenpsychologe Jungscher Prägung von einem<br />
„Urwissen <strong>der</strong> Welt“, das durch die Erfahrungen je<strong>der</strong> neu<br />
hinzukommenden Generation an Bereicherung erfährt?<br />
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