Umgang mit Schmerzmitteln - Mundipharma
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nach einem Schlaganfall oder nach einer Nervenverletzung gehören in diese Gruppe.<br />
Nervenschmerzen sind oft <strong>mit</strong> sehr belastenden Missempfindungen verbunden. Diese<br />
können als Ameisenlaufen, als schraubstockartig oder als pelzig beschrieben<br />
werden, manchmal tritt auch ein quälender Juckreiz auf. Typisch für Nervenschmerzen<br />
ist, dass sie bisweilen nur (oder zusätzlich) als Attacken auftreten, also als schmerzhafte,<br />
manchmal nur Sekunden andauernde »Blitze« wie bei der Trigeminusneuralgie.<br />
Eine weitere Besonderheit des Nervenschmerzes ist, dass neben den Dauer- und<br />
Attackenschmerzen, die ohne äußeren Anlass auftreten können, auch Berührungen<br />
oder leichte Temperaturänderungen Schmerzen auslösen können (Fachausdruck: Hyperalgesie<br />
oder Allodynie). Bereits die Berührung <strong>mit</strong> der Bettdecke oder ein leichter<br />
Kältehauch kann als schmerzhaft empfunden werden. Die genaue Störung kann<br />
heute sehr gut in speziellen Laboren er<strong>mit</strong>telt werden, in denen eine Quantitative<br />
Sensorische Testung (QST) durchgeführt wird (Liste der zertifizierten Labore:<br />
www.certkom.com/index.php?id=51).<br />
Sehr häufig sind auch Mischformen beider Schmerzarten: Wenn ein Patient beispielsweise<br />
Knieschmerzen aufgrund seiner chronischen Arthrose hat (Gelenkverschleiß; vgl.<br />
dazu Tabelle 1, S. 13 ff.), können sich nach einem Schlaganfall seine Beschwerden im<br />
Knie verstärken. Dieses liegt dann nicht an dem Fortschreiten der Arthrose des Kniegelenkes,<br />
sondern ist Folge einer zusätzlichen Schmerzverarbeitungsstörung im Gehirn<br />
nach dem Schlaganfall.<br />
2.5 Seelische Schmerzen<br />
Seelische Störungen, insbesondere die Schwermut (Depression), Angst und Panikerkrankungen,<br />
aber auch andere psychosomatische Störungen gehen überdurchschnittlich<br />
häufig <strong>mit</strong> Schmerzen einher. In manchen Fällen ist deren Ursache teilweise zugleich<br />
auch körperlich erklärbar, aber erst die psychische Verfassung des Patienten erklärt die<br />
Schwere der Beschwerden und vor allen Dingen auch das Ausmaß der da<strong>mit</strong> entstehenden<br />
Persönlichkeits- und Verhaltensveränderung. Hier spricht man von einer psychischen<br />
Folgeerkrankung des Schmerzes.<br />
Es gibt jedoch auch andere, vermutlich überwiegend nur seelisch begründbare Schmerzzustände:<br />
Diese nennt der Arzt oder Psychologe »schmerzhafte Somatisierungsstörungen«.<br />
Sie sind für den Patienten selbst außerordentlich qualvoll. Sie haben nichts <strong>mit</strong><br />
Simulation oder Einbildung zu tun. Typischerweise sind diese Beschwerden <strong>mit</strong> einem<br />
Wechsel der Schmerzorte verbunden, d. h. die Betroffenen klagen abwechselnd über<br />
Muskelschmerzen am Bein oder am Arm und manchmal wandern die Schmerzen auch<br />
durch den Körper. In vielen Fällen haben die Patienten sowohl körperliche wie seelisch<br />
begründbare Schmerzen.<br />
9<br />
Umgekehrt gilt aber auch,<br />
dass die Art der psychischen<br />
Störungen genauso sorg-<br />
fältig diagnostiziert werden<br />
muss wie eine körperliche<br />
Er krankung. Die Diagnose<br />
einer psychischen Störung<br />
sollte nicht nur deshalb gestellt<br />
werden, weil ein Arzt keine<br />
körperliche Ursache findet.