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Der K(r) - Highländer Albmagazin

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<strong>Highländer</strong> 14<br />

heckenscheisser<br />

Weihnachten<br />

Weihnachten naht und die<br />

Weihnachtsmärkte sprießen. Die<br />

H.´s haben diesen Tag heute<br />

genutzt, um sich mal wieder auf<br />

der Alb umzusehen. Dort gibt es<br />

jedes Jahr noch mehr Weihnachtsmärkte.<br />

Die H.´s sind<br />

inzwischen schon auf dem dritten<br />

an diesem Tag! Die werden<br />

zwar immer kleiner und das<br />

Angebot beschränkt sich zusehends<br />

auf Speisen und Getränke,<br />

aber mehr wollen die H.´s<br />

auch gar nicht. Außerdem kommen<br />

die H.s auch hierher, um<br />

den Einheimischen zuzusehen -<br />

und vielleicht ein Schnäppchen<br />

zu machen.<br />

Leider zeigt sich das Wetter nicht<br />

von der besten Seite. Statt winterlichem<br />

Schneevergnügen ist<br />

es trüb, laukalt und regnerisch.<br />

Herr H. hat deshalb seinen großen<br />

Regenschirm über sich und<br />

seine Frau ausgebreitet. Nur<br />

Dackel Waldi stört sich nicht am<br />

feuchten Nass. Er wackelt lustig<br />

durch die Pfützen und die Beine<br />

der Marktbesucher.<br />

Bereits am ersten Stand kollidiert<br />

Herr H. mit etwas Unsichtbarem.<br />

Das Unsichtbare erlaubt sich,<br />

den ausladenden Regenschirm<br />

der H.´s hochzuheben und sich<br />

zu zeigen. Es ist ein Älbler und<br />

der protestiert (aus dem<br />

Schwäbsichen übersetzt): "Sie,<br />

können Sie den Schirm bitte einklappen?<br />

Sie stehen doch<br />

unterm Dach und mit dem Ding<br />

stechen Sie noch jemandem die<br />

Augen aus!". "Bei dem Wetter,<br />

brauchen wir einen Schirm!",<br />

bäfft Frau H. gereizt zum Älbler,<br />

gleichzeitig nach Zustimmung zu<br />

ihrem Mann schauend. Dem<br />

bleibt in diesem Fall nichts anderes<br />

übrig, als zu nicken.<br />

Wenige Schritte weiter verlautet<br />

ein lautes "Aua" hinter den H.´s.<br />

"Sie haben mir Ihren Schirm auf<br />

den Kopf gehauen!", klagt eine<br />

Frau, offensichtlich auch eine<br />

Einheimische: "Es regnet doch<br />

gar nicht mehr!" - "Aber es könnte!",<br />

kommt es barsch von Frau<br />

H. zurück. Ihrem Mann bleibt<br />

wieder keine Zeit, sich in irgendeiner<br />

Weise zu äußern. Er wird<br />

von seiner Frau mitgezogen.<br />

In ihrer resoluten Art dirigiert Frau<br />

H. Mann, Schirm und Dackel<br />

Waldi zu einem Stand, der<br />

Glaswaren, Christbaumschmuck<br />

und Töpfereien anbietet. Letzteres<br />

hat auch sie schon hobbymäßig<br />

betreiben. Deshalb ist ihr<br />

Interesse an derlei Kunst sehr<br />

groß. Kaum sind die H.´s an<br />

dem kleinen Stand angelangt,<br />

weichen die anderen Kunden zur<br />

Seite. <strong>Der</strong> große Regenschirm<br />

der H.´s lässt keinen Platz für<br />

andere. Die Verkäuferin hinter<br />

dem Tresen hat selbst schon mit<br />

H.´s Schirm Bekanntschaft gemacht.<br />

Den hatte sie nämlich<br />

just vorher auf ihrem Kopf zu<br />

spüren bekommen. "Können Sie<br />

dieses Schirmmonster bitte<br />

zumachen?!", fragt die Älblerin<br />

erneut, "es kann ja niemand<br />

mehr an meinen Stand." - "Sind<br />

wir niemand?", erwidert Frau H.<br />

barsch, "Sie werden ja wohl noch<br />

mit uns zufrieden sein! Hier ist ja<br />

sowieso nichts los." "Ein bisschen<br />

Rücksicht könnten Sie<br />

schon nehmen!", tönt es von hinten.<br />

Es ist eine der abgedrängten<br />

Damen, die eben noch ganz<br />

vorne gestanden hatte: "Sie<br />

sehen mit Ihrem ausgeklappten<br />

Totschläger ja nicht einmal, was<br />

Sie alles über den Haufen rennen."<br />

Diese Beleidigung an seinem<br />

teuren Designerschirm will sich<br />

Herr H. nicht gefallen lassen.<br />

Immerhin hat er den damals von<br />

seiner Frau zum 20.sten<br />

Dienstjubiläum geschenkt<br />

bekommen: "Also hier hat es<br />

doch Platz genug für alle. Haben<br />

Sie vielleicht was gegen<br />

Zugereiste?" "Komm wir gehen!",<br />

sagt Frau H. bestimmend, "das<br />

Zeug an diesem Stand ist sowieso<br />

hässlich!"<br />

Die Verkäuferin will gerade nach<br />

Luft schnappen, da hakt eine der<br />

abstehenden Spitzen von Herrn<br />

H.´s Schirm in das Christbaumschmuck-<br />

Regal des Marktstandes<br />

ein. Als Herr H. mit einem<br />

kräftigen Zug versucht, seinen<br />

Schirm zu befreien, reißt er das<br />

ganze Regal um und begräbt<br />

seine Frau unter der weihnachtlichen<br />

Pracht. In Windeseile bildet<br />

sich eine Schar von Schaulustigen.<br />

Herr H.s Schirm ist halb zerrissen<br />

und sieht ziemlich zerfleddert<br />

aus. Aber das ist nichts<br />

gegen Frau H.! Als sie sich unter<br />

dem Regal hervorschält, ist sie<br />

über und über mit Weihnachtsschmuck<br />

behängt. "Schau mal<br />

Omi!", ruft ein kleiner Junge, "da<br />

drüben geht ein Christbaum spazieren!"<br />

Gelächter erfüllt den<br />

Platz. Herr H. läuft hochrot an.<br />

Seine Frau hat das Ausmaß der<br />

Katastrophe noch gar nicht erkannt.<br />

Da kommt die Verkäuferin und<br />

fordert die Bezahlung des<br />

Schadens. "Wo denken Sie denn<br />

hin?" schreit Frau H.," Was können<br />

wir dafür, wenn Ihre Regale<br />

umfallen? Diese grauenhaften<br />

Kugeln werden wir nicht bezahlen,<br />

die können Sie behalten!"<br />

Beim Versuch, die Kugeln aus<br />

ihrem Haar zu entfernen, muss<br />

Frau H. allerdings kapitulieren.<br />

Zu sehr haben sich Draht,<br />

Lametta und Kugeln in der<br />

Haarpracht verfangen. Ohne<br />

Schere gibt es keine Befreiung.<br />

Als die Verkäuferin das Dilemma<br />

erkennt, antwortet sie schlagkräftig<br />

mit einem breiten Grinsen:<br />

"Na gut einverstanden. Sie müssen<br />

nur das bezahlen, was Sie<br />

auch mitnehmen!"<br />

Herr H. versucht, seiner Frau<br />

behilflich zu sein. Unter den<br />

Blicken der umstehenden Älbler<br />

erreicht er mit seinen Befreiungsversuchen<br />

aber nur schmerzhafte<br />

Schreie seiner Frau: "Aua.<br />

Willst Du mir die Haare vom Kopf<br />

reissen!?". Als Frau H. den<br />

Volksauflauf ihretwegen erkennt,<br />

möchte sie am liebsten im<br />

Erdboden versinken. Plötzlich<br />

hat sie es ganz eilig: "Komm wir<br />

gehen!", herrscht sie ihren Mann<br />

an. <strong>Der</strong> zieht inzwischen seinen<br />

Geldbeutel aus der Tasche und<br />

muss wohl oder übel die Rechnung<br />

begleichen. "Ihre Frau hat<br />

eine gute Wahl getroffen," lächelt<br />

die Verkäuferin, "sie hat die teuersten<br />

Kugeln ausgewählt!".<br />

Zähneknirschend begleicht Herr<br />

H. die Rechnung. Dann verlassen<br />

die gebeutelten H.´s den Ort<br />

der Schmach schnell in Richtung<br />

zu ihrem Auto. Frau H. fällt dabei<br />

so auf, dass sie von allen Blicken<br />

verfolgt wird. Wann sieht man<br />

denn schon mal einen menschlichen<br />

Weihnachtsbaum spazieren<br />

laufen?<br />

Kurz vor dem Wagen kommt den<br />

beiden ein Herr nachgerannt:<br />

"Sie haben ihren Schirm vergessen!",<br />

ruft er ihnen zu und überreicht<br />

Herrn H. die kümmerlichen<br />

Überreste des Schmuckstückes.<br />

Es ist der Mann, den Frau H. vorher<br />

so misslich angeschnauzt<br />

hatte. Er schaut sie mit abschätzendem<br />

Blick von Kopf bis Fuß<br />

an und sagt: "Wissen Sie was?!<br />

Das steht Ihnen viel besser als<br />

so ein Schirm! Kommen Sie gut<br />

heim!" Damit wendet er sich ab<br />

und geht lachend davon.<br />

Die H.´s fahren danach schweigend<br />

heim. Nichts war es mit<br />

günstigen Weihnachtsschnäppchen<br />

und schönem Adventsmarkt.<br />

Im Gegenteil. <strong>Der</strong> Tag ist<br />

den H.´s teuer zu stehen bekommen.<br />

Doch ein ganz anderes<br />

Problem tut sich nun vor<br />

Ihnen auf. Wie sollen Sie nur mit<br />

diesem Schmuck auf und an<br />

Frau H. unerkannt von den<br />

Nachbarn in ihr Häuslein in der<br />

Landeshauptstadt kommen?

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