KONGRESSJOURNAL 2014 public
Das Fachmagazin wurde beim Kongress für Allgemeinmedizin publiziert. Die Inhalte setzen sich aus Live-Berichten, Vorträgen und Interviews mit Referenten zusammen. Die Fachinserate werden hier nicht angezeigt, da diese nicht für die Öffentlichkeit erlaubt sind. Graz/29. November 2014
Das Fachmagazin wurde beim Kongress für Allgemeinmedizin publiziert. Die Inhalte setzen sich aus Live-Berichten, Vorträgen und Interviews mit Referenten zusammen. Die Fachinserate werden hier nicht angezeigt, da diese nicht für die Öffentlichkeit erlaubt sind. Graz/29. November 2014
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KONGRESS<br />
JOURNAL<br />
Adipositas bei Jugendlichen in Österreich<br />
Kampf dem Obelix-Syndrom<br />
Übergewicht und Adipositas<br />
bei Kindern und Jugendlichen<br />
werden verursacht durch das<br />
Zusammenspielen von Erbanlagen<br />
und der Umwelt. OA<br />
Dr. Daniel Weghuber, Salzburg:<br />
„Die Erbanlagen unserer Gesellschaft<br />
haben sich in den letzten<br />
Jahrzehnten nicht geändert,<br />
sehr wohl aber die Bedingungen,<br />
unter denen wir leben.“ Auf<br />
Lebensstil, Lebensumstände<br />
und die Umwelt muss daher<br />
vermehrt geachtet werden – vor<br />
allem bei der Prävention und<br />
der Therapie von kindlicher oder<br />
jugendlicher Adipositas.<br />
Übergewicht und Adipositas treten<br />
in Österreich bei immer mehr Kindern<br />
und Jugendlichen auf – Tendenz<br />
weiter steigend. Für eine erfolgreiche<br />
Therapie ist aber nicht nur der Blick<br />
auf die Waage entscheidend, sondern<br />
eine interdisziplinäre Betreuung im<br />
Team. Diagnostik und Therapie müssen<br />
auf andere medizinische Disziplinen<br />
ausgeweitet werden. Bauch- und<br />
Halsumfang, Haut, Bewegungsapparat<br />
und Atmung sind ebenso wichtige<br />
Parameter, die in Diagnostik und<br />
Therapie einbezogen werden müssen.<br />
Zudem führt nur eine interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit im Team<br />
zum Erfolg. Der Arzt ist dabei am<br />
wenigsten gefragt. Wichtiger sind Experten<br />
aus den Bereichen Ernährung,<br />
Bewegung und Psychologie. „Darüber<br />
hinaus ist wichtig, dass dieses<br />
Team die Betroffenen nachhaltig und<br />
über einen langen Zeitraum betreut“,<br />
so Daniel Weghuber.<br />
Das ist natürlich viel Aufwand, aber<br />
internationale Studien zeigten deutlich,<br />
dass andere Maßnahmen keinen<br />
OA Dr. Daniel Weghuber: „Als Experten<br />
und als Gesellschaft müssen wir<br />
Methoden entwickeln, die alle Betroffenen<br />
bestmöglich erreichen.“<br />
dauerhaften Erfolg bringen. Ein Großteil<br />
der Angebote führt bei den Übergewichtigen<br />
nicht zum Ziel – eben der<br />
Gewichtsabnahme. Diese ist heute<br />
auch nicht mehr das primäre und alleinige<br />
Bestreben, es geht vor allem<br />
darum, Bewusstsein und Verständnis<br />
zu erzeugen und in die Therapie, neben<br />
medizinischen Werten, verstärkt<br />
psychologische Aspekte und natürlich<br />
Bewegung einzubeziehen.<br />
Daniel Weghuber: „Wichtig sind<br />
auch sportmedizinische Variablen.<br />
Tests können zeigen, ob jemand<br />
körperlich fit oder unfit ist – und das<br />
ist entscheidender als das Gewicht,<br />
Foto: privat<br />
das die Waage anzeigt.“ Ein weiteres<br />
Problem ist die soziale Ungerechtigkeit.<br />
Da ausgeklügelte und wirksame<br />
Programme viel Zeit und Geld<br />
benötigen, werden die Teilnehmer<br />
ganz gezielt ausgewählt – ob sie<br />
erfolgreich sein werden oder nicht.<br />
Daniel Weghuber: „Das bedingt die<br />
Tatsache, dass viele junge Menschen,<br />
die eine Therapie benötigen,<br />
diese nicht erhalten. Als Experten<br />
und als Gesellschaft müssen wir<br />
daher Methoden entwickeln, die alle<br />
Betroffenen bestmöglich erreichen.“<br />
Umweltfaktoren, Ernährung und<br />
Bewegung spielen auch eine große<br />
Rolle in der Prävention von Adipositas.<br />
„Der Stein der Weisen wurde<br />
dafür noch nicht gefunden“, so der<br />
Salzburger Experte. Aber es gibt eindeutige<br />
Hinweise, dass Prävention<br />
möglichst früh passieren sollte – am<br />
besten schon während der Schwangerschaft<br />
oder im Baby-Alter.<br />
Prävention ist aber nicht nur Thema<br />
jedes Einzelnen, es hat immer auch<br />
eine gesellschaftliche Dimension.<br />
Diese reicht von politischen Maßnahmen<br />
– wie der Kennzeichnung<br />
und Besteuerung von Nahrungsmitteln<br />
– bis hin zur Forderung nach täglichem<br />
Turnunterricht in der Schule.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.gewichtig.at<br />
22 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz <strong>2014</strong>