1-2014
HF-Praxis 1-2014
HF-Praxis 1-2014
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Aus Forschung und Technik<br />
Bild 5: Eine ferromagnetische Nickelbeschichtung verhindert<br />
Proximity-Verluste<br />
Versuchsaufbau, also beispielsweise<br />
in den Gehäusen der Messgeräte.<br />
Deshalb wurde der Prüfling<br />
durch ein Messingrohr abgeschirmt,<br />
das am Ende leitend mit<br />
diesem verbunden als Rückleiter<br />
dient. Der frequenzabhängige<br />
Widerstand des Rohres kann<br />
rechnerisch subtrahiert werden.<br />
Anders als Skin-Verluste können<br />
Proximity-Verluste nicht<br />
direkt gemessen werden. Der<br />
untere Teil (b) in Bild 4 zeigt<br />
den Messaufbau zur Bestimmung<br />
der Proximity-Verluste<br />
in Drähten oder Litzen. Eine<br />
Erregerwicklung erzeugt ein<br />
Magnetfeld im Luftspalt einer<br />
Kombination von vier parallel<br />
geschalteten Ferritkernen. Eine<br />
Referenzmessung ohne Prüfling<br />
bestimmt den Verlustwiderstand<br />
der Messanordnung. Anschließend<br />
werden mehrere Längen<br />
des Prüflings in den Luftspalt<br />
gebracht und der Verlustwiderstand<br />
erneut gemessen. Aus der<br />
Differenz der so gemessenen<br />
Verlustwiderstände können die<br />
Forscher auf den Proximity-Faktor<br />
zurückschließen.<br />
Der Messaufbau führt unter<br />
Berücksichtigung einiger prinzipbedingter<br />
Messfehler zu verlässlichen<br />
Ergebnissen im Frequenzbereich<br />
zwischen 3 kHz<br />
und etwa 8 MHz. Unterhalb<br />
dieses Frequenzbereichs werden<br />
die Proximity-Verluste zu gering,<br />
verglichen mit den Gleichstromverlusten<br />
der Erregerwicklung,<br />
oberhalb von 8 MHz werden<br />
die Kernverluste zu dominant.<br />
Nickelbeschichtung<br />
von Litzen<br />
Da der Proximity-Effekt von der<br />
magnetischen Feldstärke in den<br />
einzelnen Litzeadern abhängt,<br />
könnte eine Abschirmung der<br />
Adern durch eine ferromagnetische<br />
Nickelbeschichtung diese<br />
Verluste vermindern. Eine solche<br />
Beschichtung ist technisch<br />
möglich und wird von einem<br />
Hersteller in Japan gefertigt. Der<br />
Effekt einer Beschichtung wurde<br />
sowohl theoretisch als auch bei<br />
Messungen an Labormustern<br />
von Spulen (siehe Bild 5) untersucht.<br />
Die Forscher konnten eine<br />
Verringerung der Wicklungsverluste<br />
um bis zu einem Drittel<br />
im relevanten Frequenzbereich<br />
nachweisen. Als weiteren Schritt<br />
planen sie, Spulen und Trafos<br />
für höhere Leistungen aus diesen<br />
Litzen zu fertigen, um die<br />
technische Umsetzbarkeit festzustellen.<br />
Optimiertes Design von<br />
Spulen und Schaltnetzteilen<br />
Die an dem Forschungsprojekt<br />
beteiligten Hersteller bedienen<br />
einen weltweiten Kundenkreis.<br />
Die Forschungsarbeiten erlauben<br />
es, spezifischer auf die konkreten<br />
Anforderungen der Auftraggeber<br />
einzugehen. Der ökologische<br />
und volkswirtschaftliche Nutzen,<br />
der mit dem optimierten<br />
Design von Spulen erreicht<br />
werden kann, ist schwer abzuschätzen,<br />
da viele Annahmen<br />
und Unwägbarkeiten einfließen.<br />
Die Forscher äußern sich entsprechend<br />
vorsichtig. Dennoch<br />
geben sie auf Basis statistischer<br />
Daten einige Anhaltspunkte und<br />
kommen zu dem Schluss, dass<br />
allein in Deutschland mehr als<br />
50 Gigawattstunden jährlich eingespart<br />
werden könnten.<br />
Die Menge macht‘s<br />
So finden sich beispielsweise in<br />
nahezu jedem deutschen Haushalt<br />
Fernsehgeräte, Stereoanlagen<br />
oder Computer. Sie verbrauchen<br />
etwa 20% des Haushaltsstroms.<br />
Geht man davon aus,<br />
dass pro Jahr etwa ein Fünftel<br />
der Geräte ausgetauscht wird,<br />
führt ein um einen Prozentpunkt<br />
geringerer Verlust in den<br />
Spulen und Transformatoren zu<br />
einer maximal möglichen Einsparung<br />
von mehr als 30 Gigawattstunden<br />
im ersten Jahr. Dies<br />
entspricht dem Verbrauch von<br />
rund 6.600 Haushalten.<br />
Industrieantriebe verbrauchen<br />
35% der in Deutschland verfügbaren<br />
elektrischen Leistung,<br />
also etwa 180 Terawattstunden.<br />
Umrichter mit Stromzwischenkreis<br />
sind besonders gut für<br />
elektrische Maschinen geeignet,<br />
bei denen Bremsenergie vom<br />
Motor ins Stromnetz zurückgespeist<br />
werden soll. Bessere Spulen<br />
mit höherem Wirkungsgrad<br />
können solche Umrichter attraktiver<br />
machen. Auch wenn die<br />
Einsparungen durch optimierte<br />
Spulen wegen der bereits realisierten<br />
hohen Wirkungsgrade<br />
in diesem Bereich prozentual<br />
geringer ausfallen, ist wegen<br />
der großen Energiemenge mit<br />
erheblichen absoluten Einsparungen<br />
zu rechnen.<br />
Rund 8,6 Terawattstunden<br />
speisten im Jahr 2008 Solaranlagen<br />
ins öffentliche Netz ein.<br />
Die Wirkungsgrade der dazugehörigen<br />
Wechselrichter liegen<br />
je nach Betriebspunkt zwischen<br />
93% und 95%. Bei einer Reduzierung<br />
der Spulen- und Transformatorverluste<br />
um 25% und<br />
einer jährlichen Neuausrüstung<br />
von 20% des aktuellen Bestands<br />
errechnen sich für das erste Jahr<br />
bereits 8,6 Gigawattstunden eingesparter<br />
Energie. ◄<br />
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