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4 SOZIALES<br />
„Wir verstehen uns als Partner der Wirtschaft“<br />
Interview mit Helmut Weber, Leiter der Wolfsteiner Werkstätten in Freyung<br />
11<br />
Anzeige<br />
Herr Weber, bei den Wolfsteiner<br />
Werkstätten mit<br />
ihren Bereichen Produktion,<br />
Werkstattladen, Textilreinigung<br />
und Witikohof<br />
arbeiten gegenwärtig rund<br />
380 Menschen mit Handicap.<br />
Hätte man zum Start<br />
im Jahr 1975 je für möglich<br />
gehalten, dass aus der Idee,<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Arbeit zu geben, ein so großer<br />
Dienstleister wird?<br />
Helmut Weber: Im Jahr 1975<br />
starteten die Wolfsteiner Werkstätten<br />
mit insgesamt 80 Plätzen,<br />
wovon zu Beginn lediglich<br />
33 belegt waren. Damals ging<br />
man davon aus, dass pro tausend<br />
Einwohner ein Arbeitsplatz<br />
für behinderte Menschen<br />
ausreichend wäre. Aus<br />
dieser Sicht hätte 1975 wohl<br />
niemand gedacht, dass sich<br />
die Werkstätten in dieser Weise<br />
entwickeln würden.<br />
Sie beliefern mit ihren Produkten<br />
sogar Global Player<br />
wie BMW. Das bedeutet,<br />
dass bei Ihnen die Beschäftigten<br />
„echte“ Arbeit abliefern...<br />
Helmut Weber: Wir verstehen<br />
uns als Partner der Wirtschaft<br />
und überzeugen seit Jahren<br />
unsere Kunden mit Qualität<br />
und Leistungsfähigkeit.<br />
Wie kommen die Wolfsteiner<br />
Werkstätten eigentlich<br />
zu so großen Aufträgen?<br />
Helmut Weber: Mit Unterstützung<br />
des damaligen<br />
Landrates Schumertl konnte<br />
der Kontakt zu BMW geknüpft<br />
Der Durchschnittsmonatslohn in Deutschland liegt bei 180 Euro. In<br />
den Wolfsteiner Werkstätten wird ein Vielfaches davon bezahlt.<br />
Fotos: Wolfsteiner Werkstätten<br />
Investition in die Zukunft: Der Neubau der Wolfsteiner Werkstätten in Freyung.<br />
und hergestellt werden und<br />
wir konnten vor kurzem die<br />
30-jährige Zusammenarbeit<br />
mit BMW feiern. Außerdem<br />
kommen viele Kunden auf<br />
uns zu und auch wir sind in<br />
der Akquise tätig.<br />
Mit Ihren vielen Beschäftigten<br />
sind Sie ja wohl auch<br />
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor<br />
in der Region. Wie<br />
eng ist Ihre Verbindung zur<br />
heimischen Wirtschaft?<br />
Helmut Weber: Sehr eng –<br />
wir sind Dienstleister für viele<br />
regionale Betriebe.<br />
Behindertenwerkstätten<br />
sollen Menschen mit<br />
Behinderung den Weg ins<br />
Berufsleben ebnen, beziehungsweise<br />
eine berufliche<br />
Integration ermöglichen.<br />
Viele behinderte Menschen<br />
finden durch ihre Berufspraxis<br />
in einer Behindertenwerkstatt<br />
einen Job auf dem<br />
ersten Arbeitsmarkt, also<br />
außerhalb einer speziellen<br />
Behinderteneinrichtung.<br />
Gibt es da bei den Wolfsteiner<br />
Werkstätten auch solche<br />
„Erfolgsgeschichten“?<br />
Helmut Weber: Ja – die eine<br />
oder die andere. Leider war<br />
der Weg nicht immer von<br />
Dauer. Wir sind immer auf<br />
der Suche nach Betrieben, die<br />
unseren Mitarbeitern Gelegenheit<br />
zu Praktikas geben,<br />
sowie einen Außenarbeitsplatz<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Wie bekommt man eigentlich<br />
eine Stelle in einer<br />
Behindertenwerkstatt?<br />
Helmut Weber: Der Weg<br />
führt über die Agentur für<br />
Arbeit, den Rentenversicherungsträger<br />
bzw. die Berufsgenossenschaft.<br />
Die Mitarbeiter sind ja<br />
unterschiedlich gehandicapt.<br />
Wie kann man feststellen,<br />
in welchen Bereichen<br />
sie am besten eingesetzt<br />
werden können? Und wer<br />
schätzt das bei Ihnen ein?<br />
Helmut Weber: Die ersten<br />
zwei Jahre findet eine Berufsfindung<br />
und Qualifikation in<br />
unserem Berufsbildungsbereich<br />
statt, welche Praktikas<br />
in den Arbeitsgruppen sowie<br />
in externen Betrieben einschließt.<br />
Die Förderung findet<br />
nach Eignung und Neigung<br />
statt.<br />
Findet bei den Wolfsteiner<br />
Werkstätten eigentlich<br />
auch Ausbildung zu Berufen<br />
statt?<br />
Helmut Weber: Eine Ausbildung<br />
im klassischen Sinne ist<br />
den Werkstätten für behinderte<br />
Menschen verwehrt. Diese<br />
findet in Berufsbildungswerken<br />
bzw. Berufsbildungszentren<br />
statt.<br />
Wie werden Ihre Mitarbeiter<br />
mit Handicap entlohnt?<br />
Helmut Weber: Die behinderten<br />
Menschen werden<br />
nach Leistung entlohnt. Der<br />
Durchschnittsmonatslohn<br />
in Deutschland liegt bei 180<br />
Euro. In den Wolfsteiner Werkstätten<br />
wird ein Vielfaches<br />
davon bezahlt.<br />
Der Diözesancaritasverband<br />
hat die Wolfsteiner<br />
Werkstätten in den letzten<br />
Jahren um rund 180 Arbeitsplätze<br />
erweitert und in den<br />
Standort Freyung enorm<br />
investiert. Was tut sich noch<br />
in den nächsten Jahren?<br />
Helmut Weber: Der Caritasverband<br />
für die Diözese Passau<br />
e.V. wird in den nächsten<br />
Jahren weitere Investitionen<br />
tätigen. Die jetzigen Außenbereiche<br />
der Wolfsteiner<br />
Werkstätten werden 2018<br />
zentral in Freyung in den neu<br />
geschaffenen Räumen wieder<br />
ihre berufliche Heimat finden.