Schreibwerkstattgeschichten - Sich schreibend ... - Handgeschrieben

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Nachts Fast könnten sie lebendig werden. Auf den Vorratsgläsern schimmert ein Widerschein der Lampe. Salzgefäße, die Kinderkalender, eine Salami. Zwei Stücke baumeln an einer Schnur. Kleine Gefäße, Schüsseln und Milchkännchen. Der CD-Player. Ob er sich nachts mit der alten Kaffeemühle unterhält Alles erzählt seine Geschichte. Das Müsliglas, Sonnenblumenkerne, Sesam. Die vielen Bretter: So viele Abendessen, Brot, Wurst, Käse. Nachts. Susanne Sorgenfrei 21 Schreibwerkstattgeschichten – Sich schreibend selbst neu entdecken
Der erste Satz (Poesie) Den ersten Satz setze ich an den Anfang. So können die Buchstaben und Wörter sitzen und sich ausruhen. Das eröffnet mir den Zugang zu weiteren Wörtern und Sätzen. Die Schriftsteller scheinen ja ihre Schrift, wie das Wort sagt, zu stellen. Das würde aber auch heissen, dass die Buchstaben stehen müssen und mit der Zeit müde werden und umfallen. So erklärt es sich vielleicht, dass einige Geschichten, die wir lesen, etwas fade sind. Möglicherweise hat der Schriftsteller zu schwache Wörter verwendet, die das lange Stehen nicht ausgehalten haben. Oder er hätte seine Schrift legen sollen, dann wäre er aber ein Schriftleger und dann hätte er unter Umständen Mühe bekannt zu werden. Auf jeden Fall habe ich noch nie von einem Schriftleger gehört und ich weiss nicht, ob jemand das je getan hat. Allerdings bin ich kein Schriftsteller, ich kann also nicht aus Erfahrung sprechen. Ich muss mir mit diesem Stellen (oder Legen, falls das doch zuträfe) auch nicht meinen Lebensunterhalt verdienen, ich kann unbedarft mit Buchstaben, Wörtern und Sätzen spielen, es kommt nicht darauf an, was dabei herauskommt. Ein „Satz" kann auf Schweizerdeutsch auch ein Sprung sein. Steht zwar nicht im Duden. Schon wieder Stehen, es wäre möglich, dass der Schweizerische Satz zu faul war zum Stehen, drum liegt er nur im Wortschatz dieses Alpervölkleins vor. So könnte man also zum Beispiel einfach einen „Satz" ins kalte Wasser oder auf das kalte, leere Weiss eines Blattes machen und mit Schreiben beginnen. Ist man mal drin oder darauf, je wie man es anschaut, merkt man schnell, dass man schwimmt, entweder im Wasser oder dass die Wörter auf dem Blatt fliessen. Dann und wann schwimmen einen halt auch einmal die Felle davon, aber was soll’s, nur ruhig, irgendwann kommt man ans Ufer oder ans Ende der Geschichte. Der Satz kann auch im Kaffeesatz sein. Da braucht es einige Erfahrung um darin zu lesen. Es fragt sich allerdings, ob man wirklich den Kaffeesatz ausleeren muss um darin zu lesen. Wem schon so was auf den Boden gefallen ist, weiss sicher, wie mühsam das aufwischen ist, vor 22 Schreibwerkstattgeschichten – Sich schreibend selbst neu entdecken
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