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Jahrgang 15 Nummer 1/2 Sa. 11.01.14 - Wittlich

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Stadt <strong>Wittlich</strong> - 7 - Ausgabe 1/2/2014<br />

Aus der Haushaltsrede von Bürgermeister Joachim Rodenkirch<br />

Ich denke, das Jahr 2013 war ein gutes Jahr<br />

für die Stadt <strong>Wittlich</strong>. Wir bewegen uns in<br />

einem insgesamt positiven Umfeld. Niedrige<br />

Arbeitslosigkeit in unserer Region, fast Vollbeschäftigung.<br />

Deutschland ist Exportweltmeister.<br />

Die deutschen Exporteure haben<br />

einen Umsatzrekord aufgestellt. Hier sind<br />

auch <strong>Wittlich</strong>er Firmen beteiligt, die auf den<br />

Märkten dieser Welt reüssieren. Im Oktober<br />

verkauften deutsche Firmen Waren im Wert<br />

von 99,1 Milliarden Euro ins Ausland – so viel<br />

wie noch nie in einem einzigen Monat. „Die<br />

aus dem März 2012 stammende Bestmarke<br />

von 98,7 Milliarden Euro wurde damit übertroffen“,<br />

teilt das Statistische Bundesamt am<br />

Montag letzter Woche mit. Deutschland ist<br />

Konjunkturlok der EURO-Zone. Die Stadt<br />

<strong>Wittlich</strong> hat eine ähnliche Wirkung für die<br />

unmittelbare Region Eifel-Mosel-Hunsrück.<br />

Eigentlich gute Signale, die uns und alle Kommunen<br />

fröhlich stimmen müssten.<br />

Die Antwort lautet ja - aber:<br />

Nach Berechnungen des Deutschen Städteund<br />

Gemeindebundes wird sich die Finanzlage<br />

der Kommunen in Deutschland bis zum<br />

Jahresende weiter zuspitzen. Der Dachverband<br />

erwartet, dass die sogenannten Kassenkredite<br />

Ende 2013 erstmals bei mehr als 50<br />

Milliarden Euro liegen werden. Derzeit sind<br />

es rund 48,3 Milliarden Euro. Die rheinlandpfälzischen<br />

Landkreise haben angesichts<br />

einer Rekordverschuldung mehr Geld vom<br />

Land angemahnt. Laut Landkreistag ist die<br />

Verschuldung der 24 Landkreise im Jahr 2012<br />

um 200 Millionen Euro auf einen historischen<br />

Höchststand von 2,7 Milliarden Euro gestiegen.<br />

Mit dem Urteil des Verfassungsgerichtshofs<br />

(VGH) Rheinland-Pfalz vom Februar<br />

2012 hatten die Richter dem Land aufgetragen,<br />

dass Kreise, Städte und Gemeinden<br />

wegen der zunehmenden Soziallasten mehr<br />

Geld bekommen sollen. Das Land stellt ab<br />

2014 mit dem neuen Landesfinanzausgleichsgesetz<br />

lediglich 50 Millionen Euro zusätzlich<br />

bereit. Diese „zusätzlichen“ Finanzmittel<br />

fließen im Wesentlichen zu den Kreisen und<br />

kreisfreien Städten, was letztlich die prekäre<br />

finanzielle Situation der Orts- und verbandsfreien<br />

Gemeinden nicht verbessert, sondern<br />

im Einzelfall so auch bei der Stadt <strong>Wittlich</strong><br />

noch verschlechtert. Der Koalitionsvertrag<br />

zwischen CDU, CSU und SPD greift durchaus<br />

zentrale Belange der Städte und Gemeinden<br />

auf und definiert hier auch Erfordernisse<br />

und Notwendigkeiten. Hoffentlich wird bei<br />

der Ausgestaltung des Finanzierungsweges<br />

sichergestellt, dass die Entlastungen auch bei<br />

den Städten und Gemeinden ankommen. Die<br />

Große Koalition bekennt sich ausdrücklich zu<br />

den Ebenen Bund, Länder und Kommunen<br />

sowie der Sicherstellung der Handlungsfähigkeit<br />

und eigenverantwortlichen Aufgabenwahrnehmung.<br />

So heiß es im Vertragstext:<br />

„Die Kommunen sind ein zentraler Bestandteil<br />

unseres Gemeinwesens. Sie nehmen wichtige<br />

Aufgaben der Daseinsvorsorge und der<br />

lokalen Infrastruktur wahr. Um die grundgesetzlich<br />

garantierte kommunale Selbstverwaltung<br />

zu sichern, müssen die Kommunen<br />

handlungsfähig sein. Voraussetzung dafür<br />

sind auch gesunde Finanzen.“<br />

Begrüßenswert ist, dass die Finanzbeziehungen<br />

zwischen Bund, Ländern und Kommunen<br />

neu geordnet werden im Rahmen einer Föderalismuskommission,<br />

diesmal unter Beteiligung<br />

der Kommunen. Letztlich wird sich die<br />

prekäre finanzielle Situation der Städte und<br />

Gemeinden und damit auch der Stadt <strong>Wittlich</strong><br />

nicht durch Willensbekundungen ändern,<br />

sondern nur das direkte Tun des Bundes und<br />

der Länder wird zur Entlastung der Kommunen<br />

führen. Trotzdem gilt die Stadt <strong>Wittlich</strong> in<br />

der kommunalen Familie in Rheinland-Pfalz<br />

weiterhin als finanzstark. Sicherlich haben wir<br />

einen stetigen Zuwachs an Steuerkraft. Das<br />

Problem ist nur, dass jeder EURO Ertragszuwachs<br />

im nächsten Schritt wieder durch<br />

höhere Tarifabschlüsse, Anpassung von Nivellierungssätzen<br />

oder Umlagen „aufgefressen“<br />

wird. Wir debattieren tagelang über Sinn und<br />

Unsinn von Konsolidierungsmaßnahmen, finden<br />

jedes Jahr neue Wege, den anfallenden<br />

Aufwand zu minimieren und neue Ertragsquellen<br />

zu erschließen.<br />

Eigentlich sollten diese Anstrengungen dazu<br />

führen, dass sich die Finanzlage unserer Stadt<br />

stetig verbessert. Leider wirken die Neufassung<br />

des Landesfinanzausgleichgesetzes<br />

(LFAG) und die Nichtanwendung des Konnexitätsprinzips<br />

dem entgegen. So werden wir<br />

in diesem Jahr gezwungen sein, die Hebesätze<br />

für die Grundsteuern A und B anzuheben.<br />

Sollten die Hebesätze nicht an die Erfordernisse<br />

des LFAG angepasst werden, würden<br />

für unsere Stadt Nachteile im Rahmen der<br />

ihr zustehenden Schlüsselzuweisungen entstehen.<br />

Dies gilt es zu verhindern. Auch der<br />

Landkreis hat zur Finanzierung des eigenen<br />

Haushalts wieder die Kreisumlage von derzeit<br />

45,73 Prozent auf 46,044 Prozent erhöht.<br />

Diese Erhöhung schlägt mit 65.000 EURO<br />

Mehraufwand für die Stadt <strong>Wittlich</strong> zu Buche.<br />

Trotz dieser negativen finanziellen Rahmenbedingungen<br />

für die Stadt nutzen wir Chancen<br />

und stellen entscheidende Weichen für<br />

die Zukunft.<br />

Zukunft findet in <strong>Wittlich</strong> statt. Betrachtet<br />

man die Investitionen in die Infrastruktur in<br />

Stadt, aber auch im direkten Umland, dann<br />

muss man ohne Übertreibung feststellen,<br />

<strong>Wittlich</strong> bewegt und ist in Bewegung. Der<br />

Bau der B 50 neu schreitet unaufhaltsam<br />

voran und schafft so die optimalen Voraussetzungen<br />

zur Ansiedlung expansionswilliger<br />

und –fähiger Unternehmen. Hier entstehen<br />

neue Arbeitsplätze. Der demografische Wandel<br />

und die steigenden Mobilitätskosten<br />

führen letztlich dazu, dass die Arbeitskräfte<br />

ihren Wohnsitz in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />

suchen werden. Demografische Studien<br />

belegen, dass die Stadt <strong>Wittlich</strong> künftig noch<br />

weiter wachsen wird und sich somit entgegen<br />

den allgemeinen demografischen Trends entwickelt.<br />

Anzahl der Einwohner mit Erstwohnsitz in<br />

<strong>Wittlich</strong>: Stichtag 9. Mai 2011 (Zensus) = 18237<br />

sowie mit Stichtag vom 19. Dezember 2013 konkret<br />

18337 (19168 mit Zweitwohnsitz).<br />

<strong>Wittlich</strong> hat eine hervorragende Bildungsinfrastruktur.<br />

Unsere Grundschulen sind bestens<br />

aufgestellt und bei der Bereitstellung von ausreichend<br />

Kita-Betreuungsplätzen haben wir<br />

unsere Hausaufgaben gemacht. Die Erweiterung<br />

und <strong>Sa</strong>nierung der Kita Jahnplatz kann<br />

sich sehen lassen und setzt sicherlich Maßstäbe<br />

in der Region. Im Konversionsgebiet<br />

steht, nach wie vor, die einzige als Passivhaus<br />

zertifizierte Kita in Rheinland-Pfalz.<br />

Mit der Einweihung des EVENTUM und<br />

einer Reihe hochkarätiger Eröffnungsveranstaltungen<br />

wurden die Weichen für künftige<br />

kulturell, sportlich und gesellschaftlich hochwertige<br />

Veranstaltungen in einem entsprechenden<br />

Ambiente geschaffen. Wir dürfen<br />

mit Recht gespannt sein, welche Highlights<br />

uns im kommenden Jahr geboten werden.<br />

Durch das Programm „Aktive Stadtzentren“<br />

wurden bis Ende des Jahres 2013 Investitionen<br />

in Höhe von rd. 18,5 Mio. EURO<br />

ausgelöst. Allen voran seien hier die Baumaßnahmen<br />

„Alte Posthalterei“ und „Lieserdomizil“<br />

genannt. Die Entwicklung des<br />

Parkplatzes „Oberstadt“ mit der „Klammer“<br />

nimmt inzwischen auch Formen an. Die Maßnahme<br />

verläuft nach Plan, so dass von einer<br />

Fertigstellung rechtzeitig zur Säubrennerkirmes<br />

2014 auszugehen ist.<br />

Zwei weitere große Projekte, die schon länger<br />

auf der Konsolidierungsagenda standen,<br />

konnten zum Jahresende 2013 endlich zum<br />

Abschluss gebracht werden.<br />

So verfügt die Stadt <strong>Wittlich</strong> ab 1. Januar<br />

2014 endlich über ein „eigenes“ Verwaltungsgebäude.<br />

Die lange Odyssee des Rathausneubaus<br />

bzw. –ankaufs hat endlich ein Ende<br />

gefunden. Der Kaufvertrag über das „Stadthaus“<br />

wurde heute Morgen unterzeichnet.<br />

Die bestehenden Mietverträge wurden zu<br />

unveränderten Konditionen übernommen<br />

und teilweise auf bestehende Leerstände ausgeweitet.<br />

Als nächste Aufgabe steht nun die<br />

Optimierung von Organisations- und Arbeitsabläufen<br />

durch Neuordnung der räumlichen<br />

Aufteilung zur Verbesserung der bürgerorientierten<br />

Verwaltung an. So ist es u.a. geplant,<br />

die publikumsintensiven Bereiche der Verwaltung<br />

in die ehemaligen Räumlichkeiten<br />

des RWE im Erdgeschoss zu verlegen und<br />

dort einen zeitgemäßen Bürgerservicebereich<br />

einzurichten.<br />

Des Weiteren hat der Stadtrat am Dienstag<br />

beschlossen, zum Jahresende 52 städtische<br />

Wohnungen an die Gemeinnützige Baugenossenschaft<br />

<strong>Wittlich</strong> zu übertragen. Auch hier ist<br />

heute der Vertrag unterzeichnet worden. Mit<br />

der Gemeinnützigen Baugenossenschaft <strong>Wittlich</strong><br />

hat die Stadt einen Partner gefunden, für<br />

den zum einen die Vermietung von Wohnungen<br />

unter Beachtung sozialer Aspekte in seiner<br />

Geschäftspolitik Berücksichtigung findet<br />

und zum anderen die notwendige Modernisierung<br />

und Instandhaltung der Liegenschaften in<br />

Angriff genommen wird.<br />

Doch nun konkret zu dem Haushaltsplan 2014,<br />

der im Entwurf am 1. Oktober 2013 in den Stadtrat<br />

eingebracht wurde. Nach den Vorberatungen<br />

schließt er im Ergebnishaushalt mit einem leichten<br />

Überschuss von rund 30.000 Euro ab. Der<br />

Finanzhaushalt weist einen <strong>Sa</strong>ldo der ordentlichen<br />

Ein- und Auszahlungen in Höhe von rund<br />

1,5 Millionen Euro aus. Der <strong>Sa</strong>ldo aus Ein- und<br />

Auszahlungen aus Investitionstätigkeit schließt<br />

mit -2,43 Millionen Euro ab.<br />

Es freut mich sehr, dass es unserer neuen Kämmerin<br />

Frau Rees auf Anhieb gelungen ist, einen<br />

operativ ausgeglichenen Haushaltsplan aufzustellen.<br />

Hierfür meinen herzlichen Dank. Mein<br />

Dank gilt aber auch allen ehrenamtlich engagierten<br />

Rat- und Ausschussmitgliedern, den<br />

Ortsbeiräten und Ortsvorstehern. Wenn ich das<br />

sage, entfaltet sich in mir ein Gefühl des Wehmutes.<br />

Mit Blick auf die Kommunalwahl 2014<br />

ist mir bewusst, dass dies der letzte Haushalt<br />

ist, den wir in dieser Konstellation verabschieden<br />

werden. Sie waren ein überaus loyales,<br />

konstruktives, engagiertes, offenes Gremium,<br />

mit dem die Zusammenarbeit riesige Freude<br />

bereitet hat und was im Ergebnis unsere Stadt<br />

durch richtungsweisende Beschlüsse wesentlich<br />

vorangebracht hat. Danke! Dank gilt auch<br />

den Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeitern<br />

sowie allen Bürgerinnen und<br />

Bürgern, die sich auf vielfältige Art und Weise<br />

zum Wohle unserer Stadt eingesetzt haben.<br />

Ohne dieses Engagement könnte unsere Stadt<br />

in dieser Qualität nicht bestehen. Wie heißt es<br />

auf dem Ehrenschild der Stadt: Die Stadt wird<br />

zur Stadt durch die Menschen. Wie wahr! Vor<br />

diesem Hintergrund können wir uns getrost den<br />

Herausforderungen des neuen Jahres stellen.<br />

Die Zukunft ist weit offen, sie hängt von uns ab,<br />

von uns allen.

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