Ab sofort erhältlich: Im Buch - business today
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Energieversorger wie die<br />
EnBW Energie Baden-<br />
Württemberg AG stehen in<br />
der Kritik. <strong>Im</strong> Interview mit<br />
<strong>business</strong> <strong>today</strong> erläutert<br />
Pressesprecher Dirk<br />
Ommeln aus Sicht des<br />
Energieunternehmens,<br />
warum der Energiekompromiss<br />
notwendig war und<br />
was mit den zusätzlichen<br />
Einnahmen geschehen soll.<br />
Atomkompromiss – und jetzt? | titelstory<br />
Erneuerbare<br />
haben Vorfahrt<br />
Das Energiekonzept ist verabschiedet.<br />
Manche sprechen von „Revolution“,<br />
Kritiker sprechen von „Sackgasse“. Wie<br />
werten Sie das Energiekonzept?<br />
Dirk Ommeln: Das Energiekonzept definiert<br />
ambitionierte Ziele unter anderem in<br />
Bezug auf die Steigerung der Energieeffizienz<br />
sowie den Klimaschutz. So will die<br />
Regierung zum Beispiel die Treibhausemissionen<br />
bis 2050 um 80 Prozent senken.<br />
Die Kernenergie hilft hier, denn durch den<br />
Betrieb der Kernkraftwerke kann pro Jahr<br />
so viel CO 2 eingespart werden, wie der gesamte<br />
Straßenverkehr in Deutschland pro<br />
Jahr emittiert.<br />
Viele Menschen demonstrieren dieser<br />
Tage gegen die Kernenergie – sie kritisieren<br />
vor allem die ungelöste Frage der<br />
Endlagerung von Atommüll. Wie reagieren<br />
Sie auf diese Proteste?<br />
Ommeln: Ich bin von der Technologie<br />
der Kernkraft überzeugt und halte sie für<br />
eine unverzichtbare Brücke, wenn wir das<br />
weltweit akute CO 2 -Problem lösen wollen.<br />
Energieversorgung ist ein europäisches<br />
Thema und Deutschland keine Insel. Was<br />
nützt es, sichere Kernkraftwerke hierzulande<br />
abzuschalten und Atomstrom aus<br />
Drittländern zu importieren?<br />
Die EnBW betreibt selbst Kernkraftwerke.<br />
Freuen Sie sich jetzt über die zu erwartenden<br />
Zusatzgewinne?<br />
Ommeln: Kernbrennstoffsteuer und<br />
Fondsabgabe belasten uns ganz erheblich.<br />
Sechs Jahre lang zahlen wir die Kernbrennstoffsteuer<br />
– jedes Jahr 440 Millionen<br />
Euro. Gleichzeitig leisten wir rund<br />
300 Millionen Euro Vorauszahlungen in<br />
den Fonds zum Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien. Insgesamt werden also deutlich<br />
über 50 Prozent der uns unterstellten möglichen<br />
Zusatzerträge abgeschöpft.<br />
Was passiert mit den in den Fonds eingezahlten<br />
Beträgen?<br />
Ommeln: Wir wünschen uns, dass alle<br />
Unternehmen unter gleichen Voraussetzungen<br />
Zugang zu diesem Fonds haben.<br />
Letztendlich entscheidet aber die Bundespolitik<br />
über die Verwendung der Mittel.<br />
Profitieren die vier großen deutschen<br />
Energieversorger in unterschiedlicher<br />
Weise von dem Energiekompromiss?<br />
Ommeln: Zusätzliche Gewinne kommen,<br />
wenn überhaupt, erst am ganz langen Ende.<br />
Auf kleine Kraftwerke bezogen belastet<br />
uns die Kernbrennstoffsteuer im Vergleich<br />
zu den anderen großen Energieversorgern<br />
Eon, RWE und Vattenfall übrigens mit<br />
<strong>Ab</strong>stand am meisten.<br />
Einige Stadtwerke beklagen, dass sich<br />
durch die Laufzeitverlängerung Investitionen<br />
in die erneuerbaren Energien nicht<br />
mehr rechnen würden...<br />
Ommeln: Das Gesetz sieht eine vorrangige<br />
Einspeisung ins Stromnetz vor. Erneuerbare<br />
Energien sind also privilegiert.<br />
Über die EEG-Einspeisung ist zudem eine<br />
feste Vergütung gesetzlich festgeschrieben.<br />
Daran hat sich nichts geändert. Investitionen<br />
in die Erneuerbaren sind also<br />
unverändert attraktiv. Wenn diese Fakten<br />
ausgeblendet werden, ist dies wohl eher<br />
politisch motiviert.<br />
Das heißt, sie investieren weiter in die<br />
Erneuerbaren?<br />
Ommeln: An unserem Ziel, bis 2020 rund<br />
20 Prozent unserer Stromerzeugung aus<br />
erneuerbaren Energien zu decken, wollen<br />
wir weiterhin festhalten. Wir investieren in<br />
unsere Wasserkraftwerke in Rheinfelden<br />
und Iffezheim, in Offshore-Windkraft und<br />
in Biomasse und Photovoltaik-Anlagen.<br />
Erst vor wenigen Tagen haben wir zum<br />
Beispiel in Ulm einen der größten Solarparks<br />
in Baden-Württemberg eingeweiht.<br />
Was ist mit Windenergie? <strong>Im</strong> Allgäu und in<br />
Oberschwaben gibt es Flächen, auf denen<br />
von behördlicher Seite nichts gegen die Installation<br />
von Windkraftanlagen spricht...<br />
Ommeln: Onshore sind wir bereits seit<br />
Mitte der 80er-Jahre tätig. Mittlerweile<br />
betreibt die EnBW rund 60 Windkraftanlagen<br />
an Land mit einer Gesamtleistung<br />
von rund 100 Megawatt. Ein Joint-Venture<br />
mit der ALTUS AG wird uns bei unseren<br />
Ausbauplänen – insbesondere auch<br />
in Baden-Württemberg – weiter voranbringen.<br />
■<br />
04/2010 <strong>business</strong><strong>today</strong> 15