Einführung in die Fachdidaktik Deutsch - Sprachdidaktik - nibuki
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9 - <strong>Sprachdidaktik</strong> im Kompetenz-/Lehr-Lern-Bereich „Sprache und Sprachgebrauch<br />
untersuchen“: Grammatikunterricht<br />
9.1 - Wozu Grammatikunterricht?<br />
Es liegen ke<strong>in</strong>e empirischen Ergebnisse vor, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Verbesserung des Sprachgebrauchs durch e<strong>in</strong>en<br />
Grammatikunterricht belegen könnten. Grammatikunterricht führt offenbar nicht zu e<strong>in</strong>en direkten<br />
Verbesserung der gesprochenen Sprache. Anders jedoch verhält sich das bei geschriebener Sprache,<br />
wobei es nicht im eigentlichen S<strong>in</strong>ne darum gehen kann, den Schriftsprachgebrauch zu „verbessern“,<br />
sondern e<strong>in</strong>en bestimmten Sprachgebrauch zu lehren - Sprechen können <strong>die</strong> Schüler meist relativ<br />
problemlos, <strong>die</strong> Schriftsprache beherrschen viele dagegen weniger gut.<br />
Das Ziel e<strong>in</strong>es Grammatikunterrichts ist es demnach, den Schülern <strong>die</strong> Norm der deutschen<br />
Standardsprache zu vermitteln, also von der „natürlichen Sprache“ zu e<strong>in</strong>er „Kunstsprache“ zu<br />
gelangen und <strong>die</strong>se nutzbar zu machen. Alle <strong>Deutsch</strong>en sollen sich <strong>in</strong> der geschriebenen deutschen<br />
Standardsprache auskennen (als e<strong>in</strong>er Varietät des <strong>Deutsch</strong>en!), um Chancengleichheit zu garantieren.<br />
� Hubert Ivo äußert sich zum Grammatikunterricht wie folgt:<br />
Beschäftigung mit Grammatik macht <strong>die</strong>se „bewußt und klärt <strong>die</strong> Vorstellung von ihr unter<br />
theoretischen Gesichtspunkten; und […] sie erlaubt, mit Gründen zu tun, was ohne sie nur<br />
gewohnheitsgemäß praktiziert werden kann: sie ist <strong>die</strong> Anstrengung zu wissen, was wir tun,<br />
wenn wir –was uns Menschen auszeichnet –sprechen.“<br />
� Eduard Haueis spricht von „Sprachbewußtheit“:<br />
„Als Leitidee für <strong>die</strong> didaktische Modellierung von sprachlichem Wissen kommt nach allem,<br />
was man dazu herausf<strong>in</strong>den kann, eigentlich nur <strong>in</strong> Frage, <strong>die</strong> Festigung und Erweiterung von<br />
Sprachbewußtheit zu ermöglichen. [...] Sprachbewußtheit ist <strong>die</strong> Fähigkeit, über se<strong>in</strong>e eigene<br />
Sprachkenntnis bewußt zu verfügen und das Sprechen und Schreiben anderer bewußt und<br />
differenziert wahrzunehmen.“<br />
Sowohl Ivo als auch Haueis nennen somit „Sprachbewusstheit“ als das Ziel des Grammatikunterrichts.<br />
Die implizite Grammatik, über <strong>die</strong> jeder Muttersprachler verfügt, soll durch den Grammatikunterricht<br />
bewusst gemacht werden. „Sich im Unterricht mit Grammatik zu beschäftigen heißt also nicht - wie <strong>in</strong><br />
manchen anderen Schulfächern üblich -. etwas völlig Neues zu erwerben, sondern es heißt, zu etwas<br />
Distanz zu gew<strong>in</strong>nen, über das man schon verfügt“, so Gornik.<br />
Grammatikunterricht <strong>die</strong>nt somit e<strong>in</strong>mal dem sprachlichen Lernen, daneben aber auch der sprachlichen<br />
Bildung:<br />
sprachliches Lernen sprachliche Bildung<br />
Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sprache erwerben - „<strong>die</strong><br />
Sprache“<br />
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soll nicht nur kompetent im Sprachgebrauch<br />
machen, sondern auch im Sprachwissen - „über<br />
<strong>die</strong> Sprache“