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2 Ausgangspunkt - gemeinsame gesellschaftliche Ten<strong>de</strong>nzen in Europa<br />
2 Ausgangspunkt – gemeinsame gesellschaftliche Ten<strong>de</strong>nzen in Europa<br />
2.1 Altersbil<strong>de</strong>r und Altersmythen – verbreitete Vorstellungen in Europa<br />
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Die Diskussionen über <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>l<br />
und seine Folgen haben dazu geführt, dass Politiker<br />
und Medien in <strong>de</strong>n europäischen Län<strong>de</strong>rn ihre<br />
Aufmerksamkeit auf die Senioren richten.<br />
Die <strong>de</strong>mographische Entwicklung in Europa wird in <strong>de</strong>r<br />
öffentlichen Meinung oft unter negativen Vorzeichen<br />
diskutiert. Beklagt wird dabei eine Überalterung <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft, die die Finanzierbarkeit <strong>de</strong>s Sozialstaates<br />
bedrohen, ja sprengen wür<strong>de</strong>. Ohne die gravieren<strong>de</strong>n<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen zu vernachlässigen o<strong>de</strong>r gar<br />
leugnen zu wollen, sollen die positiven Elemente <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>mografischen Entwicklung betont wer<strong>de</strong>n. Noch nie<br />
zuvor in <strong>de</strong>r Geschichte hatten Angehörige <strong>de</strong>r älteren<br />
Generationen die Chance, in einer <strong>de</strong>rart hohen Zahl<br />
so lange mit einer <strong>de</strong>rart guten gesundheitlichen und<br />
sozialen Versorgung zu leben.<br />
Die öffentliche Meinung wird <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />
Situation <strong>de</strong>r älteren Menschen nicht gerecht: auf <strong>de</strong>r<br />
einen Seite wer<strong>de</strong>n sie als unproduktiv und überflüssig<br />
für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />
Entwicklung betrachtet. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist es<br />
ihr Privileg, frei zu sein von vielen gesellschaftlichen<br />
Verpflichtungen. Auf <strong>de</strong>r einen Seite wer<strong>de</strong>n ihre<br />
Kompetenzen gering geschätzt, da diese als nicht<br />
wertvoll für <strong>de</strong>n Arbeitsmarkt gelten. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Seite verfügen ältere Menschen über viele Erfahrungen<br />
und Fertigkeiten, die die Gesellschaft nutzen will. Auf<br />
<strong>de</strong>r einen Seite haben die Senioren in <strong>de</strong>r öffentlichen<br />
Meinung und in <strong>de</strong>n Augen mancher Jüngerer das<br />
Image, unbeweglich, unflexibel, schwach und kaum<br />
belastbar zu sein. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite sind viele<br />
ältere Menschen agil, aktiv und leistungsfähig, und<br />
dies bis ins hohe Alter.<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>r Diskussion um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen<br />
Wan<strong>de</strong>l haben sich die Bil<strong>de</strong>r vom Altern geän<strong>de</strong>rt.<br />
„Erfolgreiches Altern“, „produktives Altern“, „aktives<br />
Altern“ „kompetentes Altern“ – das sind die<br />
Leitbegriffe, die sich in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten in<br />
Europa zunehmend in Wissenschaft und Politik etabliert<br />
haben. Sie haben dazu beigetragen, die Vorstellungen<br />
vom Alter als einem biologischen Abbauprozess zu<br />
modifizieren und die Chancen und „späten Freiheiten“<br />
<strong>de</strong>r nachberuflichen und nachfamiliären Lebensphase<br />
ins Zentrum <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit zu lenken. Senioren<br />
wer<strong>de</strong>n dargestellt als aktive, kompetente, gebil<strong>de</strong>te,<br />
streitbare Mittsechziger, die gesund, attraktiv, fröhlich<br />
und nicht zuletzt wohlhabend sind. Die „jungen Alten“<br />
wer<strong>de</strong>n dabei als Ausweg aus <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />
Krise durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>l angeführt.<br />
Das hohe Erfahrungspotenzial älterer Menschen soll in<br />
<strong>de</strong>ren langen nachberuflichen Phase für die Gesellschaft<br />
nützlich sein. Dieses Um<strong>de</strong>nken im Altersbild zeigt sich<br />
in seniorenpolitischen Programmen. Ältere Menschen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht mehr nur als eine finanzielle Belastung<br />
<strong>de</strong>s Renten- und Gesundheitssystems, son<strong>de</strong>rn als<br />
eine neu zu ent<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> gesellschaftliche Ressource<br />
verstan<strong>de</strong>n, die als unbezahlte, freiwillige Tätigkeit<br />
<strong>de</strong>r Senioren genutzt wird.<br />
Allerdings laufen diese positiven Bil<strong>de</strong>r vom Alter<br />
Gefahr, die Gebrechlichkeit und Beschwer<strong>de</strong>n, die<br />
das Alter begleiten können, zu übersehen. Es wer<strong>de</strong>n<br />
Erwartungen geweckt, dass alte Leute fit und ein<br />
aktiver Teil <strong>de</strong>r Gesellschaft sein müssen. Sie sollten<br />
keine Fürsorge brauchen und sollten <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
nicht zur Last fallen. „Auch positiv überzeichnete Bil<strong>de</strong>r<br />
von Alter können dazu beitragen, dass vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Potenziale nicht für an<strong>de</strong>re Menschen genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n; dies vor allem dann, wenn aus bestehen<strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten Verpflichtungen abgeleitet wer<strong>de</strong>n und<br />
sich ältere Menschen überfor<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r ausgenutzt<br />
fühlen.“ (Deutscher Bun<strong>de</strong>stag 2006, S. 50)<br />
Ein vollständiges und stimmiges Image <strong>de</strong>r Senioren<br />
würdigt <strong>de</strong>ren Ressourcen und Potenziale und<br />
verschließt gleichzeitig nicht die Augen vor <strong>de</strong>ren<br />
möglichen altersbedingten Einschränkungen.